Ich nahm Jeremy und die neuen Bilder mit nach oben und schaltete das Episkop ein, das auf seine unverwechselbare Art leise vor sich hinbrummte, während es warmlief.
«Was ist das?«sagte Jeremy und sah sich den Apparat an.
«So ein Ding haben Sie doch sicher schon einmal gesehen«, sagte ich überrascht.»Es ist allerdings ziemlich alt. Ich habe es von Charlie geerbt. Aber die gibt’s heute immer noch. Man legt etwas auf die Grundplatte hier, und das jeweilige Bild wird groß und deutlich auf eine Leinwand projiziert — oder in meinem Fall an die Wand. Sie können alles projizieren. Buchseiten, Illustrationen, Fotografien, Briefe, verdorrtes Laub. Funktioniert mit Spiegeln.«
Das Foto von Elgin Yaxley und Terence O’Tree war immer noch eingelegt und präsentierte sich auf einen kurzen Knopfdruck wie zuvor in seiner ganzen Schärfe, samt Kalender und Datum.
Ich zog die Vorhänge vor das schwindende Nachmittagslicht und ließ das Bild in dem dunklen Raum hell leuchten. Nach einer Weile nahm ich es heraus und legte statt dessen den besten Streifen ein, den ich unten gemacht hatte, regulierte die Schärfe und vergrößerte jedes Drittel einzeln, so daß man sich jedes der drei Bilder gesondert anschauen konnte.
Man konnte natürlich keine perfekten Bilder erwarten, aber sie hoben sich mit ihren weißen bis dunkelgrauen Schattierungen lebendig von der Wand ab. Auf dem ersten sah man die obere Hälfte eines Mädchens bis zur Taille und dazu Kopf und Schultern eines Mannes. Beide waren unbekleidet. Der Mann umfaßte mit beiden Händen die Brüste des Mädchens und hob sie an, den Mund an der Brustwarze, die weiter von der Kamera entfernt war.
«Du lieber Gott«, sagte Jeremy verhalten.
«Mhm«, sagte ich.»Wollen Sie die anderen auch sehen?«
«Im Kleinformat haben sie nicht so schlimm ausgesehen.«
Ich projizierte das zweite Bild, das fast die gleiche Stellung festhielt, nur aus einem anderen Winkel aufgenommen, so daß man weniger die Vorderseite des Mädchens und dafür fast das ganze Gesicht des Mannes sah.
«Das ist einfach Pornographie«, sagte Jeremy.
«Aber nein.«
Ich nahm das zweite Bild heraus und zeigte das dritte, das völlig anders war. Die Ereignisse befanden sich im fortgeschrittenen Stadium. Das Mädchen, dessen Gesicht diesmal deutlich sichtbar war, lag offenbar auf dem Rük-ken. Das Bild erfaßte sie jetzt bis zu den Knien, die auseinandergespreizt waren. Über ihr lag der Mann, den Kopf zur Seite gedreht, so daß man sein Profil sah. Seine Hand umfaßte die eine sichtbare Brust, und es bestanden kaum Zweifel an der Aktivität, der sie sich hingaben.
Es gab keinen Hinweis darauf, wo die Fotos aufgenommen waren. Kein erkennbarer Hintergrund. Die schwachen Flecken auf dem durchsichtigen Film hatten sich in Menschen verwandelt, aber hinter ihnen war alles grau.
Ich schaltete das Episkop aus und machte das Licht an.
«Warum sagen Sie, daß es keine Pornographie ist?«fragte Jeremy.»Was ist es dann?«
«Ich kenne die Leute«, sagte ich.»Ich weiß, wer das ist.«
Er starrte mich an.
«Da Sie Anwalt sind«, sagte ich,»können Sie mir helfen. Was macht man, wenn man nach dem Tod eines Mannes herausfindet, daß er zu Lebzeiten wahrscheinlich ein Erpresser war?«
«Meinen Sie das ernst?«
«Allerdings.«
«Nun ja… ähm… er kann ja wohl nicht mehr strafrechtlich verfolgt werden.«
«Also unternimmt man nichts?«
Er runzelte die Stirn.»Wollen Sie mir… ähm… vielleicht erzählen, worum es geht?«
«Ich denke, ja.«
Ich erzählte ihm von George Millace. Von den Einbrüchen, dem Überfall auf Marie Millace und dem Brand ihres Hauses. Ich erzählte ihm von Elgin Yaxley und Terence O’Tree und den fünf erschossenen Pferden, und ich informierte ihn über das Liebespaar.
