Kelly schlug zuerst die Augen auf. Sie war nackt, lag rücklings auf dem blanken Betonboden eines Kellergelasses und war mit Handschellen an eine knapp zwanzig Zentimeter lange Kette gefesselt, die dicht über dem Boden in die Wand eingelassen war. Am anderen Ende des Raumes befand sich ein kleines, vergittertes Fenster, an der einen Längswand eine wuchtige Tür.
Kelly drehte sich um und sah Diane neben sich liegen, ebenfalls nackt und in Handschellen. Ihre Kleidung hatte man achtlos in die Ecke geworfen.
»Wo sind wir?«, sagte Diane benommen.
»In der Hölle, meine Liebe.«
Kelly zog an den Handschellen. Sie lagen stramm und fest um ihre Handgelenke. Sie konnte den Arm zehn Zentimeter hochheben, aber das war alles. »Wir sind ihnen in die Falle gegangen«, sagte sie mit bitterem Unterton.
»Wissen Sie, was mich dabei am meisten wurmt?«
»Keine Ahnung«, sagte Kelly, während sie sich in dem kahlen Keller umblickte.
»Dass sie gewonnen haben. Wir wissen, weshalb sie unsere Männer ermordet haben und weshalb sie uns umbringen wollten, aber wir können es keinem erzählen. Sie kommen ungestraft davon. Tanner hat Recht. Letztlich hat uns das Glück doch verlassen.«
»Nein, noch nicht.« Die Tür war aufgegangen, und Harry Flint trat in das Gelass. Er grinste über das ganze Gesicht, schloss die Tür hinter sich ab und steckte den Schlüssel in die Hosentasche. »Ich habe mit Betäubungsmunition auf euch geschossen. Eigentlich sollte ich euch ja umbringen, aber ich dachte, wir sollten uns vorher noch ein bisschen Spaß gönnen.«
Er kam näher.
Die beiden Frauen warfen sich einen entsetzten Blick zu. Sie sahen, wie Flint nach wie vor grinsend sein Hemd und die Hose auszog. »Schaut, was ich für euch habe«, sagte er. Er ließ seine Unterhose fallen. Prall und steif stand sein Glied empor. Flint musterte die beiden Frauen und ging dann auf Diane zu. »Ich fang einfach mit dir an, Süße, und danach .«
»Einen Moment, mein Hübscher«, fiel ihm Kelly ins Wort.
»Wie wär’s, wenn du mich zuerst nimmst? Ich bin geil.«
Diane schaute sie fassungslos an. »Kelly .«
Feixend wandte sich Flint zu Kelly um. »Klar, Süße. Du wirst begeistert sein.«
Flint kniete sich hin und legte sich der Länge nach auf Kellys nackten Leib.
»O ja«, stöhnte Kelly. »Das hat mir so gefehlt.«
Diane schloss die Augen. Sie konnte es nicht mit ansehen.
Kelly öffnete die Beine, und als Flint in sie eindringen wollte, hob sie den rechten Arm ein paar Zentimeter und griff in ihren hochgesteckten Haarknoten. Als sie den Arm wieder senkte, hatte sie einen Stielkamm mit einem gut zehn Zentimeter langen, spitzen Stahlgriff in der Hand. Im nächsten Moment stieß sie den stählernen Stiel in Harry Flints Nacken und trieb ihm die Spitze durch den Hals.
Flint versuchte zu schreien, aber er brachte nur mehr ein lautes Gurgeln hervor. Blut strömte ihm aus dem Hals. Diane schlug die Augen auf, blieb aber wie betäubt liegen.
Kelly warf ihr einen kurzen Blick zu. »Sie ... Sie können sich wieder beruhigen.« Sie wälzte die schlaffe Gestalt von sich. »Er ist tot.«
Dianes Herz schlug so schnell, dass sie meinte, ihre Brust zerspränge. Ihr Gesicht war kreidebleich.
Kelly betrachtete sie erschrocken. »Ist alles in Ordnung?« »Ich hatte Angst, er ...« Ihr Mund war so trocken, dass sie kaum ein Wort herausbrachte. Sie blickte auf Harry Flints blutige Leiche und erschauderte. »Wieso haben Sie mir nicht gesagt, dass ...« Sie deutete auf den Stielkamm, der in seinem Nacken steckte.
