22 Wie Umslopogaas die Treppe verteidigte

Wir schauten uns an.

»Du siehst«, sagte ich, zu Nylephta gewandt, »sie haben die Tür entfernt. Gibt es irgend etwas, womit wir die Lücke füllen können? Besinne dich rasch; denn sie werden noch vor dem Tageslicht hier sein!« Ich wußte, diesen Platz oder keinen galt es zu verteidigen, gab es doch nirgends feste Türen innerhalb des Palastes. Alle Räume waren lediglich durch Vorhänge voneinander getrennt. Ich wußte ebenso, daß, wenn es uns gelänge, diesen Eingang zu halten, die Mörder nirgends sonst in den Palast eindringen konnten. Denn der Palast ist absolut uneinnehmbar, um so mehr, seit der geheime Zugang, durch den Sorais in jener denkwürdigen Nacht, da sie ihre Schwester meucheln wollte, eingedrungen war, auf Nylephtas Geheiß hin zugemauert worden war.

»Ich habe es!« rief Nylephta, die im entscheidenden Moment in bewundernswerter Weise über sich hinauswuchs. »In der hinteren Ecke des Hofes befinden sich mehrere Blöcke gehauenen Marmelsteins - die Arbeiter trugen sie dorthin; sie sind bestimmt für den Sockel der neuen Statue meines Gebieters Incubu. Laßt uns mit ihnen den Zugang verschließen!«

Vor Freude über diese großartige Idee hätte ich einen Luftsprung machen können. Sofort schickte ich eine der restlichen Zofen hinunter, um Hilfe von den großen Hafenanlagen zu holen. Ihr Vater, ein reicher Handelsmann, der viele Leute beschäftigte, wohnte dort unten. Eine zweite ließ ich als Wache an der Toröffnung zurück. Sie sollte in regelmäßigen Abständen durch die große Öffnung blicken, um zu sehen, ob der Feind schon nahte. Alsdann gingen wir wieder zurück durch den Hof, um zu der Stelle zu gelangen, wo die Marmorplatten lagen. Unterwegs trafen wir Kara, der gerade die beiden Botinnen losgeschickt hatte. Und da lagen sie vor uns, die großen Marmorblöcke; es waren breite, massive Klötze. Einige von ihnen waren wohl an die sechs Zoll stark und wogen gut achtzig Pfund. Zum Glück fanden wir neben ihnen zwei Geräte, die die Form kleiner Tragbahren hatten. Auf ihnen pflegten die Arbeiter die Blöcke zu schleppen. Unverzüglich legten wir einige der Blöcke auf die Tragbahren, und vier der Mädchen trugen sie sogleich zu der Toröffnung.

»Höre, Macumazahn«, sagte Umslopogaas, »wenn diese nichtswürdigen Burschen kommen, dann werde ich die Treppe gegen sie verteidigen, bis das Loch mit Marmor gefüllt ist. Nein, nein widersprich mir nicht, alter Freund! Ich werde sie abwehren, auch wenn ich dabei mein Leben verliere! Es war ein guter Tag, und nun laß es auch eine gute Nacht werden! Siehe, ich lege mich nieder auf den Marmor, um auszuruhen. Wenn ihre Schritte nahen, dann wecke mich; doch nicht vorher, denn ich brauche alle meine Kraft.« Und ohne ein weiteres Wort zu verlieren, ging er hinaus und legte sich auf den Marmor; und in Sekundenschnelle war er eingeschlafen.

Auch ich konnte mich kaum noch auf den Beinen halten. Mir wurde wieder schwarz vor den Augen, und ich mußte mich nahe der Toröffnung hinsetzen und mich damit begnügen, die Arbeit zu dirigieren.

Die Mädchen trugen die Blöcke heran, und Kara und Nylephta schichteten sie vor der sechs Fuß breiten Toröffnung auf. Sie mußten drei Reihen hintereinander stapeln - weniger würde nicht ausreichen; das wußte ich. Doch die Mädchen mußten jedesmal vierzig Yards mit den schweren Blöcken laufen, und dann vierzig Yards zurück, und obwohl sie sich bis zum Umfallen verausgabten - manche wankten sogar alleine, mit einem riesigen Block bepackt, zum Tor, wuchs die Mauer nur sehr langsam, erschreckend langsam.

Es wurde nun immer heller. Plötzlich vernahmen wir, wie aus weiter Ferne, vom unteren Ende der Treppe her, das leise Klirren von Waffen erklang. Der Wall war erst zwei Fuß hoch, obwohl wir schon seit acht Minuten damit beschäftigt waren, ihn aufzuschichten. Nun waren sie also gekommen; Alphonse hatte richtig gehört.

Das klirrende Geräusch kam näher. Ich blickte durch die Öffnung, und in dem gespenstischen Licht des Morgengrauens sah ich, wie etwa fünfzig Männer in langer Reihe langsam die Treppe heraufkamen. Sie befanden sich jetzt auf der Plattform zwischen den beiden Fluchten, die auf dem großen, freischwebenden Bogen ruhte. Auf einmal blieben sie stehen; sie schienen zu bemerken, daß oben irgend etwas im Gange war. Wir gewannen kostbare Minuten. Mehr als drei Minuten verharrten sie unschlüssig und berieten sich, bevor sie langsam und vorsichtig weiterstiegen.

