DRITTES KAPITEL

Während der zweiten Hälfte des Juni und den ganzen Juli des Jahres 1963 hindurch wurde Frankreich von einer Serie gegen Banken, Juwelierläden und Postämter gerichteter Gewaltverbrechen heimgesucht, die damals ohne Beispiel war und sich in diesem Ausmaß seither nicht wiederholt hat. Die Einzelheiten jener Welle von Einbrüchen und Überfällen sind heute aktenkundig.

Von einem Ende des Landes bis zum anderen wurden Bankangestellte von Pistolen, Schrotflinten mit absägtem Lauf und Maschinenpistolen nahezu tagtäglich bedroht. Einbrüche in Juwelierläden häuften sich in den genannten anderthalb Monaten so sehr, daß die örtlichen Polizeikräfte nicht selten, kaum daß sie die Aussagen zitternder und oft auch blutender Juweliere und ihrer Angestellten aufgenommen hatten, schon zu einem weiteren gleichartigen Überfall innerhalb ihres Distrikts gerufen wurden. Zwei Bankangestellte wurden bei dem Versuch, den Räubern Widerstand zu leisten, erschossen.

Gegen Ende Juli hatte sich die Situation derart verschärft, daß die Männer des Corps Republicain de Securite, der jedem Franzosen unter der Abkürzung CRS geläufigen Spezialeinheit zur Niederwerfung von Aufständen und Bekämpfung von Sabotageakten, zusammengerufen und erstmals mit Maschinenpistolen bewaffnet wurden. Die Bankkunden gewöhnten sich rasch an den Anblick eines oder zweier blauuniformierter Gardisten, die mit umgehängter Maschinenpistole in der Schalterhalle Wache standen.

Von den geschädigten Bankiers und Juwelieren, die den Behörden Laxheit vorwarfen, unter Druck gesetzt, verstärkte die Polizei die nächtliche Überwachung der Banken durch vermehrte Kontrollgänge und erhöhten Einsatz von Streifen — jedoch ohne Erfolg, denn die Räuber waren keine professionellen Einbrecher, die sich darauf verstanden, im Schütze der Dunkelheit Tresorkammern aufzusprengen, sondern maskierte Gangster, schwer bewaffnet und entschlossen, beim geringsten Anlaß zu schießen.

Die Überfallgefahr bestand bei Tage, während die Bankschalter geöffnet waren und die Juweliere ihre Kunden bedienten. Überall im Lande, am hellichten Tag, konnten plötzlich zwei oder drei bewaffnete und maskierte Männer auftauchen und» Hände hoch!«befehlen. Drei Bankräuber wurden gegen Ende Juli bei verschiedenen Überfällen angeschossen und festgenommen. Zwei von ihnen waren kleinere Betrüger und Schwindler, von denen man wußte, daß sie die Existenz der OAS als Vorwand zu anarchistischem Treiben benutzten, und bei dem dritten handelte es sich um einen Deserteur aus einem der ehemaligen Kolonialregimenter, der zugab, der OAS anzugehören. Aber trotz eingehender Verhöre in der Polizeipräfektur konnte keiner der drei überredet werden, über die Hintergründe dieser urplötzlich im ganzen Land auftretenden Serie von Raubüberfällen mehr auszusagen, als daß ihm sein »patron« (Bandenchef) das Objekt — eine Bank oder ein Juweliergeschäft — genannt habe. Über kurz oder lang kam die Polizei zu dem Schluß, daß den Festgenommenen der Zweck der Raubüberfälle nicht bekannt war; man hatte ihnen einen Anteil an der Beute versprochen, und da sie nur kleine Diebe waren, hatten sie getan, was man ihnen auftrug.

Die französischen Behörden brauchten nicht allzu lange, um sich darüber klarzuwerden, daß die OAS hinter dem Ganzenstand und auch daß sie aus irgendeinem Grund sehr rasch Geld benötigte. Warum, das sollte die Polizei freilich erst Wochen später, in den ersten vierzehn Tagen des August, herausfinden, und das dann auf eine ganz andere Weise.

Innerhalb der letzten beiden Juniwochen spitzte sich die Situation in einer derart bedrohlichen Weise zu, daß Commissaire Maurice Bouvier, der hochgeschätzte Chef der Brigade Criminelle der Police Judiciaire, mit der Aufklärung der beispiellosen Welle von Gewaltverbrechen beauftragt wurde. In seinem überraschend kleinen, von Papieren und Akten überbordenden Büro im Hauptquartier der PJ am Quai des Orfevres Nr. 36 wurde eine graphische Darstellung angefertigt, auf der die Höhe der geraubten Geldbeträge und, soweit es sich um Juwelen handelte, der annähernde Kaufwert der gestohlenen Schmucksachen abzulesen war. In der zweiten Julihälfte überstieg der Gesamtbetrag bereits die Summe von zwei Millionen Neuer Francs oder 400000 Dollar. Selbst wenn man davon eine Summe abzog, die zur Deckung der mit jedem der organisierten Raubüberfälle zunächst verbundenen Unkosten ausreichen mochte, und darüber hinaus einen weiteren Betrag in Abzug brachte, der zur Entlehnung der Deserteure und kleinen Gewohnheitsverbrecher diente, die sie ausführten, blieb nach Schätzung des Commissaire eine beträchtliche Summe Geldes übrig, deren Verwendung ungeklärt war.

