Dort wurden sie von einer Reihe Beamter der Metropolitan Police in Empfang genommen, die jeden Einzelnen dazu aufforderten, seine Fingerabdrücke abzugeben. Sofort summte der ganze Raum von verwirrten Nachfragen und vereinzelt lautstarken Protesten der Männer. John, der davon ausgegangen war, dass die Polizei ihre Ermittlungen auf die Verbindung von Julia Feldmann zu dem deutschen Manager konzentrierte, war besonders überrascht.
Die aufkeimende Unruhe erstarb, als Superintendent Whittington vortrat und das Wort ergriff.
„Es handelt sich hier um reine Routine. Bitte erschweren Sie die Tätigkeit meiner Leute nicht. Ich darf Sie daran erinnern, dass Sie alle eine Sondereinheit der Metropolitan Police von London bilden, daher erwarte ich von Ihnen volle Kooperation.“ Leise murrend kamen die Beefeater seiner Aufforderung nach.
Um Nachfragen seiner Kollegen aus dem Weg zu gehen, die wussten, dass er mit Julia Feldmanns Eltern im Polizeipräsidium gewesen war, stahl John sich gleich danach hinaus und unternahm einen langen Spaziergang. Aber auch die kalte Luft brachte keine Klarheit in seine Gedanken.
Am nächsten Morgen stand er besonders früh auf, um vor Dienstbeginn bei Chief Mullins Bericht zu erstatten. Als dieser ihm jedoch bereits im Innenhof des Towers im Laufschritt entgegen kam, war ihm klar, dass etwas passiert war. Die Nachricht, die sein Kommandant brachte, schlug in der gesamten Towergemeinschaft wie eine Bombe ein: Im Morgengrauen war die Polizei angerückt und hatte einen der ihren verhaftet.
„Ruhe, Leute!“ Chief Mullins hob beschwörend die Hände, um die vor ihm versammelten Männer und Frauen zum Schweigen zu bringen. „Setzt euch, und dann werde ich euch das wenige, das ich weiß, mitteilen.“
Er wartete, bis alle Platz genommen hatten und es im Raum mucksmäuschenstill war.
„Heute um sechs Uhr morgens erschien Superintendent Whittington von der Metropolitan Police mit einem Haftbefehl am Byward Tower, begleitet von mehreren Uniformierten. Die zuständige Wache informierte mich unverzüglich. Selbstverständlich – wenn auch zu unserem Leidwesen – mussten wir der Polizei Einlass gewähren.“ Mullins verstummte für einen Moment. Sichtlich erschüttert fuhr er dann fort.
„Ich mache es kurz. Sie haben unseren Ravenmaster George Campbell festgenommen. Er wird des Mordes an der Studentin Julia Feldmann angeklagt.“
Während in diesem Moment rings um John ein Pandämonium ausbrach, wirbelten in seinem Kopf unzählige Bilder durcheinander. Die dunkle Beefeater-Gestalt, die nachts durch die Water Lane davon eilte. Marcia, die ihm mit hektischen roten Flecken im Gesicht erzählte, George sei seit dem Mord nicht er selbst. George, der mit abweisendem Gesichtausdruck neben ihm im Auto saß. George, der mit einem Bündel Geldnoten in der Bank verschwand. Verzweifelt schüttelte John den Kopf.
Nein. Der Mann, den er in den letzten Monaten kennengelernt hatte, der ihm so viel über seine geliebten Raben beigebracht hatte, mit dem er gelacht hatte, der eine Art väterlicher Freund für ihn geworden war – er konnte es nicht glauben, dass dieser Mann ein junges Mädchen getötet haben sollte. Abrupt stand John auf. Er musste hinaus, brauchte frische Luft. Als er sich durch seine Kollegen drängte, wurde er jedoch jäh aufgehalten.
Chief Mullins packte ihn am Arm und rief ihm im Durcheinander ins Ohr, „Einen Moment, Mackenzie. Gehen wir hier herein.“ Er zog John in einen Nebenraum.
„Sie glauben auch nicht, dass er es getan hat, nicht wahr?“ John schüttelte stumm den Kopf. Mullins fuhr sich müde durch seinen Schopf.
