Papa, ich bin so aufgeregt! TOTAL aufgeregt, echt!«
Luisa ist heute Morgen schon mit dem ersten Vogelzwitschern aufgestanden, vielleicht sogar ein bisschen früher. Seitdem flitzt sie durch die Wohnung, sucht Sachen aus den verschiedensten Schränken, packt sie in den kleinen Koffer mit dem Bärchenbild, nur um sie ein paar Minuten später wieder herauszuräumen und gegen andere Dinge auszutauschen. Dabei hüpft sie auf und ab wie ein kleines Kätzchen auf der Jagd nach einem Wollknäuel.
Marc hingegen sieht um diese frühe Stunde irgendwie … zerknittert aus. Momentan lehnt er am Türrahmen von Luisas Kinderzimmer und gähnt verstohlen.
»Ich finde, du solltest noch ein bisschen schlafen, damit du später auch richtig fit bist.«
Wieder ein Gähnen. Aber Luisa schüttelt energisch den Kopf. »Aber Papa! Ich kann doch jetzt nicht wieder ins Bett gehen! Ich muss meine Sachen packen.«
»Luisa, es ist erst halb sechs Uhr. Wir haben noch jede Menge Zeit. Leg dich bitte nochmal hin, wir packen deinen Koffer nach der Schule. Ich helfe dir auch, versprochen.«
»Nein, ich kann nicht mehr schlafen. Ich freue mich so, dass tatsächlich alle Mädchen zugesagt haben. Alle vier – der gesamte Tussi-Club! Papa, das ist suuuuper!«
Marc nickt.
»Ja, mein Schatz, das freut mich auch riesig. Aber ich gehe jetzt wieder ins Bett. Und vor sieben kriegt mich da auch niemand wieder raus. Also meinetwegen pack weiter, aber sei bitte einigermaßen leise dabei.« Er schlurft in Richtung Schlafzimmer.
Luisa schaut ihm kurz hinterher, dann dreht sie sich zu mir. »Mann, Herkules, warum wollen Erwachsene bloß immer so lang schlafen? Im Bett zu liegen ist doch voll langweilig! «
Ich wedele mit dem Schwanz. Genau meine Meinung! Mir ist auch nicht klar, was daran so toll sein soll. Die Menschen sollten lieber tagsüber ein bisschen schlafen, dann würden sie morgens auch zu einer vernünftigen Zeit aus den Federn kommen.
Luisa betrachtet den momentanen Inhalt ihres Bärchenkoffers kritisch. »Weißt du, ich muss mir jetzt echt überlegen, was ich mitnehme. Viele Sachen von mir sind nämlich leider voll Baby. Das merken die anderen doch gleich, wenn ich nicht aufpasse, weißt du?«
Ich lege mich neben den Koffer und versuche zu verstehen, was genau Luisa meint. Voll Baby. Hm. Was könnte das wohl bedeuten? Luisa ist doch längst kein Baby mehr. Und die Sachen, die sie so kritisch beäugt, wären für ein Menschenbaby auch viel zu groß.
»Das hier zum Beispiel«, sie hält mir ein T-Shirt unter die Nase, »Rosa! Und das auch … und hier: schon wieder Rosa. Dabei ist Rosa gar nicht in. Das ist eine Farbe für kleine Mädchen.«
Aha. Nun bin ich sowieso kein Farbspezialist, weil ich die Unterschiede, die Menschen da angeblich sehen, kaum ausmachen kann. Insofern war ich schon erstaunt, als ich lernte, dass Menschen bestimmte Farben für Männer, andere wiederum für Frauen vorgesehen haben. Dass es aber auch Farben für bestimmte Körpergrößen gibt, überrascht mich noch mehr. Welchen Sinn hat das? Luisa legt mehrere Kleidungstücke nebeneinander und guckt nachdenklich.
»Mama kauft sowieso immer Babyklamotten für mich. Und die lässigen Sachen, die Carolin für mich gekauft hat, kann ich bei ihr gar nicht anziehen. Dann ist sie gleich traurig. Also lasse ich das lieber. Aber deshalb denkt sie natürlich, ich finde die Babysachen noch toll, und dann bekomme ich noch mehr davon. Die anderen Mädels haben viel coolere Klamotten.«
Ich merke schon – gelegentlich ist es sehr praktisch, ein Fell zu haben. Ob das nun cool ist oder nicht: Es ist meins, und daran lässt sich auch nichts ändern. Überhaupt scheint eines der großen menschlichen Probleme zu sein, dass es für Menschen so viele Möglichkeiten gibt. Rock oder Hose? Suppe oder Braten? Marc oder Daniel? Kein Wunder, dass sie da manchmal ein bisschen durcheinanderkommen.