Inzwischen war etwa eine Viertelstunde vergangen, seit wir mit der Arbeit begonnen hatten. Die Mauer war jetzt knapp drei Fuß hoch.

Es war Zeit, Umslopogaas zu wecken. Der große Mann stand auf, reckte sich und schwang Inkosi-kaas über seinem Haupte.

»Es ist gut«, sagte er. »Ich fühle mich noch einmal wie ein junger Mann. Meine Kraft ist in meinen Leib zurückgekehrt, ja, mein Körper ist wie eine Lampe, die noch ein letztes Mal aufflackert, bevor sie erlischt. Sorge dich nicht und habe keine Furcht; ich werde einen guten Kampf liefern; der Wein und der Schlaf haben mir ein neues Herz gegeben.

Macumazahn, ich träumte einen Traum. Ich träumte, daß du und ich zusammen auf einem Stern standen; wir blickten herunter auf die Erde, und du warst ein Geist, Macumazahn, denn das Licht schien durch dein Fleisch. Ich konnte jedoch nicht sehen, ob mein eigener Körper auch schon ein Geist war. Unsere Stunde ist gekommen, alter Jäger. So soll es denn geschehen: wir haben unser Leben gelebt und unsere Uhr ist abgelaufen; ich wünschte nur, ich hätte in meinem Leben mehr solcher Kämpfe wie den gestrigen erlebt.

Man soll mich begraben nach dem Brauch meines Volkes, Macumazahn, mein Blick soll auf Zululand gerichtet sein.« Dann nahm er meine Hand, schüttelte sie ein letztes Mal und stellte sich dem heranrückenden Feind entgegen.

Im selben Moment kletterte zu meiner großen Überraschung auch der Zu-Vendi-Offizier Kara über unsere improvisierte Mauer. Er tat dies in seiner ruhigen, entschlossenen Art, ohne ein Wort darüber zu verlieren. Er bezog neben dem Zulu Stellung und zückte sein Schwert.

»Was, kommst du auch?« rief der alte Krieger freu-dig überrascht. »Willkommen - ein Willkommen für dich, tapferes Herz! Ho! für den Mann, der sterben kann wie ein Mann; ho! für den Griff des Todes und das Klingen des Stahls. Ho! wir sind bereit. Wir wetzen die Schnäbel wie Adler, und unsere Speere glänzen im Lichte der aufgehenden Sonne; wir schwingen unsere Waffen und sind hungrig zu kämpfen. Wer kommt als erster, Inkosi-kaas zu begrüßen? Wer will als erster ihren Kuß schmecken, dessen Frucht der Tod ist? Ich, der Specht, ich, der Schlächter, ich, der Schnellfüßige! Ich, Umslopogaas, vom Stamme der Maquilisini, vom Volke der Amazulu, Hauptmann des Regiments der Nkomabakosi: Ich, Umslopogaas, Sohn des Indabazimbi, dem Sohne des Arpi dem Sohne des Mosilikaatze. Ich, Umslopogaas, vom königlichen Geblüte des T'Chaka, ich, aus dem Hause des Königs, ich, der Träger des Ringes, ich, der Indu-na, ich fordere euch heraus! Ich erwarte euch! Ho! Wer wagt es als erster?«

Während er so sprach, oder besser, sang, und sein grimmiger Kriegsruf schauerlich durch die Stille des Morgens hallte, stürmten die bewaffneten Verschwörer, unter denen ich im Lichte der aufgehenden Sonne Nasta und Agon erkannte, mit erhobenen Speeren die Treppe hinauf. Ein riesiger Bursche nahm, allen voran, mit mächtigen Sätzen die letzten Stufen, schwang seinen schweren Speer und stieß mit aller Kraft nach dem riesigen Zulu. Umslopogaas wich mit einer schnellen Drehung des Oberkörpers zur Seite, wobei er nicht einmal seine Beine bewegte, der Stoß ging ins Leere, und im nächsten Augenblick krachte Inkosi-kaas wie ein stählerner Blitz durch Helm, Haar und Schädeldecke, und der Körper des Angreifers polterte leblos die Stufen hinab. Während er hintüberkippte, glitt ihm sein runder Schild aus Flußpferdleder aus der Hand und fiel auf den Marmorboden. Der alte Zulu bückte sich blitzschnell und hob ihn auf, wobei er noch immer seinen wilden Kriegsgesang erschallen ließ.

Eine Sekunde später hatte auch der standhafte, treue Kara mit einem mächtigen Schwerthieb seinen ersten Angreifer zu Boden geschickt, und dann begann ein Schauspiel, wie ich es in meinem ganzen Leben noch nicht erlebt hatte.

