Sechs

Ich habe von dem indischen Weltklasseschachspieler Viswanathan Anand geträumt. Man nennt ihn» Vishy«. Ich sagte zu ihm:»Hello, Wischi«, worauf er behauptete, ich spreche seinen Namen falsch aus, er heißt Ffffischi. Das ist solcher Blödsinn, daß ich mich wundere, warum ich nicht sofort aufgewacht bin, doch der Traum ging weiter. Da war noch etwas Kurioses, aber was? Sowieso seltsam, wieso Anand? Ich bin doch Iwantschuk-Fan.

Ich habe keine große Lust, aufzustehen, aber ich muß. Meine Agentin, Karin Graf, erwartet mich zu einem Gespräch in München, es gibt gute Neuigkeiten für mein Buch.

Ich schaue auf die Uhr. Fünf Minuten noch. Ich überlege. Ja — der Traum ging weiter. Ein junges Paar will mich zu einem Sexabend überreden. Der Mann hat eine seltsam hohe Stimme. Er ruft mich an und beklagt sich, ich habe versprochen, mit seiner Frau zu schlafen. Ich antworte, mir paßt das nicht. Er insistiert, ich hätte es doch versprochen. Ich sage, heute nicht, vielleicht morgen, und dann bin ich zum Glück aufgewacht.

Ich dusche, ziehe mich an, frühstücke, wie immer mit Stanislaus auf dem Schoß. Morgens etwas Eigenes zu essen fällt ihm nicht ein, da trinkt er seinen Kakao. Dafür ißt er seinem Papa das halbe Frühstücksbrot weg. Das heißt, er ißt das Brot nicht, er leckt die Butter ab, was er mit lautem» Puta! Puta!«-Geschrei kommentiert. Solange er das tut, fahre ich mit ihm nicht nach Spanien auf Urlaub.

Ich schleppe meine Tasche zum Bus. Ich denke über den Kannibalen Meiwes nach, ausgelöst durch einen Passanten, der ihm ähnlich sieht. Ich überlege, daß viele der Menschen, die mir da entgegenlaufen, sich vermutlich beim Anblick ihrer Entgegenkommenden Verschiedenes denken. Sich bei meinem Anblick etwas denken, so wie ich es ja auch bei ihnen tue. Der eine will mich vielleicht verhauen, der andere beschimpfen, der dritte auslachen. Einer wie Meiwes aber, der will mich fressen. Das ist schon ein beunruhigender Gedanke.

Einfacher wäre es natürlich, jetzt nach Schwechat zu fahren und in ein Flugzeug zu steigen, aber Flugangst, schreckliche Flugangst. Also Westbahnhof.

Dort folge ich einem Ritual. Zunächst leiste ich mir den Luxus, meine Tasche für drei Euro ins Schließfach zu sperren. Zum einen, um die Hände frei zu haben, vor allem aber, weil ich in der Furcht lebe, in Geschäften den Diebstahlsdetektor am Ausgang anschlagen zu lassen, und dann müßte ich meine Tasche ausräumen, und womöglich fände sich darin ein Gegenstand, den ich in dem betreffenden Geschäft gestohlen haben könnte usw. usw. Jedenfalls muß die Tasche weg. Dann kaufe ich die Fahrkarte, um das Unangenehmste hinter mich gebracht zu haben. Es folgt der schöne Teil: durchs News & Books zu streifen und einen Packen Zeitschriften zu kaufen und vielleicht ein, zwei Bücher dazu.

Zuerst sehe ich mich bei den Romanen um. Von mir haben sie wie üblich keinen. Ich gehe zu den Sachbüchern. Es passiert, was mir in Bahnhofsbuchhandlungen immer passiert, ich nehme ein Buch, das mich eigentlich nur mäßig interessiert, das ich mir woanders nicht kaufen würde, aber die Aussicht auf eine lange Zugfahrt läßt mich leichter zugreifen. Bei den Zeitschriften kenne ich dann überhaupt keine Hemmungen mehr. Eine Ausgabe von Schach, ein Clever & Smart (glücklich erwische ich eines, das ich noch nicht habe), die FAZ, die Süddeutsche, den Spiegel, das Volltext, ein Reisemagazin mit schönen Fotos, ein Trekkermagazin mit schönen Fotos, eine Männerzeitschrift. Ich zahle dreißig Euro. Manchmal werde ich gefragt, wieso ich für Lesungen so viel verlange, und ich antworte wahrheitsgemäß, ich habe viele Auslagen.

