X Ehrensache

Die Leutnants und ranghöheren Deckoffiziere der Hyperion standen Schulter an Schulter um Bolithos Schreibtisch. Ihren Gesichtern konnte man die unterschiedliche Konzentration ansehen, mit der sie den Erläuterungen ihres Kommandanten anhand seiner Karte folgten und auf seine eindringliche Stimme lauschten.

Die See hinter den Heckfenster lag völlig im Dunkeln, und während das Schiff noch vor Anker schwojte, war es an Deck und auf den Gangways bereits lebendig von scharrenden Füßen und dem Knarren der Taljen, als, begleitet von Befehlen und unterdrückten Flüchen, Boote zu Wasser gelassen wurden.

Bolitho setzte sich auf die Fensterbank, damit er die Gesichter unter den Laternen sehen und beurteilen konnte, wieviel oder wie wenig sie von seinem Plan verstanden und akzeptierten.

Als er ihn Pelham-Martin und den anderen Kommandanten erläutert hatte, war er überrascht gewesen, wie klar er seine Gedanken formulieren konnte. Vielleicht hatten sein Zorn und seine Verachtung, sicher aber seine Trauer um Winstanley seinen Verstand besonders scharf arbeiten lassen, so daß der Plan, vage und verschwommen zunächst, sich mit jedem seiner Worte entwickelt, mit jeder Sekunde an Deutlichkeit gewonnen hatte.

Er sagte:»Wir nehmen vier Kutter, zwei der unseren, die beiden anderen kommen von der Hermes. Captain Fitzmaurice stellt das Gros des Landekommandos, da sein Schiff gegenwärtig am besten mit Leuten versehen ist. Die Einhaltung des Zeitplans und der Disziplin ist von überragender Bedeutung, meine Herren. Ich erwarte auch, daß jeder Mann und jedes Boot sorgfältig überprüft wird, ehe wir aufbrechen. Nur ausreichend Rindfleisch und Zwieback und sonst nichts. Frischwasservorrat für den gleichen Zeitraum, aber keine Reserve für Notfälle oder Verzögerungen. «Der Reihe nach blickte er in jedes Gesicht.»Es ist eine sehr schwere Aufgabe, und um sie mit einiger Aussicht auf Erfolg zu lösen, müssen wir uns so gering wie möglich belasten, gleichgültig, wie strapaziös es wird.»

Hauptmann Dawson sagte rauh:»Mir wäre es lieber, Sie würden meine Marinesoldaten nehmen, Sir.»

Bolitho lächelte.»Die werden ihre Chance später bekommen. «Er neigte den Kopf und lauschte, als zusätzliches Poltern und Rufe die Ankunft von Booten ankündigten. Der Rest des Landekommandos mußte schon eingetroffen sein.

Schnell erklärte er:»Der Erste Offizier der Hermes wird mein Stellvertreter als Kommandeur. Das ist nur gerecht, da sein Schiff den Hauptteil der Gruppe stellt. «Er sah, daß Inch nickte und damit das Argument anerkannte, wenn er auch zweifellos wußte, daß seine eigenen Aussichten auf eine Beförderung oder einen plötzlichen Tod dementsprechend verringert wurden. Bolitho fügte hinzu:»Als weiterer Offizier geht Mr. Lang mit uns.»

Lang war der Dritte Offizier und in dem Gefecht bei St. Kruis leicht verwundet worden. Seine Verletzung war inzwischen geheilt, aber anscheinend hatte sie seine Nerven sehr belastet, so daß jetzt auf seinem Gesicht fast ständig ein ratloses Stirnrunzeln stand.

Er nickte eifrig.»Danke, Sir.»

Stepkyne sagte abrupt:»Als Zweiter Offizier ist es aber mein Recht, mitzugehen, Sir.»

Bolitho hatte diesen Protest erwartet und konnte Stepkyne keinen Vorwurf machen. Eine Beförderung war zu allen Zeiten nur schwer zu erlangen, und für einen Mann wie ihn war es doppelt schwierig. Er sagte:»Dieses Schiff ist unterbesetzt, Mr. Stepkyne. Sie sind sehr erfahren und können nicht entbehrt werden.»

«Es ist mein Recht, Sir. «Stepkyne schien seine Umgebung vergessen zu haben.

Bolitho verdrängte Stepkynes Privatproblem aus seinen Gedanken.»Hier steht mehr auf dem Spiel als Ihre Beförderung oder mein Begräbnis. Und ich möchte Sie darauf hinweisen, daß das, was Sie als Ihr Recht betrachten, in Wirklichkeit ein Privileg ist. Belassen wir es also dabei.»

Die Kajütentür wurde geöffnet, und Captain Fitzmaurice trat, gefolgt von seinem Ersten Offizier, ins Licht der Lampen. Er hob die

Hand.»Entschuldigen Sie die Störung, Bolitho. Ich wollte aber noch mit Ihnen sprechen, ehe Sie aufbrechen. «Er nickte den anderen kurz zu.»Dies ist Mr. Quince, mein Erster.»

