Kapitel 21

Als Farkas nach dem Dinner mit Meshoram Enron und Jolanda Bermudez allein in seinem Hotelzimmer war, wanderte er eine Viertelstunde lang von Ecke zu Ecke und arrangierte im Geist die Puzzlestücke, warf sie wieder auseinander und arrangierte sie immer wieder neu. Dann platzierte er mit Scrambler eine Verbindung zu Emilio Olmo.

»Ich hab ein bisschen rumgeschnüffelt«, berichtete er dem Offizier der Guardia Civil. »Ich schnappe hier und da ein leises Düftchen von einer Konspiration auf.«

»Wirklich? Ich auch.«

»Oh?«

»Sag du zuerst. Was weißt du, Victor?«

»Über diese südkalifornische Gruppe, über die du Gerede gehört hast? Es gibt sie wirklich. Oder, lass es mich genauer sagen, zumindest habe ich aus einer völlig neuen Richtung über sie gehört.«

»Zuverlässige Quelle?«

»Einigermaßen. Der Freund eines Freundes. Jemand, der sehr gute Verbindungen im Informationstransfer hat.«

»Ah«, sagte Olmo. »Also zieht die Geschichte weiter. Höchst interessant. Was kannst du mir sonst noch sagen, Victor?«

»Sonst eigentlich nichts.« Farkas sah noch keine Notwendigkeit, Olmo Einzelheiten über die Beteiligung Israels an dem Komplott gegen den Generalissimo mitzuteilen. Es wäre auch verfrüht gewesen. Ihm war klar, dass Enron einen ganz bestimmten Vorschlag zu unterbreiten hatte, und das wollte er zuerst hören, ehe er Olmo ins Bild setzte. Wenn er dies überhaupt tat. Da war immer noch die Option, den Mann von der Guardia Civil völlig draußen zu lassen, wenn sich der israelische Aspekt als vielversprechend herausstellen sollte. Es konnten sich für ihn bessere Aufstiegschancen ergeben, wenn er den Staatsstreich ungehindert erfolgen ließ, als wenn er Olmo half, ihn zu ersticken. Vielleicht ließ sich ja Olmo in ganz anderer Weise benutzen denn als Polizeichef des Generalissimo Callaghan. Der Plan von Kyocera, ihn zu Don Eduardos Nachfolger zu machen, wenn er endlich starb, würde Olmo bewegen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Aber Farkas war nicht sicher, welche Partei er sausen lassen wollte, und darum war es zum jetzigen Zeitpunkt angebracht, Olmo gegenüber nur vage Äußerungen zu machen. »Wie ich sagte, es war Infomaterial von einer Drittperson. Ich dachte mir aber, es würde dich interessieren, dass über das Projekt an verschiedenen Orten geredet wird.«

»Stimmt. Aber tatsächlich bin ich dir da einen Sprung voraus. Diese Kalifornier und ihre Pläne sind nicht nur Realität, sondern einige von ihnen statteten sogar vor kurzem hier einen Besuch ab, um die Lage zu sondieren.«

»Das weißt du mit Sicherheit?«

»Info aus dritter Hand, genau wie bei dir«, sagte Olmo. »Ich habe sie selbst nicht gesehen. Aber wir wissen, dass sie hier waren. Wir versuchen, ihnen auf die Spur zu kommen, aber da gibt es einige Schwierigkeiten. Möglich, dass sie bereits wieder auf die Erde zurückgeflogen sind. In dem Fall werden wir für sie bereit sein, wenn sie zurückkommen.«

»Ja, also«, sagte Farkas. »Du bist mir voraus, stimmt. Tut mir leid, dass ich deine Zeit in Anspruch genommen habe, Emilio.«

»Es ist mir stets eine Freude, wenn ich etwas von dir höre, Victor.«

»Ich rufe dich wieder an, wenn ich etwas Genaueres herausbekomme.«

»Ja, mach das, bitte.«


Vielleicht war es jetzt an der Zeit, New Kyoto anzurufen und die Sache auf eine höhere Ebene zu heben. Farkas überdachte das, entschied sich aber dagegen. Vorläufig. Wenn man selbst nicht das Glück hatte, Japaner zu sein, konnte man nur in höhere Ränge aufsteigen, wenn man in Situationen Initiative zeigte, die Kühnheit und Entscheidungsfähigkeit verlangten, um dann, wenn alles gut lief, die hervorragenden Ergebnisse zu präsentieren, die man erreicht hatte.

