ELF
Sag mal, könntet ihr am Wochenende vielleicht Herrn Beck nehmen ?«
Nina und Carolin haben sich in ihrem Lieblingscafé Violetta getroffen. Eigentlich wollte Caro Nina von unserem Forschungstrip in Sachen Hochzeit erzählen, doch Nina kann sich darauf kaum konzentrieren. Selbst die Geschichte mit den Schafen entlockt ihr nicht einmal ein Lächeln. Kurz: Sie hört offenbar überhaupt nicht zu.
»Wieso ? Willst du wegfahren ?«
»Nein, ich bekomme Besuch. Aber der hat eine Katzenallergie, und ich muss vorher einmal komplett die Wohnung von Becks Haaren befreien.«
»Von mir aus. Beck und Herkules verstehen sich ja gut, das dürfte kein Problem sein. Wer besucht dich denn ?«
»Ach, eine Bekannte aus Stockholm.«
Stockholm – da hat Nina das gesamte letzte Jahr verbracht. Sie ist nämlich Psychologin an der Universitätsklinik und erforscht zusammen mit anderen Psychologen und Ärzten, warum es Menschen gibt, die so viel trinken oder anderes Zeugs nehmen, dass sie davon krank werden. Dort hat sie auch ihren Freund Alexander kennengelernt – also, nicht weil der zu viel trinkt oder so, sondern weil der als Arzt in der gleichen Klinik arbeitet. Nina hat aber nicht nur in Hamburg, sondern eben auch in diesem Stockholm geforscht und war in dieser Zeit nur ab und zu am Wochenende da. Um Herrn Beck hatte sich während Ninas Abwesenheit allerdings immer Alexander gekümmert, ich wundere mich, warum wir den fetten Kater diesmal aufs Auge gedrückt kriegen. Die gleiche Frage scheint sich auch Caro zu stellen.
»Wo ist eigentlich Alexander ? Nimmt der sonst nicht immer die Katze ? Wäre doch fast praktischer – immerhin wohnt er im Stockwerk über dir.«
»Alex ist am Wochenende nicht da, und ich kann Herrn Beck nicht die ganze Zeit allein lassen. Da langweilt der sich doch nur. Zwischendurch um ihn kümmern ist aber auch schwierig, da müsste ich mich dann immer wieder gründlich enthaaren, bevor ich in meine Wohnung zurückgehe. Ich will ja keinen Asthmaanfall bei meinem Besuch riskieren.«
»Nee, klar – wenn es so schlimm ist, ist das auch viel zu gefährlich. Also, einverstanden, ich nehme ihn. Vielleicht packst du mir ein kleines Carepaket für ihn zusammen, sprich, Sachen, die er gern frisst, und sein Körbchen.«
Nina grinst. »Körbchen geht in Ordnung. Fressen tut er alles gern. Da kannst du wirklich nehmen, was gerade wegmuss. Im Umgang ist Herr Beck sehr wählerisch, beim Futter überhaupt nicht.«
Hihi, selten ist der Kater so treffend charakterisiert worden. Aber kein Wunder. Nina ist schließlich Fachfrau. Eine Psychologin, so weiß ich mittlerweile, beschäftigt sich nämlich mit den Sachen, die im Kopf passieren. Natürlich meist im menschlichen Kopf, aber offenbar kann sie sich auch ganz gut in einen Kater einfühlen.
»Ab wann möchtest du denn mit deinem Frühjahrsputz beginnen ?«
»Nun ja, wenn du Beck schon am Freitagvormittag holen könntest, wäre das toll.«
Caro nickt.
»Kein Problem. Mach ich. Ich bin Freitag sowieso in der Werkstatt, ich habe jetzt ein Top-Kindermädchen.«
»Richtig, diese Tagesmutter, Frau Langhagen. Hast du schon erzählt.«
»Hm«, seufzt Carolin tief, »leider nicht. Hedwig kümmert sich momentan um ihn.«
»Echt ? Aber das wolltest du doch auf keinen Fall !«
»Richtig. Diese blöde Tagesmutter hat uns leider im letzten Moment versetzt. Jetzt haben wir zwar einen Krippenplatz für Henri, aber erst ab August. Ich muss allerdings unbedingt jetzt schon wieder arbeiten, sonst geht Daniel und mir ein Mörderauftrag flöten.«
Nina nickt.
