12

Es war immer noch derselbe Tag und kein Ende, kein Bett in Sicht. Nachdem George Smiley die Bibliothek verlassen hatte, marschierte er eine Weile ziellos dahin. Er war zu müde, zu an­gespannt, um sich ans Steuer seines Autos zu wagen, aber im­merhin wach genug, um nach Verfolgern Ausschau zu halten und jene Art vager, aber jäher Haken zu schlagen, auf die even­tuelle Beschatter nicht gefaßt sind. Er kämpfte gegen die Müdig­keit und versuchte zugleich Dampf abzulassen, wegzukommen vom Dauerstreß seiner vierundzwanzigstündigen Parforcejagd. Das Embankment sah ihn, und auch ein Pub an der Northum­berland Avenue, wo er sich, abgekämpft und verschmuddelt, ei­nen großen Whisky genehmigte und hin und her überlegte, ob er nicht Stella anrufen solle - alles in Ordnung? Dann aber die Nutzlosigkeit des Unterfangens einsah -, er konnte schwerlich jeden Abend telefonieren und fragen, ob sie und Willem noch am Leben seien. Also machte er sich wieder auf den Weg und landete schließlich in Soho, das an Samstagabenden womöglich noch mieser ist als sonst. Lacon anbohren, dachte er, Schutz für die Familie anfordern. Aber er brauchte sich nur die Szene auszuma­len, um zu wissen, daß nichts dabei herauskommen würde. Wenn der Circus schon für Wladimir nicht zuständig war, wie konnte er es dann für Willem sein? Und wie, bitte sehr, sollte man ein Team von Babysittern auf einen Fernlastfahrer ansetzen, dessen Fahrtziele auf dem Kontinent lagen? Sein einziger Trost war, daß Wladimirs Mörder anscheinend gefunden hatten, was sie suchten: daß ihr Bedarf gedeckt war. Doch wie stand es mit der Frau in Paris?

Wie stand es mit der Schreiberin der beiden Briefe?

Geh nach Hause, dachte er. Zweimal tätigte er Scheinanrufe von Telefonzellen aus und überwachte dabei den Gehsteig. Einmal ging er in eine Sackgasse und krebste wieder zurück, wobei er auf den huschenden Schritt achtete, auf das Auge, das seinem Blick auswich. Er erwog, ein Hotelzimmer zu nehmen. Er tat das zu­weilen. Nur, um eine Nacht lang in Sicherheit zu sein. Manch­mal war seine Wohnung einfach zu gefährlich für ihn.

Er dachte an das Negativ: Zeit, die Schachtel zu öffnen. Als er sich dabei ertappte, wie er instinktiv seinem alten Amtssitz am Cambridge Circus zustrebte, bog er hastig ostwärts ab und ge­langte schließlich wieder zu seinem Wagen. Wenn er auch das Gefühl hatte, nicht beobachtet zu werden, so fuhr er doch auf Schleichpfaden nach Bayswater, ohne eine Sekunde den Rück­spiegel aus den Augen zu lassen. Bei einem pakistanischen Ei­senwarenhändler, der alles verkaufte, erstand er zwei Abspül­schüsseln aus Plastik und ein Stück Bilderglas, dreieinhalb auf fünf Zoll; und in einem Drogeriemarkt, drei Türen weiter, zehn Blatt Glanzpapier derselben Größe sowie eine Kindertaschen­lampe mit einem Raumfahrer auf dem Griff und einem roten Fil­ter, der über die Linse glitt, wenn man auf einen Nickelknopf drückte. Von Bayswater fuhr er auf ausgeklügelten Umwegen zum Savoy, das er von der Embankment-Seite her betrat. Nie­mand war ihm gefolgt. In der Herrengarderobe hatte noch der­selbe Wärter Dienst und erinnerte sich sogar noch an ihren Scherz.

»Ich warte immer noch darauf, daß sie explodiert«, sagte er lä­chelnd, als er Smiley die Schachtel zurückgab. »Ein paarmal habe ich, wenn ich mich nicht täusche, was drinnen ticken gehört.« An seiner Haustür waren die winzigen Holzsplinte immer noch da, wo er sie vor seiner Fahrt nach Charlton angebracht hatte. In den Fenstern der Nachbarhäuser sah er sonnabendliches Ker­zenlicht und redende Köpfe, doch bei ihm waren die Gardinen immer noch zugezogen, wie vor seinem Weggang, und in der Diele empfing ihn Anns hübsche kleine Großmutteruhr in völli­ger Dunkelheit, ein Zustand, dem er schleunigst abhalf.

Obwohl er todmüde war, ging er methodisch ans Werk.

Zuerst legte er drei Feueranzünder auf den Kaminrost im Wohn­zimmer, schaufelte rauchlose Kohle darüber und spannte Anns Badezimmer - Wäscheleine quer vor die Feuerstelle. Als Arbeits­kluft hing er sich eine alte Küchenschürze um, wobei er sicher­heitshalber die Bänder fest um seine füllige Taille zurrte. Im Treppenverschlag grub er einen Stoß grünes Verdunkelungspa­pier aus und einen Küchenhocker und trug beides ins Erdge­schoß. Nachdem er das Fenster abgedunkelt hatte, ging er wie­der hinauf, wickelte die Schachtel aus, öffnete sie, und, nein, sie enthielt keine Bombe, sondern einen Brief, sowie ein zerknülltes Zigarettenpäckchen mit Wladimirs Negativ darin. Er nahm den Film heraus, ging damit wieder ins Untergeschoß, knipste die rotlichtige Taschenlampe an und machte sich an die Arbeit, ob­wohl er, weiß Gott, ein blutiger Laie auf diesem Gebiet war und die Sache, zumindest theoretisch, über Lauder Strickland durch die Fotoabteilung des Circus im Handumdrehen hätte erledigen lassen können. Oder von irgendeinem aus dem guten halben Dutzend »Kunsthandwerker«, wie sie im Jargon des Circus hie­ßen: Auf bestimmte Gebiete spezialisierte Mitarbeiter, die ver­pflichtet sind, zu jeder Zeit alles liegen und stehen zu lassen, keine Fragen zu stellen und ihre Fertigkeiten dem Amt zur Ver­fügung zu stellen. Einer dieser Kunsthandwerker wohnte keinen Steinwurf weit vom Sloane Square entfernt, eine gute Seele, spe­zialisiert auf Hochzeitsfotos. Smiley hatte nur zehn Minuten weit zu gehen und auf die Klingel zu drücken. Eine halbe Stunde später würde er seine Abzüge haben. Aber er tat es nicht. Er zog es vor, den Abzug in der Geborgenheit seines Hauses selber an­zufertigen und dabei die Beschwerlichkeit und Unvollkommen­heit seiner Bemühungen in Kauf zu nehmen und sein Ohr dem ununterbrochenen Klingeln des Telefons im Obergeschoß zu verschließen.

