41

Dichte, dunkle Wolkenknäuel verdeckten die Frühlingssonne, und der Regen fiel unaufhörlich, als Julius und Cabera das Landgut erreichten. Als sein Heim in Sicht kam, verspürte Julius eine bleierne Mattigkeit, die nichts mit dem nächtlichen Ritt zu tun hatte. Wegen des zusätzlichen Gewichts des alten Mannes hinter ihm hatte Julius sein Pferd meist im Schritt gehen lassen. Alles Drängen war von ihm gewichen. Am liebsten wäre es ihm gewesen, wenn sich die Zeit endlos hingezogen hätte, und er bedauerte jeden Schritt, der ihn zu diesem Augenblick geführt hatte. Cabera war unterwegs stumm geblieben, und auch jetzt, als sie an dem Ort so vieler Erinnerungen ankamen, war seine sonst so ansteckende gute Laune verschwunden. Sein Umhang klebte nass an seiner dürren Gestalt, und er zitterte.

Julius stieg vor dem Tor ab und sah, wie es sich vor ihm öffnete. Jetzt, da er angekommen war, wollte er nicht hineingehen, aber er führte das Pferd trotzdem wie betäubt in den Hof.

Soldaten der Primigenia nahmen ihm die Zügel ab. In ihren Gesichtern spiegelte sich seine eigene Qual. Er sprach sie nicht an, sondern ging quer über den Hof durch die aufgeweichte Erde und die Pfützen auf das Hauptgebäude zu. Cabera sah ihm nach und streichelte unbewusst das weiche Maul des Pferdes.

Er fand Clodia mit einem blutigen Stück Stoff in der Hand. Sie war blass und sah völlig erschöpft aus; unter ihren Augen waren tiefe Ringe.

»Wo ist sie?«, fragte er, und sie schien vor ihm zusammenzusinken.

»Im Triclinium«, sagte sie. »Herr, ich…«

Julius ging an ihr vorbei in das Zimmer und blieb kurz hinter der Schwelle stehen. Am Kopfende eines einfachen Bettes brannten Fackeln und beleuchteten ihr Gesicht mit warmem Schein. Julius ging zu seiner Frau hinüber und sah auf sie hinab. Seine Hände zitterten. Man hatte sie gewaschen und in feine weiße Tücher gehüllt, ihr Gesicht war ungeschminkt und das Haar hinter dem Kopf zusammengebunden.

Der Tod ließ sich nicht verbergen. Ihre Augen hatten sich einen schmalen Spalt geöffnet, und er sah das Weiße zwischen den Lidern. Er versuchte, ihr die Lider zu schließen, doch als er die Finger wegnahm, öffneten sie sich erneut.

»Es tut mir Leid«, flüsterte er. Vor dem Hintergrund der flackernden Kerzen klang seine Stimme trotzdem unnatürlich laut. Er nahm ihre Hand, kniete vor dem Bett nieder und fühlte die Steifheit der Finger.

»Es tut mir Leid, dass sie dir so wehgetan haben. Du hattest mit alldem nichts zu tun. Es tut mir Leid, dass ich dich nicht fortgebracht habe. Wenn du mich hören kannst… ich liebe dich, ich habe dich immer geliebt.«

Er senkte den Kopf. Ein Gefühl der Schmach durchzuckte ihn. Seine letzten Worte an diese Frau, die zu lieben er geschworen hatte, waren Worte des Zorns gewesen, und es gab keine Möglichkeit, diese Schuld zurückzurufen. Er war zu dumm gewesen, um ihr zu helfen, war sich irgendwie sicher gewesen, dass sie immer da sein würde und dass all der Streit und all die hässlichen Worte keine Rolle spielten. Jetzt war sie tot, und er drückte die geballte Faust an die Stirn, voller Zorn auf sich selbst, drückte immer fester und fester und hieß den Schmerz, der sich allmählich einstellte, willkommen. Wie hatte er vor ihr geprahlt: Seine Feinde würden fallen und sie wäre in Sicherheit.

