6 Der Kampf der Hundert

Roland hörte zu.

»Die Gefälligkeit, die ich von Ihnen verlange, Monsieur, ist die, dass Sie als mein Unterhändler gegenüber General Harty fungieren.«

»Zu welchem Zweck?«

»Ich habe ihm mehrere Vorschläge zu unterbreiten, bevor wir den Kampf beginnen.«

»Ich vermute«, sagte Roland, »dass zu den Vorschlägen, die in Ihrem Namen zu überbringen ich die Ehre habe, nicht etwa jener zählt, dass er die Waffen niederlegen soll?«

»Im Gegenteil, Oberst. Dieser Vorschlag hat vor allen anderen Vorrang.«

»General Harty wird nichts dergleichen tun«, sagte Roland und ballte die Fäuste.

»Das ist anzunehmen«, erwiderte Cadoudal gelassen.

»Und?«

»Dann lasse ich ihm die Wahl zwischen zwei anderen Vorschlägen, die anzunehmen ihm freisteht, ohne dass er seine Ehre beschmutzen oder seinen Ruf beschädigen würde.«

»Darf ich sie erfahren?«, fragte Roland.

»Sie werden sie rechtzeitig erfahren; haben Sie die Freundlichkeit, den ersten zuerst zu hören.«

»Nennen Sie ihn.«

»General Harty und seine hundert Mann sind von einer dreimal so großen Streitmacht umzingelt; das wissen Sie, und das können Sie ihm sagen. Ich biete an, ihnen kein Haar zu krümmen, unter der Bedingung, dass sie die Waffen niederlegen und schwören, fünf Jahre lang nicht gegen die Vendée oder die Bretagne zu kämpfen.«

»Diese Botschaft erübrigt sich«, sagte Roland.

»Es wäre aber klüger, als sich und seine hundert Mann dem sicheren Tod auszuliefern.«

»Mag sein, aber ihm wird es lieber sein, sie und sich dem sicheren Tod auszuliefern.«

»Dennoch wäre es klug, ihm zuvor diesen Vorschlag zu unterbreiten.«

»Sie haben recht«, sagte Roland. »Mein Pferd?«

Man brachte es ihm, er sprang auf und legte eilig die Strecke zurück, die zwischen ihm und dem aufgehaltenen Geleitzug lag.

Groß war das Erstaunen General Hartys, als er einen Offizier in der blauen Uniform der Republikaner herbeireiten sah. Er trat dem Unterhändler drei Schritte entgegen, und dieser wies sich aus, erzählte, wie er unter die »Weißen« geraten war, und richtete Cadoudals Vorschlag aus.

Wie der junge Offizier vorausgesehen hatte, sagte General Harty nein. Roland trieb sein Pferd wieder zum Galopp an und kehrte zu Cadoudal zurück.

»Er sagt nein!«, rief er, sobald er in Hörweite war.

»In diesem Fall«, sagte Cadoudal, »überbringen Sie ihm meinen zweiten Vorschlag; ich will mir nichts vorwerfen müssen, wenn ich es mit einem in Ehrendingen so erfahrenen Mann zu tun habe, wie Sie einer sind.«

Roland salutierte.

»Hier mein Vorschlag«, sagte Cadoudal. »General Harty sitzt wie ich zu Pferd; er soll sich mit mir auf dem freien Feld zwischen unseren Truppen treffen, mit Säbel und Pistolen bewaffnet, genau wie ich. Und dann werden wir die Sache unter uns austragen... Wenn ich ihn töte, werden seine Männer sich zu den von mir aufgeführten Bedingungen ergeben, fünf Jahre lang nicht gegen uns zu kämpfen; denn Sie verstehen sicherlich, dass ich keine Gefangenen machen kann. Wenn er mich tötet, haben seine Männer freien Abzug und können mit ihren Wagen ungehindert nach Vannes zurückkehren. So, ist das nun ein Vorschlag, den Sie annehmen können, Oberst?«

»Alles in allem ja«, sagte Roland.

