Kapitel 2

Die niederen Hänge des Wäldchens namens Hanging Chart lagen schon im Schatten, aber das Flachland zur Linken war noch sonnig und warm. Das Haus, ein wenig ab von der Straße, durch Mauern und Bäume geschützt, war von einem Backsteinrot wie aus alten Gemälden. Es war nicht minder glatt und ordentlich als der makellose Rasen davor. Die Fenster waren hoch und schmal in geometrischen Blöcken, und ein schnurgerader Kiesweg führte zur Eingangstür. Die Schornsteine standen eng und dicht beieinander im letzten Sonnenlicht.

Kein Efeu hatte diese Mauern je erklimmen dürfen. Auf der Rückseite gab es jedoch eine Reihe Buchen, nahe ans Haus gepflanzt. Hier war in der Mitte des Haupthauses ein neuerer Flügel angesetzt – so daß es wie ein auf dem Kopf stehendes T aussah –, und dieser teilte den kunstvoll angelegten Garten in zwei Hälften. Auf eine davon gingen die rückwärtigen Fenster des Raumes hinaus, in dem Sir John Farnleigh und Molly Farnleigh nun saßen und warteten.

Eine Uhr tickte im Zimmer. Es war die Art von Raum, die man im achtzehnten Jahrhundert Musiksalon genannt hätte, oder den Kleinen Salon für die Damen, und es schien geradezu ein Symbol für den Platz des Hauses in dieser Welt. Ein Pianoforte stand darin, von jenem Holz, das man im Alter für poliertes Schildpatt halten konnte. Es gab altehrwürdiges Silber, und von den Nordfenstern ging der Blick auf den Hanging Chart. Molly Farnleigh nahm es als Wohnzimmer; es war sehr warm und still darin – nur das Ticken der Uhr war zu hören.

Molly Farnleigh saß am Fenster im Schatten einer großen, weit ausgreifenden Buche. Sie war das, was man den sportlichen Typ nennt, mit kräftigem, wohlproportioniertem Körper und einem kantigen, doch sehr attraktiven Gesicht. Das dunkelbraune Haar war kompromißlos kurz geschnitten. Die hellen haselnußbraunen Augen leuchteten in einem aufrichtigen, gebräunten Gesicht, und die Festigkeit, mit der sie einen ansah, war so gut wie ein Händedruck. Den Mund konnte man zu breit finden, aber sie zeigte prächtige Zähne, wenn sie lachte. Sie war keine Schönheit im herkömmlichen Sinne, aber Gesundheit und Energie verliehen ihr eine Attraktivität, die weitaus stärker war.

Nun lachte sie allerdings nicht. Ihr Blick war fest auf ihren Mann geheftet, der mit kurzen, harten Schritten im Zimmer auf- und abging.

»Du machst dir doch keine Sorgen?« fragte sie.

Sir John Farnleigh blieb stehen. Dann zog er an seinen Manschetten und nahm seine Schritte wieder auf.

»Sorgen? O nein, das nicht. Das ist es nicht. Nur einfach – ach, zum Teufel mit der ganzen Sache!«

Er schien der ideale Partner für sie. Wenn man sagte, daß er der Landedelmann par excellence war, würde das den falschen Eindruck wecken, denn jeder stellt sich einen rotgesichtigen Wüstling vor, wie es sie vor hundert Jahren gab. Aber es gibt auch andere. Farnleigh war mittelgroß, von drahtiger, muskulöser Art, die irgendwie an einen Pflug denken ließ: das glitzernde Metall, den kompakten Bau, die scharfe Klinge, die die Furche zieht.

Er mochte etwa vierzig sein. Das Gesicht war gebräunt, mit einem dichten, doch kurz geschnittenen Schnurrbart; in den dunklen Haaren zeigten sich die ersten Spuren von Grau und in den Winkeln der wachen dunklen Augen die ersten Fältchen. Man hätte gesagt, daß er auf dem Höhepunkt seiner geistigen und körperlichen Kraft war, ein Mann von enormer, doch gezügelter Energie. Wie er nun in dem kleinen Zimmer auf- und abging, wirkte er nicht ärgerlich und verdrossen, sondern eher unbequem, verlegen.

Molly erhob sich. »Aber mein Lieber, warum hast du mir denn das nur nicht gesagt!« rief sie.