In der letzten Juniwoche landete auf dem Schreibtisch von General Guibaud, dem Leiter des SDECE, ein vom Chef seines ständigen Büros in Rom verfaßter Bericht. Er besagte, daß die drei Männer an der Spitze der OAS, Marc Rodin, Rene Montclair und Andre Casson, sich gemeinsam im obersten Stockwerk eines in unmittelbarer Nähe der Via Condotti gelegenen Hotels eingemietet hatten. Der Bericht erwähnte darüber hinaus, daß die drei Männer, ungeachtet der zweifellos nicht unbeträchtlichen Kosten eines Hotelaufenthalts in einem so exklusiven Viertel, das gesamte oberste Stockwerk für sich und das darunter befindliche für ihre Leibwächter reserviert hatten. Sie ließen sich Tag und Nacht von nicht weniger als acht bewährten ehemaligen Fremdenlegionären bewachen und gingen grundsätzlich nicht aus. Zunächst hatte man angenommen, daß sie zu einer Konferenz zusammengetroffen seien; als aber ein Tag nach dem anderen verging, gelangte der SDECE zu der Ansicht, sie träfen lediglich ungewöhnlich umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen, um nicht Opfer einer Kidnapping-Aktion zu werden, wie sie bereits Antoine Argoud gegolten hatte.

General Guibaud, der den Bericht als Routinesache ablegte, konnte bei dem Gedanken an die drei Top-Männer der Terroristenorganisation, die sich jetzt ihrerseits in ein römisches Hotel verkrochen hatten, ein grimmiges Lächeln nicht unterdrücken. Trotz der zwischen dem französischen Außenministerium am Quai d'Orsay und dem Bonner Auswärtigen Amt noch immer schwelenden Verstimmung wegen der flagranten Verletzung westdeutscher territorialer Hoheitsrechte, die sich der französische SDECE bei der gewaltsamen Entführung Oberst Argouds aus dem Münchner Eden-Wolff-Hotel hatte zuschulden kommen lassen, glaubte Guibaud, Grund genug zu haben, mit den Männern seines Aktionsdienstes, die den Coup ausgeführt hatten, zufrieden zu sein. Die Vorstellung angsterfüllt davon laufender OAS-Bosse war an sich schon eine Belohnung. Der General verdrängte das ihn beim Studium der Akte Marc Rodins beschleichende leichte Unbehagen und ließ die Frage, warum ein Mann wie Rodin es so rasch mit der Angst bekommen sollte, unbeantwortet. Als Mann von beträchtlicher Erfahrung auf seinem Spezialgebiet und genauer Kenntnis der Realitäten von Politik und Diplomatie wußte er, daß er schwerlich damit rechnen konnte, jemals die Genehmigung zur Vorbereitung und Durchführung eines weiteren Menschenraubs zu bekommen. Was es in Wahrheit mit den umfänglichen Vorsichtsmaßnahmen auf sich hatte, welche die drei OAS-Bosse zu ihrer eigenen Sicherheit trafen, dämmerte ihm erst sehr viel später.

In London verbrachte der Schakal die beiden letzten Juniwochen und die ersten vierzehn Tage des Juli mit gründlichen Vorbereitungen. Seit dem Tag seiner Rückkehr war er damit beschäftigt, sich nahezu jedes gedruckte Wort von oder über Charles de Gaulle zu beschaffen und zu lesen. Am Ende des Artikels über den französischen Staatspräsidenten in der Encyclopaedia Britannica, den er im Lesesaal der öffentlichen Bibliothek seines Stadtviertels nachschlug, fand er eine Zusammenstellung einschlägiger Werke über seinen Gegenstand. Daraufhin bestellte er unter Angabe eines falschen Namens und einer Deckadresse in der Praed Street in Paddington bei einer Reihe bekannter Buchläden die wichtigsten Titel, die ihm innerhalb weniger Tage dorthin mit der Post zugestellt wurden. Während er allnächtlich in seiner Wohnung bis in die frühen Morgenstunden kreuz und quer und diagonal in ihnen las, begann sich in seiner Vorstellung ein ungemein detailliertes Bild vom Bewohner des Elysee-Palastes zu formen, das von dessen Kindheit bis zur unmittelbaren Gegenwart reichte. Von den Informationen, die er auf diese Weise sammelte, war vieles von keinerlei praktischem Nutzen, aber hier und da wurde eine Angewohnheit oder eine Eigenart deutlich, die er sich in einem kleinen Schulheft notierte. Besonders aufschlußreich für den Charakter des französischen Staatspräsidenten war der dritte Band seiner Memoiren, in welchem Charles de Gaulle auf seine persönliche Einstellung zum Leben, zu seinem Land und seinem Schicksal, wie er es auffaßte, näher einging. Der Schakal war weder ein langsamer noch ein dummer Mann. Er las gierig, plante sorgfältig und besaß die Fähigkeit, Informationen auf die bloße Möglichkeit hin, daß sie ihm später einmal von Nutzen sein könnten, in enormer Menge im Gedächtnis zu speichern.

