Herzog Stephen Navarne nickte dem Hauptmann seiner Wache zu und stieg dann aus der Kutsche. Der Kutscher schloss die Tür hinter ihm und verbeugte sich dabei ehrerbietig vor Philabet Griswold, dem Segner von Avonderre-Navarne. Automatisch verzog sich dessen Gesicht zu dem wohlwollenden Lächeln, das er allen Gläubigen gewährte, nahm aber, als der Soldat sich abwandte, sofort wieder den grimmigen Ausdruck an, den er davor gehabt hatte. Die beiden hohen Herren tauschten einen kurzen Blick und stiegen dann die Palasttreppe empor, die zu den Amtsräumen von Tristan Steward führte.
Der Brief seines Cousins war kurz und knapp gewesen, und während Stephen die Stufen emporstieg, dachte er noch einmal über die Worte nach. Der Nichtangriffspakt mit den Bolg wurde gebrochen, und dieser bedauerliche Zwischenfall führte dazu, dass drei bethanische Bürger zwei davon Soldaten der königlichen Wache grausam und ohne jede Rechtfertigung exekutiert wurden, lautete der Text. Daher erkläre ich den Friedensvertrag für null und nichtig. Einfache Worte, die den Tod des Kontinents voraussagten. Als Stephen den weitläufigen Hof erreichte, zu dem die Treppe führte, wandte er sich um. Von diesem Platz aus, der abgesehen von den Türmen und Baikonen des Palasts zu den höchsten Bethanias gehörte, konnte man einen großen Teil der Stadt überblicken. Innerhalb der weißen Steinringe der kreisförmigen Feuerbasilika, gleich neben dem Palast, entdeckte er einige Kleriker, die sich scheinbar aus Angst vor dem Lärm der großen Musterung zusammenkauerten, welche heute in den Mauern Bethanias stattfand. Schon als er gemeinsam mit dem Seligpreiser aus Navarne eingetroffen war, hatte er Anzeichen einer Musterung gesehen, und es hatte ihn tief beunruhigt, dass Tristan in so kurzer Zeit eine so große Streitmacht zusammenrufen konnte. Die Luft im unteren Hof hatte vor Spannung regelrecht geknistert, während Befehle geschrieen wurden und in der Schmiede die Hämmer auf die Ambosse krachten. Soldaten strömten durch die Straßen, aber es waren keine Stadtbewohner zu sehen.
»Ach du lieber Allgott«, murmelte er, während er beobachtete, mit welcher Hingabe der Fürst von Roland sich auf den Krieg vorbereitete.
»Rine mirtinex«, intonierte der Seligpreiser zustimmend, denn das war die heilige Antwort auf Altcymrisch. »Lasst uns reingehen, ehe er halb über den Kontinent marschiert ist.«
»Verweilt einen Augenblick, Euer Gnaden«, sagte Herzog Stephen und beschirmte die Augen mit der Hand, damit ihn die Morgensonne nicht so blendete. Auf einer der Straßen, die an die Feuerbasilika grenzten, umringte jetzt ein Schwärm Soldaten eine Kutsche, anscheinend der Wagen eines hohen Kirchenmanns. Die Wachen, welche die Kutsche begleiteten, protestierten gegen die Kontrollen, und das lauter werdende Stimmengewirr wurde zusehends hässlicher.
Das die Kutsche begleitende Gefolge trug keine orlandische Rüstung, sondern die purpurrote und braune Uniform Sorbolds. Auf den vielen kleinen, zu einem kunstvollen Netzwerk verarbeiteten Metallschuppen der Rüstung, die sie vor der Hitze in ihrer trockenen Bergheimat schützen sollte, schimmerte das Sonnenlicht. Die Sorbolder waren ein härteres Klima und eine härtere Mentalität gewohnt; bei diesem Disput waren sie zahlenmäßig jämmerlich unterlegen, aber das schien sie nicht im Mindesten einzuschüchtern.
»Das muss Mousa sein«, meinte Griswold verächtlich. Nielash Mousa war der Segner von Sorbold und Griswolds größter Rivale. Lange hatte man angenommen, dass einer der beiden Männer vom Schöpfer zum Nachfolger des Patriarchen berufen werden würde, wenn dieser starb. Stephen schwieg, trat aber näher an den Rand der Treppe. Auch seine eigene Wache steckte in den verstopften Straßen da draußen fest, ganz in der Nähe des Konfliktherds.
Rasch wanderte sein Blick zu den Straßen nahe des Stadttors, durch das seine Kutsche gefahren war. Llauron war ihnen mit seinem Kontingent gefolgt und würde in Kürze ebenfall ins Chaos geraten. Stephen spürte, wie sich sein Magen noch enger zusammenschnürte. Als hätte er seine Gedanken gelesen, berührte der Seligpreiser Tristans Arm. »Der Fürbitter und sein Gefolge waren direkt hinter uns«, meinte Griswold. »Es wird einen weit schlimmeren Zwischenfall geben, wenn ihnen etwas zustößt, bevor sie Tristans Festung erreichen. Zwischen Mousa und Llauron wird der Krieg bald an allen Grenzen Rolands ausbrechen.« Bestürzt nickte Stephen.
