Filmer klebte während des Transports vom Chateau zur Bahn in Lake Louise an seinem Aktenkoffer, auch wenn er seinen Reisekoffer mit denen der übrigen Gesellschaft zum Bahnhof hatte bringen lassen, wo sie zu einer langen Reihe nebeneinandergestellt wurden und darauf warteten, daß Gepäckträger sie in den Zug luden.
Aus der Gruppe heraus, die das Begleitpersonal mit Emil, Oliver, Cathy, Angus, Simone, dem Barmann und den Schlafwagenstewards bildete, beobachtete ich, wie Filmer und die meisten anderen Fahrgäste aus dem Bus stiegen und sich vergewisserten, daß ihr Gepäck in der Reihe stand. Die Lorrimores, die gesondert mit ihrem Chauffeur eintrafen, brachten ihre Koffer mit, und der Chauffeur stapelte sie etwas abseits zu einem kleinen Block.
Ein Güterzug rumpelte vorüber, scheinbar endlos. Einhundertundzwei Getreidewagen, sagte Cathy zählend. Eine ganze Menge Brot.
Ich dachte an Mrs. Baudelaire, mit der ich kurz vor dem Verlassen des Chateaus gesprochen hatte.
«Bill läßt Ihnen ausrichten«, sagte sie,»daß Lenny der kalte Schweiß ausgebrochen ist und man sich jetzt seiner annimmt und daß mit der telefonischen Zustimmung seines Trainers ein neuer Pfleger für Laurentide Ice engagiert worden ist. Sie sagten dem Trainer, Lenny Higgs sei ausgebüxt. Bill hat Winnipeg verlassen und ist wieder in Toronto. Er sagt, er hat mit dem Oberst Rücksprache genommen, weil die Sache eilt, und sie sind übereingekommen, daß Bill so bald wie möglich mit Mrs. Daffodil Quentin sprechen wird. Ergibt das alles einen Sinn?«
«Und ob«, sagte ich inbrünstig.
«Dann ist es gut.«
«Kommt Bill noch nach Vancouver?«fragte ich.
«O ja, ich denke schon. Montag abend, glaube ich, rechtzeitig für das Rennen am Dienstag. Er sagte, am Mittwoch werde er wieder hier sein. Diese ganzen Zeitverschiebungen können niemandem guttun.«
«Kanada ist so riesig.«
«Fünftausendfünfhundertundvierzehn Kilometer von Küste zu Küste«, sagte sie schulmeisterlich.
Ich lachte.»Hätten Sie das auch in Meilen?«
«Das müssen Sie schon selbst ausrechnen, junger Mann.«
Ich tat es später, aus Neugierde: dreitausendvierhundertsechsundzwanzigundemviertel Meilen.
Sie wollte wissen, ob ich sonst noch Fragen hätte, aber mir fielen keine ein, und ich sagte, ich würde sie am Morgen von Vancouver aus wieder anrufen.
«Schlafen Sie gut«, sagte sie fröhlich.
«Sie auch.«
«Ja. «Zurückhaltung lag in ihrer Stimme, und mir wurde klar, daß sie wahrscheinlich nie gut schlief.
«Oder träumen Sie schön«, sagte ich.
«Sehr viel einfacher. Gute Nacht.«
Wie gewohnt ließ sie mir keine Zeit zu antworten.
Der Zug pfiff in der Ferne: einer der unwiderstehlichsten, verlockendsten Rufe für einen Wanderer. Dies und das hohle, kehlige Dröhnen ablegender Schiffe. Wenn ich irgend süchtig war, dann nach dem Aufbrechen, nicht nach dem Ankommen.
Die Scheinwerfer aufgeblendet in der stärker werdenden Nachmittagssonne, fuhr die große gelbnasige Lok mit gedämpftem Donnern in den Bahnhof ein, und einer der
Lokführer schaute im Vorbeifahren aus seinem offenen Fenster auf uns herunter. Die Lokführer waren das einzige Personal, das nicht den ganzen Weg von Toronto mitgekommen war, denn jeder Streckenabschnitt hatte seine eigenen Spezialisten.
Da es in Lake Louise keine Abstellgleise gab, war der verkürzte Zug, der uns dorthin gebracht hatte, für die zwei Bergtage nach Banff zurückgekehrt, begleitet von George als Aufsichtsführendem. Jetzt kam George mit dem gesamten Zug wieder; seine fröhliche, rundliche Gestalt kletterte auf den Bahnsteig hinaus und begrüßte die Fahrgäste wie langvermißte Freunde.
In sichtlich gehobener Stimmung und neu erwachter Freude kehrte die ganze Gesellschaft in ihre vertrauten Quartiere zurück; die Lorrimores, ein bedrücktes Quartett, das die private, mit einem Geländer versehene Eingangsplattform am Schluß des Ganzen bestieg, waren die einzige traurige Note. Nell lief zu ihnen, um mit ihnen zu sprechen, sie vielleicht aufzuheitern. Mercer blieb stehen, antwortete, lächelte — die anderen gingen einfach hinein. Wozu sich um sie bemühen? dachte ich. Man bekam keinen Dank dafür. Und doch würde man sich immer um Mercer, den blinden Heiligen, bemühen.
