Michael Blumlein Glanz und Glamour



Ein langes, ovales Gesicht. Spiegelaugen.

»Hallo, Mr. Crane. Irgendwelche Probleme heute?«

Ich blinzle.

»Nein? Gut. Komme nur vorbei, um nach Ihnen zu sehen.« Vor mir taucht ein Gesicht auf, und ich werde von Vertrauen erfaßt.

»Das Herz ist wie ein Jaguar. Und der Rest … Ich bin überzeugt, Sie werden damit zufrieden sein.« Er drückt auf einen Knopf, und meine Brust beginnt zu pulsieren. Ich reiße die Augen auf. Er nickt.

»Sehen Sie? Jünger als der Frühling. Sie wissen, daß Sie der Älteste sind, der noch lebt?«

Laß ihn los, Sandra! Du weißt, er wollte es so. Wir werden uns ein Leben, ein Zuhause aufbauen. Gleich hier, auf seinem Grab.

»Sie sind gestartet worden.« Er zieht ein Buch aus der Tasche und blättert darin. Es klingt wie das Rascheln von Tieren im Gebüsch. »Vor mehr als achtzig Jahren, wie?«

Ich blinzle zweimal und versuche zu lächeln. Er fährt mir mit der Hand ins Gesicht.

»Bitte tun Sie das nicht, Mr. Crane. Wir haben Ihre Lippen zurückgebunden, bis die neuen Zähne eingewachsen sind. Beliebtheit hängt von der Unversehrtheit der Lippen-Zahnfleisch-Verbindung ab. Versuchen Sie sich lieber einfach zu entspannen. Haben Sie mich verstanden?«

Zweimaliges Blinzeln.

»Gut. Ich gehe dann. Übrigens, in dieser Laufzeit komme ich nicht wieder. Ich bin zum Auffrischen fällig. Der Glaube an die unschuldige Jugend und all das.« Seine tiefe und wohlklingende Stimme wirkt wie eine Droge.

Danke, Doktor, danke. Ich blinzle und blinzle, bis mir die Lider weh tun. Er lächelt auf mich herab.

»Die Natur liebt das Hervorragende. Ich hoffe, wir sehen uns wieder.« Er wendet sich ab und geht, während ich mich zurücklehne. Seine einnehmende Art hat mich in eine behagliche Stimmung versetzt.

Nach einer Weile kommt ein anderer herein, der vor sich hin brummt. Er nähert sich, und ein dunkles Mondgesicht dringt auf mich ein. Ich mache mich flach. Er schüttelt den Kopf.

»Zu dumm, Mann.«

Er verschwindet. Ich sehe einen Arm nach oben gehen und mit einer Flasche hantieren. Ein weißer Ärmel, ein Schweißfleck in der Achselhöhle. Lorettas Hose. Am Strand, wo ich sie geliebt habe. Das bewegte Meer, jener andere Duft. Nun habe ich Plastik, Gummischlangen in der Nase. Einen ganzen Dschungel. Ich schlafe.

Später kommt Randy herein. Wenn er nervös ist, schluckt er Luft und gluckst tief im Rachen. Schon bevor er spricht, habe ich ihn erkannt.

»Hi, Swan.« Er strahlt, als würde er plötzlich Goldmünzen sehen. »Ich habe den Vertrag mitgebracht.«

Ich sehe helle Lichter. Randys Regenbogengesicht schwebt über mir. Er wedelt mit etwas Weißem.

»In zwei Wochen sind sie bereit. Eine tolle Frau haben sie diesmal für dich. Charlene heißt sie.«

Charlene? Eschen. Ein haarloses Knie. Soll ich dich heiraten, Schönheitskönigin? Wer ist Charlene?

»Ihr Weg zu unbedeutenderem Ruhm ist vorgezeichnet. Sportlich, häuslich, der Sprachbereich auf Güte, Sorge und Unterstützung begrenzt. Man will sie mit dir zusammen zeigen. Du sollst ihr zum Start verhelfen.«

Charlene, ich liebe dich. Heirate mich! Wir werden jemanden anstellen, der den Müll wegschafft. Ich werde dir Vater, eine Verabredung zum Milkshake, der sommersprossige Junge von nebenan sein. Immer bist es nur du gewesen, Rhonda. Deine Beine sind mein Traum. Ein Walzer durch Champagner. Für dich haben sie mein Haar rosa gefärbt.