Plötzlich fiel ihm ein purpurner Blitz ins Auge, und er blickte zur Treppe der Feuerbasilika hinunter. Ganz oben stand stumm und regungslos ein Mann in den leuchtend roten Gewändern des Amts der Seligpreiser von Bethania, einen prunkvollen gehörnten Helm auf dem Kopf; auf dem Amulett, das er um den Hals trug, spiegelte sich die Sonne, nach deren Vorbild es geformt war. Ian Steward, der Segner des Bischofssitzes von Canderre-Yarim, Tristans jüngerer Bruder.
Vor Stephens und Griswolds Augen hob der jüngste der Seligpreiser des Patriarchen die Hände, um die Aufmerksamkeit der Menge auf sich zu ziehen, die sich zu seinen Füßen drängte, aber die Soldaten schenkten ihm keinerlei Beachtung. Mit einem gewaltsamen Handgemenge wurde die Tür der sorboldischen Kutsche aufgerissen. Die sorboldischen Wachen zogen ihre Waffen und hieben auf die Angreifer ein, während die orlandischen Soldaten auf die Kutsche zustürzten. Ian Stewards Rufe gingen im ausbrechenden Chaos unter.
Auf einmal schoss das Feuer aus dem Kohlenbecken inmitten der Basilika mit einem infernalischen Röhren in die Höhe und schickte Flammen reiner Hitze und reinen Lichts hoch in den Himmel über der Basilika empor. Mit den intensiven Farben des Erdinnern, aus dem die Feuerquelle entsprang, reichten die lodernden Flammen bis hinauf zu den Wolken und ließen Asche auf den Bereich rund um die Basilika regnen.
Jäh erstarb der Lärm. Die Soldaten auf den Straßen, ganz gleich ob orlandischer oder sorboldischer Herkunft, erstarrten und gafften gebannt in den brennenden Himmel hinauf. Die Flammen wogten über den Wolken, doch dann waren sie in einem einzigen Herzschlag wieder verschwunden. Totenstille kehrte ein.
Stephen merkte, dass Griswolds Hand, die noch immer auf seinem Arm lag, heftig zitterte.
»Herr des Himmels, was war denn das?«, fragte der Seligpreiser mit bebender Stimme. »Ich hatte keine Ahnung, dass Ian Steward das Element Feuer befehligt.« Das Symbol des Wassertropfens, das er um seinen Hals trug, klirrte leise an seiner Kette. Herzog Stephen warf einen kurzen Blick auf den Seligpreiser auf den Tempelstufen, der ebenso steif und starr dastand wie Griswold. Einen Augenblick schien er ebenso erschrocken über die plötzliche Eruption wie die Soldaten. Doc dann raffte er seine Gewänder und eilte mit zielbewussten Schritten die Treppe vor der Basilika hinunter, hinein in das Meer von Menschen.
Vor ihm teilte sich die Menge und bildete eine Straße durch den wogenden Ozean. Der purpurrot gekleidete Kirchenmann marschierte hinüber zu der Kutsche im Zentrum der Auseinandersetzung und bedeutete einem der sorboldischen Soldaten, die Tür zu öffnen. Der Mann beugte sich in eins der Fenster und tat dann, was von ihm verlangt wurde. Der Seligpreiser streckte die Hand aus, trat zurück und half einem Mann, der ebenfalls kirchliche Gewänder in leuchtendem Zinnoberrot und Grün, Braun und Purpur trug, beim Aussteigen. Philabet Griswolds Gesicht verzog sich zu einer zornigen Grimasse.
»Mousa, ich wusste es doch.«
»Zweifellos hat Tristan ihn auch gerufen«, meinte Stephen, während er zusah, wie auch der zweite Mann aus der Kutsche stieg. Aus der Entfernung war es unmöglich, sein Gesicht zu erkennen, doch an seiner Kleidung war eindeutig zu erkennen, dass er nicht der Prinz von Sorbold war; offenbar hatte dieser einen Abgesandten geschickt. »Ich denke, es ist klug, wenn Sorbold bei den Gesprächen vertreten ist. Vielleicht hat das einen mäßigenden Einfluss auf Tristan.«
Griswold nickte kurz, drehte sich dann um und ging über den Hof zu einer der schwer bewachten Türen, die zu Herzog Stephens Räumlichkeiten führten. Stephen blieb noch einen Augenblick stehen, um sich zu vergewissern, dass die beiden sorboldischen Würdenträger und Ian Steward sicher den unteren Hof durchquerten. Schließlich jedoch wandte auch er sich zum Gehen und folgte Griswold.
