Die Gedenkfeier fand im KIG-Park statt, einem hinter dem Gebäudekomplex der Kingsley International Group angelegten Freizeit- und Erholungsgelände. Gut hundert Menschen hatten sich in dem Park versammelt, in den nur zwei mit Toren versehene Fußwege führten.
Mitten auf dem Gelände war eine Bühne aufgebaut worden, auf der ein halbes Dutzend Führungskräfte der KIG Platz genommen hatte. In der hinteren Reihe saß Betty Barker, Richard Stevens’ Sekretärin, eine attraktive, vornehm wirkende Blondine um die dreißig.
Tanner stand am Mikrofon. »... und dieses Unternehmen wurde durch die Einsatzbereitschaft und die Loyalität seiner Mitarbeiter aufgebaut. Wir danken und schätzen sie dafür. Ich habe unser Unternehmen stets als eine große Familie betrachtet, in der alle um des gemeinsamen Zieles willen zusammenarbeiten.« Während Tanner sprach, ließ er den Blick über die Zuhörer schweifen. »Wir hier bei der KIG lösen Probleme und setzen Ideen in die Tat um, durch die die Welt besser und lebenswerter wird, und das Wissen darum .«
Am anderen Ende des Parks waren soeben Diane und Kelly aufgetaucht. Tanner warf einen Blick auf seine Uhr. Elf Uhr vierzig. Er lächelte zufrieden. Dann fuhr er mit seiner Ansprache fort. ». dass dieses Unternehmen all seine Erfolge nur Ihnen zu verdanken hat, erfüllt mich mit besonderer Genugtuung.«
Diane schaute zum Podium und stupste Kelly aufgeregt an. »Dort ist Betty Barker. Ich muss mit ihr sprechen.«
»Seien Sie vorsichtig.«
Diane blickte sich um und sagte beklommen: »Das ist zu einfach. Ich habe das Gefühl, dass wir -« Sie drehte sich um und keuchte auf. Harry Flint und zwei seiner Männer tauchten an einem der Tore auf. Diane wandte sich dem zweiten Tor zu. Es wurde von Carballo und zwei weiteren Männern versperrt.
»Schauen Sie!« Diane hatte mit einem Mal einen Kloß im Hals.
Kelly drehte sich um und sah die sechs Männer, die die Ausgänge blockierten. »Gibt es noch einen anderen Weg hier raus?«
»Ich glaube nicht.«
Tanner sagte gerade: »Bedauerlicherweise sind mehrere Mitglieder unserer Familie in jüngster Zeit unter tragischen Umständen ums Leben gekommen. Und wenn jemand in der Familie von einem Leid heimgesucht wird, so betrifft das alle. Daher hat die KIG eine Belohnung von fünf Millionen Dollar für jeden ausgesetzt, der uns sachdienliche Hinweise darauf liefert, wer oder was hinter diesen Todesfällen steckt.«
»Fünf Millionen, die er sich von der einen in die andere Tasche stecken kann«, sagte Kelly leise.
Tanner blickte über das Publikum hinweg zu Kelly und Diane, und seine Augen wurden mit einem Mal eisig. »Zwei leidgeprüfte Hinterbliebene weilen heute unter uns, die Ehefrauen von Mr. Mark Harris und Mr. Richard Stevens. Ich möchte sie bitten, zu uns auf das Podium zu kommen.«
»Wir dürfen nicht hinaufgehen«, sagte Kelly erschrocken. »Wir müssen in der Menge bleiben. Was machen wir jetzt?«
Diane blickte Kelly überrascht an. »Was meinen Sie damit? Sie wollten sich doch eine Möglichkeit einfallen lassen, wie wir hier wieder rauskommen, erinnern Sie sich? Setzen Sie Ihren Plan in die Tat um.«
Kelly schluckte. »Es hat nicht geklappt.«
»Dann gehen Sie zu Plan B über«, sagte Diane nervös.
»Diane .« »Ja?«
»Es gibt keinen Plan B.«
Diane riss die Augen auf. »Sie meinen, wir sind hierher gekommen, ohne dass Sie einen Ausweg wissen?«
»Ich dachte .«
Tanners Stimme dröhnte aus den Lautsprechern. »Würden Mrs. Stevens und Mrs. Harris jetzt bitte hochkommen?«
Kelly wandte sich an Diane und sagte: »Ich ... Es tut mir Leid.«
»Es ist meine Schuld. Ich hätte nicht darauf dringen dürfen, dass wir hierher gehen.«
Die Zuhörer drehten sich zu ihnen um. Sie saßen in der Falle.
