NEUN

Die menschliche Tragzeit dauert ewig. E-W-I-G! Wie rund soll Carolin denn noch werden? Gerade jetzt liegt sie auf dem Sofa im Wohnzimmer, ich ausnahmsweise auch darauf zu ihren Füßen – und ich kann ihr Gesicht gar nicht mehr sehen, weil mir ihr Bauch die Sicht versperrt. Ob Menschenbabys dadurch auf die Welt kommen, dass die Mutter einfach platzt?

Auf dem dicken Bauch hat Carolin ein Buch abgelegt, aus dem sie mir bis eben vorgelesen hat. Wer sich jetzt denkt, dass es doch sehr nett ist, wenn Frauchen seinem treuen Jagdhund eine lustige Geschichte vorliest, der irrt. Keine lustige Geschichte. Nicht mal eine traurige. Einfach gar keine. Carolin liest aus dem Buch Namen vor, lauscht ihrem Klang nach und fragt dann: »Na, Herkules? Wie findest du den?« Was soll ich dazu schon sagen? LANGWEILIG! Ich will lieber spazieren gehen. Mit Glück ist Cherie auch gerade unterwegs! Seit unserem Wiedersehen vor zwei Tagen muss ich ständig an sie denken.

»Oder Sophie? Klingt doch auch schön, oder? Also, wenn es ein Mädchen wird.« Sie legt die Hand neben das Buch auf den Bauch. »Na, Kleines? Wirst du ein Mädchen?«

Marc kommt ins Wohnzimmer, gibt Caro einen Kuss und setzt sich dann in einen der Sessel.

»Hallo, ihr beiden. Was macht ihr denn Schönes?«

»Herkules berät mich bei der Vornamensfindung.«

Von wegen! Herkules langweilt sich! Aber das interessiert hier wie üblich keinen. Es geht mal wieder um das Baby. Hoffentlich ist das bald da, damit sich die Themenliste endlich wieder normalisiert.

»Und? Was gefällt ihm am besten?«

»Ich glaube, bei den Mädchen mag er Sophie, bei den Jungs Henri.«

Bitte? So’n Quatsch! Ich würde sagen, bei den Mädchen Chappi und bei den Jungs Frolic.

»Henri finde ich auch schön. Henri Wagner. Das hat doch was.«

»Ja, schon sehr hübsch. Noch hübscher ist allerdings Henri Neumann.«

Carolin klingt belustigt. Sehen kann ich das ja nicht. Marc hingegen, den ich sehr gut sehen kann, zieht die Augenbrauen hoch und die Mundwinkel nach unten. Ist bestimmt ein schwieriges Manöver und drückt offensichtlich Missfallen aus.

»Neumann?!«

»Ja. So heiße ich.«

Genau. Sollte Marc das etwa vergessen haben?

»Ja, aber … aber …«

»Aber, aber – was?«

»Nun ja, ich dachte, das Kind bekommt meinen Nachnamen.«

»Wie kommst du denn darauf? Darüber haben wir doch noch gar nicht gesprochen. Was mich, nebenbei bemerkt, schon ein bisschen gewundert hat. Aber dann dachte ich, ich warte mal, ob du es ansprichst.«

Marc räuspert sich.

»Äh … ich dachte, das wäre irgendwie klar.«

»Wieso sollte das klar sein?«

»Na, wir sind doch eine Familie. Und Luisa heißt doch auch Wagner. Sollen denn die Geschwister nicht den gleichen Namen tragen?«

»Sollen sie? Ich weiß nicht. Ich gehöre doch auch zur Familie.«

Genau! Und ich auch! Herkules Neumann!

»Das ist doch etwas ganz anderes!«

»Finde ich nicht.«

»Doch, du kannst ja meinen Namen gar nicht annehmen.«

»Könnte ich schon. Wir müssten nur heiraten.«

»Bitte, nicht wieder das Thema. Du kennst meine Meinung.«

Wuff! Aber ich nicht! Worüber reden denn die beiden? Und wieso sinkt die gefühlte Zimmertemperatur gerade um mindestens zehn Grad?

»Ja. Die kenne ich. Und sie kränkt mich. Nicht, weil ich unbedingt heiraten will. Sondern weil ich das Gefühl habe, dass du an unserer Liebe zweifelst. Und glaube mir, das ist kein schönes Gefühl, vor allem, wenn man im achten Monat schwanger ist und aussieht wie eine Seekuh.«

Marc steht auf, kniet sich neben das Sofa und küsst Caro auf den Bauch.

