KAPITEL 13

»›Mit allen möglichen Spitzbuben und Schuften verkehrt‹«, knurrte Sir James. »›Die Fortdauer … von heimtückischen und blutigen Angriffen auf spanische Gebiete unterstützt‹ – Allmächtiger, ›heimtückisch und blutig‹, der Mann ist wahnsinnig – ›die Nutzung von Port Royal als häufigen Treffpunkt dieser Halsabschneider und Schurken gestattet … für hohe Funktionen ungeeignet … alle möglichen Arten von Verderbtheit duldet …‹ Zur Hölle mit dem Mann.«

Sir James Almont, noch im Morgenrock, wedelte mit dem Brief in seiner Hand. »Zur Hölle mit dem Spitzbuben und Schuft«, sagte er. »Wann hat er dir den gegeben?«

»Gestern, Euer Exzellenz«, sagte Anne Sharpe. »Ich dachte, Ihr hättet ihn gern, Euer Exzellenz.«

»Und ob«, sagte Almont und gab ihr eine Münze für ihre Mühe. »Und wenn du noch mehr davon bringst, so wirst du fürder belohnt werden, Anne.« Er dachte bei sich, dass sie sich als besonders kluges Kind erwies. »Hat er dir Avancen gemacht?«

»Nein, Euer Exzellenz.«

»Hab ich mir gedacht«, sagte Almont. »Nun, wir werden uns eine Möglichkeit überlegen, wie wir Mr Hackletts Ränkespielchen ein für alle Mal unterbinden.«

Er trat ans Fenster seines Schlafgemachs und blickte hinaus. Im Licht der Morgendämmerung steuerte die Cassandra jetzt gen Osten um die Spitze von Lime Cay, hisste das Großsegel und nahm Fahrt auf.


Wie alle Freibeuterschiffe steuerte die Cassandra zunächst Bull Bay an, eine kleine Bucht ein paar Meilen östlich von Port Royal. Dort angekommen, drehte Mr Enders das Schiff in den Wind, und mit schlaff in der leichten Brise flatternden Segeln hielt Captain Hunter seine Rede.

Allen an Bord waren drei Formalitäten bekannt. Erstens, Hunter verlangte eine einstimmige Wahl zum Kapitän des Schiffes; ein Chor von Ja-Stimmen begrüßte ihn. Dann legte er die Regeln der Reise fest – kein Alkohol, keine Unzucht und keine Plünderungen ohne seinen Befehl: Wer gegen diese Regeln verstieß, wurde mit dem Tode bestraft. Sie waren üblich und wurden nur kleinlaut mit Ja bestätigt.

Als Nächstes erläuterte er die Aufteilung der Beute. Als Kapitän würde Hunter dreizehn Anteile bekommen. Sanson würde sieben erhalten – die Zahl wurde mit einigem Gemaule quittiert – und Mr Enders anderthalb. Lazue würde eineinviertel bekommen. Ebenso Black Eye. Der Rest würde gleichmäßig unter der Besatzung aufgeteilt.

Einer der Seeleute ergriff das Wort. »Captain, ist Matanceros unser Ziel? Das ist gefährlich.«

»Ja, das ist es«, sagte Hunter, »aber die Beute ist gewaltig. Jeder Einzelne wird reichlich belohnt werden. Jeder, der die Gefahr für zu groß hält, wird hier an Land gesetzt, in dieser Bucht, ohne meine Wertschätzung zu verlieren. Doch er muss von Bord gehen, bevor ich euch von dem Schatz erzähle, der dort zu holen ist.«

Er wartete. Niemand rührte sich oder sagte etwas.

»Also gut«, sagte Hunter. »Im Hafen von Matanceros liegt eine Nao aus der spanischen Schatzflotte, und die werden wir uns schnappen.« Die Besatzung brach in jubelndes Getöse aus, das Hunter erst nach einigen Minuten bändigen konnte. Und als alle wieder verstummt waren und ihn anblickten, sah er das Funkeln in den Augen, das von Goldvisionen gespeist wurde. »Seid ihr dabei?«, rief Hunter. Alle antworteten mit einem lauten Schrei.

»Dann auf nach Matanceros.«


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