Kapitel 17

Emil sagte, es sei genug Champagner übrig, daß jeder noch ein halbes Glas bekommen könne, also gingen er und ich herum und schenkten ein, während Oliver und Cathy die Vorspeisenteller abräumten, die Tischtücher glattzogen und die Gedecke für das Bankett aufzulegen begannen.

Ich blickte ganz kurz zu Filmer. Er wirkte ungemein blaß, hatte Schweiß auf der Stirn. Die auf dem Tischtuch liegende Hand war zur Faust geballt. Neben ihm freuten sich die Redi-Hots über Zak, der an ihrem Tisch stand und ihnen darin recht gab, daß Pierre ein besserungsfähiger Mensch sei, der sich läutern werde. Zak lächelte mir zu und trat beiseite, damit ich die Gläser der Redi-Hots füllen konnte.

Filmer sagte mit rauher, krächzender Stimme:»Wo haben Sie diese Story her?«

Als nähme er ein Kompliment entgegen, antwortete Zak:»Hab ich erfunden.«

«Die müssen Sie doch irgendwo herhaben. «Er war sich ganz sicher, und er war zornig. Die Redi-Hots sahen ihn überrascht an.

«Ich erfinde die Handlung immer«, sagte Zak gelassen.

«Warum — fanden Sie sie nicht gut?«

«Champagner, Sir?«fragte ich Filmer. Ich war ziemlich kühn geworden, schien mir.

Filmer hörte nicht hin. Mrs. Redi-Hot reichte mir sein Glas, und ich schenkte nach. Sie stellte es zurück. Er nahm nichts davon wahr.

«Ich fand die Story großartig«, sagte sie.»Was für ein abscheulicher, gemeiner Mörder. Und die ganze Zeit war er so nett…«

Ich dankte Zak im Weitergehen mit einem flüchtigen Augenkontakt innigst für seine Diskretion, und er nahm den Dank belustigt an.

Am nächsten Tisch hielt Rose Young ihrem Mann entgegen, daß die Sache mit dem Selbstmord nach der Trennung vom besten Pferd bestimmt ein Zufall war… und außerdem hatte Ezra sein Pferd verkauft, sagte sie, er hatte es nicht verschenkt, weil er erpreßt wurde.

«Woher wissen wir denn, daß er nicht erpreßt wurde?«fragte Cumber.

Die Unwins hörten mit offenem Mund zu. Ich füllte ihnen allen still die Gläser, unbemerkt, da sie ganz auf ihr Thema konzentriert waren.

«Wer jetzt Ezras Pferde hat, das möchte ich wissen«, sagte Cumber trotzig.»Und es wird ziemlich leicht festzustellen sein.«

Er sprach laut; laut genug, dachte ich, daß Filmer ihn verstehen konnte, wenn er hinhörte.

Emil war mir bei den Lorrimores zuvorgekommen, doch sie boten ein bemerkenswertes Bild. Mercers Unterarme ruhten auf dem Tisch, während er mit gebeugtem Kopf dasaß. Bambi, ein Tränenglitzern in den frostigen Augen, streckte ihre Hand aus, schloß sie um eine von Mercers Fäusten und strich ihm mit beruhigender Zuneigung über die hervortretenden Knöchel. Xanthe sagte besorgt:»Was habt ihr denn alle?«, und Sheridans Gesicht war ausdruckslos. Nicht hochnäsig, nicht überheblich, auch nicht beunruhigt: eine leergewischte Fläche.

Eine ganze Anzahl Leute war auf dem Mittelgang, nicht nur die Bedienung, sondern auch die Schauspieler, die, noch in ihren Rollen, das Drama so zu Ende brachten, wie es ihnen gefiel: Walter und Mavis beispielsweise stimmten überein, daß Pierre Donna das Leben gerettet habe und nicht ganz und gar schlecht sein könne und daß er Donna vielleicht doch kriegen würde…wenn er das Glücksspiel aufgab.

Durch all das fädelte sich der Schlafwagensteward hindurch, der auf dem Weg war, die Betten im Aussichtswagen zu machen. Er nickte mir im Vorübergehen lächelnd zu, und ich nickte zurück; mein Hauptproblem, dachte ich, bestand wohl darin, daß das Spiel allzu gelungen war und daß die Leute, die es am meisten aufgewühlt hatte, nicht zum Abendessen sitzenbleiben würden.

Ich wanderte in die Küche zurück, wo Angus’ Geisterhände ihren Tanz beschleunigten, und hoffte insbesondere, daß Filmers physische Reaktionen ihm nicht zuviel wurden und ihn zum Aufbruch zwangen.

Er rührte sich nicht. Sein steif gehaltener Körper entspannte sich langsam. Die Wirkung des Schauspiels schien nachzulassen, und vielleicht glaubte er wirklich, daß Zak alles erfunden hatte.

Ich deckte die beiden Tische direkt vor der Küche, faltete mechanisch die Servietten und legte Messer und Gabel zurecht. Schließlich kam der Schlafwagensteward aus dem Aussichtswagen zurück, und ich ließ meine Gedecke unvollendet stehen und folgte ihm.

