SIEBEN




Der Hundegott ist doch ein gütiger: Nach einer sehr reichlichen Portion Pansen sitze ich zufrieden und ein bisschen müde neben Luisa und lasse mich hinter den Öhrchen kraulen. Die unterhält sich gleichzeitig mit Carolin. Gewissermaßen ein Gespräch von Frau zu Frau. Jedenfalls kommt es mir so vor, denn beide haben einen einigermaßen geheimnisvollen Tonfall.

»So, und Pauli ist echt cool?«

»Genau. Eigentlich der einzige coole Junge an der ganzen Schule. Er ist natürlich auch schon in der vierten Klasse. Die Jungs in meiner Klasse sind alle kleine Pupsis, voll doof.«

»Na ja, ein netter Typ ist doch auch schon mal was.«

»Ja, aber im nächsten Schuljahr kommt Pauli aufs Gymnasium – und dann ist er weg, und ich sehe ihn nie wieder.«

»Also, das Gymnasium liegt vermutlich nicht in Australien. Wieso solltest du ihn denn nie wiedersehen?«

»Weil, dann müsste ich mich schon extra mit ihm verabreden. «

»Na und? Kannst du doch machen.«

»Carolin! Pauli verabredet sich nicht mit Mädchen. Dazu ist er viel zu cool.«

»Aha? Das ist ein Zeichen von Coolness? Das wird sich der Pauli bestimmt noch mal anders überlegen.«

»Also selbst wenn er sich mit Mädchen verabreden sollte, dann bestimmt nicht mit kleinen Mädchen. Das ist völlig aussichtslos. Momentan sehe ich ihn noch auf dem Schulhof, und da unterhält er sich sogar mit mir. Aber wenn er erst mal weg ist, ist er weg. Hundertprozentig.«

Schweigen. Carolin legt Luisa einen Arm um die Schulter.

»Und das wäre schon blöd, nicht wahr?«

Luisa nickt, sagt aber nichts.

»Wie ist es denn sonst so an der Schule?«

Luisa zuckt mit den Schultern.

»Du wolltest doch eine Party machen. Hast du denn deine Freundinnen schon eingeladen?«

Luisa nickt wieder, sagt aber immer noch nichts.

»Und wann findet die Party statt?«

Jetzt fängt Luisa endlich an zu sprechen, aber so leise, dass selbst ich mit meinem ausgezeichneten Gehör sie kaum verstehen kann.

»Die findet gar nicht statt. Die wollten alle nicht kommen. Ich bin nämlich nicht im Club.«

Luisa hat aufgehört, mich zu kraulen. Ich blinzele nach oben. Sie wischt sich mit einer Hand über die Augen, und ich kann sehen, dass etwas auf ihrer Wange glitzert. Klarer Fall: Luisa weint. Das hat auch Carolin bemerkt, die ihr jetzt über den Kopf streicht.

»Mensch, Luisa, warum hast du das denn nicht erzählt?«

»Ich wollte nicht, dass Papi sich Sorgen um mich macht. Er hat sich doch so gefreut, dass ich nach Hamburg gezogen bin.«

Ich bin entsetzt – Luisa geht es schlecht, und ich habe davon rein gar nichts bemerkt. Ein Unding – ein Dackel, der keine Antennen für sein Rudel hat! Offenbar kreise ich in letzter Zeit zu sehr um mich selbst. Ob das an Cherie liegt? Sofort schweifen meine Gedanken ab. Wie finde ich bloß heraus, wann sie in Marcs Praxis kommen wird? Ich bin tagsüber immer mit Carolin in der Werkstatt, da würde ich sie glatt verpassen. Oder ich bleibe in Zukunft einfach zu Hause und verbringe meine Zeit in der Praxis. Gut, das ist natürlich für den Fall, dass Cheries Frauchen erst in ein paar Wochen einen Termin macht, eine ziemlich langweilige Variante. In Marcs Haus habe ich nämlich keine Freunde. Luisa ist tagsüber in der Schule, und die einzigen anderen Tiere sind Marcs Patienten, die aber ständig wechseln. Also niemand, mit dem ich mich anfreunden könnte. Ein echtes Problem, aber hoffentlich kein unlösbares.

