Kommodore Pelham-Martin lag ganz ruhig in seiner Koje und blickte fest auf einen Punkt darüber, als Bolitho ihm erklärte, was er Poulains schriftlichen Befehlen entnommen hatte. Die Kammer war, wenn überhaupt möglich, noch heißer als vier Stunden zuvor, und Bolitho fragte sich, wie der Kommodore diese zusätzliche Belastung ertragen konnte.
Aber als er jetzt sprach, dachte er mehr an die anderen Kommandanten und ihre und seine Enttäuschung, als sie die kurz gefaßten Befehle des Franzosen gemeinsam immer wieder gelesen hatten. Kein Wunder, daß man Lequiller für diese Aufgabe ausgewählt hatte. Er war tatsächlich schlau wie ein Fuchs. In dem Schreiben war nichts von seinem endgültigen Ziel erwähnt, kein Hafen war genannt oder auch nur angedeutet. Poulain und der Kommandant des anderen beschädigten Schiffes sollten nur die allernotwendig-sten Reparaturen ausführen lassen und sich dann so schnell wie möglich wieder mit Admiral Lequillers Geschwader vereinen. Als Treffpunkt war eine Position einhundert Meilen nordwestlich von Kap Ortegal, der äußersten Spitze Spaniens, angegeben. Beim weiteren Studium des schriftlichen Befehls hatte Bolitho keinerlei Bestätigung seiner eigenen Einschätzung und Deutung von Lequil-lers geheimem Plan gefunden.
Wenn der französische Admiral beabsichtigte, einen spanischen Hafen anzulaufen und Perez bei einer dort organisierten Volkserhebung zu unterstützen, dann mußte gesichert sein, daß dieser Hafen dafür der geeignetste war, um den erforderlichen Widerhall bei der einheimischen Bevölkerung zu erzielen. Der Platz für das Treffen der Schiffe lag aber so weit weg von der Küste, daß von dort aus viele Häfen zur Auswahl standen, von La Coruna im Nordwesten bis Santander, nur knapp einhundert Meilen von der französischen Grenze entfernt.
Pelham-Martin sagte plötzlich:»Sie haben sich also, insgesamt gesehen, geirrt, Bolitho. Sie kennen Lequillers Absichten immer noch nicht.»
Bolitho sah ihn leidenschaftslos an.»Wir können ihn zum Handeln zwingen, wenn wir den Platz des Rendezvous rechtzeitig erreichen, Sir. Wir kennen seine Absicht, aber nicht das endgültige Reiseziel. Ich halte ersteres für wichtiger. Wenn wir ihn erwischen, bevor er Verbindung mit dem Land aufgenommen hat, werden wir seine Chancen völlig vernichten.»
Der Kommodore schloß die Augen.»So schnell sind wir nicht. Aber selbst angenommen, wir hätten die Möglichkeit, das Rendezvous zu erreichen, so mag Lequiller längst weitergesegelt sein, ohne das Eintreffen der beschädigten Schiffe abzuwarten. Ich sehe keinen Sinn darin, hierüber weiter zu diskutieren.»
«Ich halte es für eine Chance, die wir ergreifen sollten, Sir.»
«Ich möchte nichts mehr darüber hören, Bolitho!«PelhamMartins Augen weiteten sich, als Bootsmannsmaatenpfeifen durch die Decks tönten und Füße über ihren Köpfen trampelten.
«Was bedeutet das?»
Bolitho fühlte sich seltsam leicht und frei von Erregung.»Ich habe >Alle Mann achteraus< befohlen, Sir. In Anbetracht dessen, was ich erfahren habe, und weil Eile not tut, muß ich meine Befugnis als dienstältester Kommandant ausnutzen.»
Pelham-Martin starrte ihn ungläubig an.»Müssen Sie — was?»
«Sie sind verwundet, Sir, und wie ich schon festgestellt habe, müßte Ihre Wunde unverzüglich behandelt werden. «Er beobachtete sein Gegenüber ruhig.»Unter den gegenwärtigen Umständen sehe ich indessen keine andere Möglichkeit, als Sie so lange von Ihrer Verantwortung zu entbinden, bis Sie wieder imstande sind, das Kommando des Geschwaders zu übernehmen.»
«Wissen Sie, was Sie da eben gesagt haben?«Pelham-Martins Atem ging immer schneller.»Wenn Sie diesen Schritt tun, setzen Sie sich der Verhaftung und einem Strafverfahren aus. «Seine Augen zogen sich eng zusammen.»Und ich werde auch dafür sorgen, daß Sie die gerechte Strafe trifft, die Sie schon seit langem verdient haben.»
Bolitho wartete schweigend. Aber Pelham-Martin schien sich mit dem kurzen Ausbruch bereits erschöpft zu haben. Er lag völlig still unter dem Laken, nur seine Atemzüge kamen stoßweise.