«Sind Sie sicher?«fragte er über seine Schulter weg.»Anscheinend gibt’s im Speisewagen ziemlich viel zu tun.«

«Läßt sich schon machen«, versicherte ich ihm.»Noch fünfzehn Minuten bis zum Dinner. Ich kann doch an diesem Ende anfangen, und wenn mich mein Gewissen plagt, höre ich einfach auf und gehe zurück.«

«Gut«, sagte er.»Wissen Sie noch, wie man die Sitze wegklappt?«

Er klopfte an Filmers Tür.

«Die Leute sind alle hinten im Speisewagen, aber klopfen Sie auf jeden Fall vorher an«, sagte er.

«Okay.«

Wir betraten Filmers Abteil.

«Klappen Sie den Sitz mal zusammen, bevor ich gehe, damit ich Ihnen notfalls helfen kann.«

«Okay.«

Ich klappte etwas umständlich Julius Apollos Sessel zurück. Der Schlafwagensteward schlug mir auf die Schulter und sagte, als er ging, er werde wie gewohnt am anderen Ende anfangen und vielleicht träfen wir uns ja in der Mitte.

«Vielen Dank auch«, setzte er hinzu.

Ich winkte ihm. Der Dank, wenn er es auch nicht wußte, war ganz auf meiner Seite. Ich ließ die Tür auf und klappte Filmers Bett zum Schlafen herunter, strich das untere Laken glatt und schlug eine Ecke des oberen ein, wie man es mir gezeigt hatte.

Ich faßte in Filmers Schranknische, ergriff den schwarzen Krokodillederkoffer und stellte ihn aufs Bett.

Null-vier-neun. Eins-fünf-eins.

Meine Finger zitterten wegen des Zeitdrucks.

Fahrig stellte ich die kleinen Ringe ein, wo doch gerade Präzision gefragt war. Null-vier-neun… Verschluß aufdrücken.

Klick!

Eins-fünf-eins. Verschluß aufdrücken. Klick! Die Schlösser waren offen.

Ich legte den Aktenkoffer flach auf das untere Laken, schob das obere etwas zurück, um Platz zu schaffen, und klappte den Deckel auf. Pochendes Herz, stockender Atem.

Zuoberst lag Filmers Paß. Ich sah ihn mir kurz an, dann genauer, und mit einem ruckartigen stummen Lachen kam mein angehaltener Atem wieder in Fluß. Die Nummer von Filmers Paß war Ho 49151. Ein Hoch auf den Brigadier.

Ich legte den Paß aufs Bett und sah die anderen Papiere durch,

ohne sie herauszunehmen oder ihre Reihenfolge zu verändern. Es war weitgehend ödes Zeug: die ganze Makulatur über die Bahnreise, ein paar Zeitungsseiten über die Rennen, dann ein Ausschnitt aus einem Cambridger Lokalblatt über den Bau einer neuen Bibliothek an einem der Colleges, dank der Großzügigkeit des kanadischen Philanthropen Mercer P. Lorrimore.

Mein Gott, dachte ich.

Unter dem Ausschnitt lag ein Brief — die Fotokopie eines Briefes. Ich las ihn in höchster Eile, spürte, wie Furcht mir den Rücken hinaufkroch, spürte, wie es meine Haut heiß überlief.

Er war kurz. Maschinengeschrieben. Er enthielt keine Absender- oder Empfängerangaben, kein Datum, keine Anrede und keine Unterschrift. Er lautete:

Wie gewünscht habe ich die Kadaver der sieben Katzen, die gestreckt, ausgeweidet und geköpft im Collegegarten gefunden wurden, untersucht. Ich kann nichts als vorsätzliche Bosheit dabei feststellen. Meiner Ansicht nach handelt es sich da nicht um rituelle Tötungen. Die Katzen wurden in einem Zeitraum von vielleicht drei Wochen getötet, die letzte gestern. Alle außer der letzten waren unter Laub versteckt und sind nach dem Tod von Insekten und Aasfressern angegangen worden. Alle haben gelebt, als sie gestreckt und ausgeweidet wurden. Die meisten, wenn nicht alle, waren noch bei der Köpfung lebendig. Ich habe die Überreste Ihrer Bitte entsprechend beseitigt.

Meine Hand zitterte sichtlich. Ich hob die nächsten Papierbögen an, es waren Mitteilungen von Grundstücksmaklern, und stieß dann ganz zuunterst auf eine kleine gelbe Notiz, die an ein folioformatiges Dokument mit der Überschrift AUFLASSUNG geheftet war.

Die Notiz lautete:»Das müssen Sie unterschreiben, nicht Ivor Horfitz, aber ich denke, es läßt sich geheimhalten.«

Ich blickte etwas verständnislos auf den juristischen Text der

Urkunde:»… das gesamte als SF9OI55 bezeichnete Stück Land auf der Westseite von. «und hörte die Stimme des Schlafwagenstewards durch den Gang näher kommen.

