118 Die Jagd auf die Banditen


Seit René der Herzogin von Lavello gelobt hatte, ihr den Kopf des Bizzarro zu schicken, hatte dieser sich von der Gegend um Cosenza zum äußersten Rand Kalabriens zurückgezogen.

Dort gibt es einen Wald namens Sila, in dem sich nur Banditen und Einheimische auskennen. In diesem Wald hatte der Bizzarro sich versteckt, und es dauerte nicht lange, bis er neue Beweise jener Grausamkeit und Blutgier lieferte, mit der er die Bürger und kleinen Leute so drangsaliert hatte und die nun selbst diejenigen gegen ihn aufbrachte, die für gewöhnlich als Helfershelfer der Banditen ihr Auskommen suchen.

Doch nicht damit zufrieden, bei der Bevölkerung verhasst zu sein, trug er Sorge, seine Leute so verhasst zu machen, dass keiner von ihnen jemals gewagt hätte, den Anführer zu denunzieren, um das eigene Leben zu erkaufen, denn jeder von ihnen hatte so viele Gräueltaten verübt, dass mit Gnade nicht zu rechnen war.

Ein junger Hirte, den die Soldaten gezwungen hatten, ihnen bei der Verfolgung des Bizzarro als Führer zu dienen, wurde von den Männern des Bizzarro gefangen und getötet, indem jeder von ihnen ihm einen Hieb mit dem Messer versetzte.

Beim neunundvierzigsten Hieb lebte er noch, und erst der fünfzigste, den ihm der Bizzarro versetzte, brachte ihm den Tod.

Daraufhin ließ dieser Schlächter ihn in so viele Teile zerstückeln, wie seine Truppe Männer zählte; das noch zuckende Fleisch warf er in einen großen Kessel und kochte daraus eine Suppe, von der jeder ein paar Löffel trinken und ein Stück Fleisch essen musste.

Er besaß zwei riesige Molosserhunde, denen er drei Tage lang nichts zu fressen gab; dann überließ er ihnen zwei Offiziere der Nationalgarde von Monteleone, nackt und unbewaffnet, und konnte sich für einen Augenblick an dem Schauspiel eines jener Kämpfe des Altertums weiden, in denen Christen gegen wilde Tiere antreten mussten.

All das führte dazu, dass der Bizzarro zum Geächteten erklärt wurde und dass jedermann sich vornahm, ihn zur Strecke zu bringen zu helfen, so gut er konnte.

Tomeo kannte ihn nicht, er hatte nie unter ihm gedient. Tomeo gehörte zu jenen, die dem Brigantenwesen wie einem Gewerbe nachgehen, die es ehrenhaft ausüben, denn sie stehlen zwar und töten auch notfalls, doch sie begehen keine unnötigen Untaten.

Als René sich mit ihm beriet, gab es folglich nichts, was dagegen gesprochen hätte, dass Tomeo sich bereit erklärte, eine Gelegenheit abzupassen, den Bizzarro fangen zu helfen.

Zuerst musste man herausfinden, wo der Bizzarro sich aufhielt, und diese Aufgabe fiel Tomeo zu.

Da Tomeo in den Bergen von Scilla eine Zeit lang mit einem weithin bekannten Briganten namens Parafante der Straßenräuberei nachgegangen war, machte er sich berechtigte Hoffnungen, nicht unverrichteter Dinge zurückzukommen.

Am nächsten Abend war er wieder da.

Er wusste den Aufenthalt des Banditen.

Eine weinende alte Frau am Fuß eines Baums war ihm aufgefallen; er hatte sich ihr genähert, hatte sie ausgefragt und erfahren, dass sie die Mutter des jungen Hirten war, den der Bandit so grausam zu Tode gefoltert hatte.

Nachdem Tomeo ihr offenbart hatte, warum er sie ausfragte, hatte die alte Frau gelobt, mit Körper und Seele Rache für ihren Sohn zu nehmen, hatte sich mit Tomeo für den übernächsten Tag verabredet und hatte ihm versichert, alles in Erfahrung zu bringen, was er wissen wollte.

Dies berichtete Tomeo René, der sich sofort an die Spitze seiner fünfzig Mann setzte und Tomeo folgte, dem er uneingeschränkt vertraute.

Die alte Frau wartete am vereinbarten Ort.

Tomeo und René gingen allein zu ihr.