In grimmiger Wut sprang ein Angreifer nach dem nächsten die Stufen hinauf; oft waren es zwei drei auf einmal. Doch so schnell sie auch herangeflogen kamen - die Axt fiel krachend herab, das Schwert blitzte, und schon rollten sie wieder die Treppe herunter, tot oder schwer verwundet. Und je dichter das Kampfgetümmel wogte, desto schärfer schien das Auge des alten Zulu zu werden und desto stärker sein Arm. Mit markerschütternder Stimme schrie er seine Kriegsrufe hinaus und zählte all die Namen der Häuptlinge auf, die er getötet hatte, und seine Axt wütete grimmig unter den Verschwörern; sie durchschlug und zerschmetterte alles, auf das sie traf. Vorbei war's mit der exakten Methode, die er immer so geliebt hatte; er pickte keine runden Löcher mehr in die Schädel seiner Feinde; dazu hatte er keine Zeit in diesem seinem letzten unvergeßlichen Kampfe. Er schlug mit voller Kraft zu, und mit jedem Hieb sank ein Angreifer zu Boden und polterte in seiner Rüstung die Stufen hinunter.

Sie mochten noch so sehr mit Schwertern und Speeren nach ihm hauen und stechen und ihn an Dutzenden von Stellen verwunden, bis er blutüberströmt war - der Schild schützte seinen Kopf und das Kettenhemd seinen Lebensnerv; die Zeit verrann, und immer noch stand er, tatkräftig unterstützt von dem aufopferungsvoll kämpfenden Zu-Vendi-Offizier, wie ein Fels in der Brandung und hielt die Treppe gegen den wütend anrennenden Feind.

Doch da zerbrach Karas Schwert; er schleuderte den Griff zu Boden und warf sich mit bloßen Fäusten dem nächsten Angreifer entgegen. Miteinander ringend stürzten sie zu Boden und rollten ineinander verschlungen die Treppe hinunter; und sogleich wurde Kara buchstäblich in Stücke gehackt. So starb er den Heldentod.

Nun stand Umslopogaas ganz allein der Übermacht wild entschlossener Angreifer gegenüber, doch nicht ein einziges Mal wich er auch nur einen Fußbreit zurück. Gellende Zulu-Schlachtrufe ausstoßend ließ er seine fürchterliche Axt wieder und wieder herabfahren und streckte einen Gegner nach dem anderen nieder, bis sie schließlich voller Grauen von den schlüpfrigen, blutbesudelten Stufen zurückwichen und ihn wie eine übernatürliche Erscheinung entsetzt anstarrten.

Der Wall aus Marmorblöcken war nun fast fünf Fuß hoch, und mein Herz füllte sich mit neuer Hoffnung, während ich hilflos wie ein Greis dastand, in ohnmächtiger Wut die Zähne zusammenbiß und dem glorreichen Kampf zuschaute. Ich hatte keine Möglichkeit, Umslopogaas beizustehen, denn meinen Revolver hatte ich in der Schlacht am Paß verloren.

Und der alte Umslopogaas, er stand da, seine treue Axt schwingend, blutüberströmt und von zahllosen Wunden ermattet, und verhöhnte und verspottete sie. Ganz alleine stand er da, der großartige alte Recke, vor einer erdrückenden Übermacht, und schimpfte sie >alte Weiber< und >Hasenfüße<. Und so sehr Nasta auch drohte und ihnen aufmunternd zurief, mehrere Minuten lang wagte keiner, einen neuen Angriff gegen dieses schier unbezwingbar scheinende Wesen aus einer anderen Welt zu unternehmen. Schließlich faßte sich der alte Agon, der - das muß der Gerechtigkeit halber gesagt werden - trotz all seiner Verschlagenheit und Tücke ein tapferer Mann war, ein Herz. Er sah, daß der Wall bald fertig sein würde, und wußte, daß das alle seine Pläne vereiteln würde. Er schwang seinen großen Speer und stürzte in rasender Wut die vom Blut rot gefärbten Stufen hinauf.

»Ah, ah!« schrie der Zulu, als er den wehenden weißen Bart des Priesters erkannte. »Du bist es, alter Hexenmeister! Komm nur näher heran! Ich habe schon auf dich gewartet, weißer Medizinmann! Komm nur! Komm nur! Ich habe geschworen, dich zu töten, und der alte Umslopogaas hält immer seinen Schwur.«

