Turandot. Altoum. Pantalon und Tartaglia folgen ihm in einiger
Entfernung nach.
Altoum (in einem Briefe lesend und in tiefen Gedanken, fuer sich).
So musste dieser blutige Tyrann
Von Tefflis enden! Kalaf, Timurs Sohn,
Aus seiner Vaeter Reich vertrieben, fluechtig
Von Land zu Lande schweifend, muss hieher
Nach Peckin kommen und durch seltsame
Verkettung der Geschicke gluecklich werden!
So fuehrt das Schicksal an verborgnem Band
Den Menschen auf geheimnissvollen Pfaden!
Doch ueber ihm wacht eine Goetterhand,
Und wunderbar entwirret sich der Faden.
Pantalon (leise zu Tartaglia).
Rappelt's der Majestaet? Was koemmt sie an,
Dass sie in Versen mit sich selber spricht?
Tartaglia (leise zu Pantalon).
Still, still! Es ist ein Bote angelangt
Aus fernen Landen-Was er brachte, mag
Der Teufel wissen!
Altoum (steckt den Brief in den Busen und wendet sich zu
seiner Tochter).
Turandot! Die Stunden
Entfliehen, die Entscheidung rueckt heran,
Und schlaflos irrst du im Serail umher,
Zerquaelst dich, das Unmoegliche zu wissen.
-Vergebens quaelst du dich. Es ist umsonst,
Ich aber hab' es ohne Mueh' erfahren.
-Sieh diesen Brief. Hier stehen beide Namen
Und Alles, was sie kenntlich macht. So eben
Bringt ihn ein Bote mir aus fernen Landen.
Ich halt' ihn wohl verschlossen und bewacht,
Bis dieser naechste Tag vorueber ist.
Der unbekannte Prinz ist wirklich Koenig
Und eines Koenigs Sohn-Es ist unmoeglich,
Dass du errathest, wer sie beide seien.
Ihr Reich liegt allzufern von hier, der Name
Ist kaum zu Peckin ausgesprochen worden.
-Doch sieh, weil ich's als Vater mit dir meine,
Komm' ich in spaeter Nacht noch her-Kann es
Dir Freude machen, dich zum zweitenmal
Im Divan dem Gelaechter blosszustellen,
Dem Hohn des Poebels, der mit Ungeduld
Drauf wartet, deinen Stolz gebeugt zu sehn?
Denn abgesinnt, du weisst's, ist dir das Volk,
Kaum werd' ich seiner Wuth gebieten koennen,
Wenn du im Divan nun verstummen musst.
-Sieh liebes Kind, dies fuehrte mich hieher.
(Zu Pantalon und Tartaglia.)
Lasst uns allein! (Jene entfernen sich ungern und zaudernd.)