Sie erklärte Tomeo genau, wo der Bizzarro die nächste Nacht verbringen würde, und nachdem Tomeo erfahren hatte, was er wissen wollte, gingen er und René zu ihren Männern zurück.

René ging mit seinen fünfzig Mann in Stellung, und als es dunkelte, zündeten sie Fackeln an und durchsuchten die Wälder, doch vergebens, denn sie schreckten nur Vögel und wilde Tiere auf.

Allerdings stießen sie auf den Lagerplatz der Banditen, dessen gelöschte Feuer noch heiße Glut bargen, was Tomeo und René davon überzeugte, dass die Auskünfte zutrafen; Renés fünfzig Soldaten waren offenkundig von den Briganten gesehen worden, und diese hatten die Flucht ergriffen.

Ein zweiter Versuch musste unternommen werden, und er wurde unternommen.

Diesmal befanden der Bizzarro und seine Männer sich an der angegebenen Stelle, doch rings um das Lager postierte Wachen schlugen Alarm; Gewehrschüsse wurden getauscht, doch das einzige Ergebnis war ein toter Bandit.

Mittlerweile hatte es sich herumgesprochen, dass der Bizzarro gejagt wurde.

Eine Zeit lang war dieser Brigant der ungekrönte König dieser Gegend gewesen.

Als Reynier am Golf von Sant’ Eufemia geschlagen worden war und sich bis in die Basilikata zurückziehen musste, hatte das den Briganten im Süden Kalabriens freie Hand gelassen. Daraufhin hielt der Bizzarro einen triumphalen Einzug in Palmi, von dem die Leute heute noch sprechen und der den Glanzpunkt seines Ruhms bildete.

Er ritt an der Spitze von hundert Männern zu Pferde, gefolgt von zahlreichen Briganten zu Fuß, wurde von Stadtverwaltung und Geistlichkeit unter einem prunkvollen Baldachin begrüßt und zur Kirche geführt, vorbei an einem Menschenauflauf aus Neugierigen und Gaffern aller benachbarten Provinzen; in der Kirche wurde das Tedeum angestimmt, um die Legitimität des Königshauses zu bekräftigen, und das Ende der Festlichkeiten begleiteten Hochrufe: »Es lebe der König! Es lebe Caroline Marie! Es lebe der Bizzarro!«, welch dreifaches Hurra böswilligen Geistern ein Lächeln entlockte.


[An dieser Stelle endet der Romanabdruck mit der Veröffentlichung vom 30. Oktober 1869. Claude Schopp hat folgenden möglichen Schluss der Episode skizziert:]


Seinem Kapitol war sein tarpejischer Felsen eng benachbart. Der ungekrönte König war zum gehetzten Wild geworden.

Nun erwiderte die Bevölkerung dem Banditen seine Grausamkeiten und seine Exzesse mit unbändigem und unversöhnlichem Hass; die Bürgerwehr hatte gelobt, die Waffen erst niederzulegen, wenn der Bizzarro tot war.

René und Tomeo mussten niemanden mehr um Auskünfte bitten, sondern konnten sich der Informanten kaum erwehren. Mehrere Tage lang waren sie dem Banditen dicht auf den Fersen, doch in letzter Sekunde gelang es ihm jedes Mal, ihnen zu entkommen; jeden Morgen fanden sie Überreste eines Lagerplatzes, warme Asche und bisweilen den verstümmelten Leichnam eines Banditen als stummes Zeugnis, dass der Bizzarro einen seiner Kumpane als Verräter verdächtigt, erschlagen und seinen Hunden zum Fraß vorgeworfen hatte.

Doch je weiter sie vorrückten, desto spärlicher wurden die Überreste an den Lagerstellen. Wie ein Indianer der Savanne beugte sich Tomeo über diese Funde, untersuchte eingehend die Fußabdrücke und die Nahrungsreste; in dem letzten Lager, das sie fanden, war er zu dem Schluss gelangt, dass der Brigant nur noch drei Gefährten aus seiner Bande bei sich hatte, darunter einen Heranwachsenden oder eine Frau. Wie vor ihm Taccone hatte er sich offenbar dafür entschieden, seine Bande auszulichten.

René beschloss daraufhin, seine Truppe, die für einen Überraschungsangriff zu groß war, in dem Dorf Maida zu lassen und die Jagd mit Tomeo allein zu Ende zu führen.