Bolitho machte auf den Hacken kehrt und verließ die Kammer. Die anderen Kommandanten warteten vor den Heckfenstern auf ihn. Ihre Gesichter waren gegen das Licht nicht zu erkennen.
Es war Herrick, der das Schweigen brach.»Geschafft?»
«Ich habe den Kommodore von meiner Absicht unterrichtet. «Bolitho nahm seinen Hut und ging hinüber zum Schott.»Ich kann Ihnen aber nicht verhehlen, daß er dagegen war. «Er sah, daß Fitzmaurice sich abwandte und die Schultern hängen ließ. Dann langte er nach oben, nahm den Säbel aus seiner Halterung und ging damit zur Tür. Dort hielt er an und schaute zu ihnen zurück.
«Als Sie heute morgen meine Vorschläge annahmen, waren Ihnen die Schwierigkeiten, die vor uns liegen, noch nicht voll bewußt. Ich habe die Absicht, in zwei Stunden zu segeln. Ich werde es keinem von Ihnen übelnehmen, der sich dafür entscheidet, hier vor Anker liegenzubleiben. «Dann verließ er die Kajüte und trat hinaus ins Sonnenlicht.
Draußen berührte Inch seinen Hut zu einer Ehrenbezeigung und meldete mit düsterer Miene:»Besatzung ist angetreten, Sir.»
Bolitho nickte und ging langsam zur Querreling hinüber. Unzählige Male hatte er diesen kurzen Weg zurückgelegt, um den Seeleuten beim Geschützexerzieren zuzusehen oder um das Anschlagen und Festmachen der Segel an den Rahen zu überwachen; um an einer Bestrafung vor versammelter Mannschaft teilzunehmen oder auch um einmal mit seinen Gedanken allein zu sein.
Er sah seine Offiziere an der anderen Seite aufgereiht, sah die angetretenen Seesoldaten, die kleinen Trommelbuben, Hauptmann Dawson und Hicks daneben.
Er nahm seinen Hut ab, klemmte ihn unter den Arm und musterte die Besatzung. Die Laufbrücken und das Hauptdeck waren voll von Leuten, die zu ihm aufschauten, während andere in den Wanten hingen oder auf Lukendeckeln standen, um ihn sehen zu können.
In dem Schweigen, als sein Blick über die wartenden Männer wanderte, stachen einzelne ihm bekannte Gesichter nur für Sekunden aus der Masse hervor. Leute, die gepreßt worden und eingeschüchtert an Bord gekommen waren und nun Schulter an Schulter mit den erfahrenen Leuten standen, ebenso gebräunt und zuversichtlich wie sie. Da war der ergraute Bergmann aus den Zinnminen von Cornwall, der mit fast vierzig Kumpels durch halb England marschiert war, um sich freiwillig zum Dienst auf der Hyperion zu melden. Nicht weil er Bolitho kannte, sondern allein im Vertrauen auf seinen Namen, der vielen von ihnen so bekannt war wie der des Hafens Falmouth selber.
Er sah seinen Bruder, der neben Tomlin stand, das graue Haar leicht vom Wind bewegt, und fragte sich, was Hugh in diesem Augenblick wohl empfinden mochte. Ob er an seine Zukunft dachte, wenn das Schiff eines Tages nach England zurückkehren sollte und die ständig über ihm schwebende Drohung des Galgens Wirklichkeit wurde? Vielleicht beobachtete er Bolitho auch nur mitleidig oder gleichgültig? Ihn, den jüngeren Bruder, mit dem er ein ganzes Leben im Wettstreit gestanden hatte?
Gossett räusperte sich umständlich, und Bolitho merkte, daß er über eine Minute schweigend dagestanden hatte.
Er sagte:»Als wir herkamen, um den Feind zu suchen und zu vernichten, war vieles ungewiß, und was gewiß war, reichte aus, um jeden zu entmutigen. Aber wir haben keinen Tag nutzlos vertan. Jetzt kennen Sie mich alle, und ich kenne viele von Ihnen. «Er machte eine Pause, weil er Hoffnungslosigkeit in sich aufsteigen fühlte.»Wir verlassen diese Insel noch heute und begeben uns wieder auf die Jagd. «Er sah, wie einige Leute Blicke wechselten.»Diesmal nicht in Richtung Westen, sondern zurück nach Osten, nach Spanien! Wir wollen Lequiller auf hoher See fassen und so schlagen, wie es nur englische Seeleute verstehen. «Irgend jemand rief Hurra, verstummte aber, als Bolitho mit rauher Stimme fortfuhr:»Wir haben sechs Wochen gebraucht, um von der Biskaya hierher zu gelangen. Sechs Wochen darum, weil wir auf diesem Weg suchend hin- und hergekreuzt sind. Aber auf unserem Rückweg nach Spanien werden wir nur dreißig Tage brauchen. «Er hörte einige Leute erstaunt Luft holen.»Dreißig Tage, und wenn wir uns die Masten absegeln müssen, um das zu schaffen!»