«George hat diese Abfälle sorgfältig in der Schachtel da aufbewahrt«, sagte ich.»Zwei davon habe ich enträtselt. Was ist, wenn noch mehr davon ein Rätsel enthalten? Oder gar alle?«
«Und alle… die Grundlage für Erpressung?«
«Weiß der Himmel.«
«Der Himmel weiß es… und Sie wollen es herausfinden.«
Ich nickte langsam.»Die Erpressungsgeschichten interessieren mich weniger als die fototechnischen Rätsel. Wenn George sie sich ausgedacht hat, will ich sie gerne lösen. Einfach um zu sehen, ob ich es kann. Sie haben völlig recht. Ich habe eine Schwäche für so was.«
Jeremy starrte den Fußboden an. Er schauderte, als wäre ihm kalt. Dann sagte er unvermittelt:»Ich denke, Sie sollten den ganzen Kram vernichten.«
«Da spricht der Instinkt, nicht die Vernunft.«
«Sie haben denselben Instinkt. Sie haben von… Dynamit gesprochen.«
«Tja… jemand ist in George Millaces Haus eingebrochen und hat es angesteckt. Als ich das erste Bild fand, habe ich gedacht, daß Elgin Yaxley der Täter sein muß, aber er war in Hongkong, und es ist kaum anzunehmen. Und jetzt könnte man glauben, daß das Liebespaar dahinter steckt. aber vielleicht waren die beiden es auch nicht.«
Jeremy stand auf und lief mit abgehackten, unkoordinierten Bewegungen unruhig im Zimmer auf und ab.
«Ich habe kein gutes Gefühl dabei«, sagte er.»Es könnte gefährlich werden.«
«Für mich?«
«Natürlich für Sie.«
«Niemand weiß, was ich da habe«, sagte ich.»Außer Ihnen, natürlich.«
Seine Bewegungen wurden noch unruhiger, er wedelte mit den Ellbogen, als imitierte er einen Vogel. Innerer Aufruhr, dachte ich; echter Aufruhr, keine Tarnung.
«Ich denke.«, sagte er.»Hm… äh.«
«Fragen Sie nur.«
Er warf mir einen raschen Blick zu.»Ach so, ja. Also.
Gab es irgendwelche Zweifel. bezüglich der Todesursache von George Millace?«
«Großer Gott…«, sagte ich. Es verschlug mir schier den Atem.»Ich glaube nicht.«
«Was genau ist passiert?«
«Er ist von Doncaster nach Hause gefahren und dabei eingeschlafen und gegen einen Baum gefahren.«
«Ist das alles? Wirklich alles?«
«Hm…«Ich dachte zurück.»Sein Sohn hat gesagt, sein Vater hätte noch bei einem Freund auf einen Drink vorbeigeschaut. Dann ist er weitergefahren. Dann ist er gegen einen Baum gefahren.«
Jeremy machte wieder ein paar ruckartige Bewegungen und sagte:»Woher wußte man eigentlich, daß er bei einem Freund vorbeigeschaut hat? Und woher weiß man, daß er eingeschlafen ist?«
«Das sind echte Anwaltsfragen«, sagte ich.»Auf die erste weiß ich keine Antwort, und was die zweite betrifft, kann das natürlich niemand wissen, aber man vermutet es allgemein. Daß jemand gegen Ende einer langen Fahrt in der Dunkelheit einschläft, ist so ungewöhnlich nicht. Tödlich. Tragisch. Aber so was passiert.«
«Wurde eine Autopsie vorgenommen?«
«Weiß ich nicht. Ist das üblich?«
Er zuckte die Achseln.»Manchmal. Sie haben sicher eine Blutprobe auf Alkohol gemacht. Vielleicht haben sie ihn auf Herzanfall oder Herzschlag untersucht, wenn er nicht zu übel zugerichtet war. Wenn es keine verdächtigen Umstände gab, wird das wohl alles gewesen sein.«
«Sein Sohn hätte es mir erzählt — hätte es allen auf der
Rennbahn erzählt —, falls man irgendwelche sonderbaren Fragen gestellt hätte. Ich bin sicher, da war nichts in der Richtung.«
«Diese Einbrüche müssen die Polizei doch ein bißchen stutzig gemacht haben«, sagte er stirnrunzelnd.
Ich sagte matt:»Der erste Einbruch erfolgte übrigens während der Bestattung.«
«Einäscherung?«
Ich nickte.»Einäscherung. «Ich überlegte.»Die Polizei hat sich möglicherweise gefragt, ob George Bilder besaß, die andere Leute verschwinden lassen wollten, bevor sie gefunden wurden — sie haben sich ja Marie Millace gegenüber ziemlich deutlich geäußert und sie ordentlich aufgeregt. Aber sie wissen nicht, daß er solche Bilder hatte.«
«Im Gegensatz zu uns.«
«Sie sagen es.«
«Geben Sie’s auf«, sagte er unvermittelt.»Verbrennen Sie die Bilder. Konzentrieren Sie sich auf Amanda.«
«Sie sind Anwalt. Es überrascht mich, daß Sie belastendes Material unterdrücken wollen.«
«Das Lachen können Sie sich getrost sparen«, sagte er.»Sie könnten genauso enden wie George Millace. An einen Baum geklatscht.«
Jeremy ging um sechs, und ich machte mich zur Lagebesprechung mit Harold auf den Weg. Er hatte für die nächste Woche sechs Rennen für mich vorgesehen, dazu kamen noch die fünf Zusatzritte, die man mir in Windsor angeboten hatte, so daß ich ziemlich ausgebucht war.
