Die Vorigen. Illo kommt aus dem hintern Zimmer, er hat den
goldnen Pokal in der Hand und ist sehr erhitzt, ihm folgen
Goetz und Buttler, die ihn zurueckhalten wollen.
Illo.
Was wollt ihr? Lasst mich.
Goetz und Buttler.
Illo! Trinkt nicht mehr.
Illo. (geht auf den Octavio zu und umarmt ihn, trinkend)
Octavio! Das bring ich dir! Ersaeuft
Sei aller Groll in diesem Bundestrunk!
Weiss wohl, du hast mich nie geliebt-Gott straf' mich,
Und ich dich auch nicht! Lass Vergangenes
Vergessen sein! Ich schaetze dich unendlich, (ihn zu wiederholten Malen kuessend)
Ich bin dein bester Freund, und, dass ihr's wisst!
Wer mir ihn eine falsche Katze schilt,
Der hat's mit mir zu tun.
Terzky. (beiseite)
Bist du bei Sinnen?
Bedenk doch, Illo, wo du bist!
Illo. (treuherzig)
Was wollt Ihr? Es sind lauter gute Freunde.
(Sich mit vergnuegtem Gesicht im ganzen Kreise umsehend.)
Es ist kein Schelm hier unter uns, das freut mich.
Terzky. (zu Buttler, dringend)
Nehmt ihn doch mit Euch fort! Ich bitt Euch, Buttler.
(Buttler fuehrt ihn an den Schenktisch.)
Isolani. (zu Max, der bisher unverwandt, aber gedankenlos
in das Papier gesehen)
Wird's bald, Herr Bruder? Hat Er's durchstudiert?
Max. (wie aus einem Traum erwachend)
Was soll ich?
Terzky und Isolani. (zugleich)
Seinen Namen drunter setzen.
(Man sieht den Octavio aengstlich gespannt den Blick auf ihn richten.)
Max. (gibt es zurueck)
Lasst's ruhn bis morgen. Es ist ein Geschaeft,
Hab heute keine Fassung. Schickt mir's morgen.
Terzky.
Bedenk' Er doch-
Isolani.
Frisch! Unterschrieben! Was!
Er ist der juengste von der ganzen Tafel,
Wird ja allein nicht klueger wollen sein
Als wir zusammen? Seh' Er her! Der Vater
Hat auch, wir haben alle unterschrieben.
Terzky. (zum Octavio)
Braucht Euer Ansehn doch. Bedeutet ihn.
Octavio.
Mein Sohn ist muendig.
Illo. (hat den Pokal auf den Schenktisch gesetzt)
Wovon ist die Rede?
Terzky.
Er weigert sich, das Blatt zu unterschreiben.
Max.
Es wird bis morgen ruhen koennen, sag ich.
Illo.
Es kann nicht ruhn. Wir unterschrieben alle,
Und du musst auch, du musst dich unterschreiben.
Max.
Illo, schlaf wohl.
Illo.
Nein! So entkoemmst du nicht!
Der Fuerst soll seine Freunde kennenlernen.
(Es sammeln sich alle Gaeste um die beiden.)
Max.
Wie ich fuer ihn gesinnt bin, weiss der Fuerst,
Es wissen's alle, und der Fratzen braucht's nicht.
Illo.
Das ist der Dank, das hat der Fuerst davon,
Dass er die Welschen immer vorgezogen!
Terzky. (in hoechster Verlegenheit zu den Kommandeurs, die
einen Auflauf machen)
Der Wein spricht aus ihm! Hoert ihn nicht, ich bitt euch.
Isolani. (lacht)
Der Wein erfindet nichts, er schwatzt's nur aus.
Illo.
Wer nicht ist mit mir, der ist wider mich.
Die zaertlichen Gewissen! Wenn sie nicht
Durch eine Hintertuer, durch eine Klausel-
Terzky. (faellt schnell ein)
Er ist ganz rasend, gebt nicht acht auf ihn.
Illo. (lauter schreiend)
Durch eine Klausel sich salvieren koennen.
Was Klausel? Hol' der Teufel diese Klausel-
Max. (wird aufmerksam und sieht wieder in die Schrift)
Was ist denn hier so hoch Gefaehrliches?
Ihr macht mir Neugier, naeher hinzuschaun.
Terzky. (beiseite zu Illo)
Was machst du, Illo? Du verderbest uns!
Tiefenbach. (zu Colalto)
Ich merkt' es wohl, vor Tische las man's anders.
Goetz.
Es kam mir auch so vor.
Isolani.
Was ficht das mich an?
Wo andre Namen, kann auch meiner stehn.
Tiefenbach.
Vor Tisch war ein gewisser Vorbehalt
Und eine Klausel drin von Kaisers Dienst.
Buttler. (zu einem der Kommandeurs)
Schaemt euch, ihr Herrn! Bedenkt, worauf es ankommt.
Die Frag' ist jetzt, ob wir den General
Behalten sollen oder ziehen lassen?
Man kann's so scharf nicht nehmen und genau.
Isolani. (zu einem der Generale)
Hat sich der Fuerst auch so verklausuliert,
Als er dein Regiment dir zugeteilt?
Terzky. (zu Goetz)
Und Euch die Lieferungen, die an tausend
Pistolen Euch in einem Jahre tragen?
Illo.
Spitzbuben selbst, die uns zu Schelmen machen!
Wer nicht zufrieden ist, der sag's! Da bin ich!
Tiefenbach.
Nun! Nun! Man spricht ja nur.
Max. (hat gelesen und gibt das Papier zurueck)
Bis morgen also!
Illo. (vor Wut stammelnd und seiner nicht mehr maechtig,
haelt ihm mit der einen Hand die Schrift, mit der andern
den Degen vor)
Schreib-Judas!
Isolani.
Pfui, Illo!
Octavio, Terzky, Buttler. (zugleich)
Degen weg!
Max. (ist ihm rasch in den Arm gefallen und hat ihn
entwaffnet, zu Graf Terzky)
Bring ihn zu Bette!
(Er geht ab. Illo, fluchend und scheltend, wird von einigen
Kommandeurs gehalten, unter allgemeinem Aufbruch faellt der
Vorhang.)
Fuenfter Aufzug
Szene: Ein Zimmer in Piccolominis Wohnung. Es ist Nacht.