Er verschränkte die Hände auf dem Rücken und fühlte den Schweiß an den Gelenken.
«Der Kommodore ist noch zu krank, um uns zu führen. Darum übernehme ich, kraft der Befugnis, die mir als dienstältestem Kommandanten zusteht, das Kommando. «Er achtete nicht auf die
Woge der Erregung, die wie ein Windstoß über das Hauptdeck lief.»Fangen Sie an, Tomlin!»
Als der Bootsmann die Flaggleine losmachte und die Seesoldaten strammstanden, hörte er Schritte hinter sich. Als er sich umdrehte, sah er Herrick und die anderen Kommandanten, die sich in einer Reihe aufstellten und ihre Hüte abnahmen, als Tomlin den Doppelstander des Kommodore langsam niederholte.
Es war nicht möglich zu entscheiden, welcher Kommandant den Anstoß zu dieser Solidaritätsdemonstration gegeben hatte. Aber sie standen da, und zwar vor der ganzen Besatzung der Hyperion, wie auch jener der nächstliegenden Schiffe. Durch diesen Akt hatten sie sich offen zu Bolitho bekannt und sich selber jeder Möglichkeit zu einer Rechtfertigung beraubt, sollten sie später einmal dafür zur Verantwortung gezogen werden.
Tomlin kam nach achtern, den zusammengerollten Stander unter dem muskulösen Arm. Er reichte ihn Carlyon, der ihn mit gleicher Förmlichkeit in Empfang nahm.
Bolitho stützte sich auf die Reling und beendete seine Ansprache:»Wenn wir Lequiller stellen, wird es einen schweren Kampf geben, das wissen Sie. Ich brauche Sie nicht erst zu bitten, Ihr Bestes zu geben, denn es ist klar, daß ich mich darauf verlassen muß. «Er richtete sich auf und schloß:»Sie dürfen nicht zaudern. England wartet darauf, Sie zu belohnen…»
Er brach ab, da es ihm unmöglich war, weitere Worte zu finden. Zu sehen, wie sie ihn beobachteten, wie sie auf seine leeren Hoffnungen und Versprechungen hörten, Ehre und Ruhm vor sich sahen, obwohl sie besser daran denken sollten, daß die Wahrscheinlichkeit dagegen sprach. Das schnitt seine Entschlossenheit ab wie ein Messer.
Eine Stimme durchbrach das Schweigen, so daß er sich erstaunt umsah.
«Ein Hoch auf den Käpt'n, Jungens! Und noch eins auf die Hyperion!»
Bolitho konnte nicht verstehen, was der unbekannte Mann sonst noch sagte, denn in diesem Augenblick schien die Luft zu erbeben von wilden Hochrufen, die über die weißen Wellenköpfe hinweg zu den anderen Schiffen hinüberklangen und dort ein vielfaches Echo fanden.
Er wandte sich von der Reling ab und sah Herrick, der ihm zulachte; sogar Fitzmaurice wirkte zuversichtlich und seltsam erregt. Es war zwar alles nur eine momentane Aufwallung, aber als die Zurufe von allen Seiten auf ihn einstürmten und Herrick aus der Gruppe der Offiziere vortrat und ihm die Hand schüttelte, konnte er Bewegung und Dankbarkeit nicht länger verbergen. Er war dankbar für ihr schlichtes Vertrauen und für so viele andere Dinge, die er fühlte, aber nicht erklären konnte.
Farquhar übertönte den Lärm:»Wie es auch ausgehen mag, es war ein guter Anfang.»
Herrick blieb optimistischer:»Wir werden es ihnen zeigen, weiß Gott!«In dem breiten Lachten, das sein Gesicht überzog, waren seine Augen fast verschwunden.»Mit Ihnen an unserer Spitze werden wir ihnen eine Lehre erteilen, an die sie sich erinnern sollen!»
Bolitho sah sie der Reihe nach an.»Ich danke Ihnen, meine Herren. «Er versuchte es noch einmal.»Es wird eine harte Verfolgung mit wenig Ruhepausen. Ich bezweifle, daß wir Zeit haben werden, uns noch einmal zu sehen, bevor wir auf den Feind treffen. «Er machte eine Pause, denn er war sich der Bedeutung seiner letzten Worte bewußt. Einige von ihnen würden einander nie wiedersehen, wenn sie — gemäß seinem Plan — schließlich mit Lequillers mächtigen Geschwader zusammenstießen.»Wir wissen jetzt, wie jeder sich verhalten muß und auch, daß in einer Seeschlacht nicht viel mehr erforderlich ist, als beim Feind längsseit zu gehen und sich dort festzusetzen. Den Rest erledigen unsere Leute. Ich hoffe nur, daß wir nicht zu spät kommen.»
Fitzmaurice sagte ruhig:»Ich sehe lieber den Franzosen ins Gesicht als einem Kriegsgericht. «Er zuckte die Achseln.»Aber ob die Hermes nun langsam ist oder nicht, sie wird Sie voll unterstützen, wenn die Zeit kommt.»