«Tommy. wo stecken Sie?«

Ich klappte den Koffer rasch zu und stieß ihn unter die Bettdecke. Der Paß war noch zu sehen. Ich schob ihn unters Kopfkissen, ging hastig zur Tür hinaus und schloß sie hinter mir.

«Sie waren ja eine Ewigkeit da drin«, sagte er, aber nachsichtig.

«Haben Sie das Bett nicht runtergekriegt?«

«Zu guter Letzt doch«, sagte ich mit trockenem Mund.

«Gut. Also, ich habe vergessen, Ihnen den Konfekt zu geben.«

Er reichte mir eine Schachtel mit großen, silbern verpackten Pralinen.»Legen Sie auf jedes Kopfkissen so eine.«

«Ja«, sagte ich.

«Alles klar mit Ihnen?«fragte er neugierig.

«Aber ja. Es war sehr warm im Speisewagen.«

«Stimmt. «Er ging arglos wieder in seinen Wagenabschnitt. Ich kehrte mit immer noch klopfendem Herzen in Filmers Abteil zurück, holte den Paß unterm Kissen hervor, legte ihn wieder in den Aktenkoffer, sperrte ihn ab, drehte die Zahlenringe — wobei mir klar wurde, daß ich mir nicht gemerkt hatte, wie sie gestanden hatten, als ich hereinkam —, hoffte wie verrückt, daß Filmer sie nicht bewußt einstellte, schob den Koffer an seinen alten Platz, strich das Bett zurecht und legte die Praline ordentlich dahin, wo sie hingehörte.

Ich trat aus dem Abteil, schloß die Tür und ging zwei Schritte auf die nächste Tür zu.

«He, Sie«, sagte Filmers ärgerliche Stimme hinter mir.»Was haben Sie da drin gemacht?«

Ich drehte mich um. Blickte treuherzig… fühlte mich wie betäubt.

«Ihr Bett für die Nacht gerichtet, Sir.«

«Ach so. «Er zuckte die Schultern und akzeptierte es.

Ich hielt ihm die Schachtel mit dem Konfekt hin.»Möchten Sie eine Praline zusätzlich, Sir?«

«Eine reicht«, sagte er und ging abrupt in sein Abteil.

Mir war flau. Ich wartete darauf, daß er rauskam und explodierte, ich hätte mir an seinen Sachen zu schaffen gemacht.

Nichts. gar nichts geschah.

Ich ging in das Abteil nebenan, klappte die Sitze zurück, zog beide Betten herunter, schlug die Laken ein, legte die Pralinen bereit. Alles mechanisch, mit einem Gefühl totaler Unwirklichkeit. Zweimal wäre ich um ein Haar ertappt worden. Wie es aussah, konnte ich den Berufsrisiken eines Spions wenig abgewinnen.

Irgendwie beunruhigte mich mein Kleinmut. Ich hatte über Mut wohl nie besonders nachgedacht, hatte ihn für selbstverständlich genommen. jedenfalls körperlichen Mut oder körperliches Durchhaltevermögen. Ich hatte mich öfter schon auf rauhem Pflaster bewegt, aber die Risiken hier waren anders und schwieriger, zumindest für mich.

Ich richtete das dritte Abteil her, und bis dahin hatte der viel schnellere Schlafwagensteward fast alle anderen fertig.

«Vielen Dank«, sagte er vergnügt.»Ich weiß das zu schätzen.«

«Keine Ursache.«

«Haben Sie Ihre Szene hinter sich?«

Ich nickte.»Sie lief bestens.«

Filmer kam aus seinem Abteil und rief:»He, Sie.«

Der Schlafwagensteward ging zu ihm.»Ja, Sir?«

Filmer sagte etwas zu ihm, was ich wegen des Schienenlärms nicht verstehen konnte, und kehrte in sein Abteil zurück.

«Ihm ist nicht gut«, erklärte der Schlafwagensteward, auf sein eigenes Abteil zusteuernd.»Er möchte was Beruhigendes für seinen Magen.«

«Haben Sie so was?«

«Antazida, sicher. Ein paar einfache Mittel.«

Ich überließ ihn seinem Auftrag und ging zum Speisewagen zurück, wo Emil mich mit hochgezogenen Brauen empfing und mir ein Tablett voll kleiner Teller in die Hände drückte, auf denen je ein Stück Gänseleberpastete, verziert mit einer dünnen schwarzen Trüffelscheibe lag.

«Wir haben Sie vermißt. Sie werden gebraucht«, sagte Emil.

«Die Cracker für die Pastete stehen auf den Tischen.«

«Gut.«

Ich brachte das Tablett raus und ging zuerst zum Tisch der Redi-Hots. Ich fragte Mrs. Redi-Hot, ob Mr. Filmer wiederkomme — sollte ich ihm seine Pastete hinstellen?