Quince war ein großer magerer Mann mit hartem Mund und ungewöhnlich hellen Augen. Bolitho hatte von Fitzmaurice bereits erfahren, daß Quince für eine Beförderung geeignet und befähigt war, wenn sich die Chance dazu bot.

Bolitho sagte:»Im Interesse unserer Gäste, meine Herren, will ich den Plan noch einmal kurz erläutern. «Er strich die Karte auf seinem Schreibtisch glatt.»Das Landekommando besteht aus vier Kuttern mit achtzig Mann, Offizieren und Mannschaften. Sie werden sehr eng beieinandersitzen, aber der Einsatz von mehr Booten würde dem Geschwader die Möglichkeit nehmen, an anderer Stelle ein Ablenkungsmanöver zu starten.»

Es geschah nicht ausschließlich zur Unterrichtung Fitzmaurices, daß er seine Instruktionen wiederholte. Worte brauchten Zeit, um sich im Bewußtsein festzusetzen, sie in Möglichkeiten oder harte Tatsachen zu übertragen. Bei einem schnellen Blick auf die Männer erkannte Bolitho, daß er recht hatte. Sie blickten auf die Karte, aber ihre Augen waren jetzt aufnahmefähiger, nachdenklicher, denn jeder sah den Ablauf von seinem eigenen Standpunkt aus.

«Wie Sie gesehen haben, ist die Mündung des Flusses, der Las Mercedes von der Rückseite aus schützt, etwa eine Meile breit. Sie mögen ferner beobachtet haben, daß sie kaum mehr als ein Sumpf ist, voller Binsen und Sandbänke und deshalb für größere Fahrzeuge ungeeignet. Tiefer im Land wird es noch schlimmer, deshalb müssen unsere vier Boote so leicht wie möglich sein. «Er ließ seine Worte wirken.»Die Landegruppe muß dreißig Meilen in drei Tagen zurücklegen. Das ist vergleichsweise wenig, wenn Sie über das Bodmin-Moor wandern, um Ihre Freundin zu besuchen. «Manche lächelten über seine Worte.»Aber dieser Sumpf ist in keiner Karte verzeichnet und gefährlich. Manche mögen ihn sogar für unpassierbar halten. Aber wir werden es schaffen.»

Fitzmaurice räusperte sich.»Drei Tage — das ist nicht viel Zeit.»

Bolitho lächelte ernst.»Morgen unternimmt das Geschwader einen Scheinangriff gegen Las Mercedes. Die Franzosen werden von uns erwarten, daß wir etwas tun, und wenn wir nichts starten, könnten sie erraten, was wir beabsichtigen. Die Schaluppe Dasher patrouilliert zur Zeit vor der Einfahrt zur Bucht. Daraus werden Le-quillers Leute ablesen, daß wir es noch einmal versuchen wollen.»

Er sah Hauptmann Dawson an.»Die übrigen Boote des Geschwaders werden für eine Scheinlandung unterhalb der Landzunge eingesetzt. Jedes Schiff stellt dazu seine Marinesoldaten, und Sie übernehmen den Oberbefehl. «Etwas von Dawsons Unwillen verschwand, als Bolitho hinzufügte:»Veranstalten Sie eine gute Schau, aber riskieren Sie nicht unnötige Verluste. Sie werden später zu Ihrem Lohn kommen.»

Er wendete sich wieder den anderen zu.»Dieses Ablenkungsmanöver wird natürlich zeitlich begrenzt sein, aber inzwischen kann das Landekommando weit in die Sümpfe vordringen. Doch in drei Tagen, von der morgigen Dämmerung an gerechnet, wird das Geschwader wirklich angreifen, meine Herren, und Sie können daraus ersehen, welche lebenswichtige Bedeutung die dreißig Meilen haben, die wir zurücklegen müssen.»

Inch fragte:»Was geschieht, wenn Sie dort nicht rechtzeitig eintreffen, Sir?»

Bolitho sah ihn nachdenklich an.»Das werden Sie entscheiden müssen, Mr. Inch. Denn wenn das eintritt, wird die Hyperion einen neuen Kommandanten haben.»

Inch starrte ihn offenen Mundes an. Erst jetzt begriff er, warum Bolitho ihn zurückließ.

Bolitho fügte scharf hinzu:»Machen Sie weiter, meine Herren. Von unseren eigenen Leuten brauche ich je einen guten Feuerwerks- und Bootsmannsmaaten. Ferner zwei Midshipmen, aber nicht Gascoigne.»

Inch fragte:»Darf ich fragen, warum?»

«Sie dürfen. Mr. Gascoigne ist der dienstälteste Midshipman und sehr versiert im Signalwesen. Sie werden ihn hier dringender brauchen, wenn Sie Feindberührung bekommen.»

