Kelly und Diane gingen durch das Foyer des Krankenhauses.
»Deswegen wollten Richard und Mark also nach Washington«, sagte Diane. »Weil sie mit Senatorin van Luven sprechen wollten.«
»Wie kommen wir an sie ran?«
»Ganz einfach.« Diane holte ihr Handy heraus.
Kelly hob die Hand und hielt sie zurück. »Nein. Wir nehmen lieber ein Münztelefon.«
Sie besorgten sich bei der Auskunft die Telefonnummer des Senatsbürogebäudes, worauf Diane dort anrief.
»Senatorin van Luvens Büro.«
»Ich würde gern mit der Senatorin sprechen.«
»Darf ich ihr ausrichten, wer sie sprechen möchte?«
»Es handelt sich um eine persönliche Angelegenheit«, sagte Diane.
»Ihren Namen, bitte.«
»Den kann ich Ihnen nicht nennen - bestellen Sie ihr bitte, dass es sehr wichtig ist.«
»Tut mir Leid. Das kann ich nicht.« Die Verbindung wurde unterbrochen.
Diane wandte sich an Kelly. »Wir dürfen unsere Namen nicht nennen.« Diane wählte die Nummer noch einmal.
»Senatorin van Luvens Büro.«
»Hören Sie bitte. Ich will Sie nicht mit irgendwelchem Unsinn behelligen. Ich muss mit der Senatorin sprechen, aber ich kann Ihnen meinen Namen nicht nennen.«
»Dann kann ich Sie leider nicht mit der Senatorin sprechen lassen.« Wieder wurde die Verbindung unterbrochen.
Diane rief ein weiteres Mal an.
»Senatorin van Luvens Büro.«
»Bitte legen Sie nicht auf. Ich weiß, dass Sie nur Ihre Pflicht tun, aber bei dieser Sache geht es um Leben und Tod. Ich rufe von einem Münztelefon aus an. Ich gebe Ihnen die Nummer. Bitte sehen Sie zu, dass die Senatorin zurückruft.«
Sie nannte der Sekretärin die Nummer und hörte, wie sie den Hörer auf die Gabel knallte.
»Was machen wir jetzt?«, sagte Kelly.
»Wir warten.«
Sie warteten zwei Stunden, bis Diane schließlich sagte:
»Das klappt nicht. Wir .«
Das Telefon klingelte. Diane atmete tief durch und nahm ab.
Eine gereizt klingende Frauenstimme sagte: »Hier ist Senatorin van Luven. Wer ist am Apparat?«
Diane hielt Kelly das Telefon hin, sodass sie beide hören konnten, was die Senatorin sagte. Diane war so aufgeregt, dass sie kaum ein Wort hervorbrachte. »Senatorin, ich heiße Diane Stevens. Ich bin in Begleitung von Kelly Harris. Wissen Sie, wer wir sind?«
»Nein, das weiß ich nicht, und ich fürchte .«
»Unsere Männer wurden ermordet, als sie sich mit Ihnen treffen wollten.«
Am anderen Ende war ein kurzes Aufkeuchen zu vernehmen. »O mein Gott. Richard Stevens und Mark Harris.«
»Ja.«
»Ihre Männer hatten einen Gesprächstermin mit mir vereinbart, aber meine Sekretärin erhielt einen Anruf, bei dem man ihr mitteilte, dass sie ihre Pläne geändert hätten. Und dann ... starben sie.« »Der Anruf kam nicht von ihnen, Senatorin«, sagte Diane. »Sie wurden ermordet, weil man verhindern wollte, dass sie mit Ihnen sprechen.«
»Was? Wieso sollte irgendjemand .«
»Sie wurden umgebracht, damit sie sich nicht mit Ihnen treffen konnten. Kelly und ich würden gern nach Washington kommen und Ihnen erklären, was Ihnen unsere Männer mitteilen wollten.«
Einen Moment lang herrschte Schweigen. »Ich werde mich mit Ihnen treffen, aber nicht in meinem Büro. Hier gehen zu viele Leute ein und aus, das könnte gefährlich sein. Ich habe ein Haus in Southampton, Long Island. Dort können wir uns treffen. Von wo aus rufen Sie an?«
»Aus Denver.«
»Einen Moment.«
Drei Minuten später war die Senatorin wieder am Apparat. »Der nächste Flug von Denver nach New York ist ein Nachtflug der United, nonstop zum La Guardia Airport. Die Maschine startet um null Uhr fünfundzwanzig und trifft um neun Minuten nach sechs in New York ein. Falls sie ausgebucht sein sollte, gibt es noch einen .«
»Wir werden in dieser Maschine sein.«
Kelly schaute Diane fragend an. »Diane, was ist, wenn wir keinen ...?«:
Diane hob beschwichtigend die Hand. »Wir werden schon mitkommen.« _
»Am Flughafen wird ein grauer Lincoln Town Car für Sie bereitstehen. Steigen Sie unverzüglich ein. Der Fahrer ist Asiate. Er heißt Kunio, K-U-N-I-O. Er wird Sie zu meinem Haus bringen. Ich erwarte Sie dort.«
»Vielen Dank, Senatorin.«
Diane hängte den Hörer ein und atmete tief durch. Sie wandte sich an Kelly. »Wir haben alles in die Wege geleitet.«
»Woher wollen Sie wissen, dass wir in der Maschine mitkommen?«, fragte Kelly.
»Ich habe eine Idee.«
Die Rezeption des Hotels besorgte ihnen einen Mietwagen, und fünfundvierzig Minuten später befanden sich Diane und Kelly auf dem Weg zum Flughafen. »Ich weiß nicht, ob ich eher aufgeregt bin oder Angst habe«, sagte Kelly.
»Ich glaube, wir brauchen keine Angst mehr zu haben.«
»Aber allem Anschein nach wollten sich etliche Leute mit der Senatorin treffen, und keiner von ihnen hat es geschafft, Diane. Sie wurden alle vorher umgebracht.«
»Dann sind wir eben die Ersten, die es schaffen.«
Kelly sagte: »Ich wünschte, wir hätten .«
»Ich weiß. Eine Waffe. Das sagten Sie schon. Wir haben unseren Verstand.«
»Na klar. Mir wär’s lieber, wir hätten eine Waffe.«
Kelly warf einen Blick aus dem Seitenfenster. »Halten Sie an.«
Diane steuerte an den Straßenrand. »Was ist los?«
»Ich muss etwas erledigen.«
Sie hielten vor einem Schönheitssalon. Kelly öffnete die Autotür.
»Wo wollen Sie hin?«, fragte Diane.
»Ich lasse mich frisch frisieren.«
»Das soll wohl ein Witz sein?«
»Nein, keineswegs.«
»Sie wollen sich jetzt frisch frisieren lassen? Kelly, wir sind auf dem Weg zum Flughafen und müssen unsere Maschine erreichen. Wir haben keine Zeit .«
»Diane, man kann nie wissen, was passiert. Und falls ich sterben sollte, möchte ich wenigstens gut aussehen.«
Diane saß sprachlos da, als Kelly in den Schönheitssalon ging.
Zwanzig Minuten später kam sie wieder heraus. Sie trug eine schwarze Perücke, die hinten zu einem eleganten Knoten hochgesteckt war.
»Ich bin bereit«, sagte Kelly. »Meinetwegen können wir loslegen.«