Illo und Terzky.
Terzky.
Nun sagt mir! Wie gedenkt Ihr's diesen Abend
Beim Gastmahl mit den Obristen zu machen?
Illo.
Gebt acht! Wir setzen eine Formel auf,
Worin wir uns dem Herzog insgesamt
Verschreiben, sein zu sein mit Leib und Leben,
Nicht unser letztes Blut fuer ihn zu sparen;
Jedoch der Eidespflichten unbeschadet,
Die wir dem Kaiser schuldig sind. Merkt wohl!
Die nehmen wir in einer eignen Klausel
Ausdruecklich aus und retten das Gewissen.
Nun hoert! Die also abgefasste Schrift
Wird ihnen vorgelegt vor Tische, keiner
Wird daran Anstoss nehmen-Hoert nun weiter!
Nach Tafel, wenn der truebe Geist des Weins
Das Herz nun oeffnet und die Augen schliesst,
Laesst man ein unterschobnes Blatt, worin
Die Klausel fehlt, zur Unterschrift herumgehn.
Terzky.
Wie? Denkt Ihr, dass sie sich durch einen Eid
Gebunden glauben werden, den wir ihnen
Durch Gaukelkunst betrueglich abgelistet?
Illo.
Gefangen haben wir sie immer-Lasst sie
Dann ueber Arglist schrein, so viel sie moegen.
Am Hofe glaubt man ihrer Unterschrift
Doch mehr als ihrem heiligsten Beteuern.
Verraeter sind sie einmal, muessen's sein,
So machen sie aus der Not wohl eine Tugend.
Terzky.
Nun, mir ist alles lieb, geschieht nur was,
Und ruecken wir nur einmal von der Stelle.
Illo.
Und dann-liegt auch so viel nicht dran, wie weit
Wir damit langen bei den Generalen,
Genug, wenn wir's dem Herrn nur ueberreden,
Sie seien sein-denn handelt er nur erst
Mit seinem Ernst, als ob er sie schon haette,
So hat er sie und reisst sie mit sich fort.
Terzky.
Ich kann mich manchmal gar nicht in ihn finden.
Er leiht dem Feind sein Ohr, laesst mich dem Thurn,
Dem Arnheim schreiben, gegen den Sesina
Geht er mit kuehnen Worten frei heraus,
Spricht stundenlang mit uns von seinen Planen,
Und mein ich nun, ich hab' ihn-weg auf einmal
Entschluepft er, und es scheint, als waer' es ihm
Um nichts zu tun, als nur am Platz zu bleiben.
Illo.
Er seine alten Plane aufgegeben!
Ich sag Euch, dass er wachend, schlafend mit
Nichts anderm umgeht, dass er Tag fuer Tag
Deswegen die Planeten fragt-
Terzky.
Ja, wisst Ihr,
Dass er sich in der Nacht, die jetzo kommt,
Im astrologischen Turme mit dem Doktor
Einschliessen wird und mit ihm observieren?
Denn es soll eine wicht'ge Nacht sein, hoer' ich,
Und etwas Grosses, Langerwartetes
Am Himmel vorgehn.
Illo.
Wenn's hier unten nur geschieht.
Die Generale sind voll Eifer jetzt
Und werden sich zu allem bringen lassen,
Nur um den Chef nicht zu verlieren. Seht!
So haben wir den Anlass vor der Hand
Zu einem engen Buendnis widern Hof.
Unschuldig ist der Name zwar, es heisst,
Man will ihn beim Kommando bloss erhalten.
Doch wisst Ihr, in der Hitze des Verfolgens
Verliert man bald den Anfang aus den Augen.
Ich denk es schon zu karten, dass der Fuerst
Sie willig finden-willig glauben soll
Zu jedem Wagstueck. Die Gelegenheit
Soll ihn verfuehren. Ist der grosse Schritt
Nur erst getan, den sie zu Wien ihm nicht verzeihn,
So wird der Notzwang der Begebenheiten
Ihn weiter schon und weiter fuehren. Nur
Die Wahl ist's, was ihm schwer wird; draengt die Not,
Dann kommt ihm seine Staerke, seine Klarheit.
Terzky.
Das ist es auch, worauf der Feind nur wartet,
Das Heer uns zuzufuehren.
Illo.
Kommt! Wir muessen
Das Werk in diesen naechsten Tagen weiter foerdern,
Als es in Jahren nicht gedieh-Und steht's
Nur erst hier unten gluecklich, gebet acht,
So werden auch die rechten Sterne scheinen!
Kommt zu den Obersten. Das Eisen muss
Geschmiedet werden, weil es glueht.
Terzky.
Geht Ihr hin, Illo.
Ich muss die Graefin Terzky hier erwarten.
Wisst, dass wir auch nicht muessig sind-wenn ein
Strick reisst, ist schon ein andrer in Bereitschaft.
Illo.
Ja, Eure Hausfrau laechelte so listig.
Was habt Ihr?
Terzky.
Ein Geheimnis! Still! Sie kommt!
(Illo geht ab.)