Sie sah ein wenig verwirrt drein.»Er hat nicht gesagt, ob er wiederkommt. Er war so schnell weg… er ist mir auf die Füße getrampelt.«

«Lassen Sie die Pastete ruhig da«, sagte Mr. Redi-Hot.»Wenn er nicht wiederkommt, esse ich sie.«

Lächelnd stellte ich eine Pastete auf Filmers Platz und ging weiter zum Tisch der Youngs, wo Cumber zwar aufgehört hatte, von Ezra Gideon zu reden, aber unansprechbar und geistesabwesend wirkte. Rose nahm lächelnd ihre Pastete entgegen und bemühte sich zu verhindern, daß Cumbers Griesgrämigkeit den Unwins den Abend verdarb.

Cathy hatte ein Tablett mit Pastete zu den Lorrimores gebracht, die in bedrücktem Schweigen dasaßen bis auf Xanthe, die man verärgert sagen hörte:»Das soll doch eine Party sein, Herrgottnochmal.«

Für die anderen Fahrgäste war es das auch. Die Gesichter strahlten, man lächelte gern und viel, die Euphorie der ganzen Reise wurde zu einem Band der Freude, das sie alle zusammenhielt. Es war die letzte Nacht im Zug, und man war entschlossen, sie angenehm zu verbringen.

Nell zog durch den Mittelgang und verteilte Andenken: silberne Armbänder aus winzigen glitzernden Eisenbahnwagen für die Frauen, Briefbeschwerer aus Onyx mit eingelegten MiniLokomotiven für die Männer. Reizende Geschenke, die mit Freuden angenommen wurden. Xanthe legte sofort ihr Armband um und vergaß, mürrisch dreinzublicken.

Emil und ich sammelten den Verpackungsabfall ein.»Miss Richmond hätte auch bis nach dem Essen warten können«, sagte Emil.

Wir trugen den Rest des Festmahls auf und wieder ab: einen Salat aus geschnittenen gelben Tomaten mit frischem Basilikum, eine Runde Champagnersorbet, englisch gebratene Rippenstücke vom Rind mit feingeschnittenem Gemüse und schließlich Apfelschneebälle, die auf Erdbeermus zu schwimmen schienen. Etwa sechs Leute, einschließlich Rose Young, wollten wissen, wie die Apfelschneebälle gemacht wurden, also erkundigte ich mich bei Angus.

Er sah träge und abgekämpft aus, war aber entgegenkommend.

«Sagen Sie ihnen, es ist passiertes Apfelmus, Zucker, Schlagsahne, geschlagenes Eiweiß. Wird unmittelbar vorm Auftragen verrührt. Ganz einfach.«

«Köstlich«, sagte Rose, als ich die Auskunft weitergab.»Holen Sie den Chef doch bitte mal her, damit wir ihm gratulieren können.«

Emil holte Angus und stellte ihn unter anhaltendem Applaus vor. Simone schmollte entschlossen in der Küche. Rose Young sagte, sie sollten sich alle auch bei dem übrigen Speisewagenpersonal bedanken, das die ganze Zeit so schwer gearbeitet habe. Alle klatschten — es war sehr anrührend.

Auch Xanthe klatschte, wie mir auffiel. Ich war voller Hoffnung für Xanthe.

Es gelang mir, neben Nell zu landen.

«Xanthe sehnt sich nach ein bißchen Vergnügen«, sagte ich.

«Könnten Sie sie nicht loseisen?«

«Was haben denn die anderen?«fragte sie stirnrunzelnd.

«Vielleicht sagt Xanthe es Ihnen, wenn sie’s weiß.«

Nell warf mir einen durchdringenden Blick zu.»Und Sie möchten, daß ich es dann Ihnen erzähle?«

«Da Sie schon fragen, ja, bitte.«

«Eines Tages werden Sie mir das alles erklären.«

«Eines gar nicht fernen Tages.«

Ich ging mit den anderen in die Küche zurück, um die Berge von Geschirr in Angriff zu nehmen und etwas von den spärlichen Resten zu essen. Angus holte eine Flasche Scotch aus einem Schrank und trank sich daran satt, ohne ein Glas zu bemühen. Abgesehen von Simone, die vollends verschwunden war, herrschte sehr gute Stimmung in der Küche. Nicht um alles in der Welt dachte ich, hätte ich das missen mögen.

Als alles geschrubbt, poliert und weggeräumt war, ließen wir Angus allein, der unglaublicherweise anfing, Brot fürs Frühstück zu backen. Ich stand noch eine Weile im Vorraum und sah zu, wie sich der Speisewagen langsam leerte, da alles zu Gelächter und Musik in den Aussichtswagen driftete. Die Lorrimores waren fort und ebenso Nell und die Unwins und die Youngs. Aus Gewohnheit begann ich mit Oliver die gebrauchten Servietten und Tischtücher einzusammeln, um frische für das Frühstück aufzulegen, und bald kam Nell dann wieder und setzte sich müde dorthin, wo ich arbeitete.

