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Der grüne Leuchtpunkt auf dem Display erlosch. Auf dem Bildschirm war jetzt nur noch ein digitalisierter Stadtplan der ungefähren Gegend zu sehen, in der sie das Signal zum letztenmal gesehen hatten. Vürfels ergriff den Deckel des Notebooks, das er auf den Knien hielt, rüttelte einen Moment lang daran und begann dann für drei oder vier Sekunden - Nördlinger war sich sicher, daß er es vollkommen sinnlos und aus keinem andern Grund als dem tat, eine Show zu liefern - auf der Tastatur des Geräts herumzuhämmern. Schließlich klappte er das Gerät seufzend zu und drehte sich zu Nördlinger um.

»Das war's«, seufzte er. »Sie haben den Sender gefunden - oder die Batterie ist hinüber... Tut mir leid. Fünf Minuten länger, und wir hätten sie gehabt.« Nördlinger beugte sich auf dem Rücksitz des Wagens vor und bedeutete Vürfels mit einer Geste, den Computer noch einmal aufzuklappen. Vürfels gehorchte, und Nördlinger blickte ein paar Sekunden konzentriert auf den winzigen, stark vereinfachten Stadtplan, der ihm von dem LCD-Display entgegenleuchtete.

»Es ist okay«, sagte er. »Ich weiß, wo sie sind.« Er wandte sich an den Fahrer. »Biegen Sie an der übernächsten Ampel links ab. Und dann gehen Sie auf die Autobahn Richtung Pankow. Ich sage Ihnen, wann Sie abbiegen müssen.« Er ließ sich wieder zurücksinken, griff in die Manteltasche und zog sein Handy heraus. Bevor er die Nummer wählte, wandte er sich an Vater Thomas, der neben ihm saß. »Ich hoffe, Sie haben mir wirklich die Wahrheit gesagt, Vater«, sagte er. »Ich möchte nicht meine Karriere aufs Spiel setzen, weil ich einem religiösen Spinner aufgesessen bin.«

»Wenn Sie das wirklich glauben würden, dann wären wir jetzt nicht hier, Herr Nördlinger«, antwortete Vater Thomas ruhig. »Habe ich recht?« Nördlinger antwortete nicht. Wozu auch? Vater Thomas wußte so gut wie er, daß er diese Frage im Grunde nur gestellt hatte, um seine Nervosität irgendwie zu kompensieren. Was ihn letztlich überzeugt hatte, das waren nicht Thomas Worte gewesen. Und auch nicht das, was er gesehen hatte. Für alles das hätte er eine ganz natürliche, rationale Erklärung gefunden, wenn er sich nur die Mühe machte, lange genug danach zu suchen. Aber er spürte, daß da noch mehr war. Irgend etwas ... Unvorstellbares ging hier vor. Und ihnen blieb nicht mehr viel Zeit, es aufzuhalten. Er drückte eine Taste auf seinem Telefon, und Meiler meldete sich.

»Nördlinger hier«, begann er. »Hören Sie mir zu. Stellen Sie keine Fragen, sondern hören Sie mir einfach zu. Sie werden jetzt folgendes tun...« Er sprach eine ganze Weile. Vürfels, der auf dem Beifahrersitz saß und natürlich ebenso wie Meiler am anderen Ende der Leitung hörte, welche Anweisungen Nördlinger gab, sagte nichts, aber er wurde kreidebleich.

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