10 Die Feuerrose

Weiter flogen wir dahin, fortgerissen von der mächtigen Strömung, bis ich nach einer Weile bemerkte, daß das Rauschen des Wassers nicht einmal mehr halb so ohrenbetäubend war wie am Anfang; daraus schloß ich, daß die Höhlung größer geworden war, so daß sich der Schall besser verlaufen konnte. Ich konnte Alphonses Gebrüll jetzt viel klarer und deutlicher hören; seine Schreie waren eine kaum zu beschreibende Mischung aus inbrünstigem Flehen an den Allerhöchsten und Beschwörungen seiner geliebten Annette; kurz, sie waren, obwohl ihre aufrichtige Ernsthaftigkeit sie davor bewahrte, bloße Flüche zu sein, höchst bemerkenswert - um es gelinde auszudrük-ken. Ich nahm ein Paddel und stupste ihm damit in die Rippengegend, was zur Folge hatte, daß er um so lauter brüllte, weil er nun glaubte, das Ende sei gekommen. Langsam und mit äußerster Vorsicht erhob ich mich auf die Knie und reckte einen Arm hoch, konnte jedoch keinen Fels über mir fühlen. Als nächstes nahm ich das Paddel und hob es so hoch über meinen Kopf, wie eben möglich; auch hier war das Resultat dasselbe. Dann schob ich es auf beiden Seiten über den Rand des Kanus, aber auch hier berührte ich nichts. Da fiel mir ein, daß sich in dem Boot unter anderem eine Blendlaterne und eine Büchse Öl befanden. Ich kramte eine Weile auf dem Boden herum, bis ich die Sachen gefunden hatte. Ich nahm ein Streichholz und zündete die Laterne vorsichtig an.

Sobald sich der Docht entflammt hatte, leuchtete ich in das Boot. Wie es der Zufall wollte, war das erste, auf das der Lichtkegel fiel, das weiße, angstverzerrte Gesicht von Alphonse. Der glaubte, nun sei das Ende endgültig gekommen und er sehe schon die ersten Vorboten des himmlischen Lichts anrücken. Er stieß einen gellenden Angstschrei aus, und ich konnte ihn nur mit Mühe und unter Zuhilfenahme des Paddels wieder auf den Boden der Wirklichkeit zurückholen. Doch nun zu den anderen drei: Good lag platt auf dem Rücken. Sein Monokel saß noch immer auf dem Auge, und er starrte bestürzt nach oben in die Dunkelheit. Sir Henry hatte seinen Kopf auf die Duchten des Bootes gestützt und hielt eine Hand ins Wasser, um die Geschwindigkeit der Strömung zu testen. Als der Lichtstrahl auf Umslopogaas fiel, mußte ich fast laut loslachen. Ich glaube, ich erwähnte bereits, daß wir einen halben Wasserbüffel mitgenommen hatten. Und wie es der Zufall nun wollte, war Umslopogaas, als wir uns alle auf den Boden des Kanus geworfen hatten, um zu vermeiden, daß die Felskante uns heraushaute, mit seinem Kopf verführerisch nahe bei dem köstlich duftenden Fleisch des Wasserbüffels zu liegen gekommen. Und kaum hatte er sich von dem ersten Schreck über unsere vertrackte Situation erholt, als er einen mächtigen Hunger verspürte. Kaltblütig hatte er sich mit Inkosi-kaas ein Stück von dem Fleisch abgeschnitten, und nun war er dabei, es mit allen Anzeichen höchster Befriedigung zu verzehren. Wie er mir später erklärte, hatte er gedacht, er würde auf >eine lange Reise< gehen, und da hätte er es vorgezogen, diese Reise lieber mit vollem Bauch anzutreten. Es erinnerte mich an die Leute, die gehängt werden sollen, und von denen die englischen Tageszeitungen im allgemeinen schreiben, sie seien mit einem >exzellenten Frühstück< im Bauch zum Galgen geschritten.

Sobald die anderen bemerkt hatten, daß es mir gelungen war, die Laterne anzuzünden, packten wir Alphonse in das hintere Ende des Kanus und brachten ihn schnell mit der Drohung zum Verstummen, wir würden ihn, wenn er uns weiterhin mit seinem schauerlichen Geheul heimsuche, sehr rasch aus seiner Spannung befreien, indem wir ihn dahin schickten, wo der Wakwafi jetzt wäre; und in jener anderen Sphäre könnte er dann in aller Ruhe auf seine Annette warten. Das beruhigte ihn ungemein.

Alsdann begannen wir, über unsere Situation zu diskutieren. Vorher jedoch stellten wir auf Goods Vorschlag hin zwei Paddel hochkant im Bug des Kanus auf und befestigten sie, so gut wir konnten, um gleich gewarnt zu sein, wenn sich das Dach der Höhle wieder senken sollte. Es war uns mittlerweile klar geworden, daß wir uns in einem unterirdischen Fluß befanden, oder, wie Alphonse es definierte, in einem >'auptabfluß<, der das überschüssige Wasser des Sees ableitete. Es ist eine bekannte Tatsache, daß es solche Flüsse in vielen Teilen der Welt gibt, jedoch sind wohl noch nicht allzu oft Forscher in die unheilvolle Lage gekommen, sie als Transportweg zu benutzen.