«Soviel ich rauskriegen konnte«, sagte sie,»weiß Xanthe nicht, was ihre Eltern so in Aufregung versetzt hat. Sie meint, es kann wohl nicht an etwas liegen, was Mr. Filmer vor dem Cocktail im Gesellschaftsraum gesagt hat, weil das so albern klang.«

«Hat sie Ihnen erzählt, was er gesagt hat?«

Nell nickte.»Xanthe sagte, Mr. Filmer habe ihren Vater gefragt, ob er ihm Voting Right verkaufe, und ihr Vater habe geantwortet, er würde sich um keinen Preis von dem Pferd trennen, und sie hätten beide gelächelt. Dann sagte Mr. Filmer, immer noch lächelnd: >Wir werden uns ein bißchen über Katzen unterhalten müssenc, und das war alles. Mr. Filmer ging in den Speisewagen. Xanthe sagt, sie hat ihren Vater gefragt, was Mr. Filmer damit meinte, und er hat geantwortet: >Laß mich zufrieden, Schatz.««

Nell schüttelte verwundert den Kopf.»Na, jedenfalls amüsiert Xanthe sich jetzt im Gesellschaftsraum des Aussichtswagens, und der Rest der Familie hat sich in ihren Privatwagen verzogen, und ich bin hundemüde, falls es Sie interessiert.«

«Dann gehen Sie doch schlafen.«

«Die Schauspieler sind auch alle im Gesellschaftsraum und lassen sich fotografieren«, sagte sie und tat meinen Vorschlag als nicht ernst zu nehmend ab.»Die waren astrein heute abend, was?«

«Ausgezeichnet«, sagte ich.

«Irgend jemand fragte Zak, wer auf dem Bahnhof Toronto welches Pferd zu entführen versucht habe.«

«Was hat er geantwortet?«fragte ich belustigt. Es war der loseste der unverknüpften Fäden.

«Er sagte, damals schien das eine gute Idee zu sein. «Sie lachte.

«Er sagte, sie hätten das Manuskript ändern müssen, weil der Darsteller, der den Kidnapperpart spielen sollte, sich den Arm brach und nicht auftreten konnte. Alle waren damit zufrieden.

Der Ausgang hat sie sehr überzeugt. Die Leute küssen Donna und Mavis. Mavis trägt den Schmuck. «Sie gähnte und überlegte.

«Mr. Filmer hat gar nichts zu Abend gegessen, oder? Vielleicht ist es besser, ich schaue mal nach ihm.«

Davon brachte ich sie ab. Antazida regelten das schon, sagte ich. Was man einem Menschen für die kranke Seele geben konnte, war eine andere Frage.

Von seinem Standpunkt aus hatte er eine Spur zu früh gehandelt, dachte ich. Hätte er die Drohung nicht schon ausgesprochen gehabt, würde das Stück nicht so verheerend auf ihn oder auf Mercer gewirkt haben. Mercer wäre vielleicht gewarnt worden, wie ich es beabsichtigt hatte; wäre vielleicht zum Nachdenken veranlaßt worden. Aber ich hatte nicht voraussehen können, daß es so kommen würde, wie es gekommen war, wenngleich Filmers Grinsen und Mercers Trübsinn mich stutzig gemacht hatten. Vielleicht war es auch ganz gut, daß ich nichts von den Katzen gewußt hatte, als ich den Schmuckdieb stahl erfand. Ich hätte schrecklich in Versuchung geraten können, es noch genauer zu treffen. Gequälte Pferde vielleicht?

«Was brüten Sie denn jetzt wieder aus?«wollte Nell wissen.

«Sie haben so einen entrückten Blick.«

«Ich bin ganz unschuldig«, sagte ich.

«Da bin ich mir nicht so sicher. «Sie stand auf. Zu Ehren des Banketts trug sie eine ausgeschnittene schwarze Bluse über dem weiten schwarzen Rock und ein enges Perlenhalsband. Ihr blondes Haar war mit einem Kamm hochgesteckt, aber nicht geflochten, sondern fiel in losen Locken herab. Ich dachte mit beunruhigender Heftigkeit, daß ich sie nicht verlieren wollte, und daß es für mich kein Spiel mehr war. Ich kannte sie gerade eine Woche und einen Tag. Mein Verstand sagte, das sei nicht lange genug. Mein Instinkt widersprach ihm.

«Wo steigen Sie in Vancouver ab?«fragte ich.

«Im Four Seasons Hotel, wo auch die Passagiere sein werden.«

Sie schenkte mir ein kleines Lächeln und ging in Richtung des Trubels davon. Oliver war mit dem Abziehen der Tischtücher fertig und legte neue auf, um die Stätte ordentlich zu hinterlassen, wie er sagte. Ich überließ ihm das und machte mich auf den Weg nach vorn, um mit George Burley zu sprechen, wobei ich an Filmers geschlossener Tür vorüberkam.

Der Schlafwagensteward saß bei offener Tür in seinem Einbettabteil. Ich steckte den Kopf rein und fragte, wie es dem Fahrgast gehe, der nach dem Antazidum gefragt hatte.