Sobald sich die Palasttore hinter dem Segner von Canderre-Yarim geschlossen hatten, gingen auf der Straße die frenetischen Kriegsvorbereitungen weiter.
»Meine hoch verehrten Herren, Euer Gnaden: Soeben ist Seine Gnaden Llauron, Fürbitter der Filiden, eingetroffen.«
Der Haushofmeister trat von der Tür zurück und verbeugte sich höflich. Herzog Stephen, der neben der Kommode am Fenster stand, blickte auf und lächelte seinem alten Freund matt entgegen. Llauron stand in der Tür; er trug sein übliches graues Gewand, das mit einem Gürtelstrick zusammengehalten wurde, und seine blaugrauen Augen funkelten in seinem ansonsten ernsten Gesicht. Trotz seiner bescheidenen Kleidung, die sich auffallend von den prunkvollen Staatsgewändern der Seligpreiser abhob, machte er unter all den Adligen und hohen Kirchenmännern, die sich im Raum um ihn scharten, eine wahrhaft königliche Figur. Für einen Augenblick erstarb das Gespräch. Dann winkte Tristan den Fürbitter mit einer ungeduldigen Handbewegung herein. Lächelnd nickte Llauron dem Haushofmeister zu und gab ihm damit zu verstehen, dass er die Tür hinter ihm schließen konnte. Stephen füllte sich Branntwein nach, obwohl er sein Glas gerade erst geleert hatte, goss ein zweites voll und durchquerte das dick mit Teppichen ausgelegte Zimmer, um es Llauron zu reichen.
»Willkommen, Euer Gnaden«, sagte er.
»Danke, mein Sohn«, antwortete Llauron noch immer lächelnd. Dann nahm er das angebotene Glas entgegen, prostete dem Herzog von Navarne zu und trank einen Schluck. Mit einem leisen Lachen beugte er sich zu Stephen. »Canderischer Branntwein. Wie ich sehe, beschränkt sich Tristan nicht aus selbstloser Loyalität seinen Kaufleuten und Winzern gegenüber auf die Früchte seiner eigenen Provinz. Bethania darf sich eines eigenen anständigen Branntweins brüsten, obgleich er sich natürlich nicht mit dem aus Canderre messen kann.«
»In seinem ganzen Leben hat Tristan nie etwas wirklich Uneigennütziges getan«, entgegnete Stephen mit einem Blick auf die Fürsten und Seligpreiser, die, in eine hitzige Debatte verstrickt, um den Regenten herumstanden. »Und er würde selbst wieder einmal die Wahrheit meiner Worte lauthals bestätigen.«
Tristan deutete mit großer Geste auf den riesigen Tisch in der Mitte der Bibliothek. »Wenn Ihr euch nun bitte alle setzen würdet, können wir beginnen«, sagte er. Seine Stimme klang gepresst und angestrengt, was die Erschöpfung in seinen Zügen und den offensichtlichen Schmerz in seinen Augen unterstrich. Noch hatte Stephen kein privates Wort mit ihm gesprochen, aber er konnte sehen, dass Tristan über die Ereignisse, die sie heute zusammengebracht hatten, mehr als beunruhigt war. Kein gutes Zeichen. Als Adel und Klerus um den Tisch herum Platz genommen hatten, schickte Tristan die Bediensteten weg und bat um Ruhe.
»Die Zeit der Toleranz ist endgültig vorbei«, begann er ernst. »Wie Ihr sicher alle aus meinem Schreiben wisst, haben die Bolg die Friedensvereinbarung gebrochen und drei meiner Bürger ermordet; zwei davon waren Soldaten. Damit ist unser Pakt null und nichtig. Es ist Zeit, diesem Irrsinn ein für allemal ein Ende zu bereiten. In drei Tagen ist die Musterung meiner Truppen vollendet, und dann werde ich dazu aufrufen, alle Streitkräfte Rolands zu sammeln. Der Zweck unseres heutigen Treffens besteht darin, Zeitpunkt und Ort dieses Aufmarsches zu bestimmen.«
Unter den Fürsten und Seligpreisern brach gedämpftes Stimmengewirr aus, doch Tristan hob die Hand, und es kehrte sogleich wieder Ruhe ein.
»Ich habe Anborn gebeten, bei dieser Kampagne für die orlandischen Truppen als Hauptmarschall zu dienen«, sagte er. Dann wandte er sich an Llauron. »Ich hoffe, diese Einladung an Euren Bruder missfällt Euch nicht, Euer Gnaden.«
Llauron machte ein belustigtes Gesicht. »Ob ja oder nein ganz offensichtlich hat es jedenfalls Anborn nicht gefallen.«
Nun sahen sich Tristan und die anderen am Tisch um. Anborn war nicht da.
»Wo ist er?«, fragte Tristan.