Der Fluß mußte sehr breit sein; der Lichtstrahl der Laterne reichte jedenfalls nicht bis an die Ufer. Gelegentlich jedoch, wenn die Strömung uns nahe an eines der Ufer herantrieb, konnten wir für einen Augenblick die Felswände des Tunnelgewölbes sehen.

Wir schätzten, daß es sich in etwa fünfundzwanzig Fuß Höhe über uns wölbte. Die Geschwindigkeit der Strömung betrug nach Goods Schätzung etwa acht Knoten; sie war zu unserem Glück am stärksten in der Mitte des Flusses, was ja auch gewöhnlich der Fall ist. Das erste, wofür wir sorgten, war, daß immer einer von uns im Bug des Kanus mit der Laterne und einer Stange (die wir glücklicherweise im Boot hatten) bereitstand, um möglichst zu verhindern, daß wir an die Felswand oder einen hervorstehenden Stein trieben. Umslopogaas, der ja schon gegessen hatte, war als erster damit an der Reihe. Ein weiterer von uns postierte sich mit einem Paddel im Heck, um das Kanu einigermaßen auf Kurs in der Mitte des Flusses zu halten. Dies war alles, was wir im Moment für unsere Sicherheit tun konnten. Nachdem wir diese Maßnahmen ergriffen hatten, nahm jeder eine kleine Ration des kalten Büffelfleisches zu sich (wir wußten ja nicht, wie lange wir damit auskommen mußten), und danach fühlten wir uns schon wieder weitaus besser. Ich vertrat die Ansicht, daß unsere Lage, so ernst sie auch sein mochte, nicht gänzlich hoffnungslos war, es sei denn, die Eingeborenen hatten doch recht und der Fluß ergoß sich direkt ins Erdinnere. Sollte das aber nicht der Fall sein, dann mußte er zwangsläufig irgendwo wieder ans Tageslicht treten, vermutlich auf der anderen Seite des Gebirges. In dem Fall konnten wir nur eines tun: uns am Leben zu erhalten, bis wir dort ankamen - wo immer dieses >dort< auch war. Natürlich konnten wir, wie Good kummervoll bemerkte, auf dem Wege dorthin noch hundert anderen unbekannten Fährnissen zum Opfer fallen - oder, was durchaus zu befürchten war, der Fluß versickerte irgendwo im Erdinnern, was in der Tat ein grauenvolles Ende für uns bedeutet hätte.

»Nun dann, laßt uns auf das Beste hoffen und uns auf das Schlimmste vorbereiten«, sagte Sir Henry, der immer gleichmütig und guter Dinge ist - ein wahrer Turm der Stärke in Zeiten der Not. »Wir sind gemeinsam schon aus so vielen Zwickmühlen herausgekommen, daß ich fast sicher bin, wir kommen auch aus dieser heraus.«

Das war ein ausgezeichneter Ratschlag, und jeder von uns versuchte auf seine Weise, das Beste daraus zu machen - das heißt, mit Ausnahme von Alphonse, der inzwischen in eine völlig Abgestumpftheit verfallen war. Good befand sich mit dem Paddel im Heck des Bootes, und Umslopogaas hielt seinen Posten im Bug inne, so daß Sir Henry und mir einstweilen nichts zu tun blieb, als im Boot zu liegen und nachzudenken. Es war eine seltsame, ja schon fast unheimlich anmutende Lage, in der wir da steckten -in einem Boot durch die Eingeweide der Erde zu schießen, getragen von den Fluten eines Höllenflusses, wie die Seelen, die von Charon gefahren wurden, wie Curtis bemerkte. Und wie dunkel es war! Der dünne Strahl unserer kleinen Lampe machte uns die Dunkelheit erst so richtig bewußt. Vorn im Bug saß der gute alte Umslopogaas, wachsam und unermüdlich, die Stange fest in der Hand, bereit, sofort einzugreifen, wenn Gefahr auftauchte; und hinten, schon im Dunkeln, sah ich die Umrisse von Captain Good, der angestrengt nach vorn in den Lichtkegel spähte, um rechtzeitig sehen zu können, wie er mit dem Paddel steuern mußte, das er ab und zu kurz ins Wasser tauchte.