«Er ging vor einer Weile nach vorn und kam wieder zurück. Er hat nichts gesagt, ist bloß vorbeigelaufen. Es geht ihm sicher wieder gut.«

Ich nickte und ging weiter und kam zu George, der am Tisch saß und mit seinen ewigen Formularen beschäftigt war.

«Kommen Sie rein«, sagte er, und ich nahm meinen gewohnten Platz ein.»Ich habe das Foto herumgezeigt«, fuhr er fort.»Wollten Sie sich danach erkundigen?«

«Ja.«

«Er ist definitiv im Zug. Laut Passagierliste heißt er Johnson. Er hat ganz vorne ein Einbettabteil, und da hält er sich meistens auf. Er ißt im Speiseraum des vorderen Aussichtswagens, aber nur zu Abend, eh? Da saß er gerade eben, als ich zur Lok gegangen bin, aber als ich wiederkam, war er schon weg. Ein Schnellesser, wie es heißt. Kommt nie zum Frühstück oder zum Lunch. Unterhält sich mit keinem, eh?«

«Das gefällt mir nicht«, sagte ich.

George lachte leise.»Das Schlimmste kommt erst noch.«

«Was ist das Schlimmste?«

«Mein Stellvertreter — das ist einer von den

Schlafwagenstewards im vorderen Teil — sagt, er hat ihn schon mal gesehen, eh?«

«Und wo?«

George beobachtete mich gespannt.»Bei der Bahn.«

«Bei der — wollen Sie damit sagen, das ist ein Eisenbahner?«

«Hundertprozentig weiß er’s nicht. Er sagt, er sieht aus wie ein Gepäckarbeiter, mit dem er vor langer Zeit mal auf der Strecke Toronto-Montreal zu tun hatte. Vor fünfzehn, zwanzig Jahren. Er sagt, wenn er das ist, dann war er streitbar wie ein Zinshahn, keiner mochte ihn. Er konnte gewalttätig werden. Man legte sich nicht mit ihm an. Vielleicht ist er es aber auch nicht. Er ist älter. Und er erinnert sich nicht an den Namen Johnson, der allerdings so häufig ist, daß man ihn wahrscheinlich leicht vergißt.«

«Wüßte ein Gepäckarbeiter«, sagte ich langsam,»wie man einen Öltank leerlaufen läßt… und den Wagen der Lorrimores abkuppelt?«

Georges Augen glitzerten vor Vergnügen.»Die Gepäckarbeiter fahren in den Zügen mit, eh? Es sind keine Dummköpfe. Sie laden an den Halts kleine Frachtgüter auf und sehen zu, daß das richtige Zeug ausgeladen wird. Wenn man auf Zügen lebt, lernt man auch, wie sie funktionieren.«

«Ist in unserem Zug ein Gepäckarbeiter?«

«Das will ich meinen. Er ist nicht immer im Gepäckwagen während der Fahrt. Er muß ja auch essen, eh? Auf den Bahnhöfen ist er aber stets da und sperrt die Türen auf. Unser Mann hier ist wohlgemerkt nicht die Spitze der Zunft. Bißchen alt, bißchen fett. «Er lachte leise.»Er sagt, er hat diesen Johnson nie gesehen, allerdings war er auch immer zwischen Vancouver und Banff beschäftigt, nie auf der Route Toronto-Montreal.«

«Hat der Gepäckarbeiter oder Ihr Stellvertreter mal mit Johnson gesprochen?«

«Mein Stellvertreter sagt, der einzige Mensch, mit dem

Johnson redet, ist einer von den Besitzern, der bei Johnson anklopft, wenn er nach vorn geht, um sich sein Pferd anzusehen. Heute abend ist er auch wieder hin, vor einer Weile erst, und sie haben sich auf dem Gang vor dem Abteil meines Stellvertreters gestritten.«

«George! Hat Ihr Stellvertreter gehört, worum es ging?«

«Wichtig, wie?«sagte George strahlend.

«Unter Umständen sehr.«

«Nun, er hat’s nicht gehört. «Er schüttelte bedauernd den Kopf.»Anscheinend wollte der Besitzer, daß Johnson irgend etwas bleibenläßt, was er vorhat. Sie haben sich angebrüllt, sagte er, aber er hat nicht richtig hingehört, eh? Es hat ihn nicht interessiert. Jedenfalls ging der Besitzer wieder fort, sagt er, und er hat Johnson laut rufen hören: >Ich tu verdammt noch mal, was ich willc, aber er glaubt nicht, daß der Besitzer das noch mitgekriegt hat, da er schon weg war.«

«Das gibt nicht viel her«, sagte ich.