»Warum sollte ich dir damit zur Last fallen?« erwiderte er. »Das ist meine Sache. Ich komme schon damit zurecht.«

»Wie lange weißt du es schon?«

»Seit einem Monat. Ungefähr.«

»Und deswegen warst du die ganze Zeit so bedrückt?« fragte sie, und nun sprach ein anderer Kummer aus ihren Augen.

»Deswegen auch«, brummte er und sah sie forschend an.

»Auch? Was soll das heißen?«

»Genau was ich sage, meine Liebe: auch.«

»John … Es hat doch nichts mit Madeline Dane zu tun, oder?«

Er blieb stehen. »Liebe Güte, nein! Nicht das mindeste. Ich weiß gar nicht, wie du auf solche Ideen kommst. Aber Madeline magst du nicht, nicht wahr?«

»Ich mag ihre Augen nicht. Ihre Augen sind seltsam«, sagte Molly, dann schüttelte sie diesen Anflug von Stolz ab, oder was es sonst für ein Gefühl sein mochte, das sie nicht beim Namen nannte. »Tut mir leid. Das hätte ich nicht sagen sollen, jetzt wo wir genug andere Sorgen haben. Es ist alles ärgerlich, aber es ist doch nichts dran an der Sache, oder? Der Mann hat nichts in der Hand, nicht wahr?«

»Der Mann ist im Unrecht. Ob er nichts in der Hand hat, weiß ich nicht.«

Es klang schroff, und sie musterte ihn.

»Wieso machen denn alle so ein Geheimnis darum? Wenn er ein Hochstapler ist, wieso kannst du ihn dann nicht einfach vor die Tür setzen, und die Sache ist erledigt?«

»Burrows sagt, das wäre unklug. Jedenfalls jetzt, solange wir uns nicht – äh – angehört haben, was er zu sagen hat. Dann können wir etwas tun. Und wir werden nicht lange fackeln. Außerdem …«

Molly Farnleighs Züge verhärteten sich.

»Ich wünschte, du ließest dir von mir helfen«, sagte sie. »Nicht daß ich dir groß helfen könnte, das wahrscheinlich nicht, aber ich wüßte doch gern, worum es überhaupt geht. Ich weiß, dieser Mann verlangt, daß du ihm Gelegenheit gibst, zu beweisen, daß er der wahre John Farnleigh ist. Natürlich ist das Unsinn. Ich habe dich vor Jahren gekannt, und ich wußte sofort, wer du warst; du würdest staunen, wie schnell ich es wußte. Aber du willst den Burschen nun einmal empfangen, und ich weiß, daß Nat Burrows und noch ein Anwalt kommen und daß alle furchtbar geheimnisvoll tun. Was habt ihr vor?«

»Kannst du dich noch an meinen alten Hauslehrer Kennet Murray erinnern?«

»Mit Mühen«, sagte Molly und runzelte die Stirn. »Großer, freundlicher Mann mit kurzgeschorenem Bart, wie ein Seemann oder Künstler. Er muß ja seinerzeit noch jung gewesen sein, aber mir kam er damals uralt vor. Hat immer die abenteuerlichsten Geschichten erzählt …«

»Er hat von einem Leben als Detektiv geträumt«, unterbrach ihr Mann sie recht schroff. »Tja, die Gegenseite hat ihn aus Bermuda kommen lassen. Er sagt, er kann mit absoluter Gewißheit den echten John Farnleigh identifizieren. Er ist drüben im Bull and Butcher.«

»Moment!« rief Molly. »Es ist ein Mann dort abgestiegen, der ›aussieht wie ein Künstler‹. Das ganze Dorf erzählt davon. Ist das Murray?«

»Das ist der alte Murray. Ich wollte hingehen und ihn begrüßen, aber es wäre nicht – es wäre unsportlich, könnte man sagen«, sagte ihr Mann mit einer Art innerem Widerwillen. »Es könnte aussehen, als ob ich ihn beeinflussen wollte. Etwas in dieser Art. Er kommt her, damit er beide Männer sieht und – mich identifizieren kann.«