Er zog die langwierige Methode vor, durch wiederholte Proben und Fehlschläge schließlich zum Ziel zu gelangen: das Negativ zuerst zu lang, dann zu kurz unter der Raumleuchte zu exponie­ren; als Zeitmesser den unhandlichen Küchenwecker zu benützen, der tickte und ratterte wie etwas aus Coppélia. Er zog es vor, zu raunzen und erbittert zu fluchen, in der Dunkelheit zu schwitzen und mindestens sechs Bogen Glanzpapier zu vergeu­den, ehe der Entwickler in der Spülschüssel ein halbwegs brauchbares Bild lieferte, das er drei Minuten lang ins Fixierbad legte. Und abwusch. Und mit einem sauberen Geschirrtuch ab­tupfte, das man daraufhin vermutlich nur noch wegwerfen konnte, das wagte er nicht zu entscheiden. Ein Bild, das er schließlich nach oben trug und an die Wäscheleine klammerte. Für Liebhaber bedeutsamer Symbole sei gesagt, daß das Feuer trotz der Anzünder am Ausgehen war, da die Kohle zum größ­ten Teil aus feuchter Schlacke bestand, und daß George Smiley, um ein völliges Erlöschen zu verhindern, sich auf alle Viere nie­derlassen und die Flammen anpusten mußte. Dabei hätte ihm in den Sinn kommen können - was jedoch nicht zutraf, da seine in­trovertierte Haltung wieder einer lebhaften Neugier gewichen war -, daß er genau entgegen Lacons striktem Befehl handelte, die Flammen einzudämmen, nicht anzufachen.

Nachdem der Abzug nun sicher vor dem Kamin hing, ging Smi­ley zu dem hübschen eingelegten Schreibtisch, in dem Ann ihre »Sachen« mit peinlicher Offenheit verwahrte. Zum Beispiel ei­nen Bogen Briefpapier, auf den sie nur das eine Wort »Darling« geworfen hatte, weiter nichts, vielleicht unschlüssig, an welchen Darling sie schreiben sollte. Zum Beispiel Zündholzbriefchen aus Restaurants, in denen er nie gewesen war, und Briefe in einer Handschrift, die er nicht kannte. Aus diesem verwirrenden Durcheinander fischte er eine große viktorianische Lupe mit Perlmuttgriff, die Ann zur Entzifferung der Auflösungen von nie ganz ausgefüllten Kreuzworträtseln benutzte. Derart ausge­rüstet - die Abfolge dieser Handlungen ermangelte aufgrund seiner Müdigkeit der absoluten Logik - legte er eine Mahler-Platte auf, die Ann ihm geschenkt hatte, und setzte sich in den Ledersessel, an dem ein Lesepult aus Mahagoni befestigt war, das man wie ein Bett-Tablett vor den Magen schwenken konnte. Unvorsichtigerweise schloß er die Augen, während er teils auf die Musik, teils auf das Platsch-Platsch des tröpfelnden Fotos und teils auf das unwillige Knistern des Feuers lauschte. Als er dreißig Minuten später hochfuhr, war der Abzug trocken, und der Mahler drehte sich stumm auf dem Plattenteller.


Er starrte auf das Bild, wobei er eine Hand an die Brille legte und mit der anderen die Lupe langsam über dem Abzug kreisen ließ. Es war ein Gruppenbild, aber es handelte sich um nichts Politi­sches und auch nicht um eine Badepartie, denn niemand trug Ba­dekleidung. Die Gruppe bestand aus einem Quartett, zwei Da­men, zwei Herren, und sie lagerten auf Polstersofas um einen niedrigen, mit Zigaretten und Flaschen beladenen Tisch. Die Damen waren nackt und jung und hübsch. Die Herren, die kaum besser bedeckt waren, lagen nebeneinander, und die Mädchen hatten sich pflichtschuldigst um ihren Erwählten geschlungen. Das Licht auf dem Foto war fahl und unirdisch, und kraft der ge­ringen Kenntnisse, die er auf diesem Gebiet besaß, schloß Smi­ley, daß zur Aufnahme ein hochempfindlicher Film verwendet worden war, denn der Abzug war körnig. Die Oberflächen­struktur erinnerte ihn, wenn er es sich recht überlegte, an Auf­nahmen von Terroristen-Geiseln, nur daß die Vier auf dem Bild miteinander beschäftigt waren, während Geiseln immer in die Linse starren wie in einen Gewehrlauf. Auf der Suche nach dem, was er operative Information genannt haben würde, versuchte er, die vermutliche Stellung der Kamera auszumachen und kam zu der Annahme, daß sie sich hoch über den Akteuren befunden haben mußte. Die Vier schienen in der Mitte einer Grube zu lie­gen, unter dem Auge der Kamera, die auf sie herabblickte. Ein sehr dunkler Schatten - eine Balustrade, ein Fenstersims oder vielleicht auch nur die Schulter von irgendjemandem - verdeckte einen Teil des Vordergrunds. Als habe trotz des günstigen stra­tegischen Punkts nur die Hälfte des Objektivs es gewagt, über die Sichtlinie zu linsen.

Hier versuchte Smiley seine erste Schlußfolgerung. Ein Schritt - kein großer, aber er hatte sich bereits genug große Schritte im Geist zurechtgelegt. Nennen wir es einen techni­schen Schritt: einen bescheidenen technischen Schritt. Das Bild trug alle Anzeichen dessen, was man in einschlägigen Kreisen ein Meuchelfoto nannte. Meuchlings aufgenommen mit der Absicht, jemanden zu verbrennen, das heißt zu er­pressen. Aber wen erpressen? Und wozu? Während er darüber nachdachte, schlief Smiley wahrschein­lich ein. Das Telefon stand auf Anns kleinem Schreibtisch, und es mußte drei- oder viermal geklingelt haben, ehe er es hörte.


»Ja, Oliver?« sagte Smiley vorsichtig.

»Endlich, George. Hab's schon früher versucht. Gut zurückge­kommen, nehme ich an?«

»Von wo?« fragte Smiley.

Lacon geruhte darauf nicht zu antworten. »Hatte das Gefühl, Ihnen einen Anruf schuldig zu sein. Wir trennten uns ein biß­chen mißgestimmt. Ich war schroff. Zuviel auf dem Hals. Bitte um Entschuldigung. Wie steht's? Total erledigt? Fertig?«

Im Hintergrund hörte Smiley Lacons Töchter darüber zanken, wieviel Miete für ein Hotel an der Parkallee zu zahlen sei. Er hat sie übers Wochenende zu Hause, dachte Smiley.

»Hatte das Innenministerium wieder an der Strippe, George«, fuhr Lacon leiser fort, ohne auf Smileys Antwort zu warten. »Der gerichtsmedizinische Befund liegt vor, die Leiche kann freigegeben werden. Baldige Einäscherung wird empfohlen. Ich dachte, wenn ich Ihnen den Namen des Bestattungsinstituts mit­teile, können Sie ihn an die Betroffenen weitergeben. Ohne Quellenangabe, versteht sich. Haben Sie die Pressemeldung ge­sehen? Mir schien sie gekonnt. Schien mir genau den richtigen Ton zu treffen.«

»Ich hol mir einen Stift«, sagte Smiley und fummelte wieder in der Schublade herum, bis er ein birnenförmiges Plastikgebilde mit Lederriemen fand, das Ann manchmal um den Hals trug. Er bekam es mit einiger Mühe auf und schrieb nach Lacons Diktat:

Firmenname, Adresse, nochmals Firmenname und wiederum die Adresse.

