DREIZEHN

Willi war mal das, was die Menschen gemeinhin einen Penner nennen. Warum, habe ich bis heute nicht recht verstanden, denn ich habe eigentlich nicht den Eindruck, dass Willi früher irgendwie mehr geschlafen hat als seine Mitmenschen. Als Herr Beck und ich ihn das erste Mal trafen, wohnte er noch auf einer Bank im Park hinter Caros Werkstatt. Heute hat er allerdings eine richtige Wohnung und verkauft Zeitungen vor dem Supermarkt, in dem Marc und Caro immer einkaufen. Dieser Markt ist Gott sei Dank nicht weit von der Werkstatt entfernt, und ich kann nur hoffen, dass Willi auch jetzt dort ist, denn sonst ist die Katastrophe wohl nicht mehr zu verhindern.

Willi ist nämlich ein ausgezeichneter Katastrophenverhinderer. Eigentlich der einzige mir bekannte Mensch, den man so bezeichnen kann. Alle anderen Menschen sind eher Katastrophenerzeuger. Nur der Willi, der ist eindeutig anders. Mich zum Beispiel hat Willi einmal vor dem sicheren Erstickungstod in einem Kaninchenbau gerettet. Zwar hat sich Carolin damals trotzdem nicht in ihn verliebt, sondern in Marc, aber das ist eine andere Geschichte. Bei Marc – typisch Mensch – geht häufiger mal etwas schief, siehe die Geschichte mit unserem Rausschmiss aus dem Kaufhaus. Wobei der alte von Eschersbach im Zusammenhang mit Missgeschicken anderer Menschen immer sehr gerne ein Sprichwort zitierte, in dem ein Glashaus vorkam. Möglicherweise sitze ich gerade in einem solchen und sollte mich zum Thema Katastrophe etwas zurückhalten.

»Bist du sicher, dass wir Willi hier finden?« Bisher ist Herr Beck brav neben mir hergetrabt, aber jetzt klingt er skeptisch.

»Wenn du mir nicht glaubst, hättest du ja zu Hause bleiben können.« Das Letzte, was ich jetzt brauchen kann, ist ein pessimistischer fetter Kater.

»Nee, nee, und dann den ganzen Ärger abkriegen, falls Daniel doch schon eher kommt und dann denkt, ich hätte den Schlauch ramponiert? Auf keinen Fall. Lieber suche ich mit dir Willi. Wie weit ist es denn noch?«

»Gleich da vorne um die Ecke. Bisher war Willi immer da, wenn ich mit Caro vorbeispaziert bin«, versuche ich, Zuversicht zu verströmen und mich damit selbst zu trösten. Willi wird da sein – und dann müssen wir ihn noch dazu bringen, uns zu folgen. Das ist allerdings nicht so kompliziert, wie es jetzt klingt. Willi ist nämlich nicht nur Katastrophenverhinderer, sondern auch Dackelversteher. Als Herr Beck und ich noch versuchten, wildfremde Männer aus dem Park in unseren Garten zu locken, auf dass endlich der Traumprinz für Carolin dabei wäre, war Willi im Grunde genommen der Einzige, der unseren Wink verstanden hat und freiwillig mitgekommen war. Wieso Caro damals trotzdem nicht erkannt hat, dass wir ihr den passenden Mann gewissermaßen auf dem Silbertablett präsentiert haben, verstehe ich bis heute nicht, aber vielleicht hat das auch damit zu tun, dass Willi zu der Zeit eben ein Penner war. Wahrscheinlich hatte Caro Angst, er könnte ihr beim ersten Rendezvous einfach einschlafen. Und das wäre nun wirklich nicht besonders romantisch gewesen.

Endlich taucht der Supermarkt vor uns auf und: Bingo! Willi sitzt tatsächlich davor und hat auf einem kleinen Tisch neben sich einen Verkaufsstand mit Zeitungen aufgebaut. Auch Beck hat ihn gleich gesehen, sofort wird er schneller. Zwei, drei geschmeidige Sätze, dann sitzt er direkt vor Willi. Was für ein Angeber, eben typisch Katze. Aber elegant gemacht, das muss der Neid ihm lassen. Auch typisch Katze, leider! Würde ich nie so hinkriegen, zu kurze Beine! So schnell mich Letztere tragen, wetze ich hinter Beck her und setzte mich neben ihn. Immerhin kommt jetzt wieder einer meiner Fähigkeiten entscheidende Bedeutung zu: richtig traurig gucken, Dackelblick eben.