»Weil ... wenn es nicht geklappt hätte ... Na ja, ich wollte nicht, dass Sie meinen, ich hätte Sie im Stich gelassen. Jetzt aber nichts wie weg.«
»Wie denn?«
»Ich zeig’s Ihnen.« Kelly streckte eins ihrer langen Beine nach der Hose aus, die Flint einfach hatte fallen lassen, und tastete mit den Zehen nach dem Bund. Etwa fünf Zentimeter fehlten noch. Sie rutschte ein Stück nach vorn. Noch zwei Zentimeter. Dann endlich bekam sie sie zu fassen.
Kelly grinste. »Voilà!« Mit den Zehen ergriff sie das Hosenbein und zog sie langsam näher, bis sie sie mit den Händen packen konnte. Sie durchwühlte die Taschen, suchte nach den Schlüsseln für die Handschellen und fand sie dann. Kurz darauf hatte sie ihre Hände befreit. In aller Eile löste sie auch Dianes Fesseln.
»Mein Gott, Sie vollbringen ja wahre Wunder«, sagte Diane.
»Dank meiner neuen Frisur. Kommen Sie, wir müssen weg.«
Die beiden Frauen hoben ihre Kleidung auf und zogen sich in aller Eile an. Dann holte Kelly den Schlüssel für die Kellertür aus Flints Hosentasche.
Sie gingen zur Tür und lauschten einen Moment lang. Alles war ruhig. Kelly öffnete die Tür. Sie standen in einem langen, leeren Korridor.
»Hier muss es irgendwo einen Hinterausgang geben«, sagte Diane.
Kelly nickte. »In Ordnung. Sie gehen in diese Richtung, und ich in die andere, und wenn .«
»Nein. Bitte. Wir sollten lieber zusammenbleiben, Kelly.« Kelly drückte Dianes Arm und nickte. »In Ordnung.«
Wenige Minuten später stießen die beiden Frauen auf eine Garage, in der ein Jaguar und ein Toyota standen.
»Suchen Sie sich einen aus«, sagte Kelly.
»Der Jaguar ist zu auffällig. Wir nehmen den Toyota.«
»Ich hoffe, der Schlüssel .«
Er steckte. Diane setzte sich ans Steuer.
»Haben Sie irgendeine Ahnung, wohin wir fahren?«, fragte Kelly.
»Nach Manhattan. Aber ich weiß noch nicht, wie wir weiter vorgehen.«
»Das sind ja gute Nachrichten.« Kelly seufzte.
»Wir brauchen eine Übernachtungsmöglichkeit. Wenn Kingsley erfährt, dass wir entkommen sind, dreht er durch. Dann sind wir nirgendwo mehr sicher.«
Kelly dachte nach. »Doch, ich weiß was.«
Diane warf ihr einen kurzen Blick zu. »Was meinen Sie damit?«
»Ich habe eine Idee«, erwiderte Kelly stolz.
44
Als sie nach White Plains kamen, etwa vierzig Kilometer nördlich von Manhattan gelegen, sagte Diane: »Ein hübsches Städtchen. Was machen wir hier?«
»Ich habe hier eine Freundin. Sie wird sich um uns kümmern.«
»Erzählen Sie mir was über sie.«
»Meine Mutter«, sagte Kelly bedächtig, »war mit einem Trinker verheiratet, dem es Spaß machte, wenn er sie schlagen konnte. Als ich finanziell in der Lage war, mich um meine Mutter zu kümmern, habe ich sie überredet, ihn zu verlassen. Eine Modelkollegin, die vor ihrem gewalttätigen Freund davongelaufen war, hat mir von dieser Bleibe erzählt. Es ist eine Pension, die von einer Frau namens Grace Seidel geleitet wird, einem wahren Engel. Ich habe meine Mutter dort untergebracht, bis ich eine Wohnung für sie finden konnte. Ich habe sie tagtäglich bei Grace besucht. Meiner Mutter gefiel es dort, und sie hat sich mit einigen anderen Gästen angefreundet. Irgendwann fand ich dann eine Wohnung für meine Mutter und fuhr hin, um sie abzuholen.« Sie stockte.
Diane schaute sie an. »Was ist passiert?«
»Sie war zu ihrem Mann zurückgekehrt.«
Sie kamen zu der Pension.
»Wir sind da.«
Grace Seidel war etwa Mitte fünfzig, eine lebhafte, mütterlich wirkende Frau, kugelrund und geradezu überschäumend vor Energie. Ihr Gesicht strahlte, als sie die Tür öffnete und Kelly sah.