Aber wenngleich ihm die Lektüre der Werke von und über Charles de Gaulle ein nahezu vollständiges Bild vom stolzen, hochfahrenden Wesen des französischen Staatspräsidenten vermittelte, vermochte sie ihn doch der Lösung des zentralen Problems, das ihn ständig beschäftigte, seit er am 15. Juni in Rodins Wiener Pensionszimmer den Mordauftrag angenommen hatte, um keinen Schritt näher zu bringen. Am Ende der ersten Juliwoche hatte er auf die Frage, wann, von wo aus und wie der tödliche Schuß abgegeben werden sollte, noch immer keine Antwort gefunden.

Schließlich suchte er den Lesesaal des Britischen Museums auf, und nachdem er einen Antrag auf Benutzung der Bibliothek zu wissenschaftlichen Zwecken wie üblich mit seinem falschen Namen unterschrieben hatte, begann er sich durch die alten Jahrgänge der führenden französischen Tageszeitung» Le Figaro «hindurchzuarbeiten.

Wann genau er auf die Lösung kam, ist nicht bekannt. Aber die Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß es an einem der drei auf den 7. Juli folgenden Tage geschah. Innerhalb dieser drei Tage war der Mörder, ausgehend von dem Keim einer Idee, die von einem 1962 geschriebenen Leitartikel herrührte, und daraufhin die betreffenden Nummern der alle Amtsjahre de Gaulles seit 1945 umfassenden Archivexemplare überprüfend, auf die Lösung seines Problems gestoßen. In diesem Zeitraum wurde ihm klar, an welchem Tag sich Charles de Gaulle weder durch Krankheit oder von schlechtem Wetter noch auch durch seine persönliche Sicherheit betreffende Überlegungen davon abhalten lassen würde, sich erhobenen Hauptes der Öffentlichkeit zu zeigen. Von diesem Augenblick an traten die Vorbereitungen des Schakals aus der Forschungs- und Erkundungsphase in die der praktischen Planung.

Unzählige Stunden des Nachdenkens vergingen, in denen er, unablässig die gewohnten KingSize-Filterzigaretten rauchend, in seiner Wohnung auf dem Sofa lag und zur cremefarben gestrichenen Zimmerdecke hinaufstarrte, bevor auch die letzte Einzelheit in den Gesamtplan eingefügt werden konnte.

Nicht weniger als ein Dutzend Ideen war von ihm erwogen und verworfen worden, bis der Plan, den er dann befolgen sollte, seine endgültige Form fand und damit dem» Wann «und» Wo«, über die er bereits entschieden hatte, das fehlende» Wie «hinzugefügt wurde.

Der Schakal vergaß keinen Augenblick, daß Charles de Gaulle im Jahre 1963 nicht nur der Präsident Frankreichs, sondern auch der bestbeschützte und schärfstbewachte Mann der westlichen Welt war. Ihn umzubringen war, wie sich später erwies, wesentlich schwieriger, als Präsident John F. Kennedy zu ermorden. Dabei wußte der Schakal nicht einmal, daß französische Sicherheitsexperten, denen die amerikanischen Behörden Gelegenheit dazu gegeben hatten, die zum persönlichen Schutz Präsident Kennedys getroffenen Sicherungsmaßnahmen zu studieren, mit einer ziemlich verächtlichen Meinung über eben diese vom amerikanischen Geheimdienst praktizierten Sicherungsmaßnahmen zurückgekehrt waren. Wie berechtigt die Ablehnung der amerikanischen Methoden durch die französischen Experten war, sollte sich im November 1963 erweisen, als John F. Kennedy von einem halbverrückten und in Sicherheitsdingen völlig ignoranten Amateur erschossen wurde, während Charles de Gaulle weiterlebte, um Jahre später zurückzutreten und in Frieden auf seinem Landsitz zu sterben.

Was der Schakal dagegen wußte, war, daß die Sicherheitsbeamten, gegen die er antrat, zum mindesten zu den besten der Welt gehörten; daß der gesamte Sicherheitsapparat, der Präsident de Gaulle umgab, sich in einem Zustand permanenter Vorwarnung befand, der ihn auf die bloße Möglichkeit eines auf das Leben seines Schützlings geplanten Anschlags hin sofort reagieren ließ, und daß die Organisation, für die er, der Schakal, arbeitete, ihrerseits von Spitzeln und Geheimagenten unterwandert und durchsetzt war.