»Woher soll man das bei Anborn wissen?«, entgegnete Griswold. »Seid Ihr denn sicher, dass er vorhatte zu kommen, mein Sohn?«
»Ich bin sicher, dass er mein Schreiben erhalten hat. Wäre er verhindert, hätte er gewiss die Höflichkeit besessen, mir dahingehend zu antworten.«
Mit einem leisen Lachen erwiderte Llauron: »Eigentlich war es für Anborn ungewöhnlich höflich, nicht zu antworten. Mich schaudert bei dem Gedanken, wie er seine Botschaft womöglich formuliert hätte.«
»Wahrscheinlich ähnlich unfreundlich wie das, was ich heute zu sagen habe«, meinte Quentin Baldassarre, der Herzog von Bethe Corbair. »Tristan, bist du von Sinnen? Gegen die Bolg in den Krieg zu ziehen?«
Eine Welle der Zustimmung ging durch die Anwesenden, mehrere unterstützende Stimmen erhoben sich gleichzeitig. Martin Ivenstrand, der Herzog der Küstenprovinz Avonderre, übertönte die anderen, und seine Wut war unüberhörbar.
»Seit zwei Jahrzehnten sterben meine Bürger bei diesen unerklärlichen Grenzüberfällen«, rief er ärgerlich. »Das Gleiche gilt für viele unschuldige Opfer aus den anderen Provinzen und aus Tyrian. In der ganzen Zeit haben wir nichts von dir gehört, nicht einmal, als du selbst Verluste zu beklagen hattest, Tristan. Warum willst du nun, nachdem drei bethanische Bürger zu Tode gekommen sind, unbedingt einen Krieg vom Zaun brechen?«
»Ja, ich kann auch nicht glauben, dass du in Erwägung ziehst, dich wegen eines solchen Vorfalls auf einen Kampf mit den Bolg einzulassen«, stimmte ihm Ihrman Karsrick zu, der Herzog von Yarim. »Wenn Anwyn in dem Land, das sie drei Jahrhunderte regierte, Gwylliam nicht besiegen konnte, wie in Gottes Namen kommst du dann auf den Gedanken, dass du den Bolg den Berg abringen kannst? Du wirst im Handumdrehen den Kürzeren ziehen, genau wie es deinen Streitkräften damals beim Frühjahrsputz geschah. Und wie es unseren Leuten auch geschehen würde, wenn wir dumm genug wären, uns hinter dich zu stellen. Das ist doch glatter Wahnsinn!«
Das Entsetzen auf dem Gesicht des Herrschers von Roland brachte die Versammlung zum Schweigen. Nach einem Moment der Stille räusperte sich Lanacan Orlando, der sanfte Segner von Bethe Corbair.
»Mein Sohn, was macht Euch so sicher, dass die Bolg für Euren Verlust verantwortlich sind?«
»Ja«, fiel Baldassarre ein, »meines Wissens sind sie nämlich in ihrem eigenen Land geblieben, in den Bergen. Nicht einmal in Bethe Corbair haben wir sie gesehen, und das grenzt direkt an Ylorc. Wie sind sie dann den ganzen weiten Weg nach Bethania gekommen?«
Tristan schlug mit der Faust so heftig auf den schweren Tisch, dass die Kristallkelche bedrohlich schepperten. »Die Opfer waren nicht in Bethania«, knurrte er. »Sie wurden innerhalb der Grenzen von Ylorc gefunden. Die Postkarawane der dritten Woche hat sie entdeckt, verstümmelt, teilweise aufgefressen, ihre Überreste über Gwylliams ehemaligen Großen Gerichtshof verstreut.« Sein Gesicht war schlohweiß. Stephen Navarne machte Anstalten aufzustehen, aber Tristan starrte ihn so wütend an, dass er sich wieder hinsetzte.