»Kelly!« Sie schlang die Arme um sie. »Ich freue mich ja so, dich zu sehen.«
»Das ist meine Freundin Diane«, sagte Kelly.
Sie begrüßten einander.
»Euer Zimmer ist schon vorbereitet«, sagte Grace. »Genau genommen war es das Zimmer deiner Mutter. Ich habe ein zusätzliches Bett aufstellen lassen.«
Als Grace Seidel sie zu ihrem Schlafzimmer brachte, kamen sie durch ein gemütlich wirkendes Wohnzimmer, in dem ein Dutzend Frauen Karten spielten oder sich anderweitig unterhielten.
»Wie lange wollt ihr hier bleiben?«, fragte Grace.
Kelly und Diane blickten sich an. »Das wissen wir noch nicht genau.«
Grace Seidel lächelte. »Kein Problem. Ihr könnt das Zimmer haben, so lange ihr wollt.«
Das Zimmer war zauberhaft - sauber und ordentlich.
Als Grace Seidel gegangen war, sagte Kelly zu Diane:
»Hier sind wir in Sicherheit. Übrigens glaube ich, dass wir doch noch ins Guinness Buch der Rekorde kommen. Wissen Sie, wie oft man schon versucht hat, uns umzubringen?«
»Ja.« Diane stand am Fenster. Kelly hörte, wie sie sagte:
»Danke, Richard.«
Kelly wollte etwas sagen, dachte dann aber: Es ist sinnlos.
Andrew döste an seinem Schreibtisch vor sich hin und träumte, er liege in seinem Krankenhausbett und habe geschlafen. Die Stimmen im Zimmer hatten ihn geweckt. ». und glücklicherweise habe ich das hier entdeckt, als wir Andrews Schutzanzug dekontaminiert haben. Ich dachte mir, ich sollte es Ihnen gleich zeigen.«
»Die verdammte Army hat mir erklärt, die Sachen seien sicher.«
Ein Mann reichte Tanner eine der Gasmasken, die alle Beteiligten an dem Experiment im Auftrag der Army getragen hatten.
»Ich habe ein winziges Loch an der Unterseite der Maske gefunden. Sieht so aus, als hätte es jemand reingestochen. Das könnte den Zustand Ihres Bruders erklären.«
Tanner musterte die Maske. »Derjenige, der dafür verantwortlich ist, wird zur Rechenschaft gezogen werden«, brüllte er. Er schaute den Mann an und sagte: »Ich kümmere mich sofort darum. Danke, dass Sie mir das hier gebracht haben.«
Andrew sah von seinem Bett aus benommen zu, wie der Mann wieder ging. Tanner betrachtete einen Moment lang die Maske und ging dann in die eine Zimmerecke, in der ein Krankenhauswagen mit schmutziger Bettwäsche stand.
Er bückte sich und stopfte die Maske unter das Bettzeug am Boden des Wagens.
Andrew wollte seinen Bruder fragen, was vorgefallen war, aber er war er zu müde. Er schlief wieder ein.
Tanner, Andrew und Pauline waren in Tanners Büro zurückgekehrt.
Tanner hatte seine Sekretärin gebeten, ihm die Morgenzeitungen zu bringen. Er überflog kurz die Titelseiten. »Schaut euch das an: >Wissenschaftler wundern sich über ungewöhnliche Unwetter in Guatemala, Peru, Mexiko und Italien . ..<«
Er warf Pauline einen triumphierenden Blick zu. »Und das ist erst der Anfang. Die werden sich noch viel mehr wundern.«
Vince Carballo stürmte ins Zimmer. »Mr. Kingsley .«
»Ich bin beschäftigt. Was gibt es?«
»Flint ist tot.«
Tanners Kinnlade klappte herunter. »Was? Was reden Sie da? Was ist passiert?«
»Stevens und Harris haben ihn umgebracht.«
»Das ist unmöglich!«
»Er ist tot. Sie sind entkommen und mit dem Auto der Senatorin abgehauen. Wir haben es als gestohlen gemeldet. Die Polizei hat es in White Plains gefunden.«
Tanner schlug einen grimmigen Tonfall an. »Sie gehen folgendermaßen vor: Trommeln Sie ein Dutzend Männer zusammen, und fahren Sie nach White Plains. Überprüfen Sie jedes Hotel, jede Pension und Absteige - jeden Ort, an dem sie sich verstecken könnten. Ich setze eine Belohnung von fünfhunderttausend Dollar für jeden aus, der sie uns in die Hände spielt. Halten Sie sich ran!«
»Ja, Sir.«
Vince Carballo stürmte hinaus.