»Gut; aber Sie sind nicht General Harty. Geben Sie sich also einstweilen mit der Rolle des Unterhändlers zufrieden. Und wenn dieser Vorschlag, den ich an seiner Stelle ohne zu zögern anehmen würde, ihm noch immer nicht passt, nun, dann kommen Sie wieder her, und da ich so gutmütig bin, werde ich einen dritten machen.«

Roland galoppierte davon. Die Republikaner und General Harty erwarteten ihn ungeduldig, und er richtete ihnen die Botschaft aus.

»Oberst«, sagte der General, »ich bin dem Ersten Konsul Rechenschaft für mein Betragen schuldig. Sie sind sein Aide de Camp, und Ihnen obliegt es, nach Ihrer Rückkehr in Paris für mich Zeugnis abzulegen. Wie würden Sie an meiner Stelle handeln? Was Sie tun würden, will auch ich tun.«

Roland zuckte zusammen. Tiefer Ernst trat auf seine Züge, und er überlegte.

Nach wenigen Sekunden sagte er: »General, ich würde es nicht tun.«

»Nennen Sie mir Ihre Gründe«, erwiderte Harty, »damit ich weiß, ob sie mit meinen übereinstimmen.«

»Der Ausgang eines Duells ist reine Glücksache; von einem solchen Zufall darf man das Geschick hundert tapferer Männer nicht abhängig machen; und in einer Situation wie dieser, die jeden Einzelnen auf gleiche Weise betrifft, ist es an jedem Einzelnen, sich seiner Haut so wacker wie möglich zu wehren.«

»Ist das Ihre Ansicht, Oberst?«

»Ja, bei meiner Ehre.«

»Es ist auch die meine. Überbringen Sie dem royalistischen General meine Antwort.«

So schnell, wie er zu Harty geritten war, kehrte Roland zu Cadoudal zurück.

Lächelnd vernahm Cadoudal die Antwort des republikanischen Generals. »Ich hatte es nicht anders erwartet«, sagte er.

»Wie war Ihnen das möglich, wenn ich ihm geraten habe, so zu antworten?«

»Vorhin waren Sie aber gegenteiliger Ansicht.«

»Ja, doch völlig zutreffend haben Sie mich darauf aufmerksam gemacht, dass ich nicht General Harty bin. Lassen Sie uns Ihren dritten Vorschlag hören«, sagte Roland mit leiser Verärgerung, denn allmählich ging ihm auf, dass General Cadoudal sich seit Aufnahme der Verhandlungen am längeren Hebel befand.

»Der dritte Vorschlag«, sagte Cadoudal, »ist ein Befehl, der Befehl an dreihundert meiner Männer, sich zurückzuziehen. General Harty hat hundert Mann, ich behalte nur einen. Messieurs, seit der Schlacht der Dreißig ist es Gepflogenheit der Bretonen, sich Fuß gegen Fuß, Brust gegen Brust, Mann gegen Mann zu schlagen, lieber ein Mann gegen vier als vier gegen einen. Wenn General Harty siegt, wird er über unsere Leichen hinweg nach Vannes zurückkehren, ohne dass die dreihundert Mann, die nicht an dem Kampf teilnehmen, ihm ein Haar krümmen werden, und wenn er besiegt wird, wird er nicht behaupten können, einer Übermacht erlegen zu sein. Gehen Sie, Monsieur de Montrevel, bleiben Sie bei Ihren Freunden, ich gebe Ihnen meinerseits den Vorteil, in der Übermacht zu sein, denn Sie allein sind zehn Mann wert.«

Robert lüpfte seinen Hut.

»Was sagen Sie dazu, Monsieur?«, fragte Cadoudal.

»Ich pflege zu grüßen, was Größe besitzt, und ich grüße Sie.«

»Oberst«, sagte Cadoudal, »ein letztes Glas Wein. Jeder von uns wird auf das trinken, was er liebt, was er mit Bedauern auf der Erde zurücklassen wird, was er im Himmel wiederzusehen hofft.«

Er ergriff das einzige Glas, füllte es zur Hälfte und reichte es Roland.

»Wir haben nur ein Glas, Monsieur de Montrevel; trinken Sie als Erster.«

»Warum als Erster?«

»Weil Sie erstens mein Gast sind und weil außerdem ein Sprichwort sagt, wer nach einem anderen trinke, kenne dessen Gedanken. Ich will wissen, was Sie denken, Monsieur de Montrevel.«

Roland leerte das Glas auf einen Zug und reichte es Cadoudal zurück.

