Der Schöne und Starke oder genauer: der durch Schönheit Starke. - L. H. H.
Der von meinem Freund hier erwähnte Kallikrates war ein Spartaner, von dem Herodot (Herod. IX. 72) sagt, er sei wegen seiner Schönheit berühmt gewesen. Er fiel in der glorreichen Schlacht von Platää (22. September 479 v. Chr.), in der die Lake-dämonier und Athener unter Pausanias die Perser vernichtend schlugen und fast dreihunderttausend von ihnen töteten. - L. H. H.
Necht-nebf oder Nectanebo II., der letzte eingeborene Pharao Ägyptens; floh 339 v. Chr. vor Ochus nach Äthiopien. - Der Herausgeber.
Die Kartusche, falls es wirklich eine war, kann nicht die des Kallikrates gewesen sein, wie Mr. Holly annimmt. Kallikrates war ein Priester und als solcher nicht zu einer Kartusche berechtigt. Kartuschen waren das Vorrecht des ägyptischen Königshauses. Er hätte seinen Namen oder Titel jedoch auf einem Oval anbringen können. - Der Herausgeber.
Löwe
Es gibt eine Magnolienart mit rötlichen Blüten - die in Sikkim heimische Magnolia Campbelli. - Der Herausgeber.
Bei Kilwa an der ostafrikanischen Küste, etwa vierhundert Meilen von Sansibar, befindet sich ein vor einigen Jahren vom Meer freigelegtes Riff. An der Spitze dieses Riffs liegen persische Gräber, die nach den Daten ihrer noch lesbaren Inschriften mindestens siebenhundert Jahre alt sind. Unter diesen Gräbern liegt ein großes Trümmerfeld, das die Reste einer Stadt darstellt. In noch größerer Tiefe befindet sich ein zweites, eine noch ältere Stadt darstellendes Trümmerfeld, und noch tiefer ein drittes, bei dem es sich um die Reste einer unsagbar alten Stadt handelt. Unter dieser untersten Stadt wurden kürzlich glasierte Tongefäße gefunden, wie sie heute noch bei den Eingeborenen jener Gegend in Gebrauch sind. - Der Herausgeber.
Wie wir feststellten, wuchs in diesem Land wie in allen anderen Teilen Afrikas Tabak, doch die Amahagger benutzten ihn in Unkenntnis seiner sonstigen gesegneten Eigenschaften lediglich zum Schnupfen und zu medizinischen Zwecken. - L. H. H.
Wie wir später erfuhren, dienten sie dazu, das Opfer in den Glauben zu versetzen, es sei der Gegenstand von Liebe und Bewunderung, und es zu besänftigen, damit es glücklich und zufrieden in den Tod ging. - L. H. H.
engl. Stechpalme
Yarab, der Sohn Käthans, der einige Jahrhunderte vor Abraham lebte, war der Stammvater der alten Araber und gab dem Land seinen Namen. Mit ihrer Andeutung, daß sie >al Arab al Ariba<, eine Araberin der Araber sei, wollte sie offenbar sagen, daß sie aus echt arabischem Blute stammte und nicht von den naturalisierten Arabern, den Abkömmlingen Ismaels, des Sohnes Abrahams und Hagars, welche >al Arab al mostareba< genannt werden. Die Sprache der Koreischiten galt zwar als das reine, >kla-re< Arabisch, die Sprache der Hamyars aber stand dem Altsyrischen an Reinheit näher. - L. H. H.
Die >Folterhöhle<. Ich sah später diesen fürchterlichen Ort, der gleichfalls ein Vermächtnis des vorgeschichtlichen Volkes ist, das in Kor lebte. Die einzigen Gegenstände in der Höhle waren Felsplatten, in verschiedenen Stellungen angeordnet, um den Folterknechten ihre Arbeit zu erleichtern. Viele dieser aus einem porösen Stein bestehenden Platten waren von dem Blut der Opfer, das sie in grauer Vorzeit aufgesogen hatten, tiefschwarz gefärbt. In der Mitte der Höhle befand sich eine Feuerstelle mit einer Vertiefung, in welcher der bereits bekannte Topf erhitzt wurde. Das Schrecklichste an der Höhle aber waren die über jeder Platte in den Fels gehauenen Darstellungen der betreffenden Folterungen. Diese Darstellungen waren so grauenhaft, daß ich den Leser nicht mit ihrer Schilderung peinigen will. - L. H. H.
Diese Wendung ist bemerkenswert, scheint sie doch den Glauben an ein künftiges Leben anzudeuten. - Der Herausgeber.