»Wie das?«

»Er ist der einzige Mensch auf der Welt, der mich damals wirklich gut kannte. Meine Familie ist praktisch ausgestorben, das weißt du ja. Und die Dienstboten von damals sind auch alle fort; nur Nannie lebt noch, und die ist in Neuseeland. Selbst Knowles ist ja erst seit zehn Jahren hier. Sicher, es gibt viele, mit denen ich damals einigermaßen bekannt war, aber du weißt ja, was für ein ungeselliger Kerl ich war, und Freunde hatte ich keine. Murray, der arme alte Spürhund, ist der Mann, auf den es ankommt. Er bleibt neutral und hat sich mit keiner Seite eingelassen; aber einmal in seinem Leben hat er jetzt wirklich Gelegenheit, den Meisterdetektiv zu spielen …«

Molly atmete tief durch. Die gesunde Bräune ihres Gesichts, die Gesundheit ihres ganzen Körpers, unterstrichen das Ungestüme ihres Tonfalls noch.

»John, ich verstehe das nicht. Ich verstehe es wirklich nicht. Du tust, als sei es ein Spiel oder eine Wette oder so etwas. ›Es wäre unsportlich‹, ›hat sich mit keiner Seite eingelassen‹ – begreifst du denn gar nicht, daß dieser Mann, wer immer er sein mag, die Unverfrorenheit hat zu behaupten, daß alles, was du besitzt, ihm gehört? Daß er John Farnleigh ist? Daß ihm die Baronetswürde und die dreißigtausend Pfund im Jahr zustehen? Und daß er hier ist, um dir das alles fortzunehmen?«

»Doch, das weiß ich.«

»Aber bedeutet dir das alles denn gar nichts?« rief Molly. »Du behandelst ihn mit einer Freundlichkeit und Rücksichtnahme, daß man glauben könnte, dir sei das alles egal.«

»Es ist mein ganzes Leben.«

»Na also! Wenn jemand zu dir gekommen wäre und behauptet hätte: ›Ich bin John Farnleigh‹, dann hätte man doch erwarten können, daß du gesagt hättest: ›Ach, tatsächlich?‹ und ihn mit einem Tritt vor die Tür befördert hättest, und sonst nichts; höchstens noch die Polizei hättest du rufen können. Jedenfalls hätte ich das an deiner Stelle so getan.«

»Du weißt nicht, wie es bei solchen Sachen zugeht, Liebes. Und Burrows sagt …«

Er ließ seinen Blick durch das Zimmer schweifen. Es schien, als lausche er dem leisen Ticken der Uhr, als sauge er den Duft des gebohnerten Bodens und der frischgewaschenen Vorhänge ein, als wanderten seine Gedanken hinaus in das Sonnenlicht zu all den reichen und friedlichen Ländereien, die er besaß. In diesem Augenblick sah er, so seltsam das war, besonders puritanisch aus, und es lag etwas Gefährliches in seinem Blick.

»Es wäre schon eine verfluchte Schande«, sagte er nachdenklich, »wenn ich all das jetzt wieder verlieren würde.«

Er riß sich zusammen, als die Tür sich öffnete, und bezwang die stille Gewalt, die aus seinem ganzen Betragen sprach. Knowles, der alte glatzköpfige Butler, führte Nathaniel Burrows und Brian Page herein.

Burrows hatte, wie Page es schon auf dem Hinweg prophezeit hatte, nun wieder ganz sein zugeknöpftes Heilbuttsgesicht aufgesetzt. Hätte Page es nicht besser gewußt, so hätte er den Mann, mit dem er am Nachmittag zusammengesessen hatte, nicht wiedererkannt. Aber es war wohl angemessen bei der Stimmung, die herrschte: Page schnürte sie die Kehle zu. Als er seine beiden Gastgeber ansah, wünschte er, er wäre nicht gekommen.

Es war beinahe schmerzlich mit anzusehen, mit welcher Förmlichkeit der Anwalt die beiden begrüßte, und Farnleigh hielt sich steif, als sei er zu einem Duell angetreten.