»Verstehe. Mit Kindern ist es wahrhaftig manchmal ganz schön kompliziert. Da habe ich es doch deutlich leichter.«
Während Ninas Bekannte eine Katzenallergie hat, hat Nina bekanntermaßen eine Kinderallergie. Sie kriegt zwar nicht gerade Pickel, wenn sie die lieben Kleinen sieht – aber offen gestanden ist es nur so knapp davor. Mit Henri geht sie trotzdem ganz niedlich um, aber das ist auch die große Ausnahme.
»Ja, mit Kleinkind zu arbeiten hatte ich mir deutlich leichter vorgestellt. Also, wenn ich Freitag in die Werkstatt komme, kannst du mir Monsieur gleich vorbeibringen. Hedwig kommt um halb zehn, ich dürfte also um zehn da sein.«
Ein Wochenende mit Herrn Beck. Fast wie in alten Zeiten. Ich ertappe mich dabei, wie ich mich richtig darauf freue !
Als wir am Freitag in der Werkstatt auftauchen, sind wir etwas spät dran. Marc hatte noch irgendetwas Wichtiges mit Caro in der Praxis zu besprechen. Weil es dringend ohne Hedwig sein musste, schätze ich mal, ging es entweder wieder ums Kindererziehen oder ums Heiraten. Langsam wird’s langweilig. Jedenfalls ist Nina schon da und quatscht mit Daniel. Herr Beck lungert vor der Küchentür herum und sieht nicht so glücklich aus, wie ich es erwartet hätte.
»Hey, Kumpel«, raune ich ihm im Vorbeitraben zu, »freust du dich denn nicht wenigstens ein bisschen ? Ein echtes Männerwochenende, nur du und ich ?«
»Ja, großartig«, murmelt der Kater knapp.
Begeisterung klingt anders. Schade, für mich gibt es nur eine Sache, die ich mir noch schöner vorstellen könnte – nämlich ein Wochenende mit Cherie, aber das steht wohl leider nicht zur Diskussion. Ich verkneife mir einen Kommentar und laufe mit Caro in den großen Werkstattraum.
»Hallo, Nina, guten Morgen, Daniel ! Hält dich die Dame von rechtschaffener Arbeit ab ?«, will Caro lächelnd wissen.
Daniel schüttelt den Kopf.
»Nein, nein, sie gewährt mir tiefe Einblicke in die weibliche Psyche. Die kann ich immer gebrauchen, auch wenn ich noch nicht genau weiß, wie ich die geschäftlich ummünze. Privat habe ich da allerdings schon eine Idee.«
»Ach, ihr redet über Yoga.«
Caro grinst.
»Ha, ha. Sehr witzig, Frau Kollegin.«
»Ich habe eine Tüte mit Sachen für Herrn Beck vorne in den Flur gestellt. Wenn du nicht noch irgendwelche Fragen hast, würde ich mich jetzt mal ans Putzen machen.«
Nina dreht sich schon zum Gehen, die scheint es wirklich eilig zu haben.
»Nee, ist okay. Ich komm klar. Außerdem habe ich mit Marc doch den Fachmann par excellence zu Hause.«
Nina rauscht ab, und nun gesellt sich auch Herr Beck zu uns.
»Männerwochenende. Pah ! Abgeschoben werde ich. Und die Nummer mit der ›alten Bekannten‹ kann Nina auch ihrer Großmutter erzählen. Ich bin doch nicht blöd. Mr Rosen-und-Champagner kommt zu Besuch, und niemand soll es merken. Wahrscheinlich ist auch die Geschichte mit der Katzenhaarallergie nur ein Märchen, weil sie selbst mich nicht dabeihaben will, wenn der Typ anreist.«
Ich bin völlig perplex. Er denkt, Nina hat gelogen ? »Aber, aber – wie kannst du dir da so sicher sein ?«
»Mann, Dackel, das ist doch logisch ! Kaum war klar, dass Alex am Wochenende seine Eltern besucht und gar nicht da ist, schon sagt sich die ominöse Freundin aus Stockholm an. Apropos Stock: Da kannste doch mit ’nem Stock dran fühlen.«
»Häh ?«
»Ich meine, das ist doch eindeutig eine Lüge.«
Ach so. »Na, du wirst ja sehen, wer da tatsächlich auf der Matte steht.«
»Nein, werde ich eben nicht ! Ich bin doch bei euch. So ein Mist.«
Stimmt, das hatte ich gerade verdrängt. Herr Beck ist ja gar nicht bei Nina, sondern bei mir. Jetzt verstehe ich auch, warum ihn das so ärgert.