»Die Bolg haben die Postkarawane angegriffen?«, erkundigte sich Cedric Canderre, der Herzog der Provinz, welche seinen Familiennamen trug, und Tristans zukünftiger Schwiegervater. »Das kann ich mir nicht vorstellen. Schließlich geht die Einrichtung der wöchentlichen Karawanen ursprünglich auf König Achmeds Vorschlag zurück.«
»Ich habe nicht gesagt, dass die Bolg die Karawane überfallen haben. Sie ... die Opfer gehörten nicht zur Karawane.«
»Was haben deine Bürger, deine Soldaten ohne die Postkarawane in den Bolg-Ländern zu suchen?«, fragte Ivenstrand. »Das erscheint mir äußerst tollkühn. Mit fällt es schwer, Tränen über den Verlust von ein paar leichtsinnigen Narren zu vergießen, Tristan. Wer immer sie dorthin beordert hat, sollte vor ein Militärgericht gestellt werden. Vielleicht solltest du die Sache so regeln, dass du den dafür verantwortlichen Kommandanten disziplinarisch zur Rechenschaft ziehst und den Rest von uns nach Hause gehen lässt, damit wir uns um unsere eigenen Probleme kümmern können.«
»Hat überhaupt einer von euch gehört, was ich soeben gesagt habe?«, fragte Tristan. Seine Stimme klang rau und zitterte. »Die Opfer waren teilweise aufgefressen. In Stücke gerissen. Praktisch zur Unkenntlichkeit verstümmelt. Verdient nicht schon allein die Grausamkeit dieser schändlichen Tat, dass man sie ahndet?«
»Natürlich tut es mir sehr Leid«, meinte Ivenstrand, »aber das ist nichts im Vergleich mit den Kindern, die aus meiner und Stephens Provinz entführt wurden, die wie Schweine abgeschlachtet und ausgeblutet wurden, und das auch noch im Haus der Erinnerung, die Götter mögen uns beistehen. Überall in diesem Land gibt es seit einiger Zeit hässliche Gewalttaten, Tristan. Als zentrale Autorität wäre es deine Aufgabe, den Ursprung der Gewalt ausfindig zu machen, aber bisher sind wir noch keiner Lösung näher gekommen, nicht einmal eine Erklärung haben wir gehört. Doch jetzt, wo es dich betrifft, erwartest du aus irgendeinem Grund plötzlich von uns, dass wir unsere Streitkräfte in Massen auf eine Selbstmordmission schicken. Das ist Irrsinn.«
Auf dem Turm schlugen die Glocken Mittag, und es wurde still im Raum. Als der zwölfte Schlag verklungen war, ergriff Nielash Mousa das Wort.
»Ich habe noch etwas hinzuzufügen«, sagte er mit seiner leisen, trockenen Stimme. Tristan Steward riss den Blick von seinen Mitregenten los und fixierte nun den Seligpreiser der benachbarten Nation Sorbold.
»Ja, Euer Gnaden?«
Der Seligpreiser nickte dem Abgesandten zu, der ihn nach Roland begleitet hatte. Der Mann zog ein zusammengefaltetes Stück Pergament hervor und reichte es ihm. Langsam schlug der Seligpreiser es auseinander und überflog das Geschriebene rasch, dann blickte er wieder in die Runde der Versammelten.
»Seine Hoheit, der Kronprinz von Sorbold, hat von König Achmed von Ylorc über einen Boten eine Nachricht erhalten. Der König streitet jeden Angriff oder Überfall auf orlandische Bürger strikt ab.« Wieder erhob sich aufgeregtes Gemurmel, während Mousa ein weiteres, kleineres Pergament präsentierte, versehen mit dem Wappensiegel von Ylorc, die Hände faltete und wartete, bis einen Augenblick später wieder Stille einkehrte. »Außerdem bittet der Prinz darum, dass ich Euch, Hoher Herrscher, eine Botschaft übermittle, die König Achmeds Sendschreiben beigelegt und an Euch adressiert war.« Mousa hielt Tristan das Schriftstück entgegen.
Dieser sprang auf die Füße, riss das Pergament an sich, brach das Siegel und überflog den Brief. Die anderen Regenten und heiligen Männer sahen zu, wie ihm das Blut aus dem Gesicht wich und er sich ganz langsam wieder auf seinen Stuhl sinken ließ. Eine Weile starrte er die Nachricht stumm an, und auch die anderen Männer schwiegen. Endlich blickte er auf.
»Wer steht in dieser Angelegenheit auf meiner Seite?«, fragte er mit brüchiger Stimme.
»Ich nicht«, antwortete Martin Ivenstrand mit fester Stimme.
»Ich auch nicht«, schloss sich Cedric Canderre an. »Tut mir Leid, Tristan.«
»Feiglinge«, schnaubte Tristan. »Für euch ist es einfach, sich herauszuhalten, stimmt’s? Eure Länder sind weit von den Zahnfelsen entfernt, eure Untertanen brauchen sich nicht vor den Kannibalen zu fürchten, jedenfalls bisher noch nicht. Aber was sagst du, Quentin? Ihrman? Eure Provinzen grenzen an Ylorc. Werdet ihr nicht kämpfen, um Bethe Corbair und Yarim zu retten?«
»Nicht wegen dieser Lappalie«, entgegnete Quentin Baldassarre steif. »Nach unseren Informationen können deine Soldaten genauso gut von Wölfen überfallen worden sein. Du hast uns keinen Beweis für das Gegenteil geliefert.«
»Meiner Meinung nach würden wir eine selbst verschuldete Katastrophe heraufbeschwören, vor allem angesichts der Tatsache, dass Achmed die Sache abstreitet«, sagte Ihrman Karsrick.
»Wenn das, was der Bolg-König behauptet, der Wahrheit entspricht, und du den Berg angreifst, Tristan, dann wärst du selbst der Angreifer, der den Vertrag bricht. Dann hast du deine zehn Prozent von Roland verwirkt, vorausgesetzt, die Bolg werden dich jemals wieder um Frieden bitten lassen. Ich möchte nichts mit dieser Angelegenheit zu tun haben. Es ist heller Wahnsinn.«
Verzweiflung und schwarze Wut verzerrten das Gesicht des Herrschers von Roland, und er wandte sich an seinen Cousin Stephen Navarne.
