Die Kalkfrauen

Eine von den acht Brigaden auf der Baustelle sind die Kalkfrauen. Sie ziehen den Pferdewagen mit den Kalkbrocken erst den abschüssigen Hang neben dem Pferdestall hinauf, dann hinunter an den Baustellenrand, wo die Löschgrube ist. Der Wagen ist ein großer trapezförmiger Holzkasten. Die Frauen sind um die Schultern und Hüften zu fünft auf jeder Seite der Deichsel in Lederriemen gespannt. Ein Begleitposten geht nebenher. Von der Anstrengung beim Ziehen haben die Frauen dicke nasse Augen und den Mund halboffen.

Eine von den Kalkfrauen ist die Trudi Pelikan.

Wenn der Regen die Steppe wochenlang vergisst und der Schlamm um die Löschgrube wie Pelzblumen verdorrt, werden die Schlammfliegen zudringlich. Die Trudi Pelikan sagt, Schlammfliegen riechen das Salz in den Augen und die Süße am Gaumen. Und je schwächer man ist, umso stärker tränen die Augen und umso mehr zuckert sich der Speichel.

Die Trudi Pelikan wurde ganz hinten eingespannt, weil sie für vorne schon zu schwach war. Die Schlammfliegen setzten sich nicht mehr in die Augenwinkel, sondern ins Auge auf die Pupille, und nicht mehr auf die Lippen, sondern in den Mund hinein. Die Trudi Pelikan kam ins Torkeln. Als sie hinfiel, rollte der Wagen über ihre Zehen.

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