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»Er will es nicht zugeben«, sagte Inspektor Spence, »aber ich glaube, er weiß, dass sie den Mord begangen hat.« Er blickte über seinen Schreibtisch hinweg Poirot an, der ihm gegenübersaß.

»Es ist doch merkwürdig, wie wir immer an seinem Alibi herumrätselten und nie auf den Gedanken kamen, einmal Rosaleen Cloades Angaben zu überprüfen. Dabei haben wir nur David Hunters Aussage, dass seine Schwester sich wirklich am Dienstagabend in ihrer Londoner Wohnung befand. Über sie selbst habe ich mir nie den Kopf zerbrochen. Sie war so ein unbedeutendes Persönchen, wirkte fast ein wenig beschränkt, aber darin liegt wahrscheinlich die Erklärung.«

Poirot verhielt sich still. Der Inspektor fuhr fort:

»Sie muss Arden in einem Anfall hysterischer Wut erschlagen haben. Er vermutete keine Gefahr bei ihrem Besuch. Wie sollte er auch! Aber etwas will mir nicht in den Kopf. Wer hat Major Porter bestochen, eine falsche Aussage zu machen?«

»Ich hätte es wissen müssen. Major Porter selbst hat es mir gesagt«, entgegnete Hercule Poirot.

»Er selbst hat es Ihnen gesagt?«

»Nicht direkt natürlich. Eine Bemerkung von ihm verriet es. Er war sich dessen gar nicht bewusst.«

»Und wer war es?«, fragte Spence ungeduldig.

Poirot neigte seinen Kopf etwas zur Seite und sah schräg zu dem Inspektor auf.

»Darf ich Ihnen zwei Fragen stellen, bevor ich Ihnen die gewünschte Antwort gebe?«

»Fragen Sie, was Sie wollen.«

»Diese, die wir auf dem Nachttisch neben Rosaleen Cloades Bett fanden; was war es?«

»Die Schlafpulver? Ganz harmloses Zeug. Ein Brompräparat. Sie nahm jede Nacht ein Beutelchen. Es beruhigt die Nerven.«

»Wer hat sie ihr verschrieben?«

»Dr. Cloade, schon vor einiger Zeit.«

»Und hat man den Befund über die Todesursache bereits?«

»Morphium«, erwiderte Spence.

»Und nun kommt meine zweite Frage«, fuhr Hercule Poirot fort. »Sie haben die Telefongespräche nachgeprüft, nicht wahr? Aus dem Appartementhaus, in dem Hunter und seine Schwester in London lebten, wurde Dienstag nacht um elf Uhr ein Gespräch für Lynn Marchmont durchgegeben. Wurde die Londoner Wohnung ebenfalls angerufen?«

»Ja, um zehn Uhr fünfzehn. Der Anruf kam aus Warmsley Vale aus einer öffentlichen Telefonzelle.«

»Aha. Ich danke Ihnen, Inspektor.«

Hercule Poirot erhob sich und schritt zur Tür.

»Halt«, rief ihm der Inspektor nach. »Wie steht es mit der versprochenen Antwort?«

»Gedulden Sie sich noch ein wenig«, bat Poirot höflich. »Ich erwarte noch einen Brief, einen wichtigen Brief. Wenn ich ihn habe, fügt sich das letzte Glied in die Kette. Dann stehe ich Ihnen für alle Auskünfte zur Verfügung.«

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