Elf

Ich erwache, weil der Nachbar in der Wand bohrt, und ich habe einen Monsterkater. Ich bin allein, Else liegt nicht neben mir. Ich drehe mich auf die Seite, um zum Wecker zu schauen, bei dieser Bewegung wird mir noch mehr übel. Die Kopfschmerzen sind schlimm, aber zu ertragen. Was ich nicht ertragen kann, ist diese entsetzliche Übelkeit.

Es ist neun. Wieso bohrt dieser Mensch? Wieso macht er das nicht am Nachmittag? Ich stelle mir vor, wie ich ihm die Meinung sage, aber das hilft auch nicht, denn das Bohren hört nicht auf, und mir ist weiterhin übel. Wieso eigentlich? Was habe ich gestern wieder getrieben?

Und es ist nicht nur der jämmerliche körperliche Zustand. Ich fühle einen seelischen Alpdruck, ich habe ein schlechtes Gefühl, als laste ein moralisches Gewicht auf mir. Ich kann mir das nicht erklären, es geht über den gewöhnlichen Moralischen nach starkem Alkoholkonsum hinaus.

Von draußen höre ich die Stimme Ursels, meiner Schwiegermutter, die mit Stanislaus spricht. Sie sind nebenan in seinem Zimmer, offenbar wird er gewickelt. Ich habe ihr schon einige Male gesagt, sie soll dabei bitteschön die Tür zumachen bitte, wenn ich noch im Bett bin, aber das vergißt sie manchmal. Gut, heute ist das egal, denn mich hat nicht Stanislaus’ Krähen geweckt, sondern der gewissenlose Nachbar. Nur holt mich die Unterhaltung zwischen meiner Schwiegermutter und Stanislaus noch weiter aus dem Schlaf heraus.

Wieso ist mir so schlecht? Was war gestern los? Am Nachmittag habe ich den Professor getroffen und, wie immer in seiner Gesellschaft, keinen Tropfen getrunken. Am Abend das Treffen mit Beate, einer weiteren Ärztin, die mir damals auf meinen Artikel hin geschrieben hatte. Anders als Frau Thallner hat sie bereits einen Mann, sie hat sogar zwei kleine Kinder, unsere Treffen sind also relativ ungefährlich. Generell finde ich zwar, Sex ist die netteste Art, sich kennenzulernen, aber da wir beide mit anderen verheiratet sind, fällt das aus. Wir reden über meine Hypochondrie, und ob der Schmerz hier und jener da etwas Gefährliches sein könnte. Die Frau hat eine Engelsgeduld.

Ich weiß mit Sicherheit, daß ich gegenüber Beate keine Annäherungsversuche unternommen habe, aber die moralische Last, die Angst, die ich fühle, all das scheint aus dieser Richtung zu kommen: Du hast möglicherweise etwas getan, was du lieber hättest bleibenlassen. Womöglich habe ich — jemanden geschlagen? Läutet bald die Polizei?

Rekapituliere: Ich muß etwa zehn Glas Wein getrunken haben, vielleicht elf, höchstens aber zwölf. Demnach so eineinhalb Liter. Das ist viel, aber ich hatte schon mehr, ohne daß ich mich danach so elend fühlte wie heute. Was ist los? Habe ich womöglich einen Leberschaden? Am liebsten würde ich gleich wieder Beate anrufen, aber ich traue mich nicht, sie hält mich ohnehin schon für total plemplem.

Ich überlege, ob man mit 33 schon einen Leberschaden haben kann, wenn man so trinkt wie ich. Ich versuche mich zu beruhigen: Du hast zwei Wochen lang nicht einmal einen Schnaps nach dem Essen getrunken, gar nichts hast du getrunken, du trinkst nicht so viel, du trinkst ja fast nur, wenn du ausgehst. Du hast keinen Leberschaden.

Aber wieso fühle ich mich so schaurig? Vielleicht sollte ich doch Beate anrufen.

Der Nachbar beginnt wieder zu bohren. Ich höre draußen Elses Stimme, dann die von Ursel:»Will der Stanislaus mit der Oma spazierengehen?«

Ich ziehe mir das Kissen über den Kopf. Nach wenigen Sekunden tauche ich wieder auf, denn ich bekomme keine Luft, und mir wird noch übler.

In Unterhosen, zum Anziehen bin ich zu schwach, Ursel muß den Anblick ertragen, gehe ich hinaus.»Oh!«sagt Else. Ich winke ihr zu, dann sperre ich mich in der Toilette ein. Um mich dreht sich alles.

