14

Am nächsten Morgen rief Oma Slättberg das erste Mal um sechs Uhr an. Der Anrufbeantworter lief, wie immer, wenn Sprottes Mutter bis spät in die Nacht Taxi gefahren war. Gleich beim ersten Klingeln war Sprotte hellwach, und sie wusste auch sofort, wer dran war. Oma Slättberg sprach nicht gern auf >die Abwimmelmaschine<, wie sie den Anrufbeantworter nannte. Auch diesmal war nur ein Klicken auf dem Band, als Sprotte in den Flur schlich, um es abzuhören. Aber es konnte nur O. S. gewesen sein. Wer sonst rief an einem Sonntagmorgen um sechs Uhr an?

Wenn sie uns bloß nicht gesehen hätte!, dachte Sprotte, als sie in ihr warmes Bett zurückkroch. Wenn sie uns nicht gesehen hätte, würde sie bestimmt denken, es war ein ganz normaler Einbruch gewesen. Obwohl Einbrecher ja eigentlich nicht rumlaufen und Hühner klauen. Aber so! Ihre Großmutter war zwar überzeugt davon, dass es überall von Einbrechern nur so wimmelte, aber verrückt genug, um an eine Bande Einbrecher-Zwerge zu glauben, war sie bestimmt nicht. Nein, sie hatte in dem Augenblick Bescheid gewusst, in dem sie aus dem Küchenfenster geguckt hatte. Wenn bloß dieser Feistkorn nicht gewesen wäre, dachte Sprotte und verkroch sich ganz tief unter ihrer Decke. Ohne den wären wir nicht so spät gekommen, Oma hätte vorm Fernseher gehockt, und wir hätten uns ganz in Ruhe wegschleichen können. Ob sie zur Polizei gehen würde? Hören Sie, meine Enkelin hat mich bestohlen, zusammen mit ihren Freunden. Finden Sie heraus, wer alles dabei war, und verhaften Sie die kleinen Ratten. Ich will meine Hühner zurück. Sprotte kaute so heftig auf ihrem Daumennagel rum, dass es schmerzte. Vielleicht hatte Wilma Recht und Kinder kamen doch ins Gefängnis? Selbst wenn sie bloß ein paar arme, zähe Hühner geklaut hatten ...

Gestern Abend hatten sie über so was nicht nachgedacht. Sie hatten die Hennen in ihren neuen Stall gebracht und sich danach im Wohnwagen

zusammengesetzt. Es war so gemütlich gewesen! Oma Slättbergs Hühner hatten zwar ziemlich verdutzt geguckt, als sie sie in den kleinen Schuppen sperrten, aber jetzt waren sie in Sicherheit, und die Wilden Hühner hatten mit einer Schachtel Weinbrandbohnen ihre heldenhafte Befreiung gefeiert. Trude hatte die Dinger von ihrem Cousin geschenkt bekommen.

Was wird Mam sagen?, dachte Sprotte unter ihrer Bettdecke. Wird sie Kaution bezahlen, wenn ich eingesperrt werde? Im Film zahlen sie immer Kaution, damit einer nicht im Ge­ fängnis verschimmelt. Ich werde nie verraten, wo die Hennen sind, dachte Sprotte. Sonst war ja alles umsonst gewesen. Eisern schweigen werd ich, da können die mich die ganze Nacht verhören. Aber wer sollte die Hühner füttern, wenn ihre Retter im Gefängnis saßen? Die Pygmäen würden doch bestimmt auch verhaftet werden, schließlich konnte ihre Großmutter bis neun zählen. Würde Mam die Hühner füttern? Oder würde sie die Hennen zu O. S. zurückbringen, wenn Sprotte ihr verriet, wo sie waren? Um halb sieben klingelte das Telefon zum zweiten Mal, dann um sieben und um Viertel nach sieben wieder. Sprotte lag zusammengerollt wie ein Häufchen Elend unter ihrer Bettdecke. Um halb acht hatte Oma Slättberg es geschafft. Fluchend wankte Sprottes Mutter aus ihrem Zimmer und nahm den Hörer ab. Sprotte wusste, warum sie ranging. Sie hoffte, dass der Mistkerl dran war. Seit dem Abend, an dem sie das Geschirr zerschlagen hatte, war sie immer verdächtig schnell am Telefon.