«Bau bloß keinen Sturz mit einer von diesen Hyänen, die du dir da aufgehalst hast«, sagte Harold.»Ich kapier nicht, warum du so was machst, wo du doch alle meine Pferde reiten kannst.«
«Geld«, sagte ich.
«Puh.«
Er mochte es nicht, wenn ich außerhalb etwas annahm, konnte mich allerdings nicht daran hindern, weil ich selbständig war. Er wollte nie zugeben, daß ich einige der größten Rennen für andere Ställe gewonnen hatte. Wenn man ihn festnagelte, betonte er, daß ich in diesen Fällen die zweite Wahl dieser Ställe geritten hätte, was die Einschätzung der Trainer durcheinandergebracht und zu unerwarteten Siegen geführt hatte.
«Nächsten Samstag habe ich in Ascot zwei Pferde von Victor im Rennen«, sagte er.»Chainmail. und Daylight.«
Ich sah ihn prüfend an, aber er wich meinem Blick aus.
«In Sandown hat er natürlich kein richtiges Rennen gehabt«, sagte er.»Er ist immer noch in Höchstform.«
«In Ascot wird er es schwerer haben. Erheblich stärkere Gegner.«
Er nickte, und nach einer Pause sagte er beiläufig:»Chainmail könnte der Favorit werden. Hängt natürlich davon ab, was in den vier Tagen noch drin ist. Und wer sonst noch meldet… Am Freitag wissen wir besser, wie die Aussichten stehen.«
Schweigen.
«Aussichten auf Sieg«, sagte ich schließlich,»oder auf Niederlage?«
«Philip.«
«Ich mach’s nicht«, sagte ich.
«Aber.«
«Sag’s mir, Harold«, sagte ich.»Sag’s mir Samstag früh, wenn ich dir nicht völlig gleichgültig bin. Ich kriege dann akute Magenschmerzen oder eine Gallenkolik oder Dünnschiß. Werde unmöglich starten können.«
«Und was ist mit Daylight?«
Ich preßte die Lippen zusammen, unterdrückte meine bebende Wut.
«Wir hatten vier Siege letzte Woche«, sagte ich beherrscht.»Reicht dir das nicht?«
«Aber Victor.«
Ich sagte:»Ich werde mir für Victor die Seele aus dem Leib reiten, wenn es darum geht zu gewinnen. Sag ihm das. Sag ihm genau das. «Ich stand auf, ich konnte nicht mehr stillsitzen.»Und vergiß nicht, Harold, Chainmail ist erst vier. Er ist zwar schnell, aber dafür ganz schön launisch. Er geht ab wie ein D-Zug und versucht, an den Hindernissen auszubrechen, und er ist durchaus dazu fähig, jedes Pferd, das ihn anrempelt, zu beißen. Er ist teuflisch schwer zu reiten, aber er ist ein Draufgänger, und ich mag ihn. und ich werde dir nicht dabei helfen, ihn zu versauen. Und du wirst ihn verdammt nochmal versauen, wenn du mit ihm herumpfuschst. Du wirst ihn verkorksen. Du wirst einen richtigen Bocker aus ihm machen. Das ist nicht nur Betrug, das ist schlichtweg dumm.«
«Bist du fertig?«
«Ich glaube schon.«
«Dann gebe ich dir recht, was Chainmail betrifft. Ich werd’s an Victor weitergeben. Aber letztendlich ist es Victors Pferd.«
Ich sagte nichts darauf. Alles was ich sagte, konnte zu einschneidende Folgen haben. Solange ich noch für den Stall ritt, gab es noch Hoffnung.
«Willst du was trinken?«sagte Harold. Ich nahm eine Cola, und der gefährliche Moment ging vorüber. Wir unterhielten uns ganz normal über die Chancen und Pläne für die drei anderen Rennpferde, und erst als ich ging, spielte Harold auf den drohenden Abgrund an.
«Falls nötig«, sagte er ernst,»laß ich dir Zeit, krank zu werden.«
Bei den Rennen in Fontwell ritt ich am nächsten Tag ein Pferd für Harold, das drei Hindernisse vor dem Ziel stürzte, und zwei für andere Leute, die auf den zweiten beziehungsweise dritten Platz kamen, was schwache Glückwunschbezeugungen, aber keine Lawine weiterer Angebote auslöste. Ein Durchschnittstag, besser als mancher andere. Der Sturz war harmlos gewesen: ein blauer Fleck, aber keine Verletzung.
Kein heißer Klatsch im Waageraum.
Kein ungebührlicher Streit zwischen neu gewählten Jockey Club-Mitgliedern und Kokain schnüffelnden Regisseuren. Keine ältlichen Lords, die sich die Lippen nach süßen Püpp-chen leckten. Nicht einmal verängstigte Jockeys mit gebrochenem Schlüsselbein, die sich wegen zusammengeschlagener Mütter quälten.
