ZWEIUNDZWANZIG

Nina, ich stehe vor deiner Tür mit einer Friedenspfeife. Einer sehr großen Friedenspfeife.«

Nichts geschieht, obwohl Daniel erst geklingelt und dann sehr laut geklopft hat. Als er eben unten in der Werkstatt angekündigt hat, sich jetzt ein Büßergewand überzustreifen und zu Nina zu gehen, bin ich sofort hinterher. Ich habe nämlich noch nie ein Büßergewand gesehen. Mittlerweile ist mir klar, dass das nicht wörtlich gemeint war. Insofern wundere ich mich auch nicht, dass Daniel entgegen seiner Ankündigung gar keine Pfeife in der Hand hält. Erst recht keine große.

Daniel schaut mich unschlüssig an.

»Immer Ärger mit den Weibern, was, Herkules ?«

Wem sagt er das ! Ob er mitbekommen hat, dass Cherie seit der Aktion mit Biene ausgesprochen frostig zu mir ist ? Bisher war meine Strategie nicht von Erfolg gekrönt, ich hoffe sehr, dass ich mir damit nicht endgültig alles vermasselt habe. Falls doch, ist das nur die Schuld von diesem fetten Kater. Immer Ärger mit den Katzen !

Daniel klopft noch einmal.

»Nina, ich weiß, dass du da drin bist. Nun mach schon auf. Ich bin gekommen, um mich in den Staub zu werfen.«

Schritte hinter der Wohnungstür, die Tür öffnet sich einen Spalt. Von meinem Platz auf der Fußmatte aus kann ich deutlich Ninas Gesicht von unten sehen. Guckt sie böse ? Von hier aus schwer zu sagen.

»In den Staub ? Das will ich sehen !«

Zumindest klingt sie nicht so, als würde sie Daniel gleich den Hals umdrehen.

»Das war eher im übertragenen Sinn gemeint.«

»Schade.«

»Na gut.«

Rums ! Daniel wirft sich tatsächlich direkt neben die Fußmatte und verfehlt nur um Haaresbreite meine Schwanzspitze.

»Ist es dir so staubig genug ?«

Nina öffnet die Tür ganz.

»Du Spinner ! Komm rein, bevor der Nächste über dich stolpert.«

»Danke, sehr großmütig von dir.«

Daniel rappelt sich auf, klopft sich den Schmutz von seinen Sachen und geht an Nina vorbei in ihre Wohnung.

»Möchtest du vielleicht einen Kaffee ?«, bietet sie an.

»Warum nicht. Vor allem möchte ich mit dir reden.«

»Okay, dann geh doch schon mal ins Wohnzimmer. Wieso hast du eigentlich den Dackel dabei ?«

»Gewissermaßen als Schutzhund. Ich dachte, wenn du mir an die Gurgel gehen willst, dann kann mich Herkules verteidigen.«

Daniel grinst.

»Ha, ha, sehr lustig das. Aber dann denk daran, dass hier ein äußerst gefährlicher Kampfkater wohnt. Da sieht der Dackel schnell alt aus.«

»Du meinst, im Gegensatz zu deinem Kater ? Weil der nicht nur alt aussieht, sondern auch alt ist ?«

Jetzt lachen beide. Sehr gut ! Versöhnung also nicht ausgeschlossen.

Der Kampfkater liegt lang ausgestreckt auf der Wohnzimmercouch und döst. Als wir reinkommen, schreckt er hoch.

»Oh, was macht ihr denn hier ? Dachte, Daniel hat hier Hausverbot.«

»Ich glaube, er will sich mit Nina vertragen.«

Herr Beck springt vom Sofa und landet direkt neben mir.

»So, so. Eigentlich müsste er sich auch mit mir vertragen. Dieser Spruch über Frauen, die mit Katzen zusammenleben – so, als ob das etwas Schlimmes wäre –, dieser Spruch war ja wohl das Allerletzte ! Pfui, dafür wünsche ich ihm glatt eine Katzenallergie !«

»Nun nimm das doch nicht so persönlich.« Typisch Kater. Immer dreht sich alles um ihn. »Ich bin mir sicher, Daniel hat das gar nicht so gemeint. Du siehst ja, dass ihm der ganze Streit mit Nina leidtut, sonst wäre er nicht hier. Wäre doch wirklich schade, wenn zwei Menschen, die sich schon so lange kennen wie die beiden, sich richtig zerstreiten würden.«

Mittlerweile ist Nina mit zwei Tassen Kaffee an der Couch angekommen und stellt sie auf den kleinen Tisch, bevor sie sich in einen der gegenüberstehenden Sessel setzt.