Dieser füllte es abermals zur Hälfte und leerte es ebenfalls.

»Wohlan! Und nun«, fragte Roland, »kennen Sie nun meine Gedanken?«

»Helfen Sie mir«, sagte Cadoudal lachend.

»Nun gut! Was ich denke, ist Folgendes«, sagte Roland mit seiner gewohnten Offenheit, »ich denke, dass Sie ein tapferer Krieger sind, General, und dass es mir eine Ehre wäre, wenn Sie mir die Hand reichen würden, bevor wir uns im Zweikampf gegenüberstehen.«

Die zwei jungen Männer drückten einander die Hand – wie zwei Freunde, die Abschied nehmen, nicht wie zwei Gegner vor dem Kampf.

Was sich soeben ereignet hatte, war von schlichter und zutiefst würdevoller Größe. Beide salutierten.

»Viel Glück!«, sagte Roland zu Cadoudal. »Erlauben Sie mir zu hoffen, dass mein Glückwunsch vergebens ist. Ich gestehe, dass er von meinen Lippen kommt, nicht aber aus dem Herzen.«

»Gott beschütze Sie, Monsieur de Montrevel«, sagte Cadoudal, »und ich hoffe, dass mein Wunsch in Erfüllung geht, denn er ist uneingeschränkt das, was ich denke.«

»An welchem Signal werden wir erkennen, dass Sie bereit sind?«, fragte Roland.

»An einem Gewehrschuss in die Luft.«

»Einverstanden, General.«

Und im Galopp überquerte Roland zum dritten Mal den Zwischenraum zwischen dem royalistischen und dem republikanischen General.

Als er sich entfernte, streckte Cadoudal die Hand aus. »Ihr seht diesen jungen Mann«, sagte er zu seinen Chouans.

Alle Blicke folgten Roland. »Ja, General«, erwiderten die Chouans.

»Wohlan! Bei der Seele eurer Väter sei sein Leben euch heilig! Ihr könnt ihn gefangen nehmen, aber lebendigen Leibes und ohne dass ihm ein Haar gekrümmt wird.«

»Jawohl, General«, erwiderten die Chouans einfach.

»Und jetzt, meine Freunde«, fuhr Cadoudal mit lauterer Stimme fort, »vergesst nicht, dass ihr die Nachkommen der dreißig Helden seid, die zwischen Ploërmel und Josselin, zehn Wegstunden von hier entfernt, gegen dreißig Engländer kämpften und siegten! Unsere Vorfahren hat dieser Kampf der Dreißig unsterblich gemacht; seid ebenso ruhmreich wie sie in eurem Kampf der Hundert. Leider«, fügte er mit leiserer Stimme hinzu, »haben wir es diesmal nicht mit Engländern zu tun, sondern mit unseren Brüdern.«

Der Nebel hatte sich vollständig gelichtet, und die ersten Strahlen der Frühlingssonne versahen die Ebene von Plescop mit einer gelblichen Äderung; alles, was sich zwischen den zwei Truppen abspielen sollte, würde gut zu erkennen sein.

Während Roland zu den Republikanern zurückkehrte, galoppierte Branche-d’Or davon und ließ gegen General Harty und seine Blauen nur Cadoudal mit seinen hundert Mann zurück.

Die Truppen, die nicht mehr gebraucht wurden, teilten sich in zwei Hälften, deren eine nach Plumergat marschierte, die andere nach Saint-Avé. Die Straße blieb frei.

Branche-d’Or kam zu Cadoudal zurück. »Ihre Ordres, General!«, sagte er.