Eine Dreiviertelstunde vor Abfahrt steht der Zug schon da. So mag ich es. Ich suche mir einen Platz, selbstverständlich im Großraumwagen, in einem Sechserabteil entsteht viel leichter Konversation. Ich breite mich aus, damit nur ja niemand auf die Idee kommt, den Platz mir gegenüber zu beanspruchen. Ich knacke eine der Bierdosen, die ich mir am Bahnsteig besorgt habe. Was zuerst lesen? Schach.

Außer mir ist niemand im Waggon, es ist still, ich fühle mich wohl. Mit einer einzigen Einschränkung: Ich habe einen Ohrwurm, der mir zunehmend auf die Nerven geht.

Von hinten kommt ein Mann, der zwei Reihen hinter mir Platz nimmt. Mich ärgert das. Der Waggon ist groß genug, um sich gegenseitig vom Leib zu bleiben, warum kann sich der Kerl nicht ans andere Ende setzen?

Nachdem ich den ersten Artikel gelesen habe, schaue ich auf. Von meinem Platz aus fällt mein Blick automatisch auf die Schiebetür, durch die man in den nächsten Waggon gelangt. Hinter der Scheibe sehe ich das Gesicht einer alten Frau. Sie scheint mit mir zu sprechen, sie sieht mich an, und ihr Mund bewegt sich. Die Hand hat sie zur Faust geballt, und mit der Faust vollführt sie kreisförmige Bewegungen, als würde sie über die Scheibe wischen. Dabei bewegen sich ständig ihre Lippen.

Die spinnt komplett, denke ich, und lese weiter.

Ich schaue auf die Uhr an meinem Mobiltelefon. Abfahrt in fünfundzwanzig Minuten. Von hinten trampeln weitere Fahrgäste heran. Ich trinke ostentativ mein Bier, damit sie mich für einen Säufer halten und nicht näher kommen. Ich sehe zur Tür. Dahinter steht noch immer die Alte, und noch immer ist sie am Wischen und am Brabbeln. Ich kann gar nicht hinsehen, so grotesk ist der Anblick.

Mitten im Bericht über die deutsche Schach-Bundesliga kapiere ich. Ich schaue zur Tür. Die Alte steht noch immer da. Ich springe auf, laufe hin. Die Tür klemmt, ich muß mich anstrengen, um die beiden Flügel auseinanderzudrücken.

«Maria und Jesus, endlich, danke, vielen Dank! Die Tür ist nicht mehr aufgegangen! Die eine nicht und die andere nicht! Plötzlich ist sie zugefallen, Maria und Jesus, ich habe gerufen, aber der junge Mann hat sich nicht gekümmert! Niemand ist gekommen! Vielleicht hat jemand zugesperrt! Schon so lange…«

Ich stammle eine Entschuldigung und haste zu meinem Platz zurück. Zu meiner Erleichterung humpelt sie an mir vorbei nach hinten. Ich höre, wie ihr Klagen leiser und leiser wird. Eine Weile kann ich mich nur schwer auf den Artikel konzentrieren. Ich frage mich, wie es mir entgehen konnte, daß da eine alte Frau zwischen den Waggons steckt. Aber ich frage mich auch, wie sie es angestellt hat, sich da einzusperren. Ich mache die zweite Dose auf.