»Ich denke«, fügte Burrows hinzu, »wir werden die Sache rasch hinter uns bringen können. Mr. Page war so freundlich und hat sich als der erforderliche Zeuge zur Verfügung gestellt …«

»Um Himmels willen«, protestierte Page, auch wenn es angespannt klang. »Wir sind doch hier nicht in einer belagerten Festung. Die Farnleighs zählen zu den größten und angesehensten Landbesitzern in Kent. Und was ich von Burrows gehört habe« – er betrachtete Farnleigh mit einem Blick, der keinen Widerspruch duldete –, »das ist, als ob jemand behauptete, das Gras sei rot oder das Wasser flösse den Berg hinauf. Und die meisten Leute dürften es genauso überzeugend finden. Wozu also diese Leichenbittermiene?«

Farnleigh sprach zögernd.

»Schon wahr«, sagte er. »Ich glaube, es ist dumm von mir.«

»Das kann man wohl sagen«, stimmte Molly zu. »Danke, Brian.«

»Der alte Murray«, sagte Farnleigh mit einem Blick, der in Gedanken weit fort zu sein schien. »Haben Sie ihn gesehen, Burrows?«

»Nur kurz, Sir John. Nicht offiziell. Und ebensowenig die Gegenseite. Er besteht auf seiner Neutralität und sagt nichts, bevor er nicht sein Urteil abgegeben hat.«

»Hat er sich sehr verändert?«

Burrows ließ ein wenig in seiner Förmlichkeit nach. »Nicht viel. Er ist älter und steifer und mürrischer geworden. Die alten Zeiten …«

»Sicher«, sagte Farnleigh. »Die alten Zeiten!« Etwas schien ihn zu beschäftigen. »Da ist nur eine einzige Frage, die ich stellen möchte. Gibt es auch nur den kleinsten Anlaß zu der Befürchtung, daß Murray nicht ehrlich sein könnte? Warten Sie! Ich weiß, es ist gräßlich, so etwas zu sagen. Der alte Murray war immer der anständigste Kerl, den man sich vorstellen konnte: immer offen, immer ehrlich. Aber seither sind fünfundzwanzig Jahre vergangen. Das ist eine lange Zeit. Ich habe mich verändert. Können wir sicher sein, daß es kein abgekartetes Spiel ist?«

»Das können wir«, erwiderte Burrows grimmig. »Und ich glaube, wir haben diese Frage auch schon zur Genüge erörtert. Natürlich war es das erste, was mir in den Sinn kam; wir haben überlegt, wie wir uns von Mr. Murrays bona fides überzeugen könnten, und Sie selbst waren mit unseren Ergebnissen zufrieden – oder etwa nicht?« * [* Zeitungsleser mögen sich erinnern, daß in der erhitzten Debatte, die auf die tragischen Ereignisse des Farnleigh-Falles folgten, dieser Punkt von Amateurdetektiven immer wieder aufgebracht wurde. Da ich selbst einmal viel Zeit mit immer neuen fruchtlosen Theorien zur Lösung des Rätsels vergeudet habe, sollte ich diesen Punkt besser hier schon klarstellen. Daß Kennet Murray ehrlich und guten Willens war, kann als Tatsache gelten. Er verfügte tatsächlich über Beweise, mit denen sich die Identität des wahren Erben bestimmen ließ, und der Leser wird sich erinnern, daß es letzten Endes ja auch diese Beweise waren, durch welche die Wahrheit ans Licht kam. – J. D. C.]

»Doch. Das ist wahr.«

»Und warum kommt es dann jetzt doch wieder auf?«

»Sie könnten mir den Gefallen tun«, erwiderte Farnleigh mit einer Art, die plötzlich nicht minder eisig war als Burrows’ eigene, »und mich nicht dauernd wie einen Gauner oder Hochstapler ansehen. Das tun doch alle hier. Versucht nicht, es zu leugnen! Genau so seht ihr mich an. Ruhe und Frieden, Ruhe und Frieden: Auf der ganzen Welt habe ich nach Ruhe und Frieden gesucht, und was habe ich davon? Aber ich kann Ihnen verraten, weshalb ich noch einmal wegen Murray frage. Wenn Sie nicht das Gefühl haben, daß etwas mit ihm nicht stimmt, weshalb lassen Sie ihn dann von einem Privatdetektiv beobachten?«

Hinter seinen großen Brillengläsern riß Burrows die Augen auf, sichtlich verblüfft.