»Haben Sie's? Soll ich wiederholen? Oder lesen Sie es mir noch­mals vor, von wegen doppelt genäht hält besser?«

»Ich glaube, ich hab's mitgekriegt, vielen Dank«, sagte Smiley. Etwas verspätet dämmerte ihm, daß Lacon betrunken war.

»George, wir haben eine Verabredung, vergessen Sie's nicht. Ein Seminar über die Ehe, bei dem alle Griffe erlaubt sind. Ich hab Sie zu meinem Guru ausersehen. Da ist ein nicht unübles Steak-House gleich um die Ecke, und ich werde Ihnen ein gepfleg­tes Dinner auffahren lassen, während Sie mir etwas von Ihrer Weisheit abgeben. Haben Sie einen Terminkalender zur Hand? Tragen wir doch gleich was ein.«

Voll düsterer Vorahnungen machte Smiley ein Datum fest. Nach­dem er ein Leben lang Legenden für jede Gelegenheit erfunden hatte, war er immer noch außerstande, sich aus einer Dinner - Ein­ladung herauszureden.

»Und Sie haben nichts gefunden?« fragte Lacon, jetzt wieder in leiserem Ton. »Keinen Haken? Keinen Wurm? Keinen dicken Hund? War ein Sturm im Wasserglas, wie wir vermuteten, nicht wahr?«

Eine Menge Antworten kamen Smiley in den Sinn, aber er erach­tete sie alle für zwecklos.

»Was ist mit der Telefonrechnung?« frage Smiley.

»Telefonrechnung? Welche Telefonrechnung? Ah, Sie meinen seine. Bezahlen Sie, und schicken Sie mir die Quittung. Kein Pro­blem. Noch besser, schicken Sie die Rechnung an Strickland.«

»Ich habe Sie Ihnen bereits zugesandt«, sagte Smiley geduldig.

»Ich bat Sie, die nachprüfbaren Anrufe aufschlüsseln zu lassen.«

»Werde mich sofort darum kümmern«, antwortete Lacon leutse­lig. »Sonst noch was?«

»Nein. Nein, ich glaube nicht. Sonst nichts.«

»Legen Sie sich ein bißchen aufs Ohr. Sie klingen ganz erschos­sen.«

» Gute Nacht«, sagte Smiley.

Mit Anns Lupe in der drallen Hand machte Smiley sich von neuem an die Untersuchung des Bildes. Der Boden der Grube war mit einem anscheinend weißen Teppich ausgelegt; die Sofas standen im Halbrund vor der Stoffbespannung, die das Gesichts­feld abschloß. Im Hintergrund sah man eine Polstertür, und daran hingen die abgelegten Kleidungsstücke der Männer - Jac­ken, Krawatten, Hosen -, so ordentlich wie in einem Spitalzim­mer. Auf dem Tisch stand ein Aschenbecher, und Smiley ver­suchte, die Aufschrift auf dem Rand zu entziffern. Nach vielem Hin- und Hergeschiebe der Lupe fand er schließlich, was der verhinderte Philologe in ihm als die erschlossene (putative) Buchstabengruppe »A-C-H-T« bezeichnete. Er konnte jedoch nicht sagen, ob es sich dabei um das deutsche Zahlwort handelte oder um vier Buchstaben eines längeren Worts, zum Beispiel des Worts »Achtung«. Er stellte in diesem Stadium auch keine weite­ren Spekulationen an, sondern speicherte einfach die Nachricht in einer rückwärtigen Zelle seines Gedächtnisses, solange, bis ir­gendein weiteres Teilstück des Puzzles zwangsläufig die richtige Plazierung ergeben würde.


Ann rief an. Er mußte wieder einmal eingedöst sein, denn er er­innerte sich später nicht daran, das Klingeln des Telefons gehört zu haben, nur ihre Stimme, als er langsam den Hörer ans Ohr ge­hoben hatte: »George, George«, als ob sie schon eine ganze Weile nach ihm gerufen und er sich erst jetzt aufgerafft oder be­quemt hätte, ihr zu antworten.

Sie begannen ihr Gespräch wie zwei Fremde, so, wie sie sich im Bett einander näherten.

»Wie geht es dir?« fragte sie.

»Danke, gut, sehr gut. Und dir? Was kann ich für dich tun?« »Ich möchte es wirklich wissen«, beharrte Ann. »Wie geht es dir? Sag.«

»Ich sagte doch schon: gut.«

»Ich habe heute Vormittag angerufen. Warum hast du dich nicht gemeldet?«

»Ich war aus.«

Lange Pause, während sie die fadenscheinige Begründung zu werten schien. Das Telefon hatte sie nie zur Eile angestachelt.

»Aus, beruflich?«

»Eine Verwaltungssache für Lacon.«

»Der fängt aber neuerdings früh mit dem Verwalten an.«

»Seine Frau hat ihn verlassen«, sagte Smiley als Erklärung.

Keine Antwort.

»Du hast immer gesagt, daß sie das tun sollte«, fuhr er fort. »Sie solle zusehen, daß sie da rauskomme, hast du gesagt, bevor sie ebenfalls zur Beamten-Geisha würde.«

»Ich habe es mir überlegt. Er braucht sie.«

»Aber sie braucht ihn offenbar nicht«, beschied Smiley sie in ge­wollt lehrhaftem Ton.

»Dummes Weib«, sagte Ann, und es folgte eine weitere Pause, die diesmal auf Smileys Konto ging, denn er mußte über den un­versehends aufgetauchten Berg von Möglichkeiten nachdenken, vor den sie ihn gestellt hatte.

Wieder Zusammensein, wie sie es manchmal nannte. Die Wunden vergessen, die Liste von Liebhabern; Bill Haydon vergessen, den Circus-Verräter, dessen Schatten noch immer über ihr Gesicht fiel, sooft er die Arme nach ihr ausstreckte, des­sen Andenken er wie einen ständigen Schmerz in sich trug. Bill, seinen Freund, Bill, die Blüte der ganzen Generation, den Spaß­macher, den Charmeur, den bilderstürmenden Konformisten; Bill, den geborenen Betrüger, den die Suche nach dem höchsten Treuebruch ins Bett der Russen und in Anns Bett geführt hatte. Die Flitterwochen neu auflegen, fortfliegen nach Südfrankreich, Spezialitäten essen, Kleider kaufen, den ganzen Zauber aufzie­hen, den Liebende sich vorspielen. Und für wie lange? Wie lange würde es dauern, bis ihr Lächeln dahinschwinden, ihre Augen den Glanz verlieren und diese mythischen Verwandten sie wie­der zu sich rufen würden, damit sie ihre mythischen Gebrechen in weit entlegenen Orten pflege?

»Wo bist du?« fragte er.

»Bei Hilda.«

»Ich dachte, du seist in Cornwall.«

Hilda war eine geschiedene Frau, die ein flottes Leben führte. Sie wohnte in Kensington, knappe zwanzig Minuten zu Fuß ent­fernt.