»Eigentlich ist nur Herkules mein Freund.«

Ich höre meinen Namen und erschrecke. Ein feiner Freund bin ich! Wenn Luisa das wüsste – sie schüttet ihr Herz aus, und ich denke bei nächstbester Gelegenheit wieder nur an Cherie. Was ist bloß los mit mir?

»Vielleicht musst du die anderen Kinder erst besser kennenlernen? Ich meine, du bist doch erst seit Januar in der Klasse. Manchmal braucht es etwas mehr Zeit, bis man Freunde findet.«

Im Gegensatz zu mir ist Carolin rührend um Luisa bemüht. Ob es das ist, was Herr Beck meinte? Mit »Mutterrolle streitig machen«? Hat Sabine deshalb Angst vor Carolin? Also, falls sie überhaupt Angst hat – so genau weiß ich das natürlich nicht, denn Marc hat nichts erzählt. Und wenn es so ist, welchen Sinn würde das machen? Sabine müsste doch froh sein, dass Carolin sich so gut um Luisa kümmert.

Wenn ein Züchter Welpen abgibt, dann sorgt er immer dafür, dass sie in liebevolle Hände kommen. Jedenfalls ein gewissenhafter Züchter tut das. Gut, der alte von Eschersbach hat mich gemeinerweise einfach ins Tierheim verfrachtet, aber wäre ich reinrassig gewesen, hätte er potenzielle Käufer auf Herz und Nieren geprüft. In ihrem neuen Zuhause sollen sich die Welpen wohl fühlen, so denkt sich ein guter Züchter das. Ich sehe zwar ein, dass man die Sache wahrscheinlich nicht eins zu eins auf Menschen übertragen kann. Aber nicht wenigstens ein bisschen?

Nachdem ich zu der ganzen Geschichte offensichtlich nichts Sachdienliches beitragen kann, beschränke ich mich darauf, Luisa ein wenig die Hände abzuschlecken. Vielleicht ist das irgendwie tröstlich. Sie kichert. Na also, wer sagt’s denn?

Carolin guckt nachdenklich. Das heißt, sie legt ihre Stirn in Falten und hält den Kopf schief. »Was ist denn das für ein Club, in dem du nicht Mitglied bist?«

»Der Tussi-Club.«

Carolin prustet laut los.

»Bitte? Wie heißt der?«

»Tussi-Club.«

Was, bitte, ist daran so komisch?

»Bist du sicher, dass du in einem Club mit einem so bescheuerten Namen Mitglied sein möchtest? Ich meine Tussi – schlimmer geht’s doch nicht. Weißt du überhaupt, was das bedeutet?«

Luisa nickt.

»Klar weiß ich das. Tussi ist normalerweise ein Schimpfwort für doofe Frauen. Aber das macht es ja gerade so cool, verstehst du?«

Carolin guckt sie mit großen Augen an.

»Nee, ehrlich gesagt, nicht.«

Mir geht’s genauso. Tussi ist ein Schimpfwort, und trotzdem nennen sich die Mädchen so?

»Ist doch logisch: Pony-Club, Prinzessinnen-Club – das sind alles Namen für Clubs von kleinen Mädchen. Weil die immer was Tolles sein wollen. Aber Lena und so – die wollen gar nichts Tolles sein. Die sind toll. Und deswegen nennen sie sich Tussi-Club – zum Spaß, verstehst du?«

»Äh, nicht so ganz. Ist ja aber auch egal. Die Frage ist doch: Wie wird man da nun Mitglied? Bewirbt man sich?«

Luisa seufzt tief.

»Nein, das geht nicht. Die müssen einen fragen. Und sie fragen mich einfach nicht.«

»Hm. Verstehe. Das ist natürlich ein Problem. Aber ich verspreche dir, ich werde darüber nachdenken. Und jetzt lade ich dich erst mal auf ein Eis ins Café Violetta ein. Danach sieht die Welt garantiert schon besser aus.«



Luisa ist längst im Bett, als Carolin Marc vom Tussi-Club erzählt. Die beiden kuscheln bei einem Glas Wein auf dem Sofa, ich liege davor – alles in allem saugemütlich.