Danach mache ich mich zitternd auf den Weg ins Badezimmer, um mir die Zähne zu putzen. Else schaut mich an und fragt, ob es mir nicht gutgeht. Ich schüttle den Kopf. Sie drückt mir mein Mobiltelefon in die Hand und sagt, meine Mutter hat angerufen und von ihren starken Blähungen nach dem Essen erzählt. Ich nicke nur und gehe ins Bad. Aus dem Apothekenschrank hole ich mir Kohletabletten. Ich nehme vier. Gerade als ich mich ins Bett lege, beginnt der Nachbar wieder zu bohren.

Allmählich verstehe ich, was mit mir los ist. Stanislaus hat mich mit der Darmgrippe angesteckt, die er vor zwei Tagen hatte. Das ist immer so: Er fängt sich ein Virus ein und ist einen Tag lang krank, dann steckt er uns an, und wir leiden eine Woche. Wenigstens weiß ich jetzt, warum es mir so elend geht, ich habe keinen Leberschaden, ich habe eine schlimme Darmgrippe und einen Kater.

Per SMS frage ich bei Beate nach, ob sie auch krank ist. Ist sie nicht, aber ihr geht es vom Wein schlecht. Ich denke mitleidig an sie, die Arme muß verkatert zwei Kleinkinder betreuen. Ich nur eines, nämlich mich.

«Wenn der Stanislaus sich nicht anziehen läßt, können wir nicht spazierengehen!«ruft Ursel streng.

Vorsichtig strecke ich mich aus. Auf dem Bauch kann ich nicht liegen, mir wird sofort übel. Ich liege auf dem Rücken und warte. Daß es vorbeigeht. Daß es besser wird.

Ich muß eingedöst sein. Ich erwache vom Klingeln des Handys, meine Mutter.

«WAS LESE ICH DA, DEIN FREUND KRIEGT SCHON WIEDER EINEN PREIS?«

«Was?«

«Steht in der Zeitung! Kriegt den Adenauer-Preis!«

«Ja, ich weiß. Ist doch schön.«

«WAS BRAUCHT DENN DER NOCH EINEN PREIS? Wie viele Bücher hat der denn schon verkauft?«

«Über 130.000. Aber…«

«HUNDERTDREISSIGTAUSEND? Hat der nicht schon genug verdient mit seinem Buch?«

«Was willst du denn, es ist doch wunderbar, wenn mal ein gutes Buch ausgezeichnet wird… nicht immer nur dieses träge Zeug, das niemand liest… ja, sein Buch verkauft sich toll, aber wieso sollte man ihm deshalb keinen…

«WANN SCHREIBST DENN DU MAL SO WAS?«

«Wie bitte?«

«WANN SCHREIBST DENN DU MAL EIN BUCH, DAS SO EINEN ERFOLG HAT?«

«Ich weiß nicht, hm.«

«WÄRE NICHT SCHLECHT!«

«Ganz recht, ja, wäre nicht schlecht. Du, ich muß jetzt aufhören.«

«TSCHÜS!«

Es gelingt mir, wieder einzuschlafen. Auch diesmal ist es das Handy, das mich weckt. Daniel beschwert sich über den Blödsinn, der über ihn geschrieben wird.

«Was genau regt dich auf?«

«Na die wollen schreiben wie ich BIN! Die wollen was über mich schreiben als PERSON verstehst du als MENSCH wie ich bin wollen sie ihren Lesern vermitteln und da schreibt einer ich sei der SCHRIFTSTELLER-SCHLAKS! Also bitte bin ich schlaksig?«

Um ihn aufzuheitern, erzähle ich ihm vom Anruf meiner Mutter. Er will es mir zuerst nicht glauben, aber dann fällt ihm ein, daß ich niemals lüge. Ich verabschiede mich und schlafe weiter.

Als ich wieder aufwache, fällt mir ein, wovor ich mich schon die ganze Zeit so fürchte. Es ist nicht die Polizei. Oder zumindest nicht so sehr, denn ich kann mich an keinen Streit und keine Rauferei erinnern. Nun, das will nicht viel heißen, vielleicht habe ich wirklich irgendeine Nase gebrochen, aber dagegen spricht, daß ich unverletzt bin, und das wäre ich bestimmt nicht, wenn ich mich mit jemandem angelegt hätte. Nein — ich habe Angst, vor dem Schlafengehen um drei Uhr früh noch Mails geschrieben zu haben.