Filmer stieg durch die offene Tür am Ende seines Schlafwagens ein, und durch das Fenster sah ich ihn in seinem Abteil herumgehen. Jacken aufhängen. Sich die Hände waschen. Alltägliche Dinge. Wie kam es, fragte ich mich, daß ein Mensch gut war und ein anderer schlecht; daß der eine danach strebte, etwas aufzubauen, der andere, zu ängstigen und zu zerstören? Die bittere Ironie dabei war, daß der Schlechte vielleicht mehr Befriedigung und Erfüllung empfand als der Gute.
Ich ging zu dem Wagen, in dem mein Abteil lag, lud meine Tasche ab und zog den Regenmantel aus, unter dem die vertraute Livree zum Vorschein kam. Nur noch eine Nacht als Tommy. Ein Abendessen, ein Frühstück. Schade, dachte ich. Ich hatte ihn recht liebgewonnen.
George schwang sich an Bord, als der Zug auf seine ruhige Art losfuhr, und begrüßte mich mit einem freudigen kleinen Lachen.
«Wir haben Glück, daß der Zug beheizt ist, eh?«sagte er.»Wieso?«sagte ich.»Es ist doch sehr warm.«
«Sie konnten den Kessel nicht ankriegen. «Er schien das sehr lustig zu finden.»Wissen Sie, warum?«
Ich schüttelte den Kopf.
«Kein Heizöl.«
Ich sah verständnislos drein.»Nun… dann konnten sie doch sicher auftanken.«
«Das will ich meinen«, sagte er.»Nur daß der Tank vor zwei Tagen erst gefüllt worden ist, als wir runter nach Banff sind. Jedenfalls sollte er gefüllt werden. Also haben wir nachgesehen, und es tropfte ein bißchen aus dem Ablaß, einer Schraube, die nur selten, nämlich zum Durchspülen des Tanks, geöffnet wird, eh?«
Er sah mich erwartungsvoll an, seine Augen glänzten.
«Jemand hat das Öl gestohlen?«
Er lachte leise.»Entweder aus dem Tank gezapft oder es gar nicht erst reingefüllt und zur Irreführung die Schraube geöffnet.«
«War viel Öl auf dem Boden?«fragte ich.
«Kein schlechter Detektiv, was? Ja, ziemlich viel.«
«Was meinen Sie also?«
«Ich glaube, sie haben nicht richtig vollgetankt, wahrscheinlich nur gerade so viel, daß wir ein gutes Stück aus Lake Louise rauskommen, dann haben sie den Ablaß ein bißchen aufgedreht, um uns weiszumachen, das Öl sei durch ein Versehen unterwegs ausgelaufen, eh? Nur haben sie das falsch angestellt, die Schraube zu weit geöffnet. «Das Lachen vibrierte in seiner Kehle.»Was für ein Theater, eh? wenn der Zug in den Bergen ausgekühlt wäre! Die Pferde hätten gefroren. Was für eine Panik!«
«Sie scheinen nicht allzu beunruhigt zu sein.«
«Es ist ja nicht passiert, oder?«
«Nein, da haben Sie recht.«
«Wir hätten den Tank in Revelstoke sowieso wieder aufgefüllt«, sagte er.»Es hätte Ihnen Ihr Galabankett verdorben, eh?
Aber gestorben wäre niemand. Fraglich, ob sie auch nur Erfrierungen bekommen hätten, im Januar wäre es anders gewesen. Nach Sonnenuntergang sinkt die Lufttemperatur hier oben zwar schnell unter Null, aber die Strecke läuft durchs Tal, nicht auf die Gipfel hoch, eh? Und die Windkälte würde in den Wagen keine Rolle spielen.«
«Trotzdem sehr unangenehm.«
«Sehr. «Seine Augen glitzerten.»Wie ein Wespennest habe ich die in Banff aufge scheucht, damit sie rausfinden, wer es getan hat.«
Ich war nicht so unbekümmert wie er. Ich sagte:»Kann mit diesem Zug sonst noch etwas schiefgehen? Ist zum Beispiel überhaupt Wasser im Kessel?«
«Keine Sorge«, sagte er beruhigend.»Wir haben das Wasser kontrolliert. Es lief aus dem obersten Hahn. Dieser Tank ist so voll wie er sein soll.«
«Was ist mit den Maschinen?«
«Wir sind alles zentimeterweise durchgegangen, eh? Aber es war bloß irgendein schäbiger, hundsgewöhnlicher Gauner, der das Öl geklaut hat.«
«Wie der hundsgewöhnliche Gauner, der den Wagen der Lorrimores abgekoppelt hat?«
Er dachte skeptisch darüber nach.»Ich gebe ja zu, daß gerade dieser Zug Psychopathen anziehen könnte, weil das Aufsehen in der Öffentlichkeit so groß wäre und ganz nach ihrem
Geschmack, aber es besteht kein ersichtlicher Zusammenhang zwischen den beiden Sachen. «Er lachte leise.»Die Leute stehlen doch alles, nicht bloß Öl. Einmal hat jemand acht von den blauen Ledersitzen im Speisewagen geklaut. Der stand damals unbenutzt auf einem Abstellgleis in Mimico, Toronto, und irgendwer kam mit einem Transporter an, auf dem >Möbelreparaturen< zu lesen war, fuhr an den Speisewagen ran und nahm kurzerhand acht einwandfreie Sitze mit, eh? Sie wurden nie wieder gesehen.«
Er wandte sich der auf seinem Tisch ausgebreiteten Schreibarbeit zu, und ich ließ ihn allem, um in den Speisewagen zu gehen, hatte aber erst zwei Schritte getan, als mir der Hagere einfiel, und ich holte sein Foto und ging zu George zurück.