Randys Pfannkuchengesicht verdunkelt das Licht. »Du bist wirklich etwas Besonderes, Swan. Meine Großmutter ist wegen dir ohnmächtig geworden, und meine Mutter auch. Jetzt fängt Sara damit an, und sie ist eben erst zwölf geworden. Du bist einfach das Vorbild.«

Augen wie Blitzlichter, seine Stimme ist honigsüß. Zum Frühstück gibt’s meine Silhouette. Schau, mein Nasenrücken, man hat ihn für dich gerichtet. Ich habe einen Revolver, Celise. Ich bin ein Cowboy, reite scharf und gebe meine Gefährten, meine Sporen für die Liebe auf.

»Ich sage ihnen, daß du bereit sein wirst.« Eine Lederlasche plumpst auf meine Hand. »Hier, ich helfe dir beim Unterschreiben.«

Kratz, kratz. Ein Stück Haut löst sich. Randy gluckst und tritt zurück. Das Licht prallt mir ins Gesicht.

»Nun muß ich aber gehen, Meister. Paß auf dich auf! Ich seh’ dich bald wieder.« Er geht, und ich mache es mir mit den Schlangen und der Kontrollautomatik bequem.

Eine Weile später kehrt das dunkle Mondgesicht zurück. Der Mann hebt etwas in die Luft und wickelt es um meinen Arm. Poch, poch, poch. Etwas wie schwarzes Moos schmiegt sich an das Kinn des Mondgesichts. Es bewegt die Augen von Seite zu Seite. Ich blinzle und ziehe die Lippen hoch.

»Ganz recht, Mann, lach nur drüber! Du kennst nur Glanz, und du trittst ab im Glanz.« Sein Gesicht wird größer. »Die Frauen wollen dich gar nicht, Robotermann. Sie wollen keinen herausgeputzten Mann, keinen vertrockneten Stockfisch. Nicht einmal, wenn du modisch bist und ein schnelles Auto fährst, und Diamanten in den Zähnen und Glanz in den Augen hast. Niemand hat dich je gewollt, außer vielleicht die anderen Roboter, die dich lieben sollen, die Giftzähne küssen, deine Fliege für die Illustrierten, dein Hintern. Sie küssen dein Lächeln, berühmter Mann, und wie fühlt sich das an? Haben sie dir Rubine in deinen Schmuck gesteckt? Ich habe gehört, sie haben dich in Diamanten gepackt, haben sie dich gefesselt? Womit? Jetzt bist du gefesselt, Filmstar, schwer gefesselt, und niemand kommt, dir die Hand zu küssen.«

Eine horizontale Spalte öffnet sich im Mond, und ich sehe Reihen milchweißer Pfeiler. In jeden ist ein Diamant geschnitten. Die Schwerkraft zerrt an meiner Brust.

»Tut mir leid für dich, Mann. Wie lang? Wie lang noch?«

Er sinkt zur Seite, und ich atme auf. Alte Knochen, ein Bettler fürs ganze Leben. Weiße Fahnen flattern, oder sind es Flügel?


»Für Sie, Sir. Es ist The Studio.« Er stellt das Gerät auf den Tisch neben meinem Bett.

»Danke, Ackerman. Ein wenig mehr Marmelade, bitte. Und lesen Sie die Krümel auf.«

Ich fahre über den Schalter, und die Bildröhre geht knisternd an. Ein dickes Gesicht füllt die Mattscheibe.

»Swan. Schön, dich zu sehen. Du siehst gut aus.«

»Mir geht es auch gut, Billy.« Ich tupfe den Mundwinkel mit der Serviette ab, bevor ich sie aufs Tablett fallen lasse. »Randy meint, es kann mit dem Drehen losgehen.«

»Diesmal haben wir eine Siegerin, Swan. Charlene heißt sie. Vielleicht kennst du sie …«

Ich zeige ihm eine ausdruckslose Miene.

»Nein? Wie ich gehört habe, hat man sie am selben Ort gemacht.«

»Gewöhnlich verlasse ich das Zimmer nicht, Billy.«

Seine unehrlichen Augen verraten, daß er mehr erfahren will. Er will immer mehr wissen. Das Schweigen wird länger.