Auf der Habenseite konnte er lediglich seine Anonymität sowie die cholerische Weigerung seines Opfers verbuchen, den eigenen Sicherheitsexperten irgendwie entgegenzukommen.

Der Stolz, die Dickköpfigkeit und die absolute Verachtung jedweder ihm drohenden Gefahr würden den französischen Staatspräsidenten zwingen, am festgesetzten Tage aus der Deckung herauszutreten und, gleichgültig, welche Risiken damit verbunden waren, ein paar Sekunden lang ein weithin sichtbares Ziel abzugeben.

Im Ausrollen vollführte die soeben gelandete SAS-Maschine aus Kopenhagen-Kastrup vor dem Londoner Flughafengebäude eine letzte Schwenkung, die sie in die vorgesehene Position brachte, glitt noch ein paar Meter weiter und blieb dann stehen. Nach wenigen Sekunden erstarb das Heulen der Triebwerke, und kurz darauf wurde die Treppe herangerollt. Der lächelnden Stewardeß ein letztes Mal zunickend, verließen die Passagiere einer nach dem anderen das Flugzeug und stiegen die Treppe hinunter.

Der blonde Mann auf der Aussichtsterrasse schob seine dunkle Sonnenbrille über die Stirn hinauf und blickte durch sein Fernglas. Die sich treppabwärts bewegende Prozession der Fluggäste war die sechste an diesem Morgen, der er seine Aufmerksamkeit widmete. Aber da die Terrasse bei dem warmen Sonnenschein von Menschen überfüllt war, die auf ankommende Passagiere warteten und sie, sobald sie aus ihren Flugzeugen heraustraten, zu entdecken und durch Winken auf sich aufmerksam zu machen hofften, fiel sein Verhalten niemandem auf.

Als der achte Fluggast aus der Tür ins Helle hinaustrat, beugte sich der Mann auf der Terrasse unwillkürlich vor, während sein Blick dem Ankömmling die Treppe hinunter folgte. Der Passagier aus Dänemark, ein Priester oder Pastor, war mit einem dunkelgrauen geistlichen Anzug und steifem hohem Kragen bekleidet. Dem aus der Stirn gekämmten eisengrauen Haar nach zu urteilen, das er mittellang trug, mochte er Ende Vierzig sein, aber sein Gesicht wirkte entschieden jünger. Er war hochgewachsen, hatte breite Schultern und sah körperlich fit aus. Seine Figur glich annähernd derjenigen des Mannes, der ihn von der Terrasse aus beobachtete.

Während die Fluggäste der Ankunftshalle zustrebten, um sich der Zoll- und Paßkontrolle zu unterziehen, verstaute der Schakal den Feldstecher in seiner Aktentasche und begab sich ohne Hast durch die geöffnete Glastür in die ein Stockwerk tiefer gelegene Haupthalle.

Fünfzehn Minuten später hatte der dänische Geistliche die Zollkontrolle passiert und betrat, mit Koffer und Reisetasche bewaffnet, die Haupthalle. Er schien von niemandem abgeholt zu werden und steuerte auf den Schalter von Barklay's Bank zu, um Geld zu wechseln.

Den Angaben zufolge, die er sechs Wochen später der dänischen Polizei gegenüber machte, bemerkte er den blonden jungen Engländer nicht, der, offenbar darauf wartend, daß er an die Reihe kam, neben ihm in der Schlange stand und ihn eingehend durch die dunklen Gläser seiner Brille fixierte. Jedenfalls erinnerte sich der Däne nicht, den Mann gesehen zu haben. Aber als er die Haupthalle verließ, um den BEA-Bus zum Cromwell-Road-Terminal zu besteigen, ging der Engländer, der seine Aktentasche trug, nur wenige Schritte hinter ihm, und beide fuhren mit demselben Bus in die Stadt.

Am Terminal mußte der Däne ein paar Minuten warten, bis sein Koffer aus dem an den Bus gekoppelten Gepäckanhänger geholt worden war. Dann machte er sich, den mit einem Pfeil und dem internationalen Wort» Taxi «versehenen Exit-Schildern folgend, auf den an einer Reihe von Check-in-Schaltern vorbeiführenden Weg zum Ausgang.