»Mrs. Stevens und Mrs. Harris .«
»Wir haben keine andere Wahl«, sagte Diane. »Wir gehen hinauf.« Sie atmete tief durch. »Los.«
Zögernd gingen die beiden Frauen auf das Podium zu.
Diane schaute zu Betty Barker, die mit entsetzter Miene dasaß und den Blick auf sie geheftet hatte.
Diane und Kelly spürten, wie ihr Herz schneller schlug, als sie sich der Bühne näherten.
Richard, mein Liebster, dachte Diane, ich habe es versucht. Egal, was passiert, ich möchte, dass du weißt, wie .
Mit einem Mal wurden an der Rückseite des Parks Rufe laut. Die Zuhörer reckten die Köpfe, um zu sehen, was dort los war.
Ben Roberts war am Eingang aufgetaucht, begleitet von einem Kamerateam und etlichen Assistenten.
Die beiden Frauen wandten sich um. Kelly fasste Diane am Arm und schaute sie mit strahlender Miene an. »Plan A hat doch geklappt! Ben ist da.«
Und Diane blickte auf und sagte leise: »Danke, Richard.«
»Was?«, entfuhr es Kelly. Dann wurde ihr mit einem Mal klar, was Diane meinte. »Gut. Kommen Sie. Ben wartet auf uns.«
Tanner beobachtete das Geschehen mit starrer Miene. »Entschuldigen Sie«, rief er dann. »Tut mit Leid, Mr. Roberts. Aber dies ist eine private Gedenkfeier. Ich muss Sie und Ihr Team bitten, uns zu verlassen.«
»Guten Morgen, Mr. Kingsley«, sagte Ben Roberts. »Ich wollte für meine Sendung ein kurzes Porträt von Mrs. Harris und Mrs. Stevens im Studio aufzeichnen, aber da wir nun schon mal hier sind, dachte ich, wir dürften vielleicht auch ein paar Bilder von der Gedenkfeier bringen.«
Tanner schüttelte den Kopf. »Nein, Sie können leider nicht hier bleiben.«
»Schade. Dann nehme ich Mrs. Harris und Mrs. Stevens direkt ins Studio mit.«
»Das geht nicht«, versetzte Tanner barsch.
Ben schaute ihn an. »Was geht nicht?«
Tanner zitterte beinahe vor Wut. »Ich ... ich meine ... Sie ... ach, nichts.«
Die beiden Frauen waren jetzt bei Ben.
»Tut mir Leid, dass ich mich verspätet habe«, sagte er leise. »Aber ich musste noch einen Nachrichtenbeitrag über einen Mord schneiden und .«
»Um ein Haar hättest du über zwei weitere Morde berichten können«, sagte Kelly. »Nichts wie weg von hier.«
Tanner musste ohnmächtig mit ansehen, wie sich Kelly, Diane, Ben Roberts und sein Team an seinen Männern vorbeidrängten und den Park verließen.
Harry Flint blickte zu Tanner und wartete auf dessen Anweisungen. Als Tanner langsam den Kopf schüttelte, dachte er: Es ist noch nicht vorbei, ihr zwei.
Diane und Kelly stiegen in Ben Roberts’ Wagen. Sein Team folgte ihnen mit zwei Kleinbussen.
Roberts wandte sich an Kelly. »Nun, kannst du mir vielleicht verraten, was das Ganze soll?«
»Ich wünschte, ich könnte es, Ben. Aber noch ist es nicht so weit. Sobald ich weiß, worum es geht, sage ich’s dir. Ich verspreche es.«
»Kelly, ich bin Reporter. Ich muss wissen .«
»Heute bist du als Freund gekommen.«
Roberts seufzte. »Na schön. Wohin soll ich euch bringen?«
»Könnten Sie uns am Times Square, Ecke Zweiundvierzigste Straße absetzen?«
»Wird gemacht.«
Zwanzig Minuten später stiegen Kelly und Diane aus.
Kelly küsste Ben Roberts auf die Wange. »Danke, Ben. Das werde ich dir nie vergessen. Wir bleiben in Verbindung.«
»Passt auf euch auf.«
Sie winkten ihm zu, wandten sich dann ab und gingen weg.
»Ich komme mir nackt vor«, sagte Kelly.
