Rich Brown Urbar machen



Eines Nachmittags fütterte George Brimswell gerade die Tauben, als sich ein Wesen mit Muschelohren neben ihm auf der Parkbank materialisierte. Das Wesen sah sich um, bemerkte Brimswell, nickte und hievte etwas zwischen sie auf die Bank, das wie ein ganz normaler Aktenkoffer aussah; dabei zwitscherte es fortwährend leise in einer merkwürdigen Sprache. Es drückte auf einen Abschnitt auf dem schwarzen Trageriemen des Koffers, und das Gezwitscher verwandelte sich schlagartig in englische Worte:

»Hallo, Kumpel, wie geht’s?«

Brimswell war gerade dabei gewesen, das Brot von einem übriggebliebenen Mortadellasandwich für die Tauben in Stücke zu reißen. Er fuhr fort dies zu tun, bis eine feine Schicht von Schuppen aus Brotteig die Spitzen seiner eleganten Schuhe bedeckten.

Das Wesen lehnte sich zurück und breitete seine langen, schuppigen Arme auf der Lehne der Parkbank aus. Es schlug seine gummiartigen, offenbar knielosen Beine übereinander und betrachtete selbstgefällig die desinteressierten Tauben.

»Netter Ort. Kommst du oft hierher?«

Brimswells Augen schossen in qualvollem Entsetzen hin und her. »Ich bin verrückt geworden«, murmelte er vor sich hin. »Daran ist der Jahresabschluß Weidler schuld.«

»Tut mir leid zu hören«, sagte das Wesen mitleidig und bot ihm eine gespaltene Klaue. »Bluth ist mein Name, Verkauf meine Branche.«

Als Produkt eines katholischen Elternhauses ergriff Brimswell wie betäubt die Klaue; dann wurde ihm klar, was er da festhielt und ließ sie zu Tode erschreckt wieder fallen. Bluth stützte die Klaue auf sein nichtexistentes Knie auf und beäugte Brimswell besorgt. »Sag mal, was ist denn mit dir los? Alles in Ordnung?«

»Wo kommen Sie her?« flüsterte Brimswell. Er hatte den Kopf krampfhaft zwischen die Schultern eingezogen und klammerte sich an die Parkbank, als befürchte er ein Erdbeben.

»Weißt du«, sagte Bluth, »es verblüfft mich immer wieder, wieviel weitverbreiteten Krankheiten man auf diesen jungen Planeten begegnet. Man sollte doch meinen, sie würden etwas dagegen unternehmen, nicht?« Er streckte die Hand nach unten aus, lockte eine Taube herbei und begann, dem Vogel den Kopf zu streicheln.

Brimswell lehnte sich zurück und sah mit offenem Mund zu, wie die anderen Tauben sich um Bluths Füße scharten und laut gurrten, während er ihr Gefieder streichelte. Seit Jahren schon empfand Brimswell die Gesellschaft von Vögeln als befriedigender, weniger anstrengend und ganz allgemein angenehmer als die jedes Menschen. Er hatte das Gefühl, eine besondere Beziehung zu Tauben entwickelt zu haben, die er immer als sanft, nicht fordernd und extrem unkritisch empfunden hatte. Aber noch nie in all den Jahren, die er die Tauben nun schon fütterte, hatte einer der Vögel ihm eine solch schockierende körperliche Intimität gestattet. Erniedrigende Gefühle der Eifersucht und Empörung – Gefühle, die er bisher nur in bezug auf den menschlichen Pöbel, der seine Welt bevölkerte, kannte – wallten in ihm auf. Er stieß ein angestrengtes Keuchen aus.

»Tun Sie das bitte nicht«, murmelte er.

Bluth blickte von den Tauben auf und zog mit einem Nicken seine Klaue zurück. »Seuchen«, stimmte er zu, »garantiert unhygienisch. Sollte es eigentlich besser wissen.«

»Wer sind Sie?« fragte Brimswell heiser flüsternd.

»Bluth ist mein Name«, sagte das Wesen und reichte ihm ein zweites Mal seine Klaue. Dieses Mal ignorierte Brimswell die Geste. Er lehnte sich vor und betrachtete eingehend das Gesicht des Wesens.