»Na schön«, dachte ich, »du wolltest Abenteuer erleben, alter Knabe, und nun hast du erreicht, was du wolltest. Und das in deinem Alter! Du solltest dich was schämen! Aber du tust es ja doch nicht. Und, so schrecklich die Sache im Moment auch aussieht, vielleicht kommst du ja durch; und wenn nicht - nun, dann kannst du es auch nicht ändern. Und wenn alles gesagt und alles getan ist, dann ist ein unterirdischer Fluß auch keine schlechte Grabstätte.«

Ich will jedoch nicht verhehlen, daß die Spannung, die auf meinen Nerven lastete, sehr groß war. Selbst der kaltblütigste und erfahrenste Mann wird nervös, wenn er über Stunden hinweg darüber im Ungewissen ist, ob er nicht schon in den nächsten fünf Minuten ein toter Mann ist; aber es gibt nichts auf der Welt, an das man sich nicht gewöhnen könnte, und mit der Zeit gewöhnten wir uns selbst an diesen Zustand. Schließlich und endlich war unsere Angst, auch wenn sie zweifellos natürlich war, genau besehen unlogisch, wenn man bedenkt, daß wir ja niemals wissen, was uns in der nächsten Minute zustoßen kann, selbst wenn wir in einem trockenen Haus sitzen, vor dessen Tür zwei Polizisten patrouillieren. Ebenfalls wissen wir nicht, wie lange wir noch zu leben haben. Wenn unsere Stunde geschlagen hat, meine Lieben, dann müssen wir eben abtreten. Was sollen wir uns also viel den Kopf zerbrechen und uns grämen?

Es war kurz vor Mittag gewesen, als wir in die Dunkelheit hineingetaucht waren, und wir hatten die erste Wache (Umslopogaas und Good) gegen zwei Uhr eingesetzt. Wir waren übereingekommen, daß sie nach fünf Stunden abgelöst werden sollten. Daher waren um sieben Uhr Sir Henry und ich an der Reihe; Sir Henry am Bug und ich am Heck. Die anderen beiden legten sich schlafen. Drei Stunden lang lief alles ohne besondere Vorkommnisse ab; nur einmal mußte Sir Henry eingreifen und uns mit der Stange ein wenig abstoßen, als wir zu nahe ans Ufer geraten waren. Ich hatte sehr bald festgestellt, daß es nicht viel Arbeit mit dem Paddel erforderte, uns gerade zu halten; die starke Strömung bewirkte das schon ganz von allein. Nur gelegentlich neigte das Kanu dazu, sich querzulegen und seitwärts voranzutreiben, aber das konnte ich stets leicht wieder korrigieren. Was mir bei diesem unterirdischen Fluß am sonderbarsten erschien, war, daß die Luft immer frisch blieb. Sie war zweifellos feucht und muffig, aber trotzdem noch lange nicht schlecht oder gar unerträglich. Die einzige Erklärung, die ich mir denken kann, ist die, daß das Wasser des Sees genügend Luft enthielt, um die Atmosphäre in dem Tunnel vor der völligen Stagnation zu bewahren, und daß der Fluß diesen Sauerstoff während seines langen Weges abgab.

Etwa kurz nach Anbruch der vierten Stunde, die ich im Heck des Kanus verbrachte, bemerkte ich, daß sich deutlich die Temperatur geändert hatte: Es wurde wärmer. Zuerst machte ich mir keine weiteren Gedanken darüber, aber als es, nachdem eine weitere halbe Stunde vergangen war, immer heißer wurde, sprach ich Sir Henry darauf an und fragte ihn, ob er es ebenfalls bemerkte, oder ob ich es mir vielleicht bloß einbildete.

»Habe es auch bemerkt!« antwortete er. »Und wie! Ich komme mir vor wie in einem türkischen Bad.«

Im selben Augenblick erwachten keuchend die anderen und zogen ihre Kleider aus. Umslopogaas war hier natürlich im Vorteil; denn abgesehen vielleicht von seinem Moocha trug er sowieso nichts, was man als Kleider hätte bezeichnen können.

Es wurde ständig heißer, und nach kurzer Zeit war die Temperatur derart angestiegen, daß wir kaum noch atmen konnten. Der Schweiß rann uns aus allen Poren. Nach einer weiteren halben Stunde war es kaum noch auszuhalten, obwohl wir inzwischen alle völlig nackt waren. Wir kamen uns vor wie im Vorzimmer der Hölle. Ich hielt meine Hand ins Wasser und zog sie mit einem Aufschrei blitzschnell wieder heraus; es war fast am Kochen. Wir schauten auf das kleine Thermometer, das wir bei uns hatten - die Quecksilbersäule stand bei 123°! Auf der Wasseroberfläche stand eine dichte Dampfwolke. Alphonse stöhnte, wir wären schon im Fegefeuer; das waren wir auch in der Tat, jedoch nicht in dem Sinne, wie er es meinte. Sir Henry vermutete, daß wir dicht an dem Herd eines unterirdischen Vulkans vorbeifuhren, und ich bin nicht abgeneigt, besonders in Anbetracht dessen, was sich kurz darauf ereignen sollte, ihm recht zu geben. Was wir von diesem Zeitpunkt an erdulden mußten, übersteigt wirklich meine Beschreibungsfähigkeit. Von nun an schwitzten wir nicht mehr, denn aller Schweiß war uns regelrecht aus dem Körper herausgetrieben worden. Wir lagen völlig ermattet auf dem Boden des Bootes, das wir einfach physisch nicht mehr zu dirigieren in der Lage waren, und fühlten uns wie glühende Kohlen. Ich stelle mir vor, daß wir genau dasselbe Gefühl hatten wie die armen Fische, die auf dem trockenen Land eingehen - nämlich, einen qualvollen Erstickungstod zu sterben. Auf der Haut begannen sich Blasen zu bilden, und das Blut pochte in unseren Schläfen wie der Kolben einer Dampfmaschine.

