VIERZEHN

Das Wochenende verbringe ich damit, mich wie ein ganz normales Haustier zu verhalten. Fressen, schlafen, spielen, ab und zu mal einen Baum anpinkeln – keine Extravaganzen. Nach der Aktion mit Beck stehe ich hier unter Dauerbeobachtung, und ich fürchte, wenn ich mir noch eine Schote leiste, werden sie mich irgendwann auch in der Wohnung anleinen.

Nur Luisa ist stolz darauf, dass ihr Dackel offensichtlich über außergewöhnliche Begabungen verfügt. Vergnügt erzählt sie ihren Freundinnen am Telefon von meinem abendlichen Ausflug – wobei sie wesentliche Details wie den nackten Liebhaber im Kleiderschrank gar nicht kennt, die hat Caro nämlich nur Marc erzählt. Der hat daraufhin den Kopf geschüttelt und etwas gemurmelt, das wie Weiber klang.

Und so hätte der Sonntag auch ein sehr friedlicher Sonntag werden können, wenn nicht Hedwig ihren Besuch für nachmittags angekündigt hätte. Seit ihrem Anruf ist die Stimmung im Hause Neumann-Wagner irgendwie – angespannt !

»Marc, ich möchte, dass du deiner Mutter endlich klipp und klar sagst, dass sie sich aus unseren Hochzeitsvorbereitungen raushalten soll !«

»Das habe ich ihr doch längst gesagt, Spatzl.«

Marcs Stimme klingt beschwichtigend. Das nutzt ihm aber nichts, Caro bleibt hart.

»Offenbar nicht deutlich genug. Sie hat mich vorgestern gefragt, ob du schon mit mir gesprochen hättest. Das klang eher so, als solltest du mich überreden, so zu feiern, wie sie sich das vorstellt.«

Marc seufzt. Tief.

»Ich habe es dir doch schon gesagt – Hedwig war ein bisschen verschnupft, weil sie von Luisa erfahren hat, dass wir erstens überhaupt diesen Sommer heiraten wollen und zweitens das Ereignis im ganz kleinen Kreis stattfinden soll. Es wäre wahrscheinlich besser gewesen, wir hätten ihr das gleich gesagt.«

Caro schnaubt.

»Was denn gleich gesagt ? Wir wissen doch selbst noch nichts Genaues und haben mit der Planung gerade erst angefangen. Ihr kann es doch völlig egal sein, ob wir zehn, hundert oder fünfhundert Leute einladen. Sie wird in jedem Fall dabei sein. Ich fand es völlig in Ordnung, sie erst zu informieren, wenn alles steht.«

»Ist ja gut, nun werd doch nicht so heftig !« Marc hebt beschwichtigend die Hände.

»Ich werde nicht heftig !«

Wird sie wohl. Komisch, warum geht sie bei diesem Thema immer so an die Decke ? Marc sagt nichts mehr, sondern schnappt sich die Zeitung vom Wohnzimmertisch und setzt sich zum Lesen auf das Sofa.

»Hey, was ist jetzt ? Redest du gleich mit deiner Mutter oder nicht ?«

»Ja, ich rede mit ihr. Versprochen. Ich verstehe nur nicht, warum du so ein Drama daraus machst.«

»Ganz einfach: Weil es ein Drama ist ! Deine Mutter will alles bestimmen, selbst Sachen, die sie nun wirklich nichts angehen.«

»Also, neulich hast du dich noch aufgeregt, weil du das Gefühl hattest, meine Mutter würde Sabine für die bessere Schwiegertochter halten. Nun ist sie enttäuscht, weil wir unsere Hochzeit nicht groß feiern wollen, was doch wohl eindeutig ein Zeichen dafür ist, wie sehr sie sich über unsere Heirat freut – nun passt dir das auch wieder nicht. Langsam glaube ich, du hast etwas gegen meine Mutter.«

Wuff, Vorsicht ! Dieser Streit geht in eine Richtung, die ich als Menschenkenner für gefährlich halte. Die Deine Mutter-Diskussion führt bestimmt geradewegs in einen Riesenzoff ! Ich kann spüren, wie meine Rute anfängt zu jucken. Kein gutes Zeichen, überhaupt kein gutes Zeichen !

Das scheint sich auch Caro zu denken, denn jetzt hält sie kurz die Luft an, lächelt dann, setzt sich neben Marc, nimmt ihm die Zeitung weg und küsst ihn.