Bolitho schüttelte ihnen nacheinander die Hände.»Kehren Sie zu Ihren Leuten zurück und sagen Sie ihnen, was wir vorhaben. Wir werden bei vier Glasen ankerauf gehen. «Er begleitete sie den Niedergang hinunter zur Einlaßpforte und zog den Hut, als einer nach dem anderen in sein wartendes Boot hinunterkletterte.
Als Herrick ging, sagte er ruhig:»Ich kann Ihnen gar nicht genug danken, Thomas. Heute morgen war ich nahe am Wahnsinn. Und was wird morgen sein?«Er trat lächelnd beiseite, um Herrick vorbeizulassen.»Aber in diesem Augenblick bin ich Ihnen dankbar. »
Herrick nickte ihm verschmitzt zu.»Seien Sie bloß vorsichtig, Sir. Aber schließlich haben Sie mir mein erstes selbständiges Kommando verschafft. «Er grinste.»Nun bin ich erst zufrieden, wenn ich einen Adelstitel bekomme.»
Die Bootsmannsmaatenpfeifen zwitscherten, und er war verschwunden.
Inch sagte:»Ich hatte noch keine Gelegenheit, Ihnen zu sagen, wie sehr ich Ihren Verlust mitempfinde, Sir.»
Bolitho sah ihn ernst an.»Dann sagen Sie nichts, Mr. Inch. In unser beider Interesse.»
Inch sah ihm nach, als er zur Hütte ging, und wunderte sich.
«In dreißig Tagen, wie?«Gossett kam gemächlich herüber.»Da wird es nur wenig Schlaf für Sie geben, fürchte ich!»
Inch schüttelte seine Gedanken ab.»Ich meinerseits werde mich nicht an Deck begeben, ohne nach dem Master zu rufen, Mr. Gos-sett.»
Zur halben Nachmittagswache kam Bolitho zurück aufs Achterdeck. Er stand da und beobachtete das Land, während seine Gedanken zu den vergangenen Wochen zurückschweiften, zu den Hoffnungen und Enttäuschungen, die seine ständigen Gefährten gewesen waren. Er fühlte jetzt rings um sich herum, wie das Schiff lebendig wurde. Von der Back hörte er das gleichmäßige Klicken des Ankerspills, begleitet von der Fidel des Shanty-Vorsängers, aber übertönt von Tomlins mächtiger Stimme, der seine Leute auf ihre Stationen schickte. Es war ein sehr alter Shanty, der seinen Ursprung im westlichen England hatte, woher auch die meisten Besatzungsmitglieder der Hyperion stammten. Einige von ihnen waren jetzt sicher in Gedanken daheim, als sie sich geschäftig an Deck oder oben auf den Rahen bewegten, dachte Bolitho. Spanien war weit, weit weg von Devon oder Cornwall, aber lieber dort als auf der anderen Seite des Atlantik.
Er wandte sich um, als Inch über das Achterdeck kam und an seinen Hut tippte.»Anker ist kurzgeholt, Sir.»
«Sehr gut. «Bolitho warf einen Blick hinüber zur Inpulsive und auf die Tätigkeit auf ihren Rahen. Hinter ihr lag das Wrack der Telamon, als stumme Erinnerung daran, was sie erlebt hatten, und als Warnung für sie alle. Längs des Ufers sah er viele stumme Zuschauer ihres Aufbruchs und fragte sich, ob wohl auch de Block darunter war. Er war vor einer Stunde an Bord gewesen, um Bo-litho seine Aufwartung zu machen und sich für die ihm überlassene Fregatte zu bedanken. Keiner hatte die Möglichkeit erwähnt, daß — sollte Holland in den Krieg hineingezogen werden — das Schiff wieder gegen seinen Stifter eingesetzt werden könnte. Auch das war ein Teil dessen, was sie miteinander durchgemacht hatten.
De Block hatte ihm das kleine, schön geschnitzte Modell eines holländischen Kriegsschiffs übergeben.»Als Erinnerung, Kapitän. Vielleicht geben Sie es eines Tages weiter an Ihren Sohn.»
Bolitho hatte ihn am Fallreep verabschiedet und ihm nachgeschaut, als er zu seiner einsamen Residenz zurückgerudert wurde, wo er sein Erdendasein wohl beenden würde. Hoffentlich konnte er wenigstens die letzten Jahre in Frieden leben.
Er straffte sich und sagte dann kurz:»Also los, Mr. Inch. Bringen Sie das Schiff in Bewegung, wenn's recht ist!»