Er sah ihnen nach, als einer nach dem anderen die Kajüte verließ, und sagte dann:»Nun, Mr. Quince, ich hoffe, Sie haben sich Ihre Leute sorgfältig ausgesucht.»

Quince zeigte in einem langsamen Grinsen die Zähne.»Aye, Sir. Alles ausgebildete Leute. Ich habe sie selbst bestimmt. «Sein Grinsen wurde breiter.»Ich habe ihnen gesagt, ein Mann müßte schon sehr viel Mut haben, wenn er sich unter Ihrem Befehl als Feigling erweisen wollte, Sir.»

Fitzmaurice hüstelte höflich. Der plötzlich aufflammende Humor seines Untergebenen war ihm offensichtlich ungewohnt.»Warten Sie an Deck, Mr. Quince.»

Captain Fitzmaurice enthüllte den wahren Grund, weshalb er an Bord gekommen war, als er mit Bolitho allein war.»Sie haben gehört, daß Winstanley seinen Verletzungen erlegen ist?«Er hob die Schultern.»Der Arzt wird sein Ende zweifellos beschleunigt haben, aber trotzdem ist es schwer, sich mit seinem Verlust abzufinden.»

«Er war ein guter Kapitän. «Bolitho beobachtete Fitzmaurices erschöpftes Gesicht, nahm die Geräusche hinter der geschlossenen Tür wahr und war sich der dringenden Notwendigkeit einer letzten Ausarbeitung seines skizzenhaften Plans bewußt. Doch etwas an Fitzmaurices Ton verriet ihm, daß noch mehr kommen sollte.

«Unser Kommodore hat seine Befehle für das Landungsunternehmen schriftlich niedergelegt, Bolitho. Ich nehme an, Sie haben sie ebenso sorgfältig gelesen wie ich?»

Bolitho nickte.»Sie sind weitgehend das, was ich erwartet habe.»

«Winstanley ist tot, und Sie sind jetzt der dienstälteste Kapitän. Für alles, was an Land geschieht, tragen Sie die Verantwortung. «Er schien es plötzlich satt zu haben, seine Worte behutsam und diplomatisch zu wählen.»In seinen Befehlen hat Pelham-Martin erklärt, daß er in drei Tagen einen Angriff führen will, um Ihre Aktion an Land zu unterstützen. «Er spreizte wütend die Hände.»Dieses eine Wort >unterstützen< ändert die ganze Bedeutung des schriftlichen Befehls. Ich weiß, daß es falsch von mir ist, so offen meine Meinung zu sagen, aber ich kann nicht danebenstehen und zulassen, daß die ganze Verantwortung Ihnen zufällt. Sie unterstützen den Kommodore, nicht umgekehrt.»

Bolitho studierte ihn ernst. Fitzmaurice war ihm nie als ein Mann mit viel Phantasie erschienen. Diese plötzliche Anteilnahme und das Verständnis rührten ihn, denn er wußte, was es Fitzmaurice gekostet haben mußte, seine Gefühle so zu offenbaren. Schließlich kannte er Bolitho nicht, und es gab viele, die das Bekenntnis der Sorge dazu ausgenutzt hätten, ihre eigene Position beim Kommodore zu verbessern. Aber sogar anzudeuten, daß Pelham-Martin ein

Täuschungsmanöver plane, setzte Fitzmaurice der Gefahr aus, der Konspiration und der Insubordination beschuldigt zu werden.

Bolitho erwiderte:»Ich danke Ihnen, daß Sie so offen sprechen. Ich werde es nicht vergessen. Aber ich glaube, daß wir nur an die Aufgabe denken sollten, die vor uns liegt. Und an die katastrophalen Folgen, die ein Fehlschlag haben würde.»

Fitzmaurice sah ihn bewundernd an.»Sie haben also erkannt, was es bedeutet, auch ohne daß ich es Ihnen gesagt habe?«Er lächelte.»Ein merkwürdiger Dienst, dem wir uns verschrieben haben. Wenn wir versagen, tragen allein wir die Schuld. Wenn wir Erfolg haben, sind immer schon irgendwelche da, die das Verdienst für sich in Anspruch nehmen.»

Bolitho streckte die Hand aus.»Ich hoffe, daran werden wir uns auch erinnern, wenn wir jemals den Rang von Flaggoffizieren erreichen.»

Fitzmaurice folgte ihm auf das im Dunkeln liegende Achterdeck.»In meinem Fall bezweifle ich, daß es je soweit kommt. Ich habe immer gefunden, daß die Befriedigung, ein hochgestecktes Ziel zu erreichen, von der Mühe überschattet wird, dorthin zu gelangen.»

Aus der Dunkelheit sagte Allday:»Ihr Säbel, Captain.»

Bolitho schnallte den Gürtel um, ließ seine Augen sich an das Dunkel gewöhnen und spürte ringsum die beobachtenden Gesichter.

Allday sagte ruhig:»Die weiße Fahne habe ich diesmal nicht mitgenommen, Captain. «Seine Zähne schimmerten beim Lächeln.»Hoffentlich habe ich es richtig gemacht.»