Schließlich erhob er sich, konnte sich jedoch nicht von ihr abwenden.

Eine Stimme durchbrach die Stille.

»Nein! Geh nicht da hinein!«

Es war Clodia, die von draußen rief. Julius wirbelte herum, seine Hand fuhr zum Schwert.

Seine Tochter Julia kam hereingerannt und blieb wie angewurzelt stehen, als sie ihn erblickte. Instinktiv drehte er sich so, dass er ihr die Sicht auf Cornelia versperrte, ging dann auf sie zu und hob sie auf seinen Arm.

»Mama ist tot«, sagte sie, und er schüttelte den Kopf, während ihm die Tränen über das Gesicht rannen.

»Nein, nein, sie ist immer noch hier, und sie hat dich lieb«, sagte er.

Pompeius’ Männer würgten bei dem Geruch der Verwesung, der von dem Mann ausging, den sie festhielten. Die Haut, die sie unter dem Umhang spürten, schien sich unter ihrem Griff leicht zu bewegen, und als sie ihre Hände verschoben, keuchte der Mann unter der Kapuze vor Schmerz auf, als wäre etwas von ihm weggerissen worden.

Vor ihnen stand Pompeius; seine Augen leuchteten böse. Neben ihm standen zwei junge Mädchen, die sie in dem Haus, das tief im Labyrinth der Gassen zwischen den Hügeln versteckt war, gefunden hatten. Ihre Gesichter waren vor Furcht verkniffen, doch da sie nirgendwohin fliehen konnten, verharrten sie in angsterfülltem Schweigen. Die Bedrohung war eindeutig. Pompeius wischte sich eine Schweißspur von der Wange.

»Zieht ihm die Kapuze herunter«, sagte er. »Ich will den Mann sehen, der meine Tochter ermordet hat.«

Die beiden Soldaten zerrten den groben Stoff zurück und wandten angewidert den Blick ab, als sie sahen, was sie enthüllt hatten. Der Meuchelmörder funkelte sie wild an, sein Gesicht bestand fast nur aus Pusteln und Schorf. Kein einziges Fleckchen gesunder Haut war zu sehen, und als er das Wort an sie richtete, platzte die verschorfte und blutende Haut an mehreren Stellen auf.

»Ich bin nicht der, den ihr sucht«, flüsterte er.

Pompeius bleckte die Zähne. »Du bist einer von ihnen. Du kannst mir einen Namen nennen. Aber für das, was du getan hast, gehört dein Leben mir, und ich werde es nehmen.«

Die wässrigen Augen des Mannes huschten zu den beiden Mädchen hinüber, die vor Angst zusammenzuckten. Hätte Pompeius es nicht bereits vermutet, so hätte er jetzt gewusst, dass sie seine Töchter waren. Der Senator kannte diese Angst nur allzu gut. Der Mörder sprach rasch, als wollte er überspielen, was er ihnen offenbart hatte.

»Wie hast du mich gefunden?«

Pompeius zog ein Messer aus seinem Gürtel. Die Klinge blinkte sogar im spärlichen Licht des Zimmers.

»Es hat mich Zeit, Gold und das Leben von vier guten Männern gekostet, dir auf die Spur zu kommen, aber der Abschaum, den du für dich arbeiten lässt, hat dich endlich doch verraten. Man hat mir gesagt, du baust dir ein schönes Anwesen im Norden, weit weg von diesem Loch hier. Und das mit meinem Blut. Hast du wirklich geglaubt, ich würde den Mörder meiner Tochter einfach vergessen?«

Der Mann hustete. Sein Atem wurde von dem süßen Parfüm überdeckt, das er benutzte, um die Fäulnis zu verbergen.