Ach Gott. Was habe ich geschrieben? Wem?

Es passiert mir immer wieder. Ich weiß, ich sollte es nicht tun, und dennoch setze ich mich im Zustand erheblicher Beeinträchtigung durch Alkohol an den Computer. Sentimental, aggressiv, selbstmitleidig, oberschlau, einmal etwas davon, einmal alles zusammen. Dann schreibe ich Mails an Menschen, denen ich in solchem Zustand auf keinen Fall schreiben sollte. An alte Freunde, die ich lange nicht gesehen habe. Oder an alte Freunde, mit denen ich schon seit langer Zeit zerstritten bin und die ich in nüchternem Zustand nie wieder sehen will.

Wem habe ich gestern was geschrieben?

Ich muß wieder zur Toilette. Vorne wird es allmählich besser. Auf dem Weg zurück ins Schlafzimmer komme ich am Arbeitszimmer vorbei, der Computer ist eingeschaltet, ich könnte meine Mails abrufen. Wenn ich Sonderbares ausgeschickt habe, ist damit zu rechnen, daß ich auch schon Antwort bekommen habe. Na, und dann wüßte ich es. Was ich so geschrieben habe und wem.

Aber ich glaube, ich will das nicht wissen, nicht jetzt.

Eine Weile versuche ich zu lesen, einen Roman von Knut Hamsun. Mir wird schwindlig. Ich bekomme Fieber. Ich habe schon darauf gewartet, denn bei Infektionen fiebere ich schnell. Ich weiß nie, ob das ein gutes oder schlechtes Zeichen ist, ob es bedeutet, daß mein Immunsystem gut oder schlecht arbeitet. Im Zweifelsfall fürchte ich mich.

Ich hole mir Cola. Ich trinke selten Cola, aber bei Darmgrippe darf man. Mir fallen die Horrorgeschichten ein, die man in meiner Kindheit über das süße schwarze Gesöff erzählt hat: Es ist so ungesund, daß es einem den Magen durchätzt, jedenfalls auf Dauer. Jemand hat ein Experiment gemacht und eine schmutzige Münze über Nacht in ein Glas Cola gelegt. Am nächsten Tag ist sie sauber gewesen. Die alternative, noch drastischere Version: Jemand hat über Nacht ein Stück Fleisch in ein Glas Cola gelegt, und am nächsten Tag war das Stück Fleisch weg. Ich habe mich schon damals gefragt, wie man so etwas glauben kann. Wenn das stimmte, hätten Hausfrauen es als Putzmittel verwendet.

Ich liege da, esse Zwieback und trinke Cola, als Else hereinkommt.

«Du-u?«

«Ja?«

«Ich wollte gerade bei der Bank mit deiner Karte Geld abheben. Habe nichts gekriegt.«

«Kann doch nicht sein.«

«Ich habe mir den Kontostand angeschaut. Du bist ziemlich weit im Minus.«

«Wie weit?«

«Ziemlich weit.«

«WIE WEIT?«

Sie hält alle Finger der rechten Hand sowie zwei der linken in die Höhe.

«Ich kümmere mich darum«, sage ich und mache die Augen zu.

Die nächsten Stunden sind geprägt von Fieber, Diarrhöe, Cola, Knut Hamsun und der Frage, wie ich siebentausend Euro auftreibe. Einmal kommt Stanislaus ins Zimmer und wirft sich auf mich, zufälligerweise bin ich kurz zuvor endlich eingeschlafen. Wir spielen eine Weile. Ich bekomme» Bauchhunger «und esse seinen Bauch, er lacht und kreischt und schreit:»Niiicht! Nicht Bauchch-hun-ger!«Schnell merke ich, daß mir bei diesem Gehampel furchtbar schlecht wird. Er ist enttäuscht, als Else ihn mit sich hinausnimmt.

Es hilft nichts, ich muß gegen die Übelkeit Paspertin schlucken, das ich aus Abneigung gegen die Zustände, in denen ich es nehme, französisch ausspreche. Zwanzig Tropfen, dann setze ich mich an den Computer.

Posteingang (1)


IG Autoren

Essen mit den Augen

3k


Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Die Berufsvereinigung der Bildenden Künstler Österreichs realisiert eine Ausstellung zum Thema» mit den augen essen«. Ein Programmpunkt beinhaltet — in Abwandlung zu den chinesischen Glückskeksen — in Grammelpogatscherln eingebackene Texte österreichischer Autorinnen und Autoren zum Thema Essen, die bei einer Eröffnungsveranstaltung vorgestellt werden sollen.