Willi fährt sich mit der Hand durch sein längeres, welliges Haar und mustert uns erstaunt, was sein runzeliges Gesicht gleich noch mehr in Falten legt.

»Na, so was! Der kleine Herkules und sein Freund, der dicke Kater, besuchen mich! Hallo, ihr beiden! Was habt ihr denn diesmal ausgefressen? Braucht ihr wieder mal Willis Hilfe?«

Wie peinlich – kaum sieht Willi uns, geht er vom Schlimmsten aus, und zwar völlig zu Recht. In diesem Fall ist das aber Gott sein Dank nicht nur peinlich, sondern auch sehr praktisch. Denn für die umständliche Kommunikation zwischen Mensch und Tier haben wir jetzt keine Zeit mehr. Wollen wir verhindern, dass die Werkstatt gleich geflutet wird, müssen wir direkt los. Herr Beck streicht mit der Tatze über Willis Hose, ich jaule möglichst mitleiderregend.

Willi seufzt und steht auf.

»Das wird mir wieder niemand glauben, wenn ich das erzähle. Aber immerhin denkt auch keiner mehr, ich sei betrunken. Jetzt halten sie mich alle nur für wunderlich.«

Er stapelt die Zeitungen, die noch auf dem Tisch liegen, und verstaut sie in einer sehr großen Tasche, die er sich umhängt.

»So, ihr beiden – lasst mich raten: zur Werkstatt?«

Zur Bestätigung belle ich kurz, so viel menschlicher Scharfsinn muss schließlich unterstützt werden, dann rennen Beck und ich los. Ich brauche mich gar nicht umzudrehen, um festzustellen, dass Willi uns brav folgt – er schnauft beim Laufen so laut, wie Oma Hedwig manchmal schnarcht. Hoffentlich macht ihm unser Tempo nicht zu schaffen! Wenn wir allerdings langsamer werden, kommen wir bestimmt nicht mehr rechtzeitig. Schon sind wir an der Gartenpforte angelangt und steuern auf die Terrasse zu.

»Ach, du Scheiße – man gut, dass ihr mich geholt habt! Hier säuft ja gleich die ganze Bude ab«, erkennt Willi die Situation sofort und analysiert messerscharf. Fantastisch! Von verpennt keine Spur! Ein kurzer Blick, dann greift er beherzt durch den Wasserstrahl und dreht den Hahn zu. Sofort ist der Spuk vorbei, mir fallen ganze Wagenladungen von Steinen vom Hundeherz. Ich werfe einen vorsichtigen Blick Richtung Terrassentür – das Wasser steht schon auf Höhe des Spalts, und wenn meine ausgezeichneten Ohren das Geräusch richtig interpretieren, was sie ganz deutlich hören, dann läuft das Wasser auch schon munter in die Werkstatt. Das scheint auch Willi zu merken, jedenfalls zieht er jetzt die Schuhe aus, krempelt seine Hose hoch, steigt die Stufen von der Terrasse zur Werkstatt hinunter und watet zur Tür. Ob er das Wasser vielleicht wegmachen kann? Also, ich weiß jetzt auch nicht, wie – aber an einem warmen Tag wie heute verschwindet Wasser doch oft von ganz allein. Gut, wahrscheinlich dauert es bei viel Wasser ein bisschen länger, aber wenn Willi irgendwie nachhilft?

»Mist, die Tür kann ich von außen natürlich nicht schließen. Das müsste man aber, damit nicht noch mehr Wasser ins Haus läuft. Hm. Wie ist denn das bloß passiert? Könnt ihr zwei mir natürlich nicht sagen. Ich fürchte, wenn hier nicht bald jemand kommt, muss ich wohl die Feuerwehr zum Abpumpen rufen.«

Er steigt wieder hoch und geht zum Hahn. Nachdenklich betrachtet er den Schlauch, der nun ganz schlaff zu Boden hängt.

