DREIZEHN

Nachdem die Rettungssanitäter Sören mitgenommen haben, ist es in der Wohnung ganz still. Nina steht immer noch wie betäubt in der Küche, sie trägt das Nachthemd, das sie sich übergeworfen hatte, als Alexander so überraschend kam. Nach einer Weile öffnet sie die Kühlschranktür, nimmt den Champagner heraus und trinkt. Und zwar direkt aus der Flasche. Ein sehr ungewöhnlicher Anblick. Soweit ich weiß, trinkt man das Zeug sonst eher aus Gläsern.

Etwas ratlos trabe ich in Richtung Wohnzimmer. Dort ist Herr Beck nach wie vor eingesperrt. Als er mich kommen hört, kratzt er an der Türe.

»Hey, Kumpel ! Kannst du mich irgendwie rauslassen ?«

Ich setze mich vor die geschlossene Tür.

»Wie denn ? Die Klinke ist ganz weit oben, da komme ich nicht ran. Ich überlege auch gerade, ob ich nicht besser wieder abhaue. Mein Gefühl sagt mir, dass wir hier möglicherweise noch richtig Ärger bekommen. Nina kippt sich gerade den ganzen Champagner rein, guckt finster und sieht auch sonst nicht so aus, als wäre sie in der richtigen Stimmung, um Haustiere zu verwöhnen.«

Herr Beck sondert ein Fauchen ab.

»Nix da, hiergeblieben ! Mitgefangen, mitgehangen. Du wolltest unbedingt mit, dann kannst du dich nicht einfach so vom Acker machen und mir den ganzen Ärger überlassen.«

So ungern ich es zugebe – hier hat der Kater recht. Es wäre ziemlich feige, nun durch die Katzenklappe wieder zu verschwinden und so zu tun, als wäre ich gar nicht dabei gewesen. Eines echten Jagdhundes unwürdig. Und eines guten Freundes sowieso.

Nina kommt aus der Küche, greift sich das Telefon, das mittlerweile auf dem kleinen Schränkchen neben der Wohnungstür liegt, und tippt eine Nummer ein.

»Caro ? Hier ist Nina. Ich weiß, es ist schon fast zehn Uhr, aber kannst du trotzdem unbedingt kommen ? Es ist WIRKLICH dringend. Übrigens: Falls du deinen Hund vermisst, der ist hier.«

Schluck. Die Hoffnung, zumindest bei Caro und Marc wieder heimlich unterzuschlüpfen, kann ich hiermit wohl offiziell begraben. Die Frage ist nur, wie viel Ärger genau mich erwartet: ein bisschen, durchschnittlich oder richtig Ärger ?

»Also, nur, dass ich es verstehe: Dein nackter Liebhaber ist deinem Freund aus dem Kleiderschrank entgegengefallen ? Und der musste ihn dann retten ? Weil er sonst erstickt wäre ?«

Kurz nach dem Telefonat sitzt Caro in Ninas Wohnzimmer auf dem Sofa. Ich glaube, eigentlich soll sie ihre Freundin trösten, aber momentan klingt sie nicht mitfühlend, sondern amüsiert. Das ist für Nina natürlich doof, es erhöht jedoch meine Chance, mit nur ein bisschen Ärger davonzukommen, deutlich. Eine gut gelaunte Caro wird bestimmt Gnade vor Recht ergehen lassen.

»Sören ist nicht mein Liebhaber«, erklärt Nina trotzig.

»Verstehe. Und warum genau hat er sich nackt in deinem Kleiderschrank versteckt ?«

»Er war mein Liebhaber. Aber ich hatte die Affäre schon beendet.«

Herr Beck wirft mir einen vielsagenden Blick zu. Man muss kein Meister der Verhörtechnik sein, um an diesem Punkt noch mal nachhaken zu wollen. Caro geht’s genauso.

»Tja, von außen betrachtet – und das ist sicherlich die Sichtweise, die Alexander einnehmen wird – könnte man glatt denken, die Affäre sei noch voll im Gange.« Sie grinst.

»Mann, Carolin – das weiß ich doch selbst. Deswegen versuche ich ja, es dir zu erklären, aber ich habe das Gefühl, dass dich gar nicht interessiert, wie es wirklich ist. Sollte es aber. Schließlich bist du meine Freundin.«

Caro hört schlagartig auf zu grinsen.