»Quatsch, mein Lieber. Natürlich mag ich Hedwig, schließlich verdanke ich ihr dich !«

Marc gibt ein langgezogenes Mhhmmm von sich, zieht Caro ganz dicht an sich heran, und schwupps liegen die beiden auf dem Sofa und küssen sich weiter. Hach, ein schönes Bild !

Findet Luisa allerdings gar nicht. Als sie mit Henri an der Hand ins Wohnzimmer spaziert kommt, ruft sie sofort: »Iieeeh, voll peinlich, ihr ! Hört mal auf ! Hier sind Kinder im Raum !«

Marc und Caro richten sich lachend wieder auf.

»Na hör mal, Luisa, die Hälfte der hier anwesenden Kinder gäbe es ohne unser Gekuschel gar nicht«, bemerkt Marc grinsend.

Aber Luisa verdreht nur die Augen, murmelt Echt jetzt und geht wieder raus. Henri hingegen krabbelt auf allen vieren zu seinen Eltern, um sich auch ins Getümmel zu stürzen. Und schon liegen die drei ineinander verknotet auf der Couch, kitzeln sich gegenseitig, lachen und juchzen. Ob da auch noch ein Plätzchen für mich ist ? Ich taxiere kurz eine mögliche Stelle zur Landung, dann springe ich hoch und schlabbere Caro durchs Gesicht. Die quiekt zwar vor Überraschung, schmeißt mich aber nicht runter. Herrlich, so ein menschlich-tierisches Rudel !

Die Wohnungstür im Flur schließt sich mit einem lauten Knall. Marc setzt sich auf.

»Nanu ? Ist Luisa etwa gegangen ?«

»Scheint so. Kein Wunder, wer will schon seinen Sonntag mit so peinlichen alten Leuten wie uns verbringen ?«

»Trotzdem – abmelden könnte sie sich wenigstens noch. Moment, ich schau mal nach ihr.«

Marc springt auf und läuft auf die andere Seite der Wohnung. Wenn man dort im Badezimmer das Fenster öffnet, kann man auf die Straße gucken.

»Hey, Luisa«, hören wir ihn rufen, »wo willst du denn hin ?« Die Antwort verstehen wir nicht, auf alle Fälle ist sie kurz. »Ja, ist in Ordnung. Aber sag demnächst bitte Bescheid, wenn du das Haus verlässt.«

Marc kommt zurück ins Wohnzimmer. Caro schaut ihn fragend an.

»Wohin will sie denn ?«

»Zum Bäcker. Kuchen kaufen für Hedwigs Besuch. An sich ja keine schlechte Idee.«

»Stimmt. Aber das kann sie doch einfach sagen.«

»Tja. Vielleicht kommen wir langsam in die Pubertät.«

»Mit elf ? Ein bisschen früh, oder ?«

Marc zuckt mit den Schultern.

»Weiß nicht. Ist ja mein erstes Kind. Aber wenn ich Luisa von der Schule abhole, dann habe ich schon das Gefühl, dass die heute alle ein bisschen früher dran sind. Mit allem. Wenn nicht Pubertät, dann irgendetwas, was direkt davor kommt.« Er seufzt.

Pubertät ? Was ist das denn ? Eine Art Krankheit ? Gar eine Kinderkrankheit ? So wie die Windpocken, die Luisa vorletzten Sommer hatte ? Davon soll es ja einige geben; Hedwig hatte damals noch von Krankheiten erzählt, die so lustige Namen wie Mumps oder Röteln hatten. Es gibt da jedoch eine besondere Medizin, damit man gar nicht erst krank wird. Impfen heißt das und wird auch bei Hunden angewandt. Ich kann ein Lied davon singen, denn an das Brennen der Spritze bei der Tollwutimpfung kann ich mich nur zu gut erinnern. Hedwig hatte jedenfalls geschimpft, weil Luisa nicht gegen Windpocken geimpft war. Offensichtlich sind Marc und Caro da nachlässig und haben bestimmt auch nicht gegen Pubertät geimpft. Deswegen müssen sie sich nun Sorgen machen. Selbst schuld also, aber vielleicht ist es noch nicht zu spät, und man könnte Luisa noch dagegen impfen.

»Och, Vatti, hast du es so schwer ?«, zieht ihn Caro auf.

Marc schneidet eine Grimasse und nickt heftig.