»Tussi-Club? Ich lach mich schlapp! Und da will Luisa unbedingt Mitglied werden und ist todunglücklich, weil die sie nicht lassen? Ach komm, die wird sich schon wieder beruhigen. «

Carolin mustert Marc über den Rand ihres Glases.

»Hm, ich weiß nicht. Luisa war wirklich sehr traurig. Und sie wollte dir nichts davon erzählen. Vielleicht geht das Problem ja auch tiefer, und es gefällt ihr nicht in Hamburg? Oder unser Zusammenziehen war doch ein bisschen zu schnell für sie?«

Sofort richtet sich Marc auf. »Wie kommst du denn darauf? «

»Es ist nur so ein Gedanke. Ich mache mir eben ein wenig Sorgen um das Kind.«

»Ach – und ich nicht, oder wie?« Marc klingt sehr scharf.

»Hey, das habe ich gar nicht gesagt. Fühl dich doch nicht gleich angegriffen.«

»Ich fühle mich nicht angegriffen. Ich glaube nur, dass das totaler Schwachsinn ist. Luisa fühlt sich sehr wohl, und mit dir kommt sie blendend aus. Alles ist gut.«

Carolin legt ihre Hand auf Marcs Arm und tätschelt ihn. »Süßer, alles in Ordnung bei dir?«

»Natürlich. Warum?«

»Du wirkst so angespannt.«

»Überhaupt nicht. Ich bin völlig entspannt. Gewissermaßen die Ruhe selbst.«

Ich muss sagen, dass das nicht gerade überzeugend klingt. Weder wirkt Marc ruhig noch entspannt. Und er riecht auch nicht so.



Am nächsten Tag bringen Caro und ich Luisa auf dem Weg in die Werkstatt noch bei der Schule vorbei. Die Stimmung ist gut, Luisa und Caro blödeln miteinander herum, und Luisa scheint wieder so fröhlich zu sein, wie ich sie eigentlich kenne. Außerdem stecken in ihrer Jackentasche Leckerlis – ich rieche das genau. Ob ich gleich eins davon bekomme?

Caro stoppt das Auto kurz vor der Schule, und tatsächlich kramt Luisa in ihrer Jacke herum.

»Hier, Herkules, für dich. Weil du mich gestern so lieb getröstet hast!«

Hm, köstlich! Wo hat sie das bloß her? Und gibt’s dort noch mehr davon?

»Wo du gerade von trösten redest – ich habe mir tatsächlich schon ein paar Gedanken über den Tussi-Club gemacht, und ich glaube, mir ist da eine gute Idee gekommen. «

Luisa reißt die Augen auf.

»Ehrlich? Was denn?«

»Na, ich will noch nicht zu viel verraten – aber ich sage mal: Stichwort Ponys und Prinzessinnen. Mal sehen, ob’s klappt.«

Carolin lächelt geheimnisvoll.

»Och, Carolin, nun sag schon!«

»Nein, lass mich erst mal machen. Aber es wird bestimmt gut.«

»Bitte!«

»Neihein!«

Carolin lacht, und auch Luisa fängt an zu kichern. Trotzdem unternimmt sie noch einen letzten Versuch, bevor sie aussteigt.

»Bitte, Carolin! Was hast du dir überlegt?«

»Lass dich einfach überraschen. Und jetzt schnell – du kommst sonst zu spät!«

Nun bin ich aber auch neugierig geworden. Was kann sich Carolin bloß ausgedacht haben, damit Luisa in den Tussi-Club kommt. Mit Ponys und Prinzessinnen. Wobei die doch uncool waren, wenn ich das gestern Abend richtig verstanden habe. Also, nur für kleine Mädchen. Oder sollten die Tussis doch kleiner sein, als sie eigentlich zugeben? Es bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als mich ebenfalls überraschen zu lassen.



»Frau Wiese kommt nicht wieder. Nie wieder.«

Herr Beck empfängt mich mit Grabesstimme, als ich mit Carolin in Ninas Wohnung komme. O je, das klingt gar nicht gut.

»Was ist denn passiert?«

»Der Neffe war gestern Nachmittag hier. Frau Wiese geht es immer noch so schlecht, dass sie nicht mehr allein wohnen kann. Sie kommt in ein Heim.«

In ein HEIM? Ich traue meinen Ohren kaum.