»Ich kann Ihnen nicht folgen, Sir John. Ich habe keinen Privatdetektiv engagiert, weder für Murray noch für sonst jemanden.«

Farnleigh richtete sich auf. »Wer ist dann der andere, der im Bull and Butcher abgestiegen ist? Sie wissen schon: Der junge Bursche mit dem verschlossenen Gesicht und den klugen Bemerkungen und den neugierigen Fragen? Alle im Dorf sind sich sicher, daß er ein Privatdetektiv ist. Er behauptet, er interessiere sich für ›Folklore‹ und schreibe ein Buch darüber. Folklore, daß ich nicht lache. Er hängt an Murray wie eine Klette.«

Alle sahen sich gegenseitig an.

»Das ist wahr«, stimmte Burrows nachdenklich zu. »Ich habe von dem Folkloreforscher und seiner neugierigen Art gehört. Vielleicht hat Welkyn ihn geschickt …«

»Welkyn?«

»Der Anwalt der Gegenseite. Oder er hat überhaupt nichts mit der Sache zu tun, und das scheint mir das Wahrscheinlichste.«

»Ich würde es bezweifeln«, sagte Farnleigh, und sein Gesicht rötete sich zusehends. »Nicht bei den Fragen, die er so stellt. Zum Beispiel fragt er, wie ich höre, die Leute nach der armen Victoria Daly aus.«

Brian Page hatte den Eindruck, daß sich die Gewichte ein wenig verschoben hatten und daß die vertrautesten Dinge plötzlich unvertraut waren. Mitten in der Auseinandersetzung um seine Rechte auf einen Besitz, der dreißigtausend Pfund im Jahr einbrachte, schien Farnleigh mehr mit dem unbedeutenden – wenn auch gräßlichen – Mordfall des vorangegangenen Sommers beschäftigt. Nun? Victoria Daly, eine harmlose Frau von fünfunddreißig, die allein in ihrem Häuschen gewohnt hatte, war von einem Landstreicher erdrosselt worden, der Schnürsenkel und Kragenknöpfe feilgeboten hatte. Erdrosselt allen Ernstes mit einem Schnürsenkel, und ihr Portemonnaie hatte der Landstreicher in der Tasche gehabt, als er auf den Eisenbahngleisen sein Ende fand.

Alle schwiegen; Page und Molly Farnleigh sahen sich an, doch bevor einer von beiden etwas sagen konnte, öffnete sich die Tür, und Knowles trat ein. Er blickte nicht minder angespannt als die anderen drein.

»Es sind zwei Gentlemen eingetroffen, die Sie sprechen möchten, Sir«, sagte Knowles. »Der eine ist ein gewisser Mr. Welkyn, ein Anwalt. Der andere …«

»Nun? Was ist mit dem anderen?«

»Der andere läßt Ihnen ausrichten, er sei Sir John Farnleigh.«

»Tatsächlich? Na, dann …«

Molly hatte sich erhoben, schweigend, doch ihre Kinnmuskeln waren wie Eisen.

»Überbringen Sie ihm eine Botschaft von Sir John Farnleigh«, wies sie Knowles an. »Sir John Farnleigh läßt sich empfehlen; und wenn der Besucher keinen anderen Namen hat, unter dem er sich vorstellen kann, dann kann er an den Dienstboteneingang kommen und in der Gesindestube warten, bis Sir John Zeit hat, ihn zu empfangen.«

»Also wirklich, das geht nicht«, stotterte Burrows, in die juristische Zwickmühle geraten. »Ungünstige Umstände – da muß man taktvoll sein – behandeln Sie ihn so kalt, wie Sie nur wollen, aber geben Sie ihm nichts an die Hand …«

Der Anflug eines Lächelns zeigte sich auf Farnleighs finsterem Gesicht.

»Ist schon recht, Knowles. Überbringen Sie die Nachricht.«

»Eine Unverschämtheit«, zischte Molly.

Als Knowles zurückkehrte, sah er weniger wie ein Botschafter aus als wie ein von Ecke zu Ecke des Platzes geschmetterter Tennisball.

»Der Herr läßt seine Bitte um Entschuldigung für die Voreiligkeit seiner Formulierung übermitteln, Sir, und hofft, daß Sie es ihm nicht übelnehmen werden. Er sagt, er lebe nun schon seit einigen Jahren unter dem Namen Mr. Patrick Gore.«

»Nun gut«, sagte Farnleigh. »Dann führen Sie Mr. Gore und Mr. Welkyn herein.«


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