»Wo, zum Teufel, kommen Sie her?«

»Knapp links von Lyra. Vierter Planet.«

Begreifen dämmerte in Brimswells Augen. Er zeigte mit dem Finger auf das Wesen. »Sie sind ein Außerirdischer«, sagte er.

»Wie meinst du das?«

»Sie sind von einem anderen Planeten.«

»Na ja, offensichtlich«, grinste Bluth. »Wo dachtest du denn, daß ich herkomme?«

Brimswell deutete unbestimmt zu Boden, dann ließ er seine Hand sinken. »Aber Sie sprechen englisch.«

Bluth klopfte auf den Deckel des Aktenkoffers, der zwischen ihnen stand. »Ach so, na ja, das macht die alte Bessie hier. Sie übersetzt natürlich. Einer der besten alten kleinen Realitätsmodulatoren am Markt. Obendrein hab ich sie verdammt günstig bekommen. Moduliert sogar meine Manierismen so, daß sie in die einheimische Szenerie passen. In meiner Branche unentbehrlich.«

»Ihre Branche?«

»Handelsreisender.«

Brimswell starrte ihn an. Er hätte nicht mehr überrascht sein können, wenn Bluth ihm eröffnet hätte, er sei eine interstellare Prostituierte. Er schickte sich an aufzustehen, aber Bluth zog ihn am Ellenbogen zurück. »Immer mit der Ruhe, George. Ich kann auch nicht allzu lange bleiben. Habe in einer halben Stunde eine Personalbesprechung bei Snickers.«

Brimswell setzte sich wieder. »Woher wußten Sie meinen Namen?«

»Bessie. Sie analysiert den ganzen Planeten.«

Brimswell starrte den Aktenkoffer an. Er streckte die Hand aus und berührte ihn abergläubisch. »Er liest Gedanken, nicht wahr?«

»Mehr oder weniger. Also hör zu, George, hast du irgend etwas, das du gerne verkaufen würdest?«

Brimswell machte wieder Anstalten, aufzustehen. »Der Präsident …«, murmelte er. Bluth zerrte ihn wieder nach unten. »Du hörst mir nicht zu, George. Ich kann nicht den ganzen Tag hier herumhängen. Mein Terminplan ist eng. Kann sein, daß ich die nächsten 30000 Jahre nicht wieder hier vorbeikomme.«

Brimswell fuchtelte mit den Händen in der Luft herum. »Aber Sie können nicht wieder gehen. Dies ist die erste Begegnung zwischen dem Menschen und einem intelligenten Lebewesen.«

»Tut mir leid, George. Ich würde ja gerne bleiben, aber ich habe einfach schon zu viele Verpflichtungen.« Er lehnte sich zurück und wedelte mit den Klauen. »Eigentlich bin ich bloß vorbeigekommen, um mich mal umzusehen. Wo ich sowieso gerade in der Gegend bin. Du weißt schon – die Lage auskundschaften, herausfinden, ob irgendwelche Geschäfte zu machen sind.«

»Geschäfte?«

»Genau. Also schieß los! Hast du irgendwas zu verkaufen?«

Brimswell fuchtelte hilflos mit den Händen. »Hören Sie zu, ich habe nichts zu verkaufen. Der Präsident, die Vereinten Nationen, mit denen müssen Sie sich in Verbindung setzen. Sie müssen hierbleiben.«

Bluth sah sich bewundernd im Park um und lächelte. »Ach, meiner Erfahrung nach gehören die wertvollen Dinge auf diesen jungen Planeten meist der Allgemeinheit.« Er streckte den Arm aus und tätschelte wieder den Deckel des Aktenkoffers. »Warum lassen wir nicht einfach die Alte Bessie die Sachlage prüfen und herausfinden, ob ihr irgend etwas habt, woran ich interessiert sein könnte?«

Wortlos sah Brimswell zu, wie Bluth den Arm ausstreckte und ein zweites Mal auf den Tragegriff des Koffers drückte. Sofort schoß ein Lochstreifen aus einem unsichtbaren Schlitz an einem Ende des Koffers. Bluth riß ihn ab, hielt ihn auf Armeslänge und musterte ihn.