»Also, ich könnte schwören, dass das hier Bissspuren sind. Herkules, hast du etwa den Schlauch angenagt? Und das Wasser war nicht abgedreht?« Er schüttelt den Kopf. »Mensch, du bist doch kein Welpe mehr, wie kommst du denn auf so eine Idee?«

Okay, ich weiß, dass das keine gute Entschuldigung ist – aber wieso macht es denn einen Unterschied, ob ich ein Welpe bin oder nicht? Das Ergebnis wäre doch das gleiche! Warum wäre das also bei einem Baby in Ordnung, bei mir aber nicht? Ungerecht ist das! Ich setze mich auf den Po und gucke Willi möglichst vorwurfsvoll an, aber der ignoriert mich. Stattdessen geht er um das Haus zum vorderen Eingang. Ich folge ihm und beobachte, wie er alle Klingelknöpfe an der Haustür ausprobiert. Ohne Ergebnis – das hätte ich ihm gleich sagen können. Er sieht sich fragend um, dann scheint ihm eine Idee zu kommen. Als er sich zum Gehen wendet, fange ich an zu bellen. Der will uns doch jetzt wohl nicht allein hierlassen, oder?

»Keine Panik, Herkules, ich bin gleich wieder da. Gegenüber ist eine Telefonzelle, da muss ich kurz hin.«

Auweia – Telefonzelle? Das hat doch bestimmt etwas mit einem Telefon zu tun. Schätze mal, jetzt ruft Willi die Feuerwehr. Ohne genau zu wissen, was das eigentlich ist, habe ich doch das ungute Gefühl, dass man diesen kleinen Vorfall vielleicht nun nicht mehr vor Daniel und Caro wird geheim halten können.


Nein. Das kann man nicht geheim halten. Vor dem Haus steht ein Auto, das ungefähr so groß ist wie die Orangerie auf Schloss Eschersbach, also riesig. Auf dem Dach hat es eine Leiter und hintendran hängt ein ebenfalls riesiger Schlauch, dessen Ende nun auf der Terrasse liegt und mit einem sehr lauten Geräusch das Wasser verschlingt, das eben noch an die Terrassentür schwappte. Willi steht mit einem der Männer, die aus dem Riesenauto gesprungen sind, daneben und unterhält sich angeregt. Der Mann hat sehr seltsame Kleidung an, sie erinnert mich ein wenig an das, was die Müllmänner tragen, nur viel dunkler. Außerdem hat er einen Helm auf dem Kopf. Warum nur? Droht hier etwa eine Gefahr, von der ich noch gar nichts ahne? Also, außer dem Riesenanschiss, den ich mit Sicherheit demnächst kassieren werde? Herr Beck hat sich vom Acker gemacht, und ich überlege, ob das nicht auch für mich die passende Alternative wäre. Dann bin ich wenigstens nicht dabei, wenn Daniel der unweigerliche Schlag trifft. Ob ich in Abwesenheit verurteilt werden kann? Oder gelingt es mir, mich so lange zu verstecken, bis sich die Gemüter wieder beruhigt haben? Und wann wird das wohl voraussichtlich sein?

Fragen über Fragen, die sich allerdings leider nicht mehr stellen, denn genau in diesem Moment biegt Daniel um die Ecke. Fassungslos starrt er auf das Feuerwehrauto, blickt zwischen Willi, dem Feuerwehrmann und dem Schlauch, aus dem gerade ein sehr gurgelndes Geräusch kommt, hin und her. Schätze mal, er hat schon gemerkt, dass es hier ein klitzekleines Problem gab. Für eine Flucht ist es jetzt eindeutig zu spät. Da muss ich durch und es ertragen wie ein echter von Eschersbach. Daniel geht auf den Feuerwehrmann zu, mit dem sich Willi eben noch unterhalten hat.

»Was ist denn hier passiert?«

»Wohnen Sie hier?«

»Ja. Beziehungsweise – ich arbeite in der Werkstatt im Souterrain.«

»Tja, der Herr Schamoni hier hat uns informiert, dass am Zugang zu Ihrer Werkstatt ein großer Wassereinbruch drohte. Offenbar gab es ein Problem mit dem Außenhahn, so dass sich das Wasser auf der Terrasse staute. Das haben wir abgepumpt. Teilweise war das Wasser allerdings schon in das Gebäude gelaufen, so ganz werden Sie um die nassen Füße also nicht herumkommen. Können Sie mir übrigens sagen, wer der Eigentümer dieses Hauses ist? Dieser Feuerwehreinsatz ist kostenpflichtig, das Abpumpen ist ja ein Service, keine Rettung.«

»Das ist ein Herr Welser, Adresse müsste ich raussuchen. Begeistert wird der aber nicht sein.«

Der Feuerwehrmann holt tief Luft und wirkt auf einmal nicht mehr so freundlich, wie er mir eben noch vorkam.