Als der Zug abfährt, ist der Waggon voll. Auch der Platz mir gegenüber ist besetzt. Eine dünne, blasse Frau um die Vierzig, die sich weder durch das Bier noch durch meine Miene hat abschrecken lassen. Mit dem schmalen Gesicht und der Brille und dem distanzierten Blick sieht sie aus wie eine katholische Fundamentalistin. Sie öffnet ein mitgebrachtes Plastikgeschirr, zieht eine Gabel heraus und beginnt zu essen. Ich sehe Nudeln in ihrem Mund verschwinden. Sekunden später riecht der ganze Waggon nach einer unerträglich intensiven Variante von Spaghetti Bolognese. Es ist ein wahrhaft gotteslästerlicher Gestank. Die Frau ißt ungerührt. Sie blickt über die Köpfe der Mitreisenden hinweg und kaut langsam.

Wenn das bis München so bleibt, geschieht ein Unglück, das weiß ich. Ich bin ein friedfertiger Mensch, aber auch ein Knecht meiner Idiosynkrasien. Schon jetzt fühle ich Mißmut gegen diesen Bauerntölpel da mir gegenüber, diese dumme Frau mit ihren stinkenden Nudeln. Ich ertrage diesen Anblick keine fünf Stunden. Ebensowenig wie die grölenden Stimmen der Kerle, die ein paar Reihen hinter mir lautstark über ihre Arbeitskolleginnen reden. Sie sprechen wüsten Dialekt, ab und zu hört man, wie sie miteinander anstoßen. Ich drehe mich um. Sie tragen karierte Hemden und schwenken tatsächlich Bierflaschen.

Ich starre in meine Zeitschrift. Ich muß jeden Absatz vier- oder fünfmal lesen, und auch dann habe ich den Inhalt noch nicht erfaßt. Meine Ohren krümmen sich gewissermaßen nach hinten, wo die Horde johlt, und meine Nase wächst nach vorne, um den Bolognesegestank zu erschnüffeln. Ich frage mich, was die Hexe hinzugerührt hat, das ist der reinste Höllenbrodem. Und sie ißt und ißt und ißt und schaut über mich hinweg.

In St. Pölten wird meine Hoffnung, ein Teil der Fahrgäste könnte aussteigen, enttäuscht. Der Waggon bleibt voll, die Kerle röhren weiter, die religiöse Fanatikerin mir gegenüber stellt das Essen ein und zieht sich dafür die Schuhe aus. Es reicht. Ich packe meine Tasche und meine Zeitschriften.

In der ersten Klasse finde ich zu meiner Freude einen Platz, der mir gefällt. Ich kann mich breitmachen. Beim Zugbegleiter zahle ich den Aufschlag. Bei der Bierbetreuerin, die ihr Wägelchen durch die Waggons rollt, bestelle ich eine Thai-Suppe. Ich esse und fühle mich wohl. Als die junge Frau noch einmal vorbeikommt, kaufe ich ihr eine Flasche Wein ab. Sie macht einen Scherz, ich erwidere etwas, wir lachen. Jetzt wäre alles gut. Wäre da nicht der Ohrwurm. Was ist das überhaupt für ein Lied?

Ich bereite mich mental auf die Begegnung mit Karin Graf vor. Sie ist seit fast zehn Jahren meine Agentin, ohne sie hätte ich wohl erst viele Jahre später ein Buch veröffentlicht. Ihre Aufgabe ist es, meine Manuskripte an Verlage zu verkaufen. Dafür bekommt sie einen gewissen Prozentsatz meiner Einkünfte. Die Arbeit der Nacht ist das erste meiner Manuskripte, das ihr wirklich gefällt, obwohl sie schon meine ersten vier Bücher vermittelt hat. Ihre literarischen Auffassungen dürften sich von meinen unterscheiden, aber das macht ja nichts. Außerdem lernt man damit umzugehen. Anfangs, als ich sie noch nicht persönlich kannte, hatte ich Angst vor ihr. Sie war nichts als eine strenge Stimme aus dem Telefonhörer. Wenn sie fand, das Gespräch sei beendet, sagte sie» Auf Wiederhören!«und legte auf. Ich stand da und schaute den Hörer an.