Mit dem Signal zum Ankerlichten, das von ihrer Rah auswehte, brach die Hyperion ihren Anker los und trieb unter dem Druck des frischen Windes zunächst ein Stück achteraus. Bolitho hielt sich an den Netzen fest, als die Segel sich dann füllten und das Schiff sich auf die Seite legte. Er beobachtete die Seeleute an den Fallen, Gei-tauen, Schoten und Halsen, die Hand über Hand arbeiteten, als sich nun weitere Segel entfalteten und blähten. Die Männer an den Brassen brauchten keinen Ansporn, und als dann der Anker aus dem Wasser kam und beigefangen wurde, hatte das Schiff schon Fahrt voraus aufgenommen und näherte sich der letzten Landspitze und dem blauen Horizont dahinter.
Als die Hyperion sich an der Hügelbatterie vorbeischob, sah Bo-litho, wie die holländische Flagge zum Gruß gedippt wurde. Dann drehte er sich um und beobachtete, wie seine anderen Schiffe ihre Marssegel setzten und sich — ihm folgend — vom Ankerplatz freisegelten: Hermes, Impulsive und die schlanke Spartan. Als letzte kam die kleine Korvette um die Landspitze herum. Ihr Vorschiff war völlig von Spritzern übersprüht, als sie hoch an den Wind ging, um ihre vorschriftsmäßige Position in Luv des in Kiellinie segelnden Geschwaders einzunehmen.
Es war nur ein schwaches Geschwader, dachte Bolitho. Aber im selben Augenblick begriff er auch, daß er es nicht gegen eine ganze Flotte eingetauscht hätte.
Der zweite Morgen auf See zog so schön und klar herauf wie die anderen davor, aber als Bolitho nach einem hastig eingenommenen Frühstück an Deck kam, konnte er den Unterschied fast körperlich spüren. Mit dichtgeholten Segeln über Steuerbordbug segelnd, lag das Schiff weiterhin sehr schräg, aber die kurzen Wellen mit den weißen Köpfen hatten über Nacht einer langen Dünung mit geschlossenen Reihen schaumgekrönter Wogen Platz gemacht, wodurch die Schiffsbewegungen heftiger und unangenehmer geworden waren. Während der Nacht waren sie aus dem Landschutz von Trinidad herausgetreten und standen nun im Atlantik selber. Ringsum war am Horizont kein Land mehr zu sehen.
Er warf einen Blick auf den in seinem Gehäuse pendelnden Kompaß und dann auf den Stand der Segel. Sie steuerten immer noch genau Kurs Ost, und als er sich über die Reling lehnte und nach achtern schaute, sah er die Impulsive, die gerade in ein tiefes Wellental eintauchte und dann gischtübersprüht wieder hochkam. Sie hielt ihren Platz drei Kabellängen hinter der Hyperion. Ihre Segel verdeckten fast die Hermes, die etwas hinterherhinkte und bereits mehr als zwei Meilen Abstand haben mochte.
Inch wartete, bis Bolitho seinen morgendlichen Rundblick beendet hatte. »Dasher steht auf Position in Luv, Sir.»
Bolitho grunzte nur und arbeitete sich langsam das schräg liegende Deck hoch. Die Spartan war außer Sichtweite, auf Erkundung weit vor ihnen. Wie üblich, empfand er Neid auf Farquhar und seine Bewegungsfreiheit.»Wir werden in fünfzehn Minuten Kurs ändern, Mr. Inch. Rufen Sie >alle Mann< auf Stationen!»
Er hatte keine Lust zu einer längeren Unterhaltung, denn seine Gedanken waren noch ganz mit seinen Berechnungen und den Möglichkeiten, die er der Karte entnommen hatte, beschäftigt.
Gossett faßte an seinen verbeulten Hut.»Dreihundertfünfzig Meilen nach dem Log,[8] Sir. Das ist schon ganz schön für den Anfang.»
Bolitho schaute ihn an.»Wollen mal sehen, was wir noch schaffen.»
«Wo, meinen Sie, könnte der Franzose jetzt sein, Sir?«Inch war wieder neben ihm. Er kniff die Augen zusammen, als er gegen den Wind beobachtete, wie die Männer auf ihre Manöverstationen liefen.
«Ich schätze, daß Lequiller nach Las Mercedes zurücksegelte, um Perez und seine Landsknechtstruppe abzuholen. Ich nehme an, daß er die Soldaten auf dem Schatzschiff untergebracht hat, als doppelte Sicherung. «Er schaute zum Wimpel an der Mastspitze hoch.»Er ist jetzt auch auf dem Weg zum Treffpunkt, aber wohl mit langsamerer Fahrt, we gen der San Leandro.»
Er drehte sich ungeduldig um und machte Gossett ein Zeichen.»Wir ändern Kurs um sieben Strich und gehen auf den anderen Bug. «Er spürte, wie Spritzer über sein Gesicht geweht wurden, und schmeckte Salz auf der Zunge.
Der Master nickte.»Aye, aye, Sir.»