Und schon war der Alte heran, ihn beim Wort nehmend. Er stieß mit dem großen Speer mit solcher Wucht auf den Zulu ein, daß die Spitze den Schild glatt durchschlug und ihm in den Hals drang. Ums-lopogaas schleuderte den durchbohrten Schild fort, und dieser Augenblick sollte Agons letzter sein; noch bevor er erneut ausholen und zustoßen konnte, hatte der Zulu Inkosi-kaas mit beiden Händen gegriffen, schrie gellend: »Nimm dies, Regenmacher!«, wirbelte die Axt hoch in die Luft und spaltete mit einem fürchterlichen Hieb den ehrwürdigen Schädel des Priesters bis zum Hals, so daß dieser tödlich getroffen auf die Leichen seiner Spießgesellen sank. Das war sein Ende und zugleich das seines schändlichen Komplotts. Und noch während er fiel, erscholl vom Fuße der Treppe her ein Ruf. Wir schauten hinaus durch die noch nicht vom Marmor geschlossene Lük-ke in der Toröffnung und sahen zu unserer großen Freude, wie Bewaffnete die Treppe heraufgerannt kamen und uns zu Hilfe eilten. Voller Freude antworteten wir auf ihren Ruf. Als die Verschwörer, unter denen ich mehrere Priester sah, erkannten, daß ihr Spiel aus war, wandten sie sich hastig zur Flucht. Doch der Weg war ihnen abgeschnitten; es gab kein Entrinnen mehr. Einer nach dem anderen wurden sie niedergemacht. Ein Mann jedoch war oben geblieben; es war der mächtige Fürst Nasta, Nylephtas Freier, der Kopf der Verschwörerbande. Einen Augenblick lang stand er da, auf sein Schwert gestützt, den Kopf voller Verzweiflung gesenkt. Doch dann stürzte er sich mit einem gräßlichen Schrei der Wut und des Hasses auf den alten Zulu. In wilder Raserei hob er den blitzenden Stahl und versetzte ihm einen solch fürchterlichen Hieb, daß die Schneide mit einem lauten Klirren durch das Kettenhemd schlug und tief in Umslopogaas' Seite fuhr. Der Zulu war für einen Moment wie gelähmt; die Axt fiel ihm aus der Hand. Erneut holte Nasta aus und sprang einen Schritt vor, um dem Zulu den Rest zu geben. Aber da kannte er seinen Gegner schlecht. Der alte Zulu riß sich mit einem Schütteln zusammen und sprang Nasta mit einem gellenden Wutschrei direkt an die Gurgel, wie ich es schon einmal bei einem verwundeten Löwen gesehen hatte. Er traf ihn mit voller Wucht, gerade als er seinen Fuß auf die oberste Stufe setzen wollte. Wie stählerne Bänder umschlossen seine langen Arme den Körper des Fürsten, und dann rollten beide in wildem Handgemenge die Treppe hinunter. Nasta war ein starker Mann, und er kämpfte mit dem Mute der Verzweiflung, doch dem stärksten Mann von Zululand war er nicht gewachsen. Wenn er auch schwer verwundet war, so besaß er doch immer noch schier übermenschliche Kräfte. Der Kampf sollte nicht lange dauern. Ich sah, wie der alte Umslopogaas taumelnd auf die Beine kam - und dann, alle Kräfte zusammennehmend, hob er den verzweifelt um sich tretenden und schlagenden Nasta hoch über seine Schultern und schleuderte ihn mit einem gellenden Triumphschrei über das Geländer der Brücke in die Tiefe, wo er mit zerschmetterten Gliedern auf den Felsen liegenblieb.



Inzwischen waren auch die Männer, die die Mädchen aus dem Hafen geholt hatten, eingetroffen, und die lauten Rufe, die von den Außentoren zu uns herüberhallten, verrieten uns, daß auch die Stadt inzwischen auf den Beinen war, und daß die Männer, die von den Mädchen geweckt worden waren, Einlaß begehrten. Einige von Nylephtas tapferen Zofen, die in ihren Nachtgewändern und mit offenem Haar, gerade so, wie sie aus dem Schlaf geholt worden waren, so aufopferungsvoll mitgeholfen hatten, die Marmorblöcke aufzuschichten, liefen flugs zum Seiteneingang, um die Männer hereinzulassen, während andere mit Hilfe der Männer, die vom Hafen gekommen waren, die Marmorblöcke, die sie mit soviel Mühe aufgestapelt hatten, wieder abtrugen.

Bald war die Mauer wieder verschwunden, und durch die Toröffnung wankte der alte Umslopogaas, gefolgt von der Schar von Rettern, herein. Er bot einen fürchterlichen und zugleich doch so erhabenen Anblick. Sein Körper war von Wunden übersät; ein kurzer Blick in seine flackernden Augen verriet mir, daß er starb. Der >Keshla<-Gummiring auf seinem Kopf war von Schwerthieben in zwei Stücke zerschlagen; eines davon hing direkt über dem seltsamen Loch in seinem Schädel. Sein Gesicht war über und über mit Blut besudelt, das aus zahlreichen Schnittwunden und klaffenden Spalten auf seinem Kopf quoll. Auf der rechten Seite seines Halses war eine tiefe Stichwunde von einem Speer; es war die, die Agon ihm beigebracht hatte. Auf seinem linken Arm, direkt unterhalb der Stelle, wo das Kettenhemd aufhörte, war eine weitere tiefe Schnittwunde, und auf der rechten Seite seines Oberkörpers wies das Kettenhemd einen sechs Zoll langen Riß auf; es war die Stelle, an der Nastas gewaltiger Schwerthieb das stählerne Gewebe durchschlagen hatte und tief in den Leib des Zulu gedrungen war.