Keine Besitzer in schweren blauen Mänteln, die ihre aufrechten Jockeys unter Druck setzten.
Ein ruhiger Bürotag.
Am Dienstag stand kein Rennen an, und ich ritt beide Trainingsrunden auf Harolds Koppel und schulte einige Pferde an Übungshindernissen. Es war ein rauher, feuchter Morgen, erträglich, aber nicht angenehm, und sogar Harold schien die Arbeit keinen Spaß zu machen. Als ich mein Pferd durch Lambourn zurückführte, dachte ich, daß die Stimmung der Downs den ganzen Ort ansteckte. An Tagen wie diesen sagten die Einwohner kaum guten Morgen.
Ab zwölf Uhr hatte ich den Tag zu meiner Verfügung. Während ich mein Müsli aß, betrachtete ich die Rätselschachtel von George Millace, aber ich war zu unruhig, um noch einmal längere Zeit in der Dunkelkammer zu verbringen.
Dachte an den versprochenen Besuch bei meiner Großmutter und suchte hastig nach einem guten Grund, ihn zu verschieben.
Beschloß, das vorwurfsvolle Bild von Jeremy Folk zu beschwichtigen, indem ich versuchte, ein Haus aus meiner Kindheit zu finden. Eine hübsche Expedition ins Ungewisse, ohne Erfolgserwartungen. Ein Tag zum Treibenlassen, ohne Anforderungen.
Ich machte mich also auf den Weg nach London und irrte in zahllosen kleinen Straßen zwischen Chiswick und Hammersmith umher. Sie kamen mir alle irgendwie vertraut vor: gepflegte Häuserreihen, meist dreistöckig mit Souterrain, Stadthäuser mit Erkern zur Straße für Mittelstandsbürger, täuschend kleine Grundstücke, die sich weit nach hinten zu kleinen eingeschlossenen Gärten erstreckten. Ich hatte zu verschiedenen Zeitpunkten in sol-chen oder ähnlichen Häusern gewohnt, und ich konnte mich nicht einmal an einen Straßennamen erinnern.
Außerdem hatte sich mit den Jahren vieles verändert. Ganze Straßenzüge waren offenbar dem Bau größerer Straßen zum Opfer gefallen. Kleine übriggebliebene Häuserblocks standen da wie einsame Inseln, abgeschnitten. Kinos hatten zugemacht. Asienläden waren eingezogen. Die Busse sahen wie früher aus.
Buslinien.
Die Busse riefen Erinnerungen wach. Das Haus, nach dem ich suchte, war das dritt- oder viertletzte in der Straße, und gleich um die Ecke war eine Bushaltestelle gewesen. Ich war oft mit dem Bus gefahren, war an dieser Haltestelle eingestiegen.
Wohin war ich gefahren?
Zum Fluß, um dort spazierenzugehen.
Die Erinnerung kehrte ruhig über mehr als zehn Jahre zurück. Wir waren nachmittags zum Fluß losgezogen, um uns die Hausboote, die Möwen und den Schlick anzusehen, wenn Ebbe war; und wir hatten zu den Kew Gardens hinübergeschaut.
Ich fuhr zur Kew Bridge, wendete und fing dort an, indem ich Bussen nachfuhr.
Ein langwieriges Geschäft, weil ich anhielt, wenn die Busse anhielten. Außerdem unergiebig, weil keine einzige Haltestelle in der Nähe einer Straßenecke zu liegen schien. Nach einer Stunde gab ich es auf, einfach so herumzukreuzen, und fand mich damit ab, daß ich nichts sah, woran ich mich erinnern konnte. Wahrscheinlich hatte ich mich sogar im Stadtteil vertan. Wahrscheinlich sollte ich in Hampstead suchen, wo ich meines Wissens auch gewohnt hatte.
Schließlich half mir ein Pub weiter. Das Willing Horse. Ein altes Wirtshaus. Dunkelbraun gestrichen. Milchglasfenster mit filigranen Mustern an den Rändern. Ich parkte gleich um die Ecke, ging zu der schokoladenbraunen Tür zurück und blieb einfach stehen und wartete.
Nach einer Weile meinte ich zu wissen, welchen Weg ich einschlagen mußte. Links abbiegen, dreihundert Meter gehen, die Straße überqueren, dann bei der ersten Abzweigung rechts.
In der Straße, in die ich einbog, hatten alle Häuser die gleichen runden Erker, sie waren dreistöckig, schmal und typisch. An beiden Straßenrändern parkten Autos, aus vielen Vorgärten hatte man Parkplätze gemacht. Ein paar kahle Bäume wuchsen in Erdflecken am Rand des Bürgersteigs, und Hecken und Büsche an den Häusern. Vor jeder Eingangstür war eine kleine Plattform, zu der drei Stufen hinaufführten.