Für Inch fügte Bolitho noch hinzu:»Wenn wir auf dem neuen Kurs sind, möchte ich Bramsegel setzen. «Er wartete, bis sich auf Inchs langem Gesicht ablesen ließ, daß er den Befehl verarbeitet hatte.»Und danach können Sie auch gleich noch die Leesegel[9] ausbringen. «Inch schluckte.»Bei so viel Leinwand, Sir, wird die Hermes kaum noch mithalten können.»
«Tun Sie wie befohlen, Mr. Inch. «Bolitho sah ihn kühl an.»Wir haben diesmal keinen Passat, der uns unter die Rockschöße bläst, also müssen wir erst mal Norden halten, bevor wir mit den Westwinden Kurs auf Spanien nehmen können. «Etwas nachsichtiger fuhr er fort:»Aber bisher war uns der Passat noch gewogen, Mr. Inch. Haben Sie also Geduld.»
Er wandte sich ab und rief:»Legen Sie Ruder zur Wende!»
Als sich die beiden Rudergänger in die Speichen des doppelten Steuerrades stemmten, beobachtete Bolitho die Männer auf dem Vorschiff, wie sie die Schoten der Vorsegel loswarfen, während andere die Brassen aufnahmen, bereit, die Rahen rundzuholen, wenn das Schiff den Wind von der anderen Seite bekam.
«Ruder liegt hart Backbord, Sir!«»Gei auf Großsegel und Fock!»
Schwer stampfend und gischtübersprüht, arbeitete sich das Schiff mit wild schlagenden Vorsegeln und dichtgeholtem Besan in den
Wind.
Bolitho packte die Reling und folgte mit seinem Körper den Schiffsbewegungen, als die Hyperion weiterdrehte und schließlich durch den Wind kam.
Männer rannten in geordnetem Durcheinander über Deck, die gebräunten Oberkörper vor Nässe triefend, als die See — nun von Steuerbord — über das Vorschiff schlug und sie mit Spritzern überschüttete.
Bolitho hieb die Faust auf die Reling.»Jetzt, Mr. Inch!»
«Los die Steuerbordschoten und Brassen, hol Brassen und Schoten an Backbord!«Inchs Hut hing schief auf dem Kopf, aber er schaffte es, sich über den Lärm der schlagenden Segel und des wimmernden Riggs verständlich zu machen.
Bolitho beobachtete zufrieden, wie die Rahen herumschwangen, weil die Männer wie verrückt an den Brassen zogen, obwohl sie nur wenig Halt für ihre nackten Füße auf dem nassen Deck fanden.
Über ihnen füllten sich die Segel wieder mit dem Wind, der nun von der anderen Seite einfiel. Blöcke und Taljen quietschten, Wanten und Stage vibrierten, bis das Schiff sich auf seinem neuen Kurs eingependelt hatte.
Bolitho nickte.»Und jetzt setzen Sie die Bramsegel!«Ein schneller Blick nach achtern sagte ihm, daß Herrick seinem Beispiel folgte. Sein Schiff drehte gerade an, wobei Bugspriet und Galionsfigur von einer überkommenden See begraben wurden.
Gossett rief:»Kurs Nord zu Ost, Sir. Voll und bei!»
«Sehr schön. «Bolitho fühlte, daß das Deck zitterte, als sich noch mehr Segel an den Rahen blähten. Die kleinen Gestalten hoch oben auf den Bramrahen schienen außer Reichweite und Gefahr, aber er wußte, daß dies eine Täuschung war. Ein Ausrutscher dort oben bedeutete den unmittelbaren Tod — wenn der Mann noch Glück hatte. Fiel er aber in die schäumende See, hatte er nur die Aussicht, achteraus zu treiben und — das davonziehende Schiff vor Augen — zu ertrinken. Denn der Versuch, die Hyperion unter solch einem Segeldruck zum Stehen zu bringen, hätte eine Katastrophe heraufbeschworen. Bei solch einem Manöver konnte sie leicht sämtliche Masten einbüßen.
Auf dem Hauptdeck sah Bolitho den Segelmacher und seine Leute die Leesegel klarieren, die wie große Flügel dem Schiff mit etwas Glück einen zusätzlichen Knoten Geschwindigkeit geben würden, wenn der Wind anhielt.
In den Masten und Wanten wimmelte es bald von Leuten, die nach dem Kommando ihrer Unteroffiziere auf und nieder, vor und zurück kletterten und die Leesegel an ihren Spieren ausbrachten.
Plötzlich sah er Pascoe, der die Püttingswanten hochkletterte, wobei sein schlanker Körper zeitweise schräg nach unten hing. Bolitho hielt den Atem an, als er sah, daß Pascoes Fuß abrutschte und er den Schuh verlor, der gemächlich herunter und neben der Bordwand ins Wasser fiel. Der Junge fand aber gleich wieder Halt und kletterte hinter den anderen her, wobei ihm das schwarze Haar um den Kopf wehte. Als Bolitho wieder nach vorn schaute, bemerkte er seinen Bruder, der am Fockmast stand und die Augen beschattete, weil er ebenfalls nach dem Midshipman ausschaute. Als er bemerkte, daß Bolitho ihn beobachtete, machte er eine beruhigende Geste. Oder sollte sie Erleichterung ausdrücken?