Er torkelte weiter, der grausam zugerichtete, prächtige alte Zulu, die Axt noch immer in der Hand. Die Damen vergaßen ob dieses schauerlichen Anblicks ohnmächtig zu werden und jubelten ihm stürmisch zu. Er beachtete sie nicht und torkelte weiter wie ein Trunkener. Mit ausgestreckten Armen wankte er über den mit Muschelschalen bestreuten Pfad. Wir folgten ihm nach, vorbei an der Stelle, wo die Marmorblöcke lagen, und dann durch den runden Torbogen und die dicken Vorhänge, die in ihm herabhingen. Jetzt taumelte er durch den kurzen Gang und trat in die große Halle, die sich mittlerweile mit Män-nern gefüllt hatte, die durch den Seiteneingang hereinströmten. Er ging mitten durch die große Halle, wobei er eine breite Blutspur hinter sich herzog. Jetzt hatte er den heiligen Stein erreicht, der sich in der Mitte der Halle befand, und hier schienen ihn endgültig seine Kräfte zu verlassen, denn er blieb plötzlich stehen und stützte sich schwer auf seine Axt. Doch dann reckte er sich mit einem Mal hoch und rief mit lauter Stimme:

»Ich sterbe, ich sterbe - aber es war ein königlicher Kampf. Wo sind die, die die große Treppe heraufstürmten? Ich sehe sie nicht. Bist du da, Macumazahn, oder bist du schon vorausgegangen in die Dunkelheit, die mich gleich einhüllen wird, um mich zu erwarten? Das Blut macht mich blind - alles dreht sich im Kreise - ich höre die Stimmen der Wasser.«

Dann, plötzlich, als wäre ihm ein neuer Gedanke gekommen, hob er die rote Axt und küßte die Schneide.

»Leb wohl, Inkosi-kaas«, rief er laut. »Nein, nein, wir werden zusammen von hinnen gehen; wir können nicht auseinandergehen, du und ich. Zu lange haben wir miteinander gelebt, du und ich.

Ein letzter Schlag, ein einziger, letzter Schlag nur! Ein guter Schlag! Ein gerader Schlag! Ein fester Schlag!« Und mit diesen Worten reckte er sich zu voller Größe auf, stieß einen wilden, markerschütternden Schrei aus, der einem das Blut in den Adern gefrieren machte, und begann, Inkosi-kaas mit beiden Händen hoch über seinem Kopf wirbeln zu lassen, bis es den Anschein hatte, als sei sie ein einziges kreisförmiges Band aus blitzendem Stahl. Und dann, ganz plötzlich, ließ er sie mit fürchterlicher Wut auf den heiligen Stein hinabsausen. Ein wahrer Schauer von Funken sprühte hoch, und die Schneide fuhr mit solch gewaltiger, ja übernatürlich anmutender Wucht in den Stein, daß der massive Marmorklotz mit einem fürchterlichen Krachen in tausend Stücke zersplitterte. Von Inkosi-kaas blieb nichts weiter übrig als ein paar Bruchstücke aus Stahl und ein zerfasertes Band aus zerschmettertem Horn, das einst der Griff gewesen war. Mit lautem Poltern und Klirren fielen die Bruchstücke des heiligen Steins auf den Marmorboden, und mit einem dumpfen Aufprall folgte ihnen der tapfere alte Zulu, den Griff von Inkosi-kaas noch immer fest umklammernd. - Er war tot.

Und so starb ein Held.


Ein erstickter Aufschrei der Ehrfurcht und der Bewunderung erscholl aus den Kehlen all derer, die Zeuge dieser außergewöhnlichen Szene geworden waren. Jemand schrie: »Die Weissagung! Die Weissagung! Der heilige Stein! Er hat ihn zerschmettert!« Und sogleich ging ein Raunen durch die Halle.

»Fürwahr«, rief Nylephta, die mit der ihr eigenen schnellen Auffassungsgabe, die sie so auszeichnete, sofort die Tragweite dessen, was geschehen war, erkannt hatte. »Fürwahr, mein Volk! Er hat den Stein zerschmettert! Und siehe da, die Prophezeiung hat sich erfüllt; denn ein König, der aus einem fremden Land zu uns kam, herrscht nun über Zu-Vendis. In-cubu, mein Gemahl, hat Sorais' Truppen zurückgeschlagen. Ich fürchte sie nun nicht mehr. Dem aber, der die Krone so heldenhaft gerettet hat, soll auch die Ehre zuteil werden, sie auf sein Haupt zu setzen. Und jener Mann dort«, fügte sie, an mich gewandt, hinzu, und legte ihre weiße Hand auf meine Schulter, »ritt, wiewohl er in der Schlacht schwer verwundet ward, zusammen mit jenem großen alten Krieger, der dort am Boden liegt, hundert Meilen zwischen Sonnenuntergang und Morgengrauen, um mich zu retten vor der Verschwörung heimtückischer Meuchelmörder. Ja, und er errettete mich in letzter Sekunde. Und dafür, für die großen Taten, die sie vollbracht haben -Taten von solcher Größe und solchem Heldenmute, wie sie in der Geschichte unseres Volkes ohne Beispiel sind, sollen ihre Namen, der Name von Macu-mazahn und der Name des toten Umslopogaas, ja, und der Name von Kara, meinem treuen Diener, der ihm so tapfer zur Seite stand, als er die Treppe verteidigte, in goldenen Lettern über meinem Throne prangen und für immer, solange dieses Reich existiert, vom Ruhme dieser glorreichen Helden Zeugnis ablegen. Ich, die Königin, befehle dies, und so soll es geschehen.«