»Also, Herr Carini. Was haben Sie zu Ihrer Verteidigung vorzubringen ?«

»Würden Sie mir kurz noch einmal den Tatvorwurf erläutern ?«

»Sehr gern, Herr Carini. Ihnen wird zur Last gelegt, eine grobe Gefühllosigkeit begangen zu haben, indem Sie sich in die Wohnung des Exfreundes der Frau Bogner einmieteten, obwohl seine Leiche noch warm war. Außerdem beschimpften Sie Frau Bogner in der Folge als hysterische Zicke.«

»Echt jetzt ? Das ist eigentlich nicht meine Wortwahl. Blöde Kuh vielleicht, aber bestimmt nicht hysterische Zicke.«

»So. Ist das Ihre gesamte Verteidigungsstrategie ? Ist ein bisschen dünne, finden Sie nicht ?«

Finde ich ehrlich gesagt auch. Ich hoffe, Daniel hat noch ein Ass im Ärmel. Er richtet sich auf und beugt sich vor zu Nina.

»Eine Strategie habe ich nicht. Aber ich hätte noch die Wahrheit anzubieten: Wenn man selbst Liebeskummer hat, achtet man vielleicht nicht genug auf die Gefühle seiner Mitmenschen.«

Das kann ich nur bestätigen. Wie ich aus eigener leidvoller Erfahrung weiß, achten liebeskummerkranke Menschen auch nicht auf die Gefühle ihrer Haustiere. Bevor Caro mit Marc zusammenkam, hatte sie einmal fürchterlichen Liebeskummer wegen Thomas. Ich habe alles versucht, um sie aufzumuntern – zwecklos. Sie hörte nur stundenlang schaurige Musik, sodass mir schon die Ohren schepperten, und zur Krönung machte sie eines Tages eine Flasche Cognac nieder, wurde bewusstlos, übergab sich neben mich auf den Teppich, und ich musste sie retten. Es war eines meiner gruseligsten Menschenerlebnisse überhaupt.

»Hab schon gehört – mit Claudia ist auch Schluss. Tut mir natürlich leid.«

»Danke. Aber es wäre mit uns auch nicht gutgegangen. Ich wollte meine Seele nicht dem großen Yoga-Mann verschreiben. Und Claudia war nur noch gepestet von mir. Deswegen war ich froh, als mir Alex den Tipp mit seinem Zimmer gegeben hat. Du hast natürlich recht: Wäre netter gewesen, dich vorher mal zu fragen oder es dir zumindest zu sagen. Hab ich nicht böse gemeint – ich wollte einfach nur raus bei Claudia.«

»Danke. Ich war aber auch zu empfindlich. Mir ist schon klar, dass ich an der ganzen Geschichte selbst schuld bin, aber traurig bin ich trotzdem. Und deswegen war ich an dem Tag, als wir uns gestritten haben, eine hysterische Zicke.« Sie lächelt.

»Hey, ein Geständnis !« Daniel lacht und steht vom Sofa auf, dann reicht er Nina die Hand. »Vertragen ?«

Sie nickt und schlägt ein.

»Vertragen !«

»Ich habe übrigens eine echte Weltklasseidee, was wir als Trauzeugenpaar noch zur Hochzeit beisteuern könnten. Und wo wir doch gerade beide gleichzeitig Liebeskummer haben, wäre es eigentlich auch eine gute Traumatherapie, Frau Psychologin.«

»Oha ! Sind wir jetzt Kollegen ? Lass hören !«

»Was hältst du davon, wenn wir den beiden eine, oder besser, mehrere Best-of-CDs unserer liebsten Abtanz- und Liebeslieder zusammenstellen ? So vier, fünf Stunden lang. Das schmeißen wir dann in dieser Villa in die Anlage, und wenn wir zum gemütlichen Teil des Abends übergehen, kann getanzt werden. Für fünfundzwanzig Leute lohnt sich ja kein DJ, aber ein bisschen gute Musik wäre nicht schlecht, oder ?«

Nina legt den Kopf schief und überlegt.