Aber wenigstens Luisa scheint sich nun entschlossen zu haben, was sie auf das Schloss mitnehmen will. Jedenfalls packt sie sehr entschieden mehrere Hosen und Hemden in ihren kleinen Koffer und schließt ihn.
»So, fertig! Glaube ich jedenfalls.« Luisa greift nach mir und setzt mich auf ihren Schoß, dann beginnt sie, mich unter dem Maul zu streicheln. Sehr angenehm! »Es ist schon komisch: Ich freue mich riesig – aber ich habe auch ein bisschen Angst. Was, wenn die wieder total blöd zu mir sind? Manchmal habe ich Angst, dass ich in Hamburg nie Freunde finden werde. Ich bin auf alle Fälle sehr froh, dass du mitkommen darfst. Das war eine gute Idee von Carolin. Mit dir zusammen bin ich immer viel mutiger, weißt du?«
Bei so einem Lob fängt mein Schwanz doch fast von alleine an zu wedeln! Luisa kichert.
»Hihi, deine Haare kitzeln an meinen Beinen!«
Richtig. Luisa trägt ja nur ihr Nachthemd. Und jetzt gähnt sie herzhaft.
»Vielleicht hat Papa Recht, und es ist wirklich ziemlich früh. Ich lege mich noch ein bisschen hin. Willst du mit in mein Bett kommen?«
Na, das muss man mich nun garantiert nicht zweimal fragen. Begeistert folge ich Luisa in ihr Kinderzimmer und hüpfe zu ihr ins Bett. Dort lege ich mich zu ihren Füßen und schlafe sofort ein.
»So, dann zeige ich euch jetzt mal, wo ihr schlafen werdet.« Corinna von Eschersbach, die Frau des jungen Grafen, führt uns durch einen Teil des Schlosses, den selbst ich noch nie gesehen habe. Er liegt im Westflügel, also dem Teil, in dem der junge Graf mit seiner Familie wohnt. Von innen sieht es hier eigentlich aus wie in einem normalen Haus, nur größer. Die Decken sind sehr hoch, und wenn ich das nicht schon aus dem anderen Teil des Schlosses gewöhnt wäre, würde es mir vielleicht ein bisschen Angst machen. Den fünf Mädchen scheint es jedenfalls gerade so zu gehen – sie laufen mit weit aufgerissenen Augen und Mündern hinter der Gräfin her und haben sogar aufgehört, miteinander zu tuscheln. Carolin, die auch dabei ist, dreht sich zu den Kindern um.
»Also, das ist schon etwas Tolles, so ein echtes Schloss, oder? Ich muss sagen, dass ich euch ein bisschen beneide. Das nächste Mal komme ich mit, Frau von Eschersbach!«
Die beiden Frauen lachen. Dann öffnet Corinna von Eschersbach eine Tür zu einem großen Raum, der offensichtlich als Schlafsaal dienen soll. Jedenfalls stehen hier mehrere Betten nebeneinander, jeweils getrennt durch ein kleines Schränkchen. Zwei der Betten sehen sogar aus wie ein kleiner Turm – mit einem Bett oben und einem unten. Sehr interessantes Konstrukt.
»Jede von euch kann sich nun ein Bett aussuchen und im Schrank daneben ihre Sachen verstauen. Die Stockbetten teilen sich den etwas größeren Schrank daneben. Ihr werdet euch einig, oder?«
Die Mädchen nicken und beginnen sofort, ihre Sachen auf den Betten zu verteilen. Corinna nickt Carolin zu.
»Hätten Sie noch Lust auf einen Kaffee?«
»Gerne.«
Kurz darauf sitzen wir in einer Küche – allerdings nicht in Emilias Reich, der großen Schlossküche im Erdgeschoss, sondern in einer viel kleineren, die mich stark an die Küche in Marcs Wohnung erinnert. Corinna von Eschersbach gießt Carolin einen großen Becher mit Kaffee und Milch ein.