»Und ob. Wie du selbst schon festgestellt hast, bin ich in meiner Familie umringt von schwierigen Frauen: Luisa, Hedwig – dich nicht zu vergessen ! Wie gut, dass ich jetzt wenigstens mit Henri einen Mann an meiner Seite weiß !«

»Frechheit !«, ruft Nina gespielt empört und versetzt Marc einen Stoß in die Rippen. Das finde ich allerdings auch – denn noch vor Henri war doch wohl eindeutig ich der Mann an Marcs Seite. Ständig werde ich hier unter Wert verkauft, und wie gern würde ich nun beweisen, dass ich hier nicht nur das dumme Haustier bin. Lasse es aber, schließlich – siehe oben – muss ich die nächsten Tage wohl auf betont harmlos machen.

Eine ganze Weile später klingelt es. Vermutlich Luisa und der Kuchen. Hoffentlich eine ganz krümelige Sorte, denn dann sind meine Chancen, etwas abzubekommen, nicht schlecht. Schneller als der Staubsauger bin ich auf alle Fälle !

Diesmal steht Caro auf und geht zur Tür.

»Oh, hallo ! Na, dann kommt mal alle rein.«

Alle ? Redet Caro mit dem Kuchen ? Sehr ungewöhnlich. Und wonach riecht das hier auf einmal so intensiv ? Diesen Geruch kenne ich doch … es ist … hm …

Zwei Sekunden später ist klar, dass sich mein Frauchen nicht mit einem Stück Mürbeteig unterhalten hat. Im Wohnzimmer erscheint tatsächlich Luisa, aber dicht gefolgt von Hedwig und Daniel. UND Cherie ! Mit einem lauten WUFF springe ich vom Sofa und stürze auf sie zu.

»Cherie, was machst du denn hier ?«

Sie schaut mich aus ihren großen braunen Augen an.

»Hallo, Herkules ! Das ist eine sehr, sehr lange Geschichte. Erzähl ich dir später.«

Ja, später ist wahrscheinlich besser. Denn gerade habe ich vor Aufregung so starkes Ohrenrauschen, dass ich wahrscheinlich nur die Hälfte der Geschichte verstehen würde. Auch Marc ist mittlerweile aufgestanden.

»Hallo, Mutter. Hallo, Daniel. Das ist ja eine Überraschung !«

»Wir haben uns alle beim Bäcker getroffen«, erklärt Hedwig. »Ich wollte Kuchen für meinen Besuch besorgen.«

»Und ich verbringe den Tag in der Werkstatt und hatte schlicht Hunger«, ergänzt Daniel.

»Und ich hatte die tolle Idee, dass gleich alle mitkommen !«, erklärt Luisa fröhlich.

»Ja, warum nicht ? So ein Sonntagskaffee in größerer Runde hat doch was. Ich setz mal Kaffee auf«, beschließt Caro und verschwindet Richtung Küche.

»Luisa, hilf Caro bitte und deck hier im Wohnzimmer auf. Du kannst Teller und Tassen auch auf den Couchtisch stellen.«

Luisa verdreht die Augen.

»Mann, immer ich. Mach du doch auch mal was. Ich bin doch nicht das Dienstmädchen !«

Wuff, warum ist sie denn auf einmal so eine Zicke ? Sie ist doch sonst ein sehr hilfsbereites Kind.

»Und ich bin nicht dein Butler !«

Marc guckt sie scharf an, sie stöhnt noch einmal herzzerreißend, trabt dann aber auch in die Küche, wo der Geschirrschrank steht. Also, wenn Pubertät tatsächlich eine Krankheit ist, dann hat sie Luisa schon. Impfen zwecklos.

Kurz darauf sitzen oder liegen wir alle um den Couchtisch herum. Die Menschen essen Kuchen oder in Henris Fall Banane. Wir Hunde schlabbern die entstehenden Krümel vom Boden auf. Ein ganz entspannter Sonntagnachmittag. Oder besser: Es könnte ein ganz entspannter Sonntagnachmittag sein, wenn ich nicht so wahnsinnig aufgeregt wäre. Meine Nase kribbelt wie verrückt, und das Ohrenrauschen legt sich auch nur sehr langsam. Ich rutsche noch ein bisschen näher an Cherie heran und genieße die Wärme, die von ihrem Körper ausgeht.

»Nun sag doch mal, was für eine lange Geschichte gibt es denn zu erzählen ?«, frage ich sie neugierig.

»Ach, mein Frauchen spinnt mal wieder«, beginnt Cherie in einem sehr leidenden Ton, der nichts Gutes vermuten lässt.