»Wieso?«
»Diane, wir haben keinerlei Waffen, nichts. Ich wünschte, wir hätten eine Pistole.«
»Wir haben unseren Verstand.«
»Ich wünschte, wir hätten eine Schusswaffe. Was wollen wir hier? Was sollen wir jetzt machen?«
»Wir laufen nicht mehr davon. Ab jetzt gehen wir in die Offensive.«
Kelly blickte sie fragend an. »Was soll das heißen?« »Das heißt, dass ich es satt habe, die Zielscheibe abzugeben. Wir nehmen sie uns vor, Kelly.«
Kelly schaute Diane einen Moment lang an. »Wir nehmen uns die KIG vor?«
»Ganz recht.«
»Sie haben zu viele Krimis gelesen. Wie sollen wir zwei denn die größte Denkfabrik der Welt in die Knie zwingen?«
»Zunächst besorgen wir uns die Namen aller Mitarbeiter, die in den letzten paar Wochen ums Leben gekommen sind.«
»Wie kommen Sie darauf, dass es neben Mark und Richard noch andere gibt?«
»Weil in der Ankündigung in der Zeitung von all ihren Mitarbeitern die Rede war. Da werden es wohl mehr als zwei gewesen sein.«
»Oh. Und wer wird uns die Namen verraten?«
»Ich zeig’s Ihnen«, erwiderte Diane.
Das Internet-Café namens Easy Access bestand aus einem großen Saal mit etlichen Reihen kleiner Kabuffs, in denen alles in allem gut vierhundert Computer standen, die meisten davon besetzt. Es gehörte zu einer Kette, die Filialen in aller Welt besaß.
Als sie das Café betraten, ging Diane zum Automaten und besorgte sich eine Karte, mit der sie eine Stunde lang Zugang zum Internet hatten.
Als sie zurückkam, fragte Kelly? »Wo fangen wir an?«
»Fragen wir den Computer.«
Sie fanden ein freies Kabuff und nahmen Platz.
Kelly sah zu, wie Diane sich ins Internet einloggte. »Was kommt jetzt?« »Zunächst suchen wir über Google die Namen anderer Opfer, die bei der KIG beschäftigt waren.«
Diane klickte www.google.com an und gab ihre Suchbegriffe ein: »Nachruf« und »KIG«.
Eine lange Liste mit Referenzstellen erschien am Bildschirm. Diane suchte insbesondere nach Zeitungsveröffentlichungen, die online abrufbar waren, und fand etliche. Sie klickte die entsprechenden Links zu einer Reihe unlängst veröffentlichter Nachrufe und Artikel an. In einem der Artikel wurde auf die KIG-Niederlassung in Berlin verwiesen, worauf sie die entsprechende Website besuchte.
»Das ist ja interessant ... Franz Verbrügge.«
»Wer ist das?«
»Die Frage lautet eher, wo er ist. Anscheinend ist er verschwunden. Er hat bei der KIG in Berlin gearbeitet, und seine Frau Sonja kam unter mysteriösen Umständen ums Leben.«
Diane klickte einen weiteren Link an, zögerte einen Moment und blickte dann zu Kelly auf. »Mark Harris - in Frankreich.«
Kelly holte tief Luft und nickte. »Weiter.«
Diane klickte die nächsten Hinweise an. »Gary Reynolds - in Denver, und in Manhattan« - Diane versagte die Stimme -»Richard.« Sie stand auf. »Das war’s.«
»Was nun?«, fragte Kelly.
»Wir müssen herausfinden, wie das alles zusammenpasst. Gehen wir.«
Auf halber Höhe des Häuserblocks kamen Kelly und Diane an einem Computerladen vorbei.
»Einen Moment«, sagte Kelly.
Diane folgte ihr, als Kelly in den Laden ging und sich an den
Geschäftsführer wandte.
»Entschuldigen Sie. Ich heiße Kelly Harris. Ich bin Tanner Kingsleys Assistentin. Wir brauchen bis heute Nachmittag drei Dutzend Ihrer besten und teuersten Computer. Wäre das möglich?«
Der Manager strahlte übers ganze Gesicht. »Oh -selbstverständlich, Mrs. Harris. Für Mr. Kingsley tun wir doch alles. Wir haben sie natürlich nicht alle hier, aber wir können sie aus unserem Lager kommen lassen. Ich werde mich persönlich darum kümmern. Sollen wir sie in Rechnung stellen oder wollen Sie bar bezahlen?«
»Bezahlung bei Lieferung«, erwiderte Kelly.
