42

Cato stand unter einem dunklen Himmel auf dem Forum. Seine Toga war ihm von den Schultern gerissen worden und enthüllte eine Masse weißen Fleisches, auf dem die herabperlenden Wassertropfen glitzerten. Sein Rücken war von Peitschenstriemen überzogen, doch der Schmerz war nur ein dumpfer Nachhall der Wut und der Abscheu, die er für die erbärmlichen Männer empfand, die ihn zu Fall gebracht hatten. Keiner von ihnen hätte es für unter seiner Würde gehalten, zu tun, was er getan hatte, wenn sie nur die Gelegenheit dazu gehabt hätten. Und doch starrten sie ihn an und zeigten mit den Fingern auf ihn, als wären sie nicht aus dem gleichen Holz geschnitzt wie er. Er musterte sie überheblich und hielt den Kopf stolz emporgereckt, auch dann noch, als der Henker mit dem langen, glänzenden Schwert in der Hand auf ihn zukam.

Pompeius sah zu, ohne sich die Freude, die ihn erfüllte, anmerken zu lassen. Er hatte sich dem Urteil des Crassus erst nach einigem Zögern angeschlossen. Er hätte es lieber gesehen, wenn man diese fetten Hände an einen Holzbalken genagelt und den Mann bis zu seinem qualvollen Tod auf dem Forum ausgestellt hätte. Ein solches Ende hätte viel besser zu Cato gepasst. Wenigstens hatte er die Genugtuung gehabt, dass Catos Familie trotz seiner verzweifelten Schreie in die Sklaverei verkauft wurde. Sein Haus war dem Senat übergeben worden, der Erlös aus dem Verkauf würde zur Finanzierung der Legionen beitragen, die Pompeius zum endgültigen Schlag gegen die Sklaven führen wollte.

Julius saß neben Pompeius und sah dem Geschehen wie betäubt zu. Der Feldherr hatte ihn triumphierend nach vorne gebeten, damit er die Hinrichtung aus nächster Nähe mit ansehen konnte, doch er fühlte nichts dabei. Es bereitete ihm keine Freude, Catos Tod mit anzusehen. Es war nicht mehr, als das Leben eines Hundes zu beenden oder ein Insekt zu zerquetschen. Der aufgedunsene Senator begriff nicht einmal, wie viel Leid er verursacht hatte, und so sehr er auch dafür leiden musste, nichts davon konnte Cornelia zurückbringen. Lass es schnell gehen, flüsterte er leise. Lass das alles zu Ende gehen.

Cato sah sich um und spuckte auf die Steine des Forums. Er sah die Senatoren und die vielen Bürger, die sich versammelt hatten, um seiner Hinrichtung beizuwohnen. Dieses eine Mal schien keine Gefahr von der Menschenmenge auszugehen. Er war bei den Bewohnern der Stadt nie besonders beliebt gewesen, als könne irgendjemand sich darum scheren, was sie dachten oder taten. Abermals spuckte er aus und schürzte angesichts des wartenden Pöbels verächtlich die Lippen. Tiere waren sie, einer wie der andere, ohne Verständnis dafür, dass es einem großen Manne zustand, das Gesetz in seinen Händen zu formen, wie es ihm beliebte. Marius hatte das gewusst, und Sulla auch. Keiner dieser anderen würde je verstehen, dass es kein Gesetz gab, außer dem, das man in Händen halten konnte.

Cato hörte Schritte, drehte sich um und sah Pompeius auf sich zukommen. Er verzog das Gesicht. Der Mann hatte nicht einmal genug Stil, ihn sterben zu lassen, ohne noch ein paar Worte des Hohns und der Verachtung an ihn zu richten. Er war zu nichts Großem geschaffen. Sulla hätte seinem Feind die Würde eines Todes in aller Zurückgezogenheit gewährt, ganz gleich, was zwischen ihnen vorgefallen sein mochte. Er war ein Mann gewesen, der begriffen hatte, was Macht wirklich bedeutete.

Pompeius beugte sich so weit vor, dass er Cato ins Ohr flüstern konnte.

»Deine Familie wird in der Sklaverei nicht lange durchhalten. Ich habe sie alle selbst gekauft«, raunte die gehässige Stimme.