»So etwas gibt es auch für Menschen?«

»Ja. Ein Altersheim. Dort kommen die alten Menschen hin, die sich nicht mehr um sich selbst kümmern können.«

»Und da gibt es dann auch Pfleger, die sie füttern? Und saubermachen und so?«

Becks Schwanzspitze zuckt hin und her, er legt den Kopf schief.

»Ich glaube schon.«

Ich schüttele mich.

»Die arme Frau Wiese! Von meinem eigenen eintägigen Tierheimaufenthalt habe ich heute noch Albträume. Ich bin dort von zwei riesigen Kötern fertiggemacht worden. Boxer und Bozo. Das vergesse ich nie. Wenn mich Carolin nicht gerettet hätte, dann …«

»Ja, ja, dann hätte dein letztes Stündlein geschlagen. Die Geschichte hast du mir schon hundert Mal erzählt. Aber es geht hier gerade nicht um Frau Wiese.«

»Geht es nicht?«

Versteh einer diesen Kater.

»Nein. Es geht um MICH. Was wird nun aus MIR?«

Herr Beck macht eine sehr nachdrückliche Bewegung mit seiner Tatze. Stimmt, die Frage stellt sich natürlich. Wenn Frau Wiese nicht wiederkommt, muss Beck dann ausziehen? Vielleicht ins Menschenheim? Falls Tiere da überhaupt erlaubt sind. Jetzt bekomme ich es auch mit der Angst zu tun – ich will meinen Kumpel Beck auf keinen Fall verlieren! Er starrt mich düster an.

»Am schlimmsten wäre es, wenn ich wieder zu den drei kleinen Monstern zurückmuss. Das überlebe ich nicht.« Er holt theatralisch Luft. »Dann haue ich lieber ab und lebe auf der Straße.«

»Aber meinst du nicht, dass du bei Nina bleiben kannst? Ihr versteht euch doch super. Sie kocht jeden Tag für dich!«

Beck nickt.

»Ja, das wäre am schönsten. Nur kann ich sie das leider nicht selbst fragen, ich muss darauf vertrauen, dass sie es von allein anbietet.« Er stöhnt. »Gott! Ich fühle mich so hilflos! Weißt du, eigentlich bin ich sehr gerne ein Tier. Beziehungsweise: gerne ein Kater. Aber als Haustier letztendlich immer von den Menschen abhängig zu sein, das geht mir gegen den Strich. Aber gewaltig. Vielleicht sollte ich gleich abhauen.«

»Jetzt würde ich mal nichts überstürzen. Ich kann verstehen, dass du dir Sorgen machst. Aber so, wie ich die Sache sehe, will Nina dich bestimmt behalten. Ich wiederhole es nur ungern: Sie kocht jeden Tag für dich! Da könnte sich Carolin mal eine Scheibe von abschneiden.«

»Hoffentlich hast du Recht.«

»Bestimmt. Lass uns doch mal hören, was die Damen zu besprechen haben. Wo stecken die überhaupt?«

Wir müssen nicht lange suchen. Die beiden stehen in der Küche, Nina hat einen Kaffee aufgesetzt. Der Duft der Kaffeebohnen strömt langsam durch die ganze Wohnung. Carolin redet, Nina hört aufmerksam zu.

»Irgendwas ist komisch mit Marc. Ich habe ihm gestern erzählt, dass Luisa Schwierigkeiten hat, neue Freunde zu finden und dass ich mir ein bisschen Sorgen mache – da ist er gleich an die Decke gegangen. Du hättest ihn hören sollen! Dabei habe ich ihn wirklich nicht kritisiert. Es ging mir nur um Luisa.«

»Ich hab’s dir gesagt: Patchwork ist nicht so einfach, wie du vielleicht denkst.«

»Super, vielen Dank! Mal im Ernst – ich erzähle dir das nicht, damit du mit einem ich hab’s ja gleich gesagt um die Ecke kommst. Damit hilfst du mir überhaupt nicht.«

»Entschuldige, du hast Recht. Wahrscheinlich steht Marc unter einem gewissen Erfolgsdruck, und deine Vermutung, es könne Luisa nicht gut gehen, stresst ihn da noch zusätzlich.«

»Erfolgsdruck? Warum?«

»Na, immerhin muss er jetzt beweisen, dass er der Superpapi ist.«

»Das ist doch Quatsch. Ich weiß doch, dass er ein toller Vater ist.«

Nina schüttelt heftig den Kopf.