»Es war nicht mein Messer, das…«

»Es war dein Befehl. Wer hat dir den Namen genannt? Wessen Gold hast du dafür genommen? Ich weiß es ohnehin, aber ich möchte, dass du ihn vor Zeugen aussprichst, damit ich der Gerechtigkeit Genüge tun kann.«

Einen langen Augenblick verfingen sich ihre Blicke ineinander, dann schaute der Mörder auf die Klinge, die Pompeius so lässig in der Hand hielt. Seine Töchter schauten mit trocknenden Tränen zu. Sie verstanden die Gefahr nicht, und er hätte angesichts ihrer Unschuld weinen können, als sie ihren Vater so vertrauensvoll ansahen. Seine Entstellungen schreckten sie nicht. Im Gegenteil, er wusste, dass er sich ohne die sanften Bäder, die sie ihm verabreichten, schon vor langer Zeit das Leben genommen hätte. Sie waren nicht von der Krankheit befallen, ihre Haut war unter dem Schmutz, mit dem sie sich beschmierten, um sich von den Raubtieren in den Gassen und Winkeln zu schützen, unversehrt. Wer würde für sie sorgen, wenn er nicht mehr da war? Er kannte Pompeius gut genug, um zu wissen, dass sein eigenes Leben zu Ende war. Seit dem Tod seiner Tochter war keinerlei Erbarmen mehr in ihm, sollte er je so etwas gekannt haben.

»Lass meine Töchter frei, und ich nenne ihn dir«, keuchte der Mörder und blickte ihn flehend an.

Pompeius knurrte leise und packte dann die Jüngste grob an den Haaren. Mit der anderen Hand zog er ihr den Dolch durch die Kehle und ließ das zuckende Mädchen zu Boden fallen.

Der Mörder schrie gleichzeitig mit der Schwester auf und versuchte, sich aus dem Griff der Männer loszureißen. Dann fing er an zu weinen und sackte in sich zusammen.

»Jetzt weißt du, wie sich das anfühlt«, sagte Pompeius und wischte die Klinge zwischen zwei Fingern ab. Das Blut fiel in schweren Tropfen geräuschlos auf den Boden aus gestampfter Erde. Er wartete geduldig, bis der Kopf des Mörders nur noch in ersticktem Schluchzen zuckte.

»Die andere bleibt vielleicht am Leben. Ich frage dich ein letztes Mal. Wessen Gold hast du dafür genommen?«

»Catos… es war Cato, durch Antonidus. Mehr weiß ich nicht, ich schwöre es.«

Pompeius wandte sich an die umstehenden Soldaten. »Habt ihr es gehört?«

Sie nickten, ihre Gesichter waren ebenso grimmig wie das ihres Heerführers.

»Dann haben wir hier nichts mehr verloren.« Er wandte sich zum Gehen. Nur ein kleiner Fleck auf seiner Hand zeugte davon, dass er jemals hier gewesen war.

»Tötet sie beide. Das Mädchen zuerst«, sagte er, bevor er in das Gewirr der Gassen hinausschritt.

»Ist er wach?«, erkundigte sich Julius. Das Zimmer roch nach Krankheit. Tubruk lag auf einem Bett, auf dem rostrote Flecken seines Blutes zu sehen waren. Bevor er eingetreten war, hatte Julius gewartet, bis die Tränen seiner Tochter versiegt waren, dann hatte er sanft ihre Finger von seinem Hals gelöst. Sie hatte noch einmal geweint, doch er wollte sie nicht in noch ein Sterbezimmer bringen. Clodia hatte eine junge Sklavin beauftragt, sich um Julia zu kümmern. An der Art und Weise, wie sich das kleine Mädchen in ihre Arme schmiegte, sah man, dass die Frau das Kind in den vergangenen schrecklichen Tagen schon öfter getröstet hatte.

»Vielleicht wacht er auf, wenn du ihn ansprichst«, sagte Clodia,« aber er hat nicht mehr viel Zeit.« Sie spähte in das Zimmer, und ihr Gesicht verriet ihm mehr als er wissen wollte. Bevor er eintrat, schloss er einen Moment lang die Augen.

