Erster Auftritt.

Adelma allein.

Jetzt oder nie entspring' ich diesen Banden.

Fuenf Jahre trag' ich schon den gluehnden Hass

In meiner Brust verschlossen, heuchle Freundschaft

Und Treue fuer die Grausame, die mir

Den Bruder raubte, die mein ganz Geschlecht

Vertilgte, mich zu diesem Sklavenloos

Herunterstiess-In diesen Adern rinnt,

Wie in den ihren, koenigliches Blut;

Ich achte mich, wie sie, zum Thron geboren.

Und dienen soll ich ihr, mein Knie ihr beugen,

Die meines ganzen Hauses Moerderin,

Die meines Falles blut'ge Ursach ist.

Nicht laenger duld' ich den verhassten Zwang,

Erschoepft ist mir die Kraft, ich unterliege

Der lang getragnen Buerde der Verstellung.

Der Augenblick ist da, mich zu befrein,

Die Liebe soll den Rettungsweg mir bahnen.

All' meine Kuenste biet' ich auf-Entweder

Entdeck' ich sein Geheimniss oder schreck' ihn

Durch List aus diesen Mauern weg-Verhasste!

Du sollst ihn nicht besitzen! Diesen Dienst

Will ich aus falschem Herzen dir noch leisten.

Mir selber dien' ich, suesse Rache ueb' ich,

Dein Herz zerreiss' ich, da ich deinem Stolz

Verraethrisch diene-ich durchschaute dich!

Du liebst ihn, aber darfst es nicht gestehn.

Du musst ihn von dir stossen und verwerfen,

Wider dich selber musst du thoericht wuethen,

Den laecherlichen Ruhm dir zu bewahren;

Doch ewig bleibt der Pfeil in deiner Brust,

Ich kenn' ihn; nie vernarben seine Wunden.

-Dein Frieden ist vorbei! Du hast empfunden!

(Turandot erscheint im Hintergrund, auf Zelima gelehnt,

welche beschaeftigt ist, sie zu beruhigen.)

Sie kommt, sie ist's! Verzehrt von Scham und Wuth

Und von des Stolzes und der Liebe Streit!

Wie lab' ich mich an ihrer Seele Pein!

-Sie naehert sich-Lass hoeren, was sie spricht!

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