33. Kapitel Die Geschichte der Quadrone

Es war spät in der Nacht, und Tom lag stöhnend und blutend allein in einer alten Rumpelkammer des Maschinenhauses unter zerbrochenen Maschinenteilen, Baumwollhaufen minderer Güte und anderem Gerümpel, das sich dort angehäuft hatte.

Die Nacht war feucht und schwül, in der dicken Luft schwärmten Myriaden von Ungeziefer, welche die brennende Qual seiner Wunden noch steigerten, während ein verzehrender Durst — eine Qual, größer als alle andern — das Maß seiner Leiden voll machte.

»O, Vater im Himmel, blicke hernieder — gib mir den Sieg! — Laß mich überwinden!« betete der arme Tom in seiner Not.

Da wurde ein Schritt im Nebenraum hörbar, und das Licht einer Laterne fiel auf sein Gesicht.

»Wer ist da? Oh, um Gottes Barmherzigkeit, gebt mir etwas Wasser!«

Cassy — denn sie war es — stellte ihre Laterne hin, goß Wasser aus einer Flasche, richtete seinen Kopf auf und gab ihm zu trinken. Mit fiebriger Hast leerte er Becher um Becher.

»Trink nur, soviel du magst«, sagte sie; »ich wußte, was kommen würde. Es ist nicht zum erstenmal, daß ich nachts unterwegs bin, um einem Menschen beizustehen.«

»Danke, Missis«, sagte Tom, als er seinen Durst gestillt hatte.

»Nenne mich nicht Missis. Ich bin nur eine elende Sklavin–niedriger als du es jemals sein kannst!« sagte sie bitter. »Aber jetzt«, setzte sie hinzu und ging zur Tür, um eine schmale Pritsche hereinzuschieben, über die mit kaltem Wasser besprengte Leinentücher gebreitet waren, »versuch es einmal, armer Kerl, dich da hinaufzurollen.«

Steif und wund brauchte Tom lange Zeit, bis es ihm gelang, aber dann fühlte er eine große Erleichterung, als seine Wunden die gekühlten Tücher berührten.

Die Frau, die sich bei den Opfern der Brutalität große Übung erworben hatte und sich auf manche Heilkunst verstand, verschaffte ihm jede mögliche Linderung.

»Und das«, sagte sie, als sie ihm einen Ballen beschädigte Baumwolle als Kissen unterschob, »wäre nun alles, was ich für dich tun kann.«

Tom dankte ihr; die Frau setzte sich auf den Boden, zog die Knie an, umschlang sie mit den Armen und blickte starr vor sich hin, das Gesicht bitter und schmerzlich verzogen. Ihr Kopftuch fiel zurück, und lange, gewellte Haarsträhnen umrahmten ihre melancholischen Züge.

»Es hat alles keinen Zweck, du armer Kerl«, stieß sie endlich hervor, »es hat keinen Zweck, daß du es versuchst. Du bist ein tapferer Kerl, das Recht ist auf deiner Seite. Aber es ist vergeblich. Du kämpfst umsonst. Du bist dem Teufel in die Hände gefallen, er ist der Stärkere, da mußt du nachgeben.«

Nachgeben! Hatten nicht menschliche Schwäche und seelische Angst ihm das auch schon zugeflüstert? Tom fuhr auf, denn die vergrämte Frau mit den wilden Augen und der Grabesstimme erschien ihm als die reine Verkörperung der Versuchung, mit welcher er gerungen hatte.

»Herrgott! Herrgott!« stöhnte er laut, »wie könnte ich nachgeben?«

»Du brauchst Gott nicht anzurufen — er hört dich nicht«, sagte die Frau ungerührt. »Ich glaube, es gibt keinen Gott oder, wenn es ihn gibt, dann hat er gegen uns Partei ergriffen. Alles ist gegen uns, Himmel und Erde. Alles stößt uns in die Hölle. Warum gehen wir nicht von selbst?«

Tom schloß die Augen, ihm schauderte bei den finsteren, gottlosen Worten.