Tubruk lag seltsam verdreht da. Auf seiner Brust waren frische Nähte zu sehen, die unter der Decke verschwanden. Er schien zu schlafen, doch er zitterte, und Julius zog die Decke höher, um ihn wärmer zuzudecken. Um seinen Mund zeigten sich Spuren frischen, hellroten Blutes. Clodia hob eine Schale mit rötlichem Wasser vom Boden auf und tupfte den Blutstreifen ab, während Julius verzweifelt zusah. Viel zu viel war passiert, um es alles auf einmal zu begreifen, und während Clodia die Lippen und die nässenden Stiche mit fürsorglicher Zärtlichkeit abwusch, stand er wie erstarrt da.

Tubruk stöhnte und öffnete bei ihrer Berührung die Augen. Er schien nicht klar zu sehen.

»Bist du immer noch hier, alte Frau?«, flüsterte er. Ein schwaches Lächeln verzerrte seine Lippen.

»Solange du mich brauchst, mein Liebster«, antwortete sie. Sie schaute zu Julius hinüber und sah dann wieder den Mann auf dem Bett an.

»Julius ist hier«, sagte sie.

Tubruk drehte den Kopf. »Stell dich dahin, wo ich dich sehen kann«, sagte er.

Clodia machte einen Schritt zurück, und Julius trat vor. Tubruk holte tief Luft, und sein ganzer Körper bebte, als er den Atem langsam entströmen ließ.

»Ich konnte sie nicht aufhalten, Julius. Ich habe es versucht, aber… ich bin nicht zu ihr durchgekommen.«

Julius schaute auf seinen alten Freund hinab und begann leise zu schluchzen.

»Es ist nicht deine Schuld«, flüsterte er.

»Ich habe sie alle getötet. Ich habe ihn getötet, um sie zu retten«, sagte Tubruk mit ausdruckslosen Augen. Sein Atem ging stoßweise, und Julius ließ jegliche Hoffnung auf die Götter fahren. Sie hatten den Seinen zu viel Schmerz aufgebürdet.

»Ruf Cabera herein. Er ist Heiler«, sagte er zu Clodia.

Sie winkte ihn von der gemarterten Gestalt auf dem Bett fort, und er neigte den Kopf, um ihr zuzuhören.

»Quäle ihn nicht. Wir können nichts tun als warten. Er hat kaum noch Blut in sich.«

»Hol Cabera«, erwiderte Julius mit entschlossenem Blick. Einen Moment lang dachte er, sie würde sich noch einmal weigern, doch dann ging sie hinaus, und er hörte ihre Stimme im Hof.

»Cabera ist hier, Tubruk. Er wird dafür sorgen, dass es dir besser geht«, sagte Julius. Wieder stieg das leise Schluchzen in seiner Kehle auf.

Der regennasse alte Mann betrat das Zimmer und ging sofort mit betroffener Miene auf das Bett zu, wo er mit geschickten Fingern die Wunden untersuchte und die Decke hob, um darunter zu sehen. Dann blickte er in Julius’ verzweifeltes Gesicht und seufzte.

»Ich versuche es«, sagte er. Er legte die Hände auf die geschwollene Haut rings um die Stiche und schloss die Augen. Julius lehnte sich vor und flüsterte ein leises Gebet. Es war nichts zu sehen, nur die gebeugte Gestalt des alten Heilers, dessen Hände reglos und dunkel auf der bleichen Brust lagen. Tubruk holte tief und krampfhaft Luft, dann atmete er langsam wieder aus. Er öffnete die Augen und sah Clodia an.

»Die Schmerzen sind weg, Liebste«, sagte er. Dann wich das Leben aus ihm, und Cabera taumelte und stürzte zu Boden.

Pompeius musterte den Galeerenkapitän finster, der steif vor ihm stand.

»Es ist mir gleich, wie deine Befehle lauten. Dies sind meine. Du segelst nach Süden, in Richtung Sizilien, und sammelst alle anderen Galeeren, die dir unterwegs entlang der Küste begegnen. Jedes römische Schiff hat den Süden abzuriegeln und zu verhindern, dass die Sklaven entkommen. Habe ich mich klar genug ausgedrückt, oder muss ich dich festnehmen lassen und einen anderen Kapitän auf deinen Posten setzen?«

Gaditicus salutierte. Er verabscheute den arroganten Senator mit einer Inbrunst, die er nicht zu zeigen wagte. Nach sechs Monaten auf See hatte er auf wenigstens ein paar Tage an Land und in der Stadt gehofft. Stattdessen wurde er sofort wieder aufs Meer befohlen, nicht einmal genug Zeit, um sein Schiff zu säubern, wurde ihm zugestanden. Wenn Prax das hörte, würde er toben.