»Nicht übel, Herr Kollege, aber ich vermisse den therapeutischen Ansatz.«

»Echt ? Dabei liegt der doch klar auf der Hand: Wir müssen uns vorher treffen, stundenlang gemeinsam Lieblingslieder hören und von alten Zeiten schwärmen. Wenn das nicht Balsam für die Seele ist, weiß ich auch nicht.«

Nina lacht.

»Schon klar. Also, wann treffen wir uns ?«

»Wie wär’s mit übermorgen ? Bis zur Hochzeit sind’s nur noch zehn Tage, da wird es langsam Zeit.«

»Okay. Dann übermorgen um 20 Uhr bei mir. Als Therapieunterstützung halte ich einen guten Rotwein bereit.«

Sehr gut ! Ich mag es, wenn sich alle in meinem Rudel vertragen. Für einen Jagdhund bin ich eben ganz schön friedliebend.

Als ich höre, dass Hedwig zur Villa Hohwenser fahren will, um vor Ort alles mit der Hausherrin und dem Partyservice zu besprechen, weiche ich nicht mehr von ihrer Seite. Da will ich unbedingt mit ! Eine Runde mit Biene an der Elbe entlangzutoben ist nämlich mit Sicherheit viel spannender, als Luisa weiter beim heimlichen Basteln von dreihundert Tischkärtchen zuzuschauen.

Tatsächlich ist meine Taktik erfolgreich, und ich darf mitkommen. Mit Bus und Bahn und einem quengelnden Henri in der Karre dauert die Anreise zwar eine halbe Ewigkeit, aber die Vorfreude auf ausgelassene Stunden mit einem guten Kumpel macht das locker wett.

Frau Hohwenser hat die Tür noch nicht ganz geöffnet, da bin ich auf der Suche nach Biene schon an ihr vorbeigesaust. In der Halle drehe ich eine große Runde und belle ein paarmal. Aber nix. Keine Antwort. Ratlos laufe ich zu den Frauen zurück, die noch am Eingang stehen und damit beschäftigt sind, für Henri Faxen zu machen, um das nörgelige Kerlchen zum Lachen zu bringen. Auf mich achtet natürlich mal wieder niemand ! Hey, wo ist Biene ? Ich springe auf die Hinterläufe und mache neben der Karre Männchen.

»Pfui, Herkules, runter mit dir !«, schimpft Hedwig.

Aber Frau Hohwenser errät sofort, was mit mir los ist.

»Du suchst Biene, richtig ? Da hast du heute leider Pech. Unsere Haushälterin ist eben mit ihr zum Hundefriseur gefahren. Bienchen musste dringend getrimmt werden. So verzottelt, wie das Bienchen war, dauert das bestimmt ein paar Stunden. Tut mir leid !«

O nein ! Nun habe ich mich extra mit öffentlichen Verkehrsmitteln hierhergequält, habe ertragen, dass der schlecht gelaunte Henri ständig versucht hat, mich an den Ohren zu ziehen, und dass er ab der Hälfte der Strecke so infernalisch stank, dass Hedwig ihn noch schnell auf der Bank eines Wartehäuschens wickeln musste – und wofür das alles ? Nur um mir jetzt die nächste Stunde anhören zu müssen, welchen Stuhl man am besten wohin stellt. Da hätte ich gleich zu Hause bleiben und mir weiter das Tischkärtchenbasteln anschauen können. Bravo !

Missmutig schleiche ich hinter den beiden Damen her, während Frau Hohwenser Hedwig erklärt, wo die Festtafel aufgebaut werden kann, welche Bestuhlung wohl sinnvoll wäre und wo das Büfett stehen soll. Gähn !