Bolitho wendete sich ab.»Was soll nur aus Ihnen werden, wenn mir etwas zustößt? Kein Kapitän von gesundem Verstand würde Ihre Unverschämtheiten so geduldig hinnehmen wie ich.»

Inch kam nach achtern und suchte unter den schweigenden Gestalten nach Bolitho.

«Boote liegen längsseit. «Er zögerte.»Viel Glück, Sir, und Gott mit Ihnen.»

Bolitho nickte. Plötzlich wurde ihm das Gewicht seiner Mission bewußt. Er ließ nicht nur das Schiff zurück, sondern er begab sich in eine Gegend, die kaum mehr als eine grobe Skizze auf seiner Karte war: eine andere We lt, ein anderer Kontinent, und der Him-

mel mochte wissen, wie das Ende aussehen würde. Er sagte:»Passen Sie gut auf, Inch.»

Inch sah zu dem schwarzen Gewebe des Riggs hinauf, das vor den hellen Sternen leicht schwankte.»Das werde ich, Sir.»

Bolitho stieg langsam die Leiter hinunter.»Und auch auf sich selbst. «Damit eilte er zur Schanzpforte, vorbei an anonymen Gestalten und wachsamen Gesichtern, und war sich der großen Stille über dem ganzen Schiff sehr bewußt.

Stepkyne griff an seinen Hut, sein Ton war flach und ausdruckslos.»Alles in den Booten, Sir. Ich habe die Midshipmen Carlyon und Pascoe abgestellt. Sie sind die jüngsten und werden für die Führung des Schiffs am wenigsten gebraucht.»

Bolitho hielt seine Stimme gedämpft.»Das war sehr aufmerksam von Ihnen, Mr. Stepkyne.»

Ohne ein weiteres Wort folgte er Alldays breiten Schultern in den am nächsten liegenden Kutter hinab. Er hätte sorgfältiger sein und sich weniger um seine eigene Rolle kümmern sollen. Nun hatte Stepkyne die einzige Möglichkeit genutzt, um seinen Ärger darüber zu zeigen, daß er zurückbleiben mußte. Und Bolitho konnte seine Wahl nicht umstoßen, ohne Pascoe zu begünstigen.

Er setzte sich in der Achterplicht zurecht.»Ablegen, Allday. Wir übernehmen die Führung. «Er hob die Stimme, als die Leinen von den anderen Booten losgeworfen wurden.»Mr. Quince, Sie übernehmen die Nachhut und sorgen dafür, daß die anderen den richtigen Abstand einhalten.»

Die Riemen fielen in ihre Rundsein, und auf Alldays Befehl tauchten sie in das kabbelige Wasser.

Bolitho konnte gerade noch den Umriß von Shambler im Bug ausmachen, einem erfahrenen Bootsmannsmaaten, der mit Lotblei und Leine bereit war, den Weg im ersten Teil des verschlammten Flusses auszuloten. Der Kutter bewegte sich schwerfällig und langsam in der Strömung; zwischen den Beinen der Männer konnte Bolitho die gestapelten Waffen und spärliche Verpflegung sehen.

Als er nach achtern blickte, zog das erste Boot bereits in Kiellinie hinter ihnen her, doch sosehr er seine Augen anstrengte, das Schiff war schon im Dunkel verschwunden, und nicht einmal ein einziges Licht verriet seine Anwesenheit.

Es war nicht wahrscheinlich, daß jemand sie vom Ufer aus beobachtete, dachte er grimmig. Dies war ein gottverlassenes Stück Küste, eine Einöde, die der Natur und dem Menschen in gleicher Weise seit langem getrotzt hatte.

Er legte die Hand auf den Griff seines Säbels und dachte plötzlich an Cheney: weiter und weiter entfernt war sie. Es schien, als ob die Trennung nie ein Ende finden und Teil jenes Traums würde, der für den Seemann Heim und Vaterland darstellte.

Plötzlich schauderte er wie in einer kalten Bö. Der nächste Monat brachte für die Hecken und Felder in Cornwall den Frühling. Und in dem Haus unterhalb von Pendennis Castle würde er ihm ein Kind bringen.

Shambler rief rauh:»Brandung voraus, Sir. Etwa eine Kabellänge entfernt.»

Bolitho erwachte aus seinem kurzen Traum.»Das muß die Flußmündung sein. Beginnen Sie sofort mit dem Loten.»

Ein Matrose streckte ein Bein, vielleicht weil er einen Krampf bekam, und eine Muskete fiel laut klappernd auf die Bodenbretter.

«Bringen Sie die Leute zur Ruhe!«Bolitho richtete sich etwas auf, um über die dicht beieinander kauernden Matrosen hinweg nach der Flußmündung auszuspähen, die jetzt auf beiden Seiten erkennbar wurde.

«Aye, aye, Sir.»