»Und wo ist Hilda?«

»Ausgegangen.«

»Die ganze Nacht?«

»Wie ich Hilda kenne, ja. Es sei denn, sie bringt ihn in die Woh­nung.«

»Nun, dann mußt du dich wohl ohne sie amüsieren, so gut du kannst«, sagte er, doch noch während er sprach, hörte er sie flü­stern: »George.«

Eine tiefe und heftige Furcht griff nach Smileys Herz. Er starrte durch das Zimmer auf den Lesesessel und sah den Kontaktabzug immer noch auf dem Bücherpult neben ihrer Lupe; in einer ein­zigen Aufwallung der Erinnerung beschwor er all die Dinge, die ihn diesen ganzen endlosen Tag hindurch bedrängt und auf ihn eingeflüstert hatten; er hörte die Trommelschläge seiner eigenen Vergangenheit, die ihn aufforderten, in einer letzten Anstren­gung den Konflikt, den er so lange in sich getragen hatte, nach außen zu kehren und zu lösen. Dabei wollte er sie nicht in der Nähe haben. Sagen Sie Max, es betrifft den Sandmann. Mit einer Klarheit, wie sie nur Hunger, Müdigkeit und Verzweiflung ver­leihen, erkannte Smiley, daß sie keinen Anteil an dem haben durfte, was er tun mußte. Wenn er auch erst an der Schwelle stand, so wußte er doch, daß ihm in seinen alten Tagen wider al­les Erwarten die Chance geboten wurde, auf alle die abgeblase­nen Kämpfe seines Lebens zurückzukommen und sie schließlich doch noch auszutragen. Wenn dem so war, dann sollte keine Ann, kein falscher Friede, kein befangener Zeuge seiner Taten ihn bei seiner einsamen Suche stören. Er hatte bis jetzt seinen Weg nicht gekannt. Nun kannte er ihn.

»Auf keinen Fall«, sagte er. »Du darfst auf keinen Fall hierher­kommen. Es hat nichts mit grundsätzlichen Entscheidungen zu tun, nur mit praktischen Erwägungen. Du darfst nicht hierher­kommen.« Seine eigenen Worte schienen ihm einen merkwürdi­gen Klang zu haben.

»Dann komm du hierher«, sagte sie.

Er legte auf. Jetzt würde sie wohl in Tränen ausbrechen, dann nach dem Adressenbüchlein greifen, nachsehen, wer aus der Ersten Elf, wie sie sich ausdrückte, sie an seiner Stelle trösten könne. Er schenkte sich einen strammen Whisky ein, Lacons Pa­tentrezept. Er ging in die Küche, vergaß warum, wanderte in sein Arbeitszimmer. Soda, dachte er. Zu spät. Dann eben ohne. Ich muß verrückt geworden sein, dachte er. Ich jage Gespenstern nach, es steckt nichts dahinter. Ein seniler General hat einen Traum geträumt und ist dafür gestorben. Er erinnerte sich an ei­nen Ausspruch Oscar Wildes: Daß ein Mensch für eine Sache stirbt, heiligt nicht die Sache. Ein Bild hing schief. Er rückte dar­an, zu viel, zu wenig, trat dabei jedesmal ein wenig zurück. Sa­gen Sie Max, es betrifft den Sandmann. Er ging wieder zum Le­sesessel und fixierte seine zwei Prostituierten durch Anns Lupe mit einem Ingrimm, vor dem sie, hätten sie ihn sehen können, schreiend zu ihren Mackern geflüchtet wären.


Sie gehörten eindeutig zur Spitzenklasse ihrer Zunft, sie waren jung, wohlgestaltet und wohlgepflegt. Jemand schien sie - wenn es nicht purer Zufall war - wegen des Kontrastes ausgewählt zu haben, den sie bildeten. Das Mädchen zur Linken war blond und feingliedrig, von fast klassischem Wuchs, mit langen Ober­schenkeln und kleinen hohen Brüsten. Ihre Gefährtin dagegen war dunkelhaarig und gedrungen, mit ausladenden Hüften und breiten, vielleicht eurasischen Zügen. Die Blonde trug, wie er feststellte, ankerförmige Ohrringe, was ihm ungewöhnlich er­schien, denn nach seiner wenn auch beschränkten Erfahrung mit dem schwachen Geschlecht waren Ohrringe das erste, was Frauen ablegten. Ann brauchte nur ohne Ohrringe fortzugehen, und schon wurde ihm das Herz schwer. Sonst fiel ihm zu keinem der beiden Mädchen irgendetwas Schlaues ein, und so wandte er nach einem weiteren kräftigen Schluck Whisky pur seine Auf­merksamkeit wieder den Männern zu - denen sie, wenn er ehr­lich sein wollte, von Anfang an bei der Betrachtung des Bildes in erster Linie gegolten hatte. Wie die Mädchen, so unterschieden sich auch die Männer scharf voneinander, und bei ihnen kam hinzu, daß - da sie erheblich älter waren - die Unterschiede deut­licher hervortraten und die Charaktereigenschaften verrieten. Der Mann mit dem blonden Mädchen war hellhäutig und wirkte auf den ersten Blick stumpfsinnig, während der Mann mit der Schwarzen nicht nur dunkelhäutig war, sondern Züge von ro­manischer, ja, levantinischer Lebhaftigkeit besaß sowie ein an­steckendes Lächeln, das einzig Sympathische auf dem Foto. Der helle Mann war breit und unförmig, der dunkle Mann war klein und witzig genug, um sein Hofnarr zu sein: ein Kobold mit ei­nem freundlichen Gesicht und Haarbüscheln, die wie Hörner über den Ohren aufgezwirbelt waren.

Eine plötzliche Nervosität - die sich später als so etwas wie eine Vorahnung erweisen sollte - veranlaßte ihn, sich zuerst den Hellhäutigen vorzunehmen. Es war eine Stunde, in der man sich bei Fremden sicherer fühlte.

Der Oberkörper des Mannes war robust, aber nicht durchtrai­niert, die Gliedmaßen schwer, ohne den Eindruck von Kraft zu vermitteln. Die Helle von Haut und Haaren betonte seine Be­leibtheit. Die Hände, von denen eine auf der Hüfte, die andere um die Taille des Mädchens lag, waren fett und plump. Smiley ließ die Lupe langsam über die nackte Brust zum Kopf hochglei­ten. Mit vierzig, hatte ein kluger Mann einmal drohend geschrie­ben, bekommt der Mensch das Gesicht, das er verdient. Smiley bezweifelte das. Er hatte empfindsame Seelen gekannt, die zu le­benslanger Haft hinter einer abstoßenden Fassade verdammt gewesen waren, und Verbrecher mit Engelsgesichtern. Wie auch immer, es war kein Schmuckstück von einem Gesicht, und die Kamera hatte es zudem nicht von seiner vorteilhaftesten Seite aufgenommen. Charakterlich schien es in zwei Teile zu zerfal­len: die untere Partie, die zu einem Grinsen fieser Hochstimmung verzogen war, während der Mann, wie der geöffnete Mund vermuten ließ, etwas zu seinem Gefährten sagte; die obe­re, die von zwei kleinen blassen Augen beherrscht wurde, in de­ren Winkeln weder Fröhlichkeit nistete noch eine Spur von Hochstimmung, und die mit der kalten Ungeniertheit eines Kin­des aus ihrem teigigen Umfeld blickten. Die Nase war platt, das Haar voll und der Schnitt mitteleuropäisch.