»Tut mir leid. Das war doof von mir. Wie ist es denn wirklich ?«

Nina holt tief Luft – dann fängt sie zu weinen an. Auweia. Selbst der Kater schaut ratlos. Die toughe Nina in Tränen aufgelöst: An diesen Anblick muss ich mich erst mal gewöhnen. Caro schaut auch erschrocken, aber dann legt sie ihren Arm um Ninas Schulter und zieht sie mit einem Schhh, Schhh ganz eng an sich heran.

Nach einer Weile hat sich Nina wieder beruhigt. Caro gibt ihr ein Taschentuch, in das sie laut schnäuzt, dann beginnt Nina, ihr Herz auszuschütten.

»Ich habe Sören letztes Jahr in Stockholm kennengelernt.«

»War er in deiner Forschungsgruppe ?«

Nina schüttelt den Kopf.

»Nein. Sören ist Bildhauer. Er hatte eine große Ausstellung in unserer Klinik. Da habe ich ihn das erste Mal gesehen.«

Bildhauer ? Klingt brutal. Und seit wann kann es denn ein Beruf sein, etwas zu verhauen ? Noch dazu so etwas Wehrloses wie ein Bild. Na gut, es gibt auch Boxer, das habe ich schon einmal im Fernsehen gesehen. Aber die prügeln sich gegenseitig. Und irgendwann fällt einer um, und der andere sieht auch nicht gerade taufrisch aus, darf dafür aber so eine Art Bauchbinde hochhalten. Ob Sören so etwas Ähnliches macht ? Das würde natürlich erklären, warum er solche Muckis hat.

»Oh, ein Künstler. Klingt interessant.«

Klingt interessant ? Ich finde, es klingt absurd. Kunst ist doch so etwas, was Aurora macht – also, vor vielen Leuten Geige spielen. Oder meinetwegen auch, den alten von Eschersbach auf ein großes Stück Stoff zu malen, damit er es im Salon aufhängen kann. Aber ein Bild zu verhauen – was soll denn daran bitte schön Kunst sein ? Dieser Sören wird mir langsam suspekt. Doch wahrscheinlich habe ich das falsch verstanden. Ist auch kein Wunder. Als Dackel ist man nicht so häufig im Museum.

»Ja, ein Künstler. Seine Skulpturen sind wundervoll. Stark, wild und rau – aber auch verletzlich.« Ninas Stimme bekommt einen verträumten Klang, und ich frage mich, was genau Skulpturen sind. »Er hatte sie überall auf dem Klinikgelände aufgestellt. Ich habe ihn beobachtet, wie er einige von ihnen aus dem Transporter lud. Allein, wie er sie in den Armen hielt, sah so verdammt sexy aus ! So kräftig und zärtlich zugleich.«

»Und lass mich raten – er fasst nicht nur Statuen kräftig und zärtlich zugleich an«, sagt Caro mit einem unüberhörbaren Grinsen und kassiert dafür sofort einen bösen Blick von Nina. »’tschuldigung, war nicht so gemeint«, murmelt sie daraufhin.

Aha. Ein wichtiger Hinweis ! Skulpturen scheinen Statuen zu sein. Und davon hatten wir im Schlosspark jede Menge. Engel, Jünglinge und vor dem Haupthaus sogar ein Reiterstandbild. Allerdings hätte man keine dieser Statuen einfach durch die Gegend tragen können, dafür sind sie eindeutig zu groß und zu schwer, selbst für jemanden mit Armen wie Sören. Wenn Sören nun hauptberuflich Stein in Statuen verwandelt, ist das natürlich schon eine Kunst, das sehe ich ein. Interessant finde ich, dass selbst Menschenfrauen wie Nina für männliche Kraft empfänglich zu sein scheinen. Ich meine, Nina lebt eigentlich nur mit dem Kopf. Sie redet viel, sie arbeitet nicht mit den Händen, und Alexander ist von der gleichen Sorte. Ich hätte nie gedacht, dass ein Mann Nina mit Kraft beeindrucken kann. Ist aber wohl so. Wieder etwas gelernt.

»Zur Ausstellungseröffnung waren alle Klinikmitarbeiter eingeladen. Ich kam etwas später, hatte sogar erst überlegt, gar nicht hinzugehen.«

»Echt ? Warum ?«

»Ach, ich war so schlecht drauf an dem Tag. Hatte mich mit Alexander am Telefon total gestritten, und in der Projektgruppe lief es gerade auch nicht optimal. Meine Laune war grauenhaft. Ich glaube, eigentlich bin ich nur zu der Ausstellung gegangen, um mich gepflegt zu betrinken. Damit habe ich dann auch unverzüglich angefangen.«

Wuff. Frauen und Alkohol. Eine Kombination, die ich nicht besonders schätze. Ach was: Menschen und Alkohol passen meiner Meinung nach nicht zusammen. Da ist der Mensch nun ein vernunftbegabtes Wesen, und dann tut er manchmal alles dafür, diese Vernunft schon im Keim zu ersticken. Zwei Flaschen Wein, und der Durchschnittsmensch ist auf dem Niveau von Frau Müllers Wellensittich, jede Wette !