Er erstarrte. Das war Pascoes Stimme; er hatte nicht gewußt, daß er mit in diesem Boot war.

Allday bewegte die Ruderpinne etwas und murmelte:»Hielt es für das beste, den jungen Herrn an Bord zu nehmen, Captain. Um gewissermaßen ein Auge auf ihn zu halten.»

Bolitho sah ihn an.»Kein Wunder, daß Sie nie geheiratet haben, Allday. Sie hätten Ihrer Frau ja nichts gelassen, wofür sie hätte sorgen können.»

Allday grinste im Dunkeln vor sich hin. Bolithos grollender Ton war ihm so vertraut wie das Rauschen des Windes in den Wanten. Das war eben seine Art. Doch kaum einen Augenblick später folgte die fällige Ergänzung.

Bolitho ließ sich auf seinen Platz zurücksinken.»Trotzdem Dank für Ihre Fürsorge, Allday.»

Ohne auf seine Uhr zu sehen, wußte Bolitho, daß es kurz vor Mittag war. Seit dem frühen Morgen hatte die Sonne ihm ins Gesicht geschienen, jetzt brannte sie mit der sengenden Hitze eines offenen Schmelzofens direkt auf seinen Scheitel.

Er griff nach Alldays Arm.»Hier wollen wir rasten. «Seine Lippen waren rauh und trocken, und selbst die wenigen Worte machten ihm Mühe.

«Achtung überall! Riemen ein!»

Die Matrosen zogen die langen Riemen binnenbords, und von vorn kam ein Aufplätschern, als der Buggast einen Schleppanker in den nächsten dichten Klumpen Schilf warf.

Bolitho blickte auf seine Leute, die wie Tote auf ihren Duchten hockten und über den Dollborden hingen, mit geschlossenen Augen, die Gesichter von der unbarmherzigen Sonne abgewendet.

In der Morgendämmerung waren die vier Boote gut vorwärtsgekommen, trotz der salzverkrusteten Binsen und gelegentlicher Sandbänke. Die Zickzackfahrt zwischen den verschiedenen Hindernissen war zunächst nicht schwierig gewesen, und meistens blieben die Boote in Sichtkontakt. Als die Bläue des Himmels unter dem wachsenden Sonnenglast mehr und mehr verblaßte, wurde ihr Schlag jedoch langsamer, und immer wieder vergeudete das eine oder andere Boot wertvolle Kraft damit, einer verborgenen Sandbank auszuweichen oder das Durcheinander zu entwirren, wenn sich die Riemen in den dichten Wasserpflanzen verfingen.

Als sich jetzt das nächste Boot durch die reglosen Gewächsklumpen heranschob und in der Nähe einen Schleppanker auswarf, mußte Bolitho seine Verzweiflung gewaltsam unterdrücken. Es war wie eine Wanderung durch einen wahnwitzigen Irrgarten, und nur die Sonne und sein kleiner Kompaß konnten ihm helfen, den rettenden Ausgang zu finden. Das Schilf, das an der Flußmündung leicht zu teilen und niederzubrechen gewesen war, stand jetzt dicht wie eine Mauer und überragte meist den größten seiner Männer. Falls draußen Wind wehen sollte, so brachte er den schwitzenden und keuchenden Männern doch keine Linderung, denn das hohe Schilf und die verfilzten Schlingpflanzen wirkten wie eine Schutzwand, so daß die Sonne ungemildert auf sie niederbrannte und jede Bewegung unerträglich machte.

Leutnant Lang beugte sich über das Dollbord seines Kutters und stützte eine Hand auf das glatte Holz, aber nur sekundenlang, dann riß er sie fluchend zurück.

«Mein Gott, so heiß wie ein Musketenlauf. «Er riß sich das Hemd über der Brust auf und fragte:»Wie weit sind wir gekommen, Sir?»

«Etwa fünf Meilen«, antwortete Bolitho.»Wir müssen weiter, wenn wir den Zeitplan einhalten wollen. Wir rasten nachts, sonst würden sich die Boote zerstreuen und außer Sicht geraten.»

Er blickte über Bord. Eine leichte Strömung schlängelte sich in zahllosen kleinen Rinnsalen zwischen den Binsen hindurch. Es war eine dunkle, geheimnisvolle Welt, und das träge Wasser war von kleinen Bläschen belebt, aufsteigende Gase versunkener Vegetation und faulender Wurzeln, schuf aber den Eindruck von unsichtbaren Lebewesen, die darauf warteten, daß die Eindringlinge weiterzogen.

«Von jetzt an sollen die Männer in kürzere Wachen eingeteilt werden. Sechs auf jeder Seite, höchstens eine halbe Stunde lang. «Er wischte sich mit dem Handrücken das Gesicht und starrte ein Insekt auf seiner Haut an.»Die Leute sollen sich nach vorn ausrichten und paddeln. Zum Pullen ist nicht genug Platz. «Er wartete, bis weiteres Plätschern ihm verriet, daß die anderen Boote sich näherten.»Sagen Sie den Buggasten, sie sollen mit Bootshaken nach dem Fahrwasser tasten. Die tiefsten Stellen scheinen hier nur ungefähr acht Fuß tief zu sein, und ich zweifle nicht daran, daß es noch seichter wird.»