»Ja, hallo!«, hörte Sprotte sie ins Telefon murmeln. »Mutter?! Das ist nicht dein Ernst! Weißt du, wie spät es ist? Ich bin die ganze Nacht gefahren!« Dann war es eine Weile still. Sprotte schob den Kopf ein kleines Stück unter der Decke hervor, um besser lauschen zu können.

»Blödsinn!«, sagte ihre Mutter ärgerlich. »Ja, das ist Blödsinn. Nein, ich weiß nicht, wer das sonst gewesen sein könnte, aber Sprotte war hier. Ja. Mit ihren Freundinnen. Sie haben sich zusammen einen Film angesehen ... Ja, da bin ich sicher ... Na ja, vielleicht treibt sich ja eine Liliputaner-Bande herum! Wie bitte?« Mams Stimme überschlug sich fast. »Wenn du zur Polizei gehst, dann sprech ich kein einziges Wort mehr mit dir ... Ist mir doch egal, wem du dein Haus vererbst. Das kannst du meinetwegen der Wohlfahrt schenken ... Gut, wie du willst, dann zeig ich dich wegen der Rundfunkgebühren an, die du seit Jahren nicht bezahlst ... O doch, das tue ich. Darauf kannst du Gift nehmen ... Nein, ich hol sie nicht. Sie schläft noch. Und ich geh jetzt auch wieder ins Bett. Gute Nacht!«

Sprottes Mutter knallte den Hörer so fest auf die Gabel, dass Sprotte es bis in ihr Zimmer hörte. Besorgt lugte sie über den Deckenrand zu ihrer Tür.

»Na«, sagte ihre Mutter und steckte den Kopf herein. »Dachte ich mir, dass du nicht mehr schläfst. Ist deine Großmutter neuerdings so vergesslich, dass sie sogar schon ihre Hühner verlegt, oder habt ihr die Hennen wirklich geklaut? Vielleicht als Bandenmaskottchen?« »Sie wollte sie schlachten!«, rief Sprotte und setzte sich im Bett auf. »Alle! Was sollte ich denn da machen?« Da lächelte ihre Mutter. Sie lächelte über ihr ganzes verschlafenes Gesicht. Dann sprang sie zu Sprotte ins Bett und drückte sie so fest, dass Sprotte kichern musste. »Komm her!«, rief sie. »Was für eine heldenhafte Tochter! Wie komm ich denn dazu? Nie hätte ich mich getraut, so was zu tun. Nie in tausend Jahren!« Sie gab Sprotte einen dicken KUSS und gleich noch einen und noch einen. »Hab ich dir schon mal erzählt, dass Oma immer meine Kaninchen geschlachtet hat? Die Augen konnte ich mir aus dem Kopf heulen, sie hat es trotzdem gemacht. Aber sag mir nicht, wo ihr die Hühner hingebracht habt. Du weißt, ich kann nicht lügen, wenn sie mich scharf anguckt.« »Weiß ich.« Sprotte grinste. »Mam ...?« »Ja?«

»Meinst du, Oma geht zur Polizei? Vielleicht sollte ich die ändern warnen?«

»Nein, keine Sorge«, sagte ihre Mutter. »Die geht nicht zur Polizei. Weißt du, so was sagt sie aus Wut, aber sie würde es nie tun. Außerdem sperrt die Polizei Kinder nic ht dafür ein, dass sie ein paar Hühner retten wollen.« »Das mit den Gebühren war gut«, sagte Sprotte. »Sie hat eine Höllenangst, dass irgendwann diese Kontrolleure zu ihr kommen.«

Ihre Mutter lachte. »Ich weiß.«

Gähnend kroch sie wieder aus Sprottes Bett rnd tapste zur Tür. »Mach’s gut, Süße«, murmelte sie. »Ich muss jetzt noch eine Runde schlafen. Aber wir könnten uns zum Frühstück in meinem Bett verabreden, in einer Stunde etwa. Oder nein, besser in zwei... Was hältst du davon?« »Geht leider nicht, Mam«, antwortete Sprotte. »Ich treff mich mit den ändern, auf dem Stadtteilfest.«

»Mit den Hühnerrettern? Grüß sie von mir.« Ihre Mutter lächelte Sprotte noch mal verschlafen zu, dann verschwand sie wieder in ihrem Zimmer.

Sprotte aber zog sich glücklich die Decke über die Nase und schlief wieder ein. Das Telefon klingelte nicht noch einmal.