Ich überquerte die Straße und ging langsam den Bürgersteig entlang, aber der Schwung war weg. Nichts verriet mir, ob ich mich auf dem richtigen Weg befand oder mit welchem Haus ich es versuchen sollte. Ich ging langsamer, unentschlossen, was ich als nächstes tun sollte.
Beim viertletzten Haus bog ich in den kleinen Fußweg ein, ging die Stufen hinauf und klingelte.
Eine Frau mit Zigarette öffnete die Tür.
«Entschuldigung«, sagte ich.»Wohnt hier Samantha?«
«Wer?«
«Samantha.«
«Nein. «Sie musterte mich überaus mißtrauisch von oben bis unten und schloß die Tür.
Ich versuchte es bei sechs weiteren Häusern. Zwei negative Antworten, ein» Hauen Sie ab«, ein» Nein, mein Schätzchen, ich bin Popsy, wollen Sie reinkommen?«, ein» Wir brauchen keine Bürsten «und ein» Ist das eine Katze?«Beim achten Haus beschuldigte mich eine alte Dame, daß ich nichts Gutes im Schilde führe, sie habe mich von Haus zu Haus gehen sehen, und wenn ich nicht damit aufhöre, würde sie die Polizei rufen.
«Ich suche nach einer gewissen Samantha«, sagte ich.»Sie hat früher hier gewohnt.«
«Ich habe Sie beobachtet«, sagte sie.»Wenn Sie versuchen, durch irgendein Fenster einzusteigen, rufe ich die Polizei.«
Ich ging weg von ihrem grimmigen kleinen Gesicht, und sie folgte mir bis auf die Straße, um mir nachzusehen.
Es hatte keinen Zweck, dachte ich. Ich würde Samantha nicht finden. Vielleicht war sie nicht zu Hause, vielleicht war sie umgezogen, vielleicht hatte sie überhaupt nicht in der Straße gewohnt. Unter dem unheilvollen Blick der Frau versuchte ich es bei einem weiteren Haus, wo niemand aufmachte, und beim nächsten öffnete ein etwa zwanzig Jahre altes Mädchen.
«Entschuldigung«, sagte ich.»Wohnt hier jemand namens Samantha?«Ich hatte es inzwischen schon so oft gesagt, daß es albern klang. Das ist der letzte Versuch, dachte ich. Ich kann es genausogut aufgeben und nach Hause gehen.
«Wer?«
«Samantha.«
«Samantha was? Welche Samantha?«
«Das weiß ich leider nicht.«
Sie schürzte die Lippen, die Sache gefiel ihr nicht recht.
«Warten Sie einen Moment«, sagte sie.»Ich sehe mal nach.«
Sie schloß die Tür und entfernte sich. Ich ging die Stufen zum Vorgarten hinab, wo ein kleines rotes Auto auf einem asphaltierten Platz parkte. Ich stand herum, wartete darauf, daß das Mädchen wiederkam, und war mir sehr wohl bewußt, daß die alte Frau mich quer über die Straße wachsam im Auge behielt.
Als ich mich umdrehte, ging die Tür hinter mir auf. Zwei Leute standen im Eingang, das Mädchen und eine etwas ältere Frau. Als ich einen Schritt auf sie zuging, machte die Frau eine schroffe Armbewegung, um mich auf Abstand zu halten. Mit erhobener Stimme sagte sie:»Was wollen Sie?«
«Tja… ich suche nach einer gewissen Samantha.«
«Das habe ich gehört. Warum?«
«Sind Sie Samantha?«sagte ich langsam.
Sie sah mich mißtrauisch von oben bis unten an, was ich inzwischen gewohnt war. Eine leicht füllige Dame, graubraunes, schulterlanges, gewelltes Haar.
«Was wollen Sie?«wiederholte sie ohne ein Lächeln.
Ich sagte:»Sagt Ihnen der Name Nore vielleicht etwas? Philip Nore oder Caroline Nore?«
Das Mädchen konnte mit den Namen nichts anfangen, aber die Frau wurde schlagartig hellhörig.
«Was genau wollen Sie?«wollte sie wissen.
«Ich bin… Philip Nore.«
Der angespannte Gesichtsausdruck verschwand, und sie sah ungläubig drein. Sie schien nicht direkt erfreut, aber sie wußte immerhin Bescheid.»Sie kommen wohl besser rein«, sagte sie.»Ich bin Samantha Bergen.«
Ich ging die Stufen hinauf, trat durch die Eingangstür und hatte nicht das Gefühl, nach Hause zu kommen, wie ich es halb erwartet hatte.
«Nach unten«, sagte sie und ging über die Schulter blik-kend voran, und ich folgte ihr durch die Diele und die Treppe hinunter die in all diesen Londoner Häusern zur Küche und zur Tür in den Hintergarten führte. Das Mädchen folgte mir mit verblüffter und immer noch wachsamer Miene.
«Tut mir leid, daß ich Sie nicht freundlicher empfangen habe«, sagte Samantha,»aber Sie wissen ja, wie das heutzutage ist. So viele Einbrüche. Man muß vorsichtig sein. Und junge Männer, die vor der Haustür stehen und nach Samantha fragen.«
«Ja«, sagte ich.