Leutnant Quinces Kutter trieb quer gegen den Pflanzenwuchs, die Männer ließen sich über ihre Riemen sinken. Das langsame Vorwärtskommen hatte auf dem Bootsrumpf seine Spuren hinterlassen.

Quince wirkte noch recht frisch. Er hatte sich einen Streifen Leinwand über den Nacken gelegt.»Ich schätze die Distanz auf fünf Meilen, Sir. «Er richtete sich auf und versuchte, über das Schilf zu blicken.»Nicht einmal ein Berg ist zu sehen. Es scheint nach allen Richtungen so weiterzugehen.»

Bolitho sagte scharf:»Lassen Sie den Mann da nicht schlafen. «Er schüttelte den Kuttergast.»Aufwachen, Mann! Lassen Sie sich von den Insekten nicht auffressen, sonst sind Sie in ein paar Tagen tot. «Der angesprochene Matrose richtete sich auf und schlug halbherzig nach ein paar der zahllosen Fliegen, die sie seit Tagesanbruch ständig begleiteten.

Unvermittelt sagte Quince:»Darf ich vorschlagen, daß Sie in Ihrem Boot einen Riemen aufrecht stellen, Sir? Falls wir getrennt würden, könnte er uns die Richtung weisen.»

Bolitho nickte.»Sorgen Sie dafür, Allday. «Es war gut zu wissen, daß Quince nachdachte und nicht nur litt.

Einer der Matrosen neigte sich über das Dollbord und schöpfte mit den Händen das träge fließende Wasser. Allday rief:»Laß das!«Als der Mann die Hände zurückzog, tauchte er sein Halstuch ein und probierte es mit der Zungenspitze. Dann spuckte er angewidert aus.»Dreck!«schimpfte er. Etwas leiser fügte er hinzu:»Schmeckt nach Salz und noch etwas, Captain. «Voller Ekel verzog er das Gesicht.»Als ob tausend Leichen drin liegen.»

Bolitho hob die Stimme.»Habt ihr das gehört? Haltet also aus und wartet ab, bis Frischwasser ausgegeben wird. Der Gestank hier ist schon schlimm genug. Da könnt ihr euch wohl vorstellen, was das Wasser in euren Gedärmen anrichten würde.»

Hier und da nickte ein Mann, aber Bolitho wußte, daß auf alle aufgepaßt werden mußte. Er hatte Männer gesehen, die Salzwasser getrunken hatten und nach wenigen Stunden dem Wahnsinn verfielen. Trotz gründlicher Ausbildung und langer Erfahrung konnte der Durst sie dazu treiben, einen Schluck zu versuchen, selbst wenn sie soeben Zeuge des gräßlichen Todes eines Mannes geworden waren, welcher der Versuchung nicht widerstanden hatte.

Müde sagte er:»Wir fahren weiter. Holt den Anker ein.»

Stöhnend erhob sich die Wache, und schob die Riemen wie Paddel über die Bootswand. Es war eine unbequeme Art der Fortbewegung, aber weniger zeitraubend, als wenn das Boot alle paar Minuten aufgehalten wurde, weil die Riemen in Wasserpflanzen oder Schlamm staken und befreit werden mußten.

Und was für ein Schlamm! Als ein Mann seinen Riemen aus dem Wasser hob, sah Bolitho, daß stinkender, schwarzer Schleim abtropfte, der in der Sonne wie siedendes Pech glänzte. Besorgt beobachtete er, wie der Mann den Riemen wieder senkte und bald weniger mühsam atmete. Das Boot bewegte sich jetzt unbehinderter, und er wußte, daß sie wieder tieferes Wasser erreicht hatten.

Er sah Pascoe auf einem der Wasserbehälter kauern. Den Kopf in die Hände gestützt, starrte er auf die vorbeiziehende grüne Wand. Sein Hemd war an einer Schulter aufgerissen, und die frisch vernarbte Haut hob sich in stumpfem Rot von der Sonnenbräune ab. Er rief:»Kommen Sie nach achtern, Mr. Pascoe. «Er mußte seine Aufforderung wiederholen, ehe der Junge den Kopf hob und dann langsam wie ein Schlafwandler über die dösenden Matrosen stieg.

Bolitho sagte leise:»Bedecke deine Schulter, Junge. Die wird so wund gebrannt wie rohes Fleisch, wenn du sie der Sonne aussetzt.»

Er sah zu, wie Pascoe sein Hemd zurechtzog und bemerkte den frischen Schweiß, der ihm bei der Anstrengung auf die Stirn trat. Plötzlich dachte er an Stepkyne und verfluchte ihn.