»Es ist nur eine«, erwiderte der General der Chouans. »Nimm acht Mann und folge mir. Wenn du siehst, dass der junge Republikaner, mit dem ich gefrühstückt habe, unter sein Pferd fällt, wirfst du dich auf ihn mit deinen acht Mann und nimmst ihn gefangen, bevor er Zeit hat, sich zu befreien.«

»Ja, General.«

»Du weißt, dass ich ihn unversehrt wiederhaben will.«

»Abgemacht, General.«

»Such dir deine Männer aus, und wenn er euch sein Ehrenwort gegeben hat, kannst du tun, was dir beliebt.«

»Und wenn er es nicht geben will?«

»Dann fesselt ihr ihn so, dass er nicht fliehen kann, und passt bis zum Ende des Kampfes auf ihn auf.«

Branche-d’Or stieß einen Seufzer aus. »Das wird eine traurige Sache sein«, sagte er, »Maulaffen feilzuhalten, während die anderen sich vergnügen.«

»Gott ist gütig«, sagte Cadoudal, »er wird für uns alle genug zu tun haben«, und als er sah, dass die Republikaner sich formiert hatten: »Ein Gewehr!«

Man reichte ihm eines.

Er schoss in die Luft.

Im gleichen Augenblick ertönten aus den Reihen der Republikaner Trommelwirbel.

Cadoudal richtete sich in den Steigbügeln auf: »Kinder«, rief er mit klangvoller Stimme, »habt ihr alle euer Morgengebet verrichtet?«

Fast alle Stimmen antworteten: »Ja, ja!«

»Wer noch keine Zeit dazu hatte oder es vergessen hat«, wiederholte Cadoudal, »soll es jetzt tun!«

Fünf, sechs Bauern knieten nieder und beteten.

Die Trommeln näherten sich schnell.

»General! General!«, riefen einige ungeduldig. »Sie kommen!«

Der General breitete die Arme aus und deutete auf die knienden Freischärler.

»Es wird Zeit«, riefen die Ungeduldigen.

Die einzelnen Betenden erhoben sich, nachdem sie ihr Gebet beendet hatten.

Die Republikaner hatten bereits ein Drittel der Strecke zurückgelegt, als der Letzte aufstand. Sie marschierten in drei Reihen zu dreißig Mann mit angelegtem Bajonett, die Offiziere als Schlussreihe. Roland ritt an der Spitze der ersten, General Harty zwischen der ersten und der zweiten Reihe; nur sie waren zu Pferde. Unter den Chouans gab es nur einen einzigen Reiter: Cadoudal. Branche-d’Or hatte sein Pferd an einen Baum angebunden, um zu Fuß mit den acht Männern zu kämpfen, die beauftragt waren, Roland gefangen zu nehmen.

»General«, sagte Branche-d’Or, »die Gebete sind verrichtet, alle Männer stehen bereit.«

Cadoudal vergewisserte sich und rief dann mit lauter Stimme: »Auf, Burschen, jetzt vergnügt euch!«

Kaum war die Erlaubnis erteilt, als die Chouans unter dem Ruf »Es lebe der König!« in die Ebene stürmten, mit der einen Hand die Hüte schwenkend, mit der anderen die Gewehre.

Doch statt eng geschlossen zu marschieren wie die Republikaner, schwärmten sie aus und bildeten einen riesigen Halbmond, dessen Mittelpunkt Georges auf seinem Pferd war.

Im Handumdrehen waren die Republikaner überrannt, und das Gewehrfeuer prasselte los. Fast alle Männer Cadoudals waren Wilderer und somit ausgezeichnete Schützen. Zudem waren sie mit englischen Karabinergewehren von der doppelten Reichweite normaler Gewehre bewaffnet.

Die Chouans hatten das Feuer auf weite Entfernung eröffnet, aber vereinzelte todbringende Kugeln fanden ihren Weg in die Reihen der Republikaner.

»Vorwärts!«, rief General Harty.

Seine Soldaten marschierten weiter mit angelegtem Bajonett, doch innerhalb weniger Sekunden war vor ihnen niemand mehr zu sehen, denn Cadoudals hundert Mann waren als Truppe verschwunden und hatten sich in Tirailleure verwandelt, in lockerer Formation zum Halbmond angeordnet.

General Harty ließ seine Männer nach rechts und nach links Aufstellung nehmen, und dann ertönte das Kommando: »Feuer!«, doch das Ergebnis war gleich null. Die Republikaner zielten auf einzelne Männer; die Chouans hingegen schossen in die Menge, so dass jeder Schuss, den sie abgaben, traf.