»Ah, Mythen, großartig. Was würdest du dafür haben wollen?«

Brimswell lehnte sich zu ihm herüber, um den Lochstreifen zu betrachten. »Worum geht es?«

»Märchen, jede Menge. Der Weihnachtsmann, Superman, der Osterhase, Marxismus, Kapitalismus, Buddha, der Wolfsjunge …«

Brimswell wischte sich die Brotkrümel vom Schoß. »Die sind etwas wert?«

»Da kannst du Gift drauf nehmen. Mensch, da wo ich hin will, würden die weggehen wie warme Semmeln. Und dieser Einfall mit Geburtstagen, großartig. Ich glaube, das könnte wirklich einschlagen, George.«

Brimswell schüttelte den Kopf. »Ich verstehe das nicht. Ich verstehe überhaupt nichts …«

Bluth kratzte sich am Augenwinkel. »Es ist wirklich ganz simpel, George. Hier unten sind diese Konzepte Allgemeingut. Aber um sie von diesem Planeten zu exportieren, brauche ich eine Unterschrift. Schwachsinn, ich weiß, aber so ist es nun mal. Ich übertrete niemals ein galaktisches Handelsgesetz.« Er rülpste verhalten. »Also, was willst du für sie haben?«

Brimswell schloß die Augen und rieb sich die Stirn.

»Aber ich habe keine Ahnung, was sie wert sind.«

»Was immer du sagst. Nenn deinen Preis!«

Brimswell schüttelte den Kopf.

»Alles, was du willst.«

Plötzlich dämmerte es Brimswell, daß ein Handelsreisender, der sich von Stern zu Stern teleportieren konnte, möglicherweise genau das meinte, was er sagte. Er blickte langsam auf.

»Alles?«

»Was immer du sagst.«

Brimswell zupfte an seiner Unterlippe. »Nun, wir haben hier unten eine Energiekrise. Das Erdöl geht uns aus.«

»Klar, genau das Richtige.« Bluth nickte. »Ich habe da so ein Dingsbums, das verwandelt Erde in Erdöl. Ich überlasse dir zehn Milliarden davon.«

Brimswell richtete sich kerzengerade auf.

»Und dann gibt es Hunger.«

»Klar, ein Nutro-Umwandler – funktioniert nach dem gleichen Prinzip. Man wirft ein paar Steine hinein und erhält eine entsprechende Menge künstlicher Nahrung.«

Brimswell begann auf der Bank herumzuzappeln. Die Zukunft der Erde lag in seinen Händen. Er würde berühmt sein. Die Menschen würden Autogramme von ihm haben wollen. Frauen würden sich ihm an den Hals werfen. Er hatte Visionen davon, in Johnny Carsons ›Tonight Show‹ aufzutreten.

»Krebs«, murmelte er.

»Klar, Krankheitseliminatoren. Habt ihr hier den Alterungsprozeß schon aufgehalten?«

Brimswell schnappte nach Luft.

»Unsterblichkeit!!!«

»Hör zu«, sagte Bluth und lehnte sich lächelnd zurück. »Wie ich sehe, wirst du allmählich ein bißchen aufgeregt. Warum lassen wir nicht einfach die Alte Bessie etwas für dich aussuchen? Sie wird dir sagen, was hier unten eine vielversprechende Sache wäre.«

Brimswell nickte stumm und schluckte. Er rutschte vor an die Kante der Sitzfläche, während Bluth ein weiteres Mal auf Bessies Griff drückte. Ein zweiter Lochstreifen wurde ausgespuckt; Bluth riß ihn ab und hielt ihn hoch.

»Aha, genau das Richtige, Fehlervermeider – riesig, um die feine Lebensart zu kultivieren, Selbstvertrauen und zwischenmenschliche soziale Fertigkeiten aufzubauen. Ja wirklich, mit einem von diesen kleinen Dingern kannst du eine dynamische, charismatische, treibende Kraft in der Geschichte werden. Du könntest buchstäblich die Welt regieren.«

»Die Welt regieren?« murmelte Brimswell. Daran hatte er nicht gedacht.

»Klar, genau das Richtige, um die Situation hier unten geradezubiegen. Hier, ich zeig dir einen.« Er öffnete den Aktenkoffer und nahm etwas heraus, das wie eine Digitalarmbanduhr mit dunklem Zifferblatt aussah. Brimswell starrte sie skeptisch an.