Er fuhr fort:»Es kann sein, daß du morgen an dem Riemen vorn im Bug hinaufklettern mußt, um dich umzusehen. Du bist der leichteste an Bord, also ist es besser, wenn du deine Kräfte schonst.»

Pascoe drehte sich um und sah zu ihm auf, die Augen von seinem ungekämmten Haar halb verdeckt.»Das schaffe ich schon, Sir. «Er nickte flüchtig.»Das schaffe ich bestimmt.»

Bolitho wendete sich ab, war nicht fähig, die fieberhafte Entschlossenheit des Jungen anzusehen, die ihn zu keiner Stunde zu verlassen schien. Nie würde er vor einer Aufgabe zurückscheuen, selbst wenn sie normalerweise einem abgebrühten Seemann übertragen wurde; Bolitho wußte, der Junge würde sich eher umbringen, als eine Niederlage eingestehen. Als ob er die Schande seines Vaters als ständigen Ansporn sähe, als ob er glaube, sich bewähren zu müssen, um dadurch Hughs Makel zu tilgen.

Als der Junge nach dem achtern folgenden Kutter ausspähte, warf Bolitho wieder einen verstohlenen Blick auf ihn. Was würde er sagen, wenn er die ganze Wahrheit erfuhr? Daß sein Vater noch lebte und unter falschem Namen in New Holland eine Strafe verbüßte? Er wies den Gedanken sofort von sich. Die Ferne allein heilte nichts, das wußte er jetzt. Es würde die Qualen des Jungen nur verlängern, ihn mit neuen Zweifeln oder falschen Hoffnungen erfüllen.

Allday leckte sich die Lippen.»Wachwechsel! Die nächsten an die Riemen.»

Bolitho beschattete die Augen, um zum leeren Himmel aufzusehen. Nur ein gelegentliches Plätschern um den Steven ließ ahnen, daß sich das Boot bewegte. Das ruckweise, kümmerliche Vorwärtskommen schien kein Ende zu nehmen, als sie weiter in diese grüne Unwirklichkeit vorstießen.

Er tastete nach seinem Kompaß und starrte eine volle Minute darauf. Ein Insekt kroch über das Glas, in plötzlichem Ärger wischte er es fort. Bestenfalls konnten sie bis zum Einbruch der Nacht die vollen zehn Meilen schaffen. Und dies war noch der leichteste Teil ihrer Fahrt. Am folgenden und am dritten Tag würden ihnen größere Strapazen bevorstehen, je weiter die Boote in den Sumpf vordrangen. Er warf einen schnellen Blick auf die Matrosen in seiner Nähe. Ihre Gesichter waren schmutzig und bedrückt, und sie schlugen die Augen nieder, als sie bemerkten, daß er sie beobachtete. Kämpfen und notfalls sterben, das konnten sie verstehen. Von vertrauten Männern und Dingen umgeben, waren sie auf den Kampf gefaßt und mit der strengen Disziplin und unanfechtbaren Autorität einverstanden. Doch ihre Haltung beruhte auf Vertrauen, auf einem Ehrenkodex. Dem Vertrauen aufeinander und auf die Tüchtigkeit ihrer Offiziere, die ihr Leben bestimmten.

Jetzt aber, unter dem Befehl eines Mannes, den sie nicht einmal kannten, und bei einer Aktion, die ihnen ebenso fragwürdig erscheinen mußte wie ihre Umgebung, kamen ihnen die ersten Zweifel. Und aus dieser Unsicherheit konnte der Keim eines Fehlschlags erwachsen.

Er sagte:»Geben Sie Befehl zum Ankern. Wir wollen Rationen verteilen und eine halbe Stunde rasten. «Er wartete, bis Allday das nachfolgende Boot benachrichtigt hatte, ehe er hinzufügte:»Pro Mann einen Becher Wasser, und sorgen Sie dafür, daß die Leute langsam trinken.»

Plötzlich fragte Pascoe:»Wenn wir das Ende des Sumpfes erreichen, finden wir vielleicht frisches Wasser, Sir. «Seine dunklen Augen waren ernst und nachdenklich auf Bolitho gerichtet.»Aber ich nehme an, daß wir zuerst kämpfen müssen.»

Bolitho beobachtete den ersten Matrosen am Wasserbehälter. Er hob den Schöpfbecher an die Lippen und legte den Kopf weit zurück, damit er auch den letzten Tropfen bekam. Aber er hatte Pas-coes Worte im Ohr, die ihm in diesem Augenblick mehr Sicherheit gaben, als er für möglich gehalten hätte.

Er erwiderte:»Ich zweifle nicht daran, daß uns sowohl Wasser als auch Kampf erwartet. «Dann lächelte er trotz seiner ausgedörrten Lippen.»Aber trink jetzt deine Ration, mein Junge, und warte ab; alles zu seiner Zeit.»