»Gut. Nun, das haben sie gesagt. Ich habe sowieso nur angerufen, um nach dem Rechten zu sehen. Du siehst gut aus. Zeig mal das Profil!«

Ich drehe ihm das linke zu, wobei ich das Kinn ein wenig hebe. Die Nasenflügel beben. Das Meer, Stella, es zieht mich an. Ich schmecke das Salz, den Fisch in meinen Adern. Die Schafe sind nicht gut, der Schmutz verklebt mir den Geist. Ich brauche Wasser, Stella, und dich.

»Es gefällt mir, Swan. Das Kinn ist perfekt, und was sie mit der Stirn gemacht haben, finde ich gut. Kühn, und doch nachdenklich. So hatten wir es uns vorgestellt.«

»Wann fangen wir an, Billy?«

»Morgen. Charlene haben sie schon gefilmt. Wir bringen eine Großaufnahme von dir und ihr beim Tennisspielen heraus, das macht ein bißchen Furore. In ein oder zwei Tagen müßte es über die Sender gehen.«

Ich lächle. »Ich bin schon dabei, mich in sie zu verlieben.«

»Gut. Du kannst genausogut glücklich sein.«

»Ich bin immer glücklich, Billy.« Wenn ich in deiner Nähe bin. Ich kann nichts dafür, Doris. Du entflammst mich. Ich esse dir aus der Hand. Süß, süß.

»Du überraschst mich, Swan.« Er schüttelt den Kopf. »Sie haben die Matrize zerbrochen, nachdem sie dich geschaffen hatten. Wirklich.«

Das rührt mich. »Ich bin doch nur ein normaler Bursche, Billy. Ein anständiger Kerl eben.«

»Ganz recht. Nun, ich muß mich verabschieden. Paß auf dich auf, und ich sehe dich dann morgen.«

Das Bild fällt in sich zusammen.

Ich stehe auf und schlendere durchs Zimmer. Dabei fühle ich meinen Körper. Wieder jung, die Lungen durchblutet, die Haut straff, mit dem Herz eines Jugendlichen. Und die Gedanken sind geordnet, mit genau der richtigen Menge an Erinnerungen. Im Spiegel sehe ich, daß Billy recht hat: Das Gesicht ist etwas Neues, Begeisterndes. Ich spanne die Gesäßmuskeln an und nehme eine Pose ein. Hübsch. Dann denke ich an Charlene.

Sie macht gern Sport, meint Randy. Ich kenne Sport nicht, aber ich werde ihn kennenlernen. Der Körper verlangt danach, ebenso wie der Geist. Ich mag Charlene. Anscheinend habe ich sie schon sehr gern.

Ich bewege den Arm, als würde ich einen Tennisschläger schwingen. Dabei lächle ich in den Spiegel, und die Scheinwerfer tauchen mich in Licht. Ich zeige ihnen meine Zähne, meine Lippen, verströme meinen männlichen Duft. Der leichte Wind der Ventilatoren bewegt mein Haar. Terry, komm mit mir nach Hause! Ich füttere die Schweine und bringe den Schinken heim. Ich gebe das Rampenlicht auf, wenn du das Licht deiner Liebe scheinen läßt. All dies bedeutet einfach nichts ohne dich, verstehst du das denn nicht.

»Entschuldigen Sie, Sir. Wünschen Sie noch etwas?«

Ackerman und seine verschlossenen Augen. Er hält ein silbernes Tablett voller Brotkrümel.

»Lassen Sie mir mein Bad ein.«

»Selbstverständlich. Kirsch?«

»Ja.«

Er geht ins Bad. Als er zurückkehrt, liegt die zusammengeknüllte Tüte der Badeperlen auf dem Tablett bei den Krümeln.

»Das Badewasser läuft, Sir. Der Schaum steigt.«

Etwas an seiner Art macht mich schaudern.

»Danke. Sie können gehen.«

Nach ein paar Minuten gehe ich ins Bad und drehe die Wasserhähne ab. Die Luft ist süß, ich komme. Reife Früchte, ja, ich nehme eine Lunge voll. Ich summe vor mich hin, dann gleite ich ins Kirschenmeer mit Esther und ihren hundert lachenden Seejungfern.