«Einen Zug bergrunter ins Rollen zu bringen ist leichter, als ihn zu stoppen, eh?«

«M-hm.«

«Mehr kann ich Ihnen leider nicht bieten.«

«Nun«, sagte ich.»Wir wissen jedenfalls, daß er im Zug ist, und wir wissen, daß er vielleicht Johnson heißt oder auch nicht und daß er ein Eisenbahner sein könnte oder auch nicht, und mit Sicherheit weiß ich, daß er ein gewalttätiger Mensch ist. Es hört sich an, als ob er noch etwas im Sinn hätte, und wir wissen nicht, was. Sind Sie denn sicher, daß er nicht an der Drachenlady vorbeikommt?«

«Nichts ist sicher.«

«Könnten Sie den Gepäckarbeiter bitten, sich zu ihr und zu den Pferden zu setzen?«

Er legte den Kopf schräg.»Ob sie sich das aber gefallen läßt?«»Sagen Sie ihr, es sei zum Schutz der Pferde, was ja stimmt.«

Er kicherte.»Müßte eigentlich gehen. «Er sah auf seine Uhr.

«Gleich kommt Sicamous. Ich gehe außen herum zu ihr, wenn wir halten. Wir bleiben drei bis fünf Minuten dort. Dann ist es auch Zeit, die Uhren eine Stunde zurückzustellen. Hat Ihre Miss Richmond daran gedacht, den Leuten Bescheid zu sagen?«

«Ja. Ich glaube, sie haben alle schon Pazifikzeit. Noch vor Mitternacht also.«

Wir hatten gegen Ende des Dinners eine halbe Stunde in einem kleinen Ort namens Revelstoke gehalten, um sämtliche Wagen mit frischem Wasser versorgen zu lassen. In Kemloops, einer viel größeren Ortschaft, würden wir gegen zwei Uhr früh nur ganz kurz halten. Um 5 Uhr 40 kam dann North Bend, dann das letzte Stück bis Vancouver, wo wir Sonntag früh um fünf nach zehn ankommen würden, eine Woche nach dem Tag unserer Abreise.

Wir fuhren mit verringerter Geschwindigkeit in Sicamous ein, während ich noch bei George war.

«Sie werden es zwar nicht sehen«, sagte er,»aber nach dem Halt hier folgen wir der Uferlinie des Shuswap-Sees. Da fährt der Zug langsam.«

«Durch die Rockies ist er ja auch nicht gerade geflitzt.«

Er nickte gütig.»Wir machen dreißig, fünfunddreißig Meilen die Stunde. Schnell genug, eh? Bergauf, bergab, um Haarnadelkurven. Vor uns liegen auch noch Berge.«

Er schwang sich hinaus, als der Zug anhielt, und stapfte nach vorn, um die Sache mit dem Gepäckarbeiter zu regeln.

Draußen schneite es: große, trockene Flocken, die sich auf bereits gefallene legten, Vorboten des tiefen Winters. Die Züge fuhren fast immer durch, hatte George gesagt.

Ich dachte, ich könnte eigentlich mal nachsehen, wie die Fete lief, doch anders als nach dem Rennen von Winnipeg hatten die meisten Leute anscheinend das Gefühl, daß der Abend lang genug gewesen war. Der Gesellschaftsraum im Aussichtswagen war nur halbvoll. Das Aussichtsdeck kaum belegt. Die Pokerrunde, in Hemdsärmeln, raffte ihr Geld zusammen. Die Schauspieler waren verschwunden. Nell kam mir mit Xanthe entgegen, der sie sicheres Geleit zu dem Oberbett hinter den Filzvorhängen gab.

«Gute Nacht«, sagte Nell leise.

«Schlafen Sie gut«, erwiderte ich.

«Gute Nacht«, sagte Xanthe.

Ich lächelte.»Gute Nacht.«

Ich sah zu, wie sie durch den Gang neben der Bar gingen. Nell drehte sich um, zögerte und winkte. Auch Xanthe drehte sich um und winkte. Ich winkte zurück.

Sanft war das Wort, dachte ich. Geht sanft in diese gute Nacht… Nein, nein! Es mußte heißen:»Geh nicht so sanft in diese gute Nacht. «Seltsam, wie Dichterworte im Gedächtnis haften blieben. Dylan Thomas, nicht wahr? Geh nicht so sanft in diese gute Nacht… weil diese Nacht der Tod war.

Der Zug legte sich langsam schlafen.

Bestimmt, dachte ich, gab es herzlich wenig Ruhe in den Köpfen der Lorrimores, Vater, Mutter und Sohn. Wenig Ruhe auch für Filmer, der jetzt von Johnson wissen würde, daß Lenny Higgs’ Abgang ihn des Druckmittels gegen Daffodil beraubt hatte; den jetzt zumindest wohl Zweifel plagten, was Mercers künftige Reaktionen anging; der wissen mußte, daß Cumber Young bald herausfinden würde, wer Ezra Gideons Pferde übernommen hatte; dem klar sein mußte, daß eine Flutwelle der Verachtung auf ihn zukam. Ich wünschte ihm mehr als einen verstimmten Magen. Ich wünschte ihm Reue, und das war das letzte, was er empfinden würde.

Ich wanderte durch den Zug zurück, an Georges leerem Büro vorbei und streckte mich noch angekleidet in meinem Abteil auf dem Bett aus, bei offener Tür und brennendem Licht, da ich nur ausruhen, aber wachbleiben wollte — und gar nicht überraschend schlief ich sofort ein.