»Stephen, steh wenigstens du zu mir. Hilf mir, es den anderen verständlich zu machen.«
Stephen seufzte und sah weg, wobei seine Augen dem mitfühlenden Blick des Fürbitters begegneten. Schließlich wandte er sich direkt an Tristan.
»Wie kann ich es den anderen erklären, wenn ich selbst deinen Standpunkt nicht verstehe? Meine Loyalität und mein Leben gehören dir, Tristan, aber nicht das Leben unserer unschuldigen Untertanen. Ich kann dich in dieser Sache nicht unterstützen.«
Wiederum senkte sich bedrücktes Schweigen über den Saal. Langsam erhob sich Tristan vom Tisch und wanderte mit hängenden Schultern zu den großen Fenstern der Bibliothek, die seine schöne Stadt überblickten. Gedankenverloren lehnte er sich an das Glas. Wenig später begannen die Herzöge und Seligpreiser leise miteinander zu sprechen. Philabet Griswold wandte sich an Ian Steward.
»Das war sehr beeindruckend heute Morgen, Euer Gnaden. Ich wollte, ich könnte das Meer ebenso leicht kommandieren, wie Ihr das Feuer aus der Erde hervorgeholt habt.« Ian Steward antwortete nicht; er beobachtete aufmerksam seinen Bruder, und auf seinem jugendlichen Gesicht lag tiefe Besorgnis.
Stephen Navarne blickte hinüber zu Llauron, der jedoch keinerlei Gemütsbewegung zeigte. Obgleich die Basiliken der Patriarchalischen Religion den fünf Elementen gewidmet waren, hatte dieses Wissen in dem Glauben, wie er jetzt praktiziert wurde, fast keine Bedeutung mehr. Die Lehre von den Elementen ähnelte mehr den Praktiken der Filiden, denn sie verehrten die Natur. Zwar erschien es Llauron eher wahrscheinlich, dass die plötzliche Feuersbrunst das Werk des Fürbitters war als das des Segners von Canderre-Yarim, aber er ließ sich nichts von seinen Zweifeln anmerken.
Während sich die anderen in Diskussionen über verschiedene Themen verstrickten, stand Stephen auf und ging hinüber zu dem Fenster, an dem Tristan nach wie vor stand und mit leerem Blick auf die Stadt starrte. Geduldig wartete er, dass der Herrscher von Roland zu sprechen begänne. Schließlich seufzte Tristan.
»Ich wollte, ich hätte mich mehr um dich gekümmert, vor Jahren, als Lydia gestorben ist«, sagte er. »Es tut mir sehr Leid.« Noch immer konnte er den Blick nicht von den Pfaden losreißen, auf denen seine Erinnerung wandelte.
»Wer war es, Tristan? Es war doch nicht es war doch nicht Prudence, oder?«
Tristan nickte stumm und verließ schnell das Zimmer. Die ins Gespräch vertieften heiligen Männer und Regenten merkten kaum, dass er nicht mehr da war.
Während Stephen noch versuchte, den Schock von Tristans Antwort zu verdauen, fiel sein Blick auf die zerknitterte Notiz, die der Herrscher von Roland vergessen hatte, als er die Bibliothek verlassen hatte. Vorsichtig nahm Stephen das Pergament in die Hand und las die wenigen Worte, die mit krakeliger Schrift darauf geschrieben waren.
Ich dachte, Ihr hättet Eure Lektion gelernt. Offenbar habe ich mich geirrt. Ich habe Euch gesagt, dass der Preis später höher sein würde. Und Ihr habt den Preis beide Male für nichts bezahlt sie weiß es noch immer nicht.
»Ich weiß, dass Ihr große Schmerzen leidet, mein Sohn.«
Tristan schaute auf. Er hatte nicht gehört, dass die Tür aufgegangen war. Als er sich umwandte, sah er kurz sein Gesicht im Spiegel noch nie waren die Spuren der Zeit so deutlich zu sehen gewesen. Er war verhärmt, von den tiefen Falten um seinen Mund bis zu der Furche, die sich irgendwie zwischen den Augenbrauen in seine Stirn eingegraben hatte. Auch die Röte in seinen Augen war unübersehbar, verursacht von Schlafmangel und bitterem Kummer.
Auch die Augen, die so mitfühlend in die seinen blickten, schimmerten eine Sekunde rot, wie aus Empathie.
»Ja, Euer Gnaden«, murmelte der Herrscher von Roland.
Sanft ließ sich die Hand des heiligen Mannes auf seinem Kopf nieder.
»Die anderen verstehen das nicht«, fuhr die sonore Stimme ohne eine Spur Herablassung fort.