»Was da in Paris vorgefallen ist, tut mir sehr Leid«, sagte Diane in ihrem Zimmer in Grace Seidels Pension. »Haben sie den Concierge und seine Familie getötet?«
»Ich weiß es nicht. Sie sind einfach verschwunden.«
»Was ist mit Angel, Ihrem Hund?«
»Ich möchte nicht darüber reden«, erwiderte Kelly kurz angebunden.
»Entschuldigung. Wissen Sie, was mich schier zum Wahnsinn treibt? Wir sind so nah dran. Aber jetzt, wo wir wissen, was passiert ist, können wir es niemandem erzählen. Unser Wort stünde gegen die Aussage der Firmenleitung der KIG. Man würde uns glatt ins Irrenhaus einliefern.«
Kelly nickte. »Sie haben Recht. Es gibt niemanden mehr, an den wir uns wenden könnten.«
Einen Moment lang herrschte Schweigen, dann sagte Diane nachdenklich: »Ich glaube, doch.«
Vince Carballos Männer schwärmten in der ganzen Stadt aus und erkundigten sich in sämtlichen Hotels, in jeder Pension und Absteige nach den beiden Frauen. Einer der Männer zeigte dem Portier des Esplanade Hotels Fotos von Diane und Kelly.
»Haben Sie eine dieser Frauen gesehen? Eine Belohnung von einer halben Million Dollar ist auf sie ausgesetzt.«
Der Portier schüttelte den Kopf. »Ich wünschte, ich wüsste, wo sie sind.«
Am Renaissance Westchester Hotel zeigte ein anderer Mann Bilder von Diane und Kelly vor.
»Eine halbe Million? Die hätte ich gern.«
»Wenn ich sie sehe, sage ich Ihnen mit Sicherheit Bescheid«, versicherte der Angestellte an der Rezeption des Crown Plaza.
Vince Carballo persönlich klopfte an die Tür von Grace Seidels Pension.
»Guten Morgen.«
»Guten Morgen. Mein Name ist Vince Carballo.« Er hielt ein Foto von den beiden Frauen hoch. »Haben Sie diese Frauen gesehen? Auf sie ist eine Belohnung von einer halben Million Dollar ausgesetzt.«
Grace Seidels Augen leuchteten auf. »Das ist ja Kelly!«
Kathy Ordonez, die im Vorzimmer von Tanners Büro saß, war völlig überfordert. Mittlerweile trafen so viele Faxe ein, dass sie kaum noch nachkam, und der Eingangskorb für die E-Mails quoll bereits über. Sie nahm einen Stapel Papiere und ging in Tanners Büro. Tanner und Pauline van Luven saßen auf einer Couch und redeten miteinander.
Tanner blickte auf, als seine Sekretärin hereinkam. »Was gibt es?«
Sie lächelte. »Gute Nachrichten. Unsere Dinnerparty wird ein voller Erfolg werden.«
Er runzelte die Stirn. »Wovon reden Sie überhaupt?«
Sie hielt die Papiere hoch. »Das sind lauter Zusagen. Jeder willkommen.«
Tanner stand auf. »Wohin? Lassen Sie mal sehen.«
Kathy reichte ihm die Papiere und begab sich wieder an ihren Schreibtisch.
Tanner las die erste E-Mail laut vor. »>Gern kommen wir am Freitag in die KIG-Zentrale, um an der Einweihung von Prima teilzunehmen, der Maschine, mit der man das Wetter regeln kann.< Von der Redaktion des Magazins Time.«
Sein Gesicht wurde kreidebleich. Er warf einen Blick auf das nächste Blatt. »>Vielen Dank für die Einladung zur Besichtigung von Prima, Ihrem Computer zur Wetterbeeinflussung, in der KIG-Zentrale. Wir freuen uns bereits darauf.< Unterzeichnet vom Chefredakteur von Newsweek.«
Er überflog die übrigen Papiere. »CBS, NBC, CNN, das Wall Street Journal, die Chicago Tribune und die Londoner Times, und alle wollen bei der Einweihung von Prima zugegen sein.«
Pauline saß sprachlos da.