»Siehst du«, fuhr sie fort, »du weißt ja nicht, wie es hier ist, aber ich weiß es. Ich habe jetzt fünf Jahre in diesem Haus mit Leib und Seele unter der Fuchtel dieses Mannes gestanden; ich hasse ihn wie den Leibhaftigen. Hier, auf der einsamen Plantage, zehn Meilen von jeder menschlichen Behausung entfernt, mitten in den Sümpfen, da lebst du. Hier gibt es kein Gesetz, weder ein göttliches noch ein menschliches, das dir oder einem von uns Schutz gewährt. Und dazu dieser Mensch; es gibt nichts, dessen er nicht fähig wäre! Bin ich nicht von guter Herkunft? Und er — Gott im Himmel! Was war er, und was ist er? Jetzt hat er ein junges Ding um sich, erst fünfzehn Jahre; sie sagt, sie habe eine fromme Erziehung genossen. Bei einer guten Herrin hat sie das Bibellesen gelernt und hier in diese Hölle hat sie ihre Bibel mitgebracht!« Die Frau lachte ein wildes, schauriges Lachen, das seltsam und unwirklich durch die alte Kammer tönte.

Tom faltete die Hände; ringsum war Dunkelheit und Schrecken.

»O Jesus! Lieber Heiland! Hast du uns Arme ganz vergessen?« brach es schließlich von seinen Lippen. »Hilf mir, Herr, ich verderbe!«

Aber die Frau fuhr unwillig fort:

»Und wer sind diese elenden, erbärmlichen Hunde, die mit dir arbeiten, daß du ihretwegen leiden willst? Jeder von ihnen würde dich verraten, wenn es darauf ankäme. Sie sind alle niederträchtig und grausam zueinander; dein Leiden rettet sie nicht, da ist alles umsonst!«

»Arme Menschen!« sagte Tom, »wodurch sind sie grausam geworden? Wenn ich jetzt nachgebe, gewöhne ich mich dran und werde langsam genauso. Nein, nein, Frau! Ich habe alles verloren — Weib und Kinder, die Heimat und meinen guten Herrn -, er hätte mich freigelassen, hätte er nur eine Woche länger gelebt. Ich habe alles in dieser Welt verloren — es ist alles hinfällig geworden — ich kann nicht den Himmel auch noch verlieren; nein, schlecht darf ich nicht auch noch werden!«

»Aber die Sünde kann uns Gott nicht auch noch zur Last legen«, sagte die Frau; »uns kann er nicht anklagen, wenn wir gezwungen werden; er muß die verurteilen, die uns zwingen.«

»Ja«, antwortete Tom; »aber das bewahrt uns nicht vor der Schlechtigkeit. Wenn ich so hartherzig werde wie dieser Sambo und ebenso schlecht, dann macht es keinen Unterschied, warum ich so wurde; es ist das Schlechtsein — davor fürchte ich mich.«

Die Frau blickte Tom wild und erschrocken an, als ob ihr ein neuer Gedanke gekommen sei, und dann sagte sie aufstöhnend: »O Gott, erbarm dich! Du sprichst die Wahrheit!«

Eine Weile herrschte Schweigen, man hörte nur beider Atemzüge, bis Tom mit schwacher Stimme sprach: »Ach, bitte, Frau!«

Die Frau erhob sich jäh, ihr Gesicht trug wieder den alten, gefaßten und melancholischen Ausdruck.

»Bitte, Frau, ich sah, wie sie meine Jacke dort in die Ecke warfen, und in meiner Jackentasche ist meine Bibel — wenn ich die haben könnte.«

Cassy ging und holte sie. Tom schlug sogleich eine dick angestrichene Stelle auf, die, schon ganz zerfleddert, von den letzten Szenen aus dem Leben des Heilands handelte, durch dessen Wunden wir geheilt wurden.

»Wenn Ihr das lesen wolltet, dies hier — das ist besser als Wasser.«

Cassy nahm das Buch mit stolzer, undurchdringlicher Miene und überflog die Stelle. Dann las sie laut mit weicher Stimme und eigentümlich schöner Betonung den ergreifenden Bericht von Tod und Überwindung. Ihre Stimme schwankte häufig, und manchmal versagte sie ganz, dann hielt sie in kalter Selbstbeherrschung inne, bis sie ihre Stimme wieder in der Gewalt hatte. Aber als sie zu den rührenden Worten kam: »Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun«, warf sie das Buch hin, verbarg ihr Gesicht in den schweren Wellen ihres Haares und brach in krampfhaftes Schluchzen aus.