Überhaupt, ihre Stimme, ihre und jene ihrer Agenturpartnerin Heinke Hager. Damals, also vor zehn Jahren, telefonierte ich alle paar Wochen mit ihnen. Die beiden Frauen waren für mich nur Stimmen, doch zugleich verband ich mit diesen Stimmen so viele Hoffnungen. Alle zehn Tage rief ich eine Berliner Nummer an, um mich nach den Aussichten zu erkundigen. Mal erklärte mir eine sanfte, freundliche Stimme, es gebe nichts Neues, aber bald werde es klappen, ein anderes Mal vertröstete mich eine nicht ganz so freundliche Stimme auf den nächsten Monat, auf Wiederhören.

Schon damals war eine CD von Stereolab das, was meistens in meinem Player lag. Die hellen Stimmen der beiden Sängerinnen, dazu diese schönen, eingängigen Melodien, das konnte ich mir stundenlang anhören. Und seltsam, irgendwie wurden die Berliner Stimmen aus dem Telefonhörer mehr und mehr eins mit den Stimmen aus den Lautsprechern der Stereoanlage. Noch heute höre ich, wenn Karin anruft, eine Stimme von Stereolab. Nicht die Musik, nur die Stimme. Karin ruft an, und Stereolab ruft an. Es ist schwer zu erklären. Andererseits habe ich jedesmal, wenn ich Stereolab auflege, kurz den Eindruck, Karin Graf singt. Auf alle Fälle fühle ich mich immer gehoben, wenn ich sie höre.

Ich werde aus meinen Gedanken gerissen. Ich vermeine von hinten ein Reizwort vernommen zu haben. Entsetzt spitze ich die Ohren. Drei Reihen hinter mir telefoniert eine Frau.

«Ja, ich bin total fertig. Nein. Ja, ja. Sie haben ihn in die Innsbrucker Klinik eingeliefert. Ja.«

Ich beginne auf meinem Sitz zu wetzen. Ich nehme einen Schluck Wein und stecke die Nase in die Trekkerzeitschrift.

«Ja, furchtbar. Thea hat schon angerufen. Ja. Na, schrecklich. Am Morgen wurde ihm plötzlich schwindlig. Er hat noch gesagt…«

«TATATAAAA!«rufe ich und springe auf, und deshalb muß ich nicht hören, was geschah, nachdem ihrem Freund oder ihrem Mann oder ihrem Vater schwindlig geworden war.»TATATATAAA!«singe ich noch einmal den Anfang der Schicksalssinfonie, aber das ist keine Dauerlösung, zumal mich das ältere Ehepaar in der Koje schräg gegen über zu beobachten beginnt. Also wieder zurück auf den Sitz, die schönen Berge in der Zeitschrift bewundern. Ich drücke die Hände gegen die Ohren und summe vor mich hin. Aus den Augenwinkeln nehme ich wahr, wie mein Verhalten das Thema einer stillen, nur durch eindeutige Gebärdensprache geführten Unterhaltung meiner Mitreisenden wird.

Ich höre auf zu summen. Ziehe die Hände von den Ohren.

«Na, sie haben ihn an die Apparate angeschlossen…«

Hände wieder an die Ohren. Ich summe. Meine Beine zucken unkontrolliert auf und nieder, als wollten sie im Sitzen laufen. Ich meine noch immer gedämpft Wortfetzen zu vernehmen.

Nach einer Weile ziehe ich wieder vorsichtig die Hände von den Ohren. Es ist ruhig. Die ältere Frau in der Nachbarkoje, die ein Kreuzworträtsel löst, sieht mich ängstlich an. Erleichtert trinke ich einen Schluck. Ich drehe mich um, weil ich wissen will, wie meine Nemesis aussieht, aber ich sehe nur Hände auf Armlehnen.

Ich muß eingenickt sein. Langsam wird mir bewußt, daß sich etwas Unangenehmes ereignet. Ich tauche auf. Was ist es? Worte sind es.