Am nächsten Tag auf dem Filmgelände sehe ich Charlene zum erstenmal. Sie hat lebhaft rotes Haar und eine angenehme Haut. Ich stelle mir ein Feuer vor, das einen Hügel hinaufrast. Als wir uns begegnen, lächelt sie. Häuslicher Herd. Da weiß ich sofort, was ich auch tue, sie wird mich verstehen.

»Möchtest du Spazierengehen?« fragt sie, indem sie sich bei mir einhängt.

»Laß uns lieber einen Dauerlauf machen«, antworte ich und weiß, daß es richtig ist.

Sie lacht, und wir rennen los. Die Sonne läßt ihr Haar ein wenig zu messingfarben wirken und meines ein wenig zu hell, aber das macht nichts, das ist die Liebe, und später werden wir richtig aussehen.

Wir reden, während wir durch das Gelände sausen, während Leute auf uns deuten und uns anstarren. Randy hat seine Sache gut gemacht, und ich lächle und zeige mein kühnes neues Gesicht, die weißen Zähne. Charlene beobachtet mich stolz.

»Ich renne sehr gern«, versichere ich ihr.

»Das verstehe ich«, sagt sie. »Ich auch.«

»Und Tennis spielen?«

»Ja, Swan.« Sie lächelt. »Das ebenfalls.«

Im Laufen küsse ich sie auf die Wange. »Ich liebe dich, Charlene. Mir kommt es so vor, als hätte ich mein ganzes Leben nur auf jemanden wie dich gewartet.«

»Du machst mich glücklich, Swan. Wie ein Kopfsprung aus großer Höhe oder ein ruhiger Abend zu Hause.«

Ich lächle jungenhaft und biege in die Hauptstraße ein. Sie ist breit und von großen Palmen gesäumt. Im Gleichschritt schlängeln wir uns hindurch. Es ist mir egal, wenn uns niemand findet. Wir werden von Fisch leben, Susan, und Kokosmilch. Ich baue uns eine Sandburg. Dann ziehen wir die Zugbrücke hoch und leben für immer dort.

»Ich liebe dich.«

»Ich liebe dich, Swan.«

»Du hast braunes Haar gehabt.«

»Rot, Swan, es ist rot.« Sie lacht.

»Kokosnüsse.«

»Hmm, fein. Laß uns einen Wettlauf zum Meer machen!«

Sie spurtet los, und ich folge, wobei ich auf Autos und Soldaten und Taschenkrebse achte.


Während der folgenden Woche arbeiten wir an dem Film, und die Leben gehen ineinander über, wie ich gewußt hatte, daß es geschieht. Für mich sind Öffentlichkeit und Privatsphäre zwei Worte für ein und dasselbe. Damit habe ich vermutlich Glück. Ein Lächeln genügt für beides, eine Frisur, sogar die Schuhe dürfen die gleichen sein. Die Arbeit ist nie anstrengend, weil ich nur mein Leben zu leben brauche, und Lebendigsein ist einfach.

In der zweiten Produktionswoche heiraten wir, und Randy sorgt für eine wirklich perfekte Trauung. Er läßt uns nach Forest Hills ausfliegen, wo die Zeremonie im Centre Court stattfindet. Anschließend führen Charlene und ich eine Gruppe von Fans in einem Dauerlauf zum Strand an. Es ist Sommer, und wir braten Fische, wie man es früher gemacht hat. Charlene sieht großartig aus in Rosa. Ich trage Blau und zeige Muskeln, und die Kameramänner sind nicht faul. Zum Finale fahren wir auf Wasserskiern zu unserer Yacht. Wir lachen und winken, und die Kameras filmen.

An Deck des Boots ist Ackerman, der sein schmales Gesicht zum Meer gerichtet hat.

»Willkommen an Bord, Sir.«

»Danke, Ackerman. Sie kennen Charlene.«

Er verbeugt sich leicht. »Willkommen an Bord.«

»Danke. Ich freue mich, Teil der Mannschaft zu sein.«

Mit einem überaus schwachen Lächeln wendet er sich an mich. »Champagner, Sir?«

»Ja. Zwei Gläser.«

»Die rosafarbenen?«

»Rosa für dich, Rhonda. Passend zu deinen Augen. Es gibt keinen Schritt, den ich für dich nicht machen würde. Ich bin nur ein tanzender Narr.«

»Man spielt einen Walzer.«

»Sir?«

»Ein Walzer. Eins, zwei, drei – eins, zwei, drei …« Ich nehme meine Partnerin in den Arm, und wir drehen uns auf der Tanzfläche im Kreis. Die Musik ist deutlich, doch meine Partnerin ist steif. Immer wieder stolpere ich und trete ihr auf die Zehen.