Gierig, würde Ann gesagt haben, die dazu neigte, ein absolutes Urteil über Leute zu fällen, deren Konterfei sie in der Zeitung ge­sehen hatte. Gierig, schwach, lasterhaft. Meiden. Nur schade, daß sie bei Haydon nicht zu demselben Schluß gekommen war, zumindest nicht rechtzeitig.

Smiley ging wieder in die Küche, benetzte sich das Gesicht, erin­nerte sich dann, daß er eigentlich Wasser für seinen Whisky hatte holen wollen. Er ließ sich wieder in dem Lesesessel nieder und schob die Lupe über den zweiten Mann, den Hofnarren. Der Whisky hielt ihn wach und machte ihn zugleich schläfrig. Warum rief sie nicht nochmals an? dachte er. Wenn sie nochmals anruft, geh ich zu ihr. Doch in Wirklichkeit war sein Denken ganz von diesem zweiten Gesicht in Anspruch genommen, weil die Vertrautheit darin ihn verwirrte, so wie der Ausdruck be­schwörender Komplizenschaft bereits Willem und die Ostra­kowa verwirrt hatte. Smiley betrachtete das Gesicht, und seine Müdigkeit schwand; er schien neue Kraft aus ihm zu schöpfen. Manche Gesichter sind uns, wie Willem an jenem Morgen gesagt hatte, bekannt, noch ehe wir sie sahen; andere sehen wir ein ein­ziges Mal und erinnern uns unser ganzes Leben lang an sie; wie­der andere sehen wir tagtäglich und erinnern uns überhaupt nie an sie. Zu welcher Kategorie gehörte dieses hier?

Ein Toulouse-Lautrec-Gesicht, dachte Smiley, als er es nach­denklich anlinste - festgehalten in dem Augenblick, in dem seine Augen gerade zu irgendeiner unwiderstehlichen, vielleicht eroti­schen Ablenkung hinüberglitten. Ann wäre sofort auf ihn geflo­gen; er hatte den gefährlichen Einschlag, den sie liebte.

Ein Toulouse-Lautrec-Gesicht, festgehalten, während der verirrte Strahl einer Rummelplatzbeleuchtung die eingefallene, ge­zeichnete Wange erhellte. Ein Gesicht, wie gemeißelt, voller Schroffen und Schrunde, über dessen Stirn, Nase und Backen­knochen die gleichen erodierenden Unwetter hinweggefegt wa­ren. Ein Toulouse-Lautrec-Gesicht, beweglich und anziehend. Das Gesicht eines Kellners, nicht das eines Gastes. Auf dem der Zorn des Kellners am hellsten lodert hinter einem dienernden Lächeln. Ann würde diese Seite weniger mögen. Smiley ließ den Abzug, wo er lag, rappelte sich langsam in die Höhe und stapfte, um sich wach zu halten, im Zimmer herum; versuchte, das Ge­sicht unterzubringen, konnte es nicht, fragte sich, ob alles nur Einbildung sei. Manche Menschen übertragen, dachte er. Man­chen Menschen braucht man nur zu begegnen, und schon über­reichen sie einem ihre ganze Vergangenheit wie ein Geschenk. Manche Menschen sind die verkörperte Intimität.

Er blieb an Anns Schreibtisch stehen und starrte wieder auf das Telefon. Ihr Telefon. Ihr und Haydons Telefon, ihr und jeder­manns Telefon. Trimline, dachte er. Oder war esSlimline? Fünf Pfund Zusatzgebühr für den zweifelhaften Luxus seiner altmo­disch-futuristischen Form. Mein Nuttentelefon, wie sie es im­mer nannte. Das kleine Ding-Dong für meine kleinen Lieben, das laute Bim-Bam für meine großen. Er konstatierte, daß es klingelte. Schon seit geraumer Zeit klingelte, das kleine Ding-Dong für die kleinen Lieben. Er stellte sein Glas ab und starrte weiter auf das trillernde Telefon. Sie stellte es immer zwischen ihren Schallplatten auf den Fußboden, wenn sie sich Musik vor­spielte. Sie lag dabei immer daneben - dort, beim Kamin -, lässig auf eine Hüfte hochgestützt, für den Fall, daß es sie rufen würde. Wenn sie schlafen ging, zog sie den Stöpsel aus der Dose und nahm es mit, drückte es an die Brust, auf daß es ihr in der Nacht Gesellschaft leiste. Wenn sie sich liebten, wußte er, daß er nur der Ersatz für alle die Männer war, die nicht angerufen hatten.

Für die Erste Elf.

Sogar für den toten Bill Haydon.

Es hatte zu klingeln aufgehört.

Was tut sie jetzt? Die Zweite Elf probieren? Schön sein und Ann ist eine Sache, hatte sie erst unlängst zu ihm gesagt - schön sein und in Anns Alter wird bald eineandere sein. Und häßlich und in meinem Alter sein ist nochmals eine andere, dachte er wütend. Er hob den Kontaktabzug auf und machte sich mit neuer Energie wieder an seine Betrachtungen.

Schatten, dachte er, Flecke von Hell und Dunkel auf den Wegen, die wir entlangtaumeln. Koboldshörner, Teufelshörner, unsere Schatten soviel größer als wir selber. Wer ist er? Wer war er? Bin ich ihm begegnet? Habe ich eine Begegnung abgelehnt? Und wenn ich abgelehnt habe, wieso kenne ich ihn dann? Er war ir­gendeine Art Bittsteller, ein Mann, der etwas verkaufen wollte -Informationen? Träume?


Wieder vollwach, streckte er sich auf dem Sofa aus - alles, nur nicht hinauf ins Bett gehen - und schweifte, mit dem Foto in der Hand, durch die langen Galerien seiner Erinnerung, hielt die La­terne an halbvergessene Portraits von Scharlatanen, Goldma­chern, Fälschern, Hausierern, Mittelsmännern, Spionen, Schur­ken und gelegentlich auch Helden, die in seinem vielschichtigen Bekanntenkreis die Nebenrollen gespielt hatten. Dabei hielt er Ausschau nach dem einen scharf beleuchteten Gesicht, das sich aus dem Kontaktabzug herausgelöst zu haben schien und nun wie ein heimlicher Teilhaber einen Platz in seinem schwanken­den Bewußtsein suchte. Der Strahl der Lampe glitt ab, zögerte, kam wieder darauf zurück. Die Dunkelheit hat mich irre ge­führt.

Ich bin ihm im Licht begegnet. Er sah ein gräßliches, neonbe­leuchtetes Hotelzimmer - Musikberieselung und Karotapeten -und den kleinen Fremden, der lächelnd in einer Ecke kauerte und ihn Max nannte. Ein kleiner Botschafter - aber welche Sache ver­trat er, welches Land? Er erinnerte sich an einen Mantel mit Samtaufschlägen und an harte, kleine Hände, die ihr eigenes Bal­lett aufführten. Er erinnerte sich an die leidenschaftlichen, lachenden Augen, den lebhaften Mund, der schnell auf und zu ging, aber er hörte keine Wörter. Er hatte das Gefühl, daß ihm etwas entglitt, daß er am Ziel vorbeischoß, daß da noch ein ande­rer, hochaufragender Schatten gewesen war, während sie spra­chen.