Die Veranstalterin, Sylvie Proidl, sucht dazu Kürzestprosa, Lyrisches, Gedankensplitter, Liedzeilen, Schnipsel (SMS-Länge, höchstens 160 Zeichen), die sich mit Essen als Kunst, als kulturelle Identifikation, als ästhetisches Vergnügen, vertilgbare Bilder, als pure Sinnlichkeit, aber auch als Quelle von Krankheit, Selbstdarstellung, Spiegelung sozialer Gegebenheiten, Lust, Überdruß etc. beschäftigen. Als Kontaktadresse hat die IG Autorinnen Autoren ihre Anschrift zur Verfügung gestellt: IG Autorinnen Autoren, Seidengasse 13, 1070 Wien, z.H. Gerhard Ruiss.

Die Namen der mitwirkenden Autorinnen und Autoren werden selbstverständlich bei allen werblichen Gelegenheiten bekannt gemacht. Honorar kann leider keines angeboten werden.

Herzliche Grüße

Für die IG Autorinnen Autoren: Gerhard Ruiss

Zur Sicherheit nehme ich noch einmal zwanzig Tropfen. Zum Glück ist nichts Schlimmeres gekommen. Als ich meinen Posteingang genauer kontrolliere, bemerke ich, daß ich am Vorabend zwei Mails bekommen habe, an die ich mich nicht erinnere. Das eine stammt vom Hanser-Verlag, das andere von einem Kollegen, den ich nicht besonders mag und der sich mir in regelmäßigen Abständen in Erinnerung bringt. Zu meinem Entsetzen sehe ich an jenem Pfeil neben dem Absender, daß ich beide Emails beantwortet habe. Woran ich mich ebenfalls nicht erinnern kann.

Was habe ich da geschrieben?

Nun, was ich dem lästigen Kollegen auch mitgeteilt haben mag, im schlimmsten Fall haßt er mich jetzt, und das wäre nur einer mehr. Aber was habe ich meinem neuen Verlag geschrieben? Höfliches? Freundliches? Oder bin ich aus irgendeinem rätselhaften Grund ausgeflippt und habe wüste Beschimpfungen nach München geschickt? Vielleicht bin ich meinen tollen neuen Verlag auch schon wieder los? Ich stelle mir vor, wie dem Verlagsleiter Michael Krüger ein Schreiben jenes jungen Österreichers vorgelegt wird, dessen Roman der Verlag vor kurzem angenommen hat. Wie er liest und die Stirn runzelt. Wie währenddessen mein Lektor, der nette Herr Matz, enttäuscht in seinem Büro sitzt. Und wie dann…

Ich versuche mich zu beruhigen. Es steht nicht fest, daß ich irgend jemanden beschimpft habe, ja viel wahrscheinlicher ist es, daß ich höflich und nett war, denn ich habe keinen Grund, mich über Hanser zu beschweren. Vielmehr frage ich mich, ob ich vielleicht noch ein paar andere Mails geschrieben habe, an wen auch immer, die vielleicht nicht so freundlich waren. Denn daß ich noch keine Antworten bekommen habe, heißt ja nicht, daß ich nichts abgeschickt habe.

Ich lege mich wieder ins Bett. Mein Kontostand fällt mir ein, ich bekomme Magenschmerzen. Ich versuche mich mit Knut Hamsun abzulenken. Draußen wird gesprochen.

«Wenn der Stanislaus nicht brav ist, kauft ihm die Oma heute keine Schokolade!«

Ich stehe auf, öffne die Schlafzimmertür und brülle hinaus:»ICH! DU!«Knalle die Tür zu und lege mich wieder ins Bett. Draußen ist es still.

Ich döse ein wenig. Schlafen kann ich nicht, die Geldangelegenheit bedrückt mich. Ab und zu kommt ein SMS. Der Prinz schreibt, seine Allergie wird immer schlimmer, und er muß vielleicht den Hund weggeben. Das klingt nicht gut. Unter anderen Umständen würde ich ihn jetzt anrufen. Ich gehe zur Toilette.

Es muß mir schließlich doch gelungen sein, einzuschlafen. Als ich erwache, wird es draußen dunkel. Halb sechs. Es geht mir besser.