Als diese feurige Rede beendet war, erschollen stürmische Jubelrufe, und ich sagte, wir hätten schließlich nur unsere Pflicht getan, wie es bei Engländern und Zulus üblich sei. Daraufhin wurden die Jubelrufe nur noch lauter. Dann half man mir, den Weg über den äußeren Hof zu meinem Quartier zurückzulegen, wo ich mich erst einmal ins Bett legen sollte. Während ich, gestützt von hilfreichen Armen, den Weg entlanghumpelte, fiel mein Blick auf das brave Pferd Daylight, das dort auf der Erde lag, den weißen Kopf nach vorn gestreckt, in derselben Stellung, in der es schon dagelegen hatte, nachdem es auf dem Hofe zusammengebrochen war. Ich bat jene, die mich stützten, mich nahe an das tapfere Tier heranzubringen; ich wollte es noch einmal anschauen, bevor man es davonschleifen würde. Und wie ich es anschaue, da öffnet es zu meinem großen Erstaunen die Augen, hebt seinen Kopf ein wenig und wiehert leise. Ich hätte vor Freude laut schreien können, als ich sah, daß es noch nicht tot war, hätte ich noch die Kraft zu schreien gehabt. Sofort schickte man nach den Stallknechten, die das Pferd auf die Beine stellten und ihm Wein einflößten. Vierzehn Tage später war es wieder so gesund und munter wie eh und je, und heute ist es der Stolz der Leute von Milosis. Sobald sie es auf der Straße sehen, zeigen sie es ehrfurchtsvoll den kleinen Kindern und flüstern ihnen ins Ohr, dies sei das berühmte Pferd, das der Königin das Leben gerettet hat<.

Ich humpelte weiter und legte mich ins Bett. Man wusch mich und zog mir vorsichtig das Kettenhemd aus. Das bereitete mir schreckliche Schmerzen - kein Wunder: meine linke Brustseite war eine einzige schwarz angelaufene Wunde.

Das nächste, woran ich mich erinnere, war das Trappeln von Pferdehufen; es war etwa zehn Stunden später. Ich richtete mich in den Kissen auf und fragte, was los sei. Man sagte mir, daß soeben ein großer Trupp Kavallerie, den Curtis der Königin zu Hilfe gesandt hatte, vom Schlachtfeld eingetroffen sei. Die Männer seien zwei Stunden nach Sonnenuntergang losgeritten. Als sie den Schauplatz des blutigen Gemetzels verließen, befanden sich die versprengten Überreste von Sorais' Armee in vollem Rückzug in Richtung M'Arstuna, verfolgt von unserer gesamten noch kampffähigen Kavallerie.

Sir Henry schlug mit den Resten seiner erschöpften Truppen an der Stelle das Lager für die Nacht auf, wo noch in der Nacht zuvor Sorais' Truppen gelagert hatten (so schnell kann sich das Kriegsglück wenden) und war drauf und dran, am nächsten Morgen auf M'Arstuna zu marschieren. Als ich diese Nachricht gehört hatte, fiel mir ein Stein vom Herzen; nun konnte ich beruhigt sterben. Und in dem Moment wurde alles schwarz um mich herum.

Das erste, was ich sah, als ich erwachte, war ein riesiges Monokel dicht über mir. Hinter dem Monokel befand sich Good.

»Na, wie geht's, alter Knabe?« sagte eine Stimme, die von irgendwo aus der Nähe des Monokels zu kommen schien.

»Was machst du denn hier?« fragte ich matt. »Wieso bist du nicht in M'Arstuna - bist du weggelaufen, oder was?«

»M'Arstuna!« rief er fröhlich. »M'Arstuna ist schon vor einer Woche gefallen. Du warst vierzehn Tage lang bewußtlos, mein Freund. Ich kann dir sagen, da war vielleicht etwas los; sie gingen mit fliegenden Fahnen, mit Pauken und Trompeten unter, gerade so, als wären sie es gewesen, die den Krieg gewonnen haben; aber trotz alledem; froh waren sie nicht, als sie sich ergeben mußten. Ich kann dir sagen, so etwas habe ich noch nie in meinem Leben gesehen.«

»Und Sorais?« fragte ich.