«Wer ist das?«fragte er, leicht die Stirn runzelnd.»Ja, könnte schon sein, daß er im Zug ist. Er war in Banff unten, bei den Rangiergleisen…«Er überlegte, versuchte sich zu erinnern.»Heute nachmittag, eh?«rief er plötzlich aus.»Genau. Als wir den Zug zusammengestellt haben. Die Pferde sind heute morgen als erster Wagen eines Güterzugs von Calgary raufgekommen, verstehen Sie? Der Pferdewaggon wurde auf ein Nebengleis gebracht. Dann hat unsere Lok den Pferdewaggon übernommen und anschließend die Wagen der Rennbahnbesucher. «Er konzentrierte sich.»Dieser Mann, der war da auf den Gleisen und klopfte mit einem Stock an die Tür des Pferdewaggons, und als die Drachenlady aufmachte und fragte, was er wolle, sagte er, er habe eine Nachricht für den Pfleger, der das graue Pferd versorgt. Also hieß die Drachenlady ihn warten und brachte einen Pfleger zu ihm an die Tür, aber da sagte er, das sei nicht der richtige, und er — der Pfleger, eh? — sagte, der andere Pfleger sei in Calgary ausgestiegen und er habe seine Stelle übernommen, worauf der Mann auf Ihrem Foto abmarschierte. Wo er hin ist, habe ich nicht gesehen. Ich meine, es war ja nicht wichtig.«
Ich seufzte.»Sah der Mann verärgert aus oder so etwas?«»Hab ich nicht drauf geachtet. Ich war da, um Miss Brown vor der Abfahrt noch mal zu fragen, ob im Pferdewaggon alles in Ordnung sei, und das bestätigte sie. Alle Pfleger seien schon den ganzen Tag bei ihren Pferden im Waggon und versorgten sie und würden dort bis nach der Abfahrt bleiben. Sie kümmert sich gut um die Pferde, eh? und um die Pfleger auch. Gibt nichts an ihr auszusetzen, eh?«
«Nein.«
Er wollte mir das Foto zurückgeben, doch ich sagte ihm, er solle es behalten, und fragte zögernd, ob er es bei Gelegenheit den Schlafwagenstewards im Rennbahnbesucherabschnitt zeigen könne, um festzustellen, ob der Hagere seit Toronto unter den Passagieren war oder nicht.
«Was hat er getan? Hat er schon was angestellt?«
«Einen Pfleger so verängstigt, daß er abgehauen ist.«
Er sah mich groß an.»Kein schweres Verbrechen, eh?«Seine Augen lachten.»Dafür wird er nicht lange einsitzen.«
Ich mußte ihm recht geben. Ich überließ ihn seiner Freude an den menschlichen Schwächen und kam, als ich in Richtung Speisewagen ging, an dem freundlichen Schlafwagensteward vorbei, der sich wieder auf dem Gang entspannte und die wechselnden Ansichten der schneebedeckten Riesen betrachtete.
«Das kriege ich sonst nicht zu sehen«, sagte er zur Begrüßung.
«Normalerweise komme ich nicht weiter westlich als Winnipeg. Großartig, was?«
Ich stimmte ihm zu. Das war es wirklich.
«Um welche Zeit lassen Sie die Betten runter?«fragte ich.
«Irgendwann nachdem die Fahrgäste alle in den Speisewagen gegangen sind. Jetzt ist die Hälfte von ihnen in ihrem Abteil beim Umkleiden. Zweien habe ich gerade noch zusätzliche Handtücher gebracht.«
«Wenn Sie möchten, helfe ich Ihnen nachher beim
Bettenmachen.«
«Wirklich?«Er war erstaunt und froh.»Das wäre prima.«
«Fangen Sie doch mit den Schlafräumen im Aussichtswagen an«, sagte ich,»und wenn Sie dann durch den Speisewagen kommen, gehe ich mit, und wir machen hier weiter.«
«Also, Sie müssen das aber nicht.«
«Ist mal was anderes als Servieren.«
«Und Ihre Szene«, sagte er, verständig lächelnd,»wie ist es denn damit?«
«Die kommt später«, versicherte ich ihm.