So trieben wir eine Weile dahin. Plötzlich machte der Fluß eine Biegung, und ich hörte, wie Sir Henry im Bug mit heiserer, entsetzter Stimme aufschrie. Ich fuhr hoch, und vor mir sah ich eine wunderbare und zugleich schreckliche Erscheinung. In einer Entfernung von ungefähr einer halben Meile, ein wenig links von der Mitte des Stroms - der, wie wir nun deutlich sehen konnten, an dieser Stelle etwa neunzig Fuß breit war -, erhob sich über der Wasseroberfläche eine gewaltige, säulenförmige Stichflamme von fast weißem Licht. Sie schoß etwa fünfzig Fuß hoch in die Luft, und an der Stelle, wo sie das Dach des Tunnels erreichte, zersprühte sie in zahlreiche kleinere Flammen, die bogenförmig wie die Blätter einer voll erblühten Rose wieder herunterfielen. Das Ding hatte einen Durchmesser von bestimmt vierzig Fuß. Diese schreckliche Flamme ähnelte in der Tat nichts so sehr wie einer riesigen Flammenblume, die aus dem schwarzen Wasser wuchs. Unten war der gerade Stengel, mehr als einen Fuß dick, und darüber erhob sich die furchtbare Blüte. Sie war von solch schrecklicher und furchteinflößender Schönheit, daß wohl niemand sie beschreiben könnte. Ich kann es sicher nicht. Obwohl wir jetzt noch etwa fünfhundert Yards von ihr entfernt waren, war dennoch, trotz des Dampfes, die ganze Höhle in gleißendes Licht getaucht, das heller war als das Tageslicht. Wir sahen, daß sich hier das Dach etwa vierzig Fuß über uns wölbte. Der Fels war von dem Wasser völlig glatt gewaschen. Er war pechschwarz, und an manchen Stellen waren lange, glänzende Linien von Erz zu erkennen, die wie dicke Adern durch den Stein liefen. Was für ein Metall es war, kann ich jedoch nicht sagen.

Und weiter sausten wir auf diese Feuersäule zu, die heftiger glühte als jeder Hochofen, der je von Menschenhand angezündet wurde.

»Halt das Boot rechts, Quatermain - nach rechts!« schrie Sir Henry, und eine Sekunde später kippte er bewußtlos vornüber und sackte auf den Boden des Kanus. Alphonse war schon ohnmächtig. Good war der nächste. Sie lagen wie tot da. Nur Umslopogaas und ich waren noch bei Bewußtsein. Das Feuer war nur noch fünfzig Yards vor uns. Da sah ich, wie auch Umslopogaas' Kopf nach vorn sackte. Er war ebenfalls ohnmächtig geworden, und nun war ich allein. Ich konnte nicht mehr atmen; die glühende Hitze hatte mich ausgetrocknet. Das Felsendach im Umkreis der Feuerrose war glühend rot. Das Holz des Bootes begann zu qualmen. Ich sah, wie sich die Federn von einem der toten Schwäne bogen und unter der Hitze zusammenschrumpften. Aber ich wollte nicht aufgeben. Ich wußte, wenn auch ich ohnmächtig wurde, dann würden wir in einem Abstand von nur drei oder vier Yards an der Stichflamme vorbeitreiben und elend zugrunde gehen. Ich hielt das Paddel so, daß das Kanu so weit wie nur eben möglich an dem Feuer vorbeifahren mußte, und hielt wild entschlossen aus.

Meine Augen traten so weit aus ihren Höhlen, daß ich glaubte, sie würden jeden Moment herausspringen. Durch meine geschlossenen Lider sah ich das gleißende Licht. Jetzt mußten wir auf gleicher Höhe sein! Um mich herum röhrte es, als hätten sich alle Feuer der Hölle vereint, und das Wasser kochte mit brodelndem Zischen. Noch fünf Sekunden! Dann waren wir vorbei. Das Röhren war jetzt hinter mir.