Farkas schlief darüber. Als er wieder aufwachte, lagen die Muster deutlicher vor seinem Geist. Bevor er zum Frühstück ausging, rief er das Hotel an, in dem Jolanda ein Zimmer mit Enron hatte.

Auf dem Visor erschien die dunkle glasartige Figur Meshoram Enrons.

»Jolanda ist nicht da«, sagte er etwas zu hastig, ohne sich zu bemühen, den feindseligen Ton seiner Stimme zu unterdrücken. »Sie ist drunten im Fitness Center.«

»Ausgezeichnet. Ich wollte sowieso mit dir sprechen.«

»Ja? Und?«

»Wir müssen uns noch mal kurz treffen. Gestern Abend ist einiges ungesagt geblieben. Ich möchte da noch mal anknüpfen.«

Enron schien zu überlegen. Aber seine Glasfassade blieb unverändert. Farkas gewann kein deutliches Bild von den Gedankenabläufen im Kopf des Israelis. Enron schirmte sich zu gut ab. Er konnte unmöglich nur anhand des Bildes im Visor irgendwelche Schwankungen in Enrons Bild lesen. Um diese Nuancen aufzufangen, brauchte er unbedingt den direkten Kontakt mit ihm.

Nach einer Weile sagte Enron: »Wir haben vor, heute Abend, vielleicht morgen mit dem ersten Shuttle zur Erde zurückzufliegen.«

»Aber dann bleibt uns ja noch genügend Zeit, uns zu treffen, oder?«

»Es ist was Wichtiges?«

»Sehr.«

»Hängt es irgendwie mit Jolanda zusammen?«

»Nicht im geringsten. Sie ist eine prachtvolle Frau, aber wir zwei haben wesentlichere Dinge zu besprechen, als wer mit wem ins Bett steigt, oder nicht?«

Und diesmal bemerkte Farkas eine deutliche Aufhellung des Enronbildes, ein unübersehbares stärkeres Leuchten.

»Wo treffen wir uns?«, fragte Enron.

»Einem Ort namens Mirador, Speiche D.« Farkas wählte den Platz auf gut Glück. »Im Café La Paloma, direkt an der Plaza in der Mitte, in fünfundvierzig Minuten.«

»Geht's nicht früher?«

»Gut, also in einer halben Stunde.«

Als er ankam, wartete Enron bereits auf ihn. Es war fünf Minuten vor der vereinbarten Zeit. Um diese Stunde war es ruhig auf der Plaza, bei weitem stiller als an dem Tag, an dem er dort mit Juanito Dr. Wu Fang-shui gesucht hatte. Enron saß an einem der vorderen Tische, reglos wie eine Statue, und zeigte keinerlei Anzeichen von Unruhe. Doch er war angespannt wie eine aufgezogene Sprungfeder. Farkas sah das auf dreißig Schritt Entfernung schon.

Er setzte sich ihm gegenüber und sagte sofort: »Dieses kalifornische Projekt, hier die Regierung zu stürzen. Du hast das gestern Abend erwähnt.«

Enron antwortete nichts.

»Eine gemeinsame Aktion wäre die beste Lösung bei so etwas, sagtest du. Eine Megafirma und ein reiches Land, die die nötigen Mittel je zur Hälfte aufbringen.«

»Komm zum Punkt«, sagte Enron. »Du brauchst mich nicht an das zu erinnern, was ich gesagt habe.«

»Also schön. Der Punkt ist der: Hast du damit ein Angebot gemacht? Seid ihr bereit, die Sache in einem Joined Venture zu machen?«

Und nun beugte Enron sich hellwach und gespannt vor. Sein Atemrhythmus hatte sich verändert. Farkas wusste, er hatte ins Schwarze getroffen.

»Möglicherweise«, sagte Farkas. »Und ihr?«

»Sehr wahrscheinlich.«

»Welchen Rang hast du, Farkas?«

»Neun.«

»Das ist nicht hoch genug, eine so große Sache zu autorisieren.«

»Aber hoch genug, um sie in die Wege zu leiten.«

»Ja. Ja, vermutlich. Und du hast selbstverständlich die Befugnis, so weit zu gehen, wie du es bereits getan hast.«

»Selbstverständlich«, sagte Farkas ohne Zögern.