»Sie sehen nur das, was unmittelbar vor ihnen liegt. Es ist sehr schwer, wenn man als Einziger den Ernst der Lage erkennt, wenn man die Gefahr wittert, obgleich sie noch ein gutes Stück in der Zukunft liegt. Wie sagt man die Augen des Visionärs vergießen im Lauf der Zeit viele Tränen.« Nun bewegte sich die Hand zu Tristans Schulter und drückte sie tröstend. Stoßweise atmete der Fürst von Roland aus und senkte dabei den Kopf auf seine geballten Fäuste, die vor ihm auf dem Tisch lagen. Die Hand glitt von seiner Schulter über seinen Rücken, entfernte sich dann und verschwand im Ärmel des bescheidenen Gewands.
»Dieses Land ist in sich gespalten, mein Sohn. Nach dem Großen Krieg entschlossen sich deine Vorfahren, Roland unter den verschiedenen Adelsgeschlechtern so zerrissen zu lassen, denn sie fürchteten das Chaos und den Tod, die durch den Bruch zwischen Anwyn und Gwylliam hervorgerufen worden waren. Es war Torheit zu glauben, dass es so bleiben könnte, ohne dass noch größeres Chaos folgen würde. Seht mich an.«
In den letzten Worten lag ein beinahe drohender Unterton, doch als Tristan den Kopf hob, sah er, dass die freundlichen blauen Augen ihn aufmerksam musterten. Einen Moment lang dachte er, er habe vielleicht noch etwas anderes in ihnen gesehen, etwas Rotes, aber dann lächelte der heilige Mann, und zum ersten Mal an diesem Tag, der so viel versprechend begonnen und so niederschmetternd geendet hatte, wurde Tristan warm. Es spürte, dass er akzeptiert und geschätzt wurde; respektiert.
»Ihr seid der Älteste, Tristan, der Erbe der cymrischen Linie.«
Tristan blinzelte schmerzlich. »Euer Gnaden ...«
»Hört mich an, Hoheit.« Der heilige Mann sagte das letzte Wort leicht nach vorn gebeugt, und tief in seiner Seele fühlte Tristan, dass das gemeine Nagen der morgendlichen Demütigung wie durch ein Wunder nachließ. Etwas in dem Ton, in dem es ausgesprochen wurde, hatte tief in die versteckte Schatzkammer des Königtums gegriffen, an eine Stelle in seinem Innern, die er lange geleugnet hatte in dem Versuch, mit seinem Cousin und den anderen orlandischen Staatsoberhäuptern in freundlichem Einvernehmen zu verbleiben. Es war die erste angenehme Empfindung, seit Prudence sich von seinem Bett erhoben hatte und weggeritten war, ihrem grausigen Tod entgegen. Unwillkürlich stahl sich ein Lächeln auf sein Gesicht, das warm und herzlich erwidert wurde. Tristan nickte und bedeutete dem anderen, er möge weitersprechen.
»Die Nachfolge scheint Euch vielleicht unklar, weil in der Zeit nach dem Krieg niemand bereit war, den Thron zu besteigen. Wenn die Nicht-Cymrer es versucht hätte, wären die Cymrer wahrscheinlich sogar gestürzt worden, so groß war der Hass auf alle Nachkommen der Seren, nicht nur auf Gwylliams Linie. Wie Ihr jetzt, da wieder Krieg droht, selbst seht, hat dieses bruchstückhafte System keine wirkliche Führungskraft hervorgebracht. Obgleich ganz eindeutig ein aggressiver Akt stattgefunden hat, sind die anderen dennoch nicht bereit, sich zusammenzuschließen und Euch zu unterstützen, nicht einmal die Herzöge von Bethe Corbair und Yarim, deren Land an das Firbolg-Reich grenzt.
Was wird geschehen, wenn die Gewalt noch weiter um sich greift? Wenn die Firbolg von den Zahnfelsen herabschwärmen und die Länder Rolands zu verschlingen trachten? Werdet Ihr und Eure Mitregenten tatenlos zusehen, wie Eure Untertanen von diesen Halbmenschen, von diesen Ungeheuern buchstäblich verschlungen werden?«
»Nanatürlich nicht«, stammelte Fürst Roland.
»Wirklich?« Einen Moment klang die warme Stimme eisig kalt. »Wie wollt Ihr es verhindern? Ihr konntet die anderen nicht überzeugen, sich zu vereinigen, ehe das Schlachten beginnt. Wie wollt Ihr ein Heer ins Feld führen und die Woge des Todes abwehren, die unweigerlich mit diesen kannibalischen Dämonen anrollen wird, wenn die Katastrophe erst einmal ihren Lauf nimmt? Wenn die Firbolg die Grenzen Eures Landes erreichen, Tristan, wird es längst zu spät sein, sie aufzuhalten. Sie werden Bethe Corbair und Yarim in Besitz nehmen und vielleicht auch Sorbold. Sie werden Euch bei lebendigem Leibe auffressen oder ins Meer treiben.«
So heftig war Fürst Rolands Reaktion, dass er ein Tintenfass und mehrere gebundene Bücher vom Tisch fegte. »Nein!«
Die Wärme kehrte in die Augen des heiligen Mannes zurück, während zwischen den Scherben des Tintenfasses schwarze Tinte wie dunkles Blut hervorquoll und den Boden befleckte.