»Aber vielleicht kannst du es hinterher erschnuppern ?«
»Haha ! Ein echter Jagdhundwitz. Du weißt genau, dass meine Nase mit dem Alter nicht besser geworden ist. Außerdem will ich es sehen, und zwar mit eigenen Augen. Ich lasse mich doch hier nicht hinters Licht führen wie ein Maikätzchen. Von einem Menschen ! Pah ! Aber ich weiß mir schon zu helfen. Ich werde da sein. Darauf kann Nina Gift nehmen.«
Herr Beck, Teufelskerl ! Ich bin ein bisschen beeindruckt von dieser markigen Ansage. Endlich mal ein Haustier, das nicht einfach alles mit sich machen lässt. Manchmal erinnert mich Herr Beck in letzter Zeit an meinen eigenen Opili. Der war zwar ein treuer Begleiter seines alten Herrn, aber durchaus meinungsstark. Wenn er den Fuchs links im Wald vermutete, dann ging es linksrum. Auch wenn der Alte lieber nach rechts gegangen wäre. Ein schlauer Mensch hört eben auf seinen Vierbeiner ! Ein nicht so schlauer muss damit rechnen, dass sein Haustier eigenmächtig tätig wird, und genau das scheint Herr Beck gerade zu planen. Ich merke, wie sich meine Rückenhaare von der Rutenspitze bis zum Nacken aufstellen – Mann, ist das aufregend ! Ich will mitmachen !
»Weißt du«, schlage ich vor, »vielleicht könnten wir heute Abend zusammen abhauen ? Und dann helfe ich dir dabei, Nina zu beschatten !«
»Unabhängig davon, dass du wahrscheinlich keine große Hilfe bist, würde ich dir als Freund den Gefallen tun und dich mitnehmen. Aber wie willst du denn heimlich in die Wohnung von Nina kommen ? Du weigerst dich doch bisher, dir mit der Katzenklappe Mühe zu geben.«
Keine große Hilfe ? Wuff ! Beck ist nicht nur meinungsstark. Er ist auch ahnungslos. Und die Kombination aus beidem, meinungsstark und ahnungslos, ist offen gestanden nicht besonders sympathisch.
»Also, wenn ich dir keine Hilfe bin, dann bleibe ich natürlich zu Hause. Es ist mir zwar schleierhaft, wie du ohne mich aus unserer Wohnung rauskommen willst, aber das ist dann nicht mein Problem.«
Ich kann auch unfreundlich, wenn ich will ! Herr Beck mustert mich kopfschüttelnd.
»Ein Kater kommt überall raus.«
Mir platzt der Kragen – oder besser: das Halsband ! »Weißt du, Beck, manchmal bist du einfach ein elender Klugscheißer !«
Herr Beck mustert mich kühl.
»Falsch. Ich bin kein Klugscheißer, ich weiß es wirklich besser.«
Okay, Herr Beck ist doch nicht wie mein Opili. Opili war nämlich nicht so verdammt arrogant. Auch wenn er wahrscheinlich tatsächlich die meisten Sachen besser wusste, ließ er es nicht so raushängen wie der doofe Kater. Er war eben ein weiser Dackel-Mann. Ich beschließe, nichts mehr zu sagen und hiermit einem seiner weisen Ratschläge zu folgen: Unrat vorbeischwimmen lassen. Stattdessen trabe ich zu Carolins Werkbank und mache es mir davor gemütlich. Um diese Uhrzeit scheint nämlich immer die Sonne – wenn sie denn mal scheint – auf die Holzdielen vor der Bank und wärmt diese ein bisschen an. Herrlich !
Es dauert keine fünf Minuten, dann ist Beck wohl klar geworden, dass Klugscheißen ganz schön einsam macht. Jedenfalls taucht er neben mir auf und macht es sich ebenfalls bequem. Dann holt er tief Luft.
»Na gut. Dann komm halt mit.«
Ich sage nach wie vor nichts.
»Okay, deine Idee ist vermutlich nicht schlecht – je nachdem, was bei Nina wirklich vor sich geht, ist es unter Umständen besser, zu zweit zu sein, und ich könnte deine Hilfe brauchen.«
Nee, das reicht mir noch nicht ganz.
»Herkules. Entschuldige, ich war blöd zu dir. Würdest du mir heute bitte helfen ?«
Wuff ! Opili hatte recht ! Die Sache mit dem Unrat funktioniert !