»Spatzl, das stimmt doch gar nicht. Das mit der Seekuh. Und der Rest auch nicht. Ich liebe dich, ich freue mich wahnsinnig auf unser gemeinsames Kind. Aber ich stand schon einmal vorm Altar und habe ewige Treue geschworen. Bis dass der Tod euch scheidet, haha! Das hat ja nun nachweislich nicht geklappt. Sabine ist putzmunter und glücklich vereint mit ihrem Flugkapitän. Ich glaube nicht mehr an den ganzen Quatsch. Und deswegen möchte ich nie wieder heiraten. Einen anderen Grund gibt es nicht. Mit meiner Liebe zu dir hat das rein gar nichts zu tun.«

Jetzt fängt Caro an zu schluchzen. Auweia, wer hätte an diesem friedlich-langweiligen Nachmittag damit gerechnet?

»Tut mir leid, Marc. Das sind die Hormone. Denk dir nichts. Aber deine Mutter nervt mich ziemlich mit dem Thema. Und meine eigentlich auch. Ständig fragen mich die beiden, warum wir nicht heiraten. Ich komme mir langsam total blöd vor, verstehst du? Dabei bin ich doch gar keine große Verfechterin der Ehe.«

Marc streichelt über ihren Bauch. Ob da außer dem Baby auch diese Hormone drin sind? Was ist das wohl? Auf alle Fälle scheinen die zum Schwangersein dazuzugehören und es irgendwie lästig zu machen, wenn Caro nun schon wegen ihnen weinen muss.

»Armes Spatzl. Das tut mir leid. Ich rede mit meiner Mutter.«

»Nee, lass mal. Ich glaube, sie wird das nicht verstehen.«

Und kann man es ihr verdenken? Ich verstehe schließlich auch kein Wort. Was schon daran liegt, dass ich keine wirkliche Vorstellung davon habe, was »Ehe« und »Heiraten« eigentlich bedeuten. Ewige Treue klingt doch schon mal gut. Wie zwischen Jäger und Hund. Bis dass der Tod euch scheidet – das könnten sich auch Opili und von Eschersbach versprochen haben. Also, selbst wenn sie sich das so nie gesagt haben, weil sich die beiden ja nicht mit Worten unterhalten konnten. Gemeint haben sie es bestimmt. Und daran gehalten haben sie sich auch. Bis zum letzten Atemzug von Opili.

So gesehen verstehe ich schon, dass Caro sauer ist, wenn Marc ihr das jetzt nicht versprechen will. Und alles nur, weil sich die blöde Sabine nicht daran gehalten hat. Das ist doch wohl nicht Caros Schuld! Da hätte Marc bei der Frauenauswahl einfach ein bisschen besser aufpassen müssen. Auch hier ist es doch wieder wie im wahren Leben. Augen auf beim Hundekauf! Diese Mahnung nimmt sich jeder gewissenhafte Züchter zu Herzen, wenn er sich eine neue Hündin in den Zwinger holt. Sabine war eben ein Fehlgriff. Selber schuld, Marc!

Andererseits – was genau ist denn nun der Unterschied zwischen Liebe und Ehe? Wie hängen die zusammen? Hängen sie überhaupt zusammen? Dass Marc Caro liebt, ist doch klar. Das bezweifelt sie auch nicht. Sagt sie ja selbst. Und mit ihr zusammenbleiben will er auch, ist bei Menschenpaaren, zumal mit Kindern, schließlich das Konzept. Und schiefgehen kann es – siehe Sabine – trotz Ehe. Versteh ich nicht. Wozu heiraten Menschen denn dann? Ob das irgendwas mit dem Eintrag ins Zuchtbuch zu tun hat? Gibt es das für Menschen überhaupt? Und was hat das alles damit zu tun, dass Caro mittlerweile wie eine Seekuh aussieht?

»So, dann lass mich auch mal gucken.« Marc steht auf, nimmt das Buch von Caros Bauch und setzt sich wieder in den Sessel. »Henri und Sophie. Finde ich beides gut. Über den Nachnamen unterhalten wir uns noch mal, oder?«

Ringt sich Caro nun zu einen Lächeln durch? Ich hüpfe vom Sofa und gucke sie mir von unten an. Ja. Sehr gut! Kriegspfad wurde verlassen.