Leutnant Roth rief: «Hermes hat gewendet!«Er schüttelte sich vor Lachen.»Sie kommt nicht mehr mit!»
Bolitho drehte sich zornig nach ihm um.»Seien Sie nicht so überheblich! Wenn die Hermes zurückfällt, werden Sie vierundsiebzig Kanonen weniger haben, wenn Sie sie am meisten brauchen.»
Roth errötete.»Tut mir leid, Sir.»
Bolitho ging auf die Luvseite und lehnte sich gegen die Finknetze. Er mußte sich zusammennehmen. Sich über solch eine harmlose Bemerkung zu ärgern, war sinnlos und dumm. Roth hatte eher Stolz auf sein eigenes Schiff ausdrücken wollen als Spott über die unter der Wasserlinie mit hemmenden Muscheln und Pflanzen bewachsene Hermes. Er mußte plötzlich an seine eigene Gereiztheit und Ungeduld damals im Mittelmeer denken, als die Hyperion, das Unterwasserschiff so voll Entenmuscheln und Seetang wie jetzt die Hermes, sich mühsam vorwärtsschleppte und von einem verständnislosen Admiral einfach zurückgelassen wurde. Aber es war nutzlos, Vergleiche zu ziehen.
«Machen Sie ein Signal für die Hermes, Mr. Carlyon. «Er runzelte die Stirn, als er sich an Fitzmaurices Versicherung, ihm beistehen zu wollen, erinnerte.»>Setzen Sie mehr Segel
«Sie hat verstanden gezeigt, Sir. «Carlyon schien überrascht.
Vom Hauptdeck scholl Schimpfen und Fluchen herauf, als das Backbord-Leesegel wogte und flatterte wie ein Seeungeheuer. Es wollte einfach nicht richtig stehen, war aber trotzdem nützlich. Auf jeden Fall hielt es die Männer beschäftigt, denn sie hatten noch einen langen Weg vor sich.
Inch sagte:»Hab' noch nie ein Segel gesehen, das so störrisch ist wie dieses, Sir.»
«Es ist möglich, daß wir weiter im Norden noch ungünstigere Winde bekommen. «Bolitho dachte laut.»Wir müssen das Schiff trotzdem mit allem vorwärts treiben, was wir an Segeln haben, und den Passat nutzen, so lange es geht.»
Die Männer aus den Masten glitten schon wieder herunter an Deck. Sie waren bester Stimmung wegen des prächtigen Bildes voll entfalteter Antriebskraft, die sie freigemacht hatten.
Bolitho sagte kurz:»Ich bin im Kartenraum, Mr. Inch. Sie können die Wache nach unten schicken.»
In dem engen Raum saß er am Tisch und schaute starr auf die Karte. Alles war getan, und es schien, als sei seinen sorgfältigen Berechnungen nichts mehr hinzuzufügen. Er blätterte die Seiten des abgenutzten Logbuchs durch. Jede enthielt die Eintragung über zurückgelegte Meilen, gesichtete Schiffe. Über Männer, die gestorben, gefallen, verletzt waren. Mit einem Knall schloß er es und stand auf. Er mußte aufhören, sich zu erinnern, das führte zu nichts.
Es klopfte.»Herein!»
Er drehte sich um und sah seinen Bruder, der ihn mit ausdruckslosem Gesicht beobachtete.
Bolitho sagte:»Mach' die Tür zu!«Dann leiser:»Du kannst offen sprechen. Es ist niemand da, der uns zuhört.»
«Ich wollte gern. «Hugh begann zu stottern und fuhr dann entschlossen fort:»Ich hörte vom Tod deiner Frau. Es tut mir sehr leid. Was könnte ich dir sonst noch sagen?«Bolitho seufzte.»Ja. Ich danke dir.»
«Als ich mit den anderen Strafgefangenen in Cozar war, habe ich Cheney häufig bei der alten Festung Spazierengehen gesehen. Ich glaube, ich habe mich damals auch in sie verliebt. «Er lächelte traurig.»Wirst du die Franzosen dieses Mal finden?»
Bolitho sah ihn an.»Ja.»
«Wenn das Glück dir hold ist, was hast du danach mit mir vor?»
«Ich habe mich noch nicht entschieden. «Bolitho setzte sich erschöpft hin und rieb sich die Augen.»Falls wir Lequiller finden und schlagen…»
Sein Bruder hob eine Augenbraue.»Ihn schlagen?»
«Ihn zu lahmen, würde schon ausreichen. «Seltsam, wie Hugh Dinge voraussah, die andere nicht einmal vermuteten. Eine Seeschlacht in der Biskaya, vielleicht einige hundert Seemeilen vom nächsten Land entfernt, konnte für den Sieger ebenso gefährlich enden wie für den Besiegten.