»Ich hoffe, dass die Mädchen am Sonntag auch wirklich zufrieden sind. Es ist schließlich das erste Mal, dass ich so etwas mache – obwohl ich schon länger Lust dazu hatte. Mein Schwiegervater hat sich bisher immer gegen die Idee gewehrt, aber mit Fürsprache von Herrn Dr. Wagner hat es diesmal geklappt. Also, drücken Sie uns die Daumen, dass es schön für die Kinder wird.«
»Ach, bestimmt wird es das, da habe ich gar keine Zweifel! Ponys, ein echtes Schloss – was soll da schiefgehen?«
»Sie haben Recht. Ich habe mir auch schon ein paar schöne Dinge überlegt, die wir an diesem Wochenende unternehmen werden. Um den Reitunterricht mache ich mir sowieso keine Sorgen, schließlich bin ich ausgebildete Reitlehrerin.«
»Na also – das wird bestimmt toll. Aber noch eine ganz andere Frage: Ist es in Ordnung, wenn Herkules bei Luisa schläft? Ich fand es sehr nett, dass sie ihn überhaupt mitnehmen darf. Aber wenn das mit dem Schlafen ein Problem ist, habe ich dafür Verständnis. Wissen Sie, Luisa hatte es in den letzten Monaten nicht leicht. Sie ist gerade erst von München nach Hamburg gezogen, und ich habe das Gefühl, dass sie sich mit Herkules zusammen etwas sicherer fühlt.«
»Natürlich, das verstehe ich. Und solange Herkules stubenrein ist und hier nicht die Vorhänge anknabbert, darf er gerne bei den Mädchen bleiben.« Sie nimmt einen Schluck aus ihrem Becher und mustert Carolin neugierig. »Luisa ist nicht Ihre gemeinsame Tochter, oder?«
Caro schüttelt den Kopf. »Nein. Luisa ist Marcs Kind aus erster Ehe. Aber wir wohnen seit ein paar Wochen zusammen, und ich mag das Mädchen sehr gerne.«
»Das merkt man. Und es scheint auf Gegenseitigkeit zu beruhen.«
»Ja. Jedenfalls hoffe ich das. Trotzdem ist es für Luisa natürlich nicht einfach. Im Grunde ihres Herzens wünscht sie sich bestimmt, dass ihre Eltern wieder ein Paar wären.«
Corinna von Eschersbach nickt. »Tja, Patchwork ist oftmals schwierig. Ich weiß, wovon ich rede. Meine Mutter hat nach der Trennung von meinem Vater auch noch einmal geheiratet. Die erste Zeit war es nicht leicht. Aber ich kann Sie beruhigen – heute verstehen wir uns alle gut, und ich habe auch sehr schöne Erinnerungen an meine Kindheit. Und übrigens«, sie beugt sich zu mir herunter und streicht mir über den Kopf, »ist dafür unter anderem ein Artgenosse von Herkules verantwortlich. Apropos Herkules – heißt der nicht Carl-Leopold? Oder haben Sie ihn umgetauft?«
»Oh, das ist eine längere Geschichte. Aber ich erzähle sie immer wieder gern!«
»Bist du schon einmal geritten?« Lena, die anscheinend die Anführerin des Tussi-Clubs ist, hat bereits Reithose und Reitstiefel an und steht vor Luisa, die sich noch umziehen muss.
»Ja. Bei meiner Mama in München gab es einen Reitstall, der hatte ganz tolle Pferde. Ich hatte sogar ein Pflegepony, das ich jeden Tag reiten durfte. Es hieß Sally.«
Lena zieht eine Augenbraue hoch. Nach allem, was ich über menschliche Mimik weiß, nicht unbedingt ein Ausdruck von Freundschaft und Wertschätzung.
»So. Sally. Dann bin ich mal gespannt, wie gut du reiten kannst. Ich reite schon seit drei Jahren. Und Carla, Emmi und Greta schon fast genauso lange. Deswegen konnte ich dich natürlich auch nicht zu meinem Pony-Geburtstag einladen. Ich wusste ja nicht, dass du reiten kannst.«
Hättest sie ja fragen können, du kleine Wichtigtuerin. Ob sich Luisa freut, wenn ich Lena mal ein bisschen zwicke? Vielleicht in den Po? Dann kann sie nämlich garantiert nicht mehr reiten. Wie gerne würde ich genau das jetzt tun. Aber ein Blick auf Luisa hält mich davon ab. Denn sie sieht nicht so aus, als sei sie sauer auf Lena. Eher so, als wolle sie ihr irgendwie gefallen. Traurig, aber wahr: Die Hierarchie in diesem Mädchenrudel scheint klar zu sein, und wenn Luisa da mitmachen will, muss sie erst einmal kleine Brötchen backen.