»Von mir aus. Können wir machen. Aber was sind denn deine Favoriten?«

»Wie findest du denn Ole?«

Caro schüttelt den Kopf.

»Malte?«

Kopfschütteln.

»Nikolaus?«

»Hm. Niko. Schon besser. Was hältst du von Alexander?«

»Finde ich schön, ist aber sehr häufig, oder?«

Caro nickt.

»Ja, aber ich mag den Namen, weil er so klassisch ist.«

»Wo wir gerade bei klassisch sind – bei den Mädchen finde ich Johanna gut.«

»Und Nina?«

»Nee, bitte. Da müsste ich die ganze Zeit an deine Nina denken.«

»Wieso meine? Ich dachte, sie sei unsere Nina. Und überhaupt: Bevor du dich mit mir getroffen hast, bist du immerhin mit ihr ausgegangen. So schlimm können die Gedanken an Nina also wohl nicht sein.«

Marc seufzt.

»Gut. Hast ja Recht. Trotzdem will ich nicht, dass unsere Tochter so heißt. Der Name ist irgendwie besetzt. Wie geht es Nina eigentlich? Ewig nichts mehr von ihr gehört. Immer noch mit dem Weihnachtsmann glücklich?«

»Ich glaube schon. Aber in letzter Zeit habe ich sie kaum gesehen – sie steckt gerade in einem anstrengenden Forschungsprojekt, eine Kooperation mit einem schwedischen Institut. Irgendetwas mit Suchtprophylaxe. Jedenfalls ist sie ständig in Stockholm, und wenn ich sie mal sehe, habe ich Angst, sie mit meinen Babythemen zu langweilen.«

Marc guckt erstaunt.

»Freut sie sich denn nicht für uns?«

»Doch. Schon. Aber du weißt ja, wie sie zum Thema Kinder steht.«

Allerdings weiß Marc das. Als er sich noch mit Nina getroffen hat, haben sie sich über das Thema Kinder mal so gestritten, dass sie ihn auf einer Picknickdecke mit einer Schüssel voll sandigem Kartoffelsalat hat sitzen lassen und einfach in den nächsten Bus gesprungen ist. So wird es jedenfalls erzählt. In der Beziehung ist Nina genauso kompliziert und unleidlich wie Herr Beck. Die beiden haben eindeutig eine Kinderphobie. So nennt Caro das bei Nina, und es bedeutet, dass die Kinder überhaupt nicht mag.

»Na, vielleicht ändert sich das noch mal. Ansonsten ist ihr Freund natürlich auch noch ziemlich jung, der ist wahrscheinlich auch nicht gerade scharf auf einen Stall voll lauter, lärmender Gören oder kleiner Windelpupser, die er jede Stunde wickeln oder füttern muss und die ihn um seinen Nachtschlaf bringen.« Er lacht.

Hm. Laute, lärmende Gören? Einmal pro Stunde wickeln – was ist das eigentlich? – oder füttern? Also, so richtig scharf bin ich darauf auch nicht, und mein Nachtschlaf ist mir heilig! Das klingt ja sehr betreuungsintensiv. Wie lange das wohl dauert, bis ein Menschenkind so weit ist, dass es nicht mehr so aufwändig in der Pflege ist? Anscheinend hat Caro gerade den gleichen Gedanken.

»Hoffentlich schaffen wir das alles. Ich freue mich, aber ich habe auch Bammel.«

»Keine Sorge, Spatzl. Du hast einen echten Profi an deiner Seite. So ein Baby versorge ich mit links. Und wenn er oder sie wie Luisa wird, dann können wir uns auf ein ganz friedliches, gutgelauntes Geschöpf freuen. Egal, ob Baby Neumann oder Baby Wagner.«


»Friedliches, gutgelauntes Geschöpf? Pfff! Vergiss es!« Okay, Herr Beck glaubt nicht an die Geschichte vom lieben Baby. Aber das ist ja auch kein Wunder, siehe Kinderphobie. Die teilt er eindeutig mit seinem Frauchen.

»Aber Marc sagt, dass Luisa genauso war. Das perfekte Baby«, verteidige ich meine Freundin.

