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Dianes Herz schlug einen Takt schneller, als sie durch das Foyer des Delmont Hotels ging und sich den Aufzügen näherte. Sie konnte es kaum abwarten, von Kelly zu erfahren, was sie herausgefunden hatte.

Eine Fahrstuhltür ging auf, und etliche Hotelgäste stiegen aus.

»Nach oben?«

»Ja.« Diane stieg ein. »Zum Penthouse, bitte.« Ihre Gedanken überschlugen sich. An welchem Projekt haben unsere Männer gearbeitet? Was war daran so geheim, dass man sie ermordet hat? Und wie hat Kelly die Lösung gefunden?

Weitere Gäste drängten sich in den Aufzug, dann schloss sich die Tür, und sie fuhren nach oben. Diane hatte sich erst vor ein paar Stunden von Kelly getrennt, und zu ihrem Erstaunen stellte sie fest, dass sie ihr fehlte.

Nachdem sie unterwegs mehrere Male angehalten hatte, öffnete der Fahrstuhlführer die Tür und sagte: »Oberste Etage, Penthouse.«

Flint lag hinter der Tür von Penthouse A auf der Lauer und horchte auf die Geräusche draußen am Flur. Viel war nicht zu hören, weil die Tür ungewöhnlich dick war, aber Flint wusste auch, warum. Sie war nicht dazu da, den Lärm von draußen abzuhalten - von drinnen sollte kein Laut herausdringen.

In dieser Penthousesuite fanden immer die Vorstandssitzungen statt, aber sitzen blieb dabei kaum einer, wie Flint einst scherzhaft im Gespräch mit Carballo bemerkt hatte. Dreimal im Jahr lud Tanner die Manager der KIG aus einem Dutzend Länder ein. Wenn das Geschäftliche besprochen war, wurde eine Schar Mädchen hergeschafft, die den Männern die Zeit vertrieben. Flint war bei etlichen dieser Orgien als Wachmann zugegen gewesen, und als er jetzt dastand und an die zig nackten, knackigen Leiber dachte, die sich schnaufend und stöhnend auf sämtlichen Betten und Sofas gewälzt hatten, bekam er eine Erektion. Bald würde er sich von den beiden Ladys verwöhnen lassen, bevor .

»Wo geht’s zu Penthouse A?«, fragte Diane, als sie aus dem Aufzug trat.

»Nach links, am anderen Ende des Flurs. Aber dort ist niemand.«

Diane drehte sich um. »Was?«

»Das Penthouse wird nur für Vorstandssitzungen genutzt, und die nächste findet erst im September statt.«

Diane lächelte. »Ich will nicht zu einer Vorstandssitzung. Ich treffe mich mit einer Freundin, die mich erwartet.«

Der Fahrstuhlführer blickte Diane hinterher, als sie links den Flur entlang in Richtung Penthouse ging. Er zuckte die Achseln, schloss die Tür des Aufzugs und fuhr wieder nach unten.

Als sich Diane der Tür des Penthouses näherte, ging sie vor lauter Aufregung unwillkürlich einen Schritt schneller.

Flint stand hinter der Tür von Penthouse A und wartete darauf, dass jemand klopfte. Welche kommt wohl zuerst - die Blondine oder die Schwarze? Mir soll’s egal sein. Ich bin nicht wählerisch.

Flint meinte, draußen etwas zu hören, so als ob jemand auf die Tür zukam, und er fasste die Pistole fester.

Kelly konnte ihre Ungeduld nur mehr mühsam bezähmen. Immer wieder war sie auf der Fahrt zum Delmont Hotel aufgehalten worden - dichter Verkehr, rote Ampeln, Baustellen ... Sie hatte sich verspätet. Raschen Schrittes ging sie durchs Foyer und trat in den Aufzug. »Zum Penthouse bitte.«

Als Diane auf das im fünfzigsten Stockwerk gelegene Penthouse A zuging, wurde die Tür der benachbarten Suite geöffnet, ein Hotelpage trat rückwärts auf den Flur und zog einen großen Wagen voller Gepäck heraus, sodass Diane der Weg versperrt war.

»Einen Moment bitte, ich bringe ihn gleich weg«, entschuldigte er sich.

Der Page kehrte in die Suite zurück und schleppte zwei weitere Koffer heraus. Diane versuchte sich vorbeizuzwängen, aber es war nicht genügend Platz.

»Alles klar«, sagte der Page. »Tut mir Leid, dass ich Sie aufgehalten habe.« Er schob die Gepäckkarre aus dem Weg.

Diane ging zu Penthouse A und hatte bereits die Hand erhoben, um anzuklopfen, als am anderen Ende des Flurs jemand ihren Namen rief.

Diane drehte sich um und sah Kelly, die gerade aus dem Aufzug gestiegen war.

»Kelly ...!«:

Diane lief ihr entgegen.

Harry Flint lauschte an der Tür. War da draußen jemand? Er hätte die Tür öffnen und nachschauen können, aber damit hätte er den ganzen Plan zunichte gemacht. Bringen Sie die beiden um, sobald sie durch die Tür kommen.

Draußen auf dem Korridor fielen sich Kelly und Diane in die Arme, hocherfreut über das Wiedersehen.