»Tja, um Begeisterung geht es dabei nicht. In solchen Fällen von offensichtlicher grober Fahrlässigkeit zahlt entweder der, der Schuld ist. Das ist der Handlungsstörer, und den dürften wir kaum noch ausfindig machen, es sei denn, Sie sagen mir jetzt, dass Sie völlig beknackterweise den Hahn voll aufgedreht haben, obwohl nur ein einfaches Spritzventil davorhing. Dass das irgendwann schiefgeht, ist ja wohl klar. Oder aber, wenn wir keinen Schuldigen finden, zahlt der sogenannte Zustandsstörer, und das ist dann Ihr Herr Welser. Denn es ist sein Haus, von dem gewissermaßen eine Gefahr ausging und das wir gerade vor Schlimmerem bewahrt haben. Verstanden?«

Uuuh, das klingt, als ob hier kein Widerspruch geduldet würde. Daniel nickt auch ganz brav, dann dreht er sich zu Herrn Schamoni.

»Grüß Sie, wir kennen uns doch irgendwie, oder?«

Willi nickt. Er wirkt unsicher.

»Ja, ich bin Willi, ein Bekannter von Carolin Neumann. Die arbeitet mit Ihnen zusammen, oder?«

»Richtig.«

»Tja, und ich kam gerade sowieso vorbei, da wollte ich nur mal schauen, ob sie da ist. Oder ob das Baby vielleicht schon da ist.«

Hä? Was ist das denn für eine Geschichte? Das stimmt doch gar nicht! Auch Daniel guckt skeptisch. Wobei der wahrscheinlich noch skeptischer gucken würde, wenn ihm Willi die Wahrheit erzählen würde. Letzterer scheint Daniels Blick genauso zu deuten wie ich, jedenfalls legt er noch mal nach.

»Wissen Sie, so schönes Wetter heute, da dachte ich mir, bestimmt liegt die Frau Neumann jetzt auf einem Sonnenstuhl im Garten, die Füße schön hoch, und freut sich auf ihr Baby. Und der kleine Herkules liegt daneben, und dann freuen sich die beiden, wenn der Willi mal vorbeischaut auf einen kleinen Schnack.«

»Aha. Auf einen kleinen Schnack.« Extrem skeptischer Blick.

»Na ja, und wie ich so um die Ecke biege, sehe ich, dass der Hahn voll aufgedreht ist und das Wasser nur so aus der Wand sprudelt. Und keine Menschenseele da, nur Herkules, der ganz aufgeregt bellt. Da bin ich schnell hin und habe den Hahn zugedreht. Da war aber schon das ganze Wasser die Stufen runtergelaufen, deswegen habe ich die Feuerwehr gerufen.«

»So, so.« Daniel beäugt Willi so misstrauisch, dass ich fast fürchte, er könnte denken, Willi habe das ganze Chaos verursacht.

Der Feuerwehrmann legt wieder los: »Ja, das hat der Herr Schamoni auch ganz richtig gemacht. Es hätte nicht mehr lang gedauert, dann hätten die Türen dem Wasserdruck nachgegeben, und Sie hätten die ganze Chose im Haus gehabt, da bin ich mir sicher. Die Türen waren ja nicht richtig verschlossen. Übrigens auch im Hinblick auf Einbrecher sehr leichtsinnig, wenn man gar nicht da ist. Und ein echter Wachhund ist der Kleene hier ja nicht.«

He! Geht das etwa gegen mich? Frechheit! Den Typen würde ich jetzt am liebsten anpinkeln, aber da es sich um den Retter in der Not handelt, lasse ich es lieber. Der scheint mir auch gerade gar nicht zu Scherzen aufgelegt.

Daniel hebt entschuldigend die Hände und dreht sich zu Willi.