„Wir müssen jetzt alles tun, um George beizustehen. Ich habe bereits Sir Fitzgerald Walters kontaktiert. Er ist ein angesehener Anwalt, mit dem ich seit langem bekannt bin und dem ich voll vertraue. Bonnie kümmert sich einstweilen um Marcia. In dieser Situation können wir sie nicht allein lassen, befürchte ich. Ich selbst werde gleich zum New Scotland Yard fahren. Vielleicht kann ich erreichen, dass diese Geier mich mit George sprechen lassen. Nun brauche ich hier jemanden, der die Raben versorgt. Da Sie sich ja einiges Wissen über die Tiere angeeignet haben, möchte ich Sie darum bitten.“
John schluckte. „Sir, ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen, aber ich bin mir nicht sicher…“ Weiter kam er nicht.
„Papperlapapp. Sie machen das schon, Mackenzie. George hatte ohnehin vor, Sie in naher Zukunft zu seinem neuen Assistenten zu machen.“ Er zog einen Schlüsselbund aus der Tasche.
„Hier, ich gebe Ihnen einstweilen meinen Schlüssel zum Rabenhaus. Also los, die Tiere warten sicher schon auf ihre Morgenfütterung.“ Damit schob der Kommandant John sanft, aber energisch hinaus und schritt eilig davon.
John, der keine Ahnung von den Plänen des Ravenmasters gehabt hatte, sah ihm einen Moment verblüfft nach. Da er wusste, wie viel die Vögel George Campbell bedeuteten, rührte dieser Vertrauensbeweis ihn sehr.
Als er sich dem Rabenhaus näherte, empfing ihn lautes Gekrächze. Die Raben waren daran gewöhnt, bei der ersten Morgendämmerung aus ihrer Voliere nach draußen gelassen und gefüttert zu werden. Er schickte sich an, die Holztür zum Haus der Raben zu öffnen und erstarrte: Von drinnen hörte er, wie der Kühlschrank, in dem das frische Fleisch gelagert wurde, geöffnet wurde. Wer machte sich dort drinnen im Halbdunkel zu schaffen?
Mit klopfendem Herzen schob er die Tür auf und tastete nach dem Lichtschalter. Ungläubig suchte er mit den Augen den kleinen, hell erleuchteten Raum ab. Es war niemand zu sehen. Da hörte er das Geräusch wieder. Mit einem Mal wurde ihm klar, woher der Laut kam und er lachte verlegen auf.
„Gworran, du kleines Monster! Da habe ich mich schön von dir ins Bockshorn jagen lassen.“ Der junge Rabe legte den Kopf schief und sah ihn erwartungsvoll an. John griff nach dem Schlüssel für das Vorhängeschloss der Voliere und ging wieder hinaus. Er sperrte auf und zog die mit Drahtgeflecht überzogene Tür auf, durch die die Vögel hinaus konnten.
Bran, das ranghöchste Tier der Gruppe, schritt auf die Wiese vor der Voliere. Das große Männchen war nach einer keltischen Gottheit benannt und benahm sich auch so. Hinter ihm kamen die anderen Raben zögerlich heraus. Scheinbar unentschlossen hockten sie dann vor ihrem Nachtquartier. John wusste, dass zwischen den Vögeln und ihrem Pfleger eine enge Bindung bestand. Sicher waren sie verwirrt, dass George nun nicht da war.
Dann wandte er sich entschlossen um. Er konnte ihnen ihren gewohnten Pfleger nicht ersetzen, aber zumindest konnte er etwas für ihre knurrenden Mägen tun.
Glücklicherweise führte der Ravenmaster detailreich Buch über jeden seiner Schützlinge. Dankbar nahm John den dicken Hefter vom Regal, der Georges Aufzeichnungen enthielt. Für jedes der Tiere wurde festgehalten, was und wieviel es zu fressen bekam, wann eine Impfung fällig war und wann die Flügel wieder gestutzt werden mussten.
John blätterte ein paar Seiten zurück und bemerkte erleichtert, dass das Stutzen der Flügel erst vor wenigen Wochen erfolgt war und daher erst wieder in rund zwei Monaten anstand. Da die Vögel diese Prozedur verständlicherweise hassten und ihren Unmut mit ihren scharfen Schnäbeln auch zum Ausdruck brachten, war hier großes Geschick nötig. John hoffte inständig, dass George bis dahin wieder seinen Platz als Ravenmaster würde einnehmen können.
