Illo zu den Vorigen.
Wallenstein.
Wie steht es draussen? Sind sie vorbereitet?
Illo.
Du findest sie in der Stimmung, wie du wuenschest.
Sie wissen um des Kaisers Forderungen
Und toben.
Wallenstein.
Wie erklaert sich Isolan?
Illo.
Der ist mit Leib und Seele dein, seitdem du
Die Pharobank ihm wieder aufgerichtet.
Wallenstein.
Wie nimmt sich der Colalto? Hast du dich
Des Deodat und Tiefenbach versichert?
Illo.
Was Piccolomini tut, das tun sie auch.
Wallenstein.
So,meinst du, kann ich was mit ihnen wagen?
Illo.
-Wenn du der Piccolomini gewiss bist.
Wallenstein.
Wie meiner selbst. Die lassen nie von mir.
Terzky.
Doch wollt' ich, dass du dem Octavio,
Dem Fuchs, nicht so viel trautest.
Wallenstein.
Lehre du
Mich meine Leute kennen. Sechzehnmal
Bin ich zu Feld gezogen mit dem Alten,
-Zudem-ich hab sein Horoskop gestellt,
Wir sind geboren unter gleichen Sternen-
Und kurz- (geheimnisvoll)
Es hat damit sein eigenes Bewenden.
Wenn du mir also gutsagst fuer die andern-
Illo.
Es ist nur eine Stimme unter allen:
Du duerf'st das Regiment nicht niederlegen.
Sie werden an dich deputieren, hoer ich.
Wallenstein.
Wenn ich mich gegen sie verpflichten soll,
So muessen sie's auch gegen mich.
Illo.
Versteht sich.
Wallenstein.
Parole muessen sie mir geben, eidlich, schriftlich,
Sich meinem Dienst zu weihen,unbedingt.
Illo.
Warum nicht?
Terzky.
Unbedingt? Des Kaisers Dienst,
Die Pflichten gegen Oestreich werden sie
Sich immer vorbehalten.
Wallenstein. (den Kopf schuettelnd)
Unbedingt
Muss ich sie haben. Nichts von Vorbehalt!
Illo.
Ich habe einen Einfall-Gibt uns nicht
Graf Terzky ein Bankett heut abend?
Terzky. Ja,
Und alle Generale sind geladen.
Illo. (zum Wallenstein)
Sag! Willst du voellig freie Hand mir lassen?
Ich schaffe dir das Wort der Generale,
So wie du's wuenschest.
Wallenstein.
Schaff mir ihre Handschrift.
Wie du dazu gelangen magst, ist deine Sache.
Illo.
Und wenn ich dir's nun bringe, schwarz auf weiss,
Dass alle Chefs, die hier zugegen sind,
Dir blind sich ueberliefern-Willst du dann
Ernst machen endlich, mit beherzter Tat
Das Glueck versuchen?
Wallenstein.
Schaff' mir die Verschreibung!
Illo.
Bedenke, was du tust! Du kannst den Kaisers
Begehren nicht erfuellen-kannst das Heer
Nicht schwaechen lassen-nicht die Regimenter
Zum Spanier stossen lassen, willst du nicht
Die Macht auf ewig aus den Haenden geben.
Bedenk das andre auch! Du kannst des Kaisers
Befehl und ernste Ordre nicht verhoehnen,
Nicht laenger Ausflucht suchen, temporisieren,
Willst du nicht foermlich brechen mit dem Hof.
Entschliess dich! Willst du mit entschlossner Tat
Zuvor ihm kommen? Willst du, ferner zoegernd,
Das Aeusserste erwarten?
Wallenstein.
Das geziemt sich,
Eh' man das Aeusserste beschliesst!
Illo.
Oh! nimm der Stunde wahr, eh' sie entschluepft.
So selten kommt der Augenblick im Leben,
Der wahrhaft wichtig ist und gross. Wo eine
Entscheidung soll geschehen, da muss vieles
Sich gluecklich treffen und zusammenfinden-
Und einzeln nur, zerstreuet zeigen sich
Des Glueckes Faeden, die Gelegenheiten,
Die, nur in einen Lebenspunkt zusammen
Gedraengt, den schweren Fruechteknoten bilden.