»Ich freue mich, dass Sie den Partyservice beauftragt haben, den ich Ihnen empfohlen habe. Das sind echte Profis, die das Haus hier auch schon kennen. Die letzten zwei Filmteams haben mit denen zusammengearbeitet, und es hat, soweit ich das mitbekommen habe, alles geklappt wie am Schnürchen. Ist ja nicht ganz unwesentlich, wenn sich die Gästezahl auf einmal verzehnfacht.«

Sie lacht, und Hedwig stimmt mit ein, allerdings etwas verhalten.

»Es war mir ehrlich gesagt ganz unangenehm, dass Sie über die wahre Gästezahl nicht informiert waren und ich Sie damit so überfallen musste. Aber es soll eben eine richtige Überraschung für meinen Sohn und seine Verlobte werden.«

»Aber das muss Ihnen doch nicht unangenehm sein – ich finde Ihre Idee von der Überraschungsparty genial ! Ich bin selbst ganz begeistert davon, dass wir hier endlich mal wieder groß feiern. Sie werden sehen – Ihre Kinder werden sich ganz bestimmt freuen !«

Klar. Ganz bestimmt. Und im Himmel ist Jahrmarkt ! Ich kann immer noch nicht fassen, dass Hedwig das für einen tollen Plan hält. Und dass es offensichtlich Leute gibt, die diese Einschätzung teilen.

»Ach, danke, das freut mich, dass Sie das so entspannt sehen.«

»Tu ich. Und was kann Ihrem Sohn denn Besseres passieren ? Sie planen alles und bezahlen sogar alles. Großzügiger geht’s doch nicht.«

Hedwig nickt. Man sieht, wie gut ihr dieser Zuspruch tut.

»Apropos planen: Haben Sie vielleicht ein Faxgerät ? Ich muss dem Partyservice noch die Menüfolge und die endgültige Gästezahl schicken. Normalerweise gehe ich immer in die Praxis meines Sohnes, wenn ich etwas faxen möchte. Aber diesmal hatte ich Sorge, dass ich auffliege, wenn ich der Sprechstundenhilfe das Blatt zum Faxen gebe.«

»Verstehe. Geheime Verschlusssache.« Frau Hohwenser lächelt. »Kommen Sie, ich zeige Ihnen, wo mein Büro ist. Dort steht auch ein Faxgerät.«

Hm, ich habe verstanden. Das Blatt ist gewissermaßen ein Beweismittel. Auf ihm steht, wie viele Gäste Hedwig tatsächlich eingeladen hat. Wenn ich also irgendwie an dieses Blatt käme und es zu Caro schleppen könnte, dann wüsste sie, was los ist. Nur: Wie kommt ein Vierbeiner wie ich unauffällig an ein ziemlich großes Blatt ? Immerhin ist das, was Hedwig da gerade aus ihrer Handtasche zieht, kein kleines Zettelchen, das ich mal eben im Maul transportieren könnte.

Frau Hohwenser geht mit Hedwig in den ersten Stock, ich folge den beiden. In einem kleineren Zimmer hinter dem Raum mit den Instrumenten stehen alle möglichen Möbel herum, die ich auch aus der Praxis von Marc kenne. Das muss das Büro sein. Hedwig gibt Frau Hohwenser das Blatt, die legt es auf eine Art Tischchen und tippt an der Stirnseite des Tischchens auf irgendetwas herum. Kurz darauf verschwindet das Blatt in der einen Seite des Tisches, nur um gleich wieder auf der anderen Seite aufzutauchen. Dann fängt das Gerät an zu rattern und laut zu piepen. Höchst interessant !

Mit einem Mal ist von dem Piepen nicht mehr viel zu hören. Allerdings nicht, weil es nun leiser geworden wäre, sondern, weil etwas anderes viel lauter geworden ist: Henri ! Der saß eben noch friedlich in der Halle und spielte mit seinem mitgebrachten Kuscheltier – nun schreit er wie am Spieß. Hedwig und Frau Hohwenser lassen das Fax Fax sein und stürzen nach unten. Einen Moment zögere ich: Soll ich ein guter Familienhund sein und auch nach Henri gucken ? Oder die Gunst der Stunde ergreifen und mir das Blatt schnappen ?