»Doch nicht dir, Caro. Seiner Ex, der muss er das beweisen. Schließlich wohnt das Kind zum ersten Mal seit der Trennung bei ihm, und es ist ja möglich, dass sie der Sache eher skeptisch gegenübersteht.«

Was genau mag eine Ex sein? Und was hat sie mit Luisa zu tun? Muss etwas Naheliegendes sein. Carolin jedenfalls weiß sofort, was gemeint ist.

»Kann eigentlich nicht – es war immerhin auch ihre Idee, dass Luisa zu Marc zieht. Sie ist Stewardess und wollte wieder mehr arbeiten. Das ist mit einem Kind zu Hause natürlich schwierig, zumal ihr Neuer als Pilot ähnlich oft unterwegs ist. Marc war natürlich begeistert, er wollte schon lange mehr Zeit mit Luisa verbringen.«

»Tja, wenn das so ist – dann weiß ich auch nicht, was das Problem ist. Also entweder es ist etwas, was er dir nicht erzählen will. Oder aber er hatte einfach einen schlechten Tag.«

Apropos Problem: Wenn sich die Damen mal eben des Anliegens meines besten Freundes annehmen könnten? Das wäre ganz reizend. Sonst gehen hier wieder Stunden mit Gesprächen über den menschlichen Nachwuchs ins Land, und wir wissen immer noch nicht, wo Herr Beck demnächst sein müdes Haupt betten kann. Der sieht offen gestanden schon ziemlich angeschlagen aus – die Sorge um seine Zukunft scheint ihm wirklich zuzusetzen. Nur: Wie lenken wir die Aufmerksamkeit von Nina und Carolin in diese Richtung?

Ach, ich versuche es einfach mal ganz platt. Ich fange an, zu bellen und mich an Herrn Beck zu reiben. Der springt überrascht zur Seite.

»Hey, was ist denn mit dir los?«

»Vertrau mir, ich habe jetzt auch schon ein paar Sachen über das menschliche Hirn gelernt. Wenn sich Nina überhaupt schon Gedanken gemacht hat, ob sie dich endgültig adoptieren soll, dann braucht sie dich bestimmt nur anzugucken und wird Carolin davon erzählen.«

»Und deswegen musst du mit mir kuscheln?« Beck faucht mich regelrecht an. Der muss wirklich runter mit den Nerven sein.

»Meine Güte, sei doch nicht so empfindlich. Es ist zu deinem Besten. Und so schlimm ist es auch nicht, mit mir auf Tuchfühlung zu gehen.«

»Was ist denn mit euch beiden los?«, wundert sich Nina. »Ihr versteht euch doch sonst so gut.« Genau, tun wir eigentlich auch – also, woran wird’s wohl liegen? Komm schon, Nina, denk mal nach. Du kommst bestimmt drauf.

Herr Beck schenkt mir einen Blick, der irgendwo zwischen »so wird das nie was« und »wird’s nun endlich was?« schwankt. Und dann ist es erstaunlicherweise Carolin, die auf die richtige Idee kommt.

»Wie gestaltet sich eigentlich deine WG mit Blecki?«

»Oh, gut. Vor allem habe ich inzwischen herausgefunden, dass das Viech Herr Beck heißt.«

»Stimmt. Jetzt, wo du es sagst, fällt es mir auch wieder ein. Bist du denn jetzt auf den Geschmack gekommen und schaffst dir auch eine Katze an, wenn Frau Wiese wieder da ist?«

»Die arme Frau Wiese kommt gar nicht wieder. Ihr Neffe war da. Es geht ihr noch so schlecht, dass sie erst einmal in ein Pflegeheim zieht. Die Wohnung wird aufgelöst. Und ich habe mir überlegt, Herrn Beck zu behalten. Es ist nämlich der erste Mann in meinem Leben, mit dem das Zusammenleben richtig Spaß macht. Ich glaube, es ist was Ernstes.«

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