«Na gut. Dann herzlichen Dank.«
«Keine Ursache«, sagte ich und ging weiter, an Filmers geschlossener Tür vorbei, durch die massiven Türen des kalten, zugigen Verbindungsgangs, in die Wärme des Flurs neben der Küche und kam schließlich in den kleinen Bereich zwischen Küche und Speiseraum, wo Emil, Oliver und Cathy damit beschäftigt waren, die Flötengläser auszupacken.
Ich griff mir ein Handtuch und fing an zu polieren. Die drei anderen lächelten.
In der dampfenden Hitze der Küche stritten sich Angus und Simone — er hatte sie gebeten, eine Schüssel voll hartgekochter Eier zu schälen, aber Simone weigerte sich und sagte, er müsse es selbst tun.
Emil zog belustigt die Brauen hoch.»Sie wird von Tag zu Tag ärgerlicher. Angus ist ein Genie, und das paßt ihr nicht.«
Angus, der wie üblich mit sechs Händen gleichzeitig zu arbeiten schien, bereitete Backbleche mit Dutzenden frischer Appetithappen vor, die zehn Minuten in den glühendheißen Ofen kommen sollten. Ein Schub Krabben und Brie in dünnen Teiglagen, erklärte er, einer mit Huhn und Estragon, ein dritter mit Käse und Speck. Simone stemmte die Hände in die Hüften und reckte hochmütig das Kinn. Angus war dazu übergegangen,sie gänzlich zu ignorieren, was die Lage verschärfte.
Die Fahrgäste kamen wie gewohnt lange vor der festgesetzten Zeit in den Speisewagen, waren es anscheinend aber völlig zufrieden, einfach dazusitzen und zu warten. Das Schauspiel vor den Fenstern nahm ohnehin alle Augen und Münder in Anspruch, bis die Schatten in den Tälern lang wurden und nur die Gipfel noch mit langsam nachlassender Stärke leuchteten, um schließlich auch in Dunkelheit zu versinken. Der Abend kam schnell und früh im Gebirge, die Dämmerung war ein heller Schein, der sich am Himmel hielt, während die Nacht von der Erde heraufzog.
Wirklich ein Jammer, so beklagten die meisten Passagiere sich bei Nell, daß der Zug im Dunkeln durch die schönste Landschaft Kanadas fuhr. In der Zeitung, sagten sie, als ich die Sektgläser verteilte, hatte jemand geschrieben, das wäre so, wie wenn die Franzosen im Louvre in Paris das Licht ausließen. Nell sagte, es tue ihr aufrichtig leid, sie schreibe die Fahrpläne nicht und sie hoffe, alle hätten in Lake Louise einen oder zwei Berge sehen können, und das hatten sie natürlich. Die meisten waren in viersitzigen, an Drahtseilen hängenden Glaskabinen auf einen hinaufgefahren, nämlich den windigen Gipfel des Sulphur Mountain. Andere hatten gesagt, ohne uns, und waren unten geblieben. Filmer, der jetzt bei den steinreichen Besitzern von Redi-Hot saß, sagte gerade freundlich, nein, er habe an der Bustour nicht teilgenommen, sondern sich damit begnügt, in der Turnhalle in Lake Louise zu trainieren.
Filmer war vom Aussichtswagen, nicht von seinem Abteil her in den Speiseraum gekommen und hatte dabei ein verstohlensüffisantes Grinsen im Gesicht gehabt, das mir unangenehme Schauer über die Haut jagte. Wenn Julius Apollo so selbstzufrieden aussah, bedeutete das mit Sicherheit nichts Gutes.
Die Lorrimores trafen als Gruppe ein und belegten zusammen einen Tisch, wobei die zwei Sprößlinge aufsässig dreinschauten und die Eltern bedrückt. Xanthe hatte Mercer offensichtlich noch nicht zum Lachen gebracht. Rose und Cumber Young saßen bei den Upper-Gumtree-Unwins und die Flokati-Leute bei den Besitzern von Wordmaster. Ich fand es interessant, wie die Besitzer der Pferde sich zueinander hingezogen fühlten, fast als gehörten sie zu einer Bruderschaft, die von Natur aus zusammenhielt.
Vielleicht hatte Filmer das erkannt. Vielleicht hatte er deshalb solche Anstrengungen unternommen, als Besitzer in den Zug zu kommen, denn Besitzer eines der Pferde zu sein verlieh ihm
Ansehen, verlieh ihm Glaubwürdigkeit, gab ihm eine
Machtbasis. Wenn es ihm darum zu tun war, dann hatte er es erreicht. Jeder im Zug kannte Mr. Julius Filmer.
Emil ließ die Champagnerkorken knallen. Angus lud seine saftigen, heißen Appetithappen aus dem Backofen auf Tabletts und präsentierte scheinbar aus dem Nichts die jetzt geschälten und geschnittenen Eier, garniert mit Kaviar und Zitronenschale auf dünnem, hartgeröstetem Brot. Wir verließen die Küche in einer kleinen Prozession, Emil und ich gossen den Schampus ein, Oliver und Cathy besorgten die Feinarbeit mit silbernen Vorlegezangen und gaben jedem das gewünschte Hors-d’reuvre auf den kleinen Teller.