Währenddessen ging der Engländer um das hintere Ende des Busses herum und quer über das für abgestellte Autobusse reservierte Areal zum Parkplatz des BEA-Personals hinüber, auf dem er seinen Wagen stehengelassen hatte. Er legte die Aktenmappe auf den Beifahrersitz des offenen Sportwagens, stieg ein und ließ den Motor an. Dicht an der Mauer des Terminals zu seiner Linken entlangfahrend, stoppte er nach wenigen Metern. Von hier aus konnte er, nach rechts blickend, die lange Reihe der unter den Arkaden wartenden Taxis übersehen. Der Däne bestieg das dritte Taxi. Gleich darauf scherte es aus der Reihe aus, bog in die Cromwell Road ein und entfernte sich in Richtung Knightsbridge. Der Sportwagen folgte ihm.Das Taxi setzte den ahnungslosen Pastor vor einem kleinen, aber behaglichen Hotel in der Half Moon Street ab, während der Sportwagen am Hoteleingang vorbeischoß und wenige Augenblicke später vor einer freien Parkuhr an der Ecke Curzon Street stoppte. Der Schakal verschloß die Aktenmappe im Kofferraum, kaufte sich beim Zeitungshändler am Shepherd Market die Mittagsausgabe des» Evening Standard «und betrat fünf Minuten später das Hotelfoyer. Er mußte fünfundzwanzig weitere Minuten warten, bis der Däne nach unten kam und seinen Zimmerschlüssel bei der Empfangsdame abgab. Als sie ihn an den Haken gehängt hatte, schwang der Schlüssel noch ein paar Sekunden lang hin und her, und der in einem der Armsessel des Foyers sitzende Mann, der, offenbar in Erwartung eines Freundes, seine Zeitung gesenkt hatte, als der Däne auf dem Weg ins Restaurant des Hotels an ihm vorüberging, merkte sich, daß der Schlüssel die Nummer 47 trug. Als sich die Empfangsdame ein paar Minuten später in das hinter der Rezeption gelegene Hotelbüro begab, um dort telephonisch Theaterkarten für einen Gast zu bestellen, schlich der Mann mit der dunklen Sonnenbrille rasch und unbemerkt die Treppe hinauf.

Ein etwa vier Zentimeter breiter Streifen flexiblen Glimmers erwies sich als ungeeignet zum öffnen der Tür von Zimmer Nr. 47. Mit Hilfe eines biegsamen kleinen Palettenmessers, das den Glimmerstreifen verstärkte, gelang der Trick dann aber doch, und die Schloßfeder sprang mit einem metallischen Klicken zurück. Da er lediglich zum Lunch hinuntergegangen war, hatte der Pastor seinen Paß auf dem Nachttisch zurückgelassen. Innerhalb von dreißig Sekunden war der Schakal wieder auf dem Korridor. Er hatte das Heft mit den TravellerSchecks in der Hoffnung, daß die Behörden den Dänen unter Hinweis auf das Fehlen jeglicher Anzeichen eines Diebstahls davon zu überzeugen versuchen würden, daß er seinen Paß woanders verloren haben müsse, unberührt gelassen. Und genauso geschah es denn auch. Lange bevor der Däne seinen Kaffee ausgetrunken hatte, war der Engländer ungesehen entkommen, und erst sehr viel später am Nachmittag informierte der Däne nach gründlicher und ratloser Suche im ganzen Zimmer den Hotelmanager über den Verlust seines Passes. Der Hotelmanager durchsuchte das Zimmer ebenfalls und wandte, nachdem er eindringlich auf den Umstand verwiesen hatte, daß alles andere, einschließlich des Scheckheftes, an seinem Platz verblieben war, seine ganze Beredsamkeit auf, um dem Dänen klarzumachen, daß keinerlei

Notwendigkeit bestehe, die Polizei in sein Hotel zu rufen, da er seinen Paß offenkundig irgendwoanders auf der Reise verloren habe. Der Däne, der ein freundlicher Mann und seiner Rechte auf ausländischem Boden nicht sonderlich sicher war, stimmte ihm wider besseres Wissen zu. Am Tag darauf meldete er seinem Generalkonsulat den Verlust, erhielt einen ersatzweise ausgestellten Reiseausweis, mit dem er nach Abschluß seines vierzehntägigen Aufenthalts in London die Rückreise nach Kopenhagen antreten konnte, und vergaß die Angelegenheit. Der Angestellte des Generalkonsulats, der ihm die Ersatzpapiere ausgehändigt hatte, machte den Verlust eines auf den Namen Per Jensen, Pastor an der Sankt Kjeldskirke in Kopenhagen, ausgestellten Reisepasses in Form eines entsprechenden Vermerks aktenkundig und vergaß dann die Angelegenheit ebenfalls. Das war am 14. Juli.

Zwei Tage später erlitt ein amerikanischer Student aus Syracuse im Staate New York den gleichen Verlust. Er war soeben im Transatlantik-Gebäude des Londoner Flughafens eingetroffen und hatte am Schalter des American Express seinen Paß vorgewiesen, um den ersten seiner Traveller-Schecks einzulösen. Das ausgezahlte Geld steckte er in eine Innentasche seiner Jacke und den Paß in einen mit einem Reißverschluß versehenen Beutel, den er anschließend wieder in seiner kleinen ledernen Reisetasche verstaute. Ein paar Minuten später stellte er die Tasche für einen Moment ab, um einen Gepäckträger herbeizuwinken, und nach drei Sekunden war sie verschwunden. Zunächst beschwerte er sich bei dem Gepäckträger, der ihn zum Auskunftsschalter der Pan Am brachte, von wo aus er an den nächsten Beamten der Flughafenpolizei verwiesen wurde, der ihn zur Polizeiwache geleitete, auf welcher er dann sein Mißgeschick zu Protokoll gab.

