Nach meinem ersten Tag im Keller, sagte die Trudi in der Kantine: Jetzt hast du kein Pech mehr, ist es nicht schöner unter der Erde.
Dann erzählte sie, wie oft sie im ersten Lagerjahr auf der Baustelle beim Ziehen des Kalkwagens die Augen zugemacht und geträumt hat. Und wie sie jetzt die nackigen Toten aus dem Sterbezimmer in den Hinterhof auf die Erde legt, wie frischgeschältes Holz. Sie sagte, dass sie auch jetzt, wenn sie die Toten zur Tür hinausträgt, oft die Augen zumacht und dasselbe träumt wie damals am Kalkwagen im Pferdegeschirr.
Was, fragte ich.
Dass ein reicher, schöner, junger — schön und jung muss er nicht sein — sagte sie, amerikanischer Schweinefleischkonservenfabrikant sich in mich verliebt — verliebt muss er nicht sein — sagte sie, aber so reich, dass er mich freikaufen und von hier herausheiraten kann. Das wäre wirklich Glück, sagte sie. Und wenn er dann noch für dich eine Schwester hätte.
Schön und jung muss sie nicht sein, verliebt muss sie nicht sein, wiederholte ich. Und dann lachte die Trudi Pelikan überspannt. Und ihr rechter Mundwinkel kam ins Flattern und verließ ihr Gesicht, als sei dort, wo das Lachen an die Haut gebunden ist, der Faden abgerissen.
Darum erzählte ich der Trudi Pelikan meinen wiederkehrenden Traum vom Nachhausereiten auf dem weißen Schwein nur kurz. Nur in einem Satz und ohne das weiße Schwein:
Stell dir vor, sagte ich, ich träume oft, dass ich auf einem grauen Hund durch den Himmel nach Hause reite.
Sie fragte: Ist es einer von den Wachhunden.
Nein, ein Dorfhund, sagte ich.
Die Trudi sagte: Warum musst du reiten, fliegen geht schneller. Ich träume nur, wenn ich wach bin. Wenn ich die Leichen in den Hinterhof lege, möchte ich von hier wegfliegen können, wie ein Schwan bis nach Amerika.
Kannte auch sie vielleicht den Schwan auf dem ovalen Schild vom Neptunbad. Ich fragte sie nicht, aber ich sagte:
Wenn ein Schwan singt, ist er immer heiser, man hört sein geschwollenes Gaumenzäpfchen.