Nell lachte lautlos über mich. Nun, das sah ihr ähnlich. Ich füllte ihr Glas, ohne eine Miene zu verziehen, und auch das von Giles, der einsatzbereit neben ihr am Gang saß.
«Danke«, sagte Giles in gelangweiltem Ton, als sein Glas voll war.
«Wohl bekomm’s, Sir«, sagte ich.
Er nickte. Nell preßte ihren lachenden Mund gegen ihr Glas, und die Leute, die ihr gegenübersaßen, merkten überhaupt nichts.
Als ich die Lorrimores erreichte, war Xanthe sichtlich nervös. Ich schenkte Bambi ein und sagte zu Xanthe:»Sie auch, Miss?«
Sie warf mir einen flackernden Blick zu.»Kann ich Cola haben?«
«Selbstverständlich, Miss.«
Ich schenkte Mercer und Sheridan Champagner ein und holte die Cola aus der Küche.
«Die mußt du bezahlen«, sagte Xanthe gepreßt zu ihrem Vater, als ich wiederkam.
«Wieviel?«fragte Mercer. Ich sagte es ihm, und er zahlte.
«Danke«, sagte er.
«Ich danke, Sir.«
Er wirkte zerstreut, nicht so auf Frieden und Versöhnung bedacht wie sonst. Xanthe riskierte noch einen halb verängstigten Blick auf mich und schien sehr beruhigt, als ich in keiner Weise auf unsere Begegnung oberhalb des Sees anspielte. Ich gestattete mir lediglich ein ganz leises ehrerbietiges Lächeln, das nicht einmal ihre Mutter mißbilligt haben könnte, wenn sie es gesehen hätte — doch wie Mercer schien auch sie mehr als sonst in Gedanken vertieft. Ich ging weiter zum nächsten Tisch und hoffte, daß Filmers süffisantes Grinsen und Mercers Trübsinn in keinem Zusammenhang standen, wenngleich ich befürchtete, sie könnten etwas miteinander zu tun haben. Dem Grinsen war der Trübsinn in den Speiseraum gefolgt.
Als Angus’ Cocktailhappen bis auf den letzten zarten Bissen verschlungen waren und die Sektgläser nachgefüllt, erschien Zak mit viel Trara für die lange Schlußszene. Als erstes, sagte er, müsse er bekanntgeben, daß Mavis Bricknells Schmuck bei der gründlichen Durchsuchung der Zimmer im Chateau nicht wieder aufgetaucht sei.
Mitleidsbekundungen für Mavis wurden laut, ein Spiel, an dem die Passagiere sich lebhaft beteiligten. Mavis nahm sie dankbar an.
Raoul kam in den Speisewagen gestürmt, voller Wut auf
Walter Bricknell, der ohnedies schon verstört wirkte.
Das gehe zu weit, sagte Raoul laut. Es sei schlimm genug, daß Walter ihn unverdientermaßen als seinen Trainer gefeuert habe, doch jetzt sei er dahintergekommen, daß Walter vom Chateau aus einen Brief an die Rennsportbehörde geschrieben habe, in dem es hieß, sein Pferd Calculator werde nicht in seinem — Walters — Namen in Vancouver antreten und Raoul nicht als sein Trainer genannt.
«Das ist ungerecht«, rief er.»Ich habe das Pferd gezielt auf diesen Lauf hin trainiert. Fünf Rennen habe ich mit ihm für Sie gewonnen. Jetzt legen Sie mich rein. Sie sind verdammt undankbar. Ich werde mich beim Jockey Club beschweren.«
Walter starrte vor sich hin. Raoul probierte es noch einmal. Walter sagte, er werde tun, was ihm passe, Calculator gehöre ihm. Wolle er das Pferd verkaufen… oder es verschenken… gehe das nur ihn allein etwas an und sonst niemand.
«Sie sagten doch gestern«, schrie Raoul,»wenn Sie keine Pferde hätten, die Sie laufen lassen könnten, würden Sie sich umbringen. Also bringen Sie sich um! Ist es das, was Sie vorhaben?«
Alle schauten entsetzt und ungläubig auf Walter.
Zak bat Walter um eine Erklärung. Walter sagte, es gehe Zak nichts an. Alles, was sich im Zug abspiele, gehe ihn etwas an, sagte Zak.»Dürften wir bitte alle erfahren«, fragte er Walter,»wer der neue Besitzer von Calculator sein wird?«
Nein, die Frage sei niemand gestattet. Verblüfft wiederholte Mavis sie dennoch. Walter wurde grob zu ihr, was niemand gefiel. Walter sah ein, daß es niemand gefiel, sagte aber, er könne es nicht ändern, er werde sich von Calculator trennen, und da das Pferd nur auf seinen, nicht auf Mavis’ Namen eingetragen sei, könne sie nichts dagegen tun. Mavis begann zu weinen.