Ich erwachte davon, daß jemand rief:»George… George…«

Schreckte hoch und sah auf meine Uhr. Ich hatte nicht lange geschlafen, nicht mehr als zehn Minuten, aber in der Zwischenzeit war der Zug stehengeblieben.

Diese Erkenntnis brachte mich im Nu vom Bett herunter. Wir hätten fahren müssen; erst in knapp einer Stunde war ein Halt vorgesehen. Ich trat auf den Gang hinaus und sah einen älteren Mann in einem grauen VIA-Anzug, wie George ihn trug, in das Büro schauen. Der ältere Mann blickte auf meine Uniform und sagte drängend:»Wo ist George?«

«Ich weiß es nicht«, erwiderte ich.»Was ist denn los?«

«Wir haben ein heißes Lager. «Er war stark beunruhigt.

«George muß dem Fahrdienstleiter funken, daß er den Canadian anhält.«

Nicht schon wieder, dachte ich wild. Ich betrat Georges Büro hinter dem VIA-Mann, der sagte, er sei der zweite Zugführer, Georges Stellvertreter.

«Können Sie das Funkgerät nicht bedienen?«sagte ich.

«Das ist Sache des Zugführers.«

Der zweite Zugführer war in erster Linie Schlafwagensteward, nahm ich an. Am besten versuchte ich also selbst, ob ich jemand reinkriegte, denn sicher hatte George die Frequenz schon eingestellt; doch als ich auf den Sendeschalter drückte, tat sich überhaupt nichts, es klickte nicht mal, und dann sah ich auch, warum es nicht ging… das Funkgerät war klatschnaß.

Eine leere Kaffeetasse stand daneben.

Zutiefst erschrocken sagte ich zu Georges Stellvertreter:»Was ist ein heißes Lager?«

«Eine heißgelaufene Achse natürlich«, erwiderte er.»Eine Lagerbüchse, in der die Achse läuft. Sie ist unterm Pferdewaggon, und sie glüht dunkelrot. Wir können nicht weiterfahren, bis sie abkühlt und wir Öl nachgefüllt haben.«

«Wie lange dauert das?«

«Zu lange. Sie packen jetzt Schnee drauf. «Allmählich begriff er, was mit dem Funkgerät los war.»Das ist ja naß…«

«Es klappt nicht«, sagte ich. Auch das Zahltelefon würde nicht gehen, hier draußen im Gebirge.»Wie stoppen wir den Canadian? Es muß doch Möglichkeiten geben aus der Zeit vor dem Funkverkehr.«

«Ja, aber…«Er sah gestreßt aus, jetzt wo ihm die ganze Ungeheuerlichkeit der Lage aufging.»Sie werden über die Schienen zurücklaufen und Lichtsignale setzen müssen.«

«Lichtsignale?«

«Fackeln, versteht sich. Sie sind jünger als ich… deshalb müssen Sie gehen. Sie sind schneller.«

Er öffnete einen Schrank in Georges Büro und zog drei Gegenstände heraus, jeder etwa einen Fuß lang, röhrenförmig, mit einem Metalldorn unten und einem körnigen Kopf. Sie sahen wie übergroße Streichhölzer aus, was sie im Prinzip auch waren.

«Man reißt sie auf einer rauhen oder harten Oberfläche an«, sagte er.»An einem Stein zum Beispiel, oder auf den Schienen; sie brennen leuchtend rot… Brenndauer zwanzig Minuten. Sie stecken… rammen den Dorn mitten auf die Holzschwellen zwischen den Schienen. Der Fahrer des Canadian wird anhalten, sobald er die Fackeln sieht. «Sein Verstand arbeitete fast schneller als seine Zunge.»Sie müssen eine halbe Meile gehen… so lange braucht der Canadian zum Anhalten… Schnell jetzt… aber mindestens eine halbe Meile. Und wenn keiner im Führerstand ist…«»Was soll das heißen«, fragte ich entgeistert,»wenn keiner im Führerstand ist?«

«Die Lokführer sind da nicht immer. Einer von ihnen spült regelmäßig den Kessel aus. der andere könnte auf dem Abort sein… Wenn sie nicht da sind — wenn sie die Signale nicht gesehen haben und der Zug nicht bremst —, dann müssen Sie noch eine Fackel anreißen und sie durchs Fenster in den Führerstand werfen. Wenn sie dann wieder reinkommen, bremsen sie.«

Ich starrte ihn an.»Das ist doch unmöglich.«

«Die werden schon da sein, die sehen die Fackeln. Gehen Sie jetzt. Beeilen Sie sich. Aber wenn’s sein muß, machen Sie’s so. Werfen Sie eine durchs Fenster. «Plötzlich riß er eine vierte Fackel aus dem Schrank.»Am besten nehmen Sie noch eine mit, für alle Fälle.«

«Für welchen Fall?«Was konnte denn da noch sein?

«Falls Bären kommen«, sagte er.

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