Als sich der Geschäftsführer eiligen Schrittes entfernte, sagte Diane: »Ich wünschte, ich wäre darauf gekommen.«
Kelly grinste. »Das kommt schon noch.«
»Ich dachte, Sie würden das hier vielleicht sehen wollen, Mr. Kingsley.« Kathy Ordonez reichte ihm etliche Zeitungen. Die Schlagzeilen kündeten von einem weiteren Unwetter: TORNADO VERWÜSTET AUSTRALIEN
Fünfter Kontinent erstmals von Wirbelsturm heimgesucht -Mehrere Ortschaften zerstört - Anzahl der Opfer noch ungewiss - Meteorologen stehen vor einem Rätsel - Ozonloch schuld an Wetterkapriolen?
Tanner wandte sich an seine Assistentin. »Schicken Sie das an Senatorin van Luven. Dazu einen Begleitbrief: >Liebe Senatorin van Luven, ich glaube, die Zeit läuft uns davon. Beste Grüße, Tanner Kingsley<.«
»Ja, Sir.«
Tanner blickte auf seinen Computermonitor, als er den Signalton hörte, der ihm mitteilte, dass er einen Warnhinweis vom Sicherheitsdienst seiner Abteilung für Informationstechnologie erhalten hatte.
Tanner hatte von der IT-Abteilung so genannte »Spider« installieren lassen - High-Tech-Software, die ständig das Internet nach Informationen durchforstete. Er persönlich hatte die Spider so konfiguriert, dass sie sofort feststellten, wenn jemand Auskünfte bezüglich des Todes von Richard Stevens oder Mark Harris einholen wollte, und jetzt schaute er gespannt auf den Warnhinweis auf seinem Bildschirm. Er drückte auf einen Summer. »Andrew, komm zu mir!«
Andrew saß in seinem Büro und gab sich einem Tagtraum hin, in dem es um den Versuch ging, den er im Auftrag des Pentagon durchführen musste. In Gedanken befand er sich in dem Umkleideraum, um einen Schutzanzug für sich zu holen, den die Army geschickt hatte. Er wollte gerade einen von der Stange nehmen, aber Tanner war da und reichte ihm einen Anzug und die dazugehörige Gasmaske. Zieh den hier an. Er wird dir Glück bringen. Tanner war .
»Andrew, komm zu mir!«
Andrew stand auf, als er den Befehl hörte, und begab sich gemächlich in Tanners Büro.
»Setz dich.«
»Ja, Tanner.« Er nahm Platz.
»Diese Weiber haben gerade unsere Website in Berlin angeklickt. Weißt du, was das heißt?«
»Ja ... Ich ... Nein.«
Tanners Sekretärin meldete sich über die Gegensprechanlage. »Die Computer sind da, Mr. Kingsley.« »Welche Computer?«
»Die von Ihnen bestellten.«
Verdutzt stand Tanner auf und ging hinaus in das Vorzimmer. Dort waren drei Dutzend Computer auf Transportwagen übereinander getürmt. Daneben standen der Geschäftsführer des Computerladens und drei Männer in Overalls.
Der Manager strahlte übers ganze Gesicht, als Tanner auf ihn zukam. »Ich habe Ihren Auftrag prompt erledigt, Mr. Kingsley. Das Beste vom Besten. Wir stehen jederzeit wieder zu Ihrer Verfügung, wenn Sie ...«
Tanner starrte auf die übereinander gestapelten Computer. »Wer hat die bestellt?«
»Ihre Assistentin, Kelly Harris. Sie sagte, Sie bräuchten sie sofort, deshalb .«
»Nehmen Sie sie wieder mit«, sagte Tanner leise. »Sie werden dort, wo sie hingeht, nicht benötigt.«
Er machte kehrt und ging in sein Büro zurück. »Andrew, weißt du, weshalb sie sich Zugang zu unserer Website verschafft haben? Nun ja, ich werde es dir erklären. Sie versuchen, die Opfer aufzuspüren und den Grund für ihren Tod herauszufinden.« Tanner setzte sich wieder. »Dazu müssen Sie aber nach Europa. Nur dass sie nicht dorthin gelangen werden.«
Andrew wirkte einen Moment lang verlegen. »Nein .«
»Wie werden wir sie daran hindern, Andrew?«
Andrew nickte. »Sie daran hindern .«
Tanner musterte seinen Bruder und sagte abschätzig: »Ich wünschte, ich könnte mit jemandem reden, der ein bisschen Verstand hat.«
Andrew sah, wie Tanner zu einem Computer ging und sich hinsetzte. »Wir werden ihnen die Finanzmittel streichen. Wir haben ihre Sozialversicherungsnummern.« Er tippte etwas in das Keyboard, während er sprach. »Diane Stevens . «, sagte er versonnen, während er die Backdoor-Software aktivierte, die die KIG installiert hatte, als man sie beauftragt hatte, das Experian-System Y2K-kompatibel zu machen. Durch diese Backdoor-Software konnte sich Tanner Zugang zu Programmen verschaffen, an die nicht einmal die oberste Geschäftsleitung von Experian herankam.