»Ich helfe dir gern, Beck. Vielleicht sollten wir schon mal einen Schlachtplan ausklügeln.«
Als wir am Nachmittag wieder in der Wohnung ankommen, werden wir von Henri stürmisch begrüßt. Er krabbelt uns mit einem Affenzahn entgegen und ruft begeistert:
»Gagaah ! Mam mam mam !«
Dann setzt er sich hin und klatscht in die Hände. Ich muss zugeben, dass dieser Freudenschrei verdächtig nach Mama klang. Gut, dass Marc nicht da ist. Es hätte ihn vermutlich frustriert. Hedwig taucht aus der Küche auf.
»Hallo, Carolin.«
Sie klingt ein bisschen unterkühlt.
»Hallo, Hedwig. Und, alles in Ordnung hier ?«
Falls Caro die Kühle auch wahrgenommen hat, hat sie jedenfalls beschlossen, fröhlich darüber hinwegzugehen.
»Ja. Alles gut. Henri hat gut gegessen und geschlafen. In der Zeit habe ich mal ein bisschen Klarschiff in der Wohnung gemacht. Hier sieht es ja manchmal … ach, egal. Eingekauft habe ich auch. Luisa hat ihre Hausaufgaben schon gemacht und ist dann zu irgendeiner Ella abgedüst. Sie kommt um sechs wieder. Für euren Besuchskater habe ich in der Küche zwei Näpfe klargemacht. Ach – und die größte Sensation: Henri kann endlich richtig allein und frei sitzen ! Auf einmal hat’s geklappt !«
Immerhin: Jetzt lächelt Hedwig.
»Danke, toll, was du alles gemacht hast«, erwidert Caro.
Richtig. Ganz alte Hundetrainer-Schule: Wenn etwas gut gemacht wurde, ganz doll loben. Am besten ein Leckerli anbieten.
»Willst du vielleicht noch etwas bleiben und ein Stück Kuchen mit mir essen ? Ich glaube, wir haben noch Muffins im Schrank.«
Ah, perfekt ! Sehr gut, Carolin !
»Eigentlich wollte ich gleich los. Sag mal, hat Marc schon mit dir gesprochen ?«
Hm, schon ist Hedwigs Lächeln wieder verschwunden.
»Nein, worüber ?«
Carolin tut ganz ahnungslos, aber das nehme ich ihr nicht ab. Über irgendetwas hat sie sich doch heute früh mit Marc unterhalten.
»Ach, nichts Wichtiges. Ich bin auch in Eile. Erzähl ich dir ein anderes Mal.«
Komisch. Vornehme Zurückhaltung ist doch sonst gar nicht Hedwigs Art. Aber weil ich gedanklich schon bei unserer späteren Flucht aus der Wohnung und der Überwachung von Ninas Besuch bin, bin ich auch nicht neugierig. Was auch immer es ist, ich werde es schon irgendwann erfahren.
Herr Beck ist mittlerweile in die Küche gelaufen. Näpfe klar für den Besuch – das hat ihn bestimmt magisch angezogen. Und richtig: Dort finde ich ihn. Andächtig sitzt er vor zwei Schälchen, die Hedwig für ihn vorbereitet hat. Soweit ich das vom Türrahmen aus erschnuppern kann, ist in dem einen frisch gekochtes Hühnerherz. Hm, lecker ! Bestimmt gibt es für mich auch eine Portion. Ich laufe ebenfalls zu den Näpfen und setze mich neben Herrn Beck. Bingo: Mein Napf ist auch randvoll mit der Köstlichkeit. Ich weiß wirklich nicht, was Carolin immer gegen Hedwig hat …
»So«, verkündet Beck mit vollem Maul, »dann lass mal hören: Wie kommen wir hier nachher raus ?«
»Darüber habe ich mir tatsächlich schon Gedanken gemacht: Es gibt von dieser Wohnung aus zwei Ausgänge auf die Terrasse, die eine Treppe zum Garten hat. Einmal kommt man vom Wohnzimmer hin. So spaziere ich meistens in den Garten. Allerdings kontrolliert Marc abends immer, ob die Tür auch geschlossen ist. Da müssten wir also schon relativ früh abhauen, und dann werden die uns bestimmt suchen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie bei der Fahndung auch in der Werkstatt gucken und Nina fragen, ist bestimmt ziemlich hoch. Das ist demzufolge nicht so klug. Die zweite Terrassentür geht von Luisas Kinderzimmer ab. Die ist zwar selten offen, aber wenn, vergisst Luisa oft, sie abends wieder zu schließen. Deswegen folgender Plan: Wir müssen Luisa irgendwie dazu bringen, die Tür zu öffnen. Und dann tun wir so, als ob wir unbedingt in ihrem Zimmer schlafen wollten. Das ist bestimmt nicht so schwer, weil Luisa garantiert sowieso möchte, dass wir das tun. Sie mag dich ziemlich gern – erst recht, seit wir damals zusammen abgehauen sind.«
»Ja, stimmt. Sie ist ein liebes Mädchen. Und unsere Flucht war tatsächlich eines der größten Abenteuer, die ich jemals erlebt habe.«
»Geht mir genauso. Eigentlich war die Idee wirklich irre. Per Anhalter in einem Viehtransporter bis München ! Aber Luisa war ja wild entschlossen. Sie wollte unbedingt zu ihrer Mutter. Gut, dass wir sie begleitet haben.«
Beck nickt.