Cato sah ihn kalt an.

»Germinius auch?«, fragte er.

»Er wird die letzte Schlacht nicht überleben.«

Cato musste lächeln. Er fragte sich, ob es Pompeius leichter fallen würde als ihm selbst, Julius und Brutus zu bändigen. Trotzig hob er den Kopf. Es schien ihm passend, dass sein Geschlecht mit ihm enden sollte. Er hatte von Königen aus grauer Vorzeit gehört, die befohlen hatten, ihre Familien lebendig auf ihre Scheiterhaufen zu werfen. Pompeius war ein Narr, weil er versuchte, ihm wehzutun.

»Du wirst einen Tag wie diesen erleben«, sagte er zu Pompeius. »Du bist ein zu kleiner Mann, um eine Stadt wie diese lange in der Hand zu halten.« Als Pompeius’ Gesicht sich in einem zornigen Krampf verzerrte, lachte er laut.

»Nimm dein Schwert und bring es zu Ende«, fuhr der Feldherr den Henker an, der sich tief verbeugte, während Pompeius zu den wartenden Senatoren zurückging.

Cato nickte dem Mann zu. Auf einmal fühlte er sich sehr müde, fast benommen.

»Heute nicht, Bursche. Manche Dinge muss ein Mann mit eigener Hand erledigen«, murmelte er und zog ein schweres Armband von seinem Handgelenk. Mit dem Daumen ließ er eine rasiermesserscharfe Klinge aus dessen Rand hervorgleiten und wandte sich mit höhnischem Grinsen der Menge zu. Dann schnitt er sich mit einer kurzen Handbewegung seitlich in die Kehle, durchtrennte die große Schlagader und wartete, während das Blut über seine weiße Haut sprudelte.

Der Henker machte einen Schritt auf ihn zu, doch Cato hatte noch genug Kraft, eine Hand zu erheben und die Klinge zurückzuweisen. Die Menge sah mit viehischer Faszination zu, wie seine Beine zu zittern anfingen und er plötzlich mit hörbarem Krachen auf die Knie fiel. Selbst dann starrte er sie alle noch einmal an, ehe er zur Seite kippte.

Als die Anspannung des Todes sich löste, seufzten die versammelten Bürger erleichtert. Trotz der Verbrechen, die sie einander zugeflüstert hatten, hatte der Mut des Senators ihnen den Spaß verdorben. Die Menge zerstreute sich lautlos und die Menschen gingen mit gesenkten Köpfen und mehr als nur ein paar gemurmelten Gebeten an dem zusammengesunkenen Leichnam vorbei.

Pompeius kniff wütend die Lippen zusammen. Bei so einem Ende fehlte die Genugtuung der Rache, und er kam sich vor, als wäre ihm etwas gestohlen worden. Dann gab er seinen Leibwächtern ein Zeichen, die Leiche wegzuschaffen, und wandte sich an Julius.

»Jetzt ziehen wir nach Süden und bringen diese Geschichte zu Ende«, sagte er.

Der Feldherr blickte Crassus verwundert an.

»Herr, du sprichst von über zwanzig Meilen unwegsamem Gelände! Ich bitte dich, die Angelegenheit noch einmal zu überdenken. Wir sollten eine zentrale Position einnehmen und uns darauf vorbereiten, sie nicht durchbrechen zu lassen.«

Crassus wartete, bis der Mann ausgeredet hatte, und klopfte dabei nervös mit den Fingern auf den Tisch. Er war sicher, dass es die einzige Möglichkeit war. Die Sklaven saßen mit der Küste im Rücken in der Falle, und wenn Pompeius die Galeeren erreicht hatte, gab es niemanden, der sie dort abholte. Er brauchte sie nur einzuschließen und auf dem Flecken Erde am Ende des Landes festzuhalten. Er warf einen Blick auf Pompeius’ Landkarte an der Wand. Die Entfernung sah darauf so winzig aus.

»Meine Befehle sind klar und deutlich, Kommandant. Pompeius bringt ausgeruhte Legionen aus dem Norden. Wir halten hier durch, bis sie ankommen, und ich will einen Befestigungswall quer durch das Land. Und jetzt verschwende meine Zeit nicht länger.« Seine Stimme klang ein wenig bedrohlich. Der Mann wäre bestimmt nicht so widerspenstig, wenn Pompeius ihm den Befehl gegeben hätte. Es war unerträglich.