Gegen Abend wurde dann jedes Weiterkommen unmöglich. So sehr die Matrosen sich auch mit den Riemen mühten, das Boot steckte in einem Bett aus Schlamm und verrottenden Wasserpflanzen fest. Vergebens waren Shamblers Drohungen und Alldays Flüche. Die Männer stützten sich auf die Riemen, starrten nur in die sinkende Sonne und reagierten kaum. Sie waren erschöpft und dem Zusammenbruch nahe, und als Längs Boot sich näherte, wußte Bolitho, daß er sofort handeln mußte, wenn sie die letzte Tagesstunde noch nutzen wollten.

«Raus aus dem Boot! Bewegung!«Ohne auf die widerspenstigen Gesichter oder schwirrenden Insekten zu achten, stieg er nach vorn in den Bug, streifte sein Hemd ab und löste den Säbel, ließ sich dann zähneknirschend in das ekelerregende Wasser hinab und griff nach einer Schleppleine.

Allday schrie:»Jetzt aber ran!«Auch er schwang sich über das Dollbord, schlang sich eine weitere Leine über die Schulter und watete hinter Bolitho her, ohne auch nur einen Blick zurückzuwerfen, um zu sehen, wer ihm folgte.

Bolitho stapfte langsam durch den klebrigen Schlamm, spürte, wie er sich um seine Oberschenkel schloß und dann bis zu den Hüften stieg, während er sich vorwärts kämpfte. Die Leine schnitt ihm unter der vollen Last des Bootes in die Schulter. Dann hörte er Plätschern hinter sich, gefolgt von Flüchen und Stöhnen, als die Männer das Boot verließen und einer nach dem anderen ihre Plätze an den beiden Schleppleinen einnahmen.

«Zugleich!«Bolitho zog noch stärker, unterdrückte die aufsteigende Übelkeit, die ihm die stinkenden Gase verursachten. »Zugleich!»

Widerstrebend und sehr langsam glitt das Boot in eine Stelle mit tieferem Wasser. Dann folgte eine weitere Barriere, und mehr als ein Seemann glitt fluchend und prustend im Schlamm aus.

Schließlich waren sie durch. Zitternd und ächzend stemmten sie sich ins Boot zurück, wo neuer Schrecken auf sie wartete.

Den meisten saßen große Egel am Körper. Manche versuchten, die schleimigen Würmer abzureißen, aber Bolitho rief:»Mr. Shambler, reichen Sie die Lunte weiter. Einer nach dem anderen soll die Biester abbrennen. Sonst bekommt ihr die Köpfe nicht los.»

Allday hielt die Lunte an sein Bein und fluchte, als der fette Egel auf die Bodenplanken fiel.»Mein Blut willst du saugen? Dafür sollst du braten!»

Bolitho hatte sich aufgerichtet und beobachtete, wie die sinkende Sonne die Schilfspitzen mit rot-goldenem Schimmer überzog und Drohung und Verzweiflung vorübergehend durch ihre fremdartige Schönheit vergessen ließ.

Die anderen Boote folgten. Die Besatzungen wateten über die seichten Stellen, ihre Gestalten verschwammen schon im schwindenden Licht.

«Wir wollen für die Nacht ankern«, sagte Bolitho. Lang in dem anderen Boot nickte zustimmend.»Aber wir wollen noch vor der Morgendämmerung aufbrechen und versuchen, den Zeitverlust wieder wettzumachen.»

Er musterte seine Leute. Die Matrosen kauerten auf ihren Plätzen, kaum fähig, sich zu rühren.

«Teilen Sie immer einen Mann als Wache ein, Allday. Wir sind alle so erschöpft, daß wir sonst bis Tagesanbruch und noch länger schlafen.»

Er ließ sich langsam auf die Ducht zurücksinken. Pascoe schlief bereits, den Kopf gegen das Dollbord gelehnt, seine eine Hand hing beinahe bis ins Wasser. Behutsam hob er den Arm des Jungen ins Boot und lehnte sich dann gegen die Ruderpinne.

Hoch oben erschienen bleich die ersten Sterne, und das Schilf ringsum rauschte leise in der plötzlichen Abendbrise. Einige Augenblicke wirkte sie nach der Hitze und dem Schmutz des Tages beinahe erfrischend, doch dieser Eindruck verging schnell.

Bolitho saß zurückgelehnt und beobachtete die Sterne. Er versuchte, nicht an die Stunden und Tage zu denken, die vor ihnen lagen. Im Bug stöhnte ein Mann im Schlaf auf; und ein anderer flüsterte leidenschaftlich einen Frauennamen, um gleich darauf wieder zu verstummen.

Bolitho zog die Knie ans Kinn, die getrocknete Schlammkruste zerkratzte ihm die Haut. Er blickte auf den schlaff vor ihm liegenden Pascoe hinunter. Ob auch er träumte? Von seinem Vater, den er nie gesehen hatte? Von einer Erinnerung, die für ihn verhaßt und beschämend geworden war?

Er legte die Stirn auf die verschränkten Arme und war auf der Stelle eingeschlafen.

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