»Warum stellt er uns dahin, wo wir der Sünde nicht ausweichen können?« fragte die Frau.

»Ich denke, wir können ihr wohl ausweichen«, antwortete Tom.

»Warte nur ab«, sagte Cassy. »Was willst du denn tun? Morgen fallen sie wieder über dich her. Ich kenne sie, ich weiß, wie sie es treiben; es ist mir schrecklich, wenn ich denke, was sie alles mit dir anfangen können — bis du doch nachgibst.«

»Lieber Heiland!« bat Tom, »du wirst meine Seele bewahren! O Herr, laß mich nicht kleinmütig werden!«

»Ach, diese Rufe und Gebete habe ich schon früher gehört«, sagte Cassy, »und dann mußten sie doch nachgeben und sich krümmen. Auch Emmeline versucht durchzuhalten, ebenso wie du hier — aber wozu? Es ist vergebens.«

»Nun gut, dann will ich sterben!« sagte Tom. »Mögen sie es noch so lange hinauszögern, einmal müssen sie mich doch sterben lassen — und dann können sie mir nichts mehr anhaben. Jetzt weiß ich es! Jetzt bin ich durch. Der Herrgott wird mir helfen und mich durchbringen!«

Die Frau antwortete nicht; sie saß aufrecht und hielt ihre schwarzen Augen starr auf den Boden geheftet. »Vielleicht ist es der richtige Weg«, sprach sie vor sich hin; »aber für diejenigen, die nachgeben, besteht keine Hoffnung — keine! Wir leben in der Verderbnis und werden verderben, bis wir uns selbst zum Ekel sind! Und wir sehnen uns nach dem Sterben und haben keinen Mut, uns umzubringen. Wir haben keine Hoffnung, wir wissen keinen Ausweg! Jetzt dieses Mädchen — so alt war ich damals auch! Du siehst mich hier«, sagte sie und sprach in fliegender Hast, »wo ich hingekommen bin. Ach, ich bin im Überfluß aufgewachsen. Das erste, an was ich mich aus meiner Kindheit erinnere, sind die prächtigen Räume, in denen ich spielte. Ich war geputzt wie eine Puppe, und auf Gesellschaft, bei Besuchen lobten mich alle. Vom Salon aus konnte man den Garten erreichen, dort spielte ich mit meinen Geschwistern Verstecken unter den Orangenbäumen. Ich besuchte eine Klosterschule und lernte dort Musik, Französisch, Sticken und dergleichen. Mit vierzehn Jahren kam ich heraus, gerade zur Beerdigung meines Vaters. Er starb ganz plötzlich, und als man seine Hinterlassenschaft ordnete, stellt sich heraus, daß man kaum die Schulden decken konnte. Als die Gläubiger eine Art Aufstellung des Vermögens machten, wurde ich auf die Liste gesetzt. Meine Mutter war eine Sklavin gewesen, und mein Vater hatte mich immer freilassen wollen; aber er war nicht mehr dazu gekommen, und deshalb kam ich auf die Liste. Ich hatte immer gewußt, was ich war, mich aber nie viel darum gekümmert. Man erwartet ja auch nicht, daß ein starker, gesunder Mann plötzlich stirbt. Mein Vater war bis auf die letzten vier Stunden vor seinem Tode niemals krank gewesen — er war einer der ersten Cholerafälle in New Orleans. Am Tage nach der Beerdigung meines Vaters nahm die Frau meines Vaters ihre Kinder und begab sich auf ihre väterliche Plantage. Ich fand, daß man mich merkwürdig behandelte, aber ich verstand es nicht. Der junge Anwalt, der die Geschäfte ordnete, kam jeden Tag und war sehr höflich. Eines Tages brachte er einen jungen Mann mit; niemals hatte ich einen schöneren Menschen gesehen. Er ging mit mir im Garten spazieren, nie werde ich jenen Abend vergessen. Ich war einsam und traurig, und er war freundlich und sanft zu mir; er erzählte, daß er mich schon seit meiner Kinderzeit kannte und mich immer geliebt hätte, er wollte jetzt mein Freund und Beschützer sein. Kurzum, wenn er es auch nicht sagte, so hatte er doch zweitausend Dollars für mich bezahlt, und ich war sein Eigentum geworden. Aber ich wurde auch freiwillig die Seine, denn ich liebte ihn. Oh!« sagte die Frau, sich unterbrechend, »wie sehr habe ich ihn geliebt und werde ihn weiter lieben bis zu meinem letzten Atemzug. Schön war er, edel und vornehm. Er brachte mich in ein prächtiges Haus mit Dienern, Pferden und Equipagen, mit Möbeln und Kleidern. Alles, was er für Geld nur kaufen konnte, schenkte er mir, aber ich achtete es gering, ich liebte nur ihn. Wir hatten zwei schöne Kinder. Und ich dachte, niemand könnte glücklicher sein als ich; aber dann brachen böse Zeiten herein. Er bekam Besuch von einem Vetter aus New Orleans, mit dem er sehr befreundet war und auf den er große Stücke hielt, aber als ich ihn zum erstenmal sah, wußte ich, daß er Unheil stiften würde. Er veranlaßte Henry, mit ihm auszugehen. Oft kamen sie nachts nicht vor zwei oder drei Uhr nach Hause. Ich wagte kein Wort dagegen zu sagen, denn Henry war ein Heißsporn. Der andere nahm ihn mit in die Spielklubs, da gab es dann kein Halten mehr. Außerdem machte er ihn mit einer anderen Dame bekannt, und ich sah bald, daß ich sein Herz verloren hatte. Er hat es mir nie gesagt — aber ich sah es — mit jedem Tage wußte ich es mehr. Ich fühlte, wie mein Herz zerbrach, aber ich konnte kein Wort sagen. Zu diesem Zeitpunkt erklärte sich der falsche Freund bereit, mich und die Kinder zu kaufen, um Henrys Spielschulden aus der Welt zu schaffen, die seiner Heirat noch im Wege standen. Da hat er uns verkauft. Der elende Vetter kam und wollte seinen Besitz antreten. Er sagte, er hätte mich und die Kinder gekauft, und zeigte mir die Papiere. Ich verfluchte ihn vor Gottes Angesicht und sagte, lieber würde ich sterben.