Vielleicht, dachte er. Alles ist vielleicht. Vielleicht war Wladimir doch von einem eifersüchtigen Ehemann erschossen worden, dachte er, als die Glocke an der Wohnungstür wie ein Geier auf ihn einkreischte, zwei Klingelzeichen.

Sie hat wie immer ihren Schlüssel vergessen, dachte er.

Er war in der Diele, bevor er es recht gewahr wurde, und fum­melte am Schloß. Ihr Schlüssel würde nichts nützen, stellte er fest, wie die Ostrakowa hatte er die Kette vorgelegt. Er fischte nach der Kette, rief »Ann, Moment!« und fühlte, daß seine Fin­ger nichts faßten. Er rammte den Bolzen in der Laufschiene zu­rück und hörte den Knall im ganzen Haus widerhallen. »Komme schon!« rief er. »Warte! Nicht weggehen!«

Er riß die Tür weit auf, trat schwankend auf die Schwelle und bot sein Gesicht wie eine Opfergabe der mitternächtlichen Luft und der schwarzschimmernden lederbekleideten Gestalt dar, die mit dem Sturzhelm unter dem Arm gleich einem Sendboten des To­des vor ihm stand.


»Ich wollte Sie nicht erschrecken Sir, gewiß nicht«, sagte der Fremde.

Smiley klammerte sich an die Türfüllung und starrte den Frem­den wortlos an. Er war groß, trug einen Bürstenhaarschnitt und seine Augen spiegelten unerwiderte Loyalität.

»Ferguson, Sir. Erinnern Sie sich an mich, Sir, Ferguson? Leitete früher die Fahrbereitschaft für Mr. Esterhases Pfadfinder.«

Das schwarze Motorrad mit dem Seitenwagen war hinter ihm am Rinnstein geparkt, die liebevoll polierten Flächen der Maschine glitzerten unter der Straßenbeleuchtung.

»Ich dachte, die Pfadfinder seien aufgelöst«, sagte Smiley und starrte ihn immer noch an.

»Das stimmt, Sir. In alle vier Winde zerstreut, wie ich leider sa­gen muß. Die Kameradschaft, der Corpsgeist, alles für immer dahin.«

»Wer ist dann Ihr Auftraggeber?«

»Eigentlich niemand, Sir. Das heißt, offiziell niemand. Aber nach wie vor auf Seiten der Schutzengel.«

»Ich wußte gar nicht, daß wir Schutzengel haben.«

»Nein, es stimmt aber, Sir. Alle Menschen sind fehlbar, sage ich immer. Besonders heutzutage.« Er hielt Smiley einen braunen Umschlag hin. »Von gewissen Freunden von Ihnen, Sir, sagen wir mal so. Betrifft eine Telefonabrechnung, über die Sie Nach­forschungen anstellten. Die Post spurt im allgemeinen recht gut, möchte ich sagen. Gute Nacht, Sir. Entschuldigen Sie die Stö­rung. Zeit, daß Sie eine Mütze voll Schlaf bekommen, nicht wahr? Gute Männer sind Mangelware, sage ich immer.«

»Gute Nacht«, sagte Smiley.

Aber sein Besucher zögerte, wie jemand, der auf Trinkgeld war­tet. »Aber in Wirklichkeit erinnern Sie sich sehr wohl an mich, Sir, wie? War bloß ein Versehen, nicht wahr?«

»Natürlich.«

Als er die Tür schloß, sah er, daß der Himmel voller Sterne war. Klare, vorn Tau noch vergrößerte Sterne. Fröstelnd nahm er ei­nes von Anns zahlreichen Fotoalben heraus und öffnete es in der Mitte. Wenn eine Aufnahme ihr gefiel, klemmte sie immer das Negativ dahinter. Er wählte ein Bild, das sie beide am Cap Ferrat zeigte - Ann im Badeanzug, Smiley wohlweislich bedeckt-, und tauschte das Negativ gegen Wladimirs Film aus. Er räumte Chemikalien und Geräte weg und ließ den Abzug in den zehnten Band seines Oxford Dictionary von 1961 gleiten, unter Y für Ye­sterday. Er öffnete Fergusons Umschlag, schaute verdrossen auf seinen Inhalt, registrierte ein paar Eintragungen und das Wort »Hamburg« und schob das Ganze in eine Schreibtischlade. Mor­gen, dachte er, jedem Tag sein Rätsel. Er kroch ins Bett, wie im­mer unschlüssig, auf welcher Seite er schlafen sollte. Er schloß die Augen, und sofort schössen ihm, wie nicht anders zu erwarten gewesen war, die Fragen in wilden, chaotischen Salven durch den Kopf.

Warum hat Wladimir nicht Hector verlangt, fragte er sich zum hundertsten Mal. Warum hat der alte Mann Esterhase, alias Hec­tor, mit den City Banken verglichen, die einem den Schirm weg­nehmen, wenn es regnet?

Sagen Sie Max, es betrifft den Sandmann.

Sie anrufen? Sich in den Anzug werfen und zu ihr stürzen, wie ein heimlicher Liebhaber, der sich bei Tagesanbruch wieder da­vonschleicht? Zu spät, sie war bereits versorgt.

Plötzlich begehrte er sie brennend. Er konnte den Raum um sich nicht mehr ertragen, der sie nicht enthielt, er sehnte sich nach ih­rem bebenden Körper, nach ihrem Lachen, wenn sie ihm zurief, ihn ihren einzig wahren, ihren besten Liebhaber nannte, sie wollte keinen anderen, niemals: »Frauen sind gesetzlos, George«, hatte sie einmal in einem der seltenen Augenblicke gesagt, als sie fried­lich nebeneinanderlagen. »Und was bin ich?« hatte er gefragt, und sie darauf: »Mein Gesetz.« »Und was war Haydon?« hatte er ge­fragt. Und sie lachte und sagte: »Meine Anarchie.«

Er sah wieder das kleine Foto vor sich, das, wie der kleine Fremde selbst, in seine schwindende Erinnerung geprägt war. Ein kleiner Mann, mit einem großen Schatten. Er erinnerte sich an Willems Beschreibung von der kleinen Gestalt auf dem Boot in Hamburg, die wie Hörner aufgezwirbelten Haarbüschel, das zerfurchte Gesicht, die mahnenden Augen. General, dachte er chaotisch, könnten Sie mir nicht Ihren Freund, den Magier, nochmals schicken?

Vielleicht. Alles ist vielleicht.

Hamburg, dachte er, kletterte schnell aus dem Bett und zog sei­nen Morgenrock an. Er setzte sich wieder an Anns Schreibtisch und machte sich ernsthaft an die Prüfung der Liste von Wladi­mirs Anrufen, die ein Postbeamter in gestochener Schrift aufge­stellt hatte. Er nahm ein Blatt Papier und warf Notizen darauf. Faktum: Anfang September erhält Wladimir den Brief aus Paris und räumt ihn Mikhel aus den Klauen.

Faktum: Etwa um dieselbe Zeit tätigt Wladimir ganz ungewöhn­licherweise einen kostspieligen Fernruf nach Hamburg, hand­vermittelt, vermutlich, damit er später die Gebühren zurückbe­kommen kann.