Sie ging durch einen Türbogen in einen großen Raum, der weit mehr nach Landhausküche aussah als die meisten Küchen auf dem Land. Auf der rechten Seite eine Reihe Einbauschränke, mit Kiefernholz furniert. Ein großer Tisch mit Stühlen. Roter Fliesenboden. Glasflügeltüren in den Garten. Ein großer Korbsessel, der an einer Kette von der Decke hing. Balken. Kaminecke mit Gasfeuer. Hier und da glänzendes Kupfergeschirr.
Ohne nachzudenken, ging ich über den roten Fußboden und setzte mich mit untergeschlagenen Beinen in den
hängenden Korbsessel neben dem Kaminfeuer.
Samantha Bergen sah mir staunend zu.
«Sie sind es!«sagte sie.»Sie sind Philip. Der kleine Philip. Er hat immer so hier gesessen, mit untergeschlagenen Beinen. Ich hatte es vergessen. Aber wie ich Sie jetzt gesehen habe. Du lieber Himmel.«
«Verzeihung«, sagte ich stotternd, stand wieder auf und hielt den schwingenden Sessel an.»Es kam. ganz von selbst.«
«Aber mein Guter«, sagte sie.»Das ist doch ganz in Ordnung. Es ist nur so verblüffend, Sie wiederzusehen, das ist alles.«
Sie drehte sich zu dem Mädchen um, sagte aber immer noch an mich gerichtet:»Das ist meine T ochter Clare. Sie war noch nicht auf der Welt, als Sie hier gewohnt haben. «Und zu ihrer Tochter sagte sie:»Ich habe ab und zu das Kind einer Freundin betreut. Herrgott. das muß jetzt mindestens zweiundzwanzig Jahre hersein. Ich glaube, ich habe dir nie davon erzählt.«
Das Mädchen schüttelte den Kopf, sah aber nicht mehr so verblüfft und erheblich freundlicher drein. Sie waren beide auf natürliche Weise attraktiv, beide trugen Jeans, weite Pullover und ungeschminkte Dienstagnachmittagsgesichter. Das Mädchen war schlanker und hatte dunkleres, kürzeres Haar, aber beide hatten große graue Augen, eine gerade Nase und ein weiches Kinn. Beide wirkten selbstbewußt und auf unbestimmte Weise intelligent.
Die Arbeit, bei der ich sie unterbrochen hatte, war auf dem Tisch ausgebreitet. Druckfahnen und Zeichnungen und Fotos, das Rohmaterial für ein Buch. Als ich einen
Blick darauf warf, sagte Clare:»Mutters Kochbuch. «Und Samantha sagte:»Clare arbeitet in einem Verlag«, und sie forderten mich auf, mich wieder zu setzen.
Wir setzten uns an den Tisch, und ich erzählte ihnen von meiner Suche nach Amanda und von der unbestimmten Hoffnung, die mich zu ihnen gebracht hatte. Samantha schüttelte bedauernd den Kopf.»Mehr als eine unbestimmte Hoffnung war es auch nicht«, sagte sie.»Ich habe Caroline nicht wiedergesehen, seit sie Sie das letzte Mal abgeholt hat. Ich wußte überhaupt nicht, daß sie eine Tochter hatte. Sie hat sie nie hierher gebracht.«
«Erzählen Sie mir von ihr«, sagte ich.»Wie war sie?«
«Caroline? So schön, daß jeder sie in den Arm nehmen wollte. Strahlend und voller Heiterkeit. Sie konnte jeden um den kleinen Finger wickeln. Aber. «Sie hielt inne.
«Aber was?«sagte ich.»Sie können ganz offen sein. Sie ist seit zwölf Jahren tot, und Sie können meine Gefühle nicht verletzen.«
«Na ja… sie hat Drogen genommen. «Samantha sah mich ängstlich an und schien erleichtert, als ich nickte.»Kokain, LSD, Haschisch. So ungefähr alles. Hat gespritzt, geschluckt und geschnupft, hat alles ausprobiert. Sie hat mir gesagt, daß sie Sie nicht in der Nähe haben wollte, wenn sie und ihre Freunde high waren. Sie hat mich gebeten, ein paar Tage auf Sie aufzupassen. es wurden dann immer ein paar Wochen draus… und Sie waren so ein stilles Mäuschen… Sie waren wirklich gut zu haben. Es hat mir nie was ausgemacht, wenn sie Sie gebracht hat.«
«Wie oft?«sagte ich langsam.
«Wie oft sie Sie gebracht hat? Och… ein halbes dutzendmal. Das erste Mal waren Sie ungefähr vier… und beim letztenmal vielleicht acht. Ich habe ihr gesagt, daß ich Sie nicht mehr nehmen könnte, weil Clare unterwegs war.«
«Ich war Ihnen immer dankbar«, sagte ich.