Nachdem eine Überprüfung ergeben hatte, daß die Handtasche unmöglich von irgend jemandem in der irrtümlichen Annahme, sie gehöre ihm, mitgenommen worden sein konnte, wurde ein Bericht aufgenommen und der Vorfall als vorsätzlicher Diebstahl gemeldet.

Man entschuldigte sich dem hochgewachsenen, athletischen jungen Amerikaner gegenüber in aller Form wegen des bedauerlichen Unwesens, das Taschen-, Reise- und Handtaschendiebe vorzugsweise in öffentlichen Gebäuden trieben, und informierte ihn eingehend über die zahllosen Vorkehrungen, mit denen die Flughafenbehörde ausländische Fluggäste vor Diebstählen zu schützen suchte. Der Amerikaner hatte den Anstand, seinerseits zuzugeben, daß einer seiner Freunde auf der Grand Central Station in New York in ganz ähnlicher Weise beraubt worden sei.

Der Bericht wurde zusammen mit einer Beschreibung der verschwundenen Reisetasche, ihres Inhalts sowie des in dem Beutel \ befindlichen Passes und der Papiere allen Dienststellen der Londoner Polizei routinemäßig zugestellt und sein Eingang dort aktenkundig vermerkt. Als aber Wochen vergingen, ohne daß sich für den Verbleib der Tasche oder ihres Inhalts irgendwelche Anhaltspunkte ergeben hätten, geriet auch dieser Vorgang in Vergessenheit. Inzwischen war Marty Schulberg auf sein Konsulat am Grosvenor Square gegangen, hatte den Diebstahl seines Passes gemeldet und Reisepapiere ausgestellt bekommen, mit denen er nach der vierwöchigen Rundreise, die er gemeinsam mit einer ihm befreundeten

Austauschstudentin durch das Schottische Hochland unternehmen wollte, in die Vereinigten Staaten zurückfliegen konnte. Der Verlust wurde auf dem Konsulat registriert, dem State Department in Washington gemeldet und anschließend von beiden Ämtern vergessen.

Wie viele Flugpassagiere bei ihrer Ankunft vor einem der beiden für eintreffende Überseefluggäste reservierten Gebäude des Londoner Flughafens von der Aussichtsterrasse aus durchs Fernglas gemustert wurden, wird nie genau festzustellen sein. Trotz ihres Altersunterschiedes hatten die beiden Männer, die ihrer Pässe verlustig gingen, einiges gemeinsam. Beide waren etwa ein Meter siebzig groß, breitschultrig und schlank, beide hatten blaue Augen und Gesichtszüge, die denen des unauffälligen Engländers, der sie beobachtet und beraubt hatte, nicht unähnlich waren.

Im übrigen war Pastor Jensen achtundvierzig Jahre alt, grauhaarig und trug beim Lesen eine goldgefaßte Brille; Marty Schulberg war fünfundzwanzig, hatte kastanienbraunes Haar und eine dicke Manager-Hornbrille, die er ständig trug.

Das waren die Gesichter, deren Paßbilder der Schakal auf dem Sekretär in seiner Wohnung hinter der South Audley Street ausgiebig studierte. Er verbrachte einen Tag damit, Maskenbildner, Optikerläden sowie ein Herrenausstattungsgeschäft aufzusuchen, um sich ein Paar blaugefärbter Klarsicht-Kontaktlinsen, zwei Brillen- eine goldgefaßte und eine mit schwerem schwarzem Gestell —, eine vollständige Garnitur, bestehend aus einem Paar schwarzer Mokassins, T-Shirt, Slip, cremefarbener Hose und himmelblauer Windjacke mit Reißverschluß und angestricktem Kragen und Manschetten aus roter und weißer Wolle, alles das Made in USA, zu besorgen, ferner ein weißes Hemd mit gestärktem hohem Kragen und schwarzer Krawatte, wie sie von Geistlichen getragen zu werden pflegen. Aus jedem der drei letztgenannten Artikel trennte er das Firmenschild sorgfältig heraus.