Er fuhr abrupt fort:»Ich könnte dich den Behörden mit der dringenden Bitte um Begnadigung übergeben. Angesichts dessen, was du auf der Spartan geleistet hast, sollte diese Bitte nicht abgeschlagen werden. «Er hob die Hand.»Hör' mich erst an, bevor du etwas sagst. Aber wenn du es vorziehst, schicke ich dich mit irgendeinem Auftrag an Land. «Er sah weg, als er weitersprach.»Du kannst dann verschwinden und weiter deiner Wege gehen.»
«Mit beidem setzt du dich der Kritik, möglicherweise sogar wirklicher Gefahr aus, Dick. Beim letzteren noch mehr, weil du dann mit dem Wissen weiterleben mußt, daß du privaten Interessen zuliebe gegen deine Dienstauffassung verstoßen hast.»
Bolitho sah ihn ernst an.»Mein Gott, glaubst du, daß ich mir jetzt noch darum Sorgen mache?»
«Jedenfalls tue ich's. Und du gibst mir die Fluchtchance auch nicht nur deshalb, weil du im Grunde der Nachsicht des Kriegsgerichts mißtraust, sondern weil es auf meinen Sohn einen schrecklichen Eindruck machen muß, wenn sein Vater als Hochverräter hingerichtet würde. «Er lächelte wieder.»Ich kenne dich doch, Dick.»
«Also?«Bolitho stand auf und ging an das Kartenspind.
«Ich werde dein Angebot annehmen und abhauen. «Hughs Stimme klang plötzlich müde.»Und zwar nicht nach Cornwall, wo man mich erkennen könnte. «Er machte eine Pause.»Aber es wird England sein und nicht irgendein pockenverseuchtes Gefängnis am anderen Ende der Welt.»
Bolitho sah ihn an.»Vielleicht sprechen wir später darüber.»
«Kaum. «Sein älterer Bruder sah ihm in die Augen.»Übrigens halte ich das, was du jetzt tust, für verrückt. Du hättest PelhamMartin die Verantwortung tragen lassen und ruhig in St. Kruis vor Anker bleiben sollen. Jetzt wird er gewinnen, ganz gleich, wie die Sache ausgeht.»
«Mag sein.»
Hugh nickte.»Aber vielleicht hätte ich genauso gehandelt. Die Männer aus Cornwall sind leicht verrückt, sagt man, und wir bilden anscheinend keine Ausnahme.»
Man hörte Fußgetrappel auf dem Gang, dann steckte Midshipman Pascoe den Kopf durch die Tür.»Frage von Mr. Roth, Sir, ob er ein Reff einstecken darf. Der Wind hat ziemlich aufgefrischt. «Seine Augen wanderten von Bolitho zu Hugh.»Sir?»
Bolitho sagte:»Nein, das darf er nicht, Mr. Pascoe. Jetzt nicht und auch später nicht, es sei denn, wir bekommen einen Hurrikan.»
Pascoe nickte.»Aye, aye, Sir, ich richte es sofort aus. «Dann fragte er:»Wäre es Ihnen recht, wenn Mr. Selby mir den Sextanten noch einmal erklärte, Sir? Es scheint, daß ich etwas langsamer bin als die anderen.»
Bolitho sah ihn wohlwollend an.»Nicht langsamer, Mr. Pascoe, nur jünger.»
Dann schaute er auf seinen Bruder.»Wenn Sie es mit Ihrem übrigen Dienst vereinbaren können, Mr. Selby, haben Sie meine Genehmigung. «Und mit Nachdruck:»Was unsere Unterredung soeben betrifft — ich möchte hoffen, daß Sie die restliche Zeit gut nutzen.»
Hugh nickte, und seine Augen strahlten plötzlich.»Die Zeit wird gut genutzt, Sir, darauf haben Sie mein Wort.»
Als sie gegangen waren, stützte Bolitho den Kopf in die Hände und starrte blind auf die Karte. Es hatte Zeiten gegeben, da ihm sein Bruder wegen der Aussichtslosigkeit seiner Zukunft leid tat. Jetzt war er eher neidisch auf ihn. Denn obwohl Pascoe über die Identität seines Lehrmeisters im unklaren blieb, würde Hugh ihn schnell für sich gewinnen; danach konnte er sich mit dem Gedanken trösten, daß sein Sohn frei von Schande das Leben weiterführen konnte, das er selber so leichtfertig weggeworfen hatte.
Und was hatte er selbst? Nichts. Seine Finger berührten wie von selber das Medaillon. Nur Erinnerungen, die im Lauf der Jahre gewiß so ungreifbar werden würden wie der Wind und keinen Trost mehr schenkten.
Mit einem Ruck stand Bolitho auf und griff nach seinem Hut. Hier war ein schlechter Ort zum Alleinsein. An Deck hatte er wenigstens das Schiff und die Aufgabe, alles zu versuchen, was in seiner Macht stand.