«Wirklich?«Sie schien erfreut.»Ich hätte nicht gedacht, daß Sie sich daran erinnern… aber Sie müssen sich ja wohl erinnert haben, sonst wären Sie nicht hier.«
«Haben Sie eine gewisse Chloe oder Deborah oder Miranda gekannt?«sagte ich.
«Deborah Baederbeck? Die nach Brüssel gezogen ist?«
«Ich weiß nicht.«
Samantha schüttelte zweifelnd den Kopf.»Sie weiß bestimmt nichts über Amanda. Sie muß jetzt schon… na… fünfundzwanzig Jahre in Brüssel sein.«
Clare kochte Tee, und ich fragte Samantha, ob meine Mutter ihr je etwas über meinen Vater erzählt hatte.
«Nein, nichts«, sagte sie bestimmt.»Ein absolutes Tabuthema. Sie sollte abtreiben und hat es nicht getan. Hat zu lange gewartet. Typisch Caroline, durch und durch verantwortungslos. «Sie schnitt eine Grimasse.»Sie wären ja wohl nicht hier, wenn sie getan hätte, was sie ihrem alten Drachen von Mutter versprochen hatte.«
«Sie hat’s wieder wettgemacht, indem sie meine Geburt nicht amtlich gemeldet hat.«
«Ach Gott. «Sie kicherte beifällig.»Das ist wirklich typisch Caroline. Wir sind zusammen zur Schule gegangen. Ich kannte sie seit Jahren. Wir hatten der Schule noch nicht lange den Rücken gekehrt, als Sie ihr angedreht wurden.«
«Hat sie damals Drogen genommen? In der Schule?«
«Du lieber Himmel, nein. «Sie runzelte nachdenklich die Stirn.»Danach. Wir haben alle Drogen genommen. Also nicht sie und ich zusammen. Aber unsere Generation. wir haben’s alle ausprobiert, denke ich mir, zu irgendeinem Zeitpunkt, als wir jung waren. Hauptsächlich Marihuana.«
Clare sah verwundert drein, als täten Mütter so etwas nicht.
Ich sagte:»Kannten Sie die Freunde, mit denen sie auf die Trips gegangen ist?«
Samantha schüttelte den Kopf.»Ich habe nie welche davon kennengelernt. Caroline hat immer von Freunden gesprochen, in der Mehrzahl, aber ich habe mir immer einen Freund, einen Mann vorgestellt.«
«Nein«, sagte ich.»Manchmal waren es mehrere. Leute, die in einem von blauem Dunst erfüllten Zimmer halb schlafend auf Kissen auf dem Fußboden rumlagen. Alles überaus friedlich.«
Mit diesen Leuten verband ich die Wörter >Dreiblatt< und >Gras< und >Joint<, die nie das bedeuteten, was mein kindliches Gemüt dahinter vermutete, und einer von ihnen hatte mir einmal eine Zigarette gegeben und mich genötigt, den Rauch zu inhalieren. Zieh es dir in die Lunge, hatte er gesagt, und halt dann die Luft an und zähl bis zehn. Ich hatte den ganzen Rauch ausgehustet, bevor ich bis zwei gekommen war, und er hatte gelacht und mich aufgefordert, es noch einmal zu probieren. Drei oder vier kleine Züge hatte ich damals genommen.
Das Ergebnis, von dem ich später hin und wieder eher träumte, als mich daran zu erinnern, war ein großes Gefühl der Ruhe und Gelassenheit. Entspannte Glieder, ruhiger Atem, leichter Kopf. Meine Mutter war nach Hause gekommen und hatte mich geohrfeigt, was alles zunichte machte. Der Freund, der mich eingeweiht hatte, tauchte nie wieder auf. Erst mit zwanzig war ich dann wieder mit Haschisch in Berührung gekommen. Damals schenkte mir jemand ein Stück roten Libanesen, den man wie einen Maggiwürfel über Tabak zerbröseln mußte.
Ich hatte einen Teil davon geraucht und den Rest weitergegeben und nie wieder etwas damit zu tun gehabt. Die Wirkung lohnte die Mühe und die Kosten nicht. Wenn ich Asthma gehabt hätte, hätte es sich gelohnt, das erfuhr ich von einem mit mir befreundeten Arzt. Er hatte mir bekümmert erzählt, daß Cannabis bei Asthmatikern eine fantastische Wirkung habe. Zu dumm, daß man es nicht auf Kosten der Krankenversicherung verschreiben dürfe.
Wir tranken den Tee, den Clare zubereitet hatte, und Samantha erkundigte sich, was ich beruflich machte.
«Ich bin Jockey.«
Sie wollten es nicht glauben.»Sie sind zu groß«, sagte Samantha, und Clare sagte:»Man ist nicht einfach Jockey.«
«Ist man doch«, sagte ich.»Ich bin einer. Und Jockeys, die Hindernisrennen reiten, müssen nicht klein sein. Es gab schon welche, die waren über einsachtzig.«
«Abartig, so was zu machen«, sagte Clare.»Ziemlich sinnlos, oder?«
«Clare!«sagte Samantha vorwurfsvoll.