Das Hühnerfüttern übernahm Wilma an diesem Morgen, trotz ihrer Erkältung. »Kann man Hühner mit Grippe anstecken?«, hatte sie Sprotte besorgt gefragt. »Küss sie nicht auf den Schnabel«, hatte die geantwortet. Als Sprotte aufstand, schlief ihre Mutter noch. Um zwölf waren die Wilden Hühner auf dem Stadtteilfest verabredet. Frieda stand sich dort schon seit zehn Uhr die Beine hinter einem Infotisch in den Bauch. Sprotte kochte ihr eine Thermoskanne heißen Kakao, bevor sie losfuhr. Auf dem Marktplatz herrschte ein ziemliches Gedränge. Es dauerte eine Weile, bis Sprotte den Stand von Friedas Gruppe zwischen all den Würstchenwagen, Losbuden und Glühweinständen fand. Zwei Jungs standen noch mit Frieda hinter dem Tapeziertisch, sie waren ungefähr in

Titus' Alter. Alle drei waren bester Stimmung, trotz der Kälte. Frieda winkte, als Sprotte sich durch das Menschengewimmel zu ihnen durchkämpfte.

»Da bist du ja!«, rief sie. »Ich dachte schon, du hast einen Kater von den ganzen Weinbrandbohnen, die du gegessen hast.«

»Melanie hatte mindestens die doppelte Portion«, sagte Sprotte, als sie endlich am Tisch lehnte. »Meine Güte, war hier letztes Jahr auch so viel los?«

»Allerdings!« Frieda rückte ein paar Stapel Faltblätter zurecht. »Aber Melli ist enttäuscht, dass es keinen Autoscooter gibt. Sie und Wilma hängen irgendwo dahinten bei den Losbuden rum.« Frieda beugte sich über den Tisch. »Wir haben schon jede Menge Spenden gekriegt. Und drei neue Fördermitglieder geworben. Toll, was?«

»Frieda kann den Leuten wunderbar ein schlechtes Gewissen machen«, sagte der Junge, der neben Frieda stand. »Sie wird so wütend, wenn sie ihnen was über Polizisten erzählt, die Straßenkinder verprügeln, oder über Kinder, die an Durchfall sterben, weil sie sich keine Medikamente leisten können. Ich kann dir sagen, die Leute kriegen gar nicht schnell genug das Portmonee raus.«

»Na, da werd ich auch wütend drüber!«, rief Frieda und gab ihm einen Stoß mit dem Ellbogen. »Wenn ich nicht wütend würde, dann würd ich losheulen. Wär dir das lieber?« »Ach was, das war doch als Kompliment gemeint«, sagte er. »Ehrlich.«

Sprotte schob Frieda die Thermoskanne hin. »Hier, zum Auftauen.«

»Oh, danke!« Frieda goss sich schnell einen Becher ein und wärmte sich die Finger daran. »Vielleicht sollte ich mir den Rest über die Füße gießen. Ich spür sie kaum noch. Das hier«, sie zeigte auf die beiden Jungs, »sind übrigens Bo und Marc. Frag mich nicht, welcher der Frechere ist.« »Hüpfen, Frieda, hüpfen!«, rief Bo. »Das ist das Einzige, was gegen kalte Füße hilft.« Und die zwei fingen an, hinter dem Tisch rumzuhüpfen wie Fußballspieler, die sich am Spielfeldrand warm machen. Frieda gähnte. »Ich bin heut zu müde für so einen Blödsinn«, murmelte sie. »Ich hab den beiden erzählt, dass ich gestern Nacht helfen musste, unschuldige Gefangene vor dem Henkerbeil zu retten, aber sie glauben mir nicht.«

»Stimmt aber«, sagte Sprotte und guckte sich um. Das Gedränge auf dem Marktplatz wurde immer dichter. »O. S. hat heute Morgen angerufen«, flüsterte sie Frieda zu. »Seit sechs Uhr hat sie's pausenlos klingeln lassen! Meine Mutter und sie haben sich ganz schön gestritten, aber Mam hat beschworen, dass wir alle vor ihrem Fernseher gesessen haben. O. S. hat sogar damit gedroht, zur Polizei zu gehen, aber Mam sagt, das wagt sie nicht.«

»Na, hoffentlich«, murmelte Frieda. »Deiner Oma ist echt alles zuzutrauen.