»Ach Quatsch!« Beck schüttelt unwillig den Kopf. »Das glauben doch alle Eltern. Dass sie ganz süße, liebreizende Kinder haben. Selbst der nichtsnutzige Neffe von Frau Wiese war bestimmt überzeugt davon, dass es sich bei seinen missratenen Gören um die Krone der Schöpfung handelte. Ich weiß bis heute nicht, woran es liegt – aber irgendetwas vernebelt Menschen beim eigenen Nachwuchs komplett den Verstand.«

»Meinst du?«

»Ja, und ob! Sieh dir doch mal an, wie die ihre Kinder erziehen.«

»Hm. Die Erziehung ist mir noch nicht so besonders aufgefallen.«

»Kein Wunder – die findet ja auch gar nicht statt! Menschenkinder machen einfach, was sie wollen, die Eltern klatschen noch Applaus!« Herr Beck schnauft hektisch, das Thema scheint ihn richtig mitzunehmen. »Wenn ich mir als Kätzchen auch nur einen Bruchteil der Sachen erlaubt hätte, die ich bei Menschenkindern jeden Tag beobachte, dann wäre ich von meiner Mutter aber mal richtig vermöbelt worden.«

Ich bleibe skeptisch.

»Wann beobachtest du denn schon mal Menschenkinder? Hier im Haus wohnen doch gar keine. Und im Park bist du meistens abends oder nachts. Da sind die meisten Kinder schon längst zu Hause.«

»Na, früher. Früher habe ich die beobachtet. Bei Familie Wiese. Oder bei meinem alten Herrchen, dem Anwalt. Da kamen auch oft Kinder mit ins Büro, um die sich die Eltern, die nicht mehr zusammenbleiben wollten, gestritten haben. Hab ich damals schon nicht verstanden. Ich wäre froh gewesen, endlich ohne Kinder meine Ruhe zu haben.«

Beck ist einfach ein alter Nörgler. Dem täte ein wenig Unruhe wahrscheinlich ganz gut, so empfindlich, wie der mittlerweile ist. Kleine Menschen sind eben wilder als große, das finde ich eigentlich schön. Nicht so langweilig! Klar, als Welpe wurde ich von meiner Mutter auch das ein oder andere Mal sehr energisch zur Ordnung gerufen. Dann packte sie mich im Nacken und schüttelte mich ordentlich. Aber bei Menscheneltern funktioniert das vielleicht anders. Eben mit Worten. Marc jedenfalls schimpft ab und zu mit Luisa, wenn sie etwas falsch macht. Und wenn sie etwas richtig macht, freut er sich und lobt sie. Das ist bestimmt auch Erziehung. Nur ohne Schütteln.

»Na, ihr beiden? Sonnt ihr euch?« Daniel kommt zu uns in den Garten. Seit unserem Spaziergang an der Alster steht er häufiger auf der Terrasse und raucht – eigentlich immer, wenn Caro gerade nicht in der Werkstatt ist. Aber diesmal hat er kein Zigarettenpäckchen in der Hand, sondern meine Hundeleine.

»Wir beiden haben eine Verabredung, Herkules. Mit zwei attraktiven Frauen. Komm!«

Ich zögere. Wozu braucht Daniel mich, wenn er mit zwei Frauen verabredet ist? Kann er sich nicht entscheiden und will meine Meinung zu den Damen hören? Und dann gucke ich mir die beiden an und hebe mein Beinchen an der Kandidatin, die mir nicht so gefällt? Eigentlich ein lustiger Gedanke. Und natürlich hat Daniel völlig Recht: Mein Geschmack ist exquisit, immerhin habe ich auch für Carolin den passenden Mann gefunden. Wenn wir uns damals auf ihre eigene Menschen-und insbesondere Männerkenntnis verlassen hätten – auweia! Das wäre böse geendet! Also rappele ich mich auf und trabe zu Daniel. Wenn mein Freund mich braucht, stehe ich zu ihm, ist doch klar! Und vielleicht besteht ja der Hauch einer Chance, dass er mit den Damen in der Nähe der Hundewiese verabredet ist.