Tanner war so wütend, dass er kaum ein Wort herausbrachte. »Was zum Teufel geht da vor?« Er stockte. »Diese verdammten Weiber!«
Unterdessen war Diane in Irma’s Internetcafe fieberhaft am Computer beschäftigt. Sie blickte zu Kelly auf. »Haben wir irgendjemanden vergessen?«
»Elle, Cosmopolitan, Vanity Fair, Mademoiselle, Reader’s Digest...«, sagte Kelly.
Diane lachte. »Ich glaube, das reicht. Hoffentlich hat Kingsley einen guten Partyservice. Er wird ein Riesenfest geben.«
Vince Carballo schaute Grace Seidel gespannt an. »Sie kennen Kelly?«
»O ja«, sagte Grace. »Sie ist das berühmteste Model der Welt.«
Vince Carballo strahlte übers ganze Gesicht. »Wo ist sie?«
Grace blickte ihn verdutzt an. »Das weiß ich nicht. Ich bin ihr nie begegnet.«
Sein Gesicht lief rot an. »Sie haben doch gesagt, Sie kennen sie.«
»Na ja, ich meine - jeder kennt sie. Sie ist berühmt. Ist sie nicht wunderschön?«
»Sie haben also keine Ahnung, wo sie ist?«
»Doch, ich habe eine leise Ahnung.«
»Und wo?«
»Ich habe heute Morgen eine Frau, die ausgesehen hat wie sie, in einen Bus einsteigen sehen. Sie war mit jemandem unterwegs .«
»Was für ein Bus war das?«
»Der Bus nach Vermont.«
»Danke.«
Vince Carballo stürmte davon.
Tanner warf den Stapel Faxe und E-Mails auf den Boden und wandte sich an Pauline. »Weißt du, was diese Weiber angerichtet haben? Wir können nicht zulassen, dass irgendjemand Prima zu Gesicht bekommt.« Er dachte eine Zeit lang nach. »Ich glaube, Prima wird am Tag vor der Party aufgrund einer technischen Störung in die Luft fliegen.«
Pauline blickte ihn einen Moment lang an und lächelte.
»Prima II.«
Tanner nickte. »Ganz recht. Wir unternehmen eine Weltreise, und wenn wir Lust haben, begeben wir uns nach Tamoa und nehmen Prima II in Betrieb.«
Kathy Ordonez meldete sich über die Gegensprechanlage. Ihre Stimme klang hektisch. »Mr. Kingsley, die Telefone spielen verrückt. Ich habe die New York Times, die Washington Post und Larry King am Apparat. Alle wollen Sie sprechen.«
»Sagen Sie ihnen, dass ich in einer Konferenz bin.« Tanner wandte sich an Pauline. »Wir müssen von hier weg.« Er tätschelte Andrews Schulter. »Andrew, komm mit.«
»Ja, Tanner.«
Alle drei gingen zu dem roten Ziegelgebäude. »Du musst etwas sehr Wichtiges für mich erledigen, Andrew.«
»Alles, was du willst«, sagte Andrew.
Tanner führte sie in den roten Ziegelbau und begab sich zu Prima. Dann drehte er sich zu Andrew um. »Ich habe folgenden Wunsch an dich. Die Prinzessin und ich müssen jetzt aufbrechen, aber ich möchte, dass du um sechs Uhr diesen Computer abschaltest. Es ist ganz einfach. Siehst du den großen roten Knopf dort?« Er deutete hin.
Andrew nickte. »Ich sehe ihn.«
»Du musst ihn lediglich dreimal drücken, um Punkt sechs Uhr. Dreimal. Kannst du dir das merken?«
»Ja, Tanner«, sagte Andrew. »Um sechs Uhr. Dreimal drücken.«
»Gut. Bis später.«
Tanner und Pauline gingen zur Tür.
Andrew blickte ihnen hinterher. »Nehmt ihr mich nicht mit?« »Nein. Du bleibst hier. Aber denk dran: um sechs Uhr dreimal drücken.«
»Ich werd’s mir merken.«
Als sie hinausgingen, fragte Pauline: »Was ist, wenn er nicht daran denkt?«
Tanner lachte. »Das spielt keine Rolle. Ich habe den Sprengsatz so eingestellt, dass er um sechs Uhr von selbst explodiert. Ich wollte nur sichergehen, dass er hier ist, wenn er hochgeht.«