Donna nahm Partei für ihre Mutter und griff ihren Vater verbal an.
«Du bist still«, sagte er zornig.»Du hast schon genug angerichtet.«
Pierre legte seinen Arm um Donnas Schultern und bat Walter, nicht so mit seiner Tochter zu reden. Er, Pierre, werde sich Geld leihen, um seine Spielschulden zu begleichen; er werde eine richtige Arbeit annehmen und sparen, bis alles bezahlt sei, und er werde nicht zulassen, daß Donna von ihrem Vater auch nur einen Penny annehme, und wenn er seine Schulden los sei, würden er und Donna heiraten und Walter könne nichts tun, um sie davon abzuhalten.
«Oh, Pierre«, heulte Donna und barg ihr Gesicht an seiner Brust. Pierre, in einem schneeweißen Hemd, legte beide Arme um sie, streichelte ihr Haar und sah sehr männlich, elegant und fürsorglich aus. Das Publikum klatschte ihm Beifall.
«Spitze«, meinte Cathy neben mir.»Ist er nicht süß?«
«Unbedingt.«
Wir standen in dem kleinen Küchenvorraum, sahen von der Kulisse aus zu, und wie das Leben so spielt, saßen die Leute, die mich am meisten interessierten, alle mit dem Rücken zu mir. Filmers Nacken, nicht weit entfernt, war steif vor Anspannung, und Cumber Young, einen Tisch weiter, war unwillkürlich aufgestanden, als Raoul Walter aufgefordert hatte, sich umzubringen, und beruhigte sich nur langsam, während Rose ihm gut zuredete. Mercer, der etwas über die Mitte hinaus an der rechten Seitenwand saß, hatte den Kopf geneigt und beobachtete das Geschehen nicht. Er hörte es jedoch zwangsläufig. Die Schauspieler riskierten durch die Bank eine Kehlkopfentzündung, damit einem selbst in der hintersten Ecke nichts entging.
Mavis versuchte ihr Glück bei Walter, zornig erst, dann flehend, dann sagte sie, sie könne ihn ebensogut verlassen, da sie ihm offensichtlich nichts mehr bedeute. Sie schickte sich an zu gehen. Walter, über alle Maße gepeinigt, murmelte ihr etwas zu, das sie jäh stehenbleiben ließ.
«Was?« sagte sie.
Walter murmelte noch einmal.
«Er sagt, er wird erpreßt«, rief Mavis schrill.»Wie kann man durch Erpressung jemand zwingen, ein Pferd abzutreten?«
Filmer, von den innen sitzenden Unwins an die linke Wand gedrückt, saß da, als habe er einen Besenstiel verschluckt. Mercer wandte den Kopf, um Walter anzustarren. Er hatte Filmer im Rücken, und ich fragte mich, ob er sich absichtlich so gesetzt hatte, damit er seinen neuen Bekannten nicht sah. Er saß neben Sheridan und gegenüber Bambi. Xanthe saß ihrem Bruder gegenüber, beide am Mittelgang. Ich konnte die Gesichter der Frau und des Mädchens sehen, dabei wollte ich die der Männer sehen. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, ich hätte mich am anderen Ende postiert, doch andererseits hätten sie mich dann vielleicht bemerkt — bemerkt, daß ich sie beobachtete anstatt das Geschehen.
Walter, der jetzt unter Druck stand, sagte laut, jawohl, er werde erpreßt und es liege gerade in der Natur der Erpressung, daß er nicht sagen könne, womit. Er weigerte sich kategorisch, darüber zu sprechen; er habe triftige Gründe und sei so wütend und erregt über den Verlust seines Pferdes, daß nicht alle noch über ihn herzufallen brauchten.
An wen er es denn verliere? fragte Zak. Denn derjenige, dessen Name in Vancouver auf dem Rennprogramm erscheine, sei doch wohl der Erpresser.
Nickende Köpfe. Walter sagte, dem sei nicht so. Der Erpresser habe ihm nur auferlegt, das Pferd wegzugeben.
«Wer bekommt es?«bohrte Zak.»Sagen Sie’s uns. Wir erfahren das ja doch bald. Am Dienstag bei den Rennen wissen wir’s.«
Walter gab sich geschlagen.»Ich überlasse Giles das Pferd.«
Allgemeine Bestürzung folgte. Mavis erhob Einspruch. Giles sei zwar ein sehr netter, angenehmer Mensch, aber sie kennten ihn kaum, sagte sie.
Raoul sagte verbittert, Walter hätte ihm das Pferd geben sollen. Er habe so hart gearbeitet…
Giles sagte, Walter habe ihm, Giles, das Pferd angeboten, und natürlich habe er ja gesagt. Nach dem Rennen am Dienstag werde er über Calculators Zukunft entscheiden.
Walter starrte vor sich hin. Giles gab sich furchtbar nett.