Ich schaffe es hinaus. Niemand da. Auf dem Tisch kein Zettel, auf dem Anrufbeantworter keine Nachricht. Ich setze mich an den Computer. Wen habe ich schon lange nicht mehr um Geld gebeten? Mein Heimatland! Ja, das ist es: Das Land Steiermark muß mir Geld geben. Immerhin stamme ich aus der Steiermark, und das Land ist dafür da, seine Autoren zu unterstützen. Haben sie zwar bei mir noch nie gemacht, aber ich muß etwas tun, um das Gefühl zu haben, auf eine Lösung hinzuarbeiten.

Ich schreibe also einen Bittbrief, besser gesagt, ein Förderansuchen, in dem ich meine Situation erkläre und eine einmalige Zuwendung beantrage. Ich stecke das Schreiben in einen Umschlag, klebe ihn zu, beschrifte ihn und fühle mich etwas besser. Außerdem weiß ich, daß in den nächsten Tagen ein paar Honorare aufs Konto kommen. Das Geld sollte reichen, bis — ja, bis wann? Bis das Land Steiermark mir Geld schickt. Bis ein Wunder passiert. Bis irgend etwas passiert.

Posteingang (1)


Karen Kablier

Re: Wie geht’s?

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die art und weise zu kommunizieren ist auch immer ein mittel sich zu distanzieren. das habe ich von dir gelernt. und nicht zu kommunizieren ist dein bevorzugtes mittel tom dein bevorzugtes mittel alles auszublenden was du nicht sehen willst. Und dann nach fast fuenf jahren» hallo wie geht’s, was machst du so, waere ja schoen «und BLAH BLAH BLAH.

this is so fucking sophisticated.

also was soll das. ich will den markt meiner gefuehle nicht mit aufgesetzten selbstverstaendlichkeiten bedienen lassen.

mein naechstes ausstellungsprojekt hat den arbeitstitel durchhalten und das ich. und ich sehe den abend den wir zuletzt miteinander verbracht haben vor fuenf jahren eher als zitat dessen was man besser nicht ergruenden sollte: die abgruende verweigerter bourgeoisie. der vorhang war gefallen in dem augenblick wo ich von dir two days after being your sex doll auf meine zugegebenermaßen vielleicht etwas draengenden sms eines mit dem eiskalten inhalt erhalte: lass mich. lass mich, hast du damals geschrieben. ist fünf jahre her. but it’s in my mind.

ich habe einfach DARAUF keine lust und um mein ausholen noch auszukosten, mir liegt WEIT MEHR an dir als du glaubst und als es dir wert ist.

also let it flow, it get so mind fucked in this city, living three identities. otherwise there is no need to continue. sorry for being so explicit, its my habit to cope with this kind of coincidences.

eine schwaeche von frauen sehe ich in ihrem selbsterklaerenden duktus, der ihre mails zu endloser laenge verfuehrt. ich genieße es trotzdem. ich habe die letzten monate mit einem sehr harschen schnellen austausch von ideen, wuenschen und erwartungen in berlin verbracht und fuehle mich einfach deconnected in wien. der einwurf englisher woerter ist nicht der gepriesene wellness slang, sondern my estate of writing emails to people i feel connected to.

geschriebene sprache ist manchmal unser aergster feind und begeht in unsittbarer weise leichtfertig meuchelmorde.

I am so bored of that, get and change this

cheers

karen

Ich lege mich wieder ins Bett. Ich nehme den Roman von Hamsun zur Hand. Als ich nach einer Weile bemerke, daß ich nur ins Buch starre, lege ich es weg. Meine Verdauung macht mir erneut Schwierigkeiten. Auch übel ist mir wieder. Ich schwitze. Wenn ich an das Email denke, zucke ich zusammen und rufe:»Jesusmaria!«

Das Telefon läutet, es ist der Schriftsteller-Schlaks. Ich erzähle ihm von der Bösartigkeit der Bank, mir nicht unbegrenzt Kredit zu geben. Er bedauert mich und fragt, ob ich Zeit hätte, einen kurzen Blick auf einen seiner Texte zu werfen, ehe er ihn abschickt. Wir verabschieden uns, ich gehe zum Computer.

Das Mobiltelefon läutet. Und weil ich die Angewohnheit habe, meine Adreßliste nur alle paar Jahre zu überarbeiten, steht da jetzt nicht einfach eine Nummer auf dem Display, sondern ein Name: Karen Kablier.

Ich hebe nicht ab. Drei Minuten später läutet es erneut. Fünf Minuten später noch mal. Ich kann mich nicht auf Daniels Text konzentrieren, ich lege mich wieder ins Bett. Das Telefon läutet. Kurz darauf kommt ein SMS.

this is so fucking mean.

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