Sein letzter Besuch an diesem Tag galt einem von zwei Homosexuellen betriebenen Laden in Chelsea, in welchem es Herrenperücken und Toupets zu kaufen gab. Hier erhielt er eine Tinktur, die das Haar mittelgrau, und eine zweite, die es braun tönte, zusammen mit ebenso präzise wie diskret erteilten Instruktionen darüber, wie die Flüssigkeit aufzutragen sei, um eine möglichst echt aussehende Färbung innerhalb kürzester Zeit zu erzielen. Er kaufte auch mehrere kleine Haarbürsten zum Auftragen der Tinkturen. Ansonsten — und abgesehen von der kompletten amerikanischen Garnitur — tätigte er in keinem der Läden mehr als jeweils einen einzigen Kauf. Am nächsten Tag- es war der 18. Juli-brachte» Le Figaro «auf der Innenseite eine kurze Notiz. Sie besagte, daß Kommissar Hyppolite Dupuy, stellvertretender Leiter der Brigade Criminelle bei der Police Judiciaire, in seinem Büro am Quai des Orfevres in Paris einen Schlaganfall erlitten habe und auf dem Transport in ein nahe gelegenes Krankenhaus verstorben sei. Zu seinem Nachfolger habe man Kommissar Lebel, den bisherigen Leiter der Mordkommission ernannt, der in Anbetracht der in den Sommermonaten besonders starken Arbeitsüberlastung aller Abteilungen der Brigade seine verantwortungsvolle Tätigkeit in der neuen Stellung unverzüglich aufnehmen werde. Der Schakal, der täglich alle in London erhältlichen französischen Zeitungen las, hatte die Meldung überflogen, weil ihm in der Überschrift das Wort »Criminelle« ins Auge gesprungen war, aber über ihren Inhalt nicht weiter nachgedacht.

Bevor er seinen Beobachtungsposten auf dem Londoner Flughafen bezog, hatte er beschlossen, während des gesamten Zeitraums des bevorstehenden Mordunternehmens unter falschem Namen zu operieren. Es gehört zu den einfachsten Dingen der Welt, sich einen britischen Paß zu verschaffen. Der Schakal bediente sich hierbei einer Methode, wie sie von den meisten Söldnern, Schmugglern und Banditen benutzt wird, wenn sie sich, um Staatsgrenzen überschreiten zu können, eine andere Identität zuzulegen wünschten. Auf der Suche nach kleinen Ortschaften, die für seine Zwecke geeignet erschienen, unternahm er zunächst einer Autotour durch die Home Counties des Themsetals. Nahezu jedes englische Dorf hat eine hübsche Kirche nebst einem kleinen Friedhof, der sich in ihren Schatten schmiegt. Auf dem dritten Friedhof, den der Schakal aufsuchte, fand er einen Grabstein, der ihm! für seine Pläne geeignet erschien. Er war für den im Jahre 19311 im Alter von zweieinhalb Jahren verstorbenen Alexander Duggan errichtet worden. Wäre das Kind der Duggans am Leben geblieben, würde es im Juli 1963 nur um wenige Monate älter als der Schakal gewesen sein. Der Vikar zeigte sich dem Besucher gegenüber, der im Vikariat erschien, sich als Amateurgenealoge ausgab und behauptete, sich als solcher für den Stammbaum der Familie Duggan zu interessieren, freundlich und hilfsbereit. Der Besucher hatte gehört, daß es hier eine Familie Duggan gäbe, die sich vor Jahren in diesem Dorf niedergelassen habe, und war gekommen, um sich, übrigens durchaus bescheiden, ja sogar ein wenig schüchtern, zu erkundigen, ob die Eintragungen im Kirchenbuch ihm wohl auf seiner Suche weiterzuhelfen vermochten. Der Vikar war die Freundlichkeit selbst, und das auf dem Gang zur Kirche der Schönheit ihres normannischen Baus gezollte Kompliment wie auch der in die hierfür vorgesehene Büchse gesteckte Beitrag zum Renovierungsfonds taten ein übriges, um die Atmosphäre vollends aufzulockern. Das Kirchenbuch wies aus, daß beide Eltern Duggan im Verlauf der letzten sieben Jahre verstorben waren, und natürlich auch, daß ihr einziger Sohn Alexander vor mehr als dreißig Jahren auf dem Friedhof eben dieser Kirche begraben worden war. Der Schakal blätterte in den Seiten des Geburts-, Heirats- und Sterberegisters für das Jahr 1929 und entdeckte unter den im April jenes Jahres vorgenommenen Eintragungen den in schnörkliger geistlicher Schönschrift vermerkten Namen Duggan.

Alexander James Quentin Duggan, geboren am 3. April 1929 in der St.-Markus-Gemeinde, Sambourne Fishley.

Er notierte sich die Einzelheiten, dankte dem Vikar überschwenglich und ging. Wieder in London, wandte er sich an die zentrale Meldestelle für Geburten, Eheschließungen und Sterbefälle, wo seine Visitenkarte, die ihn als Partner eines Anwaltsbüros in Market Drayton, Shropshire, auswies, wie auch seine Erklärung, daß er den Aufenthaltsort der Enkel einer kürzlich verstorbenen Klientin seiner Firma, die ihnen ihren Grundbesitz vermacht habe, ausfindig zu machen versuche, von einem hilfsbereiten jungen

Behördenangestellten ohne Rückfragen akzeptiert wurden. Eines dieser Enkelkinder sei Alexander James Quentin Duggan, geboren in Sambourne Fishley am 3. April 1929.

