Fuenfter Auftritt.

Timur, ein Greis in duerftiger Kleidung. Barak.

Timur (entsetzt, fuer sich).

Weh mir! Mein Sohn! Soldaten fuehren ihn

Gefangen fort! Sie fuehren ihn zum Tode!

Gewiss, gewiss, dass der Tyrann von Tefflis,

Der Raeuber meines Reichs, ihn bis nach Peckin

Verfolgen liess und seine Rache saettigt!

Doch mit ihm will ich sterben! (Eilt ihm nach und ruft laut.)

Kalaf! Kalaf!

Barak (tritt ihm in den Weg und haelt ihm das Schwert auf die Brust).

Halt ein, Ungluecklicher! Du bist des Todes!

(Pause. Beide sehen einander erstaunt an. Unterdessen hat sich

Kalaf mit den Soldaten entfernt.)

Wer bist du, Alter? Woher kommst du? Sprich!

Dass du den Namen dieses Juenglings weisst?

Timur. Was seh' ich? Gott! Du, Barak? Du in Peckin?

Du sein Verraether? Ein Rebell? Und zueckst

Das Schwert auf deinen Koenig?

Barak (laesst erstaunt das Schwert sinken). Grosse Goetter!

Ist's moeglich?-Timur?

Timur. Ja, Verraether!

Ich bin es, dein ungluecklicher Monarch,

Von aller Welt, nun auch von dir verrathen!

Was zoegerst du? Nimm dieses Leben hin!

Verhasst ist mir's, da ich die treusten Diener

Um schnoeden Vortheils willen undankbar

Und meinen Sohn dem Tod geopfert sehe!

Barak. Herr!-Herr! O Gott! Das ist mein Fuerst, mein Koenig!

Er ist's! Nur allzuwohl erkenn' ich ihn. (Faellt ihm zu Fuessen.)

In diesem Staub! In dieser Niedrigkeit!

Ihr Goetter, muss mein Auge dies erleben!

-Verzeiht, Gebieter, meiner blinden Wuth!

Die Liebe ist's zu Eurem Sohn, die Angst,

Die treue Sorge, die mich hingerissen.

So lieb Euch Eures Sohnes Heil, so komme

Der Name Kalaf nie aus Eurem Munde!

-Ich nenne mich hier Hassan. nicht mehr Barak-

-Ach, weh mir! Wenn uns Jemand hier behorchte!-

Sagt, ob Elmaze, meine Koenigin,

Sich auch mit Euch in dieser Stadt befindet?

Timur. Still, Barak-still! O, sprich mir nicht von ihr!

In unserm traur'gen Aufenthalt zu Berlas

Verzehrte sie der Gram um unsern Sohn,

-Sie starb in diesen lebensmueden Armen.

Barak. O die Bejammernswuerdige!

Timur. Ich floh!

Ich konnt' es, einsam, dort nicht mehr ertragen.

Des Sohnes Spuren folgend, frag' ich mich

Von Land zu Land, von einer Stadt zur andern.

Und jetzt, da mich nach langem Irren endlich

Der Goetter Hand hieher geleitet, ist

Mein erster Anblick der gefangne Sohn,

Den man zum Tode fuehrt.

Barak. Kommt, kommt, mein Koenig!

Befuerchtet nichts fuer Euren Sohn! Vielleicht

Dass ihn, eh noch der naechste Tag verlaufen,

Das hoechste Glueck belohnt und Euch mit ihm!

Nur, dass sein Name nicht, noch auch der Eure

Von Euern Lippen komme-Merkt Euch das!

Ich nenne mich hier Hassan, nicht mehr Barak.

Timur. Was fuer Geheimnisse-Erklaer' mir doch!

Barak. Kommt! Hier ist nicht der Ort, davon zu reden!

Folgt mir nach meiner Wohnung-Doch, was seh' ich?

(Skirina tritt aus dem Palast.)

Mein Weib aus dem Serail! O wehe mir!

Wir sind entdeckt! (Zu Skirina heftig.) Was hast du hier zu suchen?

Unglueckliche! Wo kommst du her?

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