»Ich muss zurück auf die Erde und dort mit einigen Leuten sprechen«, sagte Enron. »Es geht nicht um Autorisation, es geht um Informationen. Ich muss da noch mehr wissen. Danach können wir uns wieder zusammensetzen und vielleicht ein Geschäft abschließen. Aber ich sage dir eines, Farkas, aus genau dem Grund bin ich hierher gekommen.«

»Ausgezeichnet«, sagte Farkas. »Wir operieren auf konvergenten Linien. Das gefällt mir. Wir werden uns bald weiter unterhalten.«

»Sehr bald, ja.«

Die Unterredung war zu Ende, doch beide rührten sich nicht vom Tisch. Enron wirkte noch immer sehr angespannt, eigentlich vielleicht sogar noch mehr als zuvor. Die Pause währte gerade lang genug, um das Thema zu wechseln.

Schließlich sagte Enron: »Jolanda ist ehrlich von dir fasziniert, weißt du. Passiert dir das häufig, dass die Frauen so auf dich abfahren?«

»Oft genug.«

»Ich dachte, bei deinen Augen und überhaupt …«

»Ganz im Gegenteil. Viele finden das attraktiv. Du bist doch nicht verärgert?«

»Ein bisschen schon, gebe ich zu. Verdammt, ich bin ein normaler konkurrenzfähiger Mann. Aber nein, nein eigentlich stört es mich nicht wirklich. Schließlich ist sie ja nicht mein Besitz. Außerdem habe ich sie ursprünglich ja gebeten, sich an dich ranzumachen. Deine Aufmerksamkeit zu erregen, damit ich mit dir in Kontakt kommen konnte.«

»Dann bin ich dir zu Dank verpflichtet. Ich habe gar nichts dagegen, geangelt zu werden, wenn es solch ein prächtiger Köder ist.«

»Ich habe nur einfach nicht gedacht, dass sie dermaßen begeistert an die Sache rangehen würde, weiter nichts.«

»Mir kommt sie wie eine Frau vor, die sehr schnell in Begeisterung gerät«, sagte Farkas. Die Gesprächsrichtung wurde ihm unangenehm. Aber vielleicht lag das ja in der Absicht des Israeli. Er stand auf. »Ich warte begierig darauf, bald wieder von dir zu hören«, sagte er.


Jolanda war im Hotelzimmer, als er eintrat. Er hatte ihr eine Nachricht hinterlassen, dass er einen unerwarteten Anruf von Farkas erhalten habe und sich mit ihm in einer anderen Speiche treffen wolle.

»Was wollte er denn?«, fragte sie Enron. »Oder ist das alles wieder so geheimes Agentenzeug, das ich nicht hören darf?«

»Du weißt bereits 'ne Menge. Also kannst du ruhig noch ein bisschen mehr erfahren. Er hat mich aufgefordert, mit Kyocera gemeinsame Sache bei dem Coup zu machen.«

»Er hat dich aufgefordert? Persönlich?«

»Du weißt, was ich meine. Israel natürlich. Er rückte gleich direkt damit raus und fragte, ob wir bereit wären, auf Fifty-Fifty-Basis mitzumachen.«

»Und was hast du ihm gesagt?«

»Dass wir interessiert sind, natürlich. Um das zu arrangieren, bin ich ja überhaupt hierhergeflogen. Vorher, sagte ich ihm, muss ich aber erst noch einmal auf die Erde zurück und weitere Informationen sammeln. Er dürfte annehmen, dass ich damit die Bestätigung meiner Regierung meine, mit der sie ihr Interesse signalisiert. Tatsächlich aber muss ich mit deinem Davidov sprechen. Ich muss wissen, was für Absprachen er mit Farkas getroffen hat, ehe ich mit der Sache nach Jerusalem gehe.«

»Dafür brauchst du nicht auf die Erde zurückfliegen«, sagte Jolanda. »Ich bekam heute morgen ebenfalls einen überraschenden Anruf.«

»Was? Von wem?«

»Er ist immer noch hier.« Sie plusterte sich regelrecht ungeheuer selbstgefällig vor ihm auf. »Davidov. Er hat gesagt, er hat uns gestern gesehen, beim Dinner mit Farkas in Cajamarca.«

»Er hat uns gesehen?«, stammelte Enron völlig verblüfft. »Er war dort? Nein, unmöglich! Er ist weg, zurück auf die Erde.«