Hast du deiner Mutter erzählt, dass wir’s waren?«

Sprotte nickte. »Ich konnte nicht anders. Weißt du was? Sie war ganz begeistert.«

»Wirklich?« Frieda schüttelte den Kopf. »Wenn meine Eltern das wüssten, die ...« »Was wüssten?«, fragte Titus und lehnte sich über den Tisch.

»Na, bist du schon durchgefroren, Schwesterchen, oder wird einem ganz warm vom Gutes-Tun?«

»Probier’s doch selbst mal aus.« Frieda drehte ihm den Rücken zu und lächelte eine Frau an, die Geld in die Spendendose auf dem Tisch warf.

»Wo sind denn die anderen Hühner?« Titus guckte sich suchend um.

»Meinst du vielleicht ein ganz bestimmtes?«, fragte Sprotte. »Eins steht gerade hinter dir, aber ich glaub, das ist das falsche.«

Mit genervter Miene drehte Titus sich um. »Hallo, Pingpong-Assel!«, sagte Wilma und hielt ihm die Wasserpistole unter die Nase. Dann schob sie sich neben Sprotte an den Tisch. »Habt ihr Melli gesehen? Wir standen dahinten vor der Losbude, und plötzlich war sie verschwunden. Die Hühner sind total begeistert von ihrem neuen Zuhause«, wisperte sie Sprotte ins Ohr. »Den halben Auslauf haben sie schon umgegraben. Aber morgen früh vor der Schule muss eine von euch mitkommen zum Füttern. Ich ...«, verlegen prustete sie in ihr Taschentuch, »... ich find’s im Dunkeln zu einsam da draußen. Dauernd hab ich das Gefühl, dass mich aus’m Wald irgendein Perverser anstarrt.«

»Kein Problem«, flüsterte Sprotte zurück. »Heute Nachmittag wollen wir uns doch sowieso alle im Wohnwagen treffen, oder?« Sie drehte sich zu Frieda um, die gerade jemandem Informationsblätter in die Hand drückte. »Wann bist du hier fertig?«

»Sie ist jetzt fertig«, sagte Bo. »Wir machen weiter. Obwohl wir garantiert nur noch halb so viel Spenden kriegen, wenn sie weg ist.«

»Ach, Blödsinn.« Frieda grinste ihn an. »Legt noch ein paar Broschüren über das Straßenkinder-Projekt hin, die sind fast ausverkauft.«

»Jawohl, Chefin«, sagten die zwei mit einer tiefen Verbeugung. Frieda streckte ihnen die Zunge raus, fischte ihren Rucksack aus einem Pappkarton unter dem Tisch und machte sich mit Sprotte und Wilma davon. Gelangweilt schlenderte Titus ihnen hinterher. »He, Titus, hast du keinen zum Spielen?«, fragte Sprotte über die Schulter.

»Ha, ha, bin schon weg«, knurrte Titus, »ich wollte meinem Schwesterchen nur sagen, dass ihr Schatten wieder da ist.«

Erschrocken guckte Frieda sich um. Keine fünf Schritte entfernt lungerte Torte vor einem Imbissstand herum. Von da hatte man den Infotisch gut im Blick. Er hatte eine Sonnenbrille auf der Nase, was bei dem grauen Himmel ziemlich albern aussah. Als er Friedas Blick bemerkte, versteckte er sich schnell hinter zwei Frauen mit Kinderwagen. »Oje!«, seufzte Frieda. »Macht's gut, ihr Gackereisen!«, rief Titus und verschwand im Bierzelt. »Ach, übrigens«, rief er noch. »Falls es euch interessiert - euer heißer Feger knutscht hinter der Würstchenbude rum.« Dann war er endlich weg. »Dein Bruder ist ein Ätzmittel!«, knurrte Sprotte - und erwischte sich dabei, dass sie einen Blick zur Würstchenbude rüberwarf. Frieda und Wilma starrten auch hin. Aber nur Steve und Fred tauchten aus dem Gewühl auf, Fred mit einer, Steve mit drei Currywürsten.