Der Name Amahagger scheint in der Tat auf eine seltsame Rassenmischung hinzudeuten, wie sie in der Gegend des Sambesi leicht erfolgt sein kann. Die Vorsilbe >Ama< entstammt der Sprache der Zulus und verwandter Stämme; >hagger< ist arabisch und bedeutet >Stein<. - Der Herausgeber.
Ayesha zeigte mir später den Baum, aus dessen Blättern dieses uralte Konservierungsmittel gewonnen wurde. Es ist ein niedriger, strauchartiger Baum, der auch heute noch üppig auf den Abhängen der Berge wächst. Die Blätter sind lang, schmal und von hellem Grün, das sich jedoch im Herbst hellrot färbt, und sie ähneln im Aussehen Lorbeerblättern. Sie riechen in grünem Zustand fast gar nicht, verströmen jedoch, wenn man sie kocht, einen fast unerträglich starken aromatischen Duft. Die beste Essenz indes liefern die Wurzeln, und bei dem Volk von Kor gab es ein auf einigen, mir von Ayesha gezeigten Inschriften erwähntes Gesetz, demzufolge unter Androhung schwerer Strafen niemand unter einem bestimmten Rang mit der aus diesen Wurzeln gewonnenen Essenz einbalsamiert werden durfte. Zweck dieses Gesetzes war es, die Bäume vor Ausrottung zu schützen. Der Verkauf der Blätter und Wurzeln war ein Regierungsmonopol, das den Königen von Kor einen großen Teil ihres Privateinkommens einbrachte. - L. H. H.
Ayesha war eine große Chemikerin, und die Chemie scheint ihre einzige und liebste Beschäftigung gewesen zu sein. Sie hatte eine der Höhlen als Laboratorium eingerichtet und erzielte trotz ihrer naturgemäß recht primitiven Geräte, wie man im Verlauf dieser Erzählung noch sehen wird, erstaunliche Resultate. - L. H. H.
Lange Zeit war es mir ein Rätsel, was wohl mit den ungeheuren Mengen Felsgesteins geschehen war, die man aus diesen Höhlen herausgehauen hatte. Später erfuhr ich, daß man sie größtenteils zum Bau der Mauern und Paläste von Kor sowie zur Auskleidung der Brunnen und Kanäle verwendet hatte. - L. H. H.
Nachdem ich einige Monate über diese Bemerkung nachgedacht habe, muß ich gestehn, daß ich von ihrer Richtigkeit nicht mehr ganz überzeugt bin. Zwar beging Ayesha ohne jeden Zweifel einen Mord, doch ich fürchte, daß wir, verfügten wir über die gleiche absolute Macht und ginge es um den gleichen ungeheuren Einsatz, durchaus imstande wären, unter entsprechenden Umständen genauso zu handeln. Außerdem darf man nicht außer acht lassen, daß das System, nach dem sie regierte, für den geringsten Ungehorsam die Todesstrafe vorsah und daß es sich für sie um einen solchen Fall handelte. Sehen wir von dem Mord einmal ab, so bestanden ihre bösen Taten darin, daß sie Ansichten äußerte und Motiven zufolge handelte, welche wohl unseren Moralgesetzen, doch nicht unserer Handlungsweise zuwiderlaufen. Auf den ersten Blick könnte dies als ein Beweis für ihre Verruchtheit erscheinen, doch wenn man das ungeheure Alter dieses Wesens bedenkt, wird es zweifelhaft, ob es sich nicht nur um die Folge einer außerordentlichen Beobachtungsgabe handelte. Es ist eine wohlbekannte Tatsache, daß mit zunehmendem Alter unser Zynismus immer mehr wächst; ja viele von uns werden nur durch einen rechtzeitigen Tod vor gänzlicher moralischer Korruption bewahrt. Niemand wird leugnen, daß ein junger Mensch im allgemeinen besser ist als ein alter, denn er verfügt nicht über jene Lebenserfahrung, die nahezu unweigerlich zu Zynismus und Boshaftigkeit führt. Nun war der älteste Mensch auf Erden im Vergleich zu Ayesha ein kleines Kind, und der weiseste Mensch auf Erden verfügte nicht über ein Drittel ihrer Weisheit. Die Frucht ihrer Weisheit aber war, daß es nur eines gibt, für das zu leben sich lohnt - die Liebe in ihrem höchsten Sinn, und um sie zu erlangen, schreckte sie vor nichts zurück. Dies ist in Wahrheit das Motiv ihrer Übeltaten, und wie man über sie auch denken mag, so darf man andererseits nicht Vergessen, daß sie auch einige Tugenden in einem bei beiden Geschlechtern höchst ungewöhnlichen Maß entwickelt hatte - Beständigkeit, zum Beispiel. - L. H. H.