Ohnmächtig sackte auch ich zusammen. Das nächste, woran ich mich erinnern kann, war das Gefühl eines kühlen Lufthauchs auf meinem Gesicht. Es kostete mich erhebliche Anstrengungen, meine Augen zu öffnen. Ich schaute auf. Weit, weit über mir war Licht. Um mich herum jedoch herrschte tiefe Dunkelheit. Allmählich erinnerte ich mich wieder an das, was geschehen war. Ich schaute mich um. Das Kanu trieb noch immer in der Strömung des Flusses. Auf seinem Boden lagen die nackten Leiber meiner Gefährten. Sind sie tot? fragte ich mich. Bin ich allein an diesem grauenvollen Orte? - Ich wußte es nicht. Dann merkte ich, daß ich einen brennenden Durst verspürte. Ich schob meine Hand über den Rand des Bootes ins Wasser und zog sie augenblicklich mit einem Aufschrei wieder zurück. Kein Wunder! Fast die ganze Haut war vom Handrücken weggebrannt. Das Wasser jedoch war einigermaßen kühl, höchstens lauwarm, und ich schüttete es literweise in mich hinein und bespritzte mich von oben bis unten mit dem erquickenden Naß. Mein Körper schien die Flüssigkeit aufzusaugen wie ein Ziegel den Regen nach einer langen Dürre; da, wo mir die Haut verbrannt war, erzeugte jedoch die Berührung mit dem Wasser einen rasenden Schmerz.

Dann sah ich zu, was ich für die anderen tun konnte. Ich kroch mühevoll zu ihnen hin und benetzte sie mit Wasser. Zu meiner großen Freude begannen sie sich zu bewegen - zuerst Umslopogaas, dann die anderen. Als nächstes tranken auch sie; sie saugten das Wasser gierig in sich auf wie ausgetrocknete Schwämme. Da wir nun zu frieren begannen, zogen wir, so gut es eben ging, unsere Kleider wieder an. Während wir noch damit beschäftigt waren, deutete Good auf die Backbordseite des Kanus; die Außenwand hatte unter der Einwirkung der Hitze Blasen geworfen, und stellenweise war das Holz regelrecht verkohlt. Wäre es gebaut gewesen wie unsere europäischen Boote, dann hätten sich, wie Good erklärte, die Planken verzogen, und es wäre mit Sicherheit soviel Wasser ins Innere gedrungen, daß wir untergegangen wären. Aber zu unserem Glück war es aus dem weichen, biegsamen Holz eines einzigen großen Baumstammes geschnitzt worden, und seine Seiten waren drei und der Boden vier Zoll stark.

Über den Ursprung der riesigen Stichflamme konnten wir natürlich nur Mutmaßungen anstellen; ich vermute, daß an der Stelle ein Riß oder ein Loch im Flußbett war, durch das sich Gas vulkanischen Ursprungs aus einer riesigen Blase in den Eingeweiden der Erde den Weg nach oben an die Luft bahnte. Wie es sich entzündet hatte, war natürlich unmöglich zu sagen - wahrscheinlich, so glaube ich jedenfalls, durch eine spontane Explosion giftiger Gase.

Sobald wir wieder halbwegs bekleidet waren und uns einigermaßen erholt hatten, machten wir uns daran, herauszufinden, wo wir uns jetzt befanden. Ich erwähnte bereits, daß ich weit über uns Licht erblickt hatte. Beim näheren Hinsehen stellten wir fest, daß es Tageslicht war. Unser Fluß, der, wie Sir Henry sagte, buchstäblich die Verwirklichung der phantastischen Vision eines Dichters darstellte[9], befand sich nun nicht mehr unter der Erde, sondern nahm seinen finsteren Verlauf nicht >durch Höhlen, größer noch, als sie des Menschen Aug' ermessen kann<, sondern zwischen zwei unheimlichen Felswänden, die wohl an die zweitausend Fuß hoch sein mußten. Sie waren in der Tat so hoch, daß da, wo wir waren - obwohl man oben einen Streifen des Himmels sehen konnte, tiefe Düsternis herrschte - keine tiefschwarze Nacht indessen, sondern eine Art Dunkelheit, wie sie in einem Raum herrscht, dessen Fensterläden man am hellichten Tage so dicht wie möglich schließt. Auf beiden Seiten stieg die große, glatte Felswand kahl und abweisend fast senkrecht in steile Höhen, daß einem schwindelte, wenn man mit dem Auge ihre gewaltige Größe ermessen wollte. Das kleine Stückchen Himmel, das das Ende der Wälle markierte, lag wie ein dünner blauer Faden auf ihrer schwindelerregenden Schwärze, deren erdrückende Wucht von keinem Baum und keiner Ranke gemildert wurde. Hie und da jedoch zogen sich geisterhaft anmutende Fäden langer, grauer Flechten über das Gestein, die reglos an dem Felsen hingen wie lange weiße Barthaare am Kinn eines toten Greises. Es kam uns so vor, als sänken nur der Bodensatz oder die schwereren Teile des Lichtes zu diesem Ort des Grauens herab; kein heller, beschwingter Sonnenstrahl konnte so tief in die Spalte hineinfallen: er erlosch weit, weit über unseren Köpfen.