»Junge, Junge, wenn ich daran zurückdenke …«
Er kichert in sich hinein, wobei er sich prompt an einem Stück Hühnerherz verschluckt und husten muss. Ich schubse ihn kurz an, er spuckt das Stückchen aus und atmet tief durch.
»Danke, Kumpel !«
Da nich für, wie der Hamburger sagt. Der Kater wird schließlich noch gebraucht.
»Also, wenn Luisa später eingeschlafen ist, machen wir uns vom Acker. Das fällt dann niemandem mehr auf. Und bis die hier alle wach werden, sind wir längst zurück. Ein perfekter Plan !«
Wie perfekt er ist, zeigt sich ein paar Stunden später. In Luisas Zimmer Quartier zu beziehen ist richtig einfach. Wie von mir vorhergesagt, bittet sie Marc von allein, Herrn Becks Katzendecke und mein Körbchen ins Zimmer nehmen zu dürfen. Als Herr Beck dann beginnt, an ihrer Terrassentür zu kratzen, öffnet sie diese bereitwillig.
»Na, dann kommt, ihr beiden ! Drehen wir noch eine schnelle Runde durch den Garten, bevor’s ins Bett geht !«
Gesagt, getan. Es folgt eine kurze Schnuppertour im Garten, bei der ich so tue, als würde ich Beck meine Lieblingsecken zeigen. Als Nächstes wirft Luisa noch ein bisschen Stöckchen, und selbst Herr Beck versucht sich beim Apportieren. Sieht schon sehr ulkig aus, wenn eine Katze einen geworfenen Stock wieder zurückschleppt ! Selbst Luisa muss darüber lachen. Zum Schluss noch ein paar Sprünge über das Eimerchen, das Henri in dem kleinen Sandkasten hat liegen lassen, dann geht es zurück ins Kinderzimmer, wo wir uns wieder brav auf die Decke und ins Körbchen legen. Luisa liest uns noch eine sehr seltsame Geschichte über einen Esel, einen Hund, eine Katze und einen Hahn vor, die zusammen vor ihren alten Besitzern davonlaufen. Komisch, wie sie gerade heute darauf kommt ? Aber nachdem sie ihr Licht ausgemacht hat, dauert es nicht lang, dann hören wir an Luisas regelmäßigem Atem, dass sie eingeschlafen ist.
Vorsichtig schleichen wir wieder zur Tür. Sie steht tatsächlich noch offen, und so sind wir kurz darauf wieder im Garten, winden uns durch die Hecke erst in den Vorgarten und stehen daraufhin vorm Haus.
»So. Teil eins des Plans hat schon mal tadellos funktioniert«, stelle ich fest.
»Richtig. Stellt sich nur die Frage, wie wir dich bei Nina reinkriegen. Durch die Katzenklappe willst du ja nicht.«
»Na ja, ich könnte es noch mal versuchen.«
»Und wenn du stecken bleibst ? Dann ist aber Matthäi am Letzten. Denn dann müsste ich Nina holen, um dich zu befreien, und eine unbemerkte Überwachung könnten wir zu den Akten legen.«
»Vielleicht haben die ja auch die Balkontür geöffnet. Es ist heute tatsächlich ziemlich warm für einen Frühlingstag. Irgendwas fällt uns schon ein. Auf alle Fälle will ich es versuchen.«
Herr Beck seufzt.
»Na, dann los.«