>Ganz wie es dir beliebt<, erwiderte er; >wenn du nicht Vernunft annimmst, werde ich beide Kinder verkaufen, so daß du sie niemals wiedersiehst.< Und er sagte, daß er mich immer hatte haben wollen vom ersten Augenblick an, als er mich gesehen. Er hätte Henry abgelenkt, ihn in Schulden gestürzt, alles in der Absicht, ihn zu einem Verkauf zu bewegen. Ich gab nach, denn mir waren die Hände gebunden. Er hatte meine Kinder.

Elise war ein schüchternes kleines Ding; aber Henry war kühn und heißblütig wie sein Vater, niemand hatte ihn bis jetzt bändigen können. Der Mensch fand immer etwas zu tadeln an dem Kind und schalt es aus, ich lebte in ständiger Angst und Bedrückung. Ich versuchte, dem Kind Respekt beizubringen — ich versuchte beide auseinanderzuhalten, denn ich klammerte mich an die Kinder; aber es half alles nichts. Er verkaufte sie beide. Er nahm mich eines Tages auf einen Ausritt mit, und als ich heimkam, waren sie nirgends zu finden. Da sagte er, er hätte sie verkauft, er zeigte mir das Geld, den Preis für ihr Blut. Da war es, als ob alle guten Geister mich verlassen hätten. Ich schäumte und verfluchte Gott und die Welt, und eine Zeitlang hat er sich wirklich vor mir gefürchtet. Eines Tages ging ich spazieren und kam an dem Prügelhaus vorbei; da sah ich ein Menschengedränge am Tor und hörte eine Kinderstimme — und plötzlich riß sich mein Henry von zwei Männern los, die ihn hielten, und rannte schreiend auf mich zu und hielt mich am Kleid. Sie kamen heran und stießen laute Verwünschungen aus. Ein Mann stand noch dabei, der schien Mitleid zu haben. Ich bot ihm alles Geld, das ich bei mir trug, wenn er nur eingreifen würde. Aber er schüttelte den Kopf und sagte, der Mann hätte behauptet, der Junge sei die ganze Zeit trotzig und ungehorsam gewesen. Ich kehrte sofort um und rannte nach Hause, und bei jedem Schritt glaubte ich, ihn schreien zu hören.