An einer Stelle des Flusses befand sich eine kleine Einbuchtung, wo runde Felsbrocken ein Ufer bildeten. Das ständig über sie hinwegfließende Wasser hatte sie so geformt. Die Stelle sah so aus, als wäre sie mit Tausenden von versteinerten Kanonenkugeln übersät. Bei Hochwasser existierte hier wahrscheinlich überhaupt kein Ufer, und zwischen dem Fluß und den Felswänden war keinerlei Übergang. Jetzt jedoch befand sich hier eine Fläche von vielleicht sieben oder acht Yards Breite. Wir beschlossen, an diesem Ufer zu landen, um uns nach all dem, was wir durchgemacht hatten, ein wenig auszuruhen und die Glieder ein bißchen zu strecken. Es war zwar eine schauderhafte Stelle, aber wenigstens konnten wir uns eine Weile von den Schrecken des Flusses erholen und unsere Sachen wieder ordentlich in dem Kanu zurechtlegen und verstauen. Wir suchten uns also einen Fleck aus, der uns einigermaßen günstig erschien, und unter einigen Mühen gelang es uns schließlich, das Kanu an Land zu bringen und hinauszuklettern auf die wenig zum Ruhen einladenden kugelrunden Kiesel.

»Potztausend!« rief Good aus, der als erster an Land ging. »Was für ein gräßlicher Ort! Da kriegt man ja wirklich Anwandlungen!« Und dann lachte er.

Sofort wiederholte eine donnernde Stimme seine Worte und gab sie hundertfach verstärkt wieder: »... wirklich Anwandlungen - Ha! Ha! Ha!« - »...dlungen! Ha! Ha! Ha!« antwortete wieder eine andere Stimme in einem schauderhaften Ton von irgendwo weit oben aus der Felswand. »Ha! Ha! Ha!« fiel eine Stimme nach der anderen ein - jede warf die Worte unter tosendem, schrecklichem Gelächter auf die unsichtbaren Lippen der anderen, bis der ganze Ort von den Worten und dem wie entfesselt kreischenden und höhnisch spottenden Gelächter widerhallte, das schließlich ebenso abrupt, wie es begonnen hatte, wieder verstummte.

»Oh, mon Dieu!« schrie Alphonse mit gellender Stimme. Das Getöse hatte ihn so erschreckt, daß er auf der Stelle das bißchen Selbstbeherrschung, über das er verfügte, verloren hatte.

»Mon Dieu! Mon Dieu! Mon Dieu!« donnerte das gigantische Echo, und sogleich schrien, stöhnten und jammerten Hunderte von anderen Stimmen dieselben Worte in allen vorstellbaren Tonlagen und Lautstärken.

»Ah«, sagte Umslopogaas ruhig, »ich spüre deutlich, daß hier Teufel wohnen. Nun, der Ort sieht auch so aus.«

Ich versuchte ihm zu erklären, daß die einzige Ursache des ganzen Getöses in einem höchst bemerkenswerten und interessanten Echo lag, aber das wollte er mir nicht glauben.

»Ah«, antwortete er. »Ich weiß, was ein Echo ist, wenn ich eins höre. Es gab eines, das lebte gegenüber von meinem Kraal in Zululand, und die Intombis (Mädchen) sprachen immer mit ihm. Aber wenn dieses hier ein ausgewachsenes Echo ist, dann kann meins zu Hause nur ein kleines Baby gewesen sein. Nein, nein - da oben wohnen Teufel. Aber ich kümmere mich nicht sehr um sie«, fügte er hinzu und nahm eine Prise Schnupftabak. »Sie können nachmachen, was man sagt, aber sie scheinen keine eigenen Worte sprechen zu können, und sie wagen nicht, ihre Gesichter zu zeigen.« Dann verstummte er und zeigte offensichtlich kein weiteres Interesse an jenen verachtenswerten Feinden.

Nach diesem schauerlichen Erlebnis hielten wir es für angebracht, uns nur noch im Flüsterton zu unterhalten - denn es war einfach unerträglich, jedes Wort, das man äußerte, zwischen den Felswänden hin- und herfliegen zu hören wie einen Tennisball.

Aber selbst unser Geflüster lief an den Felsen entlang und schwoll zu einem geheimnisvollen Gemurmel an, bis es dann schließlich mit einem langgezogenen Seufzen verebbte. Echos sind ergötzliche und romantische Erscheinungen, aber wir hatten wahrlich genug davon in jenem gruseligen Schlund.

Nachdem wir uns ein wenig auf den runden Steinen ausgeruht hatten, wuschen wir uns und behandelten unsere Verbrennungen, so gut es ging. Da wir nur noch wenig Öl hatten, das wir aber dringend für die Lampe brauchten, konnten wir davon nichts abzweigen, also häuteten wir einen der Schwäne und benutzten das Fett seiner Brust, das sich als ausgezeichneter Ersatz erwies. Danach packten wir das Kanu neu und ließen uns endlich nieder, um etwas zu essen zu uns zu nehmen, was wir - das brauche ich wohl kaum zu erwähnen - mehr als nötig hatten; denn unsere Ohnmacht hatte viele Stunden gedauert, und unsere Uhren zeigten inzwischen Mittag an.