»Hallo!«, rie f Fred, als sie aufeinander zuschlenderten. »Was machen eure geretteten Schwestern? Alle sicher gelandet?« Sprotte nickte. »He, Stevie«, sagte sie. »Lies deinem Busenfreund Torte doch mal aus den Karten, dass Frieda nicht die Richtige für ihn ist.«

Fred guckte sich mit gerunzelter Stirn um. »Wieso? Stiefelt er immer noch hinter ihr her?«

Frieda seufzte. »Vergiss es. Irgendwann wird's ihm schon langweilig werden.«

»Hm. Okay.« Fred zuckte die Achseln und zupfte an seinem Ohrring herum. »Aber das mit den Karte n ...«, er stieß Steve an, »das ist gar keine schlechte Idee. Erzähl Torte irgendwas, das ihn abkühlt. Erzähl ihm, dass er bald seiner großen Liebe begegnet, schmück's so richtig schön aus.« »Hab ich doch schon!«, murmelte Steve. Nervös rückte er sich die Brille zurecht. »Das istja das Problem. Die Karten sagen, Frieda ist, naja, sie ist«, hilflos hob er die Hände, »seine große Liebe. Sagen die Karten. Eindeutig.«

»Ich fass es nicht!« Entgeistert starrte Sprotte ihn an. »Ja, spinnst du denn total?«

»Was kann ich denn dafür?«, rief Steve beleidigt. »Was die Karten sagen, sagen sie eben.«

»Gar nichts sagen die!«, fuhr Sprotte ihn an. »Mann, wärst du bloß bei deinen kindischen Kartentricks geblieben! Damit konntest du wenigstens keinen Schaden anrichten!« Frieda guckte Steve nur ungläubig an.

»Hört mal«, sagte Fred zu Sprotte. »Ich weiß nicht, was heute los ist. Torte rennt hinter Frieda her, und Willi ist total verschwunden. Aber ich kann's euch ja auch so sagen. Wir wollen unsern Gutschein einlösen. Wir brauchen Hilfe, um unsere Sachen vom Baumhaus wegzubringen, bevor morgen die Bagger alles platt machen. Ich dachte, wir schaffen's allein, aber das klappt nicht.« Die drei Hühner sahen sich an.

»Klar«, sagte Frieda. »Ihr habt uns geholfen, jetzt helfen wir euch. Wie abgemacht.«

»Genau.« Sprotte zuckte die Schultern. »Gutschein ist Gutschein. Wir hatten heute Nachmittag zwar eigentlich ein Bandentreffen, aber was soll's, kommen wir eben erst zu euch. Wenn wir Melanie und Trude vorher finden.« »He, Boss, da ist Willi!« Steve zeigte auf das Gedränge vor der Würstchenbude. Willi zwängte sich durch die Schlange der Anstehenden und kam auf sie zu. »Was liegt an?«, fragte er, als er neben ihnen stand.

»Mann, wo hast du die ganze Zeit gesteckt?«, fuhr Fred ihn ärgerlich an. »Wir haben noch jede Menge Arbeit vor uns. Oder willst du, dass morgen unsere ganzen Sachen weggebaggert werden?«

Willi zuckte die Achseln. »Ist doch jetzt sowieso alles egal«, murmelte er.

»He, Willi«, sagte Wilma plötzlich, »hast du zufällig Melanie gesehen?«

Willi guckte sie an. Dann schüttelte er den Kopf. »Nee, wieso?«

»Ach, war bloß so eine Frage. Wir suchen sie, weißt du?«, sagte Wilma.

Sprotte und Frieda wechselten einen Blick. »Ich habe nur Trude gesehen«, brummte Willi. »Mit so 'nem dünnen schwarzhaarigen Kerl. Stiegen gerade ins Kinderkarussell, als wir vorbeikamen.« »Ins Kinderkarussell?«, fragte Sprotte ungläubig. Willi grinste. »Ja, schienen viel Spaß zu haben, die zwei. Trude ist auf ein rosa Pferd geklettert und ihr Typ in den Feuerwehrwagen.«

»So, so.« Mit einem Seufzer hakte Sprotte sich bei Wilma und Frieda ein. »Dann werden wir uns mal durchdrängeln. Vielleicht finden wir Melli ja auch beim Kinderkarussell. Sobald wir sie aufgestöbert haben, kommen wir zum Baumhaus, in Ordnung?« »Klar!«, sagte Fred.

»Falls ihr Torte seht«, rief er ihnen nach, »Steves Karten sagen: Wenn er nicht bis Mittag beim Baumhaus auftaucht, ist er Krötenfutter.«

»Richten wir ihm aus!«, rief Wilma. »Wortwörtlich. Mit dem größten Vergnügen.«

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