»Und dann ?«, erkundigt sich Caro neugierig.

»Nach dem dritten Glas Sekt fiel mir auf, dass Sören wirklich der einzig interessante Mann auf dieser Veranstaltung war. Also habe ich mich mit ihm unterhalten. Auf Englisch, denn ich kann kein Schwedisch und er kein Deutsch.«

Sieh an, es spricht nicht jeder Mensch jede Sprache. Manchmal verstehen sie sich demzufolge nicht. Das erklärt auch, warum Beck und ich heute Abend kein Wort verstanden haben – Nina, Sören und Alex haben sich in einer Art Gemeinschaftssprache für Menschen unterhalten.

»Smalltalk auf Englisch, wie cool !«

»Nee, gar nicht Smalltalk und gar nicht cool: Wir hatten noch keine fünf Minuten miteinander gesprochen, da haben wir uns fast gezofft. Ich weiß nicht, wie Sören das geschafft hat, noch dazu in einer anderen Sprache, jedenfalls hatte er mich in null Komma nix auf der Palme. Ich habe irgendeine harmlose Bemerkung gemacht, und er hat sie gleich extrem tiefschürfend hinterfragt. So, als ob ich völlig naiv und ahnungslos wäre und er der große Meister. Das konnte ich natürlich nicht auf mir sitzenlassen, und schon hatten wir den schönsten Streit über die Kunst und den Kommerz.«

Ich weiß zwar nicht genau, was Kommerz ist, aber das mit dem Streit glaube ich trotzdem sofort. Denn unsere Nina lässt sich von niemandem die Welt erklären, und schon gar nicht in diesem Englisch. Das ist so was von klar, klarer geht’s nicht. Da hält sie natürlich dagegen, drei Glas Sekt hin, drei Glas Sekt her. Teufelsweib !

»Na, das klingt nicht gerade wie der Beginn einer wunderbaren Freundschaft …« Caro lacht, und auch Nina muss grinsen.

»Och, zu viel Harmonie ist auch langweilig. Wir mussten unseren Streit jedenfalls ganz dringend ausdiskutieren. Und als sich die Veranstaltung aufgelöst hat, sind wir in die nächste Kneipe weitergezogen. Sören war mittlerweile zum Thema Freiheit und der Sozialismus skandinavischer Prägung übergegangen. Da habe ich ihn geküsst. Ich konnte nicht anders. Warum, weiß ich auch nicht mehr so genau.«

»Vielleicht wolltest du, dass er aufhört zu reden.«

Nina kichert.

»Kann sein. Ist ja auch nicht so ein sexy Thema. Jedenfalls küsste ich ihn, und dann küsste er mich, und ich dachte mir nur: WOW ! Es war, als ob ich an eine Hochspannungsleitung gefasst hätte.«

Dieses Gefühl kann ich nur zu gut nachempfinden. Als Cherie mir das erste Mal über meine Schnauze geschleckt hat, dachte ich auch, mich hätte der Schlag getroffen. Gleichzeitig machte mein Herz einen Riesensatz, so, als wollte es aus meinem Maul hinaushüpfen. Wenn es mit Sören genauso war, dann muss es Liebe sein. Oje, die arme Nina ! Hat nur ein Herz, aber zwei Männer.

Caro sagt erst mal nichts, sondern macht nur große Augen.

»Jedenfalls haben wir dann eine ganze Weile rumgeknutscht, bis sie in der Kneipe auch irgendwann schließen wollten. Da war mir aber schon klar, dass ich gern die Nacht mit Sören verbringen will.«

Caro schnappt hörbar nach Luft.

»Mensch, Nina – hast du denn überhaupt nicht an den armen Alexander gedacht ?«

Nina zuckt mit den Schultern.