»Raus!«, blaffte Crassus ihn an und erhob sich von seinem Stuhl. Sobald er wieder allein war, ließ er sich zurücksinken, rieb sich nervös die Stirn und richtete den Blick abermals auf die Landkarte.

In der Nacht ließ ihn jedes Geräusch aufschrecken, aus Angst, die Sklaven wären durchgebrochen und zögen nun mordend und plündernd durch das Land. Das durfte auf keinem Fall geschehen. Zuerst hatte er sie bis zum Meer treiben und dort zermalmen wollen; was aber, wenn sie so kämpften wie im Norden? Nachdem ihnen der Rückweg abgeschnitten war, würden sie mit dem Mut der Verzweiflung gegen die römischen Linien anrennen, und Crassus wusste, dass das sein Ende bedeutete, selbst wenn er die Schlacht überlebte. Der Senat würde seine Hinrichtung verlangen. Er verzog das Gesicht. Wie viele von ihnen hatten Schulden, die nur durch seinen Tod getilgt würden? Er konnte sich ihre scheinheiligen Gesichter vorstellen, mit denen sie im Senat über sein Schicksal debattierten. Seit Pompeius ihn verlassen hatte, verstand er den Druck ein wenig besser. Er konnte niemanden fragen, musste sämtliche Entscheidungen allein treffen.

Er ging zur Landkarte und fuhr mit dem Finger über die schmalste Stelle des Landes, ganz unten an der Spitze.

»Wir halten euch hier fest, bis die neuen Legionen eintreffen«, sagte er mit gerunzelter Stirn. Zwanzig Meilen aufgeschütteter Erde. So ein Wall war noch nie zuvor errichtet worden, die Bürger von Rom würden ihren Kindern erzählen, wer das getan hatte. Crassus, der eine Mauer quer durch das Land gezogen hat. Noch einmal fuhr er mit dem Finger über die Stelle, dann wieder und wieder, bis auf dem Pergament eine dunkle Linie sichtbar wurde.

Das müsste sie aufhalten, es sei denn, Pompeius war es nicht gelungen, genug Galeeren aufzutreiben, um eine Flucht der Sklaven über das Meer zu verhindern. Dann würde er, Crassus, natürlich zum Gespött des ganzen Landes werden, einer, der nichts als leere Äcker und Steine bewachte. Er schüttelte den Kopf, um sich zu sammeln, setzte sich wieder hin und überlegte weiter.

Nach der Verzögerung durch Catos Hinrichtung trieb Pompeius die griechischen Legionen ohne Rast nach Süden. Es waren die Veteranen von den Grenzen Griechenlands, mit einer großen Anzahl Hastati und Triarii zur Stärkung der jüngeren Männer. Sobald sie ihre Sandalen auf die Via Appia setzten, passierten sie am ersten Tag fünfunddreißig Meilensteine. Pompeius war klar, dass das Marschtempo abnehmen würde, sobald sie gezwungen waren, die gepflasterte Straße zu verlassen, doch selbst wenn die Sklaven zur äußersten Spitze des Landes marschiert waren, wusste er, dass er die griechischen Legionen in weniger als zwei Wochen zu ihnen bringen konnte.

Cabera ritt an Julius’ Seite, und die beiden wechselten immer dann die Pferde, wenn Pompeius es tat, alle zwölf Meilen an den Zwischenstationen. Pompeius wusste nicht mehr genau, was er von dem jungen Tribun halten sollte. Seit sie auf dem großen Forum zugesehen hatten, wie Cato gestorben war, hatte er nur wenige Worte an ihn gerichtet, trotzdem kam er ihm wie ein völlig anderer Mensch vor. Das innere Feuer, das Pompeius erschreckt hatte, als Julius das Kommando über die neue Zehnte Legion übernommen hatte, schien ihn verlassen zu haben. Es war nicht derselbe Mann, der jetzt auf der Straße dahinritt, ohne auf den Weg zu achten, so dass sein Pferd wegen der mangelnden Führung durch seinen Reiter nervös mit den Augen rollte. Pompeius beobachtete ihn jeden Tag sorgfältig. Er hatte schon mehr als einmal erlebt, dass Männer nach einer persönlichen Tragödie zerbrochen waren, und falls Julius nicht mehr in der Lage sein sollte, sein Kommando zu führen, würde er nicht zögern, ihn seines Postens zu entheben. Marcus Brutus konnte die Aufgabe ebenso gut erfüllen, und insgeheim gestand sich Pompeius ein, dass Brutus ihm niemals so gefährlich werden würde wie dieser Cäsar. Die Art und Weise, wie der junge Julius das Kommando über die Primigenia übernommen und trotzdem die Freundschaft mit Brutus bewahrt hatte, sagte eine Menge über seine Tüchtigkeit aus. Vielleicht war es besser, ihn zu ersetzen, bevor er völlig über den Mord an seiner Frau hinweggekommen war, solange er noch schwach war.