»Was ist das?«

»Ein FV. Die Alte Bessie hat deine Welt wissenschaftlich analysiert und einen himmelschreienden Bedarf hierfür entdeckt. Die treffen den Nagel wirklich auf den Kopf. Ich habe sechs Milliarden davon auf Rigotte IV, ich überlasse dir alle. Und kostenlosen Transport als Dreingabe. Ich schicke sie per Tachyonenantrieb hierher, das ist die schnellste bekannte Form konventioneller Raumfahrt.«

Brimswell nahm die Armbanduhr und drehte sie in seiner Hand. »Aber was tut sie?«

»Der FV sagt dir, wenn du einen Fehler machst. Er ist ein eingebauter Ratgeber und persönlicher Vertrauter; analysiert für dich jede Situation und hilft dir, die richtige Handlungsweise in Übereinstimmung mit deinen innersten Bedürfnissen und Wünschen auszuwählen. Jede Situation, George: praktisch, finanziell, sozial – sexuell.«

Brimswell zog eine Augenbraue hoch.

»Ja, wirklich, mit diesen kleinen Apparaten hier kann sich so ziemlich jeder des Erfolges sicher sein, und zwar bei jeder nur erdenklichen Unternehmung.«

»Aber Unsterblichkeit, Hunger, das kleine Ding, das Dreck in Öl verwandelt …?«

»Hör zu, George«, Bluth legte Brimswell brüderlich einen Arm um die Schulter, »die Alte Bessie irrt sich nie. Sie hat eure Gesellschaft analysiert, und weißt du, was sie herausgefunden hat?«

George schüttelte den Kopf.

»Bessie hat herausgefunden, George, daß 78,4 Prozent deines Volkes 11,8 Prozent der Zeit befürchten, daß sie sich zum Narren machen. Sie hat außerdem herausgefunden, George, daß 93,7 Prozent deines Volkes sich fragen, ob sie in ihrem Leben die richtigen Entscheidungen getroffen haben. Mit diesen kleinen FVs, George, kann all das ausgemerzt werden. Ich brauche dir wohl nicht zu sagen, was das für dich auf einer persönlichen Ebene bedeutet, George.«

Ziemlich berechnend hob Bluth den rechten Arm, und Brimswell bemerkte zum ersten Mal, daß der Außerirdische eine dieser Uhren trug. Bluth zwinkerte ihm zu. »In meiner Branche von unschätzbarem Wert.« Er schüttelte sein Handgelenk und strahlte die Uhr an. »Obendrein völlig unzerstörbar. Und das Beste ist, man muß sie nicht einmal tragen, um sie zu benutzen. Sie hat eine effektive Reichweite von einem Lichtjahr. Laß sie einfach daheim in der Schreibtischschublade, wenn du willst.« Er lächelte Brimswell an, dann senkte er den Blick und sein Gesicht wurde nachdenklich.

»Hör mal, George, ich weiß, was du jetzt denkst. Was ist mit all den anderen Dingen, über die wir gesprochen haben? Was ist mit den anderen Dingen, die die Situation deiner Welt verbessern würden?«

Brimswell nickte begeistert. »Kostenloses Öl, Nahrung, Unsterblichkeit …«

»Ganz genau«, schnitt Bluth ihm das Wort ab. »Aber George, das ist eine sehr kurzsichtige Betrachtungsweise. Man muß die Dinge auf lange Sicht hin betrachten.« Er breitete seine Klauen aus, als rahme er ein Bild ein. »Klar, diese Dinge würden kurzfristig die Situation verbessern, aber das sind vorübergehende Probleme. Krankheit, Energie, Hunger: zum Teufel, George, alles, was man tun muß, ist ein wenig Technologie anwenden. Tatsache ist, George«, Bluth beäugte ihn mißbilligend, »die Alte Bessie erzählt mir gerade, daß dein Volk bereits jetzt über die Technologie verfügt, um die Hälfte dieser Probleme zu lindern, wenn nicht gar zu lösen. Aber warum wird es nicht getan, George? Weil dein Volk verwirrt ist, es macht Fehler. Große Fehler. Nein, mein Lieber, jene anderen Dinge, die ich erwähnte, könnten die Lage vielleicht kurzzeitig verbessern, aber diese hier, George«, er hielt die Uhr in Brimswells Hand hoch, »die packen das Problem an der Wurzel. Sie werden das Volk verbessern.«

Brimswell schaute die Uhr an. Sie sah nicht einmal wie eine sehr teure Uhr aus.