»Nein. Eigentlich nicht mehr. Zu Beginn des Abends schon, aber da war ich auch noch so sauer auf Alex, dass ich kein schlechtes Gewissen beim Flirten hatte.«

»Aber worüber hast du dich so mit ihm gestritten ?«

»Alexander wäre es am liebsten gewesen, ich wäre jeden Freitag in den Zug nach Hamburg gestiegen. Er hingegen hat mich in der ganzen Zeit vielleicht ein- oder zweimal besucht. Es musste immer alles nach seinem Dienstplan gehen. Dass ich in Stockholm auch totalen Stress hatte, hat ihn nie interessiert, den Herrn Doktor.«

»Bist du nicht ein bisschen ungerecht ? Alexander ist doch immer sehr stolz auf deinen Job. Er hat jedenfalls allen hier ständig von deinem Forschungsprojekt erzählt und was für eine tolle Wissenschaftlerin du bist.«

Nina zuckt mit den Schultern.

»Weiß nicht. Mein Gefühl war jedenfalls, dass sich bei uns immer alles um den Halbgott in Weiß drehte.«

Halbgott in Weiß ? Wer soll das denn nun schon wieder sein ? Gott ist eine Art höheres Wesen und sozusagen der Chef vom Ganzen, so viel habe ich aus Gesprächen der Menschen untereinander schon mitbekommen. Er hat auch einen Sohn, Jesus, der ihn auf der Erde vertritt. Gerade an Weihnachten wurde viel über die beiden gesprochen. Irgendwie hing da auch noch der Weihnachtsmann mit drin, vielleicht als eine Art Abteilungsleiter ? Von einem Halbgott habe ich aber noch nie gehört – ob das wohl eine weitere Hierarchieebene ist ? Gewissermaßen Gott, Jesus, Weihnachtsmann, Halbgott ? Und was hat das mit dem Stockholm-Aufenthalt von Nina zu tun und damit, dass Alex sie nie besuchen wollte ? Seltsam, seltsam.

»Aha. Also war Sören Rache ?«, will Caro wissen.

Nina schüttelt den Kopf.

»Nein, so nun auch wieder nicht. Aber ich fühlte mich irgendwie im Recht. Jedenfalls sind wir dann aus der Kneipe gewankt, beide ziemlich betrunken, und Sören hat mich gefragt, ob ich noch mit zu ihm kommen wollte, er würde nicht weit weg wohnen. Ich hatte nichts dagegen.«

Jetzt schüttelt Caro den Kopf.

»Auweia, Nina !«

»Ich bin die ganze Nacht bei ihm geblieben. Ehrlicherweise erinnere ich mich nur noch bruchstückhaft – aber diese Stücke sind wunderschön. Wir haben viel geredet und gelacht. Na ja. Natürlich nicht nur.« Sie macht eine Pause und seufzt.

Carolin lacht.

»Schon klar. Erspare mir die Details.«

»Irgendwann sind wir dann eingeschlafen. Als ich morgens wach wurde, fühlte ich mich seltsamerweise immer noch gut. Dieses Gefühl hielt allerdings nur bis zum Frühstück. Auf dem Weg in die Küche stolperte ich nämlich über Gegenstände, die eindeutig Kindern gehörten. Kleinen Kindern. Davon hatte Sören kein Wort erwähnt. Ich war fassungslos, habe sofort mein Zeug zusammengesucht und bin abgehauen.«

Gut. Das mit den Kindern ist wahrscheinlich ein Punkt, den sich Menschen normalerweise erzählen, wenn sie sich kennenlernen. Wobei es sehr für Sörens Menschenkenntnis spricht, dass er es nicht getan hat. Schließlich hat Nina doch diese Kinderallergie. Zwar nicht so stark wie Sörens Katzenallergie – schließlich musste sie noch nie ins Krankenhaus, wenn sie Henri auf dem Arm gehalten hat, und eine Spritze musste ihr Alexander deswegen auch noch nicht geben. Trotzdem ist ihre Allergie doch so ausgeprägt, dass sie es mit Kindern nie lang aushält. Wahrscheinlich wäre sie also mit Sören gar nicht mitgegangen, wenn sie gewusst hätte, dass er mit kleinen Kindern zusammenwohnt.

»Ja, aber wieso ging die Geschichte dann überhaupt weiter ?«, will Caro wissen. »Nach diesem Klopper gab es doch gar keinen Grund, diesen Typen noch ein einziges Mal zu sehen.«

Stimmt. Da hat Caro vollkommen recht. Denn die Kinder ist der doch vermutlich nicht einfach losgeworden.

»Sören ließ nicht locker. Er rief mich im Krankenhaus an, immer wieder. Wollte wenigstens noch einmal mit mir essen gehen. Mir alles erklären. Irgendwann habe ich nachgegeben. Denn ehrlicherweise musste ich sowieso ständig an ihn denken.«

»O Mann, Nina ! Ein Typ mit Kindern !«, stöhnt Caro.