Tatsächlich ist ihr Frauchen Claudia sehr sprunghaft. Nett, aber unberechenbar. Ich kenne sie nicht besonders gut, aber das war mir auch schon aufgefallen. Als ich Cherie vor zwei Jahren an der Alster zum ersten Mal traf, hatte Claudia gerade einen Typen kennengelernt. Und kaum war es mir endlich gelungen, mich mit Cherie anzufreunden, schon zog Claudia mit dem Mann zusammen, und sie und Cherie waren von einem auf den anderen Tag wie vom Erdboden verschluckt.

Genauso plötzlich tauchten sie allerdings auch wieder auf, als mit dem Kerl Schluss war. Cherie erzählte, dass Claudia nachts aus der gemeinsamen Wohnung getürmt ist – so schlecht wurde sie dort behandelt. Dann lernte sie Daniel kennen. Und kurz darauf lieben. Zack, schon zogen die beiden in einen Vorort namens Volksdorf. Wenn ich bedenke, wie lange es bei Caro gedauert hat, ihr Herz an Marc zu verschenken, dann geht bei Claudia wirklich immer alles in Lichtgeschwindigkeit. Doch vielleicht ist das nicht unbedingt ein Erfolgsrezept.

»Claudia hat bis vor Kurzem noch in einer Boutique gearbeitet und Kleidung verkauft. Das war ein super Job, ich durfte sogar mitkommen und hatte in dem kleinen Büro neben dem Verkaufsraum meinen Korb stehen. Dann fing sie auf einmal mit Yoga an, und mittlerweile ist es das Einzige, was ihr noch wichtig ist.«

Cherie klingt sehr traurig, und ich schlecke ihr zum Trost einmal an der Schnauze entlang. Wuff, was für ein tolles Gefühl ! Ich schlecke gleich noch einmal, und Cherie lässt es sich gefallen. Wahnsinn ! Ich glaube, ich bin süchtig danach – verglichen damit bedeutet mir Fleischwurst rein gar nichts. Dann bemühe ich mich allerdings um geregelte Konversation. Cherie soll nicht denken, dass mich ihre Sorgen nicht interessieren.

»Yoga ?«, frage ich also nach. »Davon hat Daniel erzählt. Er lag neulich im Vorgarten und hat sehr seltsame Dinge veranstaltet.«

»Tja, dann könnt ihr nur hoffen, dass es ihn nicht so packt wie Claudia. Die hat auch erst einen ganz harmlosen Kurs besucht. Dann hat sie es immer öfter zu Hause geübt und irgendwann Daniel zu einem Seminar geschleppt. Das ging über mehrere Tage, ich musste solange zu einer Freundin. Und jetzt arbeitet Claudia gar nicht mehr in der netten Boutique, sondern organisiert mit ihrem Yoga-Lehrer Swami selbst Kurse. Und die wiederum finden nun am Wochenende immer bei uns zu Hause statt, und weil der doofe Swami Angst vor Hunden hat und ihn sowieso alles stört, was nicht mit Yoga zu tun hat, haben Daniel und ich an diesen Tagen praktisch Hausverbot. Kannst du dir so etwas vorstellen ? Ein Hund, der nicht in der Wohnung seines Frauchens sein darf ? Das ist doch ein Skandal !«

»Stimmt«, gebe ich Cherie recht, denn das ist wirklich ungewöhnlich. Ungewöhnlich ist aber auch, dass Daniel sich das bieten lässt. Ich glaube nicht, dass Marc hier am Sonntag immer das Feld räumen würde. Irgendetwas stimmt doch bei Daniel und Claudia nicht – den Verdacht hatte Caro ja auch schon. Wenn es allerdings dazu führt, dass ich Cherie nun endlich wieder häufiger sehe, soll es mir sehr willkommen sein. Ich bin schließlich für mein eigenes Herz zuständig, das von Daniel interessiert mich nur am Rande. Und meinem Herzen geht es gerade ziemlich gut.

»Sag mal, Mutter, ich wollte noch mal über die Hochzeit mit dir sprechen«, beginnt Marc nun pflichtschuldig mit dem Thema, das Caro ihm vorhin aufgetragen hatte. Allerdings kann ich schon an seiner Stimme erkennen, wie wenig erpicht er darauf ist.

