Thekla und Max Piccolomini.
Thekla. (sobald die Graefin sich entfernt hat, schnell und
heimlich zu Piccolomini)
Trau ihnen nicht. Sie meinen's falsch.
Max.
Sie koennten-
Thekla.
Trau niemand hier als mir. Ich sah es gleich,
Sie haben einen Zweck.
Max.
Zweck! Aber welchen?
Was haetten sie davon, uns Hoffnungen-
Thekla.
Das weiss ich nicht. Doch glaub mir, es ist nicht
Ihr Ernst, uns zu begluecken, zu verbinden.
Max.
Wozu auch diese Terzkys? Haben wir
Nicht deine Mutter? Ja, die Guetige
Verdient's, dass wir uns kindlich ihr vertrauen.
Thekla.
Sie liebt dich, schaetzt dich hoch vor allen andern,
Doch nimmer haette sie den Mut, ein solch
Geheimnis vor dem Vater zu bewahren.
Um ihrer Ruhe willen muss es ihr
Verschwiegen bleiben.
Max.
Warum ueberall
Auch das Geheimnis? Weisst du, was ich tun will?
Ich werfe mich zu deines Vaters Fuessen,
Er soll mein Glueck entscheiden, er ist wahrhaft,
Ist unverstellt und hasst die krummen Wege,
Er ist so gut, so edel-
Thekla.
Das bist du!
Max.
Du kennst ihn erst seit heut. Ich aber lebe
Schon zehen Jahre unter seinen Augen.
Ist's denn das erste Mal, dass er das Seltne,
Das Ungehoffte tut? Es sieht ihm gleich,
Zu ueberraschen wie ein Gott, er muss
Entzuecken stets und in Erstaunen setzen.
Wer weiss, ob er in diesem Augenblick
Nicht mein Gestaendnis, deines bloss erwartet,
Uns zu vereinigen-Du schweigst? Du siehst
Mich zweifelnd an? Was hast du gegen deinen Vater?
Thekla.
Ich? Nichts-Nur zu beschaeftigt find ich ihn,
Als dass er Zeit und Musse koennte haben,
An unser Glueck zu denken. (Ihn zaertlich bei der Hand fassend.)
Folge mir!
Lass nicht zu viel uns an die Menschen glauben.
Wir wollen diesen Terzkys dankbar sein
Fuer jede Gunst, doch ihnen auch nicht mehr
Vertrauen, als sie wuerdig sind, und uns
Im uebrigen-auf unser Herz verlassen.
Max.
Oh! werden wir auch jemals gluecklich werden!
Thekla.
Sind wir's denn nicht? Bist du nicht mein? Bin ich
Nicht dein?-In meiner Seele lebt
Ein hoher Mut, die Liebe gibt ihn mir-
Ich sollte minder offen sein, mein Herz
Dir mehr verbergen, also will's die Sitte.
Wo aber waere Wahrheit hier fuer dich,
Wenn du sie nicht auf meinem Munde findest?
Wir haben uns gefunden, halten uns
Umschlungen, fest und ewig. Glaube mir!
Das ist um vieles mehr, als sie gewollt.
Drum lass es uns wie einen heil'gen Raub
In unsers Herzens Innerstem bewahren.
Aus Himmels Hoehen fiel es uns herab,
Und nur dem Himmel wollen wir's verdanken.
Es kann ein Wunder fuer uns tun.