Fuenfter Auftritt

Thekla und Max Piccolomini.

Thekla. (sobald die Graefin sich entfernt hat, schnell und

heimlich zu Piccolomini)

Trau ihnen nicht. Sie meinen's falsch.

Max.

Sie koennten-

Thekla.

Trau niemand hier als mir. Ich sah es gleich,

Sie haben einen Zweck.

Max.

Zweck! Aber welchen?

Was haetten sie davon, uns Hoffnungen-

Thekla.

Das weiss ich nicht. Doch glaub mir, es ist nicht

Ihr Ernst, uns zu begluecken, zu verbinden.

Max.

Wozu auch diese Terzkys? Haben wir

Nicht deine Mutter? Ja, die Guetige

Verdient's, dass wir uns kindlich ihr vertrauen.

Thekla.

Sie liebt dich, schaetzt dich hoch vor allen andern,

Doch nimmer haette sie den Mut, ein solch

Geheimnis vor dem Vater zu bewahren.

Um ihrer Ruhe willen muss es ihr

Verschwiegen bleiben.

Max.

Warum ueberall

Auch das Geheimnis? Weisst du, was ich tun will?

Ich werfe mich zu deines Vaters Fuessen,

Er soll mein Glueck entscheiden, er ist wahrhaft,

Ist unverstellt und hasst die krummen Wege,

Er ist so gut, so edel-

Thekla.

Das bist du!

Max.

Du kennst ihn erst seit heut. Ich aber lebe

Schon zehen Jahre unter seinen Augen.

Ist's denn das erste Mal, dass er das Seltne,

Das Ungehoffte tut? Es sieht ihm gleich,

Zu ueberraschen wie ein Gott, er muss

Entzuecken stets und in Erstaunen setzen.

Wer weiss, ob er in diesem Augenblick

Nicht mein Gestaendnis, deines bloss erwartet,

Uns zu vereinigen-Du schweigst? Du siehst

Mich zweifelnd an? Was hast du gegen deinen Vater?

Thekla.

Ich? Nichts-Nur zu beschaeftigt find ich ihn,

Als dass er Zeit und Musse koennte haben,

An unser Glueck zu denken. (Ihn zaertlich bei der Hand fassend.)

Folge mir!

Lass nicht zu viel uns an die Menschen glauben.

Wir wollen diesen Terzkys dankbar sein

Fuer jede Gunst, doch ihnen auch nicht mehr

Vertrauen, als sie wuerdig sind, und uns

Im uebrigen-auf unser Herz verlassen.

Max.

Oh! werden wir auch jemals gluecklich werden!

Thekla.

Sind wir's denn nicht? Bist du nicht mein? Bin ich

Nicht dein?-In meiner Seele lebt

Ein hoher Mut, die Liebe gibt ihn mir-

Ich sollte minder offen sein, mein Herz

Dir mehr verbergen, also will's die Sitte.

Wo aber waere Wahrheit hier fuer dich,

Wenn du sie nicht auf meinem Munde findest?

Wir haben uns gefunden, halten uns

Umschlungen, fest und ewig. Glaube mir!

Das ist um vieles mehr, als sie gewollt.

Drum lass es uns wie einen heil'gen Raub

In unsers Herzens Innerstem bewahren.

Aus Himmels Hoehen fiel es uns herab,

Und nur dem Himmel wollen wir's verdanken.

Es kann ein Wunder fuer uns tun.

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