»Nein, nein, so habe ich das gar nicht gemeint! Natürlich – vielen Dank, dass Sie hier gleich so geistesgegenwärtig waren. Wenn Sie nicht gekommen wären, dann hätte ich jetzt wahrscheinlich einen Totalschaden in der Werkstatt. Ich frage mich nur, wie das alles passieren konnte. «

»Das ist doch wohl klar«, poltert der Feuerwehrmann erneut. »Ich wiederhole mich ungern, aber wenn es sein muss: Irgendein Idiot hat vergessen, den Hahn zuzudrehen, und stattdessen nur das Spritzventil am Schlauch geschlossen. Irgendwann baut sich so viel Wasserdruck auf, dass das Ventil abfliegt. Ein absolut vermeidbarer Zwischenfall – da kann niemand etwas dafür, außer dem Hornochsen, der das Wasser nicht abgedreht hat.«

Äh – sagen wir so: Es ist fast die Wahrheit. Und es ist beruhigend, dass ich jedenfalls nicht so ganz allein schuld war. Hoffentlich kommt mir Daniel nicht auf die Schliche, ich fürchte, ich kriege dann richtig Ärger. Ob der Feuerwehrmann mich dann zur Strafe gleich mitnimmt? Als Handlungsstörer?

Willi fährt sich mit den Händen durch sein etwas wirres Haar.

»Also, ich kann nur sagen, als ich kam, war der Schlauch nicht mehr am Hahn befestigt und lag auf dem Rasen. Mehr weiß ich nicht.«

Warum nur erzählt Willi so einen Unsinn? Er weiß doch, dass es ganz anders war. Sehr mysteriös. Daniel beugt sich und nimmt das Ende des Schlauchs in die Hand.

»Hm. So was Blödes.«

Seltsam – so was Blödes –, mehr sagt er dazu nicht? Er müsste doch jetzt auch die Spuren meiner Zähnchen sehen. Die sind Willi immerhin sofort aufgefallen, obwohl er so viel älter als Daniel ist und darum bestimmt auch viel schlechtere Augen hat. Aber anders, als ich erwartet hatte, schimpft Daniel nicht ganz dolle mit mir, sondern legt nur nachdenklich die Stirn in Falten. Dann schraubt er den Halterungsring vom Hahn los, steckt den Schlauch drauf, schraubt den Hahn wieder fest und dreht sich zu Willi um.

»Gut, dass Sie gekommen sind. Ich werde jetzt mal all meinen Mut zusammennehmen und die Werkstatt untersuchen. Ich hoffe, der Schaden hält sich in Grenzen.«

Er geht Richtung Hauseingang.

Auch der Feuerwehrmann will sich offenbar wieder auf den Weg machen. Er reicht Willi die Hand und Daniel ein Kärtchen.

»So, Einsatz beendet, Wohnung gerettet, dann wollen wir mal wieder los. Und Sie rufen mich bitte noch an und teilen mir die Kontaktdaten von Ihrem Vermieter mit.« Er geht zurück zu dem Riesenauto.

Als die Feuerwehr endlich weggefahren ist, schaut Willi ihnen noch eine Weile hinterher. Dann kniet er sich neben mich, zieht etwas aus seiner Hosentasche und hält es mir unter die Nase. Es ist das ziemlich glatt abgeschnittene Ende des Gartenschlauchs, deutlich sichtbar verziert mit Bissspuren.

»Herkules, das ist gerade noch mal gut gegangen. Wenn ich kein Taschenmesser dabeigehabt hätte, um das Ende abzuschneiden, wüsste jetzt jeder, dass du die ganze Aufregung verursacht hast. Ich sach mal – dieses Beweisstück entsorgen wir ganz schnell. Nicht, dass dein süßes Frauchen noch Ärger wegen dir bekommt – wer weiß, ob du versichert bist. Und dann schlage ich vor, dass du dir in Zukunft ein anderes Spielzeug suchst.«

Ich gucke Willi an und bin vom Donner gerührt. Dieser Mann hat gelogen, um mich nicht in Schwierigkeiten zu bringen. Okay, vielleicht auch, damit Caro keine Schwierigkeiten bekommt. Aber das Ergebnis ist das gleiche – und ich bin schwer beeindruckt von menschlicher Strategie.

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