Zwei Bauern hatten den Bizzarro auf der Straße von Maida nach Vena gesehen; mit seinen letzten Getreuen hatte er sich vermutlich in einer der zahllosen Höhlen verkrochen, die den Berghang wie ein Labyrinth durchziehen. René und Tomeo waren auf ein Felsplateau gelangt, das unterhalb des Berggipfels lag, und sie beschlossen, die Nacht im Schutz der Felsen zu verbringen, die strahlend helles Mondlicht wie auf einem Gemälde Salvador Rosas beschien, und ihren Weg am nächsten Morgen fortzusetzen. Nach wenigen Stunden Schlaf spürte René, dass man ihn behutsam zu wecken versuchte; er öffnete die Augen und sah Tomeo, der die Hand wie ein Hörrohr um das Ohr hielt und ihm mit Zeichen zu verstehen gab, dass er lauschen solle.

Wahrhaftig konnte René ein fernes Gewimmer ausmachen, von unwirschen Lauten gefolgt.

»Ein Käuzchen oder ein anderer Nachtvogel«, murmelte René.

»Nein, ein Kind!«

René entsann sich, dass die Mutter des gefolterten jungen Schäfers ihnen gesagt hatte, die junge Gefährtin des Bizzarro habe vor Kurzem entbunden.

Er erhob sich lautlos und schlich vor Tomeo in ein Gewirr von Felsblöcken. Als das Wimmern, das sie leitete, verstummte, mussten sie sich aufs Geratewohl weitertasten. Das Weinen hob wieder an, und sie mussten feststellen, dass sie sich dem Versteck des Banditen nicht genähert, sondern sich von ihm entfernt hatten und umkehren mussten; so ging es mehrere Male.

Doch mit einem Mal verstummte das Gewimmer, ohne wieder einzusetzen. Am nächsten Morgen konnten die beiden die Gegend noch so argusäugig absuchen: Sie entdeckten nichts, was ihnen weiterhalf.

Dennoch waren sie überzeugt, dass der Brigant sich in dieser Steinwüste versteckt hielt; sie verbrachten sechs Nächte in dieser Weltabgeschiedenheit und nahmen jeden Morgen die Suche wieder auf, ohne zu einem Ergebnis zu gelangen.

In der siebten Nacht beschloss René entmutigt, aufzugeben und am nächsten Morgen nach Maida zurückzukehren; kaum war er eingeschlafen, weckte ihn das erstickte Geräusch einer Detonation, deren Echo sich im Erdinneren fortpflanzte; René und Tomeo sprangen auf und versuchten festzustellen, in welcher Richtung der Schuss gefallen war, doch am Himmel ballten sich dunkle Wolken zusammen und verdeckten den Mond. Eine Stunde lang irrten sie umher, stolperten über spitze Steine und hielten sich fest, um nicht in Felsspalten zu stürzen. Feuchter Wind war aufgekommen, und bald waren sie schweißbedeckt. Sie glaubten ihr Ziel erreicht zu haben, als sie in wenigen hundert Schritten Entfernung hinter einem Felsriegel zwei Detonationen hintereinander vernahmen.

Sie begannen den Felsen zu erklettern, tasteten mit Händen und Füßen nach Halt. Doch dann brach unversehens der Gewittersturm über sie herein.

Man muss ein Gewitter im Mittelmeerraum erlebt haben, um sich eine Vorstellung davon machen zu können, mit welcher Urgewalt Wind, Regen, Donner, Hagel und Blitze wüten und toben. René und Tomeo mussten von ihrem Vorhaben ablassen; sie rutschten zum Fuß des Felsens hinunter und versuchten ihn auf verschlungenen Pfaden zu umrunden, neben denen sich gefährliche Abgründe öffneten. Der Wind trieb Wolken und Nebelschwaden über den Boden, Wasserfluten rauschten den Berg hinunter, Blitze blendeten die Verfolger, und der Donner dröhnte in ihren Ohren, bis sie sich eingestehen mussten, dass unter diesen Umständen nichts auszurichten war. Sturmgetöse und Finsternis ließen ihnen keine Hoffnung, den Bizzarro zu finden.