»Seid ihr fertig umgezogen und startklar für eure erste Reitstunde?« Corinna kommt herein, auch sie hat schon Reitsachen an und riecht nach Pferd. Puh, wenn Luisa nun wirklich zur Vollblutreiterin wird, muss sich meine Nase wohl auf einiges einstellen. Andererseits – wäre ich zum Jagdhund ausgebildet worden, dann würde ich bei diesem Geruch bestimmt an eine Fuchsjagd denken und in wilde Begeisterung ausbrechen.
Kurz darauf finde ich mich im Pferdestall wieder, wo die Mädchen ihre Ponys putzen und satteln. Als Welpe war ich hier nie, also ist es auch für mich ganz interessant. Luisa hat ein kleines weißes Pony von Corinna bekommen, es heißt Lucky, und soweit ich das beurteilen kann, sieht es sehr sanftmütig aus.
»Hey, Kollege«, versuche ich, Lucky in ein Gespräch zu verwickeln, »ich hoffe, du passt gut auf Luisa auf. Sie ist wirklich ein sehr nettes Mädchen.«
Aber Lucky starrt mich bloß mit seinen großen Ponyaugen an und kaut weiter auf dem Heuhalm, der noch aus seinem Maul hängt. Na gut, dann eben kein Smalltalk. Wie meine Schwester schon so treffend anmerkte: Für die Jagd sind Pferde toll, ansonsten langweilig.
»Mal kurz herhören!« Corinna von Eschersbach steht in der Stallgasse und klatscht in die Hände. »Ich möchte euch zwei Jungs vorstellen, die euch in den nächsten beiden Tagen ein bisschen helfen werden. Das hier sind Lasse und Max.«
Neben ihr tauchen zwei Jungs auf, die etwas größer als Luisa und ihre Freundinnen sind. Der eine ist kräftig, hat ganz helle Haare und lauter Punkte auf der Nase, der andere hat dunkle Locken und ist sehr dünn. Beide grinsen zu den Mädchen herüber, die wiederum die Jungs neugierig über die Rücken der Ponys mustern.
»Lasse und Max kennen den Stall und die Pferde ganz genau und sind selbst tolle Reiter«, fährt Corinna fort, »also, wann immer ihr eine Frage zu den Ponys habt oder einen Tipp braucht, seid ihr bei den beiden bestens aufgehoben.«
Lasse kommt einen Schritt nach vorne. »Ja, Mädels, wir helfen euch gerne. Sagt einfach Bescheid.«
»Ich wüsste nicht, was ich von euch über Pferde lernen könnte«, kommt es in diesem Moment in einem sehr hochnäsigen Ton aus der Box, in dem ein etwas größeres schwarzes Pony steht. Lena, natürlich! »Ich reite schon seit drei Jahren, mein Papa sagt, dass ich eine exzellente Reiterin bin. Vor den Sommerferien gab es in meinem Reitstall ein Turnier, und in meiner Altersgruppe habe selbstverständlich ich gewonnen.«
Lasse und seinem Kumpel bleibt der Mund offen stehen, und auch Corinna von Eschersbach guckt sehr erstaunt. Lena ist das egal, unbeeindruckt erzählt sie weiter von ihren Erfolgen in der Welt der Pferde und Ponys.
»Das Adventsreiten habe ich übrigens auch gewonnen, und demnächst bekomme ich sowieso ein eigenes Pony, damit ich regelmäßig auf Turnieren reiten kann. Also, vielleicht fragt ihr eher mich, wenn ihr etwas wissen wollt.«
Max flüstert Lasse etwas ins Ohr, was wie blöde Pute klingt, und ich muss ihm Recht geben. Aber so ist es vielleicht immer mit Rudelführern – Hauptsache, eine große Klappe und gleich mal klarmachen, wer Chef ist. Sollte ich mir da etwas abgucken? Andererseits – welches Rudel könnte ich führen? Dass sich Marc und Caro demnächst von mir, dem kleinen Dackelmix, erzählen lassen, wo die Reise hingeht, ist doch mehr als unwahrscheinlich. Ich kann also ruhig ein netter Kerl bleiben.