»Schau. Experian verfügt über sämtliche Daten zu ihrem Bankkonto, einem Rückstellungskonto für die Steuer und ihrem Kreditrahmen bei der Bank.«
Andrew schluckte. »Ja, Tanner. Ja.«
Tanner wandte sich wieder dem Computer zu. »Wir geben ein, dass ihre Kreditkarten gestohlen gemeldet wurden . Jetzt machen wir bei Kelly Harris das Gleiche . Danach suchen wir die Website von Dianes Bank auf.« Er ging in die Website und klickte einen Link mit der Bezeichnung »Kontoführung« an.
Anschließend gab er Diane Stevens’ Kontonummer und die letzten vier Ziffern ihrer Sozialversicherungsnummer ein, worauf ihm prompt Zugang gewährt wurde. Sobald er den entsprechenden Zugriff hatte, buchte er sämtliche Guthaben in Außenstände um, kehrte dann zur Kreditdatei von Experian zurück und sperrte ihr Girokonto unter dem Vermerk »Mangels Deckung«.
»Andrew .«
»Ja, Tanner.«
»Siehst du, was ich gemacht habe? Ich habe Diane Stevens’ ganzes Vermögen in Schulden umgewandelt, die erst beglichen werden müssen, bevor man ihr wieder Kredit gewährt.« Ein selbstgefälliger Unterton schwang in seiner Stimme mit. »Jetzt verfahren wir mit Kelly Harris ebenso.«
Als Tanner fertig war, stand er auf und ging zu Andrew.
»Das wäre erledigt. Sie haben weder Geld noch einen Kreditrahmen. Ins Ausland kommen sie auf keinen Fall. Wir haben sie festgenagelt. Wie findest du deinen kleinen Bruder?«
Andrew nickte. »Gestern Abend habe ich im Fernsehen einen Film über .«
Außer sich vor Wut ballte Tanner die Faust und drosch sie seinem Bruder so heftig ins Gesicht, dass Andrew vom Stuhl fiel und mit einem lauten Schlag an die Wand prallte. »Du Mistkerl! Hör gefälligst zu, wenn ich mit dir rede.«
Die Tür wurde aufgerissen, und Kathy Ordonez, Tanners Sekretärin, kam hereingestürzt. »Ist alles in Ordnung, Mr. Kingsley?«
Tanner drehte sich zu ihr um. »Ja. Der arme Andrew ist nur gestolpert.«
»Ach, du meine Güte.«
Zu zweit halfen sie Andrew wieder auf die Beine.
»Bin ich hingefallen?«
»Ja, Andrew«, sagte Tanner beruhigend. »Aber jetzt ist alles wieder gut.«
»Mr. Kingsley«, flüsterte Kathy Ordonez, »finden Sie nicht, dass Ihr Bruder zu Hause besser aufgehoben wäre?«
»Selbstverständlich«, antwortete Tanner. »Aber das würde ihm das Herz brechen. Hier ist sein wahres Zuhause, und außerdem kann ich mich hier um ihn kümmern.«
Kathy Ordonez warf Tanner einen verzückten Blick zu.
»Sie sind ein wunderbarer Mann, Mr. Kingsley.«
Er zuckte bescheiden die Achseln. »Wir alle müssen unsere Pflicht tun.«
Zehn Minuten später kam Kathy wieder in Tanners Büro.
»Gute Nachrichten, Mr. Kingsley. Dieses Fax ist uns soeben von Senatorin van Luvens Büro aus zugegangen.«
»Zeigen Sie her.« Tanner riss ihr das Blatt aus der Hand.
Lieber Mr. Kingsley, hiermit teile ich Ihnen mit, dass der Senatsausschuss für Umweltfragen beschlossen hat, die erforderlichen Mittel zur weiteren Erforschung der Ursachen der globalen Erwärmung und möglicher Gegenmaßnahmen zu bewilligen. Mit freundlichen Grüßen Senatorin van Luven