»Ah, ein Hauch von echten Bauchgefühlen. Seht Ihr, ich hatte Recht. Ihr könntet doch der Eine sein.«
Trotz der Wärme in den Augen, die unverwandt in die seinen blickten, trotz der Hitze, die noch von den vorhergegangenen Meinungsverschiedenheiten im Raum herrschte, wurde Tristan auf einmal kalt.
»Der Eine wofür?«
Das Quietschen der Stuhlbeine, als der alte Mann den Stuhl zurückzog und ihm gegenüber Platz nahm, tat Tristan in den Ohren weh.
»Der Eine, der Roland wieder Frieden und Sicherheit bringt. Der Eine, der den Mut hat, das Chaos aufzuhalten, welches in der Adelsstruktur dieses Landes grassiert, und den Thron zu besteigen. Wenn Ihr die Herrschaft über ganz Roland hättet, nicht nur über Bethania, dann würdet Ihr sämtliche Heere kontrollieren, die Ihr heute vergeblich zusammenzubringen versucht habt. Eure Kameraden, die Herzöge, können nein zum Prinzregenten sagen, doch dem König könnten sie sich nicht widersetzen. Eure Linie ist so würdig wie jede andere, Tristan, und würdiger als die meisten.«
»Ich bin nicht derjenige, den Ihr überzeugen müsst, Euer Gnaden«, entgegnete Tristan bitter.
»Falls das Fiasko heute Morgen nicht Beweis genug war, dann lasst mich Euch versichern, dass meine Mitregenten die zukünftigen Ereignisse nicht so klar erkennen können wie Ihr.«
Der heilige Mann lächelte und erhob sich langsam vom Tisch. »Überlasst das ruhig mir, Hoheit«, sagte er› und seine Worte klangen sanft und angenehm in Tristans Ohr. »Eure Zeit wird kommen. Sorgt nur dafür, dass Ihr bereit seid, wenn es so weit ist.« Gemessenen Schrittes ging er zur Tür, öffnete sie und blickte dann noch einmal über die Schulter zurück.
»Und noch etwas, Hoheit.«
»Ja?«
»Ihr werdet über das nachdenken, was ich Euch gesagt habe, ja?«
Der Herrscher von Roland nickte zustimmend. Getreu seinem Wort grübelte er, als die Herzöge und religiösen Führer Bethania endlich verließen, endlos über die Andeutungen des heiligen Mannes. Genau genommen dachte er kaum noch an etwas anderes beinahe so, als hätte er keine andere Wahl, so geisterten die weisen Worte ständig in seinem Kopf herum, wie eine eingängige Melodie. Alle anderen Gedanken, alle anderen Argumente ertranken in ihrem Lärm.
Die Andeutungen hatten seine Seele umschlungen wie eine Zinnoberranke, eine seilartige Pflanze, die er einmal studiert hatte und die eine großartige Falle abgab lose und harmlos hing sie da, bis ihr Opfer sich aus ihr zu befreien suchte. Dann wurde es plötzlich mit einem unerbittlichen Würgegriff umklammert, bis es aufhörte zu strampeln. Das Gefühl, wenn er über den Vorschlag des Alten grübelte, war auf unheimliche Weise ähnlich. Nur nachts fand er Ruhe vor den Worten, in einer älteren, tieferen Besessenheit seinem unersättlichen Verlangen nach der Frau, für die er alles geopfert hatte, einschließlich der einzigen Liebe, die er in seinem Leben je erfahren hatte. Selbst jetzt, nachdem all das vorgefallen war, träumte er noch immer von Rhapsody.
Im Schlaf rief sie ihn, umhüllt von feuriger Wärme. Er träumte, sie zu lieben, wild, leidenschaftlich, während er in ihr Gesicht blickte und der Donner in ihm grollte, bis er unter sich ein älteres, vertrauteres Gesicht sah, faltig vom Alter, die goldene Mähne von rotblonden Locken ersetzt.
Locken, die mit schwarzem Blut verklebt waren.
Aus diesen Träumen erwachte er in kalten Schweiß gebadet, heftig zitternd, und versuchte, sie aus seinen Gedanken zu verbannen, wünschte sich, er könnte die wunderschöne Dämonin irgendwie vertreiben, die noch immer seine Träume heimsuchte.
Der Herrscher von Roland ahnte indes nicht, dass ausgerechnet seine Besessenheit, so tief und zugehörig sie seiner Seele geworden war, ihn davor bewahrte, gänzlich unter den Befehl eines anderen, viel dunkleren Dämons zu geraten.