»Sorais - oh, Sorais ist gefangengenommen worden; sie ließen sie im Stich, diese Schufte«, fügte er mit veränderter Stimme hinzu, »sie opferten die Königin, um ihre Haut zu retten. Man bringt sie gerade hierher; ich habe keine Ahnung, was aus ihr werden wird - armes Kind!« Er seufzte.

»Wo ist Curtis?«

»Er ist bei Nylephta. Sie ritt heute hinaus, um uns zu begrüßen. Das gab vielleicht ein Hallo, kann ich dir sagen. Er wird dich morgen besuchen kommen; die Ärzte (es gab in Zu-Vendis eine medizinische >Fa-kultät< wie anderswo auch) hielten es für ratsam, daß er dich heute noch nicht besuchen sollte.«

Ich schwieg dazu; doch im stillen dachte ich mir, daß er - Ärzte hin, Ärzte her - wenigstens einen kurzen Blick hätte hereinwerfen können; aber so ist es nun einmal: wenn ein Mann frisch verheiratet ist und gerade einen großen Sieg errungen hat, dann neigt er eben sehr dazu, auf den Rat von Ärzten zu hören.

Im selben Moment vernahm ich eine wohlbekannte Stimme, die mich darüber aufklärte, daß >Monsieur sisch 'inlegen muß<. Ich schaute auf und sah Alphonses riesige schwarze Bartspitzen, die sich irgendwo in der Ferne kräuselten.

»So sind Sie also auch wieder hier?« fragte ich.

»Mais oui Monsieur; der Krieg ist nun beendet, meine militärischen Gelüste sind befriedigt, und isch kehre zurück, um Monsieur zu pflegen.«

Ich lächelte, oder besser, versuchte zu lächeln; aber eines muß ich sagen: Was auch immer seine Mängel als Krieger gewesen sein mögen (und ich befürchte, daß er in diesem Punkt seinem heroischen Großvater wohl kaum das Wasser reichen konnte, was wieder einmal ein trefflicher Beweis für die Richtigkeit der alten Weisheit ist, die da besagt, daß es nicht gut sei, im Schatten eines großen Vorfahren stehen zu müssen), einen besseren und freundlicheren Krankenpfleger als ihn kann ich mir nacht vorstellen. Der arme Alphonse! Hoffentlich behält er mich immer in so lieber Erinnerung wie ich ihn.

Am folgenden Tage sah ich Curtis, begleitet von Nylephta. Er erzählte mir alles, was sich ereignet hatte, seit Umslopogaas und ich so wild vom Schlachtfeld davongesprengt waren, um das Leben der Königin zu retten. Es schien mir, daß er die Sache gut hingekriegt hatte und daß er in hervorragender Manier seine Fähigkeiten als General unter Beweis gestellt hatte. Natürlich hatten auch wir gewaltige Verluste hinnehmen müssen - in der Tat, ich scheue mich zu sagen, wie viele Opfer die fürchterliche Schlacht, die ich beschrieben habe, forderte, aber ich weiß, daß das Gemetzel die männliche Bevölkerung des Landes beträchtlich dezimiert hatte. Er freute sich sehr, mich zu sehen, die gute Seele, und mit Tränen in den Augen dankte er mir für das Wenige, das ich zum Sieg hatte beisteuern können. Ich merkte jedoch, wie er heftig erschrak, als sein Blick auf mein Gesicht fiel.

Und Nylephta - nun, sie strahlte vor Glück, nun da ihr >geliebter Gemahl< heil aus der Schlacht zurückgekehrt war, mit lediglich einer kleinen Schramme auf der Stirn. Ich glaube, daß für sie diese Tatsache alles andere aufwog. Daß selbst all das grausame, schlimme Gemetzel nicht so schwer wog, um ihr Glück über die gesunde Heimkehr ihres Geliebten zu trüben. Und ich kann es ihr nicht einmal verargen; es liegt nun einmal in der Natur einer liebenden Frau, alles durch die Brille ihrer Liebe zu betrachten, und was zählt in einem solchen Moment schon das Elend der vielen, wenn nur für das Glück des einen gesorgt ist. So ist die menschliche Natur, von der die Positivi-sten sagen, sie sei lediglich Vollkommenheit; also hat dies zweifellos alles seine Richtigkeit.

»Und was hast du vor, mit Sorais zu machen?« fragte ich sie.

Sofort verdüsterte sich ihr Gesicht.

»Sorais!« rief sie und stampfte mit dem Fuß auf. »Ah, Sorais!«

Sir Henry beeilte sich, das Gespräch wieder auf ein anderes Thema zu bringen.

»Du wirst bald wieder auf den Beinen sein, alter Knabe, und nach einer Weile bist du wieder ganz der Alte.«

Ich schüttelte den Kopf und lachte.