»Darling«, entschuldige ich mich, »ich bin ein wenig müde. Laß uns einen Moment aufhören. Möchtest du vielleicht etwas Champagner?«

Ich entdecke Kummerfalten auf ihrem Gesicht, die verschwinden, als sie mich küßt. »Rosa, Darling?«

Eine Erinnerung durchzuckt mich.

»Ja, Rosa.«

»Ackerman, zwei Gläser. Gekühlt, bitte.«

Als er den Blick auf sie richtet, erahne ich eine Veränderung. Er nickt forsch. »Selbstverständlich.«

Charlene wendet sich mir zu, wobei das Rosa ihrer Ausstattung das Orange der Sonne einfängt. Glänzende Fische tauchen in ihren schimmernden Körper und wieder heraus.

»Esther«, murmle ich, entflammt. »Ich liebe dich.«


Es gibt keine Flitterwochen, weil wir den Film herausbringen wollen. Das ist vielleicht der Fehler. Je mehr wir arbeiten, desto mehr kommen mich meine Frauen besuchen. Mir bleibt weniger und weniger Zeit mit Charlene. Immer wenn wir mitten im Tennisspielen sind, oder beim Wasserskifahren, oder beim Schwimmen, kommt Celise vorbei, sanft wie eine Leine um den Hals eines Hündchens, oder Stella, die gute Erde in die Linien ihres Gesichts geschnitten. Und was bleibt mir? Ich bin ein ehrlicher Mensch, und ein guter Ehemann. Ich betrüge nicht, ich spiele nicht herum. Weshalb sollte ich auch? Für mich ist Liebe eine reine und einfache Sache. Wie ich mich im Film gebe, so bin ich auch im Leben. Es ist mein Leben.

Charlene versteht das. Sie versteht mich und mißgönnt mir ein paar Augenblicke in der Prärie, auf dem alten zweimastigen Schoner, im Tanzlokal mit der Band nicht. Sie lächelt und wartet, bis ich zurückkomme. Dann knallt sie etwas auf den Tisch oder läßt einen hübschen Wortschwall auf mich niederprasseln. Sie ist Gold wert, genauso kostbar wie die anderen.

Randy meint, ich soll ausspannen, aber Billy ist verrückt. Er behauptet, ich würde nicht aufpassen, The Studio verliert Geld.

»Charlene!« hat er mich angeschrien. »Charlene, Charlene, Charlene! Nicht Terry, Swan. Oder Doris oder Stella oder irgendeine andere. Sie sind nicht hier, keine von ihnen. Das hier ist Charlene. Charlene!«

Das weiß ich. Wie könnte ich es nicht wissen? Natürlich ist das Charlene, bronzefarbene Haut und Lächeln. Meine Liebe, ein Spiel mit vierzig Partien. Meine Frau.

Aber was soll ich denn tun, Billy, wenn Esther mich lachend ins Wasser lockt, wenn Rhonda ihre seidenweichen Hüften wiegt. Ich bin ein Gentleman, und jene sind ebenfalls meine Frauen. Wenn ich das Lasso werfen muß, werde ich es tun, oder Fisch essen, wenn er gepökelt ist. Ich kann blind oder ein Farmer sein. Ich baue Schlösser und baue Kokosnüsse an und lebe dort, Süßes und Händeklatschen am Abend. Wenn das dazugehört, werde ich es tun. Ich tue auch mehr, ja, ganz bestimmt. Ich singe und reite und schwimme, Diamanten in den Zähnen, gleitende Schwäne, und Glanz. Ich kann tanzen, und mein Lächeln ist Gold. Meine Arme sind Flügel, und ich kann fliegen.


Originaltitel: ›The Glitter and The Glamour‹

Copyright © 1991 by Michael Blumlein (Ersterscheinung)

mit freundlicher Genehmigung des Autors und der Agentur Luserke, Friolzheim

Copyright © 1991 der deutschen Übersetzung by Wilhelm Heyne Verlag, München

Aus dem Amerikanischen übersetzt von Teresa Junek-Enzian

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