Nach Reitstunde und Abendessen verziehen sich die fünf Mädchen auf ihr Zimmer. Corinna hat erlaubt, dass ich auch dort schlafen darf, also klebe ich förmlich an Luisa. Schließlich hat sie gesagt, dass ich sie mutiger mache – und Mut kann sie meiner Meinung nach in dieser Gruppe wirklich gut gebrauchen. Schon wieder führt Lena das große Wort, die anderen lauschen andächtig, hin und wieder gibt ein Mädchen ein Stichwort, auf das Lena dann eine neue Geschichte erzählen kann. Nur Luisa bleibt die ganze Zeit über stumm, und ich kann mir kaum vorstellen, dass es für sie tatsächlich schön ist, das Wochenende mit dem Tussi-Club zu verbringen.
Als es draußen schon fast dunkel ist, kommt Corinna noch einmal ins Zimmer. »Es ist jetzt kurz nach neun, und morgen wartet wieder ein aufregender Tag auf euch. Ich habe mir heute genau angesehen, wie ihr reitet, und muss sagen, ihr macht eure Sache alle sehr gut. Wenn das Wetter also morgen so gut ist wie heute, will ich mit euch ausreiten. Deswegen macht bitte gleich das Licht aus und schlaft. Gute Nacht!«
»Gute Nacht!«, schallt es im Chor zurück, dann macht Luisa die große Deckenlampe aus, so dass es mit einem Mal ziemlich schummrig im Zimmer wird. Luisa legt sich in ihr Bett, ich hüpfe hinterher und lege mich wieder ans Fußende. Herrlich – von mir aus bräuchte ich zu Hause gar kein Körbchen, sondern würde dauerhaft ins Kinderzimmer ziehen.
Luisa schläft ziemlich schnell ein, die anderen Mädchen flüstern noch ein bisschen miteinander, dann wird es auch bei ihnen still. Ich denke noch einen Moment über den Nachmittag im Stall nach. Ob Luisa mich irgendwann mal auf eine Fuchsjagd mitnehmen könnte? Ausritt klingt doch schon mal vielversprechend, also ein bisschen wie Jagd ohne Jagd. Da möchte ich auf alle Fälle mitkommen. Vielleicht freunde ich mich dann auch noch mit dem Kollegen Lucky an. Mit dem Gedanken an wundervolle Gespräche zwischen Hund und Pferd schlafe ich ein.
Ein knirschendes Geräusch weckt mich wieder. Schlaftrunken rappele ich mich hoch und versuche zu orten, aus welcher Ecke des Zimmers das Knirschen kommen könnte. Das ist in einem dunklen, unbekannten Raum gar nicht so einfach, aber schließlich bin ich mir sicher: Das Geräusch kommt von der Seite, an der die Fenster sind. Es wird lauter, jetzt ist es ein richtiges Hämmern, gefolgt von einem Heulen. Greta wird wach und setzt sich in ihrem Bett auf, dann auch Lena und Luisa.
»Was ist das?«, flüstert Greta in die Dunkelheit.
»Weiß nicht«, flüstert Luisa zurück.
»Ich glaube, es kommt vom Fenster«, stellt Lena fest. »Greta, geh doch mal gucken.«
»Nee, ich trau mich nicht. Das klingt so gruselig!«
In diesem Moment wird das Heulen lauter, und dann taucht hinter der Fensterscheibe etwas auf, was auch einen tapferen Dackel wie mich verschreckt: ein Totenkopf! Genauer gesagt, ein Totenkopf mit einer dunklen Kapuze um den Schädel und einer riesigen, dreizackigen Gabel in der Hand. Der Totenkopf heult jetzt ganz laut, zudem schlägt er die Gabel gegen das Fenster. Von dem Lärm sind nun auch die anderen Mädchen wach geworden und sitzen verängstigt in ihren Betten.
Keine Frage – ein Monster will die Scheiben einschlagen! Es ist gekommen, um uns zu holen! Wie aus einem Mund kreischen alle fünf Mädchen vor Angst los, und ich kläffe, was das Zeug hält.