Englische Beamte pflegen sich im allgemeinen freundlich und entgegenkommend zu zeigen, wenn sie höflich um eine Auskunft gebeten werden, und der junge Behördenangestellte machte darin keine Ausnahme. Eine Überprüfung der Akten ergab, daß die eingetragenen Daten des betreffenden Kindes mit den vom Auskunftsuchenden angegebenen genau übereinstimmten; ferner, daß es am 8. November 1931 bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen sei. Gegen Zahlung einer Gebühr von wenigen Shilling erhielt der Schakal eine Photokopie sowohl der Geburts- als auch der Sterbeurkunde. Auf seinem Heimweg suchte er eine Filiale des Arbeitsministeriums auf, um sich ein Paßantragsformular aushändigen zu lassen, hielt dann vor einem Spielzeugladen, wo er für 15 Shilling einen Setzkasten für Kinder kaufte, und schließlich an einem Postamt, auf dem er eine Postanweisung über l Pfund ausfüllte.

In seiner Wohnung füllte er das Antragsformular auf den Namen Duggan aus, wobei er Alter, Geburtsdatum usw. bis auf die Personenbeschreibung korrekt angab. Er nannte seine eigene Größe, Augen- und Haarfarbe und schrieb unter» Beruf «schlicht» Geschäftsmann «hin. Den vollen Namen der Eltern, der auf der Geburtsurkunde des Kindes stand, trug er ebenfalls ein. Als Referenz machte er den Reverend James Elderly, Vikar an der St.-Markus-Kirche in Sambourne Fishley, namhaft, den er an jenem Vormittag aufgesucht hatte und dessen voller Name samt seines juristischen Doktortitels praktischerweise auf einem Schild an der Kirchentür prangte. Die Unterschrift des Vikars fälschte er in magerer Handschrift mit verdünnter Tinte und spitzer Feder, und mit Hilfe des Setzkastens verfertigte er einen Stempel mit der Aufschrift:»St.-Markus-Pfarrkirche, Sambourne Fishley«, den er mit festem Druck neben den Namen des Vikars placierte. Die Photokopie der Geburtsurkunde, das ausgefüllte

Antragsformular sowie die Postanweisung schickte er dem Paßamt in der Petty France zu, und die Sterbeurkunde vernichtete er. Vier Tage später, als er gerade die Ausgabe des» Figaro «jenes Morgens las, erhielt er die Benachrichtigung, daß der nagelneue Paß seiner Deckadresse zugestellt worden sei. Er holte ihn sich nach dem Lunch ab. Am späten Nachmittag sperrte er die Wohnung zu und fuhr zum Flughafen hinaus, wo er ein Ticket nach Kopenhagen buchte, und zwar, um die Benutzung eines Scheckhefts zu vermeiden, gegen bar. Im doppelten Boden seines Handkoffers, einem Geheimfach, das kaum dicker als eines der gängigen Publikumsmagazine und so gut wie unauffindbar war, befanden sich 2000 Pfund, die er am gleichen Tage seiner im Tresor einer Anwaltsfirma in Holborn verwahrten Privatkassette entnommen hatte.

Der Besuch in Kopenhagen war kurz und verlief geschäftsmäßig. Bevor er den Flughafen Kastrup verließ, buchte er bei der Sabena für den Nachmittag des folgenden Tages einen Flug nach Brüssel. Als er die Innenstadt erreichte, waren die Geschäfte bereits geschlossen. Er nahm sich im Hotel D'Angleterre am Kongens Nytorv ein Zimmer, aß vorzüglich im» Seven Nations«, flirtete auf einem abendlichen Bummel durch den Tivoli-Park mit zwei dänischen Blondinen und lag um ein Uhr morgens in seinem Hotelbett.

Am nächsten Tag kaufte er bei einem der besten Herrenausstatter Kopenhagens einen leichten Anzug in klerikalem Dunkelgrau, ein Paar schlichte schwarze Schuhe, ein Paar Socken, eine Garnitur Unterwäsche und drei weiße Hemden mit festem Kragen. Er achtete sorgfältig darauf, nur solche Artikel zu kaufen, die auf der Innenseite den Namen ihres dänischen Herstellers auf einem kleinen Stoffschild trugen. Bei den drei weißen Hemden, die er nicht benötigte, ging es ihm lediglich um die Schildchen, die er heraustrennen und an das priesterliche Hemd, den runden hohen Kragen und das Bäffchen annähen würde — drei Bekleidungsartikel, die er sich unter der Vorspiegelung, er sei ein kurz vor dem Empfang der Weihen stehender Theologiestudent, in London besorgt hatte.

Sein letzter Einkauf in Kopenhagen war ein in dänischer Sprache verfaßtes Buch über die bedeutendsten Kirchen und Kathedralen Frankreichs. Zum Lunch nahm er in einem am Seeufer gelegenen Restaurant im Tivoli-Park einen kalten Imbiß zu sich, und um 15 Uhr 15 bestieg er die Maschine nach Brüssel.

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