Faktum: Nochmals drei Tage danach, am achten, nimmt Wla­dimir ein R-Gespräch aus Hamburg entgegen, Gebühr zwei Pfund achtzig. Anrufer, Dauer und Uhrzeit sind aufgeführt, und der Anrufer hat dieselbe Nummer, mit der Wladimir vor drei Tagen telefoniert hatte.

Hamburg, dachte Smiley wieder, und seine Gedanken schweiften zu dem Knirps auf dem Foto. Die R-Gespräche waren mit Unterbrechungen bis vor drei Tagen weitergegan­gen, neun Anrufe zu insgesamt einundzwanzig Pfund, alle aus Hamburg an Wladimir. Aber wer hatte ihn angerufen? Aus Hamburg? Wer?

Plötzlich fiel es ihm ein.

Die hochaufragende Gestalt in dem Hotelzimmer, der große Schatten des kleinen Mannes, war Wladimir selbst gewesen. Er sah sie nebeneinander stehen, beide in schwarzen Mänteln, der Riese und der Zwerg.

Das verlotterte Hotel mit Musikberieselung und Karotapete lag am Flughafen Heathrow, wohin die beiden so ungleichen Män­ner zu einer Unterredung geflogen waren, genau in dem Augen­blick, als Smileys berufliche Identität in Trümmer ging. Max, wir brauchen Sie. Max, geben Sie uns eine Chance.

Smiley hob ab und wählte die Nummer in Hamburg. Am ande­ren Ende sagte eine männliche Stimme leise »Ja?« und ließ eine Pause folgen.

»Könnte ich«, sagte Smiley und wählte auf gut Glück einen Na­men, »könnte ich bitte Herrn Dieter Fassbender sprechen?« Deutsch war Smileys zweite Sprache und manchmal seine erste. »Hier gibt es keinen Fassbender« sagte dieselbe Stimme kühl nach einer kleinen Pause, als habe der Sprecher sich bei jeman­dem erkundigt. Smiley konnte leise Musik im Hintergrund hö­ren.

»Hier ist Leber«, beharrte Smiley. »Ich muß dringend Herrn Fassbender sprechen. Ich bin sein Partner.«

Wieder längere Zeit nichts.

»Bedaure«, sagte der Mann nach einer weiteren Pause kurz an­gebunden - und legte auf.

Kein Privathaus, dachte Smiley, der hastig seine Eindrücke zu Papier brachte. - Der Sprecher hatte die Wahl zwischen zu vielen Möglichkeiten. Keine Behörde, denn welche Behörde spielt leise Hintergrundmusik und ist um Mitternacht an einem Samstag ge­öffnet? Ein Hotel? Möglich, aber ein einigermaßen großes Hotel hätte ihn mit dem Empfang verbunden und ein Minimum von Höflichkeit an den Tag gelegt. Ein Restaurant? Zu verstohlen, zu sehr auf der Hut - und zudem hätten sie sich sicher mit Na­men gemeldet.

Die Teile nicht gewaltsam zusammenfügen, mahnte er sich. Ein­speichern. Geduld. Aber wie soll man geduldig sein, wenn man so wenig Zeit hat?

Er ging wieder ins Bett, öffnete eine Nummer von Cobbetts Ru­ral Rides und versuchte darin zu lesen, während er müßig über so gewichtige Dinge nachdachte, wie über seinen Bürgersinn und wieviel oder wie wenig davon er Oliver Lacon schuldete: >Ihre Pflicht, George.< Doch wer könnte ernsthaft Lacons Mann sein? Wer könnte Lacons schwache Argumente als Hinweise für das nehmen, was des Kaisers ist?

»Emigranten hui, Emigranten pfui. Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln«, murrte er laut.

Es schien Smiley, als hätte er sein ganzes Berufsleben lang nichts als derartige Absurditäten zu hören bekommen, die angeblich einschneidende Änderungen in der Whitehall-Doktrin signali­sierten; Zurückhaltung predigten, Selbstverleugnung, immer ir­gendeinen Grund, um nichts zu tun. Er hatte beobachtet, wie Whitehalls Rocksäume nach oben rutschten, dann wieder nach unten, wie der Gürtel enger geschnallt wurde, weiter, enger. Er war der Zeuge oder das Opfer - manchmal sogar der unfreiwil­lige Prophet - solch flüchtiger Kulte gewesen wie Lateralismus, Parallelismus, Separatismus, operative Dezentralisierung, und jetzt - wenn er Lacons jüngste Ausführungen noch richtig im Kopf hatte - Integration. Jede neue Mode war jubelnd als Pa­tentrezept begrüßt worden: >Jetzt werden wir siegen, jetzt wird die Maschine funktionieren.< Jede war sang- und klanglos unter­gegangen, unter Hinterlassung des üblichen englischen Kud­delmuddels, als dessen lebenslangen Sachwalter er sich, in der Rückschau, immer mehr sah. Er hatte Zurückhaltung geübt, in der Hoffnung, daß andere dies auch tun würden, was dann aber nicht der Fall war. Er hatte in den Kulissen gewerkt, während Hohlköpfe die Bühne beherrschten, damals wie heute. Vor fünf Jahren noch hätte er sich derartige Gefühle nie eingestanden. Aber heute sah Smiley leidenschaftslos in sein eigenes Herz und erkannte, daß er ungeführt und vielleicht unführbar war; daß die einzigen Forderungen, denen er sich fügte, die seines Verstandes und seiner Menschlichkeit waren. Es war ihm mit seinem Dienst an der Öffentlichkeit so ergangen wie mit seiner Ehe: Ich habe mein Leben in Institutionen investiert, dachte er ohne Bitterkeit, und alles, was mir geblieben ist, bin nur ich selbst.

Und Karla, dachte er, mein schwarzer Gral.

Er konnte nichts dagegen tun, sein schweifender Geist wollte ihn einfach nicht zur Ruhe kommen lassen. Er starrte vor sich hin ins Dunkel, sah Karlas Bild vor sich, wie es in den schwebenden Schattenflecken zerbarst und wiedererstand. Er sah, wie die braunen, aufmerksamen Augen ihn abschätzten, so wie sie ihn damals, vor hundert Jahren, aus der Dunkelheit der Verhörzelle eines Gefängnisses in Delhi abgeschätzt hatten: Augen, die auf den ersten Blick Sensibilität und Kameradschaft anzuzeigen schienen; sich dann wie schmelzendes Glas langsam zu voll­kommener Spröde und Unnachgiebigkeit verhärteten. Er sah sich auf die staubverwehte Rollbahn des Flughafens in Delhi tre­ten und eine Grimasse schneiden, als die indische Hitze vom Bo­den zu ihm hochschlug. Smiley, alias Barraclough oder Standfast oder welchen Namen auch immer er in jener Woche aus der Mappe gefischt hatte - er wußte es nicht mehr.