Pompeius blickte auf die breite Straße, die sich vor ihnen erstreckte. Crassus hatte nicht den Mumm, die Sklavenarmee zum Kampf zu stellen, das hatte er von dem Augenblick an gewusst, als er gehört hatte, auf wen die Wahl des Senats gefallen war. Der Sieg würde ihm allein gehören, und weniger würde auch nicht genügen, um die Fraktionen im Senat zu vereinen und sich selbst in Rom an die Macht zu bringen. Irgendwo vor ihm blockierte die Galeerenflotte das Meer, und damit war die Rebellion der Sklaven zu Ende, auch wenn sie es noch nicht wussten.

Spartacus sah von den Klippen aufs Wasser hinaus und beobachtete, wie ein weiteres Schiff von den Galeeren aufgebracht und in Brand gesteckt wurde. Das Meer wimmelte vor Schiffen, die vor der römischen Flotte flohen, in verzweifelter Hast die Ruder in die unruhige See tauchten und versuchten, ohne Zusammenstöße um einander herumzumanövrieren. Die Galeeren der römischen Flotte hatten zu viele Jahre mit vergeblichen Verfolgungen verbracht, um die Zerstörung jetzt nicht genüsslich auszukosten. Einige Schiffe wurden geentert, die meisten jedoch in Brand geschossen. Jeweils zwei Galeeren steuerten längsseits und ließen Feuer auf das feindliche Deck regnen, bis die Piraten in den Flammen umkamen oder schreiend ins Meer sprangen. Wer entkommen konnte, segelte so rasch wie möglich von der Küste fort und nahm die letzte Aussicht auf Freiheit mit sich.

Die Klippen waren von seinen Leuten gesäumt. Alle schauten hinaus, die frische Seeluft auf den Gesichtern. Die Felsen waren mit frischem, grünem Frühlingsgras bewachsen, ein leichter Nieselregen färbte ihre schmutzigen Gesichter unbemerkt dunkler.

Spartacus sah sie an, seine zerlumpte Armee. Alle waren hungrig und müde, wie betäubt von dem Wissen, dass ihre gewaltige Flucht quer durch das ganze Land endlich vorbei war. Trotzdem war er stolz auf sie alle.

Krixos gesellte sich zu ihm. Auch ihm war die Erschöpfung anzusehen. »Jetzt gibt es keinen Ausweg mehr, oder?«

»Nein. Ich glaube nicht. Ohne die Schiffe sind wir erledigt«, antwortete Spartacus.

Krixos ließ den Blick über die Männer rings um sie herum schweifen, die ohne Hoffnung auf dem Boden saßen oder im feinen Regen standen. »Es tut mir Leid. Wir hätten übers Gebirge ziehen sollen«, sagte er leise.

Spartacus zuckte die Achseln und lachte auf. »Aber wir haben sie ganz schön gescheucht, was?«, sagte er. »Bei den Göttern, wir haben ihnen eine Mordsangst gemacht.«

Dann schwiegen sie lange. Draußen auf dem Meer wurden die letzten Piratenschiffe verfolgt oder geentert, die Galeeren glitten unter dem Schlag ihrer langen Ruder hin und her. Der Rauch von den brennenden Decks stieg in den Regen empor, heiß und wild wie die Rache.

»Antonidus ist weg«, sagte Krixos plötzlich.