«…operiert worden… wissen noch nicht… werden sehen… Arzt… schlimm…«

Es dauert eine Minute, bis ich wehrfähig bin, vielleicht auch zehn, ich habe in dieser Situation kein Zeitgefühl. Ich springe auf. Ich sehe die Frau. Ich will, daß sie aufhört, daß sie verschwindet, zugleich tut sie mir leid. Ich merke, wie sich die mit dem Kreuzworträtsel in die Ecke drückt. Ihr Mann wirft mir einen Seitenblick zu und verschränkt wütend die Hände vor der Brust.

«Das kann man jetzt einfach noch nicht sagen. Ja. Danke, Richard. Du bist nett, Richard. Du hilfst mir sehr. Ja, das Warum, das Warum. Warum geschieht so etwas, von heute auf…«

Mehr höre ich nicht. Ich sperre mich in der Toilette ein. Der Boden ist naß, es riecht übel. Ich erledige, was ich zu erledigen habe, und gebe noch fünf Minuten dazu, ich stehe in der engen Kabine rum und traue mich nicht raus. Dann kehre ich zu meinem Platz zurück. Alles ruhig.

Der Zug hält, wir sind in Linz. Ein Mann kommt herein, gefolgt von einer Reihe Blinder, die jedoch keine Armbinde tragen. Acht, zehn, zwölf blinden Männern und Frauen weist der Mann, offenbar eine Art Reiseleiter, Plätze zu. Zu mir setzt er niemanden. Als das Signal zur Abfahrt ertönt, bittet er seine Schützlinge, aufzustehen und aus dem Fenster zu winken. Einige drehen sich auf die falsche Seite, sie werden von ihm sachte in Position gebracht. Neugierig schaue ich hinaus. Ein Mann und eine Frau knipsen Fotos und winken. Ich beobachte die Blinden. Sie stehen da und winken vor sich hin.

Kaum sitzen alle wieder, kommt der Zugbegleiter. Der Reiseleiter weist die Fahrkarten vor.

«Da sind Sie falsch! Das hier ist die erste Klasse!«

«Was? Ach du je. Kommt, Herrschaften…«

Ringsum erheben sich tastend Menschen. Die Szene erinnert mich an das Video zu Michael Jacksons» Thriller«. Als der Zugbegleiter erkennt, wer seine Fahrgäste sind, ist ihm sein Einschreiten peinlich.

«Eigentlich… Sie fahren ja nur bis Wels, sehe ich… Wegen dieser zwanzig Minuten brauchen Sie nicht… ich meine, wenn es niemanden stört?«

Er blickt in die Runde. Ich will nett sein, nicke.»Natürlich, natürlich«, gurrt die Frau mit dem Kreuzworträtsel.

Die Blinden bleiben. Zwanzig Minuten spricht niemand, ißt niemand, trinkt niemand. Dann steigen sie aus. Die verbliebenen Passagiere setzen sich zurecht, strecken sich, schrauben Flaschen auf. Ich trinke meinen Wein aus. Nur der Ohrwurm belastet meine Nerven. Mittlerweile weiß ich, was ich da unentwegt höre: The night they drove Old Dixie down von Joan Baez. Ich weiß nicht, wo ich dieses klebrige Zeug herhabe.

«Ach du bist es. Du hast es auch schon gehört? Ja. Danke für deinen Anruf. Nein, wir wissen noch nichts. Er liegt auf der Intensivsta…«

Ich brülle auf wie ein Vieh. Die erschrockene Reaktion der Frau mit dem Kreuzworträtsel macht mir bewußt, daß das nun wirklich nicht geht. Ich versuche es wieder mit Ohrenzuhalten. Hilft nichts, ich höre immer wieder schreckliche Worte. Vielleicht bilde ich sie mir auch ein. Ich stecke mir die Freisprecheinrichtung meines Mobiltelefons ins Ohr und rufe die Zeitansage an. Das freie Ohr halte ich zu. Auf der anderen Seite drücke ich den Knopf direkt in meinen Gehörgang, so daß mir eine Frauenstimme mit betäubender Lautstärke mitteilt:

ES WIRD

MIT DEM SUMMTON

DREIZEHN UHR

ZWEIUNDZWANZIG MINUTEN

UND VIERZIG SEKUNDEN

PIEP.

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