Auf alle Fälle ein Smiley der sechziger Jahre, Smiley, der Hand­lungsreisende, wie sie ihn nannten, der im Auftrag des Circus den Globus abgraste und umsteigwilligen Agenten aus der Mos­kauer Zentrale die Vorteile eines Frontwechsels schmackhaft machte. Die Zentrale führte damals gerade eine ihrer periodi­schen Säuberungsaktionen durch, und die Wälder wimmelten von russischen Außenagenten, die sich nicht mehr nach Hause trauten. Ein Smiley, der Anns Ehemann und Bill Haydons Kol­lege war und der sich immer noch einen Rest von Illusionen be­wahrt hatte. Ein Smiley, der nichtsdestoweniger am Rand einer inneren Krise balancierte, denn es war das Jahr, in dem Ann ihr Herz an einen Ballettänzer verlor; Bill sollte erst später an die Reihe kommen.

In der Dunkelheit von Anns Schlafzimmer erlebte er wieder seine Fahrt zum Gefängnis, in einem ratternden und tutenden Jeep, auf dessen Trittbrett lachende Kinder hingen; sah die Och­senkarren und das ewige, indische Menschengewimmel, die Hütten am braunen Flußufer. Er nahm den Geruch von ge­trockneten Kuhfladen und ewig schwelenden Feuern wahr -Feuer zum Kochen und Feuer zum Reinigen; Feuer zur Beseiti­gung der Toten. Er sah das Eisentor des alten Gefängnisses und die perfekt gebügelten britischen Uniformen der Wärter, als sie knietief durch die Gefangenen wateten.

»Hier entlang, Euer Gnaden, Sir. Wollen Eure Exzellenz bitte die Güte haben, uns zu folgen!«

Ein europäischer Gefangener, der sich Gerstmann nannte.

Ein kleiner, grauhaariger und blauäugiger Mann in einem roten Kattun-Kittel, der wie der letzte Überlebende einer ausgestor­benen Priesterschaft aussah.

In Handschellen: »Bitte abnehmen, Officer, und bringen Sie ein paar Zigaretten«, sagte Smiley.

Ein Gefangener, den London als einen Agenten der Moskauer Zentrale identifiziert hatte und der jetzt darauf wartete, nach Rußland abgeschoben zu werden. Ein kleiner Infanterist des Kalten Krieges, wie es damals schien, der wußte - mit tödlicher Sicherheit wußte-, daß ihn bei einer Rückkehr nach Rußland der Gulag oder das Erschießungskommando oder beides erwartete. Jemand, der in den Händen des Feindes gewesen war, war in den Augen der Zentrale selbst zu einem Feind geworden: Ob er nun gesprochen oder dicht gehalten hatte, spielte dabei keine Rolle. Kommen Sie zu uns, hatte Smiley über den Eisentisch hinweg gesagt.

Kommen Sie zu uns, und Sie erwartet das Leben.

Gehen Sie nach Hause, und Sie erwartet der Tod.

Seine Hände waren feucht - Smileys Hände. Die Hitze war fürchterlich. Zigarette? hatte Smiley gefragt, hier, nehmen Sie mein Feuerzeug. Es war ein goldenes Feuerzeug, das seine Schweißspuren trug. Graviert. Ein Geschenk Anns zum Trost für ein Miß verhalten. Für George von Ann in aller Liebe. Es gibt große Lieben und kleine Lieben, sagte Ann gerne, doch als sie die Inschrift verfaßt hatte, bedachte sie ihn mit beiden Spielarten. Es war vermutlich die einzige Gelegenheit, bei der sie das tat.

Kommen Sie zu uns, hatte Smiley gesagt. Retten Sie sich.

Sie haben nicht das Recht, eine Überlebenschance abzulehnen. Smiley wiederholte zuerst mechanisch, dann leidenschaftlich, alle die gängigen Argumente, während sein Schweiß auf den Tisch tropfte. Kommen Sie zu uns. Sie haben nichts zu verlieren. Ihre Lieben in Rußland sind bereits verloren. Ihre Rückkehr würde für sie die Dinge nur noch schlimmer machen, nicht bes­ser.

Kommen Sie zu uns. Ich bitte Sie. Hören Sie auf mich, auf die Argumente, die Philosophie.

Und er wartete darauf, daß sein Gegenüber irgendeine Reaktion auf sein zunehmend verzweifelteres Drängen zeigen würde. Daß die braunen Augen zucken, daß die steifen Lippen durch die Kringel des Zigarettenrauchs ein einziges Wort aussprechen würden: Ja, ich komme zu euch. Ja, ich will auspacken. Ja, ich akzeptiere euer Geld, euer Versprechen, für mich zu sorgen, das Rumpfleben eines Überläufers. Er wartete darauf, daß die von den Handschellen befreiten Hände aufhören würden, mit Anns Feuerzeug herumzuspielen, für George von Ann in aller Liebe. Doch je mehr Smiley in ihn drang, desto dogmatischer wurde Gerstmanns Schweigen. Smiley drängte ihm Antworten auf, doch Gerstmann hatte keine dazu passenden Fragen. Allmählich wurde Gerstmanns fugenlose Festigkeit unheimlich. Er war ein Mann, der sich mit dem Galgen abgefunden hatte, der lieber von der Hand seiner Freunde sterben, als von der Hand seiner Feinde leben wollte. Am nächsten Morgen gingen sie auseinander, jeder seinem vorgezeichneten Schicksal entgegen: Gerstmann flog nach Moskau zurück, überlebte gegen jede Wahrscheinlichkeit die Säuberung und florierte und gedieh. Smiley kehrte mit ho­hem Fieber zu seiner Ann und zu - fast - all ihrer Liebe zurück; und zu der späteren Erkenntnis, daß Gerstmann niemand ande­rer als Karla selbst war, Bill Haydons Anwerber, Einsatzleiter, Mentor; und der Mann, der Bill in Anns Bett gezaubert hatte - in eben das Bett, in dem Smiley jetzt lag - um Smileys sich verdich­tenden Argwohn von Bills größerem Verrat abzulenken, vom Verrat am britischen Geheimdienst und seinen Agenten. Karla, dachte er, als sich seine Augen in die Dunkelheit bohrten, was willst du jetzt von mir? Sagen Sie Max, es betrifft den Sand­mann.

Sandmann, dachte er: Warum hältst du mich wach, wo du mich doch eigentlich einschläfern sollst?


Gleicherweise von Geist und Körper gequält, konnte die Ostra­kowa in ihrer kleinen Pariser Wohnung nicht schlafen, selbst wenn sie es gewollt hätte: Die ganze Zauberkraft des Sandmanns hätte ihr nicht helfen können. Sie drehte sich auf die Seite, und ihre zerquetschten Rippen stachen, als lägen immer noch die Arme um sie, die versucht hatten, sie unter den Wagen zu schleudern. Sie probierte die Rückenlage, und der Schmerz in ih­rem Kreuz war so stark, daß ihr übel wurde. Und wenn sie sich auf den Bauch drehte, wurden ihre Brüste wund wie damals, als sie versucht hatte, Alexandra zu stillen, in den Monaten, bevor sie ihr Kind verließ, und sie haßte sie darum.

Es ist Gottes Strafe, sagte sie ohne zu große Überzeugung. Erst als der Morgen kam und sie wieder mit dem Revolver auf den Knien in Ostrakows Armsessel saß, erlöste die erwachende Welt sie für ein paar Stunden von ihren Gedanken.

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