Ich entscheide mich für Letzteres, springe an dem Tischchen hoch und erwische den Zettel auf Anhieb. Aber wohin mit ihm ? Wenn ich ihn im Maul transportiere, wird es Hedwig sofort bemerken. Eine Handtasche wie Hedwig müsste ich haben, dann wäre das deutlich einfacher. Unten tröstet Hedwig ihren Enkel, der schon nicht mehr ganz so laut weint. Bestimmt kommt sie gleich wieder hoch. Was mach ich nur ?

Mit dem Zettel im Maul laufe ich aus dem Büro heraus und linse Richtung Treppe. Noch sind die Damen nicht zu sehen, aber bevor sie auf den Stufen auftauchen, muss mir etwas eingefallen sein. Ich schaue mich im Instrumentenraum um und entdecke einen kleinen Beistelltisch. Wenn ich das Blatt dort ablege und dann schnell wieder nehme, wenn die beiden im Büro sind ? Dann könnte ich in die Halle laufen und das Blatt in den Korb unter Henris Karre legen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es Hedwig dort sofort sieht, ist nicht besonders hoch. Immerhin stecken in dem Korb ein Windelpaket, Feuchttücher, Wechselwäsche für den Lütten und, und, und. Etwas zusammengeknüllt fällt der Zettel da bestimmt nicht auf. Um den weiteren Transport müsste ich mir keine Sorgen machen, Hedwig würde mir den Zettel direkt zu Caro bringen – ohne es selbst zu merken. Falls das so klappt, wäre es grandios !

Schnell trabe ich zu dem Tischchen und lege das Blatt darunter. Dann laufe ich zum Treppenabsatz und warte schwanzwedelnd auf Hedwig und Frau Hohwenser, die kurz darauf auftauchen. Hedwig trägt Henri auf dem Arm und tätschelt seine Wange.

»Armer Spatz, so ein böser Stuhl ! Der hat dich aber auch wirklich hinterrücks angegriffen, kein Wunder, dass du dich so erschreckt hast.«

»Oje, unsere Eichenstühle sind sehr massiv, da bekommt das Kerlchen bestimmt eine Beule. Ich hätte nicht gedacht, dass er sich da schon mit so viel Kraft hochzieht.«

»Ich auch nicht. Aber ich werde ihm gleich ein Eis kaufen, dann ist bestimmt alles wieder gut. Lassen Sie uns nur eben schauen, ob das Fax durchgegangen ist, dann mache ich mich auf den Rückweg.«

Die beiden beachten mich nicht, als sie ins Büro weitergehen. Selbst Schuld. Ich wetze zum Tischchen, fische das Blatt darunter hervor, und dann ab nach unten in die Halle. Henris Karre steht immer noch am Eingang. Ich kaue ein bisschen auf dem Blatt herum. Nun ist es zwar angesabbert, aber so zusammengeknüllt, dass es mühelos und sehr unauffällig in den Korb passt. Perfekt.

»Komisch, wo ist denn bloß die Bestellung geblieben ?«, wundert sich Hedwig laut, als die Damen wieder nach unten kommen. »Ich hätte schwören können, ich habe die auf dem Fax liegen lassen.«

»Tja, ich wundere mich auch. Oder habe ich sie eben mitgenommen, als wir runtergelaufen sind ? Und falls ja, wo habe ich den Zettel bloß hingelegt ?« Frau Hohwenser seufzt. »So ist das, wenn man zu viele Sachen gleichzeitig macht. Man kann sich einfach nichts mehr merken. Na ja, wenn der Zettel wieder auftaucht, lege ich ihn für Sie zurück.«

Hedwig schüttelt den Kopf.

»Ach, keine Umstände. Wir haben ja die Faxbestätigung. Das wird schon geklappt haben, ich rufe den Caterer zur Vorsicht nachher mal an. Jetzt besorge ich Henri erst mal ein Eis, und dann muss ich auch zurück, meiner Enkelin bei den Hausaufgaben helfen.«

»Also, wie Sie das alles machen, Frau Wagner – toll ! Ihre Familie ist doch bestimmt froh, so eine patente, tatkräftige Oma zu haben, die sich um alles kümmert.«

Ich würde sagen: Es kommt darauf an. Aber den Hund fragt wie immer keiner.

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