Im strömenden Regen, der sie bis auf die Knochen durchnässte, machten sie sich auf den Weg zurück nach Maida. Die Wolken, die an ihnen vorbeijagten und sie einhüllten, und der heißfeuchte Atem des Schirokko bedeckten ihre Hände und Gesichter mit einem klebrigen Schweiß, der wenige Minuten darauf in der kalten Luft eisig wurde. Sie durchwateten zunehmend reißendere Bäche, die ihnen mittlerweile bis zum Knie reichten. Dann, als fast der Morgen graute, hörten sie Rufe und sahen Lichter: Es waren Männer, die außerhalb Maidas kampiert hatten, weil sie sich Sorgen um René und Tomeo machten und sich auf die Suche nach ihnen begeben hatten.

Man suchte die einzige Herberge des Dorfs auf, eine bescheidene Hütte, die im Tosen des Winds wackelte und in deren Inneren man durch die breiten Ritzen in den Wänden die Blitze draußen zucken sah. Im Kamin wurde ein großes Feuer entzündet, und über dem Feuer briet man an einem Haselstecken als Spieß ein mageres Huhn. Der Wirt wärmte Tücher, in die René und Tomeo sich hüllten, während das einzige saubere Tischtuch, das es gab, mit zwei angeschlagenen Tellern gedeckt wurde.

Wiederbelebt machte René sich gerade über eine magere Hühnerkeule her, als der Soldat, der vor der Tür des Hauses Wache hielt, hereinkam und sagte, eine Frau verlange ihn zu sprechen und behaupte, ihm etwas über den Bizzarro sagen zu können.

»Herein mit ihr«, sagte René.

Die Frau trat ein. Ihre langen schwarzen Haare und ihre zerlumpten Kleider trieften vor Nässe; in der Hand hielt sie ein Päckchen in einem Tuch, dessen vier Zipfel verknotet waren. Sie richtete einen durchdringenden Blick auf René.

»Sie bringen mir Kunde über den Bizzarro?«, fragte der junge Mann.

»Ich bringe Ihnen mehr und Besseres als das«, erwiderte sie mit düsterer Stimme.

Dann legte sie ihr Päckchen auf den Boden, entknotete es, fasste hinein und holte einen Gegenstand hervor, den man in dem dunklen Raum nicht deutlich erkennen konnte. Sie trat zu René an den Tisch in der Nähe des Kamins, und er sah, dass sie einen blutigen Kopf an seinen langen Haaren hielt, den sie neben den Tellern auf den Tisch stellte.

René konnte eine Geste des Abscheus nicht verbergen und erhob sich.

»Dieser Kopf ist zweitausend Dukaten wert«, sagte die Frau. »Geben Sie mir das Geld.«

René trat an den Kamin, vor dem seine Uniform zum Trocknen über einem Stuhlrücken hing, und entnahm seinem Gürtel Goldstücke, die er neben dem Kopf mit seinen verzerrten Gesichtszügen auf den Tisch warf. Die Frau zählte sie und steckte sie eines nach dem anderen in ihre Schürzentasche.

Als sie fertig war, ging sie zur Tür, wie sie hereingekommen war, doch René hielt sie auf.

»Sie sind völlig durchnässt und erschöpft«, sagte er, »und sicher hungrig.«

»Sehr hungrig«, erwiderte sie.

»Setzen Sie sich ans Feuer«, befahl René.

Er trug dem Wirt auf, ihr die Reste des Hühnchens zu servieren, und setzte sich neben sie. Sie stürzte sich auf das abgenagte Tier, das vor sie gestellt wurde, und als nur noch die blanken Knochen übrig waren, fragte René: »Warum haben Sie ihn getötet?«

Und sie berichtete mit unbewegter Stimme, ohne zu schluchzen, ohne lauter oder leiser zu werden, den Tod des Banditen.

Als der Bizzarro sich von allen Seiten eingekreist fand, hatte er in einer Höhle, deren Zugang nur ihm bekannt war, seine letzte Rettung gewähnt. Er hatte seine letzten zwei Gefährten verabschiedet und nur Frau und Kind bei sich behalten.

Die Höhle war tatsächlich von außen nicht zu erkennen. Der Eingang war so eng, dass man auf dem Bauch kriechen musste, um hineinzugelangen; und sobald man hineingelangt war, bildeten draußen Dornen, Moos und Efeu eine schier undurchdringliche Hecke.

Doch dem Kind war dieses Leben nicht gut bekommen; es kränkelte, weinte, wenn es wach war, und wimmerte leise im Schlaf.