»Er ist hier, Marty. Er hat es mir gesagt. Ich habe vor 'ner halben Stunde mit ihm gesprochen. Es war sein Gesicht auf dem Visor. Auf seine Art fast ebenso unverkennbar wie das von Farkas. Ich sagte ihm, dass du ihn treffen willst, und er sagte, fein, du könntest ihn auf einer der Farmen in Speiche A treffen. Ich hab mir die Koordinaten notiert.«

»Aber er ist weg!«, sagte Enron. »Kluge hat es mir geschworen. Die ganzen Namen, die Hotelwechsel, und dann war er mit seinen Freunden in dem Shuttle zur Erde.«

»Vielleicht hat Kluge dich angelogen. Das solltest du in Betracht ziehen.«

Enron schlug sich zornig mit der flachen Hand auf die Stirn. »Ja. Sollte ich wohl. Kluge hat nach Davidov gesucht und ihn nicht gefunden, und dann hat er uns diese Märchen über sein Auftauchen und Verschwinden aufgebunden. Weshalb war es so schwer, Davidov aufzuspüren? Weshalb war er diesem angeblich so smarten und vertrauenswürdigen Kurier immer um eine Nasenlänge voraus? Entweder hat Kluge mich belogen, oder Davidov ist ein Zauberer und kann sich vor den ganzen Scannereinrichtungen, die es hier im Habitat gibt, unsichtbar machen. Gib mir seine Nummer, schnell!«

Davidov zu erreichen, war ein Kinderspiel. Enron wählte, und eine Minute später war er auf dem Visor: Stiernacken, farblose Haare, das screengefleckte Gesicht, die Eisaugen.

»Nett von dir zu hören«, sagte Davidov. Die Stimme war hell und weich, eine sanfte kalifornische Stimme, die ganz und gar nicht zu dem groben massigen slawischen Gesicht passte. »Jeder Freund von Jolanda ist mein Freund.«

»Ich würde mich gern direkt persönlich mit dir unterhalten«, sagte Enron.

»Na, dann komm doch einfach rüber«, sagte Davidov freundlich.

Mit Jolanda im Schlepp fuhr Enron zur Nabe und zurück zu Speiche A in eine der Agrarzonen, wo alles grün war und von Feuchtigkeit schimmerte, ein Land von Milch und Honig. Sie kamen an Weizenfarmen vorbei, Melonenplantagen, Reis- und Maisfeldern. Enron sah Bananengärten mit dicken schweren gelben Fruchtständen und Palmenhaine und einen Garten mit Zitrusfrüchten. Er fühlte sich sehr an die üppigen, das ganze Jahr über fruchtbaren Gärten und die reichen Regenfälle am östlichen Mittelmeer erinnert. Aber hier war alles künstlich, überlegte er. Die Bäume wuchsen auf Styroschaum, Vermiculit, Sand, Kies. Beachtlich. Enorm beachtlich.

Die von Davidov angegebenen Koordinaten führten sie zu einer Kaninchenfarm. In Alfalfafeldern huschten Scharen der pelzigen Tiere herum, graue, braune und weiße und alle möglichen buntgescheckten. Direkt mitten unter ihnen stand Davidov vor dem Haus und sprach mit einem schlanken Mann mit Brille und in Arbeitskleidung.

Davidov war ein Riese, ein Berg von einem Mann, fast so breit wie hoch. Seine Augen waren kalt und wild, aber sein Betragen war, wie Jolanda gesagt hatte, zuvorkommend, zumindest oberflächlich. Und Enron begriff, dass bei Davidov diese Höflichkeit ganz und gar gespielt war.

Er begrüßte Jolanda mit einer Umarmung, die ihren massigen Körper ganz umfing, presste sie an sich und hob sie sogar ein Stück in die Höhe.

Dann packte er Enrons Hand mit einem Griff, der seine Mannesstärke prüfen sollte. Enron wusste, wie dem zu begegnen war. Er ließ seine Finger schlaff werden, während Davidov ihm die Knochen zerquetschte, dann erwiderte er den Griff mit gleicher Stärke. Man musste kein Riese sein, um einen entsprechenden Händedruck zu bewerkstelligen.