»Tut mir Leid, dass ich mich verspätet habe, aber der Verkehr war einfach schrecklich. Sie haben mich gerade noch rechtzeitig erreicht, bevor mein Bus nach Chicago losfuhr.«

Diane schaute Kelly verständnislos an. »Ich habe Sie erreicht?«

»Ich wollte gerade in den Bus steigen, als Sie angerufen haben.«

Einen Moment lang herrschte Schweigen. »Kelly, ich habe Sie nicht angerufen. Sie haben mich angerufen. Sie wollten mir mitteilen, dass Sie die Beweise hätten, die wir brauchen, um .« Sie sah Kellys bestürzte Miene.

»Ich habe nicht .«

Beide wandten sich um und blickten zu Penthouse A.

Diane holte tief Luft. »Nichts wie .«

»Genau.«

Sie stürmten einen Treppenabsatz hinab, stiegen in den Aufzug und hatten drei Minuten später das Hotel verlassen.

Unterdessen stand Harry Flint im Penthouse und warf einen Blick auf seine Uhr. Wo bleiben die Bräute?

Diane und Kelly saßen in einem überfüllten U-Bahn-Wagen.

»Ich habe keine Ahnung, wie sie das fertig gebracht haben«, sagte Diane. »Es war eindeutig Ihre Stimme.«

»Und ich habe Ihre Stimme gehört. Die lassen nicht locker, bis sie uns umgebracht haben. Die sind wie Kraken mit zig Armen, die einen immer wieder zu fassen kriegen.«

»Bevor sie uns umbringen können, müssen sie uns erst kriegen«, sagte Diane.

»Wie könnten sie uns diesmal gefunden haben? Wir haben doch Kingsleys Visitenkarten weggeworfen und haben ansonsten nichts, durch das sie .«

Sie schauten einander an, blickten dann auf ihre Handys.

»Aber wie haben sie unsere Telefonnummern erfahren?«, fragte Kelly verwundert.

»Bedenken Sie, mit wem wir es zu tun haben. Das hier ist jedenfalls der sicherste Ort von ganz New York. Wir können in der U-Bahn bleiben, bis .« Diane warf einen Blick zur anderen Seite des Ganges und wurde blass. »Wir müssen aussteigen«, sagte sie aufgeregt. »Beim nächsten Halt.«

»Was? Sie haben doch gerade gesagt...?«

Kelly folgte Dianes Blick. Auf der Reklametafel über dem Fenster war ein Foto von Kelly, die lächelnd eine elegante Damenuhr in der Hand hielt.

»O mein Gott!«

Sie standen auf, gingen rasch zur Tür und warteten darauf, dass der nächste Bahnhof kam. Zwei Marineinfanteristen in Ausgehuniform saßen in der Nähe und glotzten sie an.

Kelly lächelte die beiden Männer an, nahm ihres und Dianes Handy und gab sie ihnen. »Wir rufen euch an.«

Dann stiegen die beiden Frauen aus.

Das Telefon in Penthouse A klingelte. Flint nahm den Hörer ab. »Es ist schon über eine Stunde vergangen«, sagte Tanner.

»Was ist los, Mr. Flint?«

»Sie sind nicht aufgekreuzt.«

»Was?«

»Ich bin die ganze Zeit hier gewesen und habe gewartet.« »Kommen Sie ins Büro zurück.« Tanner knallte den Hörer auf.

Am Anfang war es nur eine Routineangelegenheit gewesen, die Tanner aus geschäftlichen Gründen erledigen lassen musste. Jetzt war es zu einer persönlichen Herausforderung geworden. Tanner griff zu seinem Handy und wählte Dianes Nummer.

Einer der Marineinfanteristen, denen Kelly ihre Handys gegeben hatte, meldete sich. »Da bist du ja, Süße. Habt ihr zwei Lust, euch heute Nacht vernaschen zu lassen?«

Es war eine billig aussehende Pension in einer schmalen Seitenstraße an der West Side. »Halten Sie bitte an«, sagte Diane, als sie und Kelly mit dem Taxi vorbeifuhren und das Schild mit der Aufschrift »ZIMMER FREI« sahen.

Die beiden Frauen stiegen aus und gingen zur Eingangstür des Hauses.

Die Zimmerwirtin, die ihnen öffnete, war eine freundliche Frau mittleren Alter, die sich als Alexandra Upshaw vorstellte. »Für vierzig Dollar die Nacht kann ich Ihnen ein sehr hübsches Zimmer mit Frühstück anbieten.«

»Das ist genau das Richtige«, sagte Diane. Dann sah sie Kellys Gesichtsausdruck. »Was ist denn los?«

»Nichts.« Kelly schloss einen Moment lang die Augen. Dieses Haus hatte nicht das Geringste mit der Pension zu tun, in der sie aufgewachsen war, wo sie die Toiletten reinigen, für fremde Menschen Essen kochen und mit anhören musste, wie ihr betrunkener Stiefvater ihre Mutter verprügelte. Sie rang sich ein Lächeln ab. »Ist schon gut.«

Am nächsten Morgen traf sich Tanner mit Flint und Carballo. »Sie haben meine Visitenkarten weggeworfen«, sagte er, »und sie haben ihre Telefone hergegeben.«

»Dann haben wir sie also verloren«, sagte Flint.

»Nein, Mr. Flint«, versetzte Tanner. »Nicht, solange ich am Leben bin. Aber wir werden ihnen nicht mehr nachstellen. Wir lassen sie zu uns kommen.«

Die beiden Männer warfen sich einen kurzen Blick zu, dann schauten sie Tanner fragend an. »Was?«

»Diane Stevens und Kelly Harris werden am Montagmorgen um elf Uhr fünfzehn hier in der KIG-Zentrale sein.«

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