Wir ließen uns im Kreis nieder und verzehrten mit ungeheurem Appetit unser kaltes Fleisch.

Ich selbst war nicht sehr hungrig; ich fühlte mich elend und schwach nach all den Strapazen der vergangenen Nacht. Außerdem hatte ich rasende Kopfschmerzen. Es war ein eigenartiges Mahl. Die Dunkelheit war so stark, daß wir Mühe hatten, das Fleisch zu sehen, wenn wir es schnitten und zum Munde führten. Trotzdem mundete es uns allen hervorragend, obwohl es durch die Hitze verdorben war. Plötzlich hörte ich etwas hinter mir. Es war ein Geräusch, als ob etwas über die Steine kröche. Ich drehte mich um, und direkt hinter mir auf einem Felsen saß eine riesige schwarze Süßwasserkrabbe. Sie war bestimmt fünfmal so groß wie die größte Krabbe, die ich je gesehen hatte. Dieses abscheuliche, ekelerregend aussehende Tier hatte weit hervorstehende Augen, mit denen es mich anzuglotzen schien, lange, biegsame Antennen oder Fühler und gewaltige Scheren. Bald mußten wir feststellen, daß ich nicht der einzige von uns war, der die unangenehme Gesellschaft dieser Viecher genoß. Aus allen Ecken kamen jetzt Dutzende dieser ekelhaften Tiere herangekrochen; vermutlich hatte der Duft des Fleisches sie angezogen. Sie tauchten zwischen den runden Steinen auf und kamen aus Löchern in der Felswand hervorgekrochen. Einige von ihnen waren schon ganz dicht an uns herangekommen. Fasziniert starrte ich das ungewöhnliche Schauspiel an. Da sah ich, wie eins der Tiere eine seiner Scheren ausstreckte und den ahnungslosen Good derart heftig zwickte, daß er mit einem Aufschrei hochfuhr und das schaurig tosende Spiel der Echos wieder in Gang setzte. Im selben Moment packte ein anderes, ein wahres Riesenexemplar, Alphonses Bein und wollte sich damit aus dem Staube machen. Man kann sich wohl vorstellen, was für eine Szene darauf folgte. Umslopogaas nahm seine Axt und zerklopfte mit der flachen Seite der Waffe einem der Krebse die Schale. Daraufhin gab das Vieh einen markerschütternden Schrei von sich, der durch das Echo noch tausendfach multipliziert wurde, und fing an, aus dem Maul zu geifern. Dies wiederum lockte erneut Hunderte seiner Artgenossen aus allen möglichen Löchern und Winkeln hervor. Diejenigen von ihnen, die sich direkt in seiner Nähe befanden, fielen, als sie merkten, daß er verletzt war, über ihn her wie die Gläubiger über einen bankrotten Schuldner. Sie rissen ihn buchstäblich in Stücke mit ihren starken Scheren und fraßen ihn auf, wobei sie ihre Greifwerkzeuge als eine Art Gabeln benutzten, mit der sie die Bruchstücke und Fetzen des zerrissenen Artgenossen zum Maul führten. Wir packten alles, was uns gerade in die Hände kam, um es als Waffe gegen die Ungeheuer zu benutzen. Mit Steinen, Paddeln und Umslopogaas Axt begannen wir den widerlichen Viechern eine regelrechte Schlacht zu liefern. Ihre Anzahl vergrößerte sich sprunghaft. Sie strömten einen solch ekelhaften Gestank aus, daß einem fast die Sinne schwanden. So schnell auch immer wir den Panzer des einen zerschlugen, kamen schon wieder andere, die den verletzten Artgenossen packten und blitzschnell verschlangen, wobei sie widerlichen Geifer absonderten und laute Schreie ausstießen. Aber das schien den Biestern noch nicht zu reichen. Wann immer sie konnten, schnappten sie mit ihren großen Scheren auch nach uns - was mächtig wehtat - oder versuchten, das Fleisch wegzuzerren. Ein Bursche von enormer Größe kriegte den Schwan zu fassen, den wir gerupft hatten, und begann ihn fortzuschleppen. Sofort stürzte sich ein ganzer Klumpen von ihnen ebenfalls auf die Beute, und dann begann eine widerwärtige und abstoßende Szene. Wie die Biester geiferten und kreischten und das Fleisch und sich gegenseitig zerrupften! Es war ein ekelerregender und unwirklicher Anblick, und keiner von uns wird diesen Anblick sein Lebtag vergessen - noch oft hatte ich dieses scheußliche Schauspiel vor Augen, das sich dort unten in der tiefen, beklemmenden Dunkelheit abspielte, untermalt von dem tausendfach gebrochenen, infernalischen Getöse, das an den Nerven rüttelte. So merkwürdig es auch klingen mag; aber diese widerwärtigen Kreaturen hatten etwas erschreckend Menschliches an sich - es war, als ob alle niederträchtigen Leidenschaften und Begierden des Menschen auf einmal in die Schale einer Riesenkrabbe gefahren wären und dort verrückt spielten. Sie waren so entsetzlich mutig und intelligent, und sie schauten einen an, als ob sie verstünden. Die ganze Szenerie hätte wahrlich genug Material liefern können für einen weiteren Gesang von Dantes >Inferno<, wie Curtis bemerkte.