Im Kühlschrank fand er genügend Fleisch für die nächsten beiden Tage. Jeden zweiten Tag bekamen die Vögel auch je ein gekochtes und kleingeschnittenes Ei, dazu noch spezielles Trockenfutter. Nachdem John die Näpfe der Vögel geschrubbt, unter dem zunehmendem Gekrächze der hungrigen Raben für jeden das Fressen hergerichtet, Wasser hingestellt und schließlich die Voliere gesäubert hatte, ließ er sich erschöpft auf einen Hocker fallen.
Nach Sonnenuntergang würde er die Tiere wieder in die Voliere hereinholen müssen, wo sie nach der Abendfütterung die Nacht verbrachten. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass er sich nun beeilen musste, um rechtzeitig die erste seiner heutigen Führungen zu beginnen.
Während des Tages fiel es John schwer, sich auf die Besucher des Towers und ihre Fragen zu konzentrieren. Während er in der Kapelle die Gräber der dort Bestatteten erläuterte, verlor er komplett den Faden, was ihm außerordentlich peinlich war. Er konnte dennoch nicht verhindern, dass seine Gedanken immer wieder zu George Campbell abschweiften.
Während er Besuchergruppen kreuz und quer durch den Tower führte, hielt er nach den Raben Ausschau, die tagsüber über das Gelände stolzierten.
Er hatte gerade eine Führung beendet, als Bonnie auf ihn zutrat.
„Oh, John, ist es nicht schrecklich? Ich verstehe nicht, wie die Polizei annehmen kann, unser Ravenmaster wäre ein Mörder.“
John nickte ernst. „Wie geht es Marcia?“
„Sie ist total zusammengebrochen. Erst tobte sie, schrie und schlug um sich. Sie hat mir richtig Angst gemacht. Dann, ganz plötzlich, ist sie in sich zusammengesunken. Sie saß nur noch ganz still da und starrte vor sich hin. Das war wirklich unheimlich. Ich wusste mir nicht mehr anders zu helfen, als den Arzt kommen zu lassen. Er hat ihr erst einmal ein Beruhigungsmittel gegeben und wir haben sie ins Bett gebracht. Später kommt er noch einmal. Er sagte, es wäre vielleicht besser, sie in eine Klinik zu bringen.“
„Ist jetzt jemand bei ihr?“
„Ja. Richard und sein Wahlkampfmanager sind da. Mr. Owen sagte, ich sollte mir etwas zu essen holen, sie hätten die Lage im Griff. Ich bin gerade auf dem Weg in die Cafeteria. Kommen Sie mit?“
John sah auf die Uhr. Er hatte zwanzig Minuten bis zur nächsten Führung. „Ja, gerne. Ein kleine Stärkung kommt jetzt wie gerufen.“ Kurze Zeit später saßen beide vor Tellern mit Eintopf.
„Ich finde es ein wenig merkwürdig, dass Richard in dieser … Krise … mit seinem Wahlkampfmanager hier auftaucht.“, meinte John nachdenklich. Bonnie verzog spöttisch das Gesicht.
„Pff, Wahlkampfmanager. Mir kommt er schon eher wie ein Babysitter vor. Genau so jemanden braucht Richard auch, denke ich. Ohne ihn wäre er in dieser Situation bestimmt hilflos. Außerdem habe ich den Verdacht…“
Bonnie verstummte und rührte geistesabwesend in ihrem Teller herum. John sah sie abwartend an.
„Naja, das hört sich jetzt wahrscheinlich boshaft an… Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass Richard sich in erster Linie Sorgen um seinen Wahlerfolg macht. Als ob das Schlimmste an der Situation wäre, dass die Verhaftung seines Vaters ein schlechtes Licht auf ihn als aufstrebenden Politikstar werfen könnte.“ Bonnie schob ihren Teller von sich.
„Dieser Owen kündigte an, er müsste jetzt eine Reihe von Telefonaten mit unglaublich wichtigen Leuten führen – Schadensbegrenzung hat jetzt oberste Priorität, waren seine Worte.“, schloss sie, Verachtung in der Stimme, und stand dann auf.