Davidov stellte den Mann mit der Brille vor. Avery Jones, sagte er. Der Manager der Farm. Mit weit ausholender Geste beschrieb er die Größe der Farm, schwang seinen Keulenarm von einer Seite zur anderen. Gewiss, in Valparaiso Nuevo waren das keine gewaltigen Entfernungen. »Ist das nicht sagenhaft? Hier steckst du bis zum Hintern in Kaninchen. Und sie haben tausend Arten, die Biester zuzubereiten.« Die starren Slawenaugen richteten sich scharf auf Enron. »Komm mit rein und lass uns reden. Aus Israel bist du? Ich kannte mal eine Frau von da, aus Beersheba. Aviva hieß sie. Die konnte dich ganz schön fertigmachen, Mann, aber sie war auch höllisch gescheit. Aviva aus Beersheba. Wo in Israel kommst du her, Marty?«

»Aus Haifa.«

»Und du schreibst für eine Zeitschrift?«

»Gehen wir doch rein«, sagte Enron.

Der Kaninchenzucht-Manager entfernte sich taktvoll. Im Haus lehnte Enron das angebotene Bier ab und sagte rasch: »Könnten wir auf das gesellschaftliche Vorspiel verzichten? Ich bin ein offizieller Vertreter des Staates Israel und habe einen recht hohen Rang. Ich habe Kenntnis von dem Plan, den du ausführen willst.«

»Das habe ich mir gedacht.«

»Meine Regierung bringt diesem Plan großes Interesse entgegen.«

Davidov wartete.

Enron sprach weiter: »Wir sind effektiv bereit, diese Aktivitäten finanziell zu unterstützen. Mit einer beträchtlichen Finanzinvestition, möchte ich hinzufügen. Soll ich weitersprechen, oder interessiert es dich nicht, noch einen weiteren externen Investor hinzuzuziehen?«

»Einen weiteren Investor?«, fragte Davidov. »Wer soll denn der erste sein?«

Enron warf Jolanda einen beunruhigten Blick zu. Jolanda schien zu lächeln.

»Mir ist bekannt«, sagte er sehr langsam und bestimmt, »dass die Kyocera Merck Corporation bereits einen beachtlichen Beitrag zu dieser Operation geleistet hat.«

»Das ist dir bekannt? Mir nicht.«

Ein wenig aus der Fassung gebracht sagte Enron: »Ich habe darüber mit einem hochrangigen Vertreter von Kyocera Merck gesprochen, der mir versicherte …«

»Ja. Ich habe euch beide gesehen. Wenn er dir was von irgendwelchen Absprachen zwischen seiner Firma und uns gesagt hat, dann lügt er.«

»Ach, wirklich?«, sagte Enron. Es war ziemlich verwirrend. Er atmete tief durch und schaukelte sacht auf den Fußballen, um die Fassung wiederzugewinnen. »Also gibt es keine Kyocera Merck Connexion mit …?«

»Keine. Zero. Nix! Kyocera ist nicht drin. War's nie.«

»Aha«, sagte Enron. Jolanda grinste jetzt unübersehbar von einem Ohr zum anderen.

Aber er war der Situation gewachsen. Im ersten Moment der Verblüfftheit war ihm bruchstückhaft sein Gespräch mit Farkas am Morgen in den Sinn geschossen, und einen Augenblick lang war ihm, als treibe er schwimmend auf eine Stromschnelle zu, doch es gelang ihm rasch, aus dem Chaos Ordnung zu schaffen.

Er begriff, dass er die falschen Schlüsse gezogen hatte. Aber das hatte Farkas ebenfalls getan.

Sie hatten sich am Morgen gegenseitig unabsichtlich ausgetrickst. Der Ungar hatte Enron ganz und gar nicht ein Stück von dem Geschäft angeboten. Aus irgendeinem Grund glaubte Farkas offenbar, dass Israel bereits den Deal kontrolliere, und versuchte nur, für Kyocera Merck einen Brocken dabei herauszuholen. Auf einmal stand alles auf dem Kopf. Aber dies bot gewisse Möglichkeiten, dachte er.

Ruhig sagte er: »Dann sag mir doch eins. Bist du überhaupt an einer Finanzierung von außen interessiert?«

»Aber ganz stark.«

»Gut. Ich bin in der Lage, sie dir zu bieten.«

»Israelisches Geld?«

»Die Hälfte. Die andere von Kyocera Merck.«

»Du kannst Kyocera da mit reinbringen?«, fragte Davidov.

Es war, als stünde er vor einer tiefen Schlucht. Und Enron sprang unbekümmert hinüber.

»Absolut«, sagte er.

»Setz dich«, sagte Davidov. »Trinken wir ein Bier und reden wir etwas ausführlicher darüber. Und dann werden wir vielleicht auf die Erde zurück und dort weiter verhandeln müssen.«

Загрузка...