Sieh! Wie entscheidend, wie verhaengnisvoll
Sich's jetzt um dich zusammenzieht!-Die Haeupter
Des Heers, die besten, trefflichsten, um dich,
Den koeniglichen Fuehrer, her versammelt,
Nur deinen Wink erwarten sie-Oh! lass
Sie so nicht wieder auseinandergehen!
So einig fuehrst du sie im ganzen Lauf
Des Krieges nicht zum zweitenmal zusammen.
Die hohe Flut ist's, die das schwere Schiff
Vom Strande hebt-Und jedem einzelnen
Waechst das Gemuet im grossen Strom der Menge.
Jetzt hast du sie, jetzt noch! Bald sprengt der Krieg
Sie wieder auseinander, dahin, dorthin-
In eignen kleinen Sorgen und Interessen
Zerstreut sich der gemeine Geist. Wer heute,
Vom Strome fortgerissen, sich vergisst,
Wird nuechtern werden, sieht er sich allein,
Nur seine Ohnmacht fuehlen und geschwind
Umlenken in die alte, breitgetretne
Fahrstrasse der gemeinen Pflicht, nur wohl-
Behalten unter Dach zu kommen suchen.
Wallenstein.
Die Zeit ist noch nicht da.
Terzky.
So sagst du immer.
Wann aber wird es Zeit sein?
Wallenstein.
Wenn ich's sage.
Illo.
Oh! du wirst auf die Sternenstunde warten,
Bir dir die irdische entflieht! Glaub mir,
In deiner Brust sind deines Schicksals Sterne.
Vertrauen zu dir selbst, Entschlossenheit
Ist deine Venus! Der Maleficus,
Der einz'ge, der dir schadet, ist der Zweifel.
Wallenstein.
Du redst, wie du's verstehst. Wie oft und vielmals
Erklaert' ich dir's!-Dir stieg der Jupiter
Hinab bei der Geburt, der helle Gott;
Du kannst in die Geheimnisse nicht schauen.
Nur in der Erde magst du finster wuehlen,
Blind wie der Unterirdische, der mit dem bleichen
Bleifarbnen Schein ins Leben dir geleuchtet.
Das Irdische, Gemeine magst du sehn,
Das Naechste mit dem Naechsten klug verknuepfen;
Darin vertrau ich dir und glaube dir.
Doch, was geheimnisvoll bedeutend webt
Und bildet in den Tiefen der Natur,-
Die Geisterleiter, die aus dieser Welt des Staubes
Bis in die Sternenwelt, mit tausend Sprossen,
Hinauf sich baut, an der die himmlischen
Gewalten wirkend auf und nieder wandeln,
-Die Kreise in den Kreisen, die sich eng
Und enger ziehn um die zentralische Sonne-
Die sieht das Aug' nur, das entsiegelte,
Der hellgebornen, heitern Joviskinder,
(Nachdem er einen Gang durch den Saal gemacht, bleibt er stehen
und faehrt fort.)
Die himmlischen Gestirne machen nicht
Bloss Tag und Nacht, Fruehling und Sommer-nicht
Dem Saemann bloss bezeichnen sie die Zeiten
Der Aussaat und der Ernte. Auch des Menschen Tun
Ist eine Aussaat von Verhaengnissen,
Gestreuet in der Zukunft dunkles Land,
Den Schicksalsmaechten hoffend uebergeben.
Da tut es not, die Saatzeit zu erkunden,
Die rechte Sternenstunde auszulesen,
Des Himmels Haeuser forschend zu durchspueren,
Ob nicht der Feind des Wachsens und Gedeihens
In seinen Ecken schadend sich verberge .
Drum lasst mir Zeit. Tut ihr indes das Eure.
Ich kann jetzt noch nicht sagen, was ich tun will.
Nachgeben aber werd ich nicht. Ich nicht!
Absetzen sollen sie mich auch nicht-Darauf
Verlasst euch.
Kammerdiener. (kommt)
Die Herren Generale.
Wallenstein.
Lass sie kommen.
Terzky.
Willst du, dass alle Chefs zugegen seien?
Wallenstein.
Das braucht's nicht. Beide Piccolomini,
Maradas, Buttler, Forgatsch, Deodat,
Caraffa, Isolani moegen kommen.
(Terzky geht hinaus mit dem Kammerdiener.)
Wallenstein. (zu Illo)
Hast du den Questenberg bewachen lassen?
Sprach er nicht ein'ge in geheim?
Illo.
Ich hab ihn scharf bewacht. Er war mit niemand
Als dem Octavio.