Im Nachhinein wusste John nicht mehr, was er den Besuchern des Towers an diesem Nachmittag erzählt hatte. Nach Abschluss seiner letzten Führung eilte er schnurstracks zu Mullins´ Büro. Das Vorzimmer war leer. Durch die halb offene Tür konnte er den Chief am Fenster stehen sehen, wie er reglos in die hereinbrechende Dunkelheit starrte.
John klopfte leise an die Tür. Mullins drehte sich um.
„Kommen Sie rein.“ Schwer ließ er sich in seinen Sessel fallen und stützte den Kopf auf den Händen auf. John erschrak, wie ausgelaugt und mutlos sein sonst so energiegeladener Kommandant wirkte.
„Chief? Was ist los?“
Mullins schien nach Worten zu suchen. „Ich … weiß es nicht.“ Damit verfiel er wieder in Schweigen.
Johns Beunruhigung wuchs mit jedem Moment und er musste an sich halten, den Chief nicht bei den Schultern zu packen und zu schütteln.
„Sir – was ist im Yard passiert?“ Endlich schien Mullins sich aus seiner Erstarrung zu lösen. Er blickte John müde an.
„Mackenzie, leider sieht es so aus, als könnte unser Freund George doch diesen abscheulichen Mord begangen haben.“
John fuhr auf, doch Mullins brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. „Hören Sie zu. Als ich in den Yard kam, hieß es, der Superintendent wäre in einer wichtigen Lagebesprechung und daher unabkömmlich. George dürfte mit niemandem sprechen außer seinem Anwalt. Endlich traf Sir Fitzgerald ein und wurde von den Beamten zu George gebracht. Mir blieb nicht anderes übrig als zu warten. Ich sage Ihnen, das hätte mich fast verrückt gemacht. Das waren endlose Stunden.“
John konnte sich vorstellen, wie zermürbend die erzwungene Untätigkeit für Mullins gewesen war, der es gewohnt war, zuzupacken und das Kommando zu führen.
„Irgendwann viel später kam dann Sir Fitzgerald heraus. Er konnte mir sagen, warum George verhaftet worden war.“ Zum Zerreißen gespannt beugte sich John über den Schreibtisch.
„Das Opfer hatte einen Rucksack dabei. Auf einer Schnalle haben sie Georges Fingerabdrücke gefunden.“ Blitzartig tauchte vor Johns innerem Auge der offenstehende Verschluss von Julia Feldmanns Rucksack auf, den er am Mordabend gesehen hatte.
„Was sagt George dazu? Sicher hat ihn die Polizei mit diesem Indiz konfrontiert.“
Mullins seufzte tief auf.
„Er sagt keinen Ton. Sir Fitzgerald sagte, während der gesamten Vernehmung hätte George kein Wort geäußert. Letzten Endes hat er als Verdächtiger ja auch das Recht, die Aussage zu verweigern. Was mich aber viel mehr erschüttert, ist, dass er weder mit dem Anwalt noch mit mir reden wollte.“
Entgeistert sah John ihn an. Mullins nickte traurig.
„Sir Fitzgerald hatte nach langem Hin und Her erreicht, dass ich mit George sprechen dürfte. Dann wurde uns jedoch mitgeteilt, George habe eindeutig den Wunsch geäußert, in seine Zelle gebracht zu werden, ohne vorher noch mit jemandem zu reden.“ Mullins atmete tief durch.
„Nun werde ich das Gefühl nicht los, dass dieses Verhalten nicht zu einem Mann passt, der unschuldig im Gefängnis sitzt. Und ich frage mich, ob ich George tatsächlich so vollkommen falsch eingeschätzt habe. Mackenzie, was meinen Sie: Könnte unser Ravenmaster tatsächlich ein Mörder sein?“
John rang einen Moment mit sich und fasste dann einen Entschluss.