Roland erkannte die missliche Lage: Er sah sich um und erblickte inmitten des Rauchs Cadoudal, aufrecht im Sattel und reglos wie ein Reiterstandbild.

Der Anführer der Royalisten erwartete ihn.

Roland stieß einen Schrei aus und preschte auf ihn los.

Cadoudal trieb sein Pferd zum Galopp an, um den Weg für sein Gegenüber abzukürzen, hielt aber fünfzig Schritt von Roland entfernt an.

»Aufgepasst!«, sagte Cadoudal zu Branche-d’Or und dessen Männern.

»Seien Sie unbesorgt, General, wir sind da«, sagte Branche-d’Or.

Cadoudal zog eine Pistole aus dem Halfter und lud sie, Roland preschte mit gezücktem Säbel heran, an den Hals seines Pferdes geschmiegt. Als sie nur mehr zwanzig Schritt voneinander entfernt waren, hob Cadoudal langsam die Hand und zielte auf Roland.

Als es zehn Schritt waren, schoss er.

Das Pferd, auf dem Roland saß, hatte einen weißen Stern an der Stirn. Die Kugel traf mitten in den Stern. Das tödlich getroffene Pferd stürzte und wälzte sich mit seinem Reiter vor Cadoudals Füßen.

Cadoudal gab dem eigenen Pferd die Sporen und setzte über Pferd und Reiter hinweg. Branche-d’Or und seine Männer hielten sich bereit und stürzten sich dann wie Raubkatzen auf Roland, der unter seinem Pferd eingezwängt war.

Der junge Mann ließ seinen Säbel fallen und wollte seine Pistolen ergreifen, doch bevor er die Hand zum Halfter führen konnte, hielten zwei Männer ihn an den Armen fest, während die anderen das Pferd wegzogen.

Alles verlief so geschwind und reibungslos, dass außer Zweifel stand, dass dieses Manöver von langer Hand geplant worden war.

Roland schnaubte vor Zorn. Branche-d’Or trat zu ihm und nahm den Hut ab. »Ich ergebe mich nicht«, rief Roland.

»Es ist nicht nötig, dass Sie sich ergeben, Monsieur«, erwiderte der Chonan mit ausgesuchter Höflichkeit.

»Und warum nicht?«, fragte Roland, der seine Kräfte in einem ebenso verzweifelten wie aussichtslosen Aufbäumen erschöpfte.

»Weil Sie unser Gefangener sind, Monsieur.«

Daran gab es nichts zu deuten. Roland wusste keine Antwort.

»Dann töten Sie mich«, rief er zuletzt.

»Wir wollen Sie nicht töten, Monsieur.«

»Was wollt ihr dann?«

»Dass Sie uns Ihr Ehrenwort geben, sich nicht wieder am Kampf zu beteiligen; unter dieser Bedingung lassen wir Sie frei.«

»Niemals!«, rief Roland.

»Verzeihen Sie, Monsieur«, sagte Branche-d’Or, »aber was Sie da tun, ist nicht ehrenhaft.«

»Nicht ehrenhaft! Elender Schuft! Du wagst es, mich zu beleidigen, weil ich mich nicht wehren und dich nicht bestrafen kann.«

»Ich bin kein Schuft, und ich will Sie nicht beleidigen, Monsieur de Montrevel; ich habe nur sagen wollen, dass Sie unserem General neun Männer vorenthalten, die ihm nützlich sein könnten, wenn Sie sich weigern, uns Ihr Wort zu geben, so dass wir Sie bewachen müssen. So hat der Rundkopf nicht an Ihnen gehandelt. Er hatte dreihundert Mann mehr als Sie und hat sie weggeschickt. Und jetzt sind wir nur mehr einundneunzig gegen einhundert.«

Rolands Gesicht errötete heftig und wurde sodann totenbleich. »Du hast recht, Branche-d’Or«, sagte er. »Ich lasse mich überreden und ergebe mich; du kannst mit deinen Gefährten am Kampf teilnehmen.«

Die Chouans stießen Freudenrufe aus, ließen Roland los und stürzten sich in das Getümmel, Hüte und Gewehre schwenkend und »Es lebe der König!« rufend.


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