«Wenn Sie meinen, daß ein Jockey keinen sinnvollen Beitrag zur Gesellschaft leistet«, sagte ich ungerührt,»bin ich mir da nicht so sicher.«»Nur weiter«, sagte Clare.
«Entspannung dient der Gesundheit. Ich biete Entspannung.«
«Und Wetten?«hielt sie mir entgegen.»Dient das auch der Gesundheit?«
«Ersatzhandlung für das Eingehen von Risiken. Setz dein Geld aufs Spiel, nicht dein Leben. Stellen Sie sich mal die Rettungsaktionen vor, wenn jeder auf die Idee käme, den Mount Everest zu besteigen.«
Sie setzte zu einem Lächeln an und machte eine kauende Lippenbewegung daraus.»Aber Sie persönlich… gehen das Risiko ein.«
«Ich wette nicht.«
«Clare will Sie nur aufs Glatteis führen«, sagte ihre Mutter.»Hören Sie nicht auf sie.«
Clare aber schüttelte den Kopf.»Mir scheint, deinen kleinen Philip kann man nicht so leicht aufs Glatteis führen, der hat zu viele Widerhaken.«
Samantha warf ihr einen überraschten Blick zu und fragte mich, wo ich wohnte.
«In Lambourn. Das ist ein kleiner Ort in Berkshire. Draußen in den Downs.«
Clare runzelte die Stirn und musterte mich genauer.
«Lambourn… ist das nicht der Ort, wo mehrere Reitställe sind, so ähnlich wie in Newmarket?«
«Genau.«
«Hm. «Sie überlegte ein Weilchen.»Ich ruf mal eben meinen Chef an. Er macht gerade ein Buch über englische Dörfer und englisches Dorfleben. Heute morgen hat er gesagt, daß das Buch noch etwas dünn ist — hat mich gefragt, ob ich noch ein paar Ideen habe. Er hat so einen Schriftsteller damit beauftragt. Der geht auf die Dörfer, bleibt eine Woche und schreibt ein Kapitel. Er hat gerade eins über ein Dorf geschrieben, das selbst Opern produziert… Haben Sie was dagegen, wenn ich ihn mal anrufe?«
«Keineswegs.«
Bevor ich das Wort ausgesprochen hatte, war sie schon aufgestanden und zum Telefon hinübergegangen, das auf der Küchenanrichte stand. Samantha bedachte sie mit einem stolzen Mutterblick, und ich dachte, wie sonderbar es war, eine Samantha Ende vierzig — in meiner Vorstellung war sie ewig jung geblieben. Aber hinter dem nicht wiederzuerkennenden Äußeren war noch die altvertraute Wärme zu spüren, ihre Direktheit, ihre festen Prinzipien und ihre Großherzigkeit. Und es beruhigte mich, daß ich mir diese halbverschütteten Eindrücke nicht nur eingebildet hatte.
«Clare macht mit einem, was sie will«, sagte sie.»Sie hat mich dazu gebracht, dieses Kochbuch zu machen. Sie hat mehr Energie als ein Elektrizitätswerk. Als sie gerade sechs Jahre alt war, hat sie mir mitgeteilt, daß sie Verlegerin werden will, und sie ist auf dem besten Wege dazu. Sie ist bereits die rechte Hand des Mannes, mit dem sie gerade telefoniert. Sie wird den ganzen Betrieb leiten, ehe die es richtig mitbekommen. «Sie stieß einen freudig resignierten Seufzer aus, dem man entnehmen konnte, was für ein hartes und beglückendes Schicksal es war, ein Wunderkind großzuziehen.
Das Wunderkind selbst, das völlig normal aussah, be-endete sein Telefongespräch und kam nickend zum Tisch zurück.
«Er ist interessiert. Er will mit mir zusammen hinfahren und sich den Ort ansehen, und wenn alles o.k. ist, schickt er seinen Schriftsteller und einen Fotografen hin.«
Ich sagte zaghaft:»Ich habe Aufnahmen von Lambourn gemacht. Falls Sie die vielleicht.«
Sie unterbrach mich mit einem Kopfschütteln.»Wir brauchen professionelles Material. Tut mir leid. Aber mein Chef meint, wenn es Ihnen recht ist, könnten wir ja mal bei Ihren Schuppen oder was auch immer vorbeikommen, falls Sie uns mit einigen Angaben und allgemeinen Informationen helfen wollen.«
«Ja. mach ich gern.«
«Toll. «Sie beglückte mich mit einem plötzlichen Lächeln, das eher einem kräftigen Schulterklopfen glich als einer Freundschaftserklärung. Sie weiß, daß sie klug ist, dachte ich. Sie ist es gewohnt, klüger zu sein als die meisten anderen. Es gelingt ihr nicht so gut wie Jeremy Folk, zu verbergen, daß sie es weiß.
«Können wir Freitag kommen?«sagte sie.