„Sir, ich glaube, ich muss Ihnen etwas sagen.“
In knappen Sätzen schilderte er seinem Kommandanten alles, was ihm seit dem Mordabend aufgefallen war. Auch wenn er sich bemüht hatte, die einzelnen Vorfälle als bedeutungslos abzutun, hatten sie sich immer wieder in seine Gedanken gedrängt. Er endete mit der Aussage Nigel Owens, dass George in der fraglichen Zeit den Gastraum des Clubs für kurze Zeit verlassen hatte.
„Sir, es tut mir leid. Meine Freundschaft zu George hat meinen Blick getrübt. Ich – wollte es einfach nicht sehen, dass er schuldig sein könnte.“ Er ließ den Kopf hängen.
Da hieb Chief Mullins plötzlich mit der Faust auf den Tisch.
„Einen Moment mal, Mackenzie. Was sagte Owen genau? In welchem Zeitraum war George allein an dem Abend?“
John kramte in seinem Gedächtnis. „Das war, gleich nachdem er die Besuchergruppe von der Schlüsselzeremonie zurückgebracht hatte – “ Schlagartig wurde ihm klar, worauf Mullins hinauswollte.
„Aber selbstverständlich! Wenn er mit den Besuchern nach dem Ende der Schlüsselzeremonie den Innenhof verlassen hat, war es bereits kurz nach zehn, als sie beim Club anlangten. Zu dem Zeitpunkt war das Mädchen bereits tot. Selbst wenn George nicht auf die Toilette ging, sondern tatsächlich hinaus in die Water Lane, kann er sie nicht getötet haben.“
Dann jedoch erlosch sein Lächeln. „Es sei denn, er hat die Politikertruppe während der Zeremonie verlassen und hat sich unbemerkt in die Water Lane hinausgestohlen.“
Ernüchtert sahen die Männer sich an.
„Das wird die Polizei herausfinden, wenn sie die Herren befragt. Dann gehen wir noch einmal durch, was Ihnen sonst aufgefallen war: Sind Sie sicher, dass die Gestalt, die Sie im Dunkeln gesehen haben, George war?“
John zögerte. „Nicht hundertprozentig.“
„Aha. Dann sagten Sie, George wäre in den letzten Tagen abwesend und nicht er selbst gewesen. Aber wir wissen schließlich, dass der Erfolg von Richards Wahlkampagne für George und Marcia immens wichtig ist. Es könnte daher doch sein, dass er einfach in Sorge war, Richards Pläne würden nun durchkreuzt werden.“
„Das sagte mir George auch, aber ich denke nicht, dass das alles war, was ihm auf der Seele gelegen hat.“
„Hm. Schließlich das Geld. Dafür könnte es eine Menge Erklärungen geben. Von einem gewonnenen Preisausschreiben über eine Erbschaft bis hin zu der Möglichkeit, dass die Campbells gespartes Geld, das sie bisher zu Hause aufbewahrt hatten, nun doch besser auf der Bank aufgehoben sahen.“
„Chief, selbst wenn es für alles eine vernünftige Erklärung gibt: Es bleiben Georges Fingerabdrücke auf dem Rucksack.“
John hasste es, Mullins´ aufkeimende Hoffnung wieder zu zerstören. Der Kommandant raufte sich frustriert die Haare.
„Wenn wir nur mit George reden könnten!“ Entschlossen stand er auf.
„Wissen Sie was? Ich werde morgen noch mal in den Yard gehen und so lange dort bleiben, bis er zu einem Gespräch bereit ist. Vielleicht kann ihn Sir Fitzgerald ja doch dazu bewegen. Was könnten wir sonst noch tun, um ihm zu helfen?“ Auch John stand auf.
„Erst einmal werde ich die Raben hereinholen, es ist schon dunkel geworden. Danach könnte ich einen Schwatz mit unserem Barmann halten und ihn ein wenig über den Mordabend aushorchen. Vielleicht ist Sid ja irgendetwas aufgefallen, während er Richard und seine Gäste bewirtet hat.“
„Glänzende Idee, Mackenzie. Und ich werde mir die erste Halbzeit des heutigen Fußballspiels im Schulungsraum ansehen. Dabei kann ich die Männer nach dem Fußballabend letzte Woche befragen, auch wenn ich nicht glaube, dass ich etwas Nützliches herausfinden kann.“
Sie trennten sich und John ging eilig über den Hof zur Voliere.