»Ich weiß. Er kam gestern Abend zu mir und wollte etwas von dem Gold.«

»Hast du es ihm gegeben?«

Spartacus zuckte die Achseln. »Warum nicht? Wenn es ihm gelingt, zu entkommen, dann viel Glück. Hier gibt es für uns nichts mehr zu gewinnen. Du solltest auch verschwinden. Vielleicht kommen ein paar von uns auf eigene Faust durch.«

»Er kommt nicht an den Legionen vorbei. Dieser verdammte Wall, den sie aufgeworfen haben, schneidet uns alle ab.«

Spartacus erhob sich.

»Dann müssen wir ihn eben durchbrechen und uns anschließend zerstreuen. Ich warte nicht darauf, bis wir hier wie die Lämmer abgeschlachtet werden. Ruf die Männer zusammen, Krix. Wir verteilen das Gold, damit jeder wenigstens ein oder zwei Stücke bekommt, und dann fliehen wir noch einmal.«

»Sie werden uns zur Strecke bringen«, meinte Krixos.

»Sie können uns nicht alle erwischen. Dazu ist das Land zu groß.«

Spartacus streckte die Hand aus, und Krixos schlug ein.

»Bis wir uns wiedersehen, Krix.«

»Bis dann.«

Es stand kein Mond am Himmel, der sich den Soldaten auf der großen Narbe, die sich von Küste zu Küste erstreckte, hätte zeigen können. Beim Anblick des Bauwerks hatte Spartacus in stummer Ungläubigkeit den Kopf darüber geschüttelt, dass ein römischer Feldherr die Dummheit begehen sollte, die Sklaven zwischen sich und dem Meer einzukesseln. In gewisser Hinsicht war es ein Anzeichen von Respekt gegenüber seinen Anhängern, dass die Legionen es nicht wagten, sie weiter zu verfolgen, sondern sich damit zufrieden gaben, dazusitzen und über ihre Gräben hinweg in die Dunkelheit zu spähen.

Spartacus lag im struppigen Gras auf dem Bauch, das Gesicht mit Erde geschwärzt. Krixos lag neben ihm, und hinter ihm war eine lange Schlange von Männern versteckt, die auf den Ruf zum Angriff warteten. Niemand hatte seinem letzten Vorschlag widersprochen. Sie alle hatten die Schiffe brennen sehen, und ihre Verzweiflung war in verbitterte Schicksalsergebenheit umgeschlagen. Der große Traum war ausgeträumt. Wie Flugsamen würden sie vom Wind verweht werden, und die Römer würden nicht einmal die Hälfte von ihnen erwischen.

»Der Graben ist so lang, dass die Linien nur sehr schwach besetzt sein können«, hatte Spartacus ihnen bei Sonnenuntergang gesagt. »Wir bohren uns wie ein Pfeil durch ihre Haut, und bevor sie sich sammeln können, sind die meisten von uns durch und in Sicherheit.«

Niemand hatte gejubelt, aber die Nachricht war ohne große Aufregung weitergegeben worden; dann hatten sich die Männer hingehockt, die Klingen geschärft und gewartet. Nachdem die Sonne untergegangen war, erhob sich Spartacus, und sie folgten ihm, trotteten geduckt durch die Dunkelheit.

Der Wall hinter dem Graben zeichnete sich als dunkle Linie im blassen Licht der Sterne am klaren Himmel ab. Krixos spähte hinüber und kniff dann die Augen zusammen, um die Züge seines Freundes auszumachen.

»Mindestens zehn Fuß hoch, und er sieht ziemlich stabil aus.« Er spürte Spartacus’ Nicken mehr als dass er es sah und ließ seinen verspannten Hals knacken. Die beiden Männer erhoben sich langsam, und Spartacus stieß einen leisen Pfiff aus, der die erste Gruppe zum Wall rief. Wie Schatten versammelten sie sich um ihn, die Stärksten unter ihnen bewaffnet mit schweren Hämmern und Äxten.

»Geht jetzt. Was sie errichtet haben, kann auch wieder niedergerissen werden«, flüsterte Spartacus, und sie machten sich mit langen, federnden Schritten auf den Weg, die Waffen zum ersten Schlag bereit. Dann erhoben sich die Männer hinter ihnen und rannten auf den römischen Wall zu.

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