»Frau, Frau!«, sagte der Bandit. »Bring dein Kind zum Schweigen; man sollte wahrhaftig meinen, es wäre uns nicht vom Herrgott geschenkt worden, sondern vom Teufel, um mich meinen Feinden zu verraten.«

Die Frau gab dem Säugling die Brust, doch da sie selbst Hunger litt, hatte sie nicht genug Milch für das arme Wurm, das weiter schrie und weinte.

Eines Abends hatte sie den schreienden Säugling mit keinem Mittel beruhigen können, und die Hunde knurrten unruhig, als spürten sie, dass Menschen in der Nähe herumschlichen.

Der Bizzarro erhob sich, packte das Kind an einem Bein, ohne ein Wort zu sagen, entriss es den Armen seiner Mutter und schlug es gegen die Felsmauer der Höhle, so dass sein Schädel zerschmettert wurde.

»Im ersten Augenblick wollte ich ihm an die Kehle springen und ihn erwürgen, das Untier! Und ich schwor bei der heiligen Muttergottes, dass ich mein Kind rächen würde«, sagte die Frau.

Sie hatte nichts gesagt, sondern sich bleich und wortlos erhoben, hatte den Leichnam ihres Kindes aufgehoben, in ihre Schürze gewickelt, auf die Knie genommen und mit einer mechanischen Bewegung und am ganzen Körper zitternd begonnen, ihn zu wiegen, als wäre das Kind noch am Leben.

Am Morgen hatte der Bandit die Höhle verlassen, um mit seinen Hunden auf Erkundung zu gehen.

Und die Frau hatte mit ihrem Messer in der Höhle eine kleine Grube gegraben, in der sie ihr Kind beerdigte, und ihre Bettstatt darüber gebreitet, damit die Hunde den Leichnam nicht ausgraben konnten, um ihn zu fressen, was unfehlbar geschehen wäre, wenn sie ihn draußen begraben hätte.

In ihren schlaflosen Nächten sprach die Unglückliche leise mit dem Kind, von dem sie nur eine Schicht Ginster und eine Handbreit Erde trennten.

Und nachdem sie seiner armen Seele flüsternd Rache gelobt hatte, entsann sie sich der Familie, die sie verlassen hatte, ihres abenteuerlichen Lebens an der Seite des Mörders und all dessen, was sie klaglos ertragen hatte; sie gelangte zu dem Schluss, dass der Dank dafür die Ermordung ihres Kindes war und dass sie als Nächste ermordet werden würde, wäre sie erst schwach genug, um den Mörder in Gefahr zu bringen.

Und in der letzten Nacht, als der Brigant tief und fest eingeschlafen war, erschöpft von einer langen und anstrengenden Wanderung auf der Suche nach Nahrung, hatte sie sich von ihrem Lager auf dem Grab ihres Kindes erhoben, auf dem sie zu wachen pflegte, hatte ein paar Worte geflüstert, die wie ein Gelöbnis klangen, hatte den Boden geküsst, sich aufgerichtet und sich mit den lautlosen Schritten einer Erscheinung dem Banditen genähert. Sie hatte sich über ihn gebeugt, hatte gelauscht, ob er wirklich schlief, und als seine tiefen, gleichmäßigen Atemzüge sie beruhigten, hatte sie sich zurückgebeugt, den Stutzen des Banditen ergriffen, der geladen neben ihm lag, hatte nach dem Zündhütchen getastet und sich vergewissert, dass der Feuerstein trocken war, und dann hatte sie den Lauf an das Ohr des Schlafenden gehalten und abgedrückt.

Der Bizzarro hatte keinen Laut geäußert, doch der Schuss hatte seinen Körper herumgeworfen, so dass er nun mit dem Gesicht auf dem Boden lag.

Daraufhin hatte die Frau sein Messer genommen, ihm den Kopf abgetrennt und diesen in ihre Schürze gepackt, die noch vom Blut ihres Kindes befleckt war; dann hatte sie die zwei Pistolen des Banditen genommen und in ihren Gürtel gesteckt und die Höhle verlassen.

Sie war kaum hundert Schritte gegangen, als die zwei Hunde, die draußen wachten, mit blutunterlaufenen Augen und gesträubtem Fell auf sie zugestürmt kamen. Sie spürten, dass ihrem Herrn etwas widerfahren war und dass diese Frau die Schuld daran trug.

Doch mit zwei Pistolenschüssen hatte sie die Hunde erlegt.

»Und dann bin ich hergekommen, ohne zu rasten, zu essen oder zu trinken.«


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