»Täuscht euch nur nicht«, erwiderte ich. »Vielleicht komme ich noch einmal ein bißchen auf die Beine, aber der Alte, nein, der werde ich niemals mehr sein. Ich bin ein todgeweihter Mann, Curtis. Vielleicht dauert es noch eine Weile, bis es soweit ist, aber sterben muß ich auf jeden Fall. Weißt du, daß ich schon den ganzen Morgen Blut spucke? Ich sage dir, da bohrt sich ganz langsam etwas in meine Lunge; ich spüre es ganz deutlich. Aber nicht doch; mach nicht so ein betrübtes Gesicht; meine Uhr ist abgelaufen, und ich bin bereit, abzutreten. Reich mir bitte den Spiegel, sei so freundlich. Ich möchte sehen, wie ich ausschaue.«

Er machte irgendwelche Ausflüchte, aber ich durchschaute es sofort und beharrte auf meinem Wunsch. Schließlich reichte er mir eine der Scheiben aus blankpoliertem Silber, die in einem hölzernen Rahmen stecken und in Zu-Vendis als Spiegel dienen. Ich schaute hinein und ließ ihn sogleich wieder sinken.

»Aha«, sagte ich und versuchte, meiner Stimme einen möglichst ruhigen Klang zu geben, »ich dachte es mir doch; und du willst mir weismachen, ich wäre bald wieder ganz der Alte!« Ich wollte nicht, daß sie merkten, wie erschreckt ich selbst über mein Aussehen war. Mein graues, struppiges Haar war schneeweiß geworden, und mein gelbes Gesicht war eingefallen wie das einer alten Frau. Um meine Augen lagen tiefe, purpurrote Ringe.

Nylephta fing an zu weinen, und Sir Henry wechselte erneut schnell das Thema. Er sagte mir, daß die Künstler einen Abdruck vom Körper des toten Ums-lopogaas gemacht hätten, und daß sie eine große Statue aus schwarzem Marmor errichten wollten, die ihn zeige, wie er gerade den heiligen Stein zerschmetterte. Ihr gegenüber sollte eine zweite Statue aus weißem Marmor errichtet werden, die mich auf dem Pferd Daylight darstellte, und zwar in dem Moment, als es am Ende jenes wilden Rittes im Hofe des Palastes unter mir zusammenbricht. Ich habe diese Statuen noch mit eigenen Augen sehen können. Sie sind jetzt, da ich dies schreibe, das heißt, sechs Monate nach der Schlacht, nahezu vollendet. Und ich muß sagen, sie sind wirklich sehr schön geworden, besonders die von Umslopogaas; er ist wirklich genau getroffen. Meine eigene - nun, sie ist auch sehr gut geworden, aber für meinen Geschmack haben sie mein häßliches Gesicht ein wenig zu sehr idealisiert. Vielleicht muß das so sein. Schließlich darf man nicht vergessen, daß im Laufe der kommenden Jahrhunderte Tausende von Menschen diese Statue betrachten werden; und es ist wirklich nicht besonders angenehm, häßliche Dinge zu betrachten.

Dann erzählten mir Nylephta und Sir Henry, daß man Umslopogaas' letztem Wunsche entsprochen und ihn, anstatt ihn zu verbrennen, wie man es mit mir nach dem landesüblichen Brauch machen wird, mit angezogenen Knien nach dem Brauch der Zulu zusammengebunden hatte, um ihn, in eine dünne Folie aus Blattgold gehüllt, in einem Loch beizusetzen, das man in das Mauerwerk der halbkreisförmigen Plattform am oberen Ende der Treppe brach, die er so glorreich verteidigt hatte. Diese halbkreisförmige Plattform weist mit ihrer Rundung, soweit wir das beurteilen können, in die Richtung, in der Zululand liegt. Da hockt er nun, und wird es wohl für immer so tun, denn sie balsamierten seinen Leichnam ein und legten ihn in eine luftdichte steinerne Truhe, und schaut mit grimmigen Lächeln auf jene Stelle, die er allein gegen eine erdrückende Übermacht verteidigte; und die Leute sagen, des Nachts stehe sein Geist aus dem Sarge auf und schüttle drohend Inkosi-kaas gegen unsichtbare Feinde. Bestimmt fürchten sie sich, in der Dunkelheit jenen Ort zu passieren, an dem der Held seine letzte Ruhe gefunden hat.

Und seltsamerweise ist eine neue Legende oder Prophezeiung im Lande entstanden, auf jene unerklärliche Weise, in der so etwas eben bei ungebildeten, halbzivilisierten Völkern aufzutauchen pflegt; niemand weiß, wo es seinen Ausgang genommen hat, und plötzlich ist es einfach da. Diese Legende besagt, daß, solange der alte Zulu dort hockt und auf die Treppe herunterschaut, die er als Lebender verteidigte, solange auch wird die neue Dynastie der Treppe, die entstanden ist aus der Vereinigung des Engländers mit Nylephta, Bestand haben und blühen; doch wenn er einstmals von dort fortgenommen wird, oder wenn, Generationen später, seine Knochen schließlich zu Staub zerfallen, dann wird auch die Dynastie zerfallen, und die große Treppe wird zusammenstürzen, und die Nation der Zu-Vendi wird aufhören, eine Nation zu sein.

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