Wallenstein. Terzky.
Wallenstein. (in tiefem Nachdenken zu sich selbst)
Sie hat ganz recht gesehn-So ist's und stimmt
Vollkommen zu den uebrigen Berichten-
Sie haben ihren letzten Schluss gefasst
In Wien, mir den Nachfolger schon gegeben.
Der Ungarn Koenig ist's, der Ferdinand,
Des Kaisers Soehnlein, der ist jetzt ihr Heiland,
Das neu aufgehende Gestirn! Mit uns
Gedenkt man fertig schon zu sein, und wie
Ein Abgeschiedner sind wir schon beerbet.
Drum keine Zeit verloren!
(Indem er sich umwendet, bermerkt er den Terzky und gibt ihm
einen Brief.)
Graf Altringer laesst sich entschuldigen,
Auch Gallas-Das gefaellt mir nicht.
Terzky.
Und wenn du
Noch laenger saeumst, bricht einer nach dem andern.
Wallenstein.
Der Altringer hat die Tiroler Paesse,
Ich muss ihm einen schicken, dass er mir
Die Spanier aus Mailand nicht hereinlaesst.
-Nun! der Sesin, der alte Unterhaendler,
Hat sich ja kuerzlich wieder blicken lassen.
Was bringt er uns vom Grafen Thurn?
Terzky.
Der Graf entbietet dir,
Er hab' den schwed'schen Kanzler aufgesucht
Zu Halberstadt, wo jetzo der Konvent ist:
Der aber sagt' , er sei es mued und wolle
Nichts weiter mehr mit dir zu schaffen haben.
Wallenstein.
Wieso?
Terzky.
Es sei dir nimmer Ernst mit deinen Reden,
Du wollst die Schweden nur zum Narren haben,
Dich mit den Sachsen gegen sie verbinden,
Am Ende sie mit einem elenden Stueck Geldes
Abfertigen.
Wallenstein.
So! Meint er wohl, ich soll ihm
Ein schoenes deutsches Land zum Raube geben,
Dass wir zuletzt auf eignem Grund und Boden
Selbst nicht mehr Herren sind? Sie muessen fort,
Fort, fort! Wir brauchen keine solche Nachbarn.
Terzky.
Goenn ihnen doch das Fleckchen Land, geht's ja
Nicht von dem deinen! Was bekuemmert's dich,
Wenn du das Spiel gewinnest, wer es zahlt.
Wallenstein.
Fort, fort mit ihnen-das verstehst du nicht.
Es soll nicht von mir heissen, dass ich Deutschland
Zerstuecket hab', verraten an den Fremdling,
Um meine Portion mir zu erschleichen.
Mich soll das Reich als seinen Schirmer ehren,
Reichsfuerstlich mich erweisend, will ich wuerdig
Mich bei des Reiches Fuersten niedersetzen.
Es soll im Reiche keine fremde Macht
Mir Wurzel fassen, und am wenigsten
Die Goten sollen's, diese Hungerleider,
Die nach dem Segen unsers deutschen Landes
Mit Neidesblicken raubbegierig schauen.
Beistehen sollen sie mir in meinen Planen
Und dennoch nichts dabei zu fischen haben.
Terzky.
Doch mit den Sachsen willst du ehrlicher
Verfahren? Sie verlieren die Geduld,
Weil du so krumme Wege machst-
Was sollen alle diese Masken? sprich!
Die Freunde zweifeln, werden irr an dir-
Der Oxenstirn, der Arnheim, keiner weiss,
Was er von deinem Zoegern halten soll.
Am End' bin ich der Luegner, alles geht
Durch mich. Ich hab nicht einmal deine Handschrift.
Wallenstein.
Ich geb nichts Schriftliches von mir, du weisst's.
Terzky.
Woran erkennt man aber deinen Ernst,
Wenn auf das Wort die Tat nicht folgt? Sag selbst,
Was du bisher verhandelt mit dem Feind,
Haett' alles auch recht gut geschehn sein koennen,
Wenn du nichts mehr damit gewollt, als ihn
Zum besten haben.
Wallenstein. (nach einer Pause, indem er ihn scharf ansieht)
Und woher weisst du, dass ich ihn nicht wirklich
Zum besten habe? Dass ich nicht euch alle
Zum besten habe? Kennst du mich so gut?
Ich wuesste nicht, dass ich mein Innerstes
Dir aufgetan-Der Kaiser, es ist wahr,
Hat uebel mich behandelt!-Wenn ich wollte,
Ich koennt' ihm recht viel Boeses dafuer tun.
Es macht mir Freude, meine Macht zu kennen;
Ob ich sie wirklich brauchen werde, davon, denk ich,
Weisst du nicht mehr zu sagen als ein andrer.
Terzky.
So hast du stets dein Spiel mit uns getrieben!