»Ich sage euch, Burschen«, rief Good, »laßt uns so schnell wie möglich von hier verschwinden, sonst werden wir noch alle verrückt!« Wir zögerten nicht lange, diesen Rat zu befolgen. Wir schoben das Kanu, um das die Biester nun zu Hunderten herumkrabbelten und vergeblich versuchten, über den Rand ins Innere zu klettern, von den Steinen, sprangen hinein und dirigierten es in die Mitte des Flusses. Hinter uns ließen wir die Reste unserer Mahlzeit zurück und die kreischende, geifernde und stinkende Masse von widerlichen Kreaturen, die nun mit ihren Leibern das ganze Ufer bedeckten.

»Das sind die Teufel dieses schaurigen Ortes«, sagte Umslopogaas mit der Miene dessen, der ein Problem gelöst hat. Ich muß gestehen, ich war geneigt, ihm recht zu geben.

Umslopogaas Bemerkungen waren wie seine Axt -scharf und treffsicher.

»Was tun wir jetzt?« fragte Sir Henry.

»Wir lassen uns treiben, denke ich«, gab ich zur Antwort, und wir ließen uns also erst einmal wieder treiben. Den ganzen Nachmittag hindurch, bis weit in den Abend hinein, glitten wir so in der Düsternis dahin, hoch über uns die unendlich ferne Linie blauen Himmels. Wir wußten kaum, wann die Nacht angebrochen war, denn unten in dem tiefen Schlund machte sich der Unterschied zwischen Tag und Nacht überhaupt nicht bemerkbar. Schließlich, nachdem eine wahre Unendlichkeit vergangen war, zeigte Good plötzlich mit dem Finger auf einen Stern, der direkt über uns stand. Da wir ohnehin nichts Besseres zu tun hatten, beobachteten wir ihn mit großem Interesse. Mit einem Mal war er verschwunden. Die Dunkelheit wurde völlig undurchdringlich, und ein sattsam bekanntes Rauschen erfüllte die Luft. »Wir sind wieder unter der Erde«, sagte ich mit einem Seufzen und hob die Lampe. Ich konnte sogar das Felsdach erkennen. Der Spalt war zu Ende, und der Tunnel hatte wieder begonnen. Und wieder begann eine lange Nacht des Schreckens und der Gefahr. All die schlimmen Ereignisse, die sie mit sich brachte, zu beschreiben wäre zu mühsam; so will ich hier nur kurz erwähnen, daß wir etwa gegen Mitternacht auf einen flachen, aus der Flußmitte herausragenden Felsen aufliefen und beinahe mit dem Kanu umschlugen. Wir wären unweigerlich ertrunken, doch wir retteten uns mit knapper Not und fuhren auf unserem ungleichmäßigen, nervenaufreibenden Kurs weiter.

Und so vergingen die Stunden, bis es fast drei Uhr war. Sir Henry, Good und Alphonse waren völlig erschöpft eingeschlafen. Umslopogaas kniete wieder im Bug mit der Stange, und ich saß achtern und hielt das Paddel. Plötzlich kam es mir so vor, als hätte sich unsere Geschwindigkeit erheblich vergrößert. Im selben Moment hörte ich, wie Umslopogaas aufschrie, und eine Sekunde später kam ein Geräusch, wie wenn Zweige auseinandergeschoben würden. Es wurde mir bewußt, daß das Kanu durch herunterhängende Büsche oder Ranken trieb. Noch ein paar Sekunden, und dann strich mir eine Brise würziger, kühler Luft über das Gesicht, und ich spürte, daß wir aus dem Tunnel heraus waren und nun auf offenem Fahrwasser dahinglitten. Ich sage deshalb >spürte<, weil ich absolut nichts sehen konnte. Die Dunkelheit war völlig undurchdringlich, wie es oft unmittelbar vor der Dämmerung der Fall ist. Aber selbst das konnte meine Freude kaum trüben. Endlich waren wir aus diesem schrecklichen Fluß heraus, und wo immer wir auch jetzt waren - dafür zumindest konnten wir dankbar sein. Ich setzte mich hin, atmete in tiefen Zügen die kühle Nachtluft ein und wartete ungeduldig auf die Morgendämmerung.

Загрузка...