Ich glaube, damals ist in meinem Kopf etwas zersprungen. Ich fühlte mich benommen und war völlig außer mir. Ich entsinne mich noch, daß ein großes, scharfes Jagdmesser auf dem Tisch lag. Ich weiß noch, daß ich es ergriff und nach Butler warf. Dann wurde alles um mich dunkel, und ich wußte von nichts mehr — viele Tage lang.

Als ich wieder zu mir kam, befand ich mich in einem hellen Zimmer, aber nicht in meinem. Eine alte schwarze Frau pflegte mich, ein Doktor kam jeden Tag, und man gab sich große Mühe mit mir. Nach einer Weile merkte ich, daß Butler abgereist war und das Haus verkaufen ließ; darum machte man sich soviel Umstände mit mir.

Ich wollte nicht genesen, aber trotzdem wich das Fieber, ich wurde wieder gesund und stand auf. Dann mußte ich jeden Tag Toilette machen, und Herren kamen zu Besuch, standen Zigarren rauchend herum, betrachteten mich, stellten Fragen und handelten über meinen Preis. Ich war aber so finster und stumm, daß niemand mich haben wollte. Da drohten sie mir, wenn ich nicht heiterer wäre und mehr Entgegenkommen zeigen würde. Schließlich kam eines Tages ein Herr namens Stuart. Er schien Gefallen an mir zu finden und sah auch, daß etwas Fürchterliches mich bedrückte. Er kam oft und traf mich allein und überredete mich endlich, ihm alles zu erzählen. Zuletzt hat er mich gekauft und mir versprochen, nichts unversucht zu lassen, um meine Kinder zurückzukaufen. Er ging in das Hotel, wo mein Henry war, aber dort erfuhr er nur, daß ein Pflanzer am Red River den Jungen gekauft hätte, mehr habe ich nie wieder gehört. Dann machte er mein Töchterchen ausfindig; sie war bei einer alten Frau, er bot ihr eine riesige Summe, aber sie wollte die Kleine nicht hergeben. Butler hatte gehört, das Kind sollte für mich zurückgekauft werden, da ließ er mir sagen, ich würde es niemals bekommen. Captain Stuart war sehr gut zu mir, er nahm mich mit auf seine herrliche Plantage. Wenig später trat die Cholera auf, und Captain Stuart starb; jeder mußte sterben, der leben wollte, ich aber, die ich an des Todes Pforte klopfte — ich blieb am Leben! Dann wurde ich wieder verkauft und ging von Hand zu Hand, dann hat mich zuletzt dieser Bösewicht gekauft und hierhergebracht, da bin ich nun!«

Die Frau hielt inne. In wilder Leidenschaft hatte sie ihre Geschichte vorgebracht, manchmal Tom angeredet, manchmal wie zu sich selbst gesprochen. So heftig und überwältigend war die Macht ihrer Rede, daß Tom für eine Weile selbst seine schmerzenden Wunden vergaß und auf einen Ellbogen gestützt ihr mit den Augen folgte, während sie ruhelos auf und ab ging und das schwarze, lange Haar sie bei jeder Bewegung umwallte.

»Kann ich dir noch etwas helfen, armer Kerl?« sagte sie, ruhig werdend, und näherte sich Toms Lager. »Soll ich dir noch etwas Wasser geben?«

Sie stellte es in Reichweite und richtete nochmals alles zu seiner Bequemlichkeit her, dann verließ sie die Kammer.

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