Nein, er ist nicht in der Nähe der Hundewiese verabredet. Er ist auf der Hundewiese verabredet. Jedenfalls steuern wir die direkt an. Wie seltsam! Nach meiner bisherigen Kenntnis finden Treffen von Männern und Frauen bevorzugt in Restaurants oder Cafés statt. Vielleicht auch mal im Mondschein auf einer Parkbank. Aber auf der Hundewiese? Umringt von ziemlich vielen großen und kleinen Vierbeinern, mit einer Geräuschkulisse, die nicht einmal ich als romantisch bezeichnen würde? Nein, so eine Verabredung habe ich jedenfalls mit Carolin auch nicht in der Hochphase der Männersuche erlebt.

Jetzt winkt Daniel irgendjemandem zu. Wahrscheinlich einer der beiden Frauen. Vielleicht hat er sich einen kleinen sportlichen Wettbewerb für die Damen ausgedacht? Agility, wie man das im Hundesport nennt? Gemeinsames Stöckchenweitwerfen oder mit Hunden um die Wette rennen? Interessiert schaue ich, wer ihm denn wohl zurückwinkt – und erlebe eine Überraschung. Ich kenne die Frau! Es ist Claudia, Cheries Frauchen! Ein angenehmes Kribbeln breitet sich von meiner Schwanzspitze über den gesamten Rücken aus: Wo Claudia ist, kann auch Cherie nicht weit sein. Tatsächlich taucht sie gleich danach neben ihr auf. Sie sieht mich und trabt auf uns zu.

»Hallo, Herkules! Ist das nicht klasse? Claudia und Daniel haben sich verabredet. Ich glaube, die mögen sich.«

»Ja, aber ich dachte, er würde noch auf eine andere Frau warten.«

»Wie kommst du denn darauf?«

»Er sagte, wir seien mit zwei attraktiven Frauen verabredet. Momentan sehe ich nur eine.«

»Charmant bist du ja nicht gerade.«

»Charmant? Wie meinst du das?«

»Weißt du nicht, was Charme ist?«

»Nicht so richtig.« Eigentlich gar nicht, aber das will ich nicht zugeben.

»Jemand, der charmant ist, hat eine ganz tolle Ausstrahlung. Er schafft es, Eigenschaften seiner Mitmenschen besonders freundlich hervorzuheben, selbst wenn die auf den ersten Blick gar nicht so toll sind.«

»Aha. Er lügt also.«

Cherie schnauft.

»Nein. Er ist charmant. Er sorgt für ein bisschen Freude im Leben anderer Menschen. Mit Lügen hat das nichts zu tun.«

»Versteh ich nicht. Und noch weniger verstehe ich, was Charme damit zu tun hat, dass Daniel auf zwei tolle Frauen wartet.«

»Na, ist doch wohl klar: Mit den zwei attraktiven Frauen meinte Daniel Claudia und mich

»Echt? Kann ich mir gar nicht vorstellen. Du bist doch nur ein Hund.«

»Wuff!« Cherie klingt empört.

»Äh, ich meine, in Daniels Augen bist du doch nur ein Hund.« Mist, ich habe das Gefühl, mich hier gerade um Kopf und Halsband zu reden.

»Tja. Auf alle Fälle ist Daniel deutlich charmanter als du. Besser kann ich dir das auch nicht erklären. Aber vielleicht fragst du einfach mal den fetten Kater. Der weiß doch sowieso immer alles besser.« Cherie klingt eingeschnappt.

»Tut mir leid, das war jetzt doof von mir. Aber du weißt doch, dass ich dich total schön finde. Du bist für mich die schönste Hündin der Welt. Ich bin so glücklich, dass du wieder da bist, ehrlich!«

Cherie guckt mich an, als würde sie etwas überlegen. Dann schnellt ihr Kopf vor, und sie schleckt mir einmal über die Schnauze. Wahnsinn – ich habe das Gefühl, dass mich gerade ein gewaltiger Blitz getroffen hat.

»Danke, Herkules, das ist lieb von dir! Ich habe dich auch vermisst. Vielleicht bin ich momentan einfach etwas empfindlich. Claudia sagt immer, das seien die Hormone. Ist eben ein besonderer Zustand.«

Hormone. HORMONE? Eine sehr, sehr ungute Ahnung beschleicht mich. Ich mustere Cherie.

»Wie meinst du denn das?«

Cherie rückt ganz nah an mich heran, ihre Stimme ist nur noch ein leises Flüstern.

»Ich bin trächtig. Ich werde endlich, endlich Mutter! Ist das nicht schön?«

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