Donna löste sich unvermittelt von Pierre und sagte ziemlich heftig:»Nein, Daddy, ich lasse nicht zu, daß du das tust. Ich weiß schon, was los ist… das kommt nicht in Frage.«
Walter herrschte sie an, den Mund zu halten. Donna ließ sich nicht bremsen. Es sei ihre Schuld, daß ihr Vater erpreßt werde, und sie werde nicht zulassen, daß er sein Pferd weggebe.
«Sei still«, befahl Walter.
«Ich habe Mutters Schmuck gestohlen«, sagte sie unglücklich in die Runde.»Ich stahl ihn, um Pierres Schulden zu begleichen. Sie sagten, sie würden ihn verprügeln, wenn er nicht zahle. Der Schmuck hätte doch eines Tages sowieso mir gehört, das steht in Mutters Testament… ich habe mich also eigentlich nur selbst bestohlen… aber dann hat er’s gemerkt…«
«Wer hat es gemerkt?«wollte Zak wissen.
«Giles«:, sagte sie.»Er sah mich aus Mutters Zimmer kommen. Ich nehme an, ich sah erschrocken aus… vielleicht auch schuldbewußt. Ich hatte ihren Schmuck in einer Einkaufstasche. Wahrscheinlich hat er das erst erraten, als Mutter dann ankam und sagte, jemand habe ihn gestohlen… Er zwang mich, ihm den Schmuck zu geben. sonst würde er dafür sorgen, daß man mich verhaftet, sagte er, und das würde meinen Eltern nicht gefallen.«
«Haltet ihn!«schrie Zak plötzlich, als Giles auf den Vorraum losstürmte, und Raoul, ein kräftiger Bursche, schnitt ihm den Weg ab und drehte ihm den Arm auf den Rücken. Giles mimte Schmerzen.
Zak bat Walter zu sprechen.
Walter sagte verzweifelt, Giles habe ihm angedroht, öffentlich zu beweisen, daß Donna den Schmuck gestohlen hatte, wenn Walter ihm das Pferd nicht gebe. Selbst wenn Walter nicht gerichtlich gegen seine Tochter vorgehe, hatte Giles gesagt, werde alle Welt erfahren, daß sie eine Diebin sei. Walter gab zu, daß Giles gesagt hatte:»Was ist schon ein Pferd gegen den Ruf Ihrer Tochter?«Walter hatte geglaubt, keine Wahl zu haben.
Donna weinte. Mavis weinte. Das halbe Publikum weinte.
Filmer war erstarrt. Ebenso Mercer, Bambi und Sheridan; alle saßen bewegungslos auf ihren Plätzen.
«Es war nicht vernünftig, Ihre Tochter so sehr zu lieben«, sagte Raoul.»Sie hat die Juwelen gestohlen. In so einem Fall sollten Sie sie nicht decken. Sie sehen ja, wohin das führt. In die Hände eines Erpressers, und zum Verlust des Pferdes, an dem Ihr Herz hängt. Und dachten Sie, es wäre bei dem einen Pferd geblieben? Sie haben noch zwei, die ich betreue, vergessen Sie das nicht.«
«Es reicht«, sagte Mavis und verteidigte jetzt Walter.»Er ist ein wunderbarer Mann, wenn er seinen liebsten Besitz hergibt, um seine Tochter zu retten.«
«Ein Dummkopf ist er«, sagte Raoul.
Während dieses Dialogs kam Zak in den Vorraum, wie um eine Nachricht entgegenzunehmen, dann kehrte er zur Mitte des Speisewagens zurück, riß einen Umschlag auf und las den Inhalt.
Er sagte, der Brief sei von Ben, der neulich um Geld gebettelt habe — erinnerten sie sich? Sie erinnerten sich.
Ben, sagte Zak, habe es mit der Angst zu tun bekommen und sei deshalb aus dem Zug geflohen, habe aber diesen nach seinem Weggang zu öffnenden Brief hinterlassen. Zak las den Brief mit bedeutungsschwerer Stimme vor.
«Ich weiß, wer Ricky umgebracht hat. Ich weiß, wer ihn aus dem Zug geworfen hat. Ricky sagte mir, er wisse, wer diese Frau, diese Angelica Soundso, getötet habe. Ricky sah den Mörder mit einem großen Stück zusammengerolltem Plastik. Da ahnte er wohl noch nicht, daß es ein Mörder war. Der Mann kam den Zug rauf, in den Abschnitt, wo die Pfleger sind, und er war in dem Verbindungsgang zwischen zwei Schlafwagen und zwängte die Plastikplane durch einen Spalt im Boden, bis sie glücklich rausfiel, und dann sah er, daß Ricky ihm zuschaute. Ricky dachte sich nichts weiter dabei, bis wir von Angelica Soundso und der Plane mit ihrem Blut erfuhren, da kriegte er Angst und sagte mir alles. Und dann wurde er aus dem Zug gestoßen. Ich weiß, wer das war, es war mir sonnenklar, aber ich habe geschwiegen. Ich wollte nicht tot neben den Eisenbahnschienen enden. Aber jetzt, wo ich in Sicherheit bin, sage ich es Ihnen, und zwar ist es dieser Gutaussehende, den sie auf dem Bahnhof von Toronto Giles genannt haben. Da habe ich ihn nämlich gesehen, genau wie Ricky auch. Der war es.«
Zak hörte auf zu lesen, und Giles wand sich in Raouls Griff und schrie, das sei Unsinn. Lügen. Alles erfunden.