»Ich habe verstanden, Herr. Wir laufen mit der nächsten Flut aus.«

»Ich verlasse mich darauf«, erwiderte Pompeius, bevor er mit langen Schritten zu den wartenden Soldaten zurückging.

Gaditicus sah ihm nach, dann wanderte sein Blick zu den anderen Galeeren hinaus, die den Hafen bereits verlassen hatten. Wenn sie alle die Meerenge von Sizilien ansteuerten, waren die römischen Häfen leichte Beute. Was auch immer der Senat plante, er hoffte, es war das Risiko wert.

Als der graue Abend heraufzog, fand Clodia Julius in einem dunklen Zimmer, wo er sich vorsätzlich betrank. Als sie eintrat, hob er den Kopf und sah sie teilnahmslos an.

»Bleibst du jetzt hier?«, fragte sie.

Er schüttelte den Kopf.

»Nein, ich muss in ein paar Tagen zurück zu Pompeius. Aber zuerst kümmere ich mich um die Begräbnisse für die beiden.« Er sprach die Worte mit schwerer Zunge, und seine Stimme klang elend, doch sie wusste nicht, was sie ihm zum Trost sagen konnte. In gewisser Weise wünschte sie ihm, dass ihn Cornelias Verlust schmerzte, weil er sie so grausam behandelt hatte, und sie musste den ganzen Rest ihrer Kraft aufbieten, um nichts zu sagen, was ihn noch mehr verletzte. Sein Gesicht verriet, dass er sich dessen selbst nur zu gut bewusst war.

»Bleibst du hier und kümmerst dich um meine Mutter und meine Tochter?«, fragte er, ohne sie anzusehen.

»Ich bin eine Sklavin«, erwiderte sie. »Ich müsste in das Haus von Senator Cinna zurückkehren.«

Jetzt suchte er ihren Blick und winkte mit einer betrunkenen Geste ab. »Dann lasse ich dich eben frei. Ich kaufe ihrem Vater deine Papiere ab. Wenigstens das kann ich noch tun, bevor ich zurückgehe. Kümmere dich um Julia. Ist Octavian hier?«

»Im Stall. Ich war nicht sicher, ob er wieder zu seiner Mutter gehen sollte, und…«

»Kümmere dich auch um ihn. Er ist von meinem Blut, ich habe ein Versprechen gegeben. Und ich halte meine Versprechen immer.« Sein Gesicht verzog sich vor Schmerz. »Ich möchte, dass du hier bleibst und diesen Haushalt führst. Ich weiß nicht, wann ich zurückkomme, aber wenn es so weit ist, möchte ich, dass du mir von ihr erzählst. Du hast sie schon vor mir gekannt, und ich möchte alles wissen.«

Er war so jung, dachte sie. Jung und dumm, und er lernte gerade, dass das Leben bitter ungerecht sein konnte. Wie lange hatte sie auf die Liebe gewartet, bevor sie ihr in Gestalt von Tubruk begegnete? Cornelia hätte sie freigelassen, damit sie heiraten konnte, und Tubruk hätte sie um ihre Hand gebeten, sobald er seinen Mut zusammengerafft hätte. Jetzt gab es nichts mehr für sie, und das Mädchen, das sie schon als Neugeborenes umsorgt hatte, lag still und stumm in einem anderen Zimmer. Sobald sie ihre Kraft wiederfand, das wusste Clodia, würde sie Tubruks geschundenen Körper eigenhändig ein letztes Mal waschen und in Tücher hüllen. Aber noch nicht gleich.

»Ich bleibe«, sagte sie und fragte sich, ob er sie gehört hatte.

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