Leider konnte ich nie feststellen, ob >Sie< auch gegen Unfälle gefeit war. Vermutlich war sie es, denn sonst hätte doch sicherlich im Laufe so vieler Jahrhunderte irgendein Unglücksfall ihrem Leben ein Ende gesetzt. Sie forderte zwar Leo auf, sie zu töten, doch höchstwahrscheinlich tat sie dies nur, um sein Temperament und seine innerliche Einstellung ihr gegenüber auf die Probe zu stellen. Ayesha handelte niemals ohne Absicht aus einem augenblicklichen Impuls heraus. - L. H. H.
Daß diese Ruinen nach so ungeheuer langer Zeit - mindestens sechstausend Jahren - noch so ungewöhnlich gut erhalten waren, lag vielleicht daran, daß Kor nicht durch einen Feind niedergebrannt oder durch ein Erdbeben zerstört, sondern infolge einer furchtbaren Seuche von seinen Bewohnern verlassen wurde. Deshalb blieben die Gebäude unversehrt. Überdies ist das Klima schön und trocken, und es gibt nur selten Regen oder Sturm. So hatten diese Ruinen nur dem Zahn der Zeit zu trotzen, der sein Werk bei so massiven Bauten nur sehr langsam tut. - L. H. H.
Wie Billali mir erzählte, glauben die Amahagger, daß die Stadt von bösen Geistern bewohnt sei, und sind deshalb durch nichts zu bewegen, sie zu betreten. Ich bemerkte deutlich, daß auch er es nur äußerst widerstrebend tat, und wahrscheinlich faßte er den Mut dazu nur deshalb, weil er sich unter dem direkten Schutz Ayeshas wähnte. Leo und mir erschien es sehr merkwürdig, daß ein Volk, dem es nichts ausmachte, inmitten von Toten zu leben, und das diese sogar als Brennmaterial verwendet, eine derartige Scheu davor empfindet, sich den einstigen Wohnstätten dieser Abgeschiedenen zu nähern. Wahrscheinlich handelt es sich um einen der bei Wilden so häufig anzutreffenden Widersprüche. - L. H. H.
In dieser Hinsicht haben wir übrigens keinen Anlaß, uns über die Amahagger zu entrüsten. >Mumie<, eine aus zerstampften alten Ägyptern hergestellte Farbe, wird viel von Malern benutzt; vor allem von solchen, die sich mit der Nachbildung alter Meisterwerke befassen. - Der Herausgeber.
Der Leser wird sicherlich bemerken, daß Ayeshas Bericht von Amenartas' Darstellung auf der Tonscherbe abweicht. Dort hieß es: »Da tötete sie ihn in ihrem Zorn mit ihrer Zauberkraft.« Es ließ sich nie feststellen, welches die richtige Version ist, doch man erinnert sich, daß sich in Kallikrates Leiche eine Speerwunde befand, was für Ayeshas Darstellung zu sprechen scheint; es sei denn, sie wurde ihm nach dem Tode zugefügt. Auch ließ sich nicht ermitteln, wie die beiden Frauen - >Sie< und die Ägypterin Amenartas - imstande waren, den Leichnam des Mannes, den sie beide liebten, über die grauenhafte Schlucht und den zitternden Felssporn zu schaffen. Was für ein schreckliches Bild müssen die beiden in ihrem Kummer und in ihrer Schönheit geboten haben, als sie den Toten gemeinsam über diese grauenhafte Stätte schleppten! Vielleicht jedoch ließ sie sich damals leichter passieren. - L. H. H.
Was ist es doch, nebenbei bemerkt, für ein schrecklicher Gedanke, daß nahezu immer unsere Liebe zu Frauen, soweit wir nicht mit ihnen verwandt sind - zumindest im ersten Augenblick -, von ihrer äußeren Erscheinung abhängt. Wenn wir sie verlören und äußerlich entstellt und abstoßend anzusehen, ansonsten aber unverändert wiederfänden, würden wir sie dann noch immer lieben? - L. H. H.
Seltsamerweise hat Leos Haar vor kurzem wieder ein wenig von seiner Farbe wiedererlangt; es ist jetzt gelblichgrau, und ich hege die Hoffnung, daß es mit der Zeit sein ursprüngliches Aussehen zurückgewinnen wird. - L. H. H.