Raoul sah aus, als würde er Giles am liebsten den Arm brechen wegen der Ermordung Angelicas, die schließlich seine Frau war, auch wenn sie sich getrennt hatten.
Wie könnte ein Stallbursche wie Ben so etwas erfinden? sagte Zak, mit dem Brief wedelnd. Es sei wohl an der Zeit, daß jemand Giles’ Abteil durchsuche, um den Schmuck und anderes belastendes Material zu sichern.
«Dazu haben Sie kein Recht. Sie haben keinen Durchsuchungsbefehl. Und dieser Mann bricht mir den Arm.«
«Sie haben seine Frau ermordet, was erwarten Sie denn?«sagte Zak,»und einen Durchsuchungsbefehl brauche ich nicht. Ich bin der Chef der Eisenbahnkripo, denken Sie dran. In Zügen ermittle und suche ich, wo es mir paßt. «Er marschierte davon, ging schwankend an mir vorbei den Gang hinunter, hielt am Ende der Küchenwand an, wo er eine Sporttasche mit Requisiten stehen hatte, und kam alsbald zurückmarschiert. Die anderen Darsteller hatten sich inzwischen ihren Rollen entsprechend über die Enthüllung erregt, daß Giles sowohl ein Mörder wie auch ein Erpresser war. Zak ging mit der Sporttasche — zufällig, wie mir schien — zu dem Tisch gegenüber den Lorrimores. Die Leute, die dort saßen, räumten ihre Gläser und leeren Teller in eine Ecke, und Zak stellte die Tasche auf das rosa Tischtuch und öffnete ein paar Reißverschlüsse.
Zu niemandes Überraschung zog er den Schmuck hervor. Mavis bekam ihn wieder, und ihre Freude war ein wenig gedämpft durch das Wissen, wer ihn gestohlen hatte. Vorwurfsvolle Blicke und so weiter.
Dann entdeckte Zak eine Mappe mit Papieren.
«A-HAH!«sagte er.
Giles wand sich, doch vergebens.
Zak sagte:»Hier haben wir auch das Motiv für die Ermordung Angelicas. Hier ist nämlich ein Brief an Giles von Steve, Angelicas Liebhaber und Geschäftspartner, der sich bitter beklagt, daß er nachgeprüft hat, was mit seinem und Angelicas Geld geschehen ist, und daß Giles in seiner Eigenschaft als Vollblutagent nicht die Pferde gekauft hat, für die das Geld gedacht war und die gekauft zu haben er behauptet. Steve stellt klar, daß er, wenn Giles nicht eine gute Erklärung bei der Hand hat, zur Polizei gehen wird.«
«Lügen«, brüllte Giles.
«Hier steht es doch. «Zak schwenkte den Brief, den sich später, zusammen mit Bens Nachricht, alle anschauten. Beides sah authentisch aus: Zaks Requisiten waren perfekt.»Giles hat das Geld von Angelica und Steve veruntreut«, sagte er,»und als sie damit drohten, ihn bloßzustellen, brachte er sie um. Dann brachte er den Pfleger um, der zuviel wußte. Dann erpreßte er Walter Bricknell, der seine Tochter zu sehr liebte. Dieser Giles ist Abschaum. Ich werde veranlassen, daß der Zugführer ihn festnimmt und ihn in Revelstoke abführen läßt, wo wir in zwei Stunden anhalten.«
Er ging wieder auf den Vorraum zu.
Giles riß sich endlich doch von Raoul los, schnappte sich die Pistole, die Zak in einem Holster an der Hüfte trug, und fuchtelte damit herum.»Legen Sie das hin«, warnte Zak.»Die Waffe ist geladen.«
Giles brüllte Donna an:»Sie allein sind schuld, Sie hätten nicht gestehen dürfen. Sie haben alles kaputtgemacht. Dafür mache ich Sie kaputt.«
Er richtete das Schießeisen auf Donna. Pierre sprang vor sie, um sie zu schützen. Giles schoß auf Pierre, der sich offenbar eine klassische Schulter als Kugelfang ausgesucht hatte. Er schlug die Hand vor sein schneeweißes Hemd, das sich plötzlich leuchtend rot färbte. Kunstvoll stürzte er hin.
Dem Publikum stockte wirklich der Atem. Donna kniete sich verzweifelt neben Pierre, um den großen dramatischen Augenblick auszukosten. Giles versuchte zu fliehen und wurde nicht gerade sanft von Zak und Raoul überwältigt. Leise in sich hineinlachend betrat George Burley den Schauplatz und schwenkte ein Paar Theaterhandschellen. Wie Zak später meinte, war es einfach toll.