ZWEITER TEIL


JULIUS MEIN SOHN


»… Um nun dem Gerede ein Ende zu bereiten, ließ er jene ob ihres Irrwahns verhaßten Menschen, die das Volk Christen nannte, fälschlich anklagen und unter den ausgesuchtesten Martern hinrichten. Christus, von dem sie ihren Namen hatten, war unter der Regierung des Tiberius von dem Prokurator Pontius Pilatus zum Tode verurteilt worden. Dadurch wurde dieser verabscheungswürdige Aberglaube zunächst unterdrückt. Aber er brach sich von neuem Bahn, und zwar nicht nur in Judäa, seiner Wiege, sondern auch in Rom, wo alle nur erdenklichen Schändlichkeiten und Greuel aus aller Welt zusammenkommen und Anhänger finden. Zuerst faßte man jene, die sich als Christen bekannten, dann, auf deren Angabe hin, eine ungeheure Anzahl von Menschen, die zwar nicht der Brandstiftung, wohl aber des allgemeinen Menschenhasses überführt wurden. Noch bei ihrem Tode tat man ihnen Schmach an. Sie wurden in Felle wilder Tiere gesteckt, um von Hunden zerrissen zu werden, oder ans Kreuz geschlagen oder nach Eintritt der Dunkelheit angezündet, um als Fackeln zu dienen.«

Tacitus, Annalen XV, 44


»Lassen wir es genug sein an Beispielen aus der Vergangenheit, und wenden wir uns den Streitern jüngst verflossener Zeiten zu, um aus unserer eigenen Generation edle Vorbilder zu wählen. Um des Neides und der Eifersucht willen litten die Frömmsten Verfolgung und kämpften bis zum Tode. Gedenken wir vor allem unserer eigenen tapferen Apostel: Grundlosen Neides wegen mußte Petrus leiden, nicht nur eine oder zwei, sondern viele Martern, und, nachdem er mit seinem Blute Zeugnis abgelegt, zu der ewigen Herrlichkeit aufbrechen. Des Neides und der Zwietracht wegen gewann auch Paulus die Siegespalme des Dulders. Siebenmal war er gefangen, er mußte fliehen, ward gesteinigt, war Bote in Ost und West und erwarb sich herrlichen Ruhm durch seinen Glauben. Nachdem er alle Welt in der Frömmigkeit unterwiesen, die Grenzen der Länder im Westen erreicht und vor den Mächtigen mit seinem Blute Zeugnis abgelegt als das größte Beispiel wahren Duldermuts, wurde er von der Welt erlöst und ging ein in die Seligkeit. Zu diesen Männern, die zu ihren Lebzeiten ganz Gott ergeben wandelten, gesellte sich eine große Schar Auserwählter, die des Neides und der Zwietracht wegen viele Kränkungen und Leibesqualen erlitten und uns dadurch die herrlichsten Vorbilder wurden. Auch viele Trauen wurden aus eifersüchtigem Haß verfolgt. Sie mußten Danaiden und die Dirke darstellen und die schrecklichste und schändlichste Mißhandlung erdulden, bis auch sie, die Schwachen, das Ziel ihres Kampfes erreichten und die herrliche Siegespalme gewannen.«

Clemens, 1. Korintherbrief 5 – 6

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