Fuenfter Auftritt.

Turandot. Altoum. Pantalon und Tartaglia folgen ihm in einiger

Entfernung nach.

Altoum (in einem Briefe lesend und in tiefen Gedanken, fuer sich).

So musste dieser blutige Tyrann

Von Tefflis enden! Kalaf, Timurs Sohn,

Aus seiner Vaeter Reich vertrieben, fluechtig

Von Land zu Lande schweifend, muss hieher

Nach Peckin kommen und durch seltsame

Verkettung der Geschicke gluecklich werden!

So fuehrt das Schicksal an verborgnem Band

Den Menschen auf geheimnissvollen Pfaden!

Doch ueber ihm wacht eine Goetterhand,

Und wunderbar entwirret sich der Faden.

Pantalon (leise zu Tartaglia).

Rappelt's der Majestaet? Was koemmt sie an,

Dass sie in Versen mit sich selber spricht?

Tartaglia (leise zu Pantalon).

Still, still! Es ist ein Bote angelangt

Aus fernen Landen-Was er brachte, mag

Der Teufel wissen!

Altoum (steckt den Brief in den Busen und wendet sich zu

seiner Tochter).

Turandot! Die Stunden

Entfliehen, die Entscheidung rueckt heran,

Und schlaflos irrst du im Serail umher,

Zerquaelst dich, das Unmoegliche zu wissen.

-Vergebens quaelst du dich. Es ist umsonst,

Ich aber hab' es ohne Mueh' erfahren.

-Sieh diesen Brief. Hier stehen beide Namen

Und Alles, was sie kenntlich macht. So eben

Bringt ihn ein Bote mir aus fernen Landen.

Ich halt' ihn wohl verschlossen und bewacht,

Bis dieser naechste Tag vorueber ist.

Der unbekannte Prinz ist wirklich Koenig

Und eines Koenigs Sohn-Es ist unmoeglich,

Dass du errathest, wer sie beide seien.

Ihr Reich liegt allzufern von hier, der Name

Ist kaum zu Peckin ausgesprochen worden.

-Doch sieh, weil ich's als Vater mit dir meine,

Komm' ich in spaeter Nacht noch her-Kann es

Dir Freude machen, dich zum zweitenmal

Im Divan dem Gelaechter blosszustellen,

Dem Hohn des Poebels, der mit Ungeduld

Drauf wartet, deinen Stolz gebeugt zu sehn?

Denn abgesinnt, du weisst's, ist dir das Volk,

Kaum werd' ich seiner Wuth gebieten koennen,

Wenn du im Divan nun verstummen musst.

-Sieh liebes Kind, dies fuehrte mich hieher.

(Zu Pantalon und Tartaglia.)

Lasst uns allein! (Jene entfernen sich ungern und zaudernd.)

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