»Sie brauchen Führung, George. Und du wirst das Monopol auf den Markt haben.«

George rutschte unruhig auf seinem Sitzplatz hin und her.

»Ich werde hier die nächsten 30.000 Jahre nicht wieder vorbeikommen. Wer weiß, wann du nochmal eine solche Chance bekommst?«

»Sie zwingen einen nicht …?«

»Nur Ratschläge. Nur eine leise, kleine Stimme in deinem Kopf, die dir sagt, wann du etwas versaust.«

»Und sie irren sich nie?«

»Garantie mit vollem Rückgaberecht.«

George betrachtete düster die Armbanduhr. »Nun, ich weiß nicht …«

»Wenn du natürlich nicht interessiert bist«, sagte Bluth, »ich kann jederzeit jemand anderes finden.« Er wandte sich um und blickte den Parkweg entlang.

Brimswell zuckte zusammen. Eine Gestalt in einem Trenchcoat war weiter oben am Weg aufgetaucht. Auch Bluth hatte ihn bemerkt, und Brimswell erkannte mit wachsender Verzweiflung, wieviel ihm sein zufälliges Monopol auf Bluths Anwesenheit bereits bedeutete. Der Eindringling riß jedoch lediglich seinen Trenchcoat auf, um einen außerordentlich abgemagerten, nackten männlichen Körper zu enthüllen; dann drehte er sich um und rannte ins Gebüsch davon.

Brimswell sprang auf. »Also gut, ich unterschreibe.«

Bluth zog einen Stift und Papier aus seinem Aktenkoffer. »Ich wäre nicht überrascht, wenn sie dich für das Geschenk, das du der Welt gerade machst, zum König krönen würden, George. Auf der gestrichelten Linie unterschreiben.«

Brimswell nahm den Stift und zögerte über dem Vertrag.

»Woher weiß ich, daß sie funktionieren?«

Bluth winkte mit einer Klaue. »Schnall ihn um! Er wird mit dir in geistige Verbindung treten.«

Brimswell nahm den FV und schnallte ihn um sein Handgelenk.

»Laß ihm einen Moment Zeit, sich auf deinen Verstand einzustellen.«

Einen Augenblick lang stand Brimswell schweigend da, dann ertönte in seinem Kopf eine kühle, energische, väterliche Stimme.

»Sieh zu, daß du eine Quittung bekommst, Trottel«, sagte sie.

Brimswell unterzeichnete auf der gestrichelten Linie.


Fünf Minuten später war Bluth verschwunden, und George Brimswell schlenderte wieder aus dem Park. Es wäre vielleicht normal gewesen, wenn er die Realität dieser jüngsten Begegnung in Frage gestellt hätte, aber zwei Dinge verhinderten dies: eine große, häßliche Uhr schmückte nun sein rechtes Handgelenk und eine kühle, autoritäre Stimme sprach zu ihm in seinen Gedanken.

»Du bist übers Ohr gehauen worden, weißt du.«

»Was? Wie war das?«

»Schließ deine Lippen, wenn du sprichst. Die Menschen mögen keine Murmler.«

Brimswell warf einen Blick auf die Parkbank, an der er gerade vorbeilief. Zwei furchteinflößende Matronen hatten ihre Handtaschen in Verteidigungsstellung gerückt und beäugten ihn jetzt mißtrauisch. Er lüftete den Hut und eilte vorbei.

»Was meinst du mit ›ich bin übers Ohr gehauen worden‹?« fragte er im Geiste.

»Und preß die Lippen nicht so aufeinander. Du siehst aus wie ein Fisch.«

George entspannte bewußt seine Lippen. »Was meinst du damit, ›ich bin übers Ohr gehauen worden‹?« dachte er.

»Schon viel besser.«


Originaltitel: ›Cultivation‹

Copyright © 1978 by Avenue Victor Hugo Publishers

(erstmals erschienen in ›Galileo‹ 8)

mit freundlicher Genehmigung des Autors und der Agentur Luserke, Friolzheim

Copyright © 1991 der deutschen Übersetzung by Wilhelm Heyne Verlag, München

Aus dem Amerikanischen übersetzt von Maria Castro

Illustriert von Jobst Teltschik

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