Während sich Marc also quält und ich sehr zufrieden vor dem Tisch liege und Cherie anschmachte, tritt mir Caro einmal fast auf die Rute, erwischt aber nur die Haare an der Spitze. Jaul, das ziept ! Anstatt sich bei mir zu entschuldigen, guckt sie nur kurz – und tritt dann Marc vor das Schienbein. Was soll das denn ? Marc beugt sich etwas zu ihr vor.

»Hey, was ist los ?«, flüstert er in Caros Ohr.

»Nicht dieses Thema«, zischt Caro zurück.

»Aber ich sollte meine Mutter auf die Hochzeit ansprechen, schon vergessen ?«

»Ja – aber doch nicht, wenn Daniel danebensitzt. Ich habe ihm noch gar nicht …« Sie bringt den Satz nicht zu Ende.

»Oh – ihr wollt heiraten ?«, fragt Daniel erstaunt.

»Sehen Sie, Daniel, Sie hatten auch noch nichts davon gehört, oder ?«, ergreift Hedwig das Wort.

»Nein«, bestätigt Daniel, »das ist mir völlig neu.«

»Tja, das liegt wohl daran«, klärt ihn Hedwig auf, »dass Carolin und mein Sohn nur ein sehr, sehr intimes Fest planen. Ich finde es ja schade, aber ich werde natürlich nicht gefragt.«

Daniel schaut Caro erstaunt an.

»Du willst heiraten und mich nicht dazu einladen ? Mich, deinen ältesten Freund ?«

Ich versuche, einen Blick auf Caros Gesicht zu erhaschen. Tatsächlich, ihre Gesichtsfarbe wird deutlich dunkler.

»Äh, nein, so stimmt das doch gar nicht. Wir wissen noch gar nicht genau, wie wir feiern wollen. Aber eine Riesenfeier wird es wohl eher nicht werden. Das wäre mittlerweile auch rein organisatorisch gar nicht mehr drin – wir wollen im Sommer feiern, und es ist schon April.«

»Also, an der Zeit soll es nicht liegen. Ich könnte euch mit der Organisation helfen«, bietet Hedwig sofort an. »Dann bekommen wir bis zum Sommer bestimmt noch eine sehr schöne Feier hin. Ich habe heute schon mal mit meinen Chorschwestern gesprochen, die hätten zum Beispiel große Lust, euch mit musikalischer Begleitung eine Freude zu machen. Ihr wollt doch kirchlich heiraten, oder ? Das fand ich schon bei deiner ersten Hochzeit sehr stimmungsvoll, Marc. Gut, dass wir evangelisch sind, da hast du ja noch ein paar Versuche frei.«

Hedwig lächelt, Marc verzieht das Gesicht, und Caro sieht aus, als habe sie auf etwas sehr Saures gebissen.

Davon gänzlich unbeeindruckt redet Hedwig munter weiter.

»Wann genau im Juni soll es noch mal sein ?«

»Im Juni ?« Daniel klingt fassungslos. »Und du hast mir noch nichts erzählt ? Jetzt bin ich schon ein bisschen … na ja, enttäuscht.«

Ich kann Caros Schweiß riechen, das Ganze ist ihr sehr unangenehm.

»Ich wollte es dir erzählen, aber ich habe noch nicht … äh …«

»Was hast du noch nicht ?«

»Äh … äh …«

Caro scheint von einer Art Sprachlähmung befallen.

»Sie hat noch nicht den passenden Moment gefunden«, springt Marc in die Bresche, »denn ich hatte sie gebeten zu warten, weil ich … äh …«

Auch Sprachlähmung ? Leute, langsam wird es peinlich ! Gebt doch einfach zu, dass ihr Daniel nicht dabeihaben wollt, sondern lieber mit drei doofen Schafen zusammen auf einem Leuchtturm genau in der Mitte von Garnichts heiraten würdet. Marc räuspert sich. Los, Mann, gestehe !

»Sie hat dir noch nichts gesagt, weil ich dich fragen wollte, ob du mein Trauzeuge werden willst. Das wollte ich natürlich von Mann zu Mann machen, bei einem schönen Bier. Aber jetzt ist es ja raus. Also, wie schaut’s aus, Daniel: Willst du mein Trauzeuge werden ?«

Hä ? Langsam verstehe ich hier überhaupt nichts mehr. Ich denke, er wollte irgendeinen ominösen Georg fragen. Wie kommt er denn auf einmal auf Daniel ?

Daniel guckt ebenso überrascht wie ich. Dann nickt er langsam und klopft Marc auf die Schulter.

»Danke, Mann. Das ehrt mich. Mach ich natürlich gern.«

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