»Ja, ich weiß. Jedenfalls waren wir dann essen, und er hat mir ganz offen erzählt, dass er verheiratet ist und zwei Kinder hat. Und dass es mit seiner Frau schon lange nicht mehr gut läuft.«

»Und das hast du geglaubt ? Das ist doch so platt, platter geht es nicht !«

»Ich habe ihn gefragt, warum er das nicht gleich gesagt hat. Er hat das mit einer Gegenfrage beantwortet – nämlich, ob ich eigentlich einen Freund hätte. Tja, von Alexander hatte ich ihm tatsächlich auch nicht erzählt. Und da saßen wir dann, wir beiden Betrüger. Es fühlte sich furchtbar an und gleichzeitig wunderschön. Ich hatte mich in ihn verliebt.«

»Und dann ?«

»Von da an haben wir uns getroffen. Erst ganz selten, dann immer häufiger. Ich war glücklich, mit Sören zusammen zu sein. Aber gleichzeitig wurde mir immer klarer, dass es so nicht ewig weitergehen würde. Ich hatte mittlerweile auch Alexander gegenüber ein mörderschlechtes Gewissen. Also sagte ich Sören, dass wir uns entscheiden müssten. Entweder wären wir ein Paar, dann müssten wir uns beide von unseren Partnern trennen. Oder wir könnten uns nicht mehr sehen.«

»Lass mich raten – von seiner Familie wollte er sich dann aber doch nicht trennen.«

»Genau. Er sagte, er liebe mich über alles, aber das könne er seinen Kindern nicht antun. Da habe ich Schluss gemacht. Und seitdem ganz schlimmen Liebeskummer. Insofern ist es auch gut, dass Alexander jetzt Bescheid weiß. Es wäre sowieso nicht länger gutgegangen. Egal, was aus Sören und mir noch wird – dass ich mich so in ihn verliebt habe, heißt wohl, dass es zwischen mir und Alexander nicht mehr stimmt.«

»Puh ! Das ist wirklich ein Geständnis ! Aber nun verstehe ich auch, warum du in letzter Zeit so schlecht auf das Thema Liebe und Hochzeit zu sprechen bist. Ich meine, du hast es mal angedeutet – aber dass es so dramatisch ist, hätte ich natürlich nicht gedacht.«

Nina nickt.

»Ja, es war mir unangenehm, mit dir darüber zu sprechen. Ich sehe wirklich nicht gut aus in dieser Geschichte, das weiß ich schon selbst.«

»Und wie geht es weiter ?«

»Keine Ahnung. Schätze mal, ich bin jetzt wieder Single. Alexander kann ich nun wirklich nicht mehr unter die Augen treten. Und was Sörens Besuch anbelangt: Ich wusste eigentlich vorher, dass das eine Schnapsidee ist. Aber er wollte so gern kommen, und ich habe ihn so vermisst. Na ja. Ich werde ihn nachher mal im Krankenhaus besuchen.«

»Mitten in der Nacht ?«

»Ich glaube nicht, dass Sören heute besonders gut schlafen kann.«

»Kein Schlaf des Gerechten ? Dann nimm ihm doch den restlichen Schampus mit.« Caro kichert.

»Ha, ha ! Sehr witzig.«

»’tschuldigung. Konnte ich mir nicht verkneifen. Klar, fahr ihn besuchen, da freut er sich bestimmt. War für ihn bestimmt einer der schlimmsten Abende seines Lebens. Wobei er es verdient hat. Genau genommen habt ihr es beide verdient.«

»Schon gut. Das weiß ich ja selbst. Und dass ihn ausgerechnet Alexander dann noch retten musste – was für eine unglaubliche Geschichte ! Unglaublich furchtbar. Ich lege an dieser Stelle ein Gelübde ab: Nie wieder fremdgehen ! Viel zu stressig.«

»Sehr gut, ich bin deine Zeugin und erinnere dich beizeiten daran.«

»Eine Sache würde mich allerdings brennend interessieren.«

»Und zwar ?«

»Wie kam der fette Kater in den Kleiderschrank ? Du hast ihn doch heute Morgen mitgenommen. Also: Wie haben es Herkules und Beck geschafft, bei euch zu türmen und sich zu mir durchzuschlagen ? Und vor allem: warum ?«

Caro zuckt mit den Schultern.

»Ich habe nicht die geringste Ahnung. Aber dies ist